Jun 082014
 

Sundar Singh

Von Paul Gäbler

Die Religion in Geschichte und Gegenwart, J.C.B. Mohr, Tübingen, 1962, Sechster Band Sh-Z, Seite 526-527


Geboren 1888 in Rampur unweit Ludhiana im Pandschab als Sikh, wurde durch eine Christusvision am 18.12.1903 bekehrt und am 03.09.1905 getauft und war fortan christlicher Sadhu (Wandermönch) und Evangelist. Außer einem halbjährigen Bibelkurs (1910) hatte er keine theologische Ausbildung. Seine Reisen und Wanderungen führten ihn kreuz und quer durch Nordindien und 1918 auch nach Südindien und Ceylon. 1918-19 besuchte er Malaya, Japan und China, 1920 Großbritannien und Australien, 1922 Palästina und Westeuropa, darunter Deutschland. Besonders fühlte er sich nach Tibet hingezogen; bei seiner letzten Wanderung dorthin ist er 1929 verschollen.

Sundar Singh war Mystiker, geprägt von Gebet und Meditation, die in späteren Jahren häufig in Visionen mündeten. Seine später in sechs Schriften niedergelegte Botschaft handelt vor allem vom persönlichen Leben des Christen, von Gebet und Heiligung, Kreuztragen und Leidensbereitschaft. Fragen des Gemeindelebens dagegen, überhaupt der Aspekt der Kirche, lagen ihm fern. Mit seinem missionarischen Zeugnis hinterließ er in Ost und West einen tiefen Eindruck. 

Gleichwohl führten allerlei Widersprüche und Übertreibungen in seinen Berichten wie auch manche Darstellungen, die späterer Nachprüfung nicht standhielten, zusammen mit seinen mannigfachen Schilderungen über wunderhafte Erfahrungen während seiner Reisen zum »Sadhustreit«, bei dem Sundar Singh Ablehnung (Pfister), aber auch Verteidiger (Heiler, Appasamy) fand. Will man Sundar Singh gerecht werden, darf man keinesfalls vergessen, dass er als schlichter Sohn eines indischen Dorfes lebenslang der mythischen Welt verhaftet blieb, und dass sich zweifellos nicht selten in seiner Erinnerung reale Erlebnisse mit dem vermengten, was er lediglich in der Ekstase geschaut hatte.

Literatur

  • Ges. Schriften, übersetzt und erläutert von F. Melzer, (1946) 19583.
  • Über S.: B. H. Streeter
  • A.J. Appasamy, The Sadhu, London 1921; deutsch (1922) 19232
  • F. Heiler, Sadhu Sundar Singh, ein Apostel des Ostens und Westens, (1924) 19264 
    Ders., Apostel oder Betrüger? Dokumente zum Sadhustreit, 1925
    Ders., Die „Wahrheit S.S.s. Neue Dokumente zum Sadhustreit, 1927  
  • O. Pfister, Die Legende Sundar Singh s, 1926
  • C. F. Andrews, Sadhu Sundar Singh, a Personal Memoir, London 1934
  • Paul Gäbler, Sadhu Sundar Singh  (Diss. Leipzig), 1937 (fast vollständige Literatur)
  • A. J. Appasamy, Sundar Singh, a Biography, London 1958; deutsch Basel o.J. [1960] (enthält neues Material; für Wissenschaftliche Zwecke ist nur die englischer Ausgabe brauchbar) EKL III, 1216 f
  • G. F. S. Gray, Sadhu Sadhu Sundar and the Non-Christian Religions (IRM 48, 1959, 421 – 426).

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