Jun 172015
 

Urlaub an der Mosel

Anfang Juni 2015 waren wir an der Mosel. Ich hatte im Internet nach einer geeigneten Untrkunft mit Blick auf die Mosel gesucht. Wir waren zu Gast in einer Ferienwohnung der Familie Waldeck in Zell. Vom ersten Stockwerk hatten wir einen herrlichen Blick auf die Mosel.

Blick vom Balkon auf Merl

Blick vom Balkon Richtung Merl

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Viele Radfahrerinnen und Radfahrer waren unterwegs.

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Bei unseren Spaziergängen entlang der Mosel entdeckten wir ein Haus in der Nähe, dass mir an die Häuser von Gaudi in Barcelona erinnerte.

Wellenburg

Die Wellenburg in Zell an der Mosel

Die Wellenburg in Zell an der Mosel, Merler Str. 1a

Informationen über die Wellenburg

Aushang moselseiti

Von Dr. Hermann-Josef Simonis

Dieses ungewöhnliche Haus direkt am Moselufer wurde Wellenburg genannt, weil es so nahe an der Mosel gebaut bei Hochwasser den Wellen widerstehen muss. Entsprechend dem Namen wurde das Haus architektonisch und künstlerisch dem Symbol der Wellen angepasst und im organischen Baustil (Gaudi/Barcelona) gestaltet. Der organische Baustil ist der Natur nachempfunden, wo man mehr Rundungen und kaum Ecken und Kanten findet. Somit findet sich der Wellengang der Mosel in zahlreichen Details wieder, wie zum Beispiel in den schmiedeeisernen Balkon- und Treppengeländern.

Die Moselfront fällt durch ein großes kupfernes Herz auf dem Dach auf, dass von zwei Händen gehalten wird, welche in die Dachregenrinnen übergehen. Wie im Mittelalter jeder Handwerker seinen Berufsstand durch schmiedeeiserne Aushängeschilder bekannt gab, so soll dies ein Symbol (“Hier ist Ihr Herz in guten Händen!“) für den Beruf des Bauherrn sein, welcher Arzt und Psychotherapeut ist.

Innen und außen wurden viele antike Baumaterialien verwand, welche meist bei E-Bay preiswert ersteigert wurden. So sehen Sie neben der Terrassenausgangstür als Türläden zwei alte Kirchentüren von 1642 aus einer Schwarzwaldkirche, welche nur 10€ das Stück kosteten. Auf dem runden Turm, der dem Wahrzeichen der Stadt Zell, dem Pulverturm aus der Stadtmauer, nachgebaut wurde, sieht man als Windfahne die „Zeller schwarze Katz“ (weltbekannte Weinlage), welche vier goldenen Mäusen nach jagt. Bei passendem Sonnenstand strahlt ihr Kristallauge, ähnlich den Bleiglasbrocken in den Geländern, welche den Schaum der Wellen imitieren.

Die Fenstergewände sind nicht aus massivem Sandstein, da diese eine Kältebrücke bilden würden. Sie sind aus Styropor und mit Sandsteintapete beklebt, sodass sie sehr echt wirken. In die Seitenmauer, die wie eine Welle aussieht, wurde ein alter eichener Scheunentorbogen aus der Eifel eingebaut. Auf der Wand sieht man Fische aus Schiefer, welche an Land schwimmen und in den Zwischenräumen erkennt man bei genauerem Hinsehen Vögel, welche zur Mosel fliegen. Dies soll die Evolution symbolisieren und ist ein Bild des weltbekannten niederländischen Künstlers und Graphikers M. C. Escher.

Neben dem Gartentor findet sich ein altes Kirchenfenster aus Burgund. Hinter der Mauer geht eine alte ausgetretene Sandsteintreppe zur Terrasse, welche der Bauherr auf einem Baummarkt in Frankreich günstig kaufen konnte. Sie ist freitragend und eine Stufe stützt die folgende ab, ohne dass sie von Beton- oder Eisenträgern gehalten werden muss. Das Dach des Hauses ist in so genannter „Wilden Deckung“ aus Moselschiefer gedeckt. Die wilde Deckung ist den Tannenzapfen nachgeahmt. Im unteren Bereich sind die Schiefertafeln bis zu 1,20m groß und werden nach oben zu immer kleiner. Diese Deckungsweise ist ohne die übliche Systematik wie wild angeordnet.

Wellenburg

Sonnenuntergang vom Balkon derr Wellenburg

Wellenburg strassenseitig

Die Skulptur vor dem Hauseingang ist beeindruckend.

Eva & Adam

Eva und Adam mit der Schlange der Versuchung

Die Entstehungsgeschichte der Skulptur wird in einem Filmausschnitt gezeigt.

Eva und Adam

Eva und Adam
Skulptur von Przemyslaw Perschke (Pem)

Weitere Bilder der Wellenburg von aussen


Informationen über die Wellenburg

Aushang strassenseiti

Von Dr. Hermann-Josef Simonis

Dieses Haus fällt durch seine überall runden Formen auf, einem Baustil, der sich „organisch“ bezeichnet und an Naturformen erinnert. Er wurde durch den weltberühmten spanischen Architekten Antoni Gaudi (Barcelona) bekannt. Es wurden viele antike Baumaterialien verwandt, wie die drei Schnecken-Fenstergewände aus Frankreich – jedes aus einem anderen Hause. Der Sockel wurde mit uralten Sandsteinen aus dem Schlossabriss Lohen bei Dresden in Form von Wellen gemauert, wie das Wasser bei einem Jahrhunderthochwasser auf der Strasse fließen würde. An der moselaufwärts gelegenen Ecke befindet sich ein künstlerisch gestalteter Ecksandstein, wo sich das mögliche Hochwasser nach beiden Seiten teilt mit 2008 als Baujahr der Wellenburg. Die massive, tonnenschwere und asymmetrisch runde Eingangstreppe wurde in Dresden von einem Steinmetz namens Steinmetz gestaltet und sehr günstig bei E-Bay ersteigert.

Auf der linken Treppenvolute sieht man einen Blumenständer in Form eines Geysirs, auf dem eine Holzschale schwimmt. Diese, ebenso wie die Haustüre, das Treppengeländer, der Brunnen mit Adam und Eva und das Garagentor wurden von dem polnischen Künstler „Pem“ Przemyslaw Perschke gestaltet. 

Die Haustür wurde einem barocken Vorbild nachgebaut und trägt ebenfalls die Baujahrzahl 2008. Das antike Vorbild war leider nicht aus wärmetechnischen Gründen einsetzbar. Diese Tür wird durch eine innenliegende Vakuumplatte gedämmt. Adam und Eva am Baum der Versuchung wurden in einem Stück aus einem alten Baumstamm mit der Kettensäge von Künstler Perschke gefräst. Dieser gestaltete auch die Schlange der Versuchung aus Kupferresten.

Das Garagentor symbolisiert den Paradiesgarten mit Apfelbaum der Versuchung und einem Teufelchen mit Hörnern als Türklopfer. Ferner erkennt man oben die Füllhörner und einen Paradiesvogel. Wie bei Friedensreich Hundertwasser üblich wurde ein passender Spruch zum Schutz unserer Natur in den Torbogen gefräst.

Auf dem Dach finden sich insgesamt vier Drachen als Wächter. Auf dem Giebel Majestix mit ganz scharfen Zähnen, Linkseitig ein Zwitterdrache mit weiblichen Wimpern und männlich, aggressiven Zähnen. Moselabwärts – kaum zu sehen – sind in der Regenrinne noch zwei zahnlose weibliche Drachen mit langen Wimpern. Mit viel Phantasie erkennt man als Schornstein einen Rabenkopf mit Hut und tropfender Nase. Zuerst war geplant, einen kupfernen Drachenkopf auf den Schornstein zu setzen, aus dessen Rachen und Nüstern im Winter der Qualm aufsteigen sollte.

Mehr als auf der eher barocken Moselseite, die sie sich bei Interesse auch anschauen sollten, imponiert hier auf der Straßenfront die Deckung mit „wildem Schiefer“. Falls sie sich für die künstlerische Innengestaltung mit uralten Türen/Torbogen und antiken Fliesen interessieren, so schauen Sie sich den Film Die Wellenburg auf an. Ich hoffe, Ihnen gefällt diese eigensinnige und ungewöhnliche Bauweise und die Wellenburg macht Ihnen Mut, auch ihre Träume zu verwirklichen.

Wellenburg

Wellenburg

Pem bei der Arbeit

Künstler Pem bei der Arbeit

Wellenburg

Wellenburg

Wellenburg

Wellenburg

Weitere Bilder von der Wellenburg von innen 


Film über die Entstehungsgeschichte der Wellenburg

Ein Film von Peter Friesenhahn 

Links

  2 Responses to “Traumhaus an der Mosel”

  1. Lieber Herr Gäbler,
    ich habe mich riesig über Ihre Präsentation und Ihren Kommentar gefreut! Danke! Anerkennung braucht wohl jeder Mensch…noch wichtiger ist natürlich Liebe! Dieses Haus habe ich mit all meiner Begeisterungsfähigkeit, Liebe und Kreativität gestaltet. Bitte kommen Sie doch noch einmal zum Urlaub an die Mosel, damit ich Ihnen das Innenleben, welches sich dauend künstlerisch verändert, bei einem Kaffeetrinken zeigen kann.

    In Vorfreude, Dr. Hermann-Josef Simonis

    • Herrn Simonis schrieb ich, das kommt selten vor, dass jemand einen Kommentar schreibt, danke. Ja Ihr Haus hat Seltenheitswert; einem Graphiker dem ich Ihren Film zeigte, war angetan und meinte, Sie hätten zu viele Kunstwerke verwirklicht, eine Beschränkung auf Gaudi und die Wellen hätte genügt. Die barocken Elemente seien für ihn störend. Wie dem auch sei, vielleicht verspürt meine Frau eines Tages wieder Lust bei Waldecks einzukehren, dann melden wir uns bei Ihnen!

      Ein Facebook Freund schrieb mir, dass ihn die Moselschleife und der Moselschiefer lockten. Die Ermutigung bezüglich der eigenen Träume kam für ihn zur rechten Zeit!

      Herr Somonis antwortete, „an meinem Haus scheiden sich die Geister. Nüchterne Kopfmenschen empfinden es als Zumutung und romantische Gefühlsmenschen verlieben sich in die weichen Formen. Als Psychotherapeut kann ich an den Reaktionen ziemlich sicher Schlüsse über den Charakter der Menschen ziehen. Das ganze Haus ist etwas verspielt und wird oft Hobbithaus genannt. Innen ist es eine Dauerausstellung meines Freundes und Künstlers Perschke, der sich/uns darin verwirklicht hat. Es macht uns riesen Spaß unsere Kreativität auszuleben und die Schönheiten auch alter Baumaterialien zur Geltung zu bringen. Eine Führung durch das Haus dauert 1,5 Stunden und wird als sehr spannend erlebt.

      Gestern haben wir noch eine uralte Tür eingebaut. Auch die Küche ist voller alter Geschichten. So wurde die Dunstabzugshaube zur Sündenabzugshaube, da das uralte Kapitel eines entsorgten Beichtstuhls unserer Kirche dort seinen neuen Platz fand. Aktuell haben wir bei Ebay schwere Nussbaumstämme ersteigert, die eine Sitzlandschaft im Turm werden sollen, auch Gaudi entwarf Holzmöbel.

      Pem ist für mich eine Reinkarnation eines alten Meisters wie z.B. Michelangelo. Ich konnte ihm helfen, in einem der renomiertesten Künstlerbünde (Rheinischer Künstlerverein Essen) aufgenommen zu werden, sodass er hoffentlich auch ohne Kunststudium bekannter wird, bei seinem ungewöhnlichen Talent und Ehrgeiz hätte er es verdient.“