Dez 092012
 

Ökumenischer Jugenddienst seit 1955/1956 – Seniorenkreis
Konvent in Neudietendorf 10.-14. September 2012
„Balance in meinem Leben und in der Welt“

 

Lebensbalancen

Von Willibald Jacob 

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Lebensbalance, Balance, Gleichgewicht, balance – Waage, balance – Bilanz.

Meine ersten Unterrichtsstunden im Fach Sozialethik-Sozialökonomie an der Dorfpastorenschule in Govindpur, Distrikt Ranchi, Indien, befassten sich mit dem Haushalt eines indischen Kleinbauern (1983). Er kam aus der mündlichen Tradition. Seine ökonomische, betriebliche Planung bestand aus Erfahrungswerten. Seine Kinder gingen höchstens in der dritten Generation zur Schule. Sie lernten Lesen, Schreiben und Rechnen. Das Geld spielte im Haushalt noch keine wirkliche Rolle, bei den Händlern auf den Bauernmärkten schon. Das wurde langsam anders. Im bäuerlichen Haushalt und auch in der Kirchgemeinde musste in Einnahme und Ausgabe mit Geld gerechnet werden. Die Kollekte bestand nicht mehr aus Reis oder Hirse. Mehr und mehr Münzen und Scheine waren dazwischen. 

Willibald Jacob 2014 Foto: Gerd Herzog

Willibald Jacob 2014
Foto: Gerd Herzog

Im Jahre 1985 war das Einüben des Bilanzrechnens dringend erforderlich: incoma-expenditurebalance. Das Ganze wurde accountency genannt. Rechnen mit Konten. Accountency aber heißt auch Rechenschaftslegung. Quittungen und Rechnungen kamen hinzu, ein mühsamer Vorgang. 

Das ist der Einstieg in das Thema „Lebensbalancen“. Daraus erwachsen Schritte und Erkenntnisse:

  1. Das Geber-Nehmer-Verhältnis in der heute sogenannten Entwicklungszusammenarbeit bleibt als solches unausgeglichen, unbalanced. So verhindert Geld die Partnerschaft.
  2. Das sogenannte Nord-Süd-Verhältnis bleibt bestimmt durch gegensätzliche Interessen. Aber: Es gibt eine Partnerschaft „ohne Geld“, eine neue Sicht wird eröffnet.
  3. Überall wird das gesamte Leben durch den Unfrieden auf den Märkten bestimmt; Überforderung (burnout ist keine Krankheit) und Unterforderung (strukturelle Arbeitslosigkeit und Armut) bezeugen: unbalanced.
  4. Auch die Zerstörung des Gleichgewichtes der Natur ist der Geschäftstätigkeit des unausgeglichenen Menschen geschuldet. Also: Wie kommen wir zu dem Common Concern, zu den de facto bestehenden gleichen Interessen des Menschengeschlechtes? (Green Hunt)
  5. Die Unausgewogenheit als solche in Geldhandel und Zinswirtschaft erzeugt die heutige globale Systemkrise = Krise der Theorien. Die Befreiung aus dieser Zwangslage des unbalanced life bezeugt das Magnifikat Lk 1,46-55: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich über Gott, meinen Heiland; denn er hat (mich in meiner) Niedrigkeit angesehen … er stößt die Machthaber vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungernden sättigt er mit Gutem und lässt die Reichen leer ausgehen. Er denkt an seine Barmherzigkeit…
  6. Das heißt: Gott lässt nicht locker. Er hat die Umwertung aller Werte veranlasst, auch die Umkehrung aller Verhältnisse zu einer neuen Balance. Wir sollten uns überraschen lassen.

Fazit

Ich bekomme einen neuen Ort. Der Ausgleich zwischen Arm und Reich etc. in Rechenschaft, Bilanz, Gleichgewicht/Lebensbalance; davon „profitiere“ auch ich. „Fürchtet Euch nicht…!“

Literatur


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