Jul 212014
 

Ehemalige Schüler des Abitur-Jahrganges 1943 an der Oschatzer Oberschule
bis heute befreundet

Mitten im Zweiten Weltkrieg haben sie 1943 in Oschatz ihr Abitur abgelegt oder wurden kurz vorher zum Kriegsdienst eingezogen. 70 Jahre danach sind fünf ehemalige Abiturienten immer noch befreundet und haben sich jetzt in Oschatz wieder getroffen. Trotz widriger Startbedingungen haben die Männer ihren Weg gemacht.

Von Frank Hörügel

An der damaligen Deutschen Oberschule mit Realschul-Zug (heute Thomas-Mann-Gymnasium) wurden, im Jahr 1935 zwei Klassen mit 54 Schülern gebildet. 1943 sollten sie ihr Abitur ablegen, einigen machte der Krieg jedoch einen Strich durch die Rechnung. Fünf Mitschüler halten bis heute Kontakt. Der OAZ erzählen sie ihren Biografien, die typisch für die Kriegsgeneration sind. 

Hans-Joachim Kirchhof, Hans-Joachim Lorenz, Joachim Franke, Günther Köhler und Werner Hanschmann (von links)

von links: Hans-Joachim Kirchhof, Hans-Joachim Lorenz, Joachim Franke,
Günther Köhler und Werner Hanschmann
Foto: Dirk Hunger

Hans-Joachim Lorenz (88) aus Frankfurt am Main wohnte damals in Mügeln: Freiwillig meldete er sich 1942 zur Kriegsmarine. „Sonst wären wir bei der Waffen-SS gelandet“, nennt Lorenz die Alternative. Wie alle Mitschüler, die mehr als ein halbes Jahr vor dem regulären Abitur einberufen wurden, erhielt er ein Abschlusszeugnis mit dem sogenannten „Reifevermerk“. Nach dem Krieg studierte Lorenz Hochbau, projektierte unter anderem die deutsche Botschaft in Indien mit.

Joachim Franke (89) aus Neusäß bei Augsburg wohnte damals in Mügeln: Sein Abitur bekam er später zuerkannt, da Franke bereits 1942 eingezogen wurde. „Kurz vorher waren wir noch zum Tanzstundenball in Kreischa/Saalhausen“, erinnert er sich. Nach dem Krieg musste der Mügelner zweieinhalb Jahre bis 1948 im Lager Mühlberg absitzen. Von Beruf Kaufmann verkaufte Franke als freier Handelsvertreter Messgeräte.

Abiturjahrganges 1943 auf dem Oschatzer Flugplatz 1940/41

Abiturjahrgang 1943 auf dem Oschatzer Flugplatz 1940

Hans-Joachim Kirchhof (89) aus Borna bei Oschatz: Bereits 1942 wurde der Bornaer eingezogen „und zum Glück am 15. Januar 1945 verwundet“. Das Kriegsende erlebte er deshalb im Haus seiner Eltern, die in Borna einen Gemischtwarenladen betrieben. Den Laden leitete Kirchhof bis 1962 und arbeitete dann bis zur Rente im Reifenwerk Riesa. 

Günther Köhler (88) aus Messstetten wohnte damals in Mügeln: Sein Leben hat er der Eisenbahn verschrieben, wo der Mügelner 1943 seine Berufslaufbahn begann. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft fing er 1946 wieder bei der Bahn an, war zuletzt bis 1990 Leiter des Riesaer Bahnhofes. 

Werner Hanschmann (88) aus Munster in der Lüneburger Heide wohnte damals in Schweta: Sein Abitur legte er erst 1945 ab, da die Einberufung zur Kriegsmarine bereits 1942 erfolgte. Danach studierte Hanschmann an der pädagogischen Hochschule Göttingen, arbeitete als Lehrer und war bis 1989 Direktor der Bundeswehr-Fachschule in Munster.

Oschatzer Allgemeine vom 19.09.2013


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