Jan 082015
 

Die vergessene Generation
Sabine Bode

Die Menschen der Generation der Kriegskinder berichten erstmals über ihre Erlebnisse während des Krieges. Noch nie hat es in Deutschland eine Generation gegeben, der es so gut ging wie den heute 60- bis 75jährigen. Doch man weiß wenig über sie, man redet nicht über sie – eine unauffällige Generation. Jetzt beginnen sie zu reden, nach langen Jahren des Schweigens.

Die Kriegskindergeneration ist im Ruhestand, die eigenen Kinder sind längst aus dem Haus. Bei vielen kommen jetzt die Erinnerungen allmählich hervor und mit ihnen auch Ängste, manchmal sogar die unverarbeiteten Kriegserlebnisse. Sie wollen nun über sich selbst nachdenken und sprechen.

Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter spricht von einer »verschwiegenen, unentdeckten Welt«. Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie.

Ihnen wurde gesagt: „Sei froh, dass du überhaupt überlebt hast. Vergiß alles und schau lieber nach vorne!“ Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen.

Diese Erinnerungen haben sie bislang in sich verschlossen gehalten, sie trösteten sich mit der Einstellung: „Andere haben es noch viel schlimmer gehabt als wir.“

So wurde eine ganze Generation geprägt: Man funktionierte, baute auf, fragte wenig, jammerte nie, wollte vom Krieg nichts hören – und man konnte kein Brot wegwerfen.

Klett-Cotta Mit einem Nachwort von Luise Reddemann, 16. Auflage 2014, 304 Seiten, broschiert, ISBN: 978-3-608-94797-7

Vorgeschlagen von Christine Schultze/Maria Bauer


Die Herrlichkeit des Lebens
Michael Kumpfmüller

Die Liebe eines Lebens Überlebensgroß ist der Mythos Franz Kafka, dessen Nachruhm als Schriftsteller scheinbar mit einem weithin unglücklichen Leben erkauft wurde. Doch nun wirft Michael Kumpfmüller ein helles, fast heiteres Licht auf den berühmten Dichter und zeichnet liebevoll und diskret einen Menschen, der in seinem letzten Jahr die große Liebe findet und sein Leben in die Hand nimmt, bevor es dafür zu spät ist.

Im Sommer 1923 lernt der tuberkulosekranke Franz Kafka, als Dichter nur Eingeweihten bekannt, in einem Ostseebad die 25-jährige Köchin Dora Diamant kennen. Und innerhalb weniger Wochen tut er, was er nicht für möglich gehalten hat:

Er entscheidet sich für das Zusammenleben mit einer Frau, teilt Tisch und Bett mit Dora. In Berlin wagt er mit ihr das gemeinsame Leben, mitten in der Hyperinflation der Weimarer Republik. Den täglich kletternden Preisen, den wechselnden Untermietquartieren, den argwöhnischen Eltern zum Trotz: Bis zu seinem Tod im Juni 1924 werden sich Franz Kafka und Dora Diamant, von wenigen Tagen abgesehen, nicht mehr trennen.

Aus dieser wahren Geschichte macht Michael Kumpfmüller einen feinsinnigen, behutsamen und kenntnisreichen Liebesroman. Kafkas Tagebücher, seine Briefe und letzten Texte kennt er genau und webt sie zart in die Erzählung ein. Aber ebenso sehr widmet er sich Doras Sicht, dem Blick der verliebten jungen Frau auf ihren rätselhaften, sterbenden Mann. Und so gelingt Kumpfmüller eine tief anrührende Parabel über das Leben und die Liebe, das Schreiben und den Tod.

Michael Kumpfmüller: „Die Herrlichkeit des Lebens“. Roman.Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 240 S., geb., 18,99 Euro.

Vorgeschlagen von Irmgard & Klaus Pfuetze


Die Regenbogen-Truppe
Andrea Hirata

Andrea Hirata erzählt in seinem Roman „Die Regenbogen-Truppe“ von seiner Kindheit in Indonesien. In seiner Heimat war die autobiografische Geschichte ein Mega-Bestseller.

Zehn Kinder haben auf der indonesischen Insel Belitung eine unglaubliche Chance, die jedes einzelne mit der größten Begeisterung wahrnimmt. Sie dürfen endlich in die Schule gehen! Und die Wege, die sie dafür auf sich nehmen, sind weit und gefährlich. Die Straßen sind schlecht und Krokodile warten am Wegesrand – und doch machen sich die Kinder Morgen für Morgen auf den Weg zu ihren Lehrern Bu Mus und Pak Harfan. Für die Kinder einfacher Arbeiter und Fischer ist der Besuch der Schule ein kleiner Hoffnungsschimmer, um der Armut zu entfliehen. Andrea Hirata zeichnet die Lebenswege seiner Figuren liebevoll nach. Vor allem in der Figur des Fischersohnes Litang wird das deutlich. Der begabte Junge verblüfft seine Mitmenschen immer wieder. Und der Leser bleibt voller Bewunderung für diese mutigen und wissbegierigen Kinder zurück, für die der Besuch einer Grundschule zum größten Lebensglück wird.

Andrea Hirata lebt, nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der University of Indonesia und Aufenthalten in Sheffield und Paris, heute wieder auf Belitung. Der Roman wurde fünf Millionen Mal verkauft und gilt in Indonesien als das meistverkaufte Buch aller Zeiten.

Der Roman „Die Regenbogen-Truppe“ ist bei Hanser Berlin erschienen. Das Hardcover kostet 19,90 Euro. Das eBook kostet 15,99 Euro. Das Hörbuch kostet 19,99 Euro (Hörbuch Ham-burg)

Vorgeschlagen von Christoph Schnyder


Die 40 Geheimnisse der Liebe
Elif Shafak

Ella ist vierzig Jahre alt, hat einen Ehemann, drei Kinder im Teenageralter und ein schönes Zuhause in einer amerikanischen Kleinstadt. Eigentlich sollte sie glücklich sein, in ihrem Herzen breitet sich aber eine Leere aus, die früher von Liebe gefüllt war. Als Gutachterin für eine Literaturagentur taucht sie tief in einen Roman über den Sufi-Dichter und Mystiker Rumi und die vierzig ewigen, geheimnisvollen Regeln der Liebe ein. Trotz der Ansiedlung im 13. Jahrhundert scheint ihr der Roman immer mehr eine Spiegelung ihrer eigenen Geschichte zu sein. Zusehends distanziert von ihrem Ehemann, beginnt Ella, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. Sie besucht den Verfasser des Buches, Aziz Zahara, mit dem sie sich schriftlich schon rege und sehr persönlich ausgetauscht hat – und erfährt eine derart grundlegende persönliche Veränderung, wie sie es sich nie hätte ausmalen können.

Elif Shafak: „Die vierzig Geheimnisse der Liebe“, Verlag Kein & Aber, Zürich 2013, 512 Seiten

Vorgeschlagen von Christoph Schnyder


Schwarzbrot-Spiritualität
Fulbert Steffensky

„Worte können Irrlichter sein, und ich habe den Eindruck, Spiritulität ist ein solches geworden.“ So beschreibt der Hamburger Theologie Fulbert Steffensky, warum er sein neuestes Buch „Schwarzbrot-Spiritualität“ genannt hat.

Steffensky stellt bei den Menschen eine zunehmende religiöse Sehnsucht fest, ein Bedürfnis nach tragfähigen Antworten des Glaubens für die alten Fragen des Lebens. Aber die gibt es nicht zum Nulltarif, mahnt der Autor. Sie wollen erarbeitet und die Rituale eingeübt werden. Sie gleichen dem „Schwarzbrot“, einem Grundnahrungsmittel, an dem man heftig zu kauen hat – karge Kost, aber gesund für Leib und Seele. Das Buch hat bereits entschiedene Anhänger, andere kritisieren es für seine deutlich moralisierenden Klischees.

(In der Ausgabe Mai 2006 von „BEK-Forum“ sind zentrale Passagen in Auszügen abgedruckt.) Steffensky, Fulbert: Schwarzbrot Spiritualität. – Stuttgart: Kreuz Verlag, 2005. – 234 Seiten

Vorgeschlagen von Christoph Schnyder 


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