Sep 152015
 

Trauerfeier am 24. Januar 2015 auf dem Waldfriedhof in Munster

Ansprache von Pastor Dr. Johannes Schoon-Janßen

Liebe Frau Hanschmann, liebe Familie Hanschmann, liebe Verwandte, Freunde und Bekannte des Verstorbenen, liebe Trauergemeinde! Meiner Ansprache anlässlich der Trauerfeier für Werner Hanschmann möchte ich seinen Konfirmationsspruch voranstellen. Der steht im Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 6 und lautet folgendermaßen: Christus spricht:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Keiner kommt zum Vater denn durch mich.“

Werner Hanschmann lebt nicht mehr. Er starb am 16. Januar nach schwerer Krankheit im Celle letztlich an einem Nierenversagen. Er wurde gesegnete 90 Jahre alt. Damit ging ein langes und sehr engagiertes Leben nun still zu Ende. Wir wollen heute noch einmal – mit viel Dankbarkeit – auf sein irdisches Leben zurückblicken. 

Traueranzeige Werner Hanschmann

Werner Hanschmann wurde am 20. September 1924 als Sohn des Tischlermeisters Max Hanschmann und dessen Ehefrau, der Damenschneiderin Erna Hanschmann, im sächsischen Schweta geboren, wo er bald darauf evangelisch getauft wurde. Als Kind hielt er sich viel in den Arbeitsräumen von Vater und Mutter auf, so dass er schon sehr früh Freude an der Holzverarbeitung fand und auch sehr früh schon den Umgang mit Nadel, Schere, Zwirn und später auch Nähmaschine erlernte. Beide Eltern konnten dort im Hause in Ruhe ihren Berufen nachgehen, da die Oma sich um Haushalt und Werner kümmerte!

In Schweta gab es einen Kindergottesdienst, den Werner Hanschmann regelmäßig besuchte, so dass er schon lange vor der Konfirmandenzeit mit einer Vielzahl biblischer Geschichten und einer Menge an Chorälen Bekanntschaft machte. In seinen Erinnerungen an die Kindheit in Schweta, die er als Pensionär auf seinem neuen Computer verfasst hat, schreibt er u.a.:

„Dabei lernte ich frühzeitig biblische Geschichten, Bibelverse, Sprüche und viele Choräle kennen. Dieses Grundwissen brachte mir in der geistigen Entwicklung im späteren Leben viel Nutzen und Einsichten. Gute Erinnerungen habe ich auch an spätere Gottesdienstbesuche mit den Eltern und an richtungsweisende Predigten der Pastoren. Besonders gern lauschte ich dem meisterhaften Orgelspiel von Kantor Herbert Härtung…“

Bis Mitte der 30-er Jahre besuchte er in Schweta die Volksschule, dann wechselte zur Oberschule in der Kreisstadt Oschatz. Sein schulischer Schwerpunkt war schon sehr bald der naturwissenschaftliche Bereich, in den er sich schnell und akribisch hineinarbeitete. Hier kam er aber auch schon ganz früh mit der Musik in Berührung, denn in dieser Schule, die früher mal eine Lehrerbildungsanstalt gewesen war, gab es noch aus jener Zeit eine ganze Reihe von Übungszellen, wo man Instrumentalunterricht erhielt und wo man dann eben auch gut üben konnte. So erlernte er schon in frühen Jahren das Geigenspiel, was für sein ganzes weiteres Leben wichtig war. Am 2. April 1939 wurde er am Ende der Konfirmanden- und Kindergottesdienstzeit in der Kirche zu Schweta konfirmiert mit eben dem Bibelwort, das ihn seitdem begleitet hat und deshalb heute auch über dieser Feier steht:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Keiner kommt zum Vater denn durch mich.“

Tatsächlich war sein weiterer Weg durchs Leben in den folgenden Jahren kein Kinderspiel, sondern von vielen Wendungen, Neu-Anfängen und Ortswechseln geprägt. Werner Hanschmann hat dies alles aber gut bewältigen können, sicher auch, weil er gute, ruhige und prägende Jahre in Schweta erlebte, von denen er handwerklich, geistig, geistlich und musikalisch sehr, sehr lange gut zehren konnte…

Und das war auch sehr nötig, denn mit seinem 18. Geburtstag im September 1942 bekam er einen sog. Reife-Vermerk in seine Schulunterlagen und wurde dann Anfang November zur Wehrmacht eingezogen. Hier meldete er sich zur Marine, wo er schon bald die Steuermannsprüfung A4 ablegte. Zweimal imLaufe des Krieges gingen Schiffe, auf denen er tätig war, unter; zweimal wurde er gerettet! 

Am Ende des Krieges war er eine Zeitlang in Cuxhaven auf seinem letzten Schiff interniert, wurde von dort aus zu Ernteeinsätzen in Fischerhude herangezogen und gelangte dann im Oktober 1945 über das britische Entlassungslager hier in Munster wieder in die Freiheit zurück.

Er machte dann am 6-monatigen sog. Übergangskurs für Kriegsteilnehmer im ostfriesischen Emden mit und erlangte so dann doch noch tatsächlich auch ein ganz offizielles Abitur, zumal der ursprüngliche Reifevermerk im Zeugnis nach dem Krieg plötzlich nicht mehr anerkannt wurde. Da er auch kein betuchtes Elternhaus im Hintergrund hatte, entschied er sich nach dem Abitur für den schnellsten Studiengang und machte ein Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen, für das er aus vielen Bewerbern als einer von ganz wenigen ausgewählt wurde. Sein Studentenzimmer dazu befand sich in Hannoversch Münden, finanziell ermöglicht wurde das Studium unter anderem dadurch, dass er sich regelmäßig an Waldarbeiten im nahe gelegenen Reinhardswald beteiligte. Es waren harte Jahre für ihn damals. 1948 machte er sein 1. Lehrer-Examen. Ein halbes Jahr später dann gelangte er als Junglehrer nach Weener in Ostfriesland. Es folgten ein Wechsel in den Schuldienst der Stadt Bremen und das Ablegen des 2. Examens. Seit dem Juli 1954 war er dann mit der Kindergärtnerin Charlotte Hanschmann verheiratet. Aus der Ehe der beiden gingen drei Kinder hervor.

Werner Hanschmann war nebenamtlich in den ersten Jahren noch an der Fachschule der Bundeswehr in Bremen als Lehrer tätig und machte außerdem auch noch ein berufsbegleitendes Aufbaustudium in Oldenburg, wodurch er 1966 die Realschullehrer-Qualifikation für Physik und Chemie und 1968 auch noch für Mathematik dazu erwarb. Ab 1970 war er dann für drei Jahre hauptamtlich an der Bundeswehrfachschule in Mainz tätig. Aus gesundheitlichen Gründen zog die Familie dann aber 1973 nach Bremen zurück, wo er eine Vollzeitstelle an seiner alten Bundeswehrfachschule antreten konnte, die mit der Leitung des naturwissenschaftlichen Bereiches dort einherging.

1976 gab es dann nochmal wieder einen Umzug, und zwar nach Munster, wo er Direktor der Bundeswehrfachschule wurde und es bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1989 auch blieb. Schon seit 1977 gingen Werner und Charlotte Hanschmann getrennte Wege, vier Jahre später erfolgte die Scheidung. Inzwischen ist Charlotte Hanschmann vor etwa 2½ Jahren auch verstorben. Ebenfalls noch 1981 erfolgte die Eheschließung mit Gabriele Koch, die ebenfalls Lehrerin war und nach dem Umzug nach Munster an der Orientierungsstufe in Hermannsburg schwerpunktmäßig im Fachbereich Naturwissenschaften tätig war. Die kirchliche Hochzeit fand im Dezember 1981 in der St. Stephanus-Militärkirche statt, wo die beiden von Pastor Böhm damals getraut wurden. Zuerst lebten die beiden in der Hermann-Billung-Straße, später erwarben sie das Haus im Birkenweg in Breloh, wo er bis zuletzt gelebt hat.

Werner Hanschmann 1989

Werner Hanschmann 1989

Wenn wir nun heute an Werner Hanschmann zurückdenken, dann gehen uns Gedanken an einen Menschen durch den Kopf, der aus dem Stadtbild Munsters nur schwer weg zu denken ist, wie ich finde. Man denkt dann an einen Mann, der der Musik sehr verbunden war, der seine Instrumente als Tischlermeisterssohn in der Regel selber baute und sie dann auch spielte: So war es bei seiner Bratsche, beim Cembalo, bei den Gamben; und auch das Cello-Spiel betrieb er, und zwar nach seiner Pensionierung, wo er sich bei der Musikschule des Landkreises nochmal sozusagen auf die Schulbank setzte und auch dieses Instrument bei Herrn Wulfes noch erlernte… Er spielte 18 Jahre bis 2010 als Bratschist im Musikschulorchester mit und ganz lange auch noch in dem kleinen Kammermusikkreis, den wir daher am Ende dieser Feier noch hören werden… 

  • Man denkt an einen Mann, der im Civilen Corps de Schützengilde Munster engagiert und auch dadurch sehr bekannt war…
  • Man denkt an den Mann, der 1988 bei der Landesausstellung „Natur im Städtebau“ als Gästebetreuer dabei war und damals auch viele Stadt- und Kirchenführungen machte…
  • Man denkt an einen Mann, der jahrelang in Munster dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorgestanden und die Feiern am Volkstrauertag organisiert und geleitet hat, an denen wir manchmal auch gemeinsam beteiligt waren…
  • Man denkt an einen Mann, der mit seiner Frau Gabriele große Teile unserer schönen Erde bereist und dabei viele Kulturen kennengelernt hat…

Einen Mann, der Vieles konnte und ein immenses Wissen in vielen Bereichen hatte…

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Keiner kommt zum Vater denn durch mich.“

… So steht es heute über dieser Feier…

Der irdische Lebensweg von Werner Hanschmann ist lang gewesen, und er hat dabei viel gemacht und Vieles kennengelernt, es war ein intensives und offensichtlich sehr bewusst geführtes Leben. Was ich dabei ganz besonders spannend finde ist, dass er als Naturwissenschaftler und Pädagoge so tief in seiner christlichen Prägung verwurzelt war. Er hat ja in seine ersten Lehrerjahren neben Mathe, Physik und Chemie auch Religion unterrichtet, er hatte die Fakultas dafür und schrieb ja selber in seinen Erinnerungen, dass für manches in seinem Leben seine Kindergottesdienst-Erfahrungen als Kind in Schweta so sehr gut waren und so prägend…

Ich habe den Eindruck, dass er Vieles in seinem Leben, vor allem auch seine Beharrlichkeit und seine Zielstrebigkeit, tatsächlich auch seinen christlichen Quellen verdankt, die schon in der Kindheit angelegt  wurden. Und natürlich hat er auf seinem langen Weg durch das irdische Leben immer auch nach der Wahrheit gesucht, nach einem guten Gottesbezug und nach einer guten Weise, sein Leben gelingen zu lassen. Das ist natürlich nicht immer und in jedem Punkt gelungen, wie ja keinem Menschen immer alles gelingt, aber er hat doch viel Gutes bewegen können für sich und für andere, u.a. auch für ganz viele Schüler und für Munster würde ich sagen, auch für eine ganze Stadt…

So bitten wir Gott heute für die Angehörigen von Werner Hanschmann, dass er sie trösten und ihnen helfen möge, diesen Mann in einer guten Art und Weise in ihren Herzen zu bewahren… 


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