Nov 302013
 
Baubiologische Anmerkungen zur Schimmelsanierung
  1. Das Parkett wird höchstwahrscheinlich mit betunhaltigem Schwarzkleber verklebt worden sein, aus dem entgasen über Jahrzehnte PAK’s, aber normalerweise ist die Belastung nach einem Jahrzehnt nicht mehr kritisch.
  2. Wärmebrücken oben in der Ecke, zweitstärkste Wärmebrücke ist unten in der Ecke (erkennbar auch an Staubablagerungen).
  3. Für die mal feucht gewordene Ecke unten am Wohnzimmerfenster 1 x jährlich im Spätherbst 1 Stoß Mellerud Schimmelstopp auftragen und dann eine Zeitlang querzulüften.
  4. Im Arbeitszimmerem wurden die Ritzen in der Tapete (und vermutlich auch im Putz) wegen Fasern, die entweichen könnten, abgedichtet.
  5. In der Küche wurde Mellerud Schimmelpilzvernichter in die Ritzen zwischen Küchentheke und Nordwand gespritzt und anschließend die Ritzen mit Silikon versiegelt.
  6. Die Spüle sollte man wegen Schimmelgefahr besser nicht an eine Außenwand stellen.
  7. Saugt man die Teppiche langsam mit der Sofadüse im Kreuzgang, bekommt man ihn frei von Schimmelsporen. Oder die Teppiche mit einem Dampfreiniger bei 100° C ohne Reinigungsmittel behandeln.
  8. Im Bad sollte man grundsätzlich nicht zu viel desinfizieren, Trena Neutralreiniger von Livos bzw. die Glenos-Pflegeemulsion verwenden.
  9. Kacheln im Bad mit einem Geigerzähler überprüfen. Werte bis 200 Nanosievert sind ok. In den 70’er Jahren wurden Kacheln dieses Blautons verbaut, die radioaktive Strahlung abgeben.
  10. Gundsätzlich sollte man spätestens nach 3 Jahren den Duschkopf und Schlauch wegen Legionellen auswechseln. Nach jedem Duschen sollte man das Wasser 10 – 20 Sek. bei einer Temperatur von mind. 50° C brausen lassen. Wenn man das nicht regelmäßig tut, sollte man den Duschkopf und Schlauch einmal pro Jahr auswechseln. Duschen ist vom Thema Legionellen her höchstproblematisch, wenn die Wassertemperatur nicht 50° erreicht. In dem Fall sollte man auch den Duschkopf und Schlauch austauschen und dafür sorgen, dass die Wassertemperatur 50°C erreicht. Auch der Wasserhahn sollte 50° C erreichen. Im Standkessel sollte man 60°C haben. Vor dem Einzug sollten die Duschköpfe und -schläuche von Badewanne und Dusche austauscht werden.
  11. Mit einem Fugenhai (Klinge) kann das schimmelbelastete Silikon in der Dusche wegschnitten werden. Dieser Schimmel ist allerdings nicht so besonders problematisch.
  12. Linoleum wird von den meisten Menschen vertragen.
  13. Im Winter sollte man in den Räumen höchstens eine Luftfeuchtigkeit von 50% – 55% haben (in der Raummitte messen). Ab 50 % Luftfeuchtigkeit soll man lüften. Wenn man unter 40 % Luftfeuchtigkeit hat, soll man einen Verdunster benutzen. Den Verdunster erst wieder mit Wasser nachbefüllen, wenn er knochentrocken ist (nicht feucht auf feucht).
  14. Bei Conrad gibt es Hygrometer/Zeitschaltuhr für 20,- Euro.
  15. Im Winter sollte man mit dem Lüften vorsichtig sein, damit die Wände etc. nicht zu sehr auskühlen (wegen Schimmelgefahr). Im Baumarkt kann man Holzkeile kaufen, um Fenster nur etwas zu öffnen.
  16. UV Licht wirkt antibakteriell.
  17. H2O2 sättigt sich sofort ab, am nächsten Tag unproblematisch, weil nichts mehr davon in der Luft ist.
  18. Für das Ablösen der Tapete Befeuchterspritze mit Wasser benutzen. Alternativ Tapeten und Leim mit Wasserdampf (110°C) anlösen. Diese Verfahren sind allerdings problematisch, wenn der Putz im Hintergrund eine Durchpilzung aufweist. Alternativ kann man den Tapetenablöser von Molto verwenden und die Tapete dann mit einem Quast runterholen.
  19. Für schimmelgefährdete Räume oder auch grundsätzlich Silikatfarben (Stosil/Caberol/Keim), auch die Livos Silkatfarbe anwenden. Ansonsten Kalkfarben verwenden.
  20. Ein Hinweis auf ein undichtes Dach wäre, wenn die Luftfeuchtigkeit in den Räumen extrem hoch wäre, obwohl man heizt.

 Weitere Tipps zum Thema Schimmel

  1. Bei Feuchtigkeitsproblemen kann man Messungen der Wände mit einem IR-Thermometer vornehmen.
  2. Eventuell auf Gegenständen abgelagertte Schimmelsporen kann man am besten mit dem Wuschelaufsatz vom Staubsauger absaugen oder mit synthetischen Staubtücher/Staubbindetücher von Swiffer entfernen. Luftreiniger sind nicht so besonders effektiv.
  3. Vom Thema Schimmel her ist es tendenziell am besten in der 1. Etage zu wohnen. In der 2. und 3. Etage gibt es schon wieder mehr Probleme durch Schlagregen.
  4. Es gab Wärmeschutzverordnungen zu folgenden Zeitpunkten: 11/1997, 1984, 1995, 2002, 2009, 2011, 2013. Vom baubiologischen Standpunkt (zumindest bezüglich des Themas Schimmel) sind die besten Wohnungen die Wohnungen von 1995 – 2001. Ab 1995 gab es Wärmeschutzfenster. In den Fensterscheiben steht drin, von wann sie sind. In 2002 fand dann schon ein luftdichter Verbau statt, der wiederum zu vermehrten Schimmelproblemen führte.

Tipps zum Thema Hausstaub

  1. Hausstaubmilben verhaken sich im Teppich, so dass man sie nicht unbedingt rausbekommt. Wenn man jede Woche den Teppich intensiv reinigt, ist das trotzdem auch vom Thema Hausstaub her ganz ok.
  2. Für Hausstauballergiker sind Nilfilsk Staubsauger geeignet, sie haben besonders gute Hepa-Filter (Hepa K1). Die Staubsaugerbeutel dürfen nicht voller als 75% sein, dann sollte man sie auswechseln.

Bei Schimmel in der Wohnung Miete bis 20 Prozent mindern

Wichtiges Urteil für viele Mieter: Schimmel in der Wohnung rechtfertigt eine Mietminderung von bis zu 20 Prozent. Das hat das Amtsgericht Osnabrück entschieden (Az.: 48 C 31/12(5)). Voraussetzung sei, dass der Schimmel auf bauliche Mängel zurückzuführen ist. In dem Fall, über den die Zeitschrift „Wohnungswirtschaft und Mietrecht“ berichtet, hatten Mieter sich über starken Schimmelbefall in ihrer Erdgeschosswohnung beschwert. Die Vermieterin ließ daraufhin die Wände des Hauses isolieren, allerdings ohne Erfolg. Dann warf sie den Mietern vor, nicht ausreichend zu heizen und zu lüften. Diese wiesen den Vorwurf zurück und minderten die Miete. Die Klage der Vermieterin blieb ohne Erfolg. Hauseigentümer müssten beweisen, dass Schimmel nicht auf Baumängel zurückzuführen sei, so das Gericht.

Hamburger Abendblatt 19.03.2014


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