Jan 272017
 
Rezension des Buches „Kinder in Balance“

Von Dorit Zimmermann, Norbert Heinrich und Hans Dieter Wöhrle

TQJ Verlag, Steinbergkirche 2016, Preis 24,80€

Dieses Buch enthält ein umfangreiches Übungsprogramm für Kinder. Es ruht auf der chinesischen Tradition des T´ai Chi und des Qigong, die es übernimmt, um Kindern eine umfassende und neue Lernmöglichkeit zu bieten, wie sie bei uns im „Westen“ so noch nicht zur Entfaltung kam. Dabei ist es zunächst nicht notwendig, sich in die zugrundeliegende chinesische Philosophie zu vertiefen. Zwar wird der Begriff „Qi“ eingeführt und zum Konzept des „Atmens“ in Beziehung gesetzt, die Polarität des Yin und Yang wird erläutert, und auch die Lehre von den „Fünf Elementen“ wird dargestellt, doch soll das vor allem eine nähere Orientierung anregen, wo eine solche erwünscht ist. Die Übungen selbst, ihre Koordination mit der Atmung, sprechen und wirken dann für sich – auch wenn man nicht alle Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin kennt. Insofern kann man solches Üben als eine gelungene transkulturelle Übertragung auffassen, wie sie auch schon von anderen, etwa von M. Feldenkrais, unternommen wurde und wie sie als Autogenes Training von I. H. Schultz aus dem indischen Yoga entwickelt wurde. Wer sich für die Ursprungs-Konzepte näher interessiert, wird die entsprechende Literatur studieren müssen. Dann mag sich auch zeigen, wo bestimmte Aspekte, wie z.B. die Spiritualität, ausgeklammert oder, wie hier, unter Bezugnahme auf das „Höchste Eine“ in der chinesischen Tradition berücksichtigt wurden.

Auf die Darstellung eines Hintergrundwissens aus der neurobiologischen Lernforschung und der Grundbegriffe des Qigong und des Taijiquan folgen didaktische Überlegungen und Vorschläge, ehe zahlreiche Einzelübungen dargestellt werden. Dazu gehören Übungen, die Beziehungen zu Tieren aufnehmen, Übungen im Stehen und Gehen, Bodenarbeit nebst Fallübungen, Sensomotorik und Achtsamkeitsspiele, Übungen mit Stockeinsatz sowie Partnerübungen. Auch Meditationsübungen werden einbezogen, ebenso wie die Stimme, und auch Massagen gehören dazu. Den Schluss bilden Geschichten, die um einzelne Lernziele oder auch Störungen des Lernens kreisen.

Das Buch ist sehr gelungen gestaltet in seinem Wechsel von Text und Zeichnung, den verschiedenen Schriftarten und der klaren Gliederung. Es kann den Vertretern aller Berufsgruppen, die mit gesunden wie mit kranken Kindern zu tun haben, wärmstens empfohlen werden. Überdies werden es viele Eltern begrüßen, wenn ihnen, wie hier, eine neue Art des gemeinsamen Übens und Spielens mit ihren Kindern angeboten wird. Ein Vorwort von Prof. Dr. Gerald Hüther liefert zudem den modernen Kontext, indem es die Rolle dieser beiden Übungen im System der Gesundheitsversorgung beschreibt und auch die besonderen Probleme der Kinder in unserer Zeit umreißt, denen es so oft schwer fällt, eine „innere Balance“ zu gewinnen.

Peter Gottwald
Prof. emer. Dr. med., Dr. rer. soz.


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