Okt 312016
 
Ernestinische Kurfürsten von Sachsen

Die Wettiner, benannt nach der Stammburg Wettin in der Nähe von Halle an der Saale, sind die am längsten regierende Dynastie in Deutschland. Sie wurden im Jahr 1089 mit der Markgrafschaft Meißen belehnt, haben sich im Wesentlichen auf den vorgegebenen territorialen Raum zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Unterlauf der Elbe beschränkt und auf große politische Ziele verzichtet. Sie waren aber mit den größten europäischen Königshäusern gleichrangig verbunden.

Ihre höchste Entwicklung hatten die Wettiner im 15. Jahrhundert als Friedrich IV. (1370-1428) im Jahr 1423 zum Kurfürsten ernannt wurde. Er zählte damit zu den sieben Fürsten, die den deutschen König wählen durften.

Der Sohn Friedrichs IV. war Kurfürst Friedrich II., genannt der „Sanftmütige“ (1412-1464). Er hatte zwei Söhne: Ernst, Kurfürst von Sachsen (1441-1486) und Albrecht der Beherzte, Herzog von Sachsen (1443-1500).

Sie übten die Herrschaft zunächst gemeinsam aus, es gab aber Verstimmungen zwischen den Brüdern und den Gedanken einer Teilung, die von Ernst betrieben, von Albrecht zunächst abgelehnt wurde. Sie wurde aber vorbereitet und am 17.06.1485 in Leipzig beschlossen. Es ging um drei Teile:

  • das Herzogtum Sachsen-Wittenberg, das mit der Kurwürde verbunden war und ungeteilt beim Ältesten der Fürstenfamilie, also Ernst, verblieb,
  • die Landgrafschaft Thüringen und
  • die Markgrafschaft Meißen.

Zwischen diesen gab es keine einheitliche Grenze, die Gebiete waren ineinander verschachtelt, und es gab auch Gebiete mit gemeinsamer Verwaltung. Der meißnische Teil war begehrter, der Thüringer Teil weniger. Die Einheit sollte trotzdem bewahrt werden, deshalb gab es zugehörige Stücke im jeweils anderen, also eine „Verzahnung“.

Ernst

Die Teilung wurde nach sächsischem Recht vorgenommen: der ältere Bruder nimmt die Teilung vor, der jüngere darf wählen. Entgegen den Erwartungen wählte Albrecht den meißnischen Teil, für Ernst verblieb neben dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg die Landgrafschaft Thüringen. Er musste Dresden verlassen und baute seine Residenz in Torgau auf. Er starb 1486 und hinterließ zwei Söhne:

Friedrich III. (der Weise) geb. 1463 und Johann der Beständige (geb.1468).

Friedrich der Weise war ein gebildeter Mann, sprach lateinisch und französisch, hatte ein starkes Gefühl für Recht und Moral und den Schutz seiner Bürger. Er gründete 1502 die Universität Wittenberg, weil Leipzig an die Albertiner gegangen war, und zog begabte Künstler an seinen Hof (Lucas Cranach). 1511 kam Luther nach Wittenberg, er war dorthin vom Augustinerorden Erfurt abgesandt worden.

Lucas Cranach d. Ä.
Friedrich III. der Weise

Friedrich der Weise spielte in der Reichspolitik eine wichtige Rolle, vertrat z.B. den Kaiser Maximilian als Generalstatthalter. Nach dessen Tod wurde ihm die Kaiserkrone angeboten, lehnte sie aber ab und machte damit den Weg für den Habsburger Karl V. frei. Die Schutzherrenrolle für Luther fiel ihm zu. Er selbst war ein frommer Mann (sammelte Reliquien), ließ aber die Verurteilung Luthers ohne Anhörung nicht zu, Reichstag zu Worms 1521. Dort trat ein junger Kaiser für ein veraltetes Konzept ein und ein gealterter Kurfürst für einen modernen Staat Die weitere Geschichte – Gefangennahme Luthers und Aufenthalt auf der Wartburg – ist bekannt. Friedrich der Weise wurde für Luther zum Typus eines Landesherrn mit ausgeprägter Fürsorgepflicht für seine Untertanen.

Sein Bruder Johann der Beständige führte seit 1486 eine gemeinsame Regierung mit ihm, wurde nach dessen Tod 1486 Kurfürst und starb 1532.

Lucas Cranach d. Ä.
Johann der Beständige

Sein Sohn Johann Friedrich der Großmütige wurde sein Nachfolger.

Lucas Cranach d.J. 
Johann Friedrich der Großmütige

Er hielt von Anfang an zu Luther und förderte die Reformation. 1526 schloss er mit Philipp von Hessen und weiteren Herzogen ein militärisches Schutzbündnis. Es gab dann zwei Reichstage in Speyer. Beim ersten wurde das Wormser Edikt für unwirksam erklärt und damit der Bannfluch gegen Luther zurück genommen, beim 2. Reichstag verlangte der Kaiser wieder die Beachtung des Wormser Edikts. Dagegen standen fünf lutherische Fürsten auf – sie „protestierten“ und ließen ihre abweichende Meinung im Rahmen des Reichsrechts notariell festschreiben. Seitdem heißen die reformierten Kirchen „protestantisch“. Beim Reichstag zu Augsburg 1530 wurde aber die von Melanchthon ausgearbeitete „confessio augustana“ nicht anerkannt Johann Friedrich der Großmütige sah dann nur noch die Möglichkeit eines militärischen Bündnisses im „Schmalkaldischen Bund“ (1531).

Im albertinischen Sachsen (Hauptstadt Dresden) herrschte Georg der Bärtige, der die Reformation nicht übernehmen wollte. Er ermöglichte zwar 1519 die „Leipziger Disputation“ auf der Pleißenburg – ein Streitgespräch über die Konzilien und die Macht des Papstes, störte sich aber an der Haltung Luthers zu Jan Hus. Nach den Erfahrungen mit den Hussiten befürchtete er Unruhen im Land und ein Zerbrechen der Einheit der katholischen Kirche. Ab 1522 stellte Georg der Bärtige sich deutlich gegen die Reformation und verbot z.B. den Verkauf des von Luther übersetzten Neuen Testaments. Mit zunehmendem Alter wurde er immer starrköpfiger, an eine Übereinkunft mit seinen ernestinischen Vettern war nicht zu denken. Er starb 1539, sein jüngerer Bruder Heinrich wurde sein Nachfolger, der sofort die Reformation in Dresden einführte. Er starb 1541 und hinterließ zwei Söhne: Moritz und August.

Herzog Moritz war eine herausragende Persönlichkeit mit klaren politischen Zielen – die Leipziger Teilung rückgängig zu machen und die Kurwürde für die Albertiner zurück zu gewinnen. Dazu verbündete er sich mit den Kaiserlichen und siegte in der Schlacht bei Mühlberg 1546/47 über den Schmalkaldischen Bund. Im Ergebnis dieser Schlacht wurde Johann Friedrich der Großmütige fünf Jahre lang Gefangener des Kaisers und musste ihm folgen. Lucas Cranach soll mit ihm gegangen sein. Moritz erhielt die Kurwürde zurück und einen großen Teil des ernestinischen Herrschaftsgebiets. Das Herzogtum der Ernestiner war auf den thüringischen Raum mit Weimar als Hauptstadt beschränkt. Es gab aber zahlreiche kleinere Residenzen, die sich z.T. als kulturelle Zentren entwickelten, z.B. Köthen, eine Station in Bachs Leben.

Das Kurfürstentum Sachsen stieg zur protestantischen Führungsmacht auf, in Dresden wurde 1559 das „Zeughaus“ (das spätere Albertinum) gebaut und der Vorläufer der Philharmonie gegründet.