Jun 082014
 

Paria, eigentlich Paraiyar = Trommler 

Von Paul Gäbler

Evangelisches Kirchenlexikon – Kirchlich-theologisches Handwörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1. Auflage 1959, Band P-Z, Spalte 60-61

Paria sind die Kastenlosen Indiens, die Unberührbaren, die seit alters von den Kastenangehörigen verachtet werden, die Tagelöhner, Musikanten, Straßenkehrer, Abdecker und dergleichen. Selbst sie gliedern sich in eine Hierarchie von vielen Kasten. Um sie zumindest von dem Makel des Namens Paria zu befreien, hat man sie als Panchamas („fünfter Stand“) oder Adidravidas („Urdraviden“) oder, wie Gandhi es tat, als Harijans („Krishnasöhne“, „Gottessöhne“) bezeichnet; z.Z. der engl. Herrschaft galten sie offiziell als depressed classes. 

Wichtig ist das Bemühen der indischen Regierung, die Kastenvorurteile gegen die Parias abzubauen und ihre soziale und wirtschaftliche Lage zu heben. Dazu trägt die Landschenkungsaktion von Vinoba Bhave mehr bei als die gelegentlich von der Regierung veranstalteten „Liebesmahle“, öffentliche Bankette vor allem für Kastenangehörige, bei denen von Paria-Köchen zubereitetes Essen aufgetragen wird. In der Mission stellen sowohl die Kastenfrage wie die Massenbewegungen der Parias zum Christentum besondere Probleme dar.

Literatur

  • Artikel Kaste in ERE Band 3  
  • H. Beythan: Was ist Indien? 1942, Seite 45 ff.  
  • W. Crook: The Tribes and Castes of the North-Western Provinces and Oudh, 4 Bände, Calcutta 1896
  • W. Hellinger: Vom inneren Schicksal Indiens, 1953, Seite 42 ff., 108 ff.
  • J. H. Hutton: Caste in India, Cambridge 1946
  • J. W. Pickett: Christian Mass Movements in India, Lucknow-Chicago-New York 1933
  • R. Tauscher: Die Mission und das Problem der Adivasi in Indien, in: EMZ ,1957, S. 161-173
  • H. Tennyson: Vinoba, Nachfolger Gandhis, 1957
  • E. Thurston: Castes and Tribes of Southern India, 7 Bde, Madras 1909.

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