Jan 072012
 
Professorinnen im Portrait – Austellung an der Uni Bremen

 Fotografin Julia Baier und Laudatorin Kathrin Heinz 

 

Bilder mit Texten aus dem Bildband zur Ausstellung

Hannelore Schwedes

„Menschliche Freiheit ist kein Zustand,
sondern eine Aufgabe, die es im Leben zu lösen gilt…“

Peter Bieri

Was gefällt mir gut an der Uni Bremen?

Das ist für mich schwierig zu beantworten, weil sich die Universität über die Jahre hinweg doch sehr verändert hat. Am Anfang war es das Gründungskonzept, die Aufbruchstimmung und der damit einhergehende Enthusiasmus, sich an einem Projekt zu beteiligen, das im Geiste des Politikwandels „Mehr Demokratie wagen“ die Erkenntnisse der Bildungsreform umsetzen sollte. Es gab die Drittelparität: In allen Gremien hatten Professorinnen und Professoren, Mitarbeitende und Studierende jeweils ein Drittel Stimmengewicht – die professorale Mehrheit wurde erst im Laufe der Zeit etabliert. Und die Studierenden engagierten sich nicht nur politisch, sondern auch im Projektstudium. Die Mitglieder der Universität empfanden sich als eine soziale Gemeinschaft über alle Statusgruppen hinweg. Es gab gemeinsame Feiern und Unternehmungen, zum Beispiel jedes Jahr mindestens eine Bosseltour.

In der Didaktik der Physik gab es bis 2001 drei Professorenstellen. Wir verstanden uns mit unseren Doktorandinnen und Doktoranden und Examenskandidaten als eine Arbeitsgruppe und hatten so untereinander reichlich wissenschaftlichen und auch privaten Austausch. Ich hatte bis zum Ende gute Arbeitsbedingungen sowie „akademische Freiheit“. Noch immer gefällt mir, dass die Uni im Großen und Ganzen trotz Bürokratisierung und Hierarchisierung eine liberale Hochschule ist, die Raum für Eigeninitiative und ihre Umsetzung lässt und sie in vielen Fällen sogar unterstützt. In dieser Beziehung hatte insbesondere das Rektorat eine Vorbildfunktion.

Was hat mich motiviert, Professorin zu werden, und wie habe ich es geschafft, eine zu werden?

Mein   ursprüngliches   berufliches  Ziel  war  eine dauerhafte Mittelbaustelle an einer Universität. Als ich aber erfuhr, dass an der Universität Bremen eine Professur für die Didaktik der Physik mit dem Schwerpunkt Primarstufe geplant war, dachte ich, das ist meine Stelle, vor allem auch, weil mich das Konzept dieser Universität faszinierte. Bremen war meine erste Bewerbung an einer Universität. Ich kam ohne gute Ratschläge, wie ich mich präsentieren sollte. Ich denke, ich war ich selbst und glaubhaft in meinen Aussagen: Ich konnte die Berufungskommission bei der Anhörung davon überzeugen, dass mein wissenschaftliches Profil perfekt die Anforderungen der Ausschreibung erfüllte. Ich hatte an der Frankfurter Universität zwei Projekte durchgeführt, die mich als Wissenschaftlerin für „Physik in der Primarstufe“ auswiesen. Außerdem war ich durch wissenschaftliche Beiträge in der Gesellschaft für die Didaktik der Physik sowie im Institut für die Didaktik der Naturwissenschaften Kiel bekannt. Dazu kam, dass es damals nicht sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gab, die sich in der Physikdidaktik der Primarstufe ausweisen konnten.

 

Ich hatte immer viel Freude an der Arbeit mit den Studierenden. Ich setzte mich dafür ein, die Lehramtstudierenden vom offenen Unterricht zu überzeugen und entsprechend auszubilden. Offener Unterricht heißt für mich: für die Schülerinnen und Schüler einen Freiraum und ein Lernangebot zu schaffen, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, ihren eigenen Lernwegen und Lernbedürfnissen zu folgen. Ich machte die Studierenden mit dem englischen Curriculum Science 5/13 bekannt, das in hervorragender Weise aufzeigt, wie naturwissenschaftlicher Unterricht offen gestaltet werden kann. Ich leitete sie an, in ihren Unterrichtspraktika Lehrplanthemen in entsprechend offener Weise umzusetzen.

 


Hannelore Schwedes  und Sohn Kai Schwedes 

Was hat mich motiviert, zusätzlich eine Führungsrolle an der Uni Bremen zu übernehmen?

Ich habe nie gerne allein gearbeitet und bevorzugte Teamarbeit. Ich war oft tragendes Mitglied in Gremien, in vielen Berufungskommissionen und in Projekten zur Verbesserung des Lehramtsstudiums. Deshalb hatte ich eine Führungsposition im Grunde nicht vor Augen. Ich wurde dann aber gefragt, ob ich Konrektorin werden wollte. Ob ich das machen soll, habe ich lange überlegt. Dann dachte ich, das kannst du ja mal probieren. In den zwei Jahren als Konrektorin lernte ich dann unglaublich viel über die Abläufe in der Verwaltung an der Uni und deren Handhabung kennen. Aber darüber hinaus wandelte sich auch mein Blick auf die Universität. Ich sehe in ihr jetzt eher einen fein austarierten Organismus, der der Steuerung bedarf, aber nicht mehr sehr wandlungsfähig ist. Nach meinem Empfinden kann man kurzfristig, innerhalb von zwei Jahren, in dieser Position nicht viel bewegen. Für mich war es ein Experiment. Das war Uni von der anderen Seite. Ich bin in dieser Zeit viel herumgekommen und möchte dies als Erfahrung auch nicht missen.

 

Was würde ich jungen Naturwissenschaftlerinnen mit auf den Weg geben?

Ich empfehle, sich eine gute Mentorin oder einen Mentor schon während der Promotion zu suchen, mit der oder dem sie gut arbeiten können und die oder der sie nicht für eigene Zwecke ausnutzt, sondern in den eigenen Zielen unterstützt und fördert. Eine Habilitation ist immer noch erstrebenswert.

Wichtig ist die eigene Vernetzung in der Community – Sie sollten Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen halten und auf gute Vortragsqualität achten, denn ein schlechter Vortrag bleibt beim Publikum lange hängen. Ein alternatives Ziel im Hinterkopf zu haben, verschafft Gelassenheit auf dem Weg der Qualifizierung.

 

Weitere Bilder von Unispitzen


links: Susanne K. Schmidt
„Wissenschaft ist schön, macht aber viel Arbeit.“
Mitte: Sabine Broeck
„Finde das, was dich interessiert und wo du deine intelluktuelle Neigier
und deine Kritik einbringen kannst. Und dann geh auf deinen Weg.

Helga Gallas
„Was nicht auf einen Widerspruch hinausläuft, ist unwahr.“

Ilse Helbrecht
„Folge Deiner Freude. Denn wo das Herz mitgeht, wird auch ein Tor sich öffnen.“

Heidi Schelhowe
„Ich habe Lust auf Erkenntnis, Freude am Gestalten,
Interesse an Menschen und ihre Entwicklung.“

 Kerstin Schill
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Ursula Pixa-Kettner gest. 2013
„Wissenschaft in der Behindertenpädagogik soll vor allem den
Betroffenen nützen und nicht nur denjenigen,
die damit ihr Einkommen sichern.“

Jasmin Karakaşoğlu
„Auf meinen wissenschaftlichen Erkenntnissen
aufbauend, möchte ich Gesellschft mitgestalten.“

Katrin Huhn
„Alles ist möglich, nichts ist sicher.“

Birgit Volmerg
„Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.“

Angelika Bunse-Gerstner
„Selbst in schwierigen Situationen immer wieder zusagen,  da beiße
ich mich jetzt durch, erfordert sehr viel Ausdauer und Entschlossenheit.“

links: Karin Gottschall
„Die Arbeit in der Wissenschaft sollte Erfahrungen aus anderen
Lebensbereichen nicht ignorieren, sondern integrieren.“
rechts: Elisabeth Lienert
„Ich habe mich immer für das Ganze verantwortlich gefühlt.“ 

Anne Levin
„Die Möglichkeit der Mitgestaltung in Forschung, Lehre und
Führung empfinde ich als eine gelungene Herausforderung“

Edda Wesslau
„Als Wissenschaftlerin sollte man authentisch bleiben
und agieren, dann wird man auch wahrgenommen.“

Carmelita Görg
„Ganz in Ruhe eine Hektik nach der anderen.“

Annelie Keil
„Ich bin eine Wissenschaftlerin, die zu den Menschen geht
und ihre Fragen aufnimmt. Das beseelt mein
Denken und ermutigt mein Handeln.“

Wiltrud Drechsel forschte von 1971 bis 2005 zu  Erziehungswissenschaft
mit Schwerpunkt Sozialgeschichte der Erziehung; sie war von
1989 bis 1991 Sprecherin des Fachbereiches 12. 

„Mir gefiel die Kopfarbeit an der Universität. Sie kam  meiner
Lust an methodisch kontrollierter Neugier entgegen.“

Anmerkungen zu den Bildern

Die Bilder Fotowände von Julia Baier sind mit der Canon EOS-1Ds Mark III aufgenommen worden. Die Bilder der Webseiten wurden von Christoph Gäbler mit der Olympus E-5 aufgenommen.