Dez 192015
 

Leitartikel  über Flüchtlinge in Kirchen

Von André Fesser

Zuerst Zelte, dann Turnhallen, jetzt auch noch eine Kirche, eine katholische obendrein und eine, die noch bis zuletzt für Gottesdienste genutzt wurde. Ja, geht denn das?, wird manch einer fragen, geht das für die Kirche? Aber vor allem: Geht das für die Muslime? Es geht! Die St.-Franziskus-Gemeinde in Bremen-Woltmershausen macht es vor und hat ihr Gotteshaus zur Flüchtlingsherberge umgebaut. Und die Flüchtlinge, 40 junge Männer aus Syrien, nehmen das Angebot dankbar an. Sie hätten Nein sagen können. Haben sie aber nicht, und das ist ein gutes Zeichen. Denn auf diese Weise tun sie etwas gegen das Vorurteil, Flüchtlinge würden es sich im Westen generell bequem machen wollen. Wer als Muslim seinen Glauben lebt und liebt, wer mitunter sogar Einflüssen ausgesetzt ist, die den Andersgläubigen ablehnen, und sich dann trotzdem in einem christlichen Gebäude niederlässt, der hat es sich gewiss nicht leicht gemacht. Auch die Woltmershauser Gemeinde sendet mit der Öffnung ihres Hauses wichtige Signale aus. Zum einen zeigt sie, dass christliche Nächstenliebe an Glaubensgrenzen nicht Halt macht. Und sie widerlegt damit ein Stück weit den immer wieder erhobenen Vorwurf, die Kirchen würden sich bei der Bewältigung der Zuwanderung zu wenig engagieren. Stattdessen unterstreicht sie, dass dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Eine Aufgabe, an der jeder von uns mitarbeiten muss. Sonst klappt es nicht.

Weser Kurier vom 18.12.2015


Mit offenen Herzen und Türen

Weil immer mehr Flüchtlinge nach Bremen kommen und alle Unterkünfte voll sind, soll nun eine Kirche in Woltmershausen leergeräumt werden. Für den Pfarrer und seine Gemeinde ist es ein Gebot der Nächstenliebe, den Menschen ein Dach über den Kopf zu bieten. Zudem müssen sie auf ihren Gottesdienst nicht verzichten.

Die katholische Kirche in Bremen hat dem Sozialressort vorgeschlagen, eine relativ kleine Kirche in Woltmershausen als Notunterkunft zu nutzen. Zuvor hatten alle Gemeinden überlegt, welche Orte dafür in Frage kommen. Die Wahl fiel auf St. Benedikt, ein schlichter Bau aus dem Jahr 1966. Um hier Flüchtlinge einzuquartieren, müssen die Kirchenbänke, der Beichtstuhl und die Jesusbilder an den Wänden rausgeräumt werden. Aber selbst wenn dort Flüchtlinge wohnen, finden weiterhin Gottesdienste in einem anderen Raum im oberen Stockwerk statt.

Ein Gebot der Nächstenliebe

Für Pfarrer Johannes Sczyrba ist es zunächst wichtig, dass die Flüchtlinge in der Winterzeit ein Quartier haben. Wenn die Not gerade so groß ist, will die Gemeinde ihr Bestes dafür geben, sie zu lindern, erklärt er im Interview. Die Kirche soll da nicht außenvorstehen, sondern sagen: „Ja, wir haben offene Herzen und offene Türen.“ Man könne einerseits nicht Weihnachtslieder singen mit den Strophen „Machet auf Ihr Kinder, ist so kalt der Winter. Öffnet mir die Türen, lasst mich nicht erfrieren!“ und anderseits niemanden reinlassen.

Gemischte Gefühle im Stadtteil

Auch wenn der Kirchenvorstand diese Entscheidung einstimmig getroffen hat, löst sie bei den Gemeindemitgliedern ziemlich gemischte Gefühle aus. Lore Herrisch zum Beispiel ist 73. Sie wurde in der St.-Benedikt-Kirche getraut, ihre Kinder wurden dort getauft, und sie kommt seit 40 Jahren hierher, um zu beten. Ohne diese Kirche verliert sie ein Stück Heimat, sagt sie. Dass nun ihr Gotteshaus als Aufenthalts- beziehungsweise Schlafraum für Flüchtlinge genutzt wird, ist ein Gedanke, an den sie sich noch nicht gewöhnen kann. Aber allein aus ihrem christlichen Verständnis heraus sieht sie ein, dass da etwas getan werden muss.

Einige Anwohner sind zumindest im Moment noch skeptisch. Sie trösten sich aber damit, dass es nur eine vorübergehende Lösung sein soll. Andere können die Notlage nachvollziehen und stören sich nicht daran. Zudem sind sie im Stadtteil schon an andere Flüchtlingsunterkünfte gewöhnt. Dass unter den zukünftigen Kirchenbewohnern auch viele Muslime sind, beschäftigt die meisten nicht. Hier erwarten sie von den Flüchtlingen den nötigen Respekt vor diesem heiligen Raum. Im Moment sei die Nächstenliebe wichtiger als Vorbehalte.

Noch ist nichts entschieden

Mitte Oktober hat die Kirche den Vorschlag gemacht, und die Pläne sind schon sehr konkret. Ob beziehungsweise wann die Flüchtlinge tatsächlich kommen, ist allerdings noch unklar. Das Sozialressort hält die Kirche grundsätzlich für geeignet. Toiletten- und Duschwagen seien schon bestellt. Allerdings müssen auch noch der Beirat im Stadtteil einbezogen und ein paar bauliche Sachen geklärt werden. Der Pfarrer hofft, dass in den nächsten zehn Tagen eine Entscheidung gefällt wird. Denn Weihnachten kommt ja auch mit riesigen Schritten, und die Gemeinde wüsste gerne, wo sie das Fest feiern kann.

Andere Beispiele bundesweit

Die Bremer St.-Benedikt-Kirche wäre zumindest die erste katholische und die erste, die noch aktiv ist und es auch bleiben soll. Im nordrhein-westfälischen Oberhausen gibt es eine evangelische Kirche, in die nächste Woche Flüchtlinge einziehen sollen. Diese Kirche sollte aber ohnehin aufgegeben werden. Außerdem hatte die St.-Pauli-Kirche in Hamburg vor zwei Jahren Flüchtlinge aus Lampedusa aufgenommen. Die evangelische und die katholische Kirche haben bisher Millionen-Beiträge für Flüchtlinge gespendet. Sie haben Pfarr- und Gemeindehäuser zur Verfügung gestellt. Außerdem engagieren sich Tausende Christen ehrenamtlich.

Radio Bremen vom 08.11.2015


Bremer Kirche tauscht Bänke gegen Betten

Trennwände werden gerade eingezogen, Bilder abgehängt, Bänke ausgebaut: In der katholischen Kirche St. Benedikt in Bremen-Woltmershausen sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Darauf hatte sich die Behörden mit der katholischen Kirche in Bremen geeinigt. Wann genau die rund 40 Flüchtlinge einziehen können, ist aber noch nicht klar. Angestrebt wird laut der Beteiligten ein Termin noch vor Weihnachten. Die Unterkunft soll zunächst für ein Jahr bestehen.

Gemeinde will Flüchtlinge unterstützen

Die Jesus-Statue an der Decke hingegen bleibt. „Das war der Gemeinde sehr wichtig“, sagte Pfarrer Sczyrba. Nicht alle waren gleich begeistert, dass ihre Kirche zur Flüchtlingsunterkunft wird. Doch mittlerweile unterstützen viele die Aktion. Wenn die Flüchtlinge erste einmal eingezogen sind, wollen sie sich auch für deren Integration engagieren.

Gemeinderaum als Übergangslösung

Die St.-Benedikt-Gemeinde hat bereits Ende November ihren letzten Gottesdienst im Kirchenraum gefeiert. Mindestens für ein Jahr ist jetzt der Gemeinderaum im ersten Stock für Gottesdienste umgebaut worden. Noch ist nicht alles fertig. Der Kreuzweg, der das Leiden Jesu zeigt, muss noch an die Wand genagelt werden. Und auch der Heilige St. Benedikt soll noch über dem Altar angebracht werden.

Radio Bremen vom 02.12.2015


40 Flüchtlinge ziehen in Bremer Kirche ein

Von Carolin Henkenberens

Das Kreuz hängt noch an der gewohnten Stelle, und auch die bunten Fenster sind noch da. Doch ansonsten ähnelt die katholische Kirche Sankt Benedikt in Woltmershausen nicht mehr so richtig einem sakralen Ort. Keine Bänke, kein Tabernakel, keine Weihnachtskrippe. Stattdessen: Helle Holzplatten als Fußboden, weiße Kunststoffwände und Tafeln mit Zimmernummern von eins bis elf. Die Kirche der Gemeinde Sankt Franziskus ist seit diesem Donnerstag eine Flüchtlingsunterkunft für 40 junge Männer aus Syrien.

„Wir wollen zeigen, dass die Kirche immer offene Türen hat und dass bei uns jeder willkommen ist“, sagt Pfarrer Johannes Sczyrba bei der offiziellen Übergabe der Kirche an die Caritas, die die Einrichtung betreiben wird. Die Situation von Maria und Josef, die auf der Suche nach einer Herberge überall abgewiesen wurden mit der Begründung „Kein Platz!“, solle für Flüchtlinge in Bremen nicht gelten. „Doch, es ist Platz“, betont Sczyrba. Mit seiner Idee, Flüchtlinge in das Gotteshaus einziehen zu lassen, geht der Pfarrer neue Wege: Sankt Benedikt ist die erste Kirche in Bremen, in der Flüchtlinge wohnen. Auch bundesweit seien nach Angaben des Geistlichen bisher nur Kirchen zu Flüchtlingsheimen umfunktioniert worden, die schon entwidmet und somit nicht mehr als Gotteshäuser genutzt wurden. In Woltmershausen jedoch bleibt die Kirche ein Gotteshaus. „Wir bleiben präsent“, bekräftigt Sczyrba. Für vorerst ein Jahr sollen die Flüchtlinge dort leben.

„Ich halte es nicht für selbstverständlich, dass die Gemeinde auf ihre Kirche verzichtet“, lobt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Bei den hohen Flüchtlingszahlen von 80 bis 85 neu eintreffenden Menschen pro Tag, nehme sie jede alternative Lösung zu Zelten und Turnhallen dankbar an. „Das ist gelebte Nächstenliebe“, sagt Stahmann über das Angebot der Katholiken. Besonders erfreulich für die Senatorin: Die Kirchengemeinde möchte kein Geld für die Unterbringung der geflüchteten alleinstehenden Männer.

Es sind Männer wie Hasan, 25 Jahre, aus Aleppo, der seine Frau und seine Mutter im Bürgerkrieg zurücklassen musste. Oder wie der 28 Jahre alte Mohammed aus Damaskus. Auch Obeida aus dem nordsyrischen Idlib ist darunter. Seine Heimatstadt ist in der Hand der islamistischen Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger der Terrorgruppe Al-Kaida. Die kämpft zwar gegen Diktator Assad, geht aber ähnlich brutal vor wie der Daesch. Hasan, Mohammed und Obeida sind über das Mittelmeer nach Europa geflohen, bislang wohnten sie in der Turnhalle Roter Sand. Dort genossen sie wenig Privatsphäre. Dass sie als Muslime künftig in einem christlichen Gotteshaus wohnen werden, macht ihnen nichts aus. „Für mich ist es kein Problem“, sagt Hasan. Dass niemand, der in der Kirche wohnt, zwangsmissioniert werden solle, unterstreicht die Geschäftsführerin des katholischen Gemeindeverbands, Sonja Glasmeyer: „Es soll keiner gegen seinen Willen hier untergebracht werden.“

„Ich werde berühmt“, sagt Hasan lachend angesichts der vielen Kameras, die an diesem Vormittag auf ihn gerichtet sind. Er und einige andere junge Männer waren vorbei gekommen, um Interviews zu geben. Weil aber nicht jeder berühmt werden möchte, erfolgte der Einzug der Gruppe erst am Nachmittag – ohne Blitzlichtgewitter. Dann werden auch die Betten und Spinde aus der Turnhalle mitgenommen.

Damit der Einzugstermin überhaupt eingehalten werden konnte, haben Handwerker der Firma A+W Bildungszentrum viele Überstunden geleistet und waren am Wochenende im Einsatz. „Wir haben die Dringlichkeit gesehen und richtig Gas gegeben“, sagt Tischlermeister Georg Schulte. Seine Angestellten, zu denen auch Flüchtlinge gehören, haben das Taufbecken und den Altar mit Holz ummantelt, sie haben Ambo, Stehkreuz, das ewiges Licht und Bilder des Kreuzweges herausgetragen. Am meisten Arbeit machten die elf Räume, die die Arbeiter im Kirchenschiff gezimmert haben. Sie sind zwischen 16 und 21 Quadratmeter groß und sollen je nach Größe drei bis vier Männer beheimaten. Damit die Bewohner in Sicherheit sind, erhielten zudem die Türen eine neue Schließanlage.

Für einige der Gemeindemitglieder war es nicht einfach, ihre Kirche herzugeben. „Es sind viele Tränen geflossen“, erzählt Schwester Judith Terheyden. Anfang November hatte Pfarrer Sczyrba in einem Gottesdienst die Idee vorgestellt. Viele seien schockiert gewesen. „Einige haben diese Kirche 1966 mit aufgebaut, ihre Kinder hier taufen lassen oder hier geheiratet“, sagt die Ordensfrau, die im Jahr 1987 zur Gemeinde gekommen ist und engen Kontakt zu den Gläubigen hat. „Die Veränderung ist nicht allen leicht gefallen“, gibt auch der Pfarrer zu. In vielen Gesprächen und einer Veranstaltung für die Nachbarschaft warb er für Verständnis.

Am ersten Advent hat die vorerst letzte Heilige Messe in der Sankt-Benedikt-Kirche stattgefunden. Seither predigt Pfarrer Sczyrba im Gemeindesaal. Dort dient ein normaler Tisch als Altar, die Stühle stehen eng aneinander. Gerade für die orthodoxe Gemeinde sei dieser Raum etwas eng, sagt der Pfarrer. „Aber eigentlich ist es hier ganz schön geworden“, findet Schwester Judith und blickt sich im Gemeindesaal um. An der hinteren Wand hängen die Bilder des Kreuzweges, vorne leuchtet das ewige Licht.

Die Gemeinde hat sich mit der besonderen Situation arrangiert. „Mittlerweile ist die Solidarität sehr groß“, sagt Sczyrba. Wie das Zusammenleben mit den Flüchtlingen aussehen wird, kann der Pfarrer allerdings noch nicht sagen. Er legt Wert darauf, dass die Kirchenmitglieder nicht für die Flüchtlinge etwas tun wollten, sondern mit ihnen.

Und noch etwas Gutes habe das Provisorium in der Sankt-Benedikt-Kirche: „Die evangelische Christuskirche hier in Woltmershausen hat uns Katholiken zum Weihnachtsgottesdienst eingeladen.“ So rücken nicht nur Muslime und Christen zusammen, sondern auch die Konfessionen.

Weser Kurier vom 18.12.2015


 Erstmals nimmt eine Gemeinde in Bremen in ihrem Gotteshaus Flüchtlinge auf

Erstmals in der aktuellen Flüchtlingsbewegung hat eine Kirchengemeinde in Bremen ihr Gotteshaus umgebaut, um Platz für die Aufnahme von Flüchtlingen zu schaffen. Sozialsenatorin Anja Stahmann hat die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus in Woltmershausen heute (Donnerstag, 17. Dezember 2015) besucht, um sich vor Ort ein Bild von der Unterkunft in der St. Benedikt Kirche zu machen. Die Gemeinde stellt das Gotteshaus in der Butjadinger Straße vorerst für ein Jahr als Wohn- und Lebensraum zur Verfügung. Die Gottesdienste werden während dieser Zeit im Gemeindesaal gefeiert.

„Dass wir in der derzeitigen Situation helfen, ist für uns als Kirche selbstverständlich“, sagte der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Franziskus, Johannes Sczyrba, beim Presserundgang zur Eröffnung der Notunterkunft. Die Gemeinde sei sehr offen und freue sich schon auf das Eintreffen der Flüchtlinge: „Ich hoffe nun auf viele gute Begegnungen zwischen den Gemeindemitgliedern und den Flüchtlingen. Wir geben unsere Räumlichkeiten eben nicht einfach auf, sondern bleiben präsent. Darin sehen wir auch einen wichtigen Beitrag zur Integration.“

Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport bedankte sich bei der Gemeinde und dem Katholischen Gemeindeverband für die Unterstützung: „Ich war ganz gerührt, als ich erfahren habe, dass die Gemeinde hier zusammenrückt, um Platz zu machen für Menschen, die bei uns Schutz suchen. Das ist gelebte Nächstenliebe.“ Dabei dankte sie ganz besonders, dass die Kirchengemeinde das 330 Quadratmeter große Gotteshaus kostenfrei zur Verfügung stellt. „Das war für mich keineswegs selbstverständlich, und ich find’s eine tolle Geste.“

Insgesamt werden in den kommenden Tagen 40 muslimische Flüchtlinge, überwiegend alleinstehende Männer, in das Kirchengebäude einziehen. Sonja Glasmeyer vom Katholischen Gemeindeverband spricht dabei die Rolle des christlichen Gotteshauses als Unterkunft an: „Uns war es ganz wichtig, dass die geflüchteten Menschen sich frei entscheiden können, ob sie in einer katholischen Kirche wohnen möchten.“ Tatsächlich gab es im Vorfeld des Umzugs aus der Turnhalle Roter Sand Diskussionen unter den Flüchtlingen über diese Frage: „Aber auch aus religiöser Sicht hat sich das für die künftigen Bewohner sehr schnell geklärt“, sagte Senatorin Anja Stahmann. „Jesus gehört für die Muslime zu den Propheten, da sind die künftigen Bewohner ganz entspannt.“

In Bremen ist St. Benedikt die erste Kirche, die als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird. In Pfarrwohnungen und Gemeindezentren wohnen Flüchtlinge allerdings schon länger, und viele Gemeinden engagieren sich beim ökumenischen Verein Zuflucht oder als Freiwillige rund um bestehende Gemeinschaftsunterkünfte. „Das ehrenamtliche Engagement unserer Gemeindemitglieder im Bereich der Flüchtlingsarbeit ist groß“, sagt Sonja Glasmeyer.

Ohne Tischlermeister Georg Schulte allerdings hätten die Flüchtlinge in den Kirchenbau nicht einziehen können. Er hatte mit seinem Team der Firma A + W aus Sögel seit dem 2. Dezember „sehr, sehr viele Überstunden eingelegt, damit der Umbau rechtzeitig fertig wird“, betonte Senatorin Stahmann. Und der 55-jährige Tischlermeister ergänzte: „Wir hatten uns vorgenommen, dass bis Weihnachten alles fertig ist und ich mit gutem Gewissen unterm Tannenbaum sitzen kann. Das haben wir geschafft.“

Die konkrete Versorgung und Betreuung der Flüchtlinge in der Gemeinde übernimmt die Caritas. Caritasdirektor Martin Böckmann: „Wir konnten durch die anderen von uns betreuten Flüchtlingseinrichtungen bereits Erfahrung sammeln, St. Benedikt ist für uns allerdings etwas Besonderes. In der Kirche gibt es seit fast 50 Jahren karitatives Engagement der Gemeindemitglieder und ich sehe es als Chance, dass wir an diesem Ort Hilfe für Menschen in Not anbieten können. Erste Angebote werden derzeit erarbeitet – in Zusammenarbeit von Gemeindemitgliedern und Caritas, die die Flüchtlinge begleitet.“

„Die Sporthalle an der Oberschule Roter Sand können wir demnächst wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stellen“, sagte Senatorin Stahmann. Die Flüchtlinge ziehen entweder um in die Kirchengemeinde St Franziskus oder in die Notunterkunft auf dem Brinkmann-Gelände in Woltmershausen. Nach der Columbushalle im Bremer Westen und einer Schulsporthalle in der Vahr ist dies die dritte Halle, die zurzeit nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt wird.

Hintergrundinformation

Ab 17. Dezember 2015 beziehen Flüchtlinge die neue Notunterkunft in der St. Benedikt Kirche in Woltmershausen. Die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus stellt das Gotteshaus in der Butjadinger Straße vorerst für ein Jahr für 40 Flüchtlinge zur Verfügung. Während dieser Zeit werden die Gottesdienste im Gemeindesaal gefeiert. Träger der Einrichtung ist der Caritasverband Bremen.

Am 2. Dezember 2015 haben die Umbauarbeiten in der St. Benedikt Kirche begonnen, die 1966 von dem Bremer Architekten Karl-Heinz Bruns gebaut wurde. Die Umbauarbeiten wurden von der Firma A + W Bildungszentrum – Sozialwerk der KAB/CAJ e.V. aus Sögel ausgeführt, in der auch langzeitarbeitslose Jugendliche und Flüchtlinge mitarbeiten.

Altar, Taufbecken, und Ambo bleiben an ihrem Standort und wurden mit Folie bedeckt und mit Holzplatten umbaut. Die Kirchenfenster und das große Kreuz bleiben im Kirchengebäude, der Kreuzweg wurde aus praktischen Gründen abgehängt. In dem rund 330 qm großen Kirchenschiff wurden private Bereiche für Familien und Einzelpersonen in einer Größe von 20-25 qm mit Stellwänden abgetrennt, um den Innenraum wohnlich zu gestalten.

Im Innenhof zwischen Kirchengebäude und Pfarrheim sind zwei Sanitärcontainer mit jeweils drei Duschen und zusätzlichen Toiletten aufgestellt worden. Zudem wird das Pfarrheim zur Verfügung gestellt mit Toiletten, Teeküche (33 qm), Büro (27 qm) und Gruppenraum (44 qm), der als Speisesaal genutzt werden soll. Die notwendigen Waschmaschinen und Trockner werden in einem separaten Raum im Keller des Pfarrheims untergebracht.

Zur Pfarrei St. Franziskus gehören 9261 Mitglieder (Stand 1.7.2015) und die Kirchenstandorte St. Pius (Willakedamm 6), St. Benedikt (Butjadinger Str. 70), St. Hildegard (Alfred-Faust-Str. 45) und Herz-Jesu-Kapelle (Kornstraße 371). Pfarrer ist seit 2013 Johannes Sczyrba.

Pressemitteilung des Senats Bremen vom 17.12.2015


Link