Dez 092012
 

Ökumenischer Jugenddienst seit 1955/1956 – Seniorenkreis
Konvent in Neudietendorf 10.-14. September 2012
„Balance in meinem Leben und in der Welt“

Balance im Leben

Von Dr. med. Martin Conradi (Tischler/Alterspsychiater i. R., Berlin)

Zum Thema >Balance im Leben< begleitet mich seit meinem Starten mit ersten Kleinnotizen ein Wort, das ist die Herrnhuter Tageslosung von jenem Sonntag, dem 01. Juli 2012:

Du [Mensch] hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne.
Jesaja 47,13

Und der Lehrtext macht’s dann völlig klar für alles Agieren:

Jeder soll so leben,
wie der Herr es ihm zugemessen, wie Gott einen jeden berufen hat.

1.Korinther 7,17

Balance ist ein alle und alles betreffender Begriff wie Ausdehnung oder wie Liebe. Balance ist noch nicht einmal an ein Subjekt gebunden. Der Begriff kommt aus der Mechanik: zweiarmig ab- und auswägen und gewichten. Aus diesem Blickwinkel kann man das gesamte Weltgeschehen betrachten, mikro- und makrokosmisch. Balance ist also auch ein Zeichen allen Lebens schlechthin. Doch passiert Balance nicht einfach, sondern im Leben wird sie zielgerichtet gestaltet. Und dies immer individuell. Gegenüber dem philosophischen „Nicht ausweichen und nicht provozieren“[1] macht ein erfolgreicher Action-Darsteller für wilde Männer das für sich so: „Ich gehe Auseinandersetzungen lieber aus dem Weg und würde rennen, bevor ich kämpfe.“ Der Mann heißt auch noch Jeremy Renner, und Jeremia wurde auch nur gegen seinen Willen zum Propheten. – Balance ist also harte Arbeit.m Halbstunden-Abriß kann im guten Fall nur ein Beispiele-Potpourri zustande kommen. Auch die Bildertafel kann nur ein Potpourri liefern, und das muß natürlich viel anders sein. Aber morgen kommt hier dann noch einiges vom großen Rest. Heute reiße ich meine spontanen Einfälle vom letzten Sommer an, ein wenig angereichert mit schnellem Internet-Wissen und einer Tageszeitung. Und dies in einem Seniorenkreis, in dem jeder schon Balance-Kompetenz genau so viel wie ich als Vorredner erworben hat und ich genau so unfertig darin bin wie andere.

Das Wort Potpourri kommt wie Balance aus dem Französischen (sicher ebenfalls mit lateinischen Wurzeln) und bedeutet „Ein Allerlei; eine kunterbunte Mischung“. Ja, aber es ist nicht Chaos. Es hat immer schon ein Thema, zu dem es gemacht ist mit einer Auswahl aus aller Fülle, die den Zusammenhang der Mosaikstücke plastisch begreifen läßt. Ein Potpourri wäre im besten Fall also ausgewogen, auch in Weitblick und Begnügung, – und wir sind wieder beim Begriff „Balance“.

Martin Conradi

Martin Conradi 2010

Was sind nun charakteristische Grundzüge eines Balancierens?
Wo sachliche Ausgewogenheit besteht, da sind alle Dinge einzeln die richtigen, und die richtigen Faktoren stehen im richtigen Mengenverhältnis und in richtiger Intensität zueinander, und im Zeitlaufprozeß werden sie fall- und phasenbezogen in richtigen Zuordnungsverhältnissen variiert. Balancieren bedeutet ein permanentes dynamisches Regelsystem.

Kommt zum Beispiel in ein Menschenleben eine Freundschaft, ein Partner und dann vielleicht ein erstes oder ein weiteres Kind dazu, so sind alle Relationen jeweils neu einzurichten und dann immer wieder nachzustellen. Das ist wie beim Stabbalancieren: Die Unterstützung, also die Grundlage, muß immer wieder nachgeschoben werden. Das gilt besonders dann, wenn Partner in Details grundsätzlich unterschiedliche Ausrichtungen haben, wie Don Camillo und Peppone, aber wenn sie doch gemeinsam leben wollen. Balancieren ist oft: Gute Kompromisse in Proexistenz zu erarbeiten.

Das Schema ist einfach gesagt. Aber es permanent und überall im Leben ideal zu bewältigen, ist doch unbeherrschbar kompliziert. Also muß jeder sich begnügen mit dem, was er schafft. Die Lebenspraxis einer Person richtet sich einmal nach seiner Konstitution, dann nach dem Wesen seiner Nächsten, nach seiner Sozialisation, seiner Ökonomisierung und Politisierung und nach seiner sonstigen Seelenentwicklung und vielen konkreten Erfahrungen mehr. Unter allen Einzelfaktoren besteht Interdependenz, d. h. sie beeinflussen sich alle gegenseitig.[2] Balance in unserem Leben beruht – oder gar: sie baumelt – also immer an einer Unzahl von Faktoren. Doch ein Mensch kann immer nur drei Dinge gleichzeitig im Blick haben; Ausnahme-Geister schaffen auch mal deren vier.

In bewußter persönlicher Balance-Arbeit muß man sich also im Sinne dieses konstatierten persönlich möglichen und immer begrenzten Horizonts erst einmal auf ein Kalkulieren nach zwei oder vier Faktoren beschränken, Prämissen erkennen und Prioritäten setzen. Ist daraus ein Bild oder wenigstens eine Skizze geworden, so weitet sich der Blick über den primären Tellerrand hinaus, und es führen dann zweierlei Schritte weiter: Beurteilen, ob die Grundlage im erkennbaren Kosmos Bestand hat und ob und wie, in welcher Richtung und wie stark, man einen Regulierungsimpuls setzen sollte. Wenn die Einsicht ist: „Nein, so geht es nicht“, dann geht es mit diesem Erkenntnisgewinn der Negation zurück zum Start; wenn dann endlich aufleuchtet: „Ja, heureka – ich hab’ es, so geht es!“, so werden mit jeder eigenen gezielten Balance-Aktion bis zwei oder vier weitere Dimensionen hinzukommen. Das geht mal blitzschnell oder manchmal dauert es tage- und wochenlang, währenddessen man nur nicht verzweifeln soll. Irgendwann und auch zwischendurch hört der bewußte Überblick auf, und es bleibt bestenfalls stimmige Intuition, ein Bauchgefühl für’s Problem. Das zeichnet uns Menschen gegenüber technischen Rechnersystemen aus. Dabei kann der zielführende Pfad zwischen alternativen Untergangsoptionen schmal wie die Furt zwischen Skylla und Charybdis sein.[3] 90 % unseres Denkens läuft quasi im Bauch ab, aber der Rest bewußter Hirnarbeit ist genauso energieaufwendig wie Muskelarbeit. Die biblische Unendlichkeitszahl 7 x 70 Faktoren schafft natürlich niemand, aber wer davon viel schafft, der ist Experte und Prophet. Wenn Fehler auftreten, reichts nur zum Guru – und auch solch rudimentäres Erkenntnis-Bilanzieren könnte für das Leben passager einmal nützlich und hilfreich sein. Jedes Balancieren bringt Erfahrung und Entwicklung.

Ein einfaches Geradeaus-Sehen für die Lebensschritte gelingt nun nicht. Es gibt in der Natur keine Geraden, also auch keine Parallelen. Kein Schicksal bleibt jemals zeitlos gleich, Identitäten sind immer nur Augenblickserscheinungen. Wir umschreiben: Es wächst Gras über eine Sache, oder: Es passiert in der Sache eine Neugeburt. Bei Scheitern allerdings entstehen Verluste, Wunden und Narben – wie unsere Gruppe im letzten Jahrzehnt unter Ausweichen einer unbequemen Dissenzklärung bitter erfahren hat. Jedes Bewegen und Begleiten ist ein Annähern oder ein Entfernen, oder es geschieht im Wechsel oder gar in Gleichzeitigkeit von beidem. So ist mir jetzt das Ying-Yang-Symbol vertraut geworden[4]:

Abendländisch neige ich dazu, eine Kreisfläche durch eine senkrechte Diagonale in schwarz und weiß zu teilen, in frontale Entweder und Oder. Fernöstlich wird ebenfalls erkannt: Die Teilung kann nur Ja und Nein ergeben. Aber die Abgrenzung ist ineinander geschwungen, und in jedem funktionalen Zentrum ist ein Pol des Gegenteils enthalten. „Die Wirklichkeit schwingt zwischen beiden Polen in einem stetigen veränderlichen Fluß.“

Wie lernt ein Mensch Balance für sich in seiner Welt?
Während seiner ersten Jahre nimmt das Kind sein seelisches, motorisches und soziales Balancieren mit Impuls, Erfolg und Mißerfolg und verinnerlichte Lernerfolge im Lebensfeld gar nicht wahr. Falls schon ein junges Kind sich bewußt zwischen seinen Bezugspersonen ein- und ausrichten muß, so birgt das eher bereits Gefahren einer seelischen Störung.

Etwas später aus der Schulzeit erinnern sicher viele unter uns diesen Scherz: Nach dem geglückten Versuch, einen Bleistift auf sein Rückenende zu stellen, folgt die Aufgabe, dasselbe mit dem Zirkel auf seiner Nadelspitze zu machen. Bis dann endlich die Erleuchtung kommt: Das Unglaubliche geht! bzw.: der Zirkel steht! – wenn am Tischrand der Bleiminenschenkel weit unter der Tischkante baumelt, also der Schwerpunkt sich unter der auf der Platte aufgesetzten Nadelspitze einpendelt. Nun wäre es herrlich, wenn im Seelen- und im Sozialgefüge auch immer so eine stabile Sicherheitsposition zu finden wäre. Und es ist wunderbar: Schließlich geht das ja doch annähernd.

Das Bild des stehenden Zirkels erscheint etwa wieder beim Seil-Balancieren mit einer schweren Balancierstange. Der Schwerpunkt wird zwar nicht tiefer gelegt, aber es wird eine kräftige stabile Masse im Raum gehalten, an der man sich auf dem Seil immer wieder senkrecht rücken kann; der Rest ist geschickte Veränderung der Körpermasse-Verteilung. Balance halten kann also sein: Leben mit Hilfskonstruktionen. Wenn ich jetzt in meinem biologischen Alter an einem Fuß zu manipulieren habe und dabei einbeinig frei stehen will, so darf ich nicht auf den frei bewegten Fuß blicken, sondern ich muß mir einen festen markanten Blickpunkt am Boden suchen. So kann man auch sein Leben stabilisieren anhand einer tragenden Philosophie, vielleicht mit externalisiertem Hilfshalt in einer starken Religion. In unserem Ökumene-Signet[5] scheint die Nußschale auf den Wellen auch Halt und Ruhe im imaginären Himmel zu finden. Meine Mutter hat das lebenslang geübte Balancieren zuletzt minimalistisch so vollendet: Es gab nur noch Gott und Liebe. Alles andere hatte sie vergessen, alle Geschichten von Maria und Jesus und alle Namen vom geliebten Mann und von den geliebten Kindern und Erinnerungen an sie. Aber wenn man ihr dann von ihnen erzählte, zum Beispiel die Weihnachtsgeburt, so fand sie das wunderschön, und sie genoß die Lieblichkeit des Beieinanderseins mit den ihr entwachsenen Kindern. – Sie konnte in Balance selig sterben. Sie wußte sich vollkommen aufgehoben und gehalten bei ihrem Gott und bei ihren Nächsten – auch bei den Krankenpflegeschwestern.

Mir fallen aus dem Alterskrankenhaus noch einige gute Erfahrungen vom Endzeit-Balancieren ein, aber die gehören nicht zu dieser Übersicht.[6]

Nun aber weiter: Auf welchen Konfliktfeldern haben wir noch vor dem vielleicht glücklichen Sterben zu balancieren?
Ab Kindheit leben wir in Spannung mit unseren Trieben und unbestimmten Wünschen in Lieben, Aufbauen und Zerstören, Besitzstreben, Machtansprüchen, Sexualität, Aggressivität und Wut, und konkret nicht zumindest im Weltverbessern.

Aus der Aufklärungsbroschur von Bovet, die meine Mutter mir im zarten Jungenalter gab, lernte ich den Begriff des Sublimierens als Balanciertechnik kennen: Den Wechsel von einem in einen anderen Aggregatzustand oder das Umlenken einer Triebenergie auf ein anderes Vorhaben, das Heben auf ein anderes, höheres Niveau, auf geistig-kulturelle Ziele: Statt Masturbation also besser einen Knopf annähen. Freud nennt solche Sublimierung „Abwehrmechanismus des Ichs“. „Abwehr“ hört sich ein wenig abwertend an; aber es ist doch durchaus eine positive Anregung für ein wissentliches konstruktives Benutzen unserer Balancier-Möglichkeiten. Wo mancher Mensch unter Problemen in Psychotherapie anlandet oder gar in Suicid endet, macht Javier Martínez das in seinem Beruf als Fußballer so: „Den Druck der Öffentlichkeit setze ich um in Motivation.“

In der Pädagogik ist dies allgegenwärtig: statt Aggression besser Holzhacken mit Liebesgewinn. Oder im Sozialbereich: statt Rowdytum und Bandenkrieg besser Fußballspiel[7] oder Timurtrupp-Einsatz. Maschinentechnisch macht das seit 1705 die Balanciermaschine, uns besser bekannt als Dampfmaschine: Die diffuse Expansionskraft von erhitztem verdampfenden Wasser wird kanalisiert und so zur hin- und her- schwingenden Kolbenkraft, die dann über den zweiarmigen Balancier gleichgerichtet und in eine einheitlich wirkende Rotation umgewandelt wird. – Vergleichbar wird in allen natürlichen, technischen und kulturellen Regelkreisen steuernd, also balancierend eingewirkt, am besten mit Potenzierung des Aufwandes im positiven Effekt wie über eine Verstärker-Diode. Balancieren im Leben heißt also auch: Zugewinn herbei holen. Auch das ist im Ying-Yang gegeben.

Im beispielhaft elementaren Feld der Sexualität und Erotik bringt eine gute Balance von Hingabe und kooperativer Hernahme – das Annehmen der anderseitigen Hingabe – immer allseits Zugewinn. So ist es auch im Erwachsenenalter buchstäblich alltäglich zu üben, auch sublimiert unabhängig von Beischlaf. Diese Begrifflichkeit habe ich mir hier nicht rational erschlossen. Aber ich möchte hier zumindest erwähnen, daß immer Balance-Bedarf besteht im Bewertungsabwägen zwischen Egoismus und Altruismus, zwischen Masochismus und Sadismus, zwischen Homophilie und Heterophilie, zwischen Prostitutions-Liebesdienst und Liebesdienst-Eigennutz. Zunächst ist jeder partnerschaftliche Akteur ernst zu nehmen und mit Kritik zu ehren.[8]

Solch gleichsam inhaltlich plurale Sicht möchten wir uns auch bei der Beteiligung im öffentlichen Leben bewahren, also auf dem öffentlichsten Paradefeld des Balancierens, in Politik und Diplomatie. Wenn hier in unserer Runde morgen das Gespräch um den Schwerpunkt „Balance in der Gesellschaft“ geht, möchte ich die Darstellung solcher Beispiele wie Großbritanniens „Balance of power“ und „Gleichgewicht der Mächte“ einschließlich der aktuellen Nuklear-Balance im Nahen Osten oder zur aktuellen Finanzkumulation und im weiteren Balance in Beurteilung von Aspekten zu Menschenrechten und zur überlebenswichtigen Ökologie nicht weiter ausführen.[9] Aber Politik, die Sorge um die Stadt, ist doch die persönliche Sache jedes Einzelnen. So muß sie allgemein auch heute hier angesprochen werden. Einerseits ist jeder aufgefordert, Politik mit zu gestalten; zum anderen ist jeder vom Politik-Geschehen betroffen. Wir sind immer zu kritischer Achtsamkeit gefordert, Imbalancen zu erkennen und ihrer zu wehren, die Splitter in fremden Augen und die Balken im eigenen wahrzunehmen.

Die alte chinesische Kriegskunst des „Teilens und Herrschens“ begegnet uns nicht nur in aller Weltpolitik, sondern alltäglich bis in jedes Management kleiner Betriebe, in Gemeinderäten und gar im Vertrauten-Kreis. Richtig verstanden ist das Wort im Wunderkinder-Film „Die Hauptsache ist der Effekt“ richtig sinnvoll, doch dazu gehören dann aber auch alle Nebeneffekte, alle Kollateralschäden und Kollateralnutzen, die aktuellen und die erst später erscheinenden. Seien wir in der Beurteilung nur ja immer vorsichtig und wägen sorgsam ab, wie Gutes auf der bewohnten Erde zu erreichen ist! Eine indianische Erfahrung besagt: „Wenn Du jemandem einen Ratschlag geben willst, so sollst Du zuvor sieben Tage in seinen Mokassins gegangen sein.“

Konkret suchen wir unsere Balance im politischen Sehen alle Tage neu bei weltoffener Zeitungslektüre oder Radio-Hören. Wir konfrontieren uns mit den Berichten über die Aktionen der gesellschaftlichen Gewalten; aber wir liefern uns eben auch den Selbstberichten von Interessenvertretern aus. Während klassisch in einer Demokratie[10] drei voneinander unabhängige Gewalten benannt sind, Gesetzgebung, Vollziehung, Rechtsprechung, so zählt man heute derer sechs: Hinzugekommen sind Publizistik, Lobbyismus und Internet-Gemeinde („Engelschar der Internet-Wolke“ mit Weblogs).

Im Begriff des Lobbyismus kulminieren die Schwierigkeiten der Balance. Lobbyismus ist eine „Gezielte Art der Interessenvertretung in der Politik, in der Interessengruppen Exekutive, Legislative und die öffentliche Meinung durch persönliche Kontakte zu beeinflussen versuchen.“[11] Die großen Lobbygruppierungen sind die Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Religionsverbände und Bauernverbände. Ihre Mitwirkung in der Politik ist im Rahmen einer pluralistischen und korporativen Gesellschaft durchaus dienlich und fruchtbar, nicht selten aber auch gefährlich für das Gemeinwohl. Korporationen sind Zusammenschüsse von Menschen gleicher Ideen und Interessen wie Zünfte, Kammern, Vereine, Stiftungen. Nun muß jeder einzelne aber höllisch aufpassen, daß nicht eine „Lobby-Demokratie“ gemacht wird. Dieser Begriff kam mir bei Nachwehen anläßlich der deutsch-bundesrepublikanischen Gesundheitsreform von 2007; das liegt an meiner beruflichen Nähe zu narzisstisch-egozentrischen Ärztevereinigungen und zur Pharmaindustrie. Wir sind dort zu höchst aufmerksamer Balance-Wahrung gefordert: Daß eine egozentrische Lobby ihre Ideen nicht raffiniert mit allen Mitteln einer geschulten Public Relation zu populistischer Massenmeinung machen kann.

Dem Lobbyismus sind Werbung und Public Relation (= „Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation“) zugehörig. Die Gefahr geistiger Unterwanderung ist eindrucksvoll dargestellt in einem Feature unter dem Titel „Analogkäse schmeckt besser!“ Das ist eine originale Werbelosung, deren pseudorationale Begründung in netten Geschichten mit allerhand Täuschungen vom Pizza-Käufer gern aufgenommen wird. Untertitel: „Wie sich Public Relation als fünfte Gewalt etabliert.“ – Im Lobbyismus werden immer wieder fälschende Gutachten teuer bezahlt, und in der Presse wird reichlich Populismus platziert. Aus „dem Kampf um die Hirne“ „ist eine Multi-Milliarden-Industrie geworden“.[12] Unter Einseitigkeiten, wie sie immer mal wieder in weitgehend gleichtönender Massenpresse auf uns Volk gelenkt werden, möchte jeder gute Balance suchen und finden zwischen den Körnern Wahrheit und der trommelnden Zwecktäuschung. Mir fällt dazu nur ein: Immer mehr, d. h. tiefgründiger informieren – auch aus derselben Presse; oder: Lernen, lernen, nochmals lernen, und dann kommunizieren mit Interessierten und Kennern der Materie. Heraushalten, den Kopf in den Sand stecken, geht nicht. Denn schließlich haben wir die Bestimmung, erwachsen zu werden, und wir stehen in einer ökumenischen Verantwortung[13] in der Welt: Wir haben innen wie außen die politischen Aktivitäten kritisch balancierend zu begleiten auf den Feldern von Verständigung, Kulturarbeit, Entwicklungsverantwortung, Machtbeeinflussung bis zu verschiedenartigen Streitmachteinsätzen. Alles kann zum Guten dienen, alles kann schlecht gemacht werden und dann böse sein. Achten wir darauf, daß global-soziale Politik (Ökumene) den Primat bekommt und behält.

Ein Randbegriff im politischen Bereich ist der des Populismus. Wo er so genannt wird, ist er schon im negativen Abseits. Populismus bedeutet: Es wird versucht, mit unrealistischen, aber populären Versprechungen, kurzfristig möglichst viele Wählerstimmen zu mobilisieren. Ich verstehe das so: Populismus ist egozentrische und damit antisoziale Imbalance und spricht solche Interessen bei seinen Adressaten an.

Nützliche technische Aspekte zur Strategie bzw. Taktik des Aufteilens und Beherrschens sind hier in einer Fußnote angeführt.[14]

Eine Balancehilfe scheint mir immer, daß die Bezugfrage nicht auf sich selbst, nicht auf die eigene Person hin beurteilt wird, sondern sie auf andere, Fremde, hin zu klären. Also weniger, ob jemand zu mir nett ist, sondern mehr, ob er gut zu anderen steht mit Sinnen, Worten und Werken. Ein Zitat dafür: „Menschen, die bereit sind zum Beispiel auf ihr Opelwerk [z. B. in Bochum] zu verzichten, weil sie begreifen, dass eines in Polen zum Beispiel besser ist für Polen und für Opel. Das setzt voraus, dass sie glauben können, dass eine ehrliche Abwägung stattgefunden hat und dass es für sie eine Alternative gibt zu Opel.“[15]

Wie nun Balance finden in der Welt mit ihren Wäldern an Religionen und ihren Bräuchen und Geboten? – mit Tempeln, Gottgeistern und Schamanentum aus afrikanischen, asiatischen, amerikanischen Indigenen-Erfahrungen? In diesem Sommer stürmen uns in unseren Landen zur Frage der männlichen Beschneidung, des Schächtens und der Kindstaufe die Ansichten und ihre sehr klugen Begründungen nur so um die Ohren, daß man immer mal hin- und dann wieder hergerissen werden kann. Dies Thema und jenes der gleichfalls tiefgreifend mit Für und Wider behandelten Euthanasie soll hier aber nicht begonnen werden wertend zu erwägen.

Dafür aber wieder noch Zitieren eines Zeitungsbeitrages: „Der Fundamentalismus, der nichts will als sich selbst, bringt, während er den anderen den Garaus macht, sich selbst um. Im Morgenland, im Abendland. Überall auf der Welt.“ Und für unseren dominant christlich geprägten Kulturkreis zur Warnung: „Der christliche Kirchenvater Tertullian (150–220) führte eher in eine Sackgasse, als daß er zum Erwachsenwerden der Menschheit beitrug. Tertullian hatte geschrieben: >Für uns ist Wissbegierde keine Notwendigkeit seit Jesus Christus, Forschung kein Bedürfnis seit dem Evangelium. Indem wir glauben, verlangen wir, nichts darüber hinaus zu glauben. Dies nämlich glauben wir zunächst: dass es nichts gibt, was wir darüber hinaus glauben müssen.<“[16]

Aber solchem fundamentalistischen Beharren entgegen ist immer wieder offene Zuwendung bis Zuneigung in sorgsamem Sprechen von Parteien und Gruppierungen miteinander vonnöten. Leider natürlich: Überall wird die eigene Religion als einzige von Gott gegebene geglaubt; alle anderen seien Heiden, Ungläubige. Der Begriff „Andersgläubige“ scheint allgemein recht fremd. Eine der Ausnahmen war 2007 der Dalai Lama in Hamburg, als er den Konversionswilligen zurief: Bleibe jeder in seiner Kulturheimat und erfülle dort die humanen Ideen.[17] Über die kontroversen Inhalte und ihre subjektiven Bedeutsamkeiten muß gesprochen werden, und eventuell ist ein Mediator herbeizuholen. Es geht nicht um Kompromisse, sondern um Begreifen und Erkenntnisweiterung. Die gegenseitigen Beiträge führen durchaus, wenn sie sachlich-emotionale Balance wahren, zu zunehmendem gegenseitigen Verstehen. Wenn es heißt: „Du sollst dir kein Bild machen“, so meint das zwar nicht, sich keine bildhafte Vorstellung zu Hilfe nehmen zu sollen. Aber es bedeutet doch: „Du sollst dein Bild von dieser Sache, deine Vorstellung in diesem Problem, nicht als das endgültige ansehen.“

Wie nun Balance-Halten in den Einzelfällen unserer Lebensabläufe, zum Beispiel bei Erbschaften, Krankheiten und Verlusten oder Streit oder an Lebensschwellen, gehen kann, wird in den Gruppen anklingen. Bei plötzlichen Lebenseinbrüchen ebenso wie bei Neurotisiertheit bleibt wieder vor allem auch die Besinnung auf Hilfsangebote im Lebensumkreis einschließlich professioneller Hilfsangebote.

Abschließend möchte ich gerne noch ein Beispiel an Balancefindung im historisch-epochalen Verlauf während nur einer Menschenlebenperiode benennen. Auch alle Völkerschaften bilanzieren ihre Erfahrungen immer wieder zu neuen Balancen.

Während der Berliner „Tage der Jüdischen Kultur“ im Januar 1993 bot die nordamerikanisch-europäische Band ‚Brave Old World’ unter den Titeln ihrer CD >Beyond The Pale< als erstes im Programm die „Berlin-Ouvertüre“ und folgerichtig abschließend „Berlin 1990“. Die Klezmer-Musiker aus der Neuen Welt sind in die Alte Welt, in die Heimatländer ihrer von dort vertriebenen Familien wieder zurück gekommen. Sie lauschen hin zu den Clubs, z. B. daß in Berlin junge Deutsche die Musik der vertriebenen jüdischen Welt nun heute mit ganzem Herzen machen. In der Ouvertüre paart sich die doch schmerzliche Trauer mit Verwunderung und schließlich mit Freude und Bejahung, also in Balance in dieser ihrer Gegenwart.[18]

Allerdings geht die Geschichte mit „Berlin 1990“ auf einer neuen Balance-Ebene weiter mit Anschreien gegen die unglaubliche Chuzpe, sich in der alten Welt auch neu wieder so zu benehmen:

„Türkenwitz = Judenwitz = Auschwitz. So werden die Vertriebenen gefragt: Was wollen Sie hier in Deutschland? Und Brave Old World erhebt laut mahnend Anklage, obwohl es 1993 FRONTEX und das Dublin II-Abkommen noch gar nicht gab: „Schon wieder baut man Mauern und Zäune auf, vertreibt die Armen, die suchen ein Heim, aufs neue treibt ihr sie weg von den Türen, verjagt sie schon wieder durch Nächte von Kristall … ihr freßt schon wieder auf die Kinder, macht sie zu Mördern und blutigen Hunden, bis ganz Europa liegt verwüstet im Wind.“

Doch ein im Abseits geborgener Jude findet mit seinesgleichen im gemeinsam bewahrten inneren Heil wieder Trost und Elan in tieferen Wurzeln:

Nun sing, mein Fidele,
spiele mein Fidele,
wie früher hat gespielt noch keiner.
Und spiel mir ein schönes Diaspora-Lied vor,
mit einer Sehnsucht, einer reinen.[19]

 

Anmerkungen

[1] Ein Motto unserer Tagungseinladung: „Balance üben heißt, keinem notwendigen Kampf ausweichen, keinen überflüssigen provozieren.“ Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, Suhrkamp 2006

[2] Anders als in der Mathematik ändert im Leben selbst die Reihenfolge der Faktoren die Effekte; das muß z. B. zur Vermeidung „systematischer Fehler“ in der Psychologie, aber auch in Technologien berücksichtigt werden.

[3] Dies Gleichnis gilt verschiedentlich in der Medizin: Gratwanderung in der Medikation zwischen Blutung und Thrombose – oder in der Schilddrüsen-Chirurgie: geringe Schnittabweichung führt einerseits zu Gesichtslähmung oder andererseits zu Stimmlähmung.

[4] Andreas Giger: Vom Chaos zur Ekstase; rororo, Reinbek, 1990, ISBN 3499187302

[5] Gewählt ist in diesem Jahr das nunmehrige Jubiläums-Signet vom ÖRK-ÖJD von 1962.

[6] Zur Zeit meines beruflichen Anfangs dort litt eine Frau mit verschiedenen Leiden auch an depressiver Unruhe mit Sorge um ihre häuslichen Habseligkeiten. Nachdem sie die Vererbung an eine sie umsorgende Frau geregelt hatte, nachdem sie also ihr Haus bestellt und die Hinterbleibenden mit ihrem Dank bedacht hatte, waren ihre Seele und Gestimmtheit ausgeglichen, und sie ist sehr bald mit allem zufrieden gestorben an einer Beingangrän-Sepsis. Sie hatte sich nun wohl getrost dem Sterben überlassen. – Wohl jeder von uns kennt solche Geschichten, daß der Tod erst nach einem bestimmten Wunschereignis empfangen wird, vor allem nach einem persönlichen Abschied. Der 82jährige Vater einer Freundin wollte noch einmal die Stätten seiner Kindheit in den Vogesen aufsuchen. Auf der Rückfahrt sagte er befriedigt und glücklich: „Jetzt habe ich alles gesehen“ und kam in der folgenden Nacht zu einem schnellen Tod. – Eine andere sterbensalte Frau kam jammernd unruhig und etwas wirr zur Krankenhaus-Behandlung. Im wesentlichen boten wir bloß Zuwendungsresonanz bei ihrem biographischen Berichten und Raum für das eigene Zuendekommen im Sprechen mit den warmherzigen lebensklugen Angehörigen aus der Sohnfamilie. Die Frau starb dann völlig zufrieden, seelisch ruhig ausbalanciert. – In der Stunde des bewußten Sterbens sind oft bei voller Wahrnehmungsklarheit vorherige Verluste am eigenen Körper oder Menschen und Schmerzen oder Mißwahrnehmungen nicht mehr vorhanden, sondern sie sind weggeschaltet und kein Gegenstand mehr eines Lebenskampfes. – Eine solche Beschreibung gibt es auch von Hinrichtungskandidaten in ihrer letzten Stunde. – Ein andermal hat ein Sterbender den Wunsch nach geistig-seelischem Miteinander mit einem Vertrauten und findet Glückseligkeit in einem Miteinandersein im Bedenken, was das Sterben den Sterbenden in seiner Stunde bewegt; (vielleicht dann auch, was der Sterbende für verschiedene Hinterbleibende noch bedenkt). Es kann aber auch sein, der sterbende Mensch möchte lieber unabgelenkt allein sein, und er ist so ruhiger; (darauf kann dann der vom letzten Schritt schon zur Welt zurück geschickte Nächste vertrauen).

Ob ich einmal ruhig sterbe, weiß ich nicht; wie Menschen in Vereinsamung oder noch jugendlich bei unfallplötzlicher Konfrontation sterben, weiß ich auch nicht. Immerhin gibt es davon Berichte, z. B. von Kübler-Ross. Was mich also zuversichtlich macht, ist, daß ich konkret ab Jugendalter erlebt habe: Es ist möglich, daß es auch bei schweren Leiden gut geht.

[7] Straßenfußball als „Fußball für den Frieden“, ein Netzwerk >Streetfootballworld< (mit WM 2006 in Berlin-Kreuzberg), entwickelt nach Mord 1994 an Andrés Escobar in Medellin/Bolivien, weil er im WM-Spiel ein Eigentor geschossen hatte. Es gab nur zwei Regeln: 1. kein Schiedsrichter und 2. zu jedem Team gehören Mädchen. Die Jugendlichen mußten vor jedem Match ihre Spielregeln aushandeln. Das dauert mitunter länger als das eigentliche Spiel, aber es schult die Kommunikation. Und: Tore von Mädchen zählen doppelt: „In Frauen/Fremdes investieren lohnt doppelt.“

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/einer-macht-gewinner,10810590,10401398.html ”

[8] BLZ 20120719 Film „Guilty of Romance“ – “… Nur wenige Filmemacher können unterste Genre-Schubladen so kultiviert öffnen wie Sion Sono …”

[9] Da die späteren Tagungsbeiträge „Balance in der Gesellschaft“ jeweils allein auf einen Aspekt konzentrierten (heutige Einkommens- und Vermögenspolitik in Deutschland bzw. in einer Region Indiens), hier dieser Nachtrag mit zwei Streiflichtern zur Geschichte.

  • Aus dem Altertum kennen wir den besonderen Aspekt sozialer Balance mit der Geschichte von Aussöhnungen z. B. nach der Jom Kippur-Historie und wie sie unserem Kreis 2006 Christoph Schnyder in der Fortschreibung bzw. Analogie im Afrika bis ins 19./20. Jahrhunderts mit Entschuldung im siebenten Jahr berichtete. (Keine Referenz hier möglich).
  • Und zur jüngeren Geschichte (nach Wikipedia): Ein von uns noch in seinem Ende erlebtes mehr negatives Beispiel war Großbritanniens „Balance of power“. Mit der Politik des „Kräftegleichgewichts“ förderte Großbritannien die Entstehung politisch, wirtschaftlich und militärisch etwa gleichstarker Mächtegruppen und nutzte deren Rivalitäten infolge der eigenen Bündnisfreiheit („splendid isolation“) zum Ausbau seiner Weltherrschaft aus. In einem untergeordneten Bereich Balance zu organisieren als Mittel für eine Hegemonie ist natürlich keine Balance im Ganzen, sondern gewollte eigennützige Imbalance. Dem entspricht in jedem Leitungs- und Regierungszirkel der „Königsmechanismus“. Geläufig ist uns die römische Formel „divide et impera“, „teile und herrsche“; das war schon erklärter Modus der uralten chinesischen Kriegskunst. – Doch Vorsicht in Verurteilungen! – auch Schmerzliches kann Heilung sein.– Das „Gleichgewicht der Mächte“ bezog sich zuerst auf das mittelalterliche Europa als heile Welt. Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion einer Nuklear-Balance im Nahen Osten. Das Problem sei nicht, ob Iran die Nuklearbombe hat, sondern daß Israel mit seinem Monopol die Krise munitioniert. Kenneth Waltz, US-Außenpolitiker: Für den Westen und für Israel wäre es am besten, der Iran bekäme die Atombombe. Das brächte Stabilität in den Nahen Osten. Der Clou wäre die Abschreckung. Wie damals im Kalten Krieg und wie im Verhältnis Indien-Pakistan. „Mehr Bomben sind besser als weniger.“ Oder aber besser noch: „Vielleicht muss der Iran wie eine Atommacht behandelt werden, wenn man verhindern will, dass er zu einer wird.“

http://www.berliner-zeitung.de/meinung/leitartikel-iran–drohung-und-gegenschlag,10808020,11125118,view,printVersion.html

[10] Kennzeichen einer Demokratie ist die gegenseitige kontrollierbare Verantwortlichkeit ihrer Kräfte. Diese Balance wird unter den klassischen dreien durch die Exekutive immer wieder mehr oder weniger verletzt. In Deutschland mögen als Beispiele im Inneren gelten die parlamentarische Unkontrollierbarkeit der Geheimdienste oder der Waffenexporte und im Äußeren die FRONTEX-Praktiken. Wir Bürger sind jeder vor uns, der Menschheit, zur aktiven Balance-Aufsicht verpflichtet.

[11] Das ist eine universitäre Definition (die vielleicht aber nicht universitär hinreicht). http://www.uni-potsdam.de/db/ls_regierungssystem_brd/files/ps-ws08-09-reiter-brd_handout-27_01.pdf

[13] Ökumene: (griech. οἰκουμένη oikoumene „die (ganze) bewohnte (Erde)“, „Erdkreis“

[14] Die Strategie bzw. Taktik des Aufteilens und Beherrschens wird jedenfalls ganz nützlich im technischen problemlösenden Denken angewandt: Ein strategisches Grobziel wird taktisch in Feinziele aufgeteilt und stückchenweise realisiert. Speziell kann mit aufgeteilten Kräften ein Ziel von verschiedenen Seiten her angegangen werden, so daß der aktive Einsatz und ungewollte Nebenwirkungen vermindert werden. (In der Medizin z. B. Tumorbestrahlung, Medikamenten-Kombinationen). In der Informatik schließlich werden in Anlehnung an die babylonische binäre Suche nur die nötigsten Teilmengen analysiert und dann wieder rekombiniert auf’s Ganze. – Balance ist hier: Vorab erwägen, ob erst das Investieren eines zusätzlichen Zubereitungsaufwandes im Ergebnis mit Gewinnzuwachs belohnt wird. Eine Faustregel könnte jene sein, wie ein befreundeter Arzt für seine Operativentscheidung immer bedachte: Der zunächst unbequemst erscheinende Weg wird der richtigste sein.

[17] Alltagsillustration dazu durch Neo Rauch: Jeder Mensch habe eine Landschaft, in die er gehöre. Darum sei er nie ganz weggegangen vom Ort seiner Kindheit Aschersleben (nordöstliches Harz-Vorland) „wo der Majoran blüht“ und nicht aus dem Ort der Leipziger Lehrjahre. Auf den Vorhalt, in Amerika würde man ihn feiern, erwidert er, daß er dort „den ganzen Humus meiner Bilder verlieren würde, die Farbe, die Formen, das Bildpersonal.“

Ingeborg Ruthe: http://www.berliner-zeitung.de/kunst/neo-rauch-dahin-zurueck–wo-der-majoran-waechst,10809186,16290978,view,printVersion.html

[18] Auch die Musik von Old Brave World verbindet das alte Wissen mit alten und mit aktuellen musikalischen Techniken.

[19] Brave Old World „Beyond The Pale“, Pinorrekk Records, Hamburg 1992
(„Gewidmet ist diese CD all denen überall auf der Welt, die sich für gerechte und pluralistische Gesellschaften einsetzen.“)
Gegenüber meiner Wortdarstellung senkt aber die Melodie, das illustrative Spiel den Geist des Liedes als Ohrwurm viel tiefer in die Seele, als die gegebene Schilderung.

(Balance suchen heißt also auch: Alle Sinne einsetzen.)


Weitere Links zu Neudietendorf 2012

Links Neudietendorf 2010 zum Thema Zuversicht

Weitere Links des Ökumenischer Jugenddienst – Seniorenkreis
Link