Briefe 1939 - 1940

 

 

Briefe von Mai 1939 bis März 1940

Zusammengestellt von Lore Paasche geb. Gäbler

03.05.39

Mutti muss lange gelegen haben (2¼ Monate Schwangerschaft mit Michael), denn sie schreibt, dass sie seit zwei Tagen wieder etwas herumgelaufen ist und jeden Tag mehr aufstehen kann.

Christoph hat zum ersten Mal Vati und Mutti einen Kuss gegeben mit offenen Lippen und viel Spucke.

14.05.39

Christoph hatte durch die große Hitze (über 38°C) und schlechtes Gemüse einen ganz schlimmen Brechdurchfall mit hohem Fieber in Trichy. Drei Tage später (09.05.39) fuhren sie nach Kodaikanal, wo Christoph sich schnell erholte.

26.05.39

Tambi (Christoph) spricht immer noch nichts weiter als Papa und Mama und das Küsschen geben hat er auch wieder verlernt.

Mutti muss wieder vier Tage fest im Bett liegen und bekommt jeden Tag eine Spritze.

27.05.39

Vati fuhr mit Frau Hellinger und Frau Witte um 12:30 Uhr von Kodaikanal im Auto ab und erreichte 18:15 Uhr Trichy (5¾ Stunden), wo es 30°C heiß war.

09.06.39

Lange Beschreibung was Tambi tagsüber so alles treibt (mit den größeren Schwedenkindern).

13.07.39
Mutti

Mutti erzählt uns, dass der liebe Gott unter Muttis Herz wieder ein kleines Kindlein heranwachsen lässt (fünf Monate schwanger).

25.07.39

Auf der M.C. (Missionary Conference) wurde beschlossen, dass unsere Familie nach Shigali ziehen soll, um Hellingers Arbeit (High School und Jugens Boarding) zu übernehmen, da Hellingers jetzt schon auf Urlaub fahren.

Ulrike und Lore kamen von Kotagiri auf Ferien nach Kodaikanal (eine oder zwei Wochen?).

19.08.39

Ulrike und Lore wurden von Tante Ruth Bexell im Auto nach Kotagiri gebracht.

29.08.39

Vati und Mutti sind in Kodaikanal und genießen die Ferien zusammen mit Christoph. Sie gingen gemeinsam zum Adlerhorst mit Hellers, Herrn Tiedt, Gerlachs, Weinerts und Elisabeth Buchholz.

Elisabeth Buchholz soll am 03.09.39 zusammen  mit Wagners, Frl. Studtrucker und Johanna Paul von Colombo nach Deutschland fahren.

04.09.39
Vati

Ich kam nach Tritchy am Freitag und packte meine Sachen, weil es schien, dass Krieg ausbrechen würde. Fräulein Langloh hat Euch wahrscheinlich erzählt, dass jetzt Krieg ist zwischen England und Deutschland. Heute muss ich nach Thomasmount, wo ich interniert werde. Es war eine so schöne Zeit, welche wir in Kodaikanal zusammen hatten und ich werde lange daran denken. Ich weiß nicht, wann und wo wir uns wieder treffen werden. Seid liebe Kinder und betet, dass wir bald wieder Frieden haben werden.

21.09.39
Mutti

Mutti ist mit Christoph allein in Kodaikanal, bzw. Tante Rosemarie Wagner ist mit Katharinchen auch da (Also sind sie wohl doch nicht mit dem Schiff weg).

04.10.39
Mutti

Mutti schreibt, dass Vati am 28.09.39 mit allen deutschen gefangenen Männern in einem extra Truppenzug von Madras nach Ahmednagar bei Bombay gefahren wurde.

Christoph fängt mit einem Male täglich mehr Worte zu sagen, meistens tamulische, aber auch "bitte" und "danke" sagt es jetzt richtig. Heute hat er lange nach Vati Ausschau gehalten und "Pappaj" gerufen.

Lore und Ulrike werden bei Tante Ruth Bexell und später bei Mettams sein bis Mutti mit den beiden Kleinen nach Trichy kommt.

09.10.39
Mutti

Mutti bittet Tante Lene Langlo (die Lehrerin der deutschen Schule in Kotagiri) kein Geld für Lore und Ulrike von der englischen Regierung zu beantragen.

22.10.39

Mutti hat nichts von Tante Lene seit dem 09.10.39 gehört. Tante Lene möge unsere Sachen in die Kiste packen und in Kotagiri lassen, falls die Schule 1940 dort wieder stattfindet.

Rev. Hodge hatte ein Interview in Delhi, um einige deutsche Missionare freizubitten, darunter auch Vati.

Zuletzt schreibt Mutti: "Mein Kind sitzt jetzt sehr tief, ich habe das Gefühl, dass es jeden Tag kommen kann und freue mich tüchtig darauf."

07.11.39
Mutti

Mutti schreibt nach Golden Rock in der Vermutung, dass Lore und Ulrike jetzt bei Mettams zusammen mit Christoph sind. Mutti ist jetzt ganz allein in Kodaikanal in der Augsburg und geht Essen im Hause Magdeburg. Wir sollen ihr abwechselnd jeden Tag eine Karte schreiben.

Vati schreibt manchmal 2x, manchmal 3x die Woche.

Über Michaels Geburt und Vatis Freilassung ist nichts Schriftliches vorhanden. Zu Michaels Taufe am 2. Advent, dem 10.12.39, war Vati wieder zurück.

18.02.40
Mutti

Bald danach müssen wir nach Kumbakonam umgezogen sein, denn am 18.02.40 schreibt Mutti aus Kumbakonam nach Koraput an Lore und Ulrike und bedankt sich für die Post von ihnen über ihre Ankunft in Koraput, wo die Deutsche Schule jetzt im Hause von Meiers der Breklumer Mission weitergeführt wird.

(Über Vatis Rückkehr aus der Internierung wird hier nichts berichtet.)

Mutti und Vati mussten zum D.S.P. eine Meile hin und wieder zurück laufen, und das war viel zu für Muttis Beine nach all dem Auspacken und Stehen im Haus. Sie müssen sich jetzt jede Woche auf der Polizeistation melden. Anschließend musste Mutti ca. zwei Tage zu Bett liegen, weil ihre Beine so geschwollen waren.

Zur Zeit ist in Kumbakonam das große "Mahamachem" (Götzenfest) mit großen Umzügen.

Direktor Ihmels schreibt, dass alles wie gewöhnlich weitergeht in Deutschland und unsere Mission ihre Einnahmen hat wie bisher.

Lore und Ulrike sollen an die beiden Omas in Leipzig und Bautzen schreiben.

15.03.40
Vati

In Kumbakonam ist es sehr trocken, es hat seit November nicht geregnet.

Christoph hat vier Spritzen gegen Keuchhusten bekommen, Michel zwei zur Vorbeugung.

Die Missionare müssen dieses Jahr Schwarzburg I und II und Augsburg in Kodaikanal vermieten, weil die Mission Geld braucht. (Anmerkung von Lore: Das kam wohl nicht zustande, denn die Häuser wurden ab ca. Juli verwendet, um uns alle zu internieren.)

Mutti wird mit Anne Weinert und Siegfried und Wagners in dem Haus Magdeburg wohnen. Knutson geht ins Roseneck mit seiner Braut, die am 24.04.40 in Indien ankommen soll; die Hochzeit soll in Kodaikanal sein.

(Anmerkung von Lore: Wagners sind aber nicht mit uns interniert worden. Sie fuhren vermutlich im April nach Deutschland.)

22.03.40

Vati schreibt zum ersten Mal nach Koraput an Lore und Ulrike. Er hat sehr, sehr viel Arbeit, ist viel herumgereist. "Diese ganze Woche hatte ich jeden Tag in einem anderen Ort Gottesdienste mit Abendmahlsfeiern." Auch war er eine Woche zuvor in Tranquebar. Hellers sind nicht mehr dort sondern in Pandur, wo Luise Fröhlich wohnt (Anmerkung: Sie fuhr auch nach Deutschland).

Knutsons Braut kam ganz unerwartet in Bombay an. Am Freitag wird die Hochzeit in Shiyali stattfinden.

Das war der letzt Brief vor unserer Internierung in Kotagiri. Es gibt Fotos, die am 07.04.40 in Kumbakonam gemacht wurden. Irgendwann bald danach fuhren die Eltern nach Kotagiri und Ulrike und Lore mit Onkel Wilhelm Bräsen von Orissa auch dorthin, um die Osterferien gemeinsam mit den Eltern zu verleben.

Während dieser Zeit (vermutlich im Mai) wurden wir als Familie interniert in den Häusern Christiansberg. Wir wurden später in ein anderes Haus gebracht. Michael war sehr krank dort und musste täglich ein rohes Ei bekommen.

Etwa im Juni oder Juli kamen wir ins Settlement nach Kodaikanal.


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