Mrz 012012
 

Prof. Schirrmacher: Während es in den meisten arabischen Landstriche bereits keine Juden mehr gibt, zeichnet sich für die viel zahlreicheren Christen der Region eine ähnliche Entwicklung ab.

Wie es in den meisten Landstrichen der arabischen Welt gar keine Juden mehr gibt, so droht das Gebiet auch zu einer christenfreien Zone zu werden. Davor warnt der Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn).

Die „Entchristlichung“ der arabischen Welt sei „die derzeit quantitativ schwerwiegendste Verletzung der Religionsfreiheit weltweit“ und habe in den letzten Jahren einen „dramatischen Höhepunkt“ erreicht, schreibt Schirrmacher. „Während die meisten arabischen Landstriche bereits frei von Juden sind, zeichnet sich für die viel zahlreicheren Christen der Region eine ähnliche Entwicklung ab.“

Die Umstürze in mehreren arabischen Ländern führten nicht automatisch dazu, dass religiöse Minderheiten besser behandelt würden. So unternehme die Übergangsregierung in Ägypten oft noch weniger, um islamistische Gewalt gegen Kirchen einzudämmen, als der zuvor herrschende Staatspräsident Husni Mubarak.

„De facto werden heute in Ägypten mehr Kirchen angezündet, mehr Christen getötet, mehr christliche Mädchen entführt und mit Muslimen zwangsverheiratet als in früheren Jahren“, so Schirrmacher.

Es sei ein Irrtum islamischer Länder zu meinen, dass zu große Religionsfreiheit Unruhe und Gewalt hervorbringe. Der Zwang zu einer einheitlichen Religion schaffe nicht Frieden und Ruhe im Land, sondern sorge für ständige Spannungen der Mehrheitsbevölkerung mit ethnischen, sozialen oder religiösen Minderheiten.

Aufgrund von Diskriminierungen durch radikale Muslime verlassen immer mehr Angehörige christlicher Minderheiten den Nahen und Mittleren Osten. Darüber wird auch im Jahrbuch zur Christenverfolgung „Märtyrer 2011“ informiert, das jetzt zum elften Mal als Dokumentation der Evangelischen Nachrichtenagentur idea erschienen ist.

Thomas Schirrmacher
Foto: Christliches MorgenmagazinLizenz:  CC BY 2.0Foto bearbeitet: Christoph Gäbler

Kauder: Muslime in Deutschland haben Verantwortung, in ihren Herkunftsländern für Religionsfreiheit zu werben

Zu den Autoren des idea-Jahrbuchs gehört der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, Volker Kauder. Nach seinen Worten beinhaltet die freie Religionsausübung auch die Freiheit, den eigenen Glauben weitergeben zu dürfen. „Unsere wertegeleitete Außenpolitik muss dafür eintreten, dass das friedliche Werben für die eigene Religion auch in der muslimischen Welt als Recht anerkannt wird“, schreibt der Politiker. Auch ein Religionswechsel müsse möglich sein.

Bei beiden Themen – dem Werben für den eigenen Glauben und dem Wechsel der Religion – erwartet Kauder einen Beitrag der in Deutschland lebenden Muslime: „Sie haben in unserem Land Religionsfreiheit kennen gelernt. Gerade weil sie in unserem Staat ihren Glauben frei leben können, haben sie eine Verantwortung, in ihren Herkunftsländern für Veränderungen zu werben.“

Christen sind größte Gruppe religiös Verfolgter

Nach Schätzungen des Hilfswerks Open Doors werden weltweit rund 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Sie bilden damit die größte Gruppe von Opfern religiöser Unterdrückung. Von den zehn Staaten, die laut dem Weltverfolgungsindex von Open Doors Christen am meisten drangsalieren, sind acht islamisch geprägt. Diese Länder belegen die Ränge zwei bis neun: Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien, Somalia, Malediven, Jemen, Irak und Usbekistan.

Schlimmster Christenverfolger ist demnach das kommunistisch regierte Nordkorea. Gläubigen, die sich dort im Untergrund versammelten, drohten Gefängnis, Arbeitslager oder die Hinrichtung, heißt es im Jahrbuch. 2010/2011 seien Hunderte von Christen verhaftet worden. Einige habe das Regime getötet, andere in Straflager deportiert.

Auf Platz zehn der Liste rangiert das ebenfalls kommunistische Laos (Südostasien). Dort würden Christen als Agenten der USA betrachtet, die eine Demokratisierung des Landes betrieben. Auf viele inhaftierte Gläubige werde Druck ausgeübt, ihren christlichen Glauben zu widerrufen. Mindestens 25 Christen seien dort 2010/2011 getötet worden.

Im Blick auf Indien (Platz 32) heißt es, dort habe es auch in diesem Jahr viele Übergriffe extremistischer Hindus auf Christen gegeben. Sie liefen meist nach dem gleichen Schema ab: „Ortsansässige Hindu-Extremisten stürmen in einen Gottesdienst, verprügeln und beschimpfen die anwesenden Christen samt Kindern, zerstören die Einrichtung, schänden Bibeln und Kreuze und werfen den Christen vor, Konversionen zu erzwingen.“ Oft gebe es bei den Angriffen Schwerverletzte.

Herausgeber des Jahrbuchs zur Christenverfolgung sind im Auftrag von idea die Arbeitskreise für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

kath net vom 06.11.2011