Feb 232015
 

 

Von Gerhard Rein, 23.02.2015

Endlich kann ich mich einmal solidarisch fühlen mit dem Bundespräsidenten. Endlich stehen wir Seit an Seit gegen die Welt des Bösen.

In den längeren Dossiers der Staatssicherheit war ich ja längst enttarnt und aufgeflogen. Meine Kommentare und Berichte aus der DDR bewiesen eindeutig, dass ich Anti- Kommunist sei. Das las ich immer wieder. Tempi passati. Aber gestern, als ich im Fernsehen auf dem Maidan den Aufmarsch der wahren und einzigartigen Anti- Kommunisten unserer Epoche beobachtete, fiel ich wieder zurück in die alten Zeiten. Und war endlich wieder dem selbsterklärten deutschen Anti- Kommunisten und Bundespräsidenten nahe. Gauck, der Sohn kleiner Nazis, auf dem Maidan Arm in Arm mit dem Oligarchen, Schokoladen- und Waffenhersteller Poroschenko. Gauck wolle „ein Zeichen setzen“ auf dem Maidan, hieß es. Beim Marsch der Würde. Aber Gaucks Anwesenheit auf dem Maidan war würdelos. Bis heute, ein Jahr danach, ist nicht geklärt, wer die Scharfschützen waren, die im Februar 2014 hundert Menschen, zumeist in den Rücken, erschossen haben. Bis heute ist nicht geklärt, wer die Auftraggeber der Scharfschützen waren. Die als „himmlische Hundert“ verklärten und damit gleichzeitig verhöhnten Opfer werden zu Propaganda-Zwecken so missbraucht wie jetzt der Bundespräsident sich missbrauchen ließ, als schönes Ausstellungsstück für Poroschenkos Zwecke.

Aber vermutlich wird das Herr Gauck ganz anders sehen, und er wird sich sehr wohl gefühlt haben in einer Reihe mit der litauischen Präsidentin, dem polnischen Kollegen und Herrn Tusk, dem neuen EU- Ratspräsidenten aus Warschau. Anti-Kommunisten unter sich. Den Feind im Visier. Obwohl es so richtige Kommunisten gar nicht mehr gibt, darf man wieder offen Anti-Kommunist sein. Das ist ja eigentlich eine gute Nachricht. Schluss mit den verquasten, nebulösen Verständigungs-Gesten. Zurück zur alten Konfrontations-Ära. Gauck in seinem Element. Er hatte noch nie was am Hut mit dieser schrecklichen Ostpolitik der Herren Brandt und Bahr, die auf Entspannung aus war und nicht auf Verschärfung.

Freilich wüsste ich gern, was wohl Frau Merkel und Herr Steinmeier über die erneute Gegen-Politik aus Schloss Bellevue denken. Sie werden es uns nicht wissen lassen. Und ich wüsste auch gern, was wohl die alte Tante SPD so im Inneren denkt, die Gauck so enthusiasmiert als „Versöhner“ ins Amt hievte. Ein groteskes Missverständnis. Auch die SPD wird schweigen.


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