Ausreise nach Indien
Von Missionar Hermann Gäbler
1. Von der Heimat nach London
Es war am Morgen des 22. August 1891, als ich von meinem lieben
Elternhause abreiste. Mit schwerem (Psalm. 23) Herzen und unter viel
Tränen konnte ich mich trennen. Galt es doch die Heimat und das
Elternhaus zu verlassen. Meinen lieben Vater sah ich auf dem Bahnhof
Hirschfelde zum letzten Male, während meine erste Mutter und Bruder mich
über Görlitz bis Dresden begleiteten. Dort galt es nach dem Mittagessen
einen anderen schmerzlichen Abschied. Sie standen auf dem Bahnhofe und
blickten mit tränenumflortem Auge dem dahineilenden Zuge nach. Von
Dresden ab reiste ich mit Bruder Freche zusammen.
Am Sonntag, den 23. August war ich bei Herrn Pastor Hilscher in
der Kirche, den wir auch noch besuchten, wobei er uns seine Photographie
verehrte. Am Nachmittag waren wir bei Herrn Habusch, nachdem ich noch
Schwester Ida Lebewohl gesagt hatte. Am Abend waren wir bei Herrn
Direktor (Karl von Schwartz 1891 - 1911) zu Tisch und zwar auch mit
Bruder
Pampperien zusammen, der am
Sonnabend nach Leipzig gekommen war, und uns mit frohem Mut und frischer
Hoffnung erfüllte. Am Abend Karten an H. und die lieben Eltern. Auch
Bruder Zietzschmann
mit Frau kam noch nach Leipzig.
Endlich am Morgen des 24. August begannen wir die Reise nach
Indien. Ab Leipzig über Magdeburg, Hannover nach Köln. Herr Direktor
begleitete uns bis Braunschweig, an seiner Stelle trat in Hannover
Fräulein Grote, die als Lehrerin nach Tanjore geht, zu uns. Dort
speisten wir auch zu Mittag. Unsere Reisegesellschaft bestand außer mir
aus den Missionaren Freche und Schomerus,
aus dem Fräulein Anna Weber, Lorchen Morgenbesser, Margarete Grote u.
Fräulein M. Gehring. In Köln kam zu uns Missionar Kabis
mit Frau und dem kleinen Siegfried und schließlich in London die
Missionare Ellwein und Zehme.
Die Reise durch Westfalen (Porta Westphalica) war sehr schön zuerst,
aber später durch die Kohlengebiete höchst trübselig. Alles war von
Rauch geschwärzt und die Luft ganz von Rauchnebel erfüllt.
Endlich langten wir in Köln an, wo uns Kabis empfing und uns in das
Hotel Mainzerhof spedierte, wo wir ausgezeichnet verpflegt worden sind,
unsere Wohnung war dort im Salon.
Am nächsten Morgen, dem 25. August 1891, setzten wir die Reise
fort nach Rotterdam. In Kempen gab es Wagenwechsel und in
Venlo
Wagenwechsel und Revision des sämtlichen Gepäcks. Endlich am Nachmittag
langten wir in Rotterdam an, wo wir nur eilen mussten, um auf den
kleineren Überfahrtsdampfer zur Adelaide zu kommen. Hier endlich konnten
wir die erste ordentliche Mahlzeit für diesen Tag einnehmen. Solange die
See nicht zu rau war, war auch die Reise ganz ansprechend und wir alle
an Bord wohlauf, aber als es dann bedenklich zu schwanken anfing und die
Wogen ohne Aufhören von Westen daherbrausten, da war die Seekrankheit
fast aller Los. Auch hatte dieses ungünstige Wetter zur Folge, dass wir
mit drei Stunden Verspätung in Harwich anlegten, 26. August, in
der neunten Stunde. Dort gab es nochmals Gepäckrevision und endlich
brachte uns die Eisenbahn nach London. Dort aber konnten wir nicht in
German Home bleiben, sondern wohnten im Midmay Road in Islington No. 24
bei Frau Haupt. Am Nachmittag hielten wir Siesta und am Abend besuchten
wir eine Versammlung der Heilsarmee in Harkney, dabei benutzten wir die
Stadtbahn.
Donnerstag, 27. August, war ein Regentag und als wir uns
schließlich aufmachten, um Stühle für Deck und Sonnenhüte und Kappen
einzukaufen, so wurden wir fast durchnässt (Karten an H. H. und P.).
London hat keinen guten Eindruck auf mich gemacht. Der Verkehr ist
gewaltig, aber die Gebäude sind nicht grandios, nur in der City etwas
bombastischer. Morgen nun geht es, will's Gott, auf die Mombasa, die uns
mit Gottes Hilfe nach Indien bringen soll. Gott der Herr aber helfe und
segne uns nach seiner Gnade und seinem Wohlgefallen reichlich an Leib
und Seele, halte seine Hand in Gnaden über uns, das walte Gott!
2. Von London nach Colombo
Nunmehr an Bord der Mombasa. Tage voll freundlicher Führung unseres
Gottes liegen hinter uns, Tage voll Gnade und Barmherzigkeit. Nachdem
wir am vorigem Freitag um 12 Uhr zu Mittag gegessen hatten, wanderten
wir mit unseren Sachen nach Midmay Station, von wo wir mit der Bahn bis
Broat Street Station fuhren, endlich kam dorthin auch unser Agent
Schäffer mit Ellwein und Zehme. Mittels vier Cabs fuhren wir nun nach
Fen... Station und von dort brachte uns die Eisenbahn durch Whitechopel
nach den Central Docks. Es war nun die Mombassa so günstig gelegen, dass
wir nach 200 bis 300 Schritten sie erreichen konnten. Als ich sie
bestieg trug Ich den kleinen Siegfried Kabis auf dem Arme. Wenig Zeit
nachher, vielleicht eine Viertelstunde später dampften wir schon im
Schlepptau von zwei Dockdampfern der Themse zu. Auf der Themse ging die
Fahrt sehr schön und war höchst angenehm Vorher war auch schon der Tee
serviert worden. Nachdem wir alle ziemlich lange wohlauf geblieben
waren, suchten wir die Nachtruhe auf, die uns auch der Herr in Gnaden
bescherte. Sonnabend früh waren wir ganz besonders erbaut und erfreut
über die verschiedenfarbige Gestaltung des Meeres. Bald zeigte es sich
mehr hell bald mehr dunkelgrün. Am Nachmittag endlich erschien uns in
ziemlicher Nähe zur rechten Hand die Insel Wright. Den ganzen Tag über
aber hatten wir stets die Küste von England in Sicht, dann war es für
jetzt das letzte Stück Europas, das wir zu sehen bekamen. Auch diesen
Abend durften wir, dank der Gnade Gottes, gut zubringen, nachdem wir
zuvor noch auf Deck verschiedene Lieder gesungen hatten.
Sonntag, den 30. August 1981
Als der Sonntag anbrach, war die See immer noch so schön glatt, obwohl
wir uns doch schon der gefürchteten Biskaya sehr genähert hatten. Die
Fahrt auf diesem Busen scheint auch ganz angenehm zu bleiben, denn auch
heute am Montag hält dies günstige Wetter an. Sonntagmittag waren es 276
Meilen, die wir zurückgelegt hatten. Noch liegt ein weiter, weiter Weg
vor uns, denn wie es scheint, soll die erste Haltestation erst in
Port-Said für unsere Reisegesellschaft sein, die sich in allen ihren
Gliedern eigentlich wohl befindet, nur Fräulein Morgenbesser fühlt sich
sehr unwohl, ist aber nicht seekrank. Am Vormittag hielten wir zusammen
einen kleinen Gottesdienst, in demselben wurde eine Predigt von Walther
vorgelesen über das Evangelium von den zehn Aussätzigen. Ob englischer
Gottesdienst für die Schiffsmannschaft und die übrigen Passagiere
gehalten worden ist, weiß ich nicht. Jedenfalls braucht die Bemannung
des Schiffes keinen englischen Service, denn alle, Diener wie Matrosen
sind Hindus, und als solche wohl zumeist Mohammedaner. Sie nahmen sich
zum Sonntag in ihren weißen Beinkleidern und Jacken mit roten Gürteln
und weißroten Mützen sehr sonntäglich aus. Auch die Diener mit blauen
Gürteln und ebensolchen Turbans sind sehr nett. Alle sind im höchsten
Grade bemüht, soviel als möglich in Höflichkeit zu leisten.
Das Schiff
ist ziemlich neu, denn es ist erst im Jahre 1889 erbaut. Es ist im
Ganzen sehr komfortabel eingerichtet, dass es nicht komfortabler gedacht
werden kann. Jedem Bedürfnis ist Rechnung getragen. Alles macht einen
höchst gemütlichen und angenehmen Eindruck. Noch bleibt zu bemerken,
wann die Mahlzeiten gehalten werden: 6 Uhr Tee, 9 Uhr Breakfast, 1 Uhr
Lunchen, 4 Uhr Tee und ½7 Uhr Dinner.
Dazwischen muss man sich fleißig auf Deck Bewegung machen, damit man
auch die splendiden Mahlzeiten ordentlich verdaut. Das Essen ist ganz
vorzüglich und reichlich; wie man es gar nicht besser und reichlicher
haben und wünschen kann.
Montag, den 31. August 1891
Heute haben wir wiederum eine sehr gute Nacht hinter
uns, wenn auch das Schiff mitunter etwas schwankte und wiegte, so
blieben wir doch alle wohlauf, nur Fräulein Morgenbesser fühlt sich noch
immer sehr elend und angegriffen, in der vergangenen Nacht, zwei Uhr,
blieb das Schiff plötzlich still stehen und wie es schien war
irgendetwas an der Maschine nicht in Ordnung. Der heutige Tag ist wieder
geradezu wundervoll zu nennen. - Jeden Morgen und
jeden Abend halten wir Andacht, etwa 8 Uhr früh und um dieselbe Zeit
auch am Abend. Der Herr unser Gott ist uns sehr gnädig gewesen und hat
uns geleitet nach seiner großen Gnade und Barmherzigkeit, er helfe uns
weiter und fernerhin und gebe uns, dass wir glücklich landen am Port des
Landes unserer Sehnsucht. Gehst Du mit uns, so hat's nicht Not, bleibst
Du bei uns, naht uns kein Tod, sind wir nur Dein, dann wird's wohl sein
und uns wird's gar nicht fehlen. Amen. - 31. August Mittag: Länge 8
½ o, Breite 42
½ o, der
Biskaya ist fast passiert.
Dienstag, den 1. September 1891
An Bord der
Mombasa, wiederum haben
wir eine höchst angenehme Nacht hinter uns; es war dies die angenehmste
der ganzen bisherigen Reise. Am Abend schlief ich ein, und als am Morgen
der Boy den Tee brachte, war ich noch ganz schlaftrunken. Heute ist die
See so ruhig, wie ich sie noch gar nicht gesehen habe. Der große
Wasserspiegel ruht so ruhig wie eine große Spiegelscheibe. Gestern gegen
Abend hatten wir noch eine große Freude einige Partien der Küste von
Spanien im Norden von Portugal zu sehen. In der Nähe des
Kap Finisterre waren es die Gebirgsrücken, welche sich unseren Augen
darboten, allerdings waren die Berge in ziemlich nebelgrauer Entfernung.
Doch das tat unseren Freuden Gefühl keinen Einhalt, es war doch Land,
welches sich unseren Blicken darstellte, und so waren wir voll Freude
darüber. Die Luft ist hier so mild und ansprechend, dass wir sie uns gar
nicht besser und angenehmer wünschen können, als es jetzt der Fall ist.
Ich wie auch fast alle Glieder unserer Reisegesellschaft befinde mich in
einer ganz ausgezeichneten Stimmung. die Verdauung ist ausgezeichnet und
das Essen mundet in der vorzüglichsten Weise.
Das Schiff wird schon ganz für den Süden vorgerichtet,
das ganze Deck von vorn bis hinten wird mit einer Leinwanddecke
versehen. Es ist wunderbar und doch wahr, dass wir immer weiter nach
Süden vorrücken und uns jetzt vielleicht gerade im Westen von Lissabon
befinden.
Oft und mit neuer Sehnsucht schweifen meine Gedanken zu
meinen Lieben in der Heimat. Wie mag es ihnen allen gehen, wie werden
sie ihre Tage hinbringen. Doch was hilft das Sorgen, was hilft das
Fragen, wir dürfen nur glauben, stehen wir doch alle in der Hand unseres
treuen Gottes, der uns mit der größten Liebe und Freundlichkeit Tag für
Tag bisher geleitet hat, trotz aller Bosheit und Untreue, trotz allen
Mangels rechter Kinderliebe zu ihm.
O Du lieber Himmlischer Vater mache uns Dir selbst mehr ähnlich und
bring uns mehr zu Dir, denn Du bist ein Gott der Gnaden und unser lieber
Vater durch Jesus Christus unseren Heiland, der uns mit seinem teuren
Blute so teuer erkauft und erworben hat. Wie dankbar sind wir, wie
sollten wir doch ohne Aufhören uns beugen und demütigen unter Deine
gewaltige Hand. Hilf Du selbst, Du treuer Gott und Herr, dass wir Dir
nachwandeln, als rechte Kinder ihrem himmlischen Vater. O gehe nicht ins
Gericht mit uns und gedenke nicht unserer vielfachen Übertretungen mit
denen wir Deine Gerichte wohl verdient hätten und wohl wert gewesen
wären, dass Du uns hineingeworfen hättest in das Verderben. Aber in der
Hoffnung auf Dich und Deine väterliche Barmherzigkeit können wir und
legen uns Dir zu Füßen. O Herr sei gnädig, ja gnädig und mache uns
würdig Dein heiliges Wort zu verkünden, tue unsere Lippen auf, dass mein
Mund Deinen Ruhm verkünde. Herr Du bist groß und Dein Name sei gepriesen
jetzt und in Ewigkeit. Dienstagmittag Seit gestern 288 Meilen, Breite
39°51, Länge 9°48West. Am Nachmittag kamen die kleinen Felseneilande der
- Inseln in Sicht, später in wunderbarer Schönheit Kap da Roca. Ein
wundervolles Landschaftsbild in der Beleuchtung der Abendsonne, kurz
nach 5 Uhr.
Mittwoch, den 2. September 1891
Wiederum ist es Tag geworden und wir dürfen und können wiederum nur mit
Loben und Danken aufblicken zu den Herrn droben im Himmel, dessen Sterne
uns am gestrigen Abend in so besonders hellem und schönem Glanze
erschienen, wie es wohl nie in der alten Heimat der Fall war. Freilich
ist das Sternenbild jetzt schon ein völlig verändertes. Der Himmelswagen
steht nicht mehr, wie es in Deutschland der Fall war, so hoch, sondern
ist mehr an den nördlichen Horizont gerückt. Aber die Helligkeit seiner
Sterne hat zugenommen und es scheint ihr Umfang ein größerer geworden zu
sein. Der Schein dar Sonne scheint viel intensiver und wärmer geworden
zu sein. Ihre Strahlen verbreiten schon in der Morgensonne eine
behagliche Wärme. Nun ist heute der Geburtstag meiner lieben
Herzensmutter, der Herr segne sie in Gnaden im neuen Lebensjahr und gebe
ihr besonders neben aller Frische u. Freudigkeit in geistlicher
Beziehung auch gute Gesundheit und Frische ihres so sehr von Arbeit
überlasteten Körpers. Der heutige Tag ist geradezu wundervoll und sollen
wir, wenn Gott Gnade gibt, heute nach dem Tee die Straße von Gibraltar
passieren. Die Bilder der portugiesischen Küste am gestrigen Abend waren
geradezu großartig. Gegen Abend passierten wir die Flaggenstation von
Lissabon und es wurde der Flaggengruß abgegeben. Kurz darauf fuhren wir
an der Bucht von Lissabon und der Mündung des Tejo vorüber. Dann endlich
hüllte sich alles mehr und mehr in Nacht. Der Herr hat uns bis jetzt
sehr gnädig geführt und ist mit uns gewesen, denn die See ist sehr ruhig
auf der ganzen Reise von England bis jetzt. Herr unser Herr, geleite uns
auch ferner fort, von Ort zu Ort, bis Du uns bringst in sichern Port!
Heute Mittag zurückgelegt 292 Miles. Länge 7°59W. Breite 36°½N. bis
Port-Said 1995 Miles. Am Abend, ja schon am Nachmittag kam die Straße
von Gibraltar in Sicht, zuerst zur rechten Hand die mächtigen Gebirge
Spaniens vom Cap Trafalgar, denen dann später die Festung Tarifa folgte.
und schließlich zeigte sich dann das Felsennest der Engländer Gibraltar.
Das allerdings von Osten aus gesehen den Eindruck hervorruft, als sei es
unbedingt uneinnehmbar. Daneben aber zeigte sich auch uns zum ersten
Male Afrika. Und zwar in seinen mächtig zum Himmel ragenden Säulen des
Herkules und den mächtigen Bergen des Atlas. Die Luft ist hier schon
sehr mild und warm. Und am Abend war der Sonnenuntergang geradezu
wundervoll. Die Beleuchtung war unbedingt wundervoll u. großartig. Alles
lag vor uns wie von einem milden Goldschimmer umkleidet.
Donnerstag, den 3. September 1891
Wiederum war uns eine wundervoll ruhige Nacht beschert. Der Morgen
findet uns nunmehr im mittelländischen Meere. Alles ist wundervoll und
schön. Aber die Luft ist so warm und heiß, zugleich so feucht, dass sich
alles in gewisser Weise zäh anfühlt, was man in die Hände nimmt. Doch
ist der Aufenthalt hübsch luftig auf Deck. Heute Mittag waren wir Länge
0°, Breite 36°26N. Hatten zurückgelegt 309 Miles. Haben noch bis
Port-Said 1666 M. - Der Nachmittag ließ uns noch öfter die Küste von
Afrika sehen. Am Abend war es uns sogar beschieden, dass wir über Afrika
zwei Gewitter beobachten konnten. Daneben kam aber mehrere Male ein
solcher Wind aus der Wüste, dass man meinen konnte, man stünde
unmittelbar vor einem glühenden Ofen. Aber glücklicherweise hielten
diese Windstöße nie lange an, sondern bald folgte immer wieder ein
wesentlich kühlerer Luftstrom. In der Nacht schien Sturm kommen zu
wollen, denn der Wind heulte und sauste in der Takellage. Aber durch die
Gnade unseres himmlischen Vaters durften wir eine ruhige und schöne
Nacht verleben.
Freitag, den 4. September 1891
Heute werden es schon acht Tage, dass wir uns auf der
Mombasa heimisch
gemacht haben. Die Zeit ist im Ganzen schnell vergangen, viel schneller
als ich es ja für möglich gehalten hätte. Heute sahen wir den ganzen
Morgen die Nordküste Afrikas. Aber da es etwas nebelig ist, so lässt
sich weiter nichts erkennen, als gewaltige Bergketten in zwei- und
dreifacher Linie hintereinander. Haute weht ein hübscher Ostwind, der
ganz angenehme Kühlung verbreitet. Es ist aber am Schein und den
Strahlen der Sonne selbst wohl gut zu merken, dass wir ein hübsches
Stück südwärts gerückt sein müssen, denn man braucht nur wenige
Augenblicke in der Sonne zu stehen, so ist man schon ganz warm. - Heute
Mittag ist der Bericht: Long 5°32, Breite 37°5. Run.299, to Port-Said
1389. - Der Nachmittag verging wieder in gewohnter Weise. Man sitzt die
längste Zelt auf Deck und liest Englisch. Im Nebel erschien auch immer
und immer wieder die Küste von Algier und Tunis. Schon befinden wir uns
im Süden vom Deutschland und bald werden wir auch in weiterer Zeit uns
im Osten von unseren Lieben befinden. Der Herr sei mit ihnen allen.
Sonnabend, den 5. September 1891
Heute ist uns wieder ein sehr schöner Tag beschert. Wenn auch im Osten
uns immer eine hübsche, steife Prise entgegenweht, so stört es uns doch
nicht, es ist uns im Gegenteil sehr angenehm, denn er bringt einem
höchst angenehmem Kühlung. Heute früh sind wir an zwei kleinen
Felseninseln vorübergekommen, welche nicht allzu weit von der Küste
Afrikas entfernt liegen und wir fuhren nur in kleiner Entfernung
nördlich davon vorüber. Begibt man sich in die Sonne, so merkt man recht
gut, dass man in einem südlichen Himmelsstrich lebt, denn sie scheint
mit einer ziemlichen Gewalt hernieder. - Heute Mittag: Long. 11°21Ost -
Breite 37°1N. Dist. run. 286. to Port-Said: 1101. - Das Wetter war heute
Nachmittag sehr angenehm, da ein kühler Ostwind dafür sorgte, dass es
nicht allzu warm wurde. Der Abend zeigt uns einen wundervollen
Sternenhimmel, wie wir ihn wohl kaum je in Deutschland haben. So ist
denn eine ganze und volle Woche auf der Mombasa vergangen, ohne dass man
sich so in schneller Weise genaue Rechenschaft von dem Leben und
Arbeiten während derselben geben kann. Denn ein Tag gleicht dem anderen
in der augenfälligsten Weise. Und zwar ist dies so, Gott sei Dank, denn
wäre es anders, dann hätten wir schlimmes Wetter gehabt. Aber bis jetzt
hat uns der Herr in Gnaden geführt und ist mit uns gewesen über Bitten
und Verstehen. Wollten wir ihm nur recht dankbar sein und nicht
vergessen, dass es nur seine Gnade ist, die uns also leitet und die
Barmherzigkeit seiner Hände, welche uns solches Reisewetter beschert und
gegeben hat. Dank sei Dir, lieber himmlischer Vater und gelobet sei dein
heiliger Name immer und ewiglich. Dazu hilf uns durch deine Gnade! Amen
Sonntag, den 6. September 1891
Wieder ein Tag, der von ausgezeichnetem Wetter begünstigt war. Freilich
wurde es allmählich etwas heiß, aber dann schwitzt man einfach etwas
mehr und befindet sich im Übrigen so gemütlich, als nur irgend denkbar.
Am Vormittag 9 Uhr lasen wir eine Predigt von Petri über die Sorge. Um
11 Uhr hielten die Engländer ihren Gottesdienst im Salon. Am Mittag
waren wir: - Lat 35°26 N.- Long.17°09 E. Dist. run. 299: to Port-Said
802. - Der Abend war etwas kühler und brachte uns einen schönen
Sternenhimmel. Der Sonnenuntergang war merkwürdig, weil sich zuerst ein
dann zwei schmale Streifen waagerecht Über der Sonnenkugel zeigten,
welche gleich einem roten Ballon in das Meer sank.
Montag, den 7.September 1891
Wieder ein warmer, schöner Tag. Es gilt nun bald Briefe für Port-Said
fertig zu stellen. Der Dienstag verlief in gleich angenehmer Weise.
Größere Kartenansicht
Mittwoch 9. September 1891
Endlich war es uns beschieden wieder Land zu sehen. Wir waren nunmehr in
Port-Said. Etwa um sechs Uhr am
Morgen war es, als wir dort anlegten. Vom Lotsen wurde unsere
S.S.Mombasa bis an den
Landungsplatz gebracht gegenüber vom Hotel Continental. Bald kam der
Agent an Bord und brachte Briefe, doch nur ein einziger trug meine
Adresse, demselben war ein Ausschnitt aus den Dresdner Nachrichten
beigelegt, welcher den Sturm, der in der Nacht der Überfahrt über den
Kanal in denselben und an der Südküste von England gewütet hatte, in
einer Beschreibung enthält.. Mit den Boot des Agenten gingen wir ans
Land. Ein buntes Treiben herrscht hier. Ganz anders und sehr verschieden
von dem, was wir bis jetzt gesehen und erlebt hatten. Eseltreiber und
Führer, Händler und Bettler aller Art drängten sich heran. Die Häuser
sind hier schon sehr orientalisch gebaut. Alle mit Veranden und
Schutzhallen gegen die Strahlen der hier sehr recht heiß scheinende
Sonne. Obwohl es noch früh an Tage war, konnten wir doch recht wohl
merken, dass die Sonnenstrahlen schon eine ziemliche Hitze auf uns
niedersandten. Wir gingen durch einige Straßen, die aber nicht
gepflastert sind, sondern in der Mitte einen etwas festeren Fahrweg
haben, an den Seiten aber ist es im staubigen Sande schlecht vorwärts zu
kommen. Dann kauften wir uns einen luftigen Anzug, tranken noch etwas
Bier und ließen uns dann wieder zu unserer Mombassa rudern, die wir noch
kurz vor breakfast erreichten. Hier war alles schwarz vom Staube der
Steinkohlen, welche in unser Schiff geladen wurden, und die armen
Burschen, die dies Geschäft zu besorgen hatten, glichen völlig den
Schornsteinfegern. Doch gegen Mittag hatte unser Steamer die nötige
Quantität eingenommen, dann wurde das Deck gescheuert, und so ging es
mit neuer Freude dann auch bald in den Kanal von Suez. Es bleibt noch zu
erwähnen, dass Händler aller Art sich immer an das Schiff herandrängen,
indem sie in großen und kleinen Booten kommen und alle möglichen Waren,
Früchte und Photographien zum Verkauf anbieten. Ich kaufte eine
Photographie von der Landungsstelle in Port-Said. Am Nachmittag dann
etwa ½3 Uhr verliess unser Steamer unter Leitung eines Lotsen Port-Said
und fuhr in den Kanal, zu dessen beiden Selten sich in nicht allzu
langer Zeit eine große unabsehbare Wüste ausdehnte. Die sich uns auch
bald von Karawanen durchzogen darstellte. Gegen vier Uhr mussten wir
still liegen, da vor uns ein deutscher Dampfer ("Rheinfels" Bremen)
festgefahren war. Erst gegen ½7 Uhr konnten wir weiter. Sogleich
begegneten uns eine ganze Reihe von Dampfern. Meistenteils waren es
englische. - Am Abend wurde die Fahrt mit elektrischem Licht fortgesetzt
und so kam es, dass wir nichts von
Ismailia
und dem großen Bittersee gesehen haben.
Donnerstag, den 10. September 1891
Als wir am Morgen aufstanden, waren wir schon nahe an
Sues, doch hatten wir vorher die
Freude, dass wir die ersten Palmen sehen konnten, welche in einem
Gärtchen der Kanalwärterhäuschen standen. Noch am Vormittag kamen wir in
den Hafen von Sues wo wir vor Anker gingen. Hier kamen wiederum Briefe
an Bord, doch für mich war keiner dabei. Hier kamen die Händler wieder
so angestürmt wie in
Port-Said. Nach wenigen Stunden setzten wir unsere Fahrt durch das
Rote Meer fort, das nun vor uns
lag. Damit nahmen wir Abschied von einem unbeschreiblich schönen
Landschaftsbilde. Vor uns lag die Stadt Sues, dahinter aber stiegen in
lilablauer Färbung mächtige Bergwände auf. Nach vorn aber wurde die
Stadt in dem grünblauen Golf abgeschlossen, dann ging es wieder mit
voller Kraft in das Rote Meer. Zur Rechten verfolgten uns während des
ganzen Tages die Felsengebirge Ägyptens. Welche mögen es sein die einst
Israel einschlossen? Welche Stelle des Roten Meeres, das wir
durchschneiden mag es sein, welche einst das Wunder des Durchzuges der
Kinder Israel mit gesehen hat? Wo ist wohl im Kanal die Stelle gewesen,
die einst Joseph mit dem Jesuskinde berührt auf seiner Flucht nach
Ägypten und der Rückkehr nach
Kanaan. - Zur linken aber blieb die Küste immer flach, vom Sinai haben
wir also nichts sehen können, denn in der Nacht sind wir an seinen
mächtigen Felswänden vorübergekommen.
Freitag, den 11. September 1891
Als wir aufstanden, waren nur noch in der Ferne kleine Hügelketten in
Sicht. Schon in dieser Nacht blieben einige von uns auf Deck. - Am
Mittag waren wir 266 Meilen von Sues entfernt, Lat. 26°N. Long. 34°55
Ost - to Aden 1044. - Der Tag war sehr warm. Trotzdem aber habe ich ganz
fidel englische Gedichte gelesen. - Auch der Aufenthalt am Abend in der
Kabine war sehr heiß, aber doch habe ich, nachdem ich einmal
eingeschlafen war, ganz vorzüglich geruht.
Sonnabend, den 12. September 1891
bringt uns etwas Wind und somit etwas Kühlung. Hoffentlich treibt er
auch unser Schiff flott vorwärts, da wir ja mit aufgezogenen Segeln
gehen. - Der Bericht von heute Mittag lautet: Latt. Long: Rum 291, to
Aden.
Sonntag, den 13. September 1891
Ein sehr warmer Tag und auch dementsprechend die Nacht. Wir haben
zusammen die Predigt von Petri über die Auferweckung des Jünglings zu
Nain gelesen. Lat.17°39, Long 40°21, Dist.run 300,
miles to Aden 453.
Montag, den 14. September 1891
Wieder ein hübsch warmer Tag, aber heute ist es insofern angenehmer als
der Wind hübsch weht. Darum ist es auch nicht mehr so nötig so sehr zu
schwitzen. Heute ist es nötig die Briefe, welche in Aden expediert
worden sollen, fertig zu stellen. Denn, will's Gott, so laufen wir noch
vor Mittenacht dort an. Lat. 13°33 N., Long. 43° E. Dist. Run 290 - To
Aden 160.
Dienstag, den 15. September 1891
Hinter uns liegt nunmehr Aden. Heute früh gegen sechs Uhr legten wir uns
daselbst vor Anker. Bald tauchten hier in dem grünlichen Wasser eine
Anzahl schwarzer Jungens, die in kleinen Kanos angerudert kamen und
sobald sie ein weißes Gesicht über der Bordwand erblickten, ein
mörderisches Schreien anstimmten, aus dem man immer "over Deck"
verstehen konnte. Verschiedene Geldstücke sind ihnen auch zum Opfer
gefallen, diese halten sie stets mit einer bewunderungswürdigen
Leichtigkeit und Behändigkeit wieder herauf. Sie zappelten im Wasser in
allen Lagen und mit allen möglichen Bewegungen, als ob das Wasser
eigentlich ihr heimisches Element sei.
Ich hatte immer noch im Stillen gehofft, dass es möglich sein könnte, dass
noch ein Brief oder irgendeine Nachricht von meinen Lieben in der Heimat
anlangen könnte, aber leider betrog mich diese Hoffnung völlig, nichts ist
mir zugegangen, so dass ich wohl auch meinen Geburtstag ohne ausgesprochene
Glück- und Segenswünsche von meinen Lieben in der Heimat werde feiern
müssen. Das wäre dann noch nie der Fall gewesen. Die Bucht und der Hafen von
Aden nahmen sich ganz hübsch aus. Auch hier kamen wieder verschiedene
Händler an Bord, doch mit dem Unterschied, dass es hier zum größten Teil
Juden waren, mit an den Schläfen geringelten Haaren und ebenso war der Bart
an den Backen zu Locken gedreht. - Hier ging ein Boot von unserer Mombasa an
die Küste. Unsere Matrosen in ihren schmucken Anzügen (weiß mit rotem Gurt
und Mütze, welche neben Fähnchen die Inschrift
S.S.Mombasa trug)
nahmen sich sehr hübsch aus. Hier wurden auch wieder Kohlen eingenommen,
doch war es nicht so schmutzig wie in Port-Said, da hier schon sämtliche
Kohlen in Säcke gepackt waren und diese in die Luken geschüttet wurden.
Unsere Briefe, die wir geschrieben, besorgte der Agent.
Eine besondere Ergötzung wurde uns dadurch zu Teil, dass sich etwas nach uns
ein deutsches Kanonenboot (Bussard) nicht sehr weit von uns vor Anker legte.
Frl. Grote schrieb auf einen Zettel Grüße von zwölf Deutschen an Bord der
Mombasa, und derselbe wurde dann von einem der gelockten Taucherbuben in
seinem Kano zu dem Kanonenboot gebracht, indem er den Zettel zwischen den
Zähnen hielt. Die Antwort lautetet: Für die empfangenen Grüße danken
herzlich die Offiziersmesse der Bussard und Name desselben.
Gegen ein Uhr nachts, nachdem die hierher gehörigen Waren ausgeladen waren,
wurde der Anker wieder gehoben und nunmehr geht es mit frischer Kraft nach
dem Ziele und dem Lande unserer Sehnsucht. In Colombo können wir dann auch
möglicherweise schon Leute des Volkes, unter denen wir arbeiten wollen, zu
Gesicht bekommen. Gott der Herr aber, der bis jetzt uns so gnädig mit
schützender Hand geführt, er bringe uns auch wohl durch die Wogen des
indischen Ozeans.
Mittwoch, den 16. September 1891
Heute ist der Geburtstag der Brüder Schomerus und Schade. Der Tag war recht
schön und angenehm. Gegen Abend kamen wir an das Kap Guardafui. Kaum hatten
wir dasselbe hinter uns, als sich ein ziemlicher Wind erhob, der unser
Schiff sehr hübsch "rollen" ließ. Die Folge war, dass noch am Abend
verschiedene seekrank wurden. Mittagsbericht: Lat«12°l4
N., Long 49°W Dist. Run 279, to Colombo 1821.
Donnerstag, den 17. September 1891
Auch heute hält dieser Sturm oder besser dieser Wind an, denn die Sonne
scheint sehr hübsch. Doch ist es nicht sehr warm, da der Wind alle Bewegung
hinweg nimmt, vielmehr ist es so kühl, dass man recht gern wieder in die
europäischen Kleider schlüpft. Krank sind bis jetzt gewesen Ellwein, Zehme,
Frl. Weber, Frl. Morgenbesser, Frau Gehring, Freche und der kleine
Siegfried. Bis jetzt d.h. bis Nachmittag ziemlich ½5 Uhr bin ich damit
verschont geblieben; vielleicht geht der Wind vorüber, ohne mich in
Mitleidenschaft zu ziehen. - Mittagsbericht: Lat. 11°18 N Long, 54°30 E Dist.
Run: 291 to Colombo 1530.
Freitag, den 18. September 1891
Das Wetter hält genau in derselben Weise an, doch bin ich verschont
geblieben. - Mittagsbericht Lat. 10°20, N.- Long, 59°47 E. - Run. 315 - To
Colombo 1215.
Sonnabend, den 19. September 1891
Lat.9°21 - Long 64°44. Dist. Run: 300 - To Colombo 915. - So ist denn mein
Geburtstag durch Gottes Gnade herbeigekommen, auf den ich mich schon lange
gefreut habe. Und Gott der liebe himmlische Vater hat mir besondere Freude
zuteilwerden lassen, denn heute ist das Meer ruhiger und so hatten sich denn
unsere seekranken Genossen aufgerafft, dass sie heute wieder alle
vollzählich am Lunch teilnehmen konnten. So freundlich und gnädig fängt der
Herr mein neues Lebensjahr an, nachdem er mich in dem verflossenen Jahre mit
so viel Güte und Barmherzigkeit geleitet hat, die ich gar nicht alle
aussprechen kann. O wie war er freundlich und ließ meine Studienzeit im
Missionshause zu einem guten Ende kommen. Wie hatte er mir treue Liebe aller
Seiten zugeführt, davon das Herz erquickt wurde. Wie wenig aber habe ich ihm
gedankt. Wie habe ich vielmehr seine Gnade auf Mutwillen gezogen und ihn
durch Sünden aufs Neue immer wieder beleidigt und seinen heiligen Namen in
den Staub gezogen. Herr gedenke nicht meiner Übertretung und Sünde und
Strafe nicht im Zorn deinen Knecht, den du zur Hölle hinab stoßen müsstest.
Herr sei mir gnädig, der ich auch dein Kind bin. Dein durch die heilige
Taufe und das heilige Abendmahl. Dein weil Jesus Christus auch mein Heiland
ist, und sein heiliges Blut für mich vergossen hat. So hilf mir denn nun
fernerhin, gib, dass ich die Sünde melde und ein neues Dir wohlgefälliges
Leben anfange, als einer, der sich vorbereitet das Evangelium zu verkünden
den armen Heiden, die noch nichts wissen von dem Heil, das erschienen ist in
Dir und holdseliges Licht der Welt. Bleib Du in mir so wird es nimmer dunkel
hier, auch wenn Du uns in dieser Zeit, leitest hin durch manche Fährlichkeit.
Sonntag, den 20. September 1891
Lat.8°28, Long 69°35, D. Run 292, to Colombo 616.
Montag. den 21. September 1891
Lat. 9°51, Long 74°29, D. Run.293. to Colombo 324. - Gestern wie heute waren
ganz schöne Tage. In der vergangenen Nacht regnete es sehr heftig, die
welche auf Deck schliefen, mussten hübsch bescheiden wieder in ihre Kabinen
einziehen. Auch heute Mittag kam wieder ein tüchtiger Regenschauer, welcher
sogar die Leinewand durchnässte. Wills Gott, sind wir morgen um diese Zelt
in Colombo. Heute gab es fleißig Briefe zu schreiben, an die Eltern,
Heinrich und Herrn Direktor.
Dienstag, den 22. September 1891
Mittag: Lat 6°50 N., Long 79°l9 Distance Run: 295 To Colombo 31 - Demgemäß
gingen wir auch noch an demselben Tage vor Colombo vor Anker, etwa ½3 Uhr.
An demselben Nachmittag gingen wir auch noch an das Ufer. Colombo mit seinen
Palmenwäldern und Hainen und seiner ganz anderen Art, als es bei uns in
Deutschland der Fall ist. Zimtholz und Blätter hatten wir erlangt und die
schönsten Straßen und Gebäude gesehen. Die Straßen sind fast alle in einem
vorzüglichen Zustand. Es fährt sich auf denselben fast noch bequemer als auf
den europäischen Asphaltstraßen.
The SS Mombasa, launched at Sunderland in 1889, of 4662
tons with 36 first class passengers and 29 second class in addition to
others. She was the first British India Steam Navigation Company ship
designed with electric lighting. She served in the India East African
service and was torpedoed whilst on a voyage from London to Zanzibar with
general carg on 20/10/1916 - 8 miles N.W. by N. from Cape Corbelin, Algeria,
and sunk by U 39.
Von Colombo bis Trankebar
Evangelisch-lutherisches Missionsblatt Ev.-luth. Mission
Leipzig 1892. Seite 43 bis 46.
Es war am Nachmittag des 22. September 1891, als unser Dampfer "Mombassa"
im Hafen von Colombo vor Anker ging. Der Eindruck von Colombo, vom Hafen
gesehen, ist ganz der eines großen Palmenhaines. Palme reiht sich an Palme
und zwischen ihnen schimmern die Häuser der Europäer und Eingeborenen
hindurch. - Wenn man aber die Stadt in unmittelbarer Nähe sieht, so bieten
freilich manche Stellen keineswegs solch lieblichen Anblick. Aber der
Eindruck, den die tropische Natur auf uns machte, war doch großartig. - Doch
mehr als die Natur interessierten uns die Menschen. Am Ufer, ja schon auf
dem Schiff, konnten wir die Singalesen mit ihren Kämmen im Haar sehen,
welche allen Männern ein recht weibisches Aussehen geben. Daneben gibt es
aber auch viele Tamulen auf Ceylon; wir hatten bald genug Gelegenheit die
Fertigkeit zu bewundern, mit welcher sich Bruder Kabis mit ihnen tamulisch
verständigte.
Am nächsten Tage machten einige von uns unter Leitung von Bruder Kabis einen
Ausflug nach
Kandy (der alten Königsstadt von Ceylon). Diese Tour ist überaus
lohnend. Zuerst führt die Eisenbahn noch durch ebene Gegenden, die reichlich
mit Reis bepflanzt sind. - Da konnten wir den Reisbau in allen Stadien
beobachten: hier wurde der Saatacker bereitet, indem die Ochsen den sehr
einfachen Pflug durch den schlammigen Boden schleppten; dort streute ein
Sämann feinen Samen aus. Auf dem benachbarten Felde aber pflanzten Frauen
die jungen Reispflanzen in das schlammige Land. Dann kamen wieder grüne
Fluren, wo der Reis im schönsten Wachstum stand. Wieder an anderer Stelle
war er schon gereift und wurde nun von den Schnittern mit Sicheln
eingeerntet. Bald mehrten sich die Hügel und die Bahn begann zu steigen.
Aber immer begleitete uns die Kokospalme.
Wundervolle Landschaftsbilder entrollten sich unserem Auge, als wir etwa
1.000 Fuß gestiegen waren. Eine besonders großartige Stelle wird Sensation
Rock (Fels) genannt. Die mächtigen Bergriesen erschienen in den
verschiedensten Formen. Dazwischen aber, tief unter uns, lagen in den Tälern
fruchtbare Gefilde. - Oft beschreibt die Bahn solche Kurven, dass man die
zurückgelegte oder noch zu befahrende Strecke aus der Nähe überblicken kann.
Zuletzt wurde die Gegend wieder ebener; große Kaffee- und Teeplantagen
zeigten sich, und bald darauf gelangten wir nach
Kandy. Dieses
Städtchen ist sehr schön gelegen und gut gebaut. Nach einer Rundfahrt um den
See besuchten wir den berühmten Buddha-Tempel, wo eine von den Buddhisten
besonders verehrte Reliquie, nämlich der Zahn Buddhas, aufbewahrt wird. Da
wir in der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes nicht die Erlaubnis des
Gouverneurs zur Besichtigung dieser Merkwürdigkeit erlangen konnten, so war
es für uns unmöglich, den Zahn zu sehen.
Der Tempel ist nicht sehr groß und umfangreich. Allenthalben im Hofe hingen
Gebetsfähnchen, die vom Winde bewegt wurden. Vor einem vergoldeten
Götzenbilde Buddhas hatte man Blumen geopfert; der Tempeldiener bot uns
sogar einige zum Verkauf an. Einzelne Verzierungen des Tempels, sowie
Einbände (Deckbretter) der Palmblattbücher der Bibliothek waren mit vielem
Geschmack gearbeitet. Weniger schön waren die Bilder auf der Vorderseite des
Tempels. Sie waren alle Darstellungen der Höllenstrafen, die auch denen
gedroht werden, welche Tiere töten. Trotz solcher Drohung essen aber die
Buddhisten dennoch Fleisch, denn sie meinen straflos zu sein, weil sie die
Tiere nicht schlachten. Denn jene Strafe, sagen sie, beziehe sich nur auf
den, der ein Tier schlachtet, nicht auf den, der sein Fleisch isst.
Noch in derselben Nacht setzte unser Schiff seine Reise fort, um uns nach
Madras zu bringen. Nach dreitägiger Fahrt fuhren wir am 26. September
1891, Sonnabend, früh unter dem Gesange: "Nun lob, mein Seel, den
Herren" in den Hafen von Madras ein (1).
Derselbe wird durch zwei mächtige Steindämme, die weit in das Meer
hinauslaufen, gebildet. Bald kamen die Brüder Näther und Mohn
(2),
sowie später Bruder Gehring, Stosch, Matthes und Schad an Bord. Groß war die
Freude des Wiedersehens. Und unser Herz war voll von Lob und Dank gegen
Gott, der uns solch eine gute Fahrt beschert und uns mit seiner treuen Hand
vor allem Unfall behütet hatte. - Die Landung ging rasch und gut vor sich.
Wir waren auf indischem Boden.
Der nächste Sonntag zeigte uns nun im Heidenlande die erste
Christengemeinde. Wir waren in der schönen Kirche in Räjapuram. Bruder Mohn
hielt die Predigt. Wie fremd klang alles in unseren Ohren; wie heimatlich
aber waren doch die altbekannten Melodien der Lieder, die frisch und
fröhlich von der Gemeinde gesungen wurden.
(3)
Am Montag, den 28. September 1891, vormittags fand in der Kirche zu
Pursebākam die Trauung der Brüder Matthes und Schad mit ihren Bräuten statt.
Missionar Stosch hielt die Traurede über 1. Mose 12,2. Nach Schluss des
Hochzeitsmahles am Nachmittag reisten die neuvermählten Paare, wie auch die
Geschwister Gehring mit dem Abendzug ab, Frl. Grote blieb zunächst ganz in
Madras. Am 30. September verließen auch wir Madras.
Unser erster Aufenthaltsort war
Wülupuram. Dort besuchten wir Bruder
Brunotte, in dessen Haus und Familie wir einen schönen Nachmittag verlebten.
Gegen Abend besahen wir uns die kleine nette Kapelle unserer dortigen
Gemeinde und die Stadt. Merkwürdig war uns dort das Grabmal eines
heidnischen Büßers, der erst vor etwa sechs Jahren gestorben ist. Derselbe
hat gegen 14 Jahre in seinem Hause in ein und derselben Stellung zugebracht.
Er stand weder, noch saß er, sondern stützte sich, an die Wand gelehnt, in
kauernder Stellung mit dem Kinn auf eine Krücke (Missionsblatt 1887, S.
234). - Von dort ging die Reise weiter nach Mājáweram, wo wir Bruder Meyner
besuchten. Eine schöne Unterhaltung gewährten uns die Mädchen der dortigen
Waisenschule, welche unter Gesang recht nette Spiele aufführten.
Bleibend wird der Eindruck sein, den wir dort empfingen, als wir den
Landprediger Salomo in seinem Hause besuchten. Er sang uns zusammen mit,
seinen netten Kindern tamulische wieder vor. Das eine behandelte die Ankunft
der beiden ersten lutherischen Missionare in Indien, Ziegenbalgs und
Plütschaus. Von dort ging es in der Nacht im "Bandi" nach Trankebar. Kurz
vor der Stadt hielten wir in Erukatantschēri, wo wir von den Brüdern
Zietzschmann und Rüger begrüßt wurden. ...
Am Mittwoch, den 6. Oktober 1891, bestimmte der hochehrwürdige
Kirchenrat die Stationen, wo wir uns aufhalten und für unsern Beruf uns
vorbereiten sollten: Bruder Zehme wurde für Trankebar, Bruder Freche für
Majaweram, Bruder Ellwein für Tritschinopoli, Schomerus für Poreiar und ich
für Koimbatur bestimmt. Nachdem wir noch am nächsten Sonntag in Trankebar
deutschen Gottesdienst, verbunden mit Feier des hl. Abendmahls, gefeiert
hatten, begaben wir uns auf die uns angewiesenen Stationen.
So sind wir nun eingetreten in die Arbeit der Sprache, die dem Anfänger wie
ein rechter Urwald erscheint. Du aber, liebe Missionsgemeinde, bete für alle
Brüder, dass sie das Wort ausstreuen als einen rechten Samen unter diesem
Volke fremder Zunge. Auch uns wolle Gott in Gnaden bald ein fröhliches
Auftun des Mundes verleihen!
Anmerkungen
(1)
Die Ankunft der Mombassa im Hafen zu Madras wird von einem anderen Glied
jener Reisegesellschaft folgendermaßen beschrieben: "Es war früh halb sieben
Uhr als wir vor dem Hafen von Madras hielten. Ein kleiner Dampfer schoss
heran und brachte uns den Lotsen, der unser Schiff sicher in den Hafen
hereingeleiten sollte. Wir alle zwölf standen beisammen und sangen aus
tiefstem Herzen ein Loblied; Herr Kabis betete ein inbrünstiges Dankgebet,
dann sangen wir, während wir in den stillen Hafen einbogen: "Unsern Ausgang
segne Gott" u. s. w. Diesen Moment werde ich nie in meinem Leben vergessen.
Nun stand die "Mombassa" still, der Anker rasselte nieder ins Wasser, die
Maschine stieß ihren letzten Seufzer aus und - da waren wir." D. H.
(2)
Niels-Peter Moritzen schreibt in dem Buch "Werkzeug Gottes in der Welt.
Ev.-Luth. Mission Erlangen 1986, Seite 25 und 26" zu den Missionaren Näther
und Mohn: "Zu einer Indien-Arbeit durch Missionare, die aus der Leipziger
Mission ausschieden und sich der Missouri-Synode anschlossen, kam es ...
1893. Wiederum ging es um Fragen der Lehre, diesmal um die Inspiration der
Heiligen Schrift. Jüngere Mitarbeiter warfen der Missionsleitung
Unklarheiten in der Lehre und unbiblische Autoritätsausübung vor. Nach ihrem
Ausscheiden sandte die Missouri-Synode sie (Nöther und Mohn) zusammen mit
Zorn zur Eröffnung einer neuen Arbeit in Indien, "wo der Name Christi noch
nicht bekannt war". Es hat sehr viel länger gedauert, bis auch mit dieser
Arbeit und der aus ihr erwachsenen "Evangelisch-Lutherischen Kirche Indiens"
freundschaftliche Kontakte möglich wurden, die heute aber selbstverständlich
sind."
(3)
Die schon oft beschriebenen Empfangsfeierlichkeiten und Begrüßungen, mit
denen die tamulischen Christen und Schulkinder in Madras, Majaweram,
Trankebar und Poreiar die neuen Ankömmlinge nach alter guter Sitte dankbar
und freudig bewillkommneten und ehrten werden in dem Beitrag nicht
beschrieben.
Einige Mitteilungen aus Koimbatur 1892
Von Missionar Hermann Gäbler Evangelisch-lutherisches Missionsblatt. Ev.-luth. Mission Leipzig 1892. Seite 361 bis 364. Wie den lieben Missionsblattlesern bekannt ist, wurde mir im vorigen Jahre vom hochehrwürdige Missionskirchenrat Koimbatur als mein erster Aufenthaltsort angewiesen. Ich hätte wohl schon längst etwas schreiben sollen, aber der Mangel an rechtem Stoff für einen Bericht hielt mich davon ab. Denn weil man als ein völliger Fremdling in dies Land kommt, so muss man doch erst sich bemühen, das Leben und den Charakter des fremden Volkes einigermaßen verstehen zu lernen, ehe man sich darüber ausspricht. Dazu kommt, dass man ein volles Jahr mit gebundenen Händen und geschlossenem Munde leben muss, ehe es möglich wird, nur einige Anfänge im Sprechen zu machen. Dies wirkt recht niederdrückend! Oft habe ich unter den größtenteils heidnischen Bauleuten, die unsere Kirche hier bauen, gestanden, und das Herz tat mir weh, wenn ich ihre Götzenzeichen sah und doch nicht imstande war, sie auf den zu weisen, für dessen Gottesdienst sie ein würdiges Haus bereiteten. Gott der Herr wolle auch mir bald durch seinen Geist ein fröhliches Aufthun meines Mundes verleihen!
1. Lage der Stadt Doch nun möchte ich etwas über Koimbatur mitteilen. Koimbatur ist die westlichste unserer Missionsstationen und hat, abgesehen von Bangalur, ein kühleres, aber darum auch mehr vom Fieber heimgesuchtes Klima, als die anderen, tiefer liegenden Missionsplätze. Es liegt auf einer Hochebene und von Nord und West grüßen die "Blauen Berge" aus ziemlicher Nähe herüber. Auch die Grenze des Tamulenlandes ist nicht fern, denn nicht weit von hier nach Westen, verstehen die Leute nur noch einige Worte tamulisch, da sie die Maleijālam-Sprache sprechen. Auch auf den Bergen wohnen nur wenige Tamulen. Die Bewohner der Stadt Koimbatur (ca. 40 000), sind zum weitaus größten Teile Tamulen, doch sind viele Teluguleute und Kanaresen hier, welche meistens als Handwerker tätig find. Koimbatur ist Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts und Sitz eines Kollektors (Amtshauptmannes), sowie vieler anderer hoher englischen und eingeborenen Beamten. Sie liegt an der Madras-Eisenbahn, welche von Madras nach Kalikut führt und die Ost- mit der Westküste verbindet. Von der Station Koimbatur führt eine Zweigbahn, der "Nilgirizweig" genannt, jetzt bis nach Mötupáleiam, einem kleinen Orte, der unmittelbar am Fuße der Berge liegt. Aber schon im nächsten Jahre hofft man von da die steilaufsteigende Bergbahn bis nach dem ca. 5.000 Fuß hohen Kunnur zu vollenden. Diese Madrasbahn ist besser eingerichtet, als die "Südindische", von Madras nach Tuticorin führende Eisenbahn, und wenn man auf ihr fährt, so könnte man fast vergessen, dass man in Indien reist, wenn nicht die Sonnendächer vor den Wagenfenstern, sowie die Hitze und der Staub nachdrücklich daran erinnerten. Auch das ist auf der hiesigen Eisenbahn anders als in der Heimat, dass nur auf sehr wenigen Hauptstationen sich Restaurationen für europäische Reisende finden, wo sie etwas zu essen bekommen können. Sonst muss man zufrieden sein mit Wasser, das ein Brahmine austeilt, oder mit Früchten, als Plantanen, Granatäpfeln, Orangen, Mangos u. a., die mit lautem Geschrei angeboten werden. Diese und andere Esswaren werden hauptsächlich von Eingeborenen gekauft, die auch gerne am Safte des Zuckerrohres sich laben. Zu diesem Behufe werden etwa 50 cm. lange und 2 cm. dicke Zuckerrohrstöcke verkauft und man kann sehen, wie die Leutchen, mit dem größten Wohlbehagen in den faserigen Schaft beißen und ein Stück nach dem andern losreißen.
2. Christliche Kirchen Naht man Koimbatur auf der Eisenbahn, so macht dasselbe den Eindruck einer christlichen Stadt. Da schaut zunächst hinter den Palmen die römische Kathedrale hervor, ein wackliger Bau im romanischen Stile. Dahinter aber zeigt sich der schlanke, mit eisernem Kreuz verzierte Turm unserer neuen Kirche, die, will's Gott, am 10. November eingeweiht werden soll. Außerdem hat die Londoner Mission (Congregationalisten), eine Kirche, desgleichen auch die englische Hochkirche ein nettes Kirchlein, das ganz aus behauenen Granitquadern ausgeführt ist und an der Seite einen auffallend kleinen Turm hat. Auch die Methodisten (eigentlich: die "Plymouthbrüder"), besitzen hier einen schönen neuen Betsaal, der zugleich als Schule dient, und sogar die Heilsarmee hat hier ihr Quartier aufgeschlagen in einer schön gebauten Versammlungshalle inmitten der Stadt an einer belebten Straße. Die meisten Gemeindeglieder zählt die römische Gemeinde. Ihre Zahl ist ziemlich tausend, nur allein in der Stadt. In ihren Kostschulen haben sie mehr als 100 Kinder. Durch ihre vielen Schulanstalten suchen sie viel Einfluss, besonders auf die studierende Jugend zu gewinnen. Französische Nonnen stehen einem Krankenhaus vor, das sehr gern von den Heiden besucht wird, weil die Nonnen sehr freundlich und hilfsbereit sind. Die Seelsorge an den römischen Christen in der Stadt und im Distrikt ruht in der Hand mehrerer Priester, angeblich sollen es zehn sein. Die Gemeinde der "Londoner" zählt etwa 300 Seelen, doch auch im Distrikt haben sie viele Gemeindlein. Auch sie haben alle Arten von Schulen. Für diese Gesellschaft arbeiten hier zwei Missionare und eine Zenana-Dame. Auch der Kaplan der englischen Hochkirche beginnt jetzt eine tamulische Gemeinde zu sammeln, die von einem eingeborenen Pastor gepflegt wird. Er fordert öffentlich alle die auf, deren Vorfahren einmal zu seiner Kirche gehört haben, sich derselben wieder anzuschließen und andere Konfessionen zu verlassen. - Die Glieder der methodistischen Gemeinde sind fast ausschließlich Europäer und Ostindier (Halbeuropäer). Aber der Pastor an dieser Gemeinde, der selber Baptist ist, lässt es sich angelegen sein, auch auf die Heiden einzuwirken. Das versucht er besonders durch Vorstellungen mit seiner "Laterna magika" in der Stadt und auf den umliegenden Dörfern. - Die Heilsarmee hat zur Zeit hier keine Erfolge zu verzeichnen. Ihre Halle ist in der Regel ganz leer. Unsere lutherische Gemeinde, die von Pastor Perijanájacham gepflegt wird, zählt annähernd 300 Seelen. Die Glieder derselben sind meist angesehene gut gestellte Leute, die aber deshalb auch um so mehr das Recht zu haben glauben, selbstbewusst auftreten zu dürfen. In unserer Schule lernen etwa 35 Kinder, meist Christenkinder. Die Zahl der Kostschüler beträgt nur sechs, und wenn die meisten derselben mit Schluss des Jahres unsere Schule durchgemacht haben werden, wird die Kostschule wohl geschlossen werden müssen. Einen Hauptabschnitt in der Entwicklung unserer Gemeinde bilden die mit Anfang des Jahres begonnene Selbständigmachung derselben", sowie der Bau einer neuen schmucken Kirche. Hoffentlich kann bald über die Einweihung dieser Kirche berichtet werden. Der Satan hat hier noch eine gewaltige Burg des Heidentums. Erst seit meinem Hier sein wurde der Turm einer ganz in der Nähe gelegenen Pagode vollendet. Außerdem gibt es hier fast in jeder Straße eine Menge größerer und kleinerer Tempel. Allabendlich tönt die Musik aus dem Tempel herüber und mahnt uns an die Verblendung der armen Heiden. Koimbatur ist ein harter Boden, und nur die römischen Priester haben größere Erfolge zu verzeichnen, aber hauptsächlich nur deshalb, weil sie mit Geld dem Wort der Predigt zu Hilfe kommen. Wir aber wollen uns fest an des Herrn Verheißung halten: "Mein Wort soll nicht leer zurückkommen, sondern ausrichten, dazu ich es sende!" So helfe denn der liebe himmlische Vater in Gnaden, dass sein Wort auch hier laufe und Frucht schaffe, eine Frucht, die da bleibet! Dazu helft in treuer Fürbitte, all ihr lieben Missionsfreunde! Ja, hebt betende Hände auf und stärkt die Prediger, dass sie als rechte Diener des Herrn sein Werk treiben!
Einweihung der "Christuskirche" in Koimbatur 1892Von Missionar Hermann Gäbler Evangelisch-lutherisches Missionsblatt. Ev.-luth. Mission Leipzig 1893. Seite 62 bis 67. Der 10. November 1892 war für die hiesige Gemeinde ein Tag besonderer Gnade und Freundlichkeit des himmlischen Vaters. An diesem Tage versammelte sich hier eine große Schar von Freunden aus der Nähe und Ferne zu einer seltenen Feier. Es galt unsere schmucke neuerbaute Kirche einzuweihen. An solchen Tagen ist es, als ob man hinausgehoben würde über die alltägliche Umgebung und von freier luftiger Bergeshöhe hinaufschauen dürfte zu dem, der uns seine Gnade immer wieder aufs neue schmecken lässt. Und solche Höhepunkte im Leben sind Quellen neuen Mutes und frischer Kraft und ein Angeld für die zukünftige selige Vollendung. Zwar fehlte es auch in diesen Tagen nicht an Heimsuchung, denn Bruder Hörberg, der den Bau mit viel Hingabe und Selbstverleugnung geleitet hatte, konnte nicht mit einstimmen in den Lobpreis Gottes, der in der neuen Kirche zum ersten Male zum Herrn des Heiligtums emporstieg. Schon seit Wochen hatte Bruder Hörberg über Kopfschmerz geklagt, und vom 4. November an musste er das Bett hüten. Und obwohl er im großen Hospital zu Madras ärztliche Behandlung und gute Pflege gesucht und gefunden hat, ist er doch auch jetzt, nach drei Wochen, nur wenig besser. Gebe der Herr in Gnaden, dass er bald in frischer Kraft seines Amtes walten kann!
1. Beschreibung der Kirche Nun, lieben Missionsfreunde, will ich versuchen, die neue Kirche einigermaßen zu beschreiben. Dieselbe liegt in unserem Missionsgehöft, parallel der alten Kapelle (Schulhaus), nur hundert Schritte weiter südlich und südwestlich von unserem Missionshause. Auf einem Fundament von behauenen Granitsteinen erhebt sich der aus unbehauenen Granit- und Ziegelsteinen im einfachen gotischen Stil ausgeführte Bau. Die Farbe der Außenseite ist rot, die der Strebepfeiler und Verzierungen weiß. Die Richtung der Kirche ist von Westen nach Osten: im Westen der Turm, im Osten der Altar. An den Westgiebel ist der fast 90 Fuß hohe viereckige Turm angebaut, der in vier Stockwerken aufsteigt und auf der Spitze mit künstlerisch ausgeführtem Kreuze gekrönt ist. Der Turm und die äußeren Mauern der Kirche werden von kräftigen Strebepfeilern gestützt, die alle in Türmchen mit Kreuzblumen auslaufen. An den Ostgiebel schließt sich der sechsseitige überwölbte Chorraum an. Vor der Eingangstür in der Mitte der Südfront ist eine offene Halle erbaut, über deren Giebel ein schwarzpolierter Granitstein mit dem Namen der Kirche "Chistu âlyam" (d.h. Christuskirche), und der Jahreszahl 1892 eingefügt ist. Diese Halle, sowie der Ostgiebel sind mit eisernen, Kreuzen geschmückt. So zeigt schon von außen die Kirche mit ihren emporragenden Spitzen und Türmchen in mannigfaltiger Weise hinauf zum Himmel, dem Thron des Höchsten. Die Innenseite der Kirche ist mit Muschelkalk getüncht und blendend weiß. Die Länge beträgt innen 69 Fuß (4), die Breite 26 Fuß und die Höhe bis zum Dachfirst ist 37 Fuß. Denn die Kirche hat kein Gewölbe, auch keine Decke oder Bretterverschalung, sondern man sieht die Sparren, Latten und Ziegeln des Daches. Das ist jedoch in Indien nichts ungewöhnliches, ja, das gefirnisste Holzwerk und die schönen Ziegeln, wie sie in der Ziegelei der Baseler Mission in Calicut hergestellt werden, sehen sogar recht gut aus. An den Längsseiten sind je vier Spitzbogenfenster und eine Tür und darüber je fünf runde Fenster. Im Altarraum ist in der Mitte ein rundes Fenster und zu jeder Seite , ein schmäleres Spitzbogenfenster. Über dem Altar, unter dem runden Fenster, ist ein Gemälde angebracht, das von einer schwedischen Missionsfreundin für die Kirche geschenkt wurde. Über dem Westeingange ist eine Galerie für die Sänger und das Harmonium, das von dem seligen Bruder Ouchterlony für die Neue Kirche gestiftet wurde. Über dem Westeingange unter dem Turm stehen die Worte des Propheten Jeremias: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort! (Jeremias 22, 29). Der Südeingang trägt die Überschrift: Eins ist Notl (Luk. 10,42). So predigt die Kirche auch von außen das Wort Gottes. Zu ihrer Einweihung fanden sich ein Bruder Kabis, als Vorsitzender des Kirchenrates, um die Weihe zu vollziehen; Bruder Sandegren als Mitglied des Kirchenrates; Bruder Herre, als Festprediger. Ferner die Brüder Dachselt, Rüger, Ellwein und Männig. Von den eingebornen Pastoren waren erschienen Samuel von Trankebar, Päkiam aus Schiali, Christian aus Mötupatti und Jakob aus Madras; dazu viele Christen von auswärts, Missionsdiener u. a.
2. Letzter Gottesdienst in der alten Kapelle Am Mittwoch Abend 7 Uhr versammelte sich die Gemeinde zu einem letzten Gottesdienst in der alten Kapelle, welche der Gemeinde 25 Jahre lang als Stätte der Erbauung gedient hat. Der Pastor der hiesigen Gemeinde, Perianájacham, sprach nochmals von altgewohnter Stätte zu seiner Gemeinde. An der Hand des Textes 1 Petri 2, 1-3 ermahnte er die Gemeinde, damit sie in die neue Kirche mit dem Segen Gottes einziehen könne Eingedenk zu bleiben der Segnungen Gottes in dem alten Bethause; Die alten bösen Gewohnheiten und Sünden zu lassen; Das Wort Gottes mit Verlangen zu hören.
Gott hat seine Güte bewiesen, denn er hat eine neue Kirche gegeben, die viele Jahre lang ersehnt und erfleht war. Was verlangt der Herr nun von uns? . Es gilt abzulegen alles böse Wesen, Haß und Zwietracht, allen bösen Schein und Heuchelei. Die Steine und Balken dieses Betsaales sind Zeugen, dass manche nicht mit lauterem Herzen vor Gottes Angesicht gekommen sind. Alle diese alten Sünden sollten nicht mit in das neue Gotteshaus eingehen. Unsere Anbetung soll nun fortan in einem anderen Hause geschehen, aber das Wort Gottes bleibt das alte und ewig neue, das da wirket Wiedergeburt und neues Leben. Darum laßt uns mit bußfertigem Herzen von hier scheiden und nochmals unsere Knie beugen zu gemeinsamem Sündenbekenntnis! Nach dem Sündenbekenntnis bildete Kollekte und Segen den üblichen Schluss. Die Festgäste suchten bald ihre Ruhe auf, aber in der Umgebung der neuen Kirche waren noch spät Hände geschäftig, um zum Schmuck derselben Plantanenbäumchen und Palmenzweige einzugraben.
3. Einweihung der Kirche Am Donnerstag, den 10. November, früh ½7 Uhr ertönte die Glocke zum ersten Male vom Turm der neuen Kirche, nicht mehr wie früher von einem Holzturm neben der alten Kapelle. Nach dem Läuten sangen die Sänger vom Turm: "Nun danket alle Gott." ½8 Uhr erschallte die Glocke zum zweiten und ½9 Uhr zum dritten Male. Unterdessen hatte sich die Festgemeinde im alten Gotteshause versammelt. Nach dem Gesange des Liedes: "Wunderbarer König" sprach Pastor Pākiam ein herzliches Gebet und schloss mit Vaterunser und dem apostolischen Segen. Dann sangen die Sänger drei Verse von: "Lobe den Herren, o meine Seele." Die Gemeinde stimmte alsdann an: "Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut." Nach den ersten beiden Versen wurde der Betsaal verlassen und der Festzug setzte sich in Bewegung. Voran die Landprediger und Missionare mit Bibel, Agende und den heiligen Geräten, welche der Frauenmissionsverein in Zittau für das neue Gotteshaus geschenkt hatte. Vor dem Südportal machte der Festzug Halt, und hier wurde Psalm 27 und 84 von den Pastoren Pākiam und Samuel abwechselnd verlesen. Unter dem Gesang weiterer Verse von: "Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut," wurde nach dem Westportal weiter gezogen. Nachdem dort der 121. und 122. Psalm von den Pastoren Jakob und Christian wechselweise verlesen worden waren, übergab Pastor Perianájacham Herrn Missionar Kabis den Schlüssel und dieser öffnete die Kirche im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Dann stimmte die Gemeinde an: "Tut mir auf die schöne Pforte," und zog so in die neue Kirche ein, deren bunte Fenster im schönsten Glänze schimmerten. Nach Schluss des Gesanges betrat Bruder Kabis den Altar, hielt die Weihrede und segnete das Gebäude samt allen Geräten zum Dienst des Herrn ein. Nach einem Chorgesange hielt er die Liturgie und verlas Epistel und Evangelium für das Kirchweihfest. Nach einem Liedervers wurde ein Kindlein getauft. Der Gesang vor der Predigt war eine (vom sel. Senior Cordes herrührende) Übersetzung des altlateinischen Liedes: "Wie lieblich sind deine Wohnungen". Alsdann betrat Bruder Herre die Kanzel und hielt mit großer Frische und laut schallender Stimme die fast eine Stunde währende Festpredigt. Nach den Worten des Textes: 1. Tim. 4, 5, war sein Thema: Heiligung geschieht durch das Wort Gottes und durch Gebet. Das Wort Gottes soll alles heiligen, alle Menschen, alle Christen. Dazu muss es verkündigt werden und die Verkündigung hat an einem würdigen Platze zu geschehen, dafür bauen wir Kirchen. Aber ohne das Wort ist der Bau schöner und herrlicher Kirchen nutzlos. Soll das Wort heilskräftig wirken, so muss es lauter und rein gepredigt werden und in unseren Herzen Wohnung machen. Wo Gottes Wort eine Stätte gefunden, da wird auch das Gebet fleißig geübt werden. Neben dem Worte Gottes ist das Gebet ein Hauptmittel zur Heiligung. Wir haben alle einen freien offenen Zugang zum Vater, denn wir sind ja Kinder des neuen Bundes und Priester Gottes. Möge deshalb hinfort des Herrn Wort reichlich wohnen in dieser Gemeinde und Gott seinen Segen geben zu allem, was gelehrt und gepredigt wird von dieser neuen Kanzel. Mit der Andeutung, dass er nicht mehr lange in diesem Lande das Herrn Wort verkündigen werde, schloss er seine Predigt. Nachdem die Gemeinde: "Herr Gott, dich loben wir", gesungen, folgte die Schlussliturgie mit Kollekte und Segen. Zum Schluss stimmte der Sängerchor eine vom Pastor Samuel gedichtete tamulische Weise an, welche derselbe unter Leitung des Organisten Michael aus Póreiar in solcher Vollendung vortrug, dass es eine Lust war, zuzuhören.
4. AbendgottesdienstAm Abend ½7 Uhr versammelte sich die Festgemeinde wieder im neuen Gotteshause, auch viele Heiden und Muhammedaner hatten sich eingefunden, nachdem zuvor Bruder Ellwein in der alten Kapelle Bilder aus der biblischen Geschichte mit der Laterna magica von Bruder Bexell vorgeführt hatte. Pastor Perianájacham begann die Nachfeier, indem er einen kurzen Überblick über die Geschichte des Kirchbaus gab und die Zuhörer besonders auf die Gnade und fürsorgende Liebe Gottes hinwies. Auch verlas er den vom Landprediger Christian ins Tamulische übersetzten Brief des Frauen-Missionsvereins in Zittau, welchen dieser seiner reichen schönen Gabe hinzugefügt hatte. Am Schluss dankte er all den lieben Freunden, welche mit milder Hand Mittel zum Bau dargereicht hatten. Daran schloss sich eine Singpredigt von Pastor Samuel im Anschluss an Psalm 84. Die große Versammlung lauschte gespannt seinen fesselnden Ausführungen. Er verstand es, allen den Inhalt des Psalms klar und verständlich darzulegen. Gebet und . Gesang schloss die liebliche Feier. So erhebend verlief die Kirchweih und der erste Tag der Anbetung in dem neuen Gotteshause. Der Herr gebe, dass alle Mitfeiernden einen bleibenden Segen mit hinweggenommen haben und lasse die Kirche eine rechte Stätte seiner Anbetung sein, in der viele Seelen auch unter den Heiden ihr Heil suchen und finden mögen.
5. Vorgeschichte des Kirchbaus Und nun, teure Missionsfreunde, noch einige Bemerkungen über die Vorgeschichte des Kirchbaues. Schon seit langen Jahren ist die hiesige Gemeinde mit dem Gedanken an einen Kirchbau umgegangen. Aber allerlei Hindernisse hatten die Ausführung des Planes verzögert. Es dauerte lange, ehe die Gemeinde die versprochene Bausumme (3.000 Rupien) aufbrachte. Das hochwürdige Kollegium bewilligte dazu das doppelte dieser Summe. Mancherlei schöne Pläne wurden gemacht, aber wegen ihrer Kostspieligkeit wieder verworfen, bis man endlich durch Vermittelung von Bruder Kabis über einen neuen Bauplan sich einigte, der sich auf etwa 10.000 Rupien belief. So wurde denn am 13. Juli 1890 der Grund gelegt. Aber durch die Unzuverlässigkeit der Bauunternehmer, die den Bau übernommen hatten, wurde die Arbeit so verzögert, dass Ende November 1891 die Grundmauern nur halb vollendet waren. Dann aber wurde die Arbeit neu vergeben, und wenn auch etwas verzögert, doch (durch Bruder Hörbergs eifrige Bemühungen) schließlich vollendet. Freunde hin und her haben geholfen, dass der Bau I zu so schönem Abschluss gelangen konnte. Der Turm sollte unvollendet bleiben, aber durch die Gabe eines hiesigen eingebornen Advokaten, der früher zu unserer Gemeinde gehörte, aber sich jetzt zur Londoner Mission hält, wo er selbst predigen darf, konnte auch noch eine Spitze hinzugefügt werden! Dank allen treuen Gebern! Dank sei dem Herrn für alle Treue und Güte! Seine Hand walte in Gnaden über dem neuen Gotteshause und segne alle, die darin lehren und hören! Gott allein die Ehre, ja (Gloria, in excelsis Deo! Anmerkung (4) Nach dem "Arunódajam" 75 Fuß, worin wohl der Altarraum inbegriffen ist. D. H.
Die Station Wiruttásalam im Jahre 1893
Von Missionar Hermann Gäbler Evangelisch-lutherisches Missionsblatt. Ev.-luth. Mission Leipzig 1894. Seite 261 bis 464. "Mache dich auf, werde Licht." Jesajas 60, 1 Wie den lieben Missionsfreunden bekannt ist, wurde mir im Anfang Juni die Station Wiruttasalam mit Tennur Eijenpötei von Bruder Just übergeben, der sie kurz vorher von Missionar Kempff übernommen hatte. Die Arbeit in diesem Distrikt ist mir bisher eine rechte Freude gewesen; gebe nur der Herr, dass sie auch zum ewigen Segen gedeihen möge. 1. Legende über zwei Riesen Die Stadt Wiruttásalam, die etwas über 7.000 Einwohner zählt, liegt 30 englische Meilen westlich von Sidambaram und ist nur durch eine alte dem Siwa geweihte Pagode bemerkenswert. Dieser Götze führt hier den Namen "Pal'amaleinādher", d. h. "Herr der alten Berge". Auch der Name Wiruttásalam wird damit in Zusammenhang gebracht. Wriddha- alt und Atschaam-Berg. Die darüber erzählte Legende, die uns einen Blick in die Torheit des indischen Heidentums tun lässt, ist ungefähr folgende: Als die Welt noch im Zustande des Werdens war, entstanden aus den Ohren Wischnus zwei Riesen, die ihn zum Kampf herausforderten. Der Kampf begann, doch Gott Wischnu unterlag. Daher bot er den beiden Siegern an, ihnen irgend eine Bitte, die sie an ihn richten würden, zu erfüllen. Die Riesen antworteten, dass er vielmehr als der Besiegte sie, die Sieger, bitten müsse. Hierauf bat sie Wischnu, dass sie erlauben möchten, dass sie umgebracht würden. Die Riesen stimmten dieser wunderlichen Bitte zu, und es geschah ihnen nach dem Wunsche Wischnus. Ihre Leichen wurden ins Wasser geworfen und von Siwa auf Befehl Brahmas in Erde verwandelt. Diese Erdmasse aber fing an zu wachsen und sich auszubreiten, bis sie in Form eines Berges fast bis an den Himmel reichte. Das war der erste Berg, genannt "Wirddhagiri". Darauf formte Brahma in seiner Schöpfungsarbeit unzählige Berge und Hügel und befahl denselben sich über die ganze Erdoberfläche zu verbreiten. Die Berge konnten sich aber nicht nach Brahmas Befehl bewegen, da Wirddhagiri die ganze Erde bedeckte. Da schaffte Siwa Rat, indem er den Wirddhagiri auf Bitten Brahmas in die Erde senkte. So ist also der älteste Berg nicht mehr sichtbar, wie es auch weit und breit in der Umgegend von Wiruttásalam keinen Berg gibt.
2. Legende über WibatschitDie Gründung der Stadt und Erbauung der Pagode werden einem Manne Namens Wibatschit zugeschrieben. Derselbe lebte im Tretha Juga, dem 2. Weltalter. Er war ein Wanderer und kam eines Tages auf seiner Reife zu der Stelle, wo jetzt die Stadt steht. Dort ruhte er im Schatten eines Waldes aus. Zur selben Zeit stiegen eine Anzahl Göttinnen zur Erde herab, um die Erquickung eines Bades zu genießen. Nachdem sie ihre Juwelen abgelegt hatten, stiegen sie ins Wasser. Eine der Göttinnen war die Schwester des Gottes Kubēren, des Gottes des Reichtums. Unter ihren Juwelen, die sie abgelegte, war ein Kleinod von unschätzbarem Wert und unsagbarer Wunderkraft. Dieses Kleinod erhaschte ein Vogel, der dasselbe für eine Frucht hielt und auf dem Baume, unter welchem Wibatschit ruhte, verzehren wollte. Als der Vogel aber den Edelstein ungenießbar fand, ließ er ihn fallen, und zwar fiel er dem rastenden Wanderer in den Schoß. Mittlerweile hatte die Göttin ihren Verlust entdeckt und beklagte laut ihr Unglück. Sobald Wibatschit die Ursache ihres Jammers vernahm, brachte er ihr das ihm zugefallene Kleinod und erhielt als Belohnung alle ihre anderen kostbaren Juwelen. Mit diesem Reichtum wurde Wibatschit in den Stand gesetzt, die Pagode zu bauen. Aber nicht in gewöhnlicher Weise zahlte er den Werkleuten ihren Lohn, sondern er vergrub seine Schätze und pflanzte darüber einen Baum. Dieser Baum ließ am Abend jedem Arbeiter genau soviel, wie er verdient, von seinen Zweigen in die ausgestreckten Hände zufallen. - Der Baum soll sich noch jetzt im Tempel befinden. Soweit die alte Sage.
3. Gemeinde in Wiruttásalam Christi Name ist in dieser Stadt noch nicht geehrt und anerkannt, noch beugen sich viele Tausende vor Satans Trug und List. Und gerade Christen, Europäer, haben durch Schenkungen an den Tempel und einen ärgerlichen Wandel Anlass gegeben, dass der Christenname von den Heiden gelästert wird. Die Brahmanen haben noch heute eine teuflische Freude, diese Geschichten mit allen möglichen Ausschmückungen mir immer wieder zu erzählen. Der gewöhnliche Schluss ist dann, dass das Christentum unmöglich besser als die Hindureligion sein könne, sonst hätte der und der Engländer nicht so gehandelt. So ist es denn vor Menschen Augen sehr schwer, dass Christi Name hier zu Ehren komme. Unser Christen Häuflein ist hier in der Stadt klein und zählt nur die Familie des Katecheten und Lehrers, sowie meines Dieners. Außerdem aber konnte ich im vergangenen Jahre zwei Familien taufen, die freilich recht arme und verachtete Leute sind. Ich hoffe jedoch zu Gott, dass sie im wahren Glauben und ernstem Suchen anhalten, damit es immer mehr wahr werde, was der eine Familienvater zu mir sagte, als er um Aufnahme bat. Er sagte, dass er Licht, Licht suche. Die kleine Schule hier ist nicht besonders aufgeblüht. Die Ursache hiervon ist, dass von der Regierung im nahen Pariadorfe eine Schule eingerichtet worden ist. Um allen meinen Gemeindegliedern hier das Leben des Heilandes klar vor Augen zu stellen, betrachten wir in den täglichen Morgenandachten die biblische Geschichte des neuen Testamentes.
4. Gemeinden in Tennur, Neduwai und Wöllitschangkudi Die Gemeinden in Tennur und Neduwai hatten im vergangenen Jahre viel von Regenmangel und Teuerung zu leiden. In Tennur hatte ich leider den Schmerz, dass ein Mädchen an einen Römer verheiratet wurde und selbst zur römischen Kirche übertrat. Obwohl ich alles tat, was ich konnte, war es doch nicht möglich, es zu hindern. Der entscheidende Schritt wurde getan, während ich im Kodaikanal die Häuser unseres Sanitoriums im Rohbau fertig stellte. Unsere Hauptgemeinde ist in Neduwai und besteht zur Hälfte aus Padeiātschis und zur Hälfte aus Irulern (d.h. Finsterlinge, Waldmenschen). Beide sind niedrige Sudrakasten. Trotzdem sehen die Padeiātschis auf die Iruler als tief unten ihnen stehend herab. Diese Padeiätschis sind alle Landbesitzer, aber nur wenige unter ihnen sind in besseren Umständen. Alle litten in letzter Zeit unter der Teuerung, deshalb waren ihre Beiträge zur Gemeinde- und Armenkasse im letzten Jahre sehr gering. ie Iruler, früher ein armes Wandervolk, leben in unserer Kolonie Wöllitschangkudi, d. h. Lichtheim, 10 Minuten von Neduwai entfernt. Im Anfang des Jahres kamen mehrere der früheren Abgefallenen reumütig und demütig zurück und sind wieder aufgenommen worden. Auch durfte ich am Schluss des Jahres fünf Personen taufen. Es bleibt aber noch viel an ihnen zu tun. Diese Ärmsten bedürfen ganz sonderlicher Pflege, um sie zu brauchbaren Menschen und rechtschaffenen Christen heranzubilden. Zu dem Zwecke ist Land angekauft worden, das sie bebauen. Jetzt ist die Leitung und Aufsicht dieses Betriebes in die Hand des Lehrers Sebastian Püllei gelegt, der seit länger als einem Jahrzehnt in Neduwai thätig war, weshalb er die Gewohnheiten der Iruler kennt und auch in gewissem Maße ihr Vertrauen besitzt. Es ist jedoch nicht möglich, das Unternehmen im ersten Jahre schon rentabel zu gestalten, da der Acker sehr verwildert und in keinem guten Zustande war. So sei denn auch fernerhin diese Angelegenheit der Gnade und dem Segen des Herrn anheimgestellt und der Liebe und Fürbitte der Missionsfreunde befohlen. Die Schule in Neduwai ist im letzten Jahre wegen des unregelmäßigen Schulbesuches zurückgegangen, doch hoffe ich, dass es im neuen Jahre besser werden soll.
5. Gemeinde in Malangenkudiruppu Die kleine Gemeinde in Malangenkudiruppu besteht aus Serweikārern, d. h. Abkömmlingen der ehemaligen Söldlinge des Nabob, wie sie im Mötupattidistrikt, zahlreich wohnen. Die Leute haben alle etwas Land und haben sich treulich zu Gottes Wort gehalten. Da sie immer in Verlegenheit waren, wo sie in würdiger Weise ihren Gottesdienst halten sollten, so bauen sie jetzt unter großen persönlichen Opfern eine kleine Kapelle und Lehrerhaus. Der hochehrwürdige Kirchenrat hat für diesen Zweck 40 Rupien bewilligt.
6. Visitation Ein Tag von besonderer Wichtigkeit war es, als Herr Direktor (Karl von Schwartz 1891-1911) mit Missinar Beisenherz am Abend des 17. Januar zur Visitation hier eintrafen. Am nächsten Tage nach Besichtigung der hiesigen Gebäude und Grundstücke, sowie Einsicht in die Rechnungsbücher u. s. w., machten wir uns auf den Weg nach Tennur. Leider machte es der schlechte Zustand der Straße nötig, dass Herr Direktor mehrere Meilen zu Fuß gehen musste, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, mit dem Wagen umgeworfen zu werden. Am Morgen des 19. Jan. ging es nach Neduwai. Auf dem Wege dahin wurden die Felder und die Irulerkolonie in Augenschein genommen, wobei uns ein tüchtiger Regenschauer überraschte. Am Eingang des Dorfes war die Gemeinde aufgestellt und begrüßte die "Väter" mit laut lärmender Musik. Dann ging es im fröhlichen Zuge nach der Kapelle, wo sofort der Visitationsgottesoienst mit Predigt und darauffolgender Katechese stattfand. Nach dem Gottesdienst begrüßte der Evangelist Njānamuttu im Namen der Gemeinde Herrn Direktor mit einer deutschen Ansprache. Die dankende Antwort des Herrn Direktor übersetzte Missionar Beisenherz ins Tamulische. Dann überreichte die Gemeinde ihre Gaben an Früchten, Blumen u. s. w. Auch ein Schaf wurde den Visitatoren geschenkt. Nach unserer Rückkehr nach Tennur fand die Prüfung der Missionsdiener statt. Am Abend des 19. Januar reisten die Herren Visitatoren wieder ab. So sei nun die Arbeit der Gnade des Herrn befohlen. Die Gemeinde der Heimat aber helfe mit durch ihre Liebe und Fürbitte, damit, wenn auch vor unsern Augen kein Erfolg sichtbar wird, unsere Hände nicht müde werden und unsere Knie nicht straucheln, sondern wir mit rechtem Ernst und Treue unser Amt ausrichten zum Heile derer, die uns befohlen sind. Das walte Gott in Gnaden!
Die Station Wiruttásalam im Jahre 1894
Von Missionar Hermann Gäbler Evangelisch-lutherisches Missionsblatt. Ev.-luth. Mission Leipzig 1895, Seite 153 bis 157. 1. Wiruttásalam Mit Lob und Dank gegen Gott darf ich bekennen, dass das verflossene Jahr 1894, ein Jahr der Gnade und des Segens gewesen ist. Außer der Verwaltung der Station Wiruttásalam und der damit verbundenen Nebenstation Tennur Eijenpötei war mir die Leitung des Schulbaues in Schiali übertragen. In Wiruttä,salam war es mir wiederum vergönnt, eine Familie und einen einzelnen jungen Mann zu taufen. Der Herr gebe, dass sie fest bleiben an ihm. Die im vorigen Jahre Getauften haben sich treulich zu Gottes Wort und zur Kirche gehalten, wenn auch sonst noch viel Schwachheit an ihnen zu finden ist. Wenigstens versuchen sie vor dem Herrn würdig zu wandeln. Über die hiesige Schule ist nicht viel zu sagen. Dieselbe wird nur von den Kindern unserer Christen und einigen armen Heidenkindern besucht, denn ich bin nicht in der Lage, sie unter Regierungsaufsicht zu stellen aus Mangel an einem geprüften Lehrer und einer passenden Räumlichkeit. Ein Sorgenkind bleibt die kleine Gemeinde in Siruwarapur. Die Leute scheinen, obgleich ich ihnen mit Liebe nachgehe, sich nicht ziehen lassen zu wollen. Sie wollen nichts mehr von Christo und seinem Worte wissen und haben keinen Mut, ihn vor ihren heidnischen Nachbarn und Freunden zu bekennen.
2. Tennur Eijenpötei Etwas tröstlicher sieht es in Neduwāi aus. Die Gemeinde der Padeiātschies (Bauern) ist treu zu Gottes Wort und Tisch gekommen. Aber für den Herrn in Geld oder Getreide etwas zu opfern, will ihnen gar nicht zusagen. Die Beiträge für die Gemeindekasse sind in diesem Jahre wieder ganz verschwindend klein und auch der Ertrag des Klingelbeutels ist beschämend gering. Zwar ist etwas Wahres an ihrer Entschuldigung, dass sie unter den Nachwirkungen der vorhergehenden trockenen Jahre leiden; aber sie sollten doch nicht vergessen, dass sie als Christen nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben. Oft habe ich ihnen das vorgehalten und ernstlich ins Gewissen geredet, doch über unbestimmte Versprechungen sind sie nicht hinausgekommen. Besondere Sorge bereitete mir ein Mann, der seine Tochter mit einem Römer verheiraten und sie deshalb zur römischen Kirche übertreten lassen wollte. Nach vielen Vorstellungen gelang es endlich den Bräutigam dahin zu bestimmen, dass er das Mädchen auch heiraten wollte, wenn sie der Lutherischen Kirche treu bliebe und die Trauung in unserer Kirche vollzogen würde. Um dieses Zugeständnisses willen wurde er von seinen Brüdern aus dem Hause getrieben und seine Mutter betrauerte ihn als einen Toten. Und an der Hochzeit nahm niemand von den Anverwandten des Bräutigams teil. Alle waren vom römischen Priester eingeschüchtert, der ihnen mit Bannfluch und Fegefeuer drohte. Einige Zeit nach der Hochzeit ist aber doch der Friede zwischen den Familien wiederhergestellt worden. Der Besuch der Schule in Neduwāi hat sich im letzten Jahre etwas gehoben, was besonders durch die Bemühungen des Lehrers Samuel geschehen ist. Auch das Regierungsexamen hatte bessere Resultate aufzuweisen als im Vorjahre. Durch kleine Stipendien ist es mir auch endlich gelungen, einige Irulerkinder zum regelmäßigen Schulbesuche heranzuziehen. Nach dem Heim der Iruler Wöllitschangudi wollen wir uns nunmehr wenden. Die Bewirtschaftung der dortigen Missionsäcker und die Urbarmachung des noch übrigen Dschungels beschäftigte die meisten unsrer dortigen armen Christen während des ganzen Jahres. Einige Familien waren auch zeitweise beim Bau der neuen Zentralschule in Schiäli als Handlanger tätig. Die Leitung des Wirtschaftsbetriebes war wie im vorigen Jahre in den Händen des Lehrers Sebastian. Die Erträge der Felder waren bedeutend besser als im Vorjahre, aber noch immer bleibt ein großes Defizit zu decken. Die Erträge der Felder werden aber, wie ich glaube, künftig immer mehr sich steigern, da das Land vorher sehr vernachlässigt war. Die Iruler selber gewinnen ihr Heim immer lieber, und ich hoffe zu Gott, dass es mit seines Geistes Beistand schließlich doch gelingen werde, diese unsteten Waldmenschen nach und nach zu arbeitsamen, fleißigen Christenmenschen heranzuziehen. Es ist keine leichte Sache, diese Leute, die früher sehr selten und nur von der äußersten Not gezwungen sich zum Arbeiten bequemten, an eine geregelte Tätigkeit zu gewöhnen. Dazu gehört vor allem der Segen unseres himmlischen Vaters. dass dieser Segen diesen ärmsten mehr und mehr zu teil werde, bitte ich alle lieben Missionsfreunde fürbittende Hände in aller Treue aufheben zu wollen! Gegen Ende des Jahres hatte ich die Freude, wieder eine Iruler-Familie taufen zu können und zwei früher abgefallene Familien kamen reumütig zurück. So ist es denn gekommen, dass ihre Zahl jetzt über 70 Seelen beträgt. Diesen allen konnte ich durch die Hilfe des "Nachbarchristbaumes" zur Weihnachtszeit eine besondere Freude bereiten. Welcher Jubel, als ich ihnen verkündete, dass sie sich zu den Festtagen einmal ordentlich satt essen sollten. Wie emsig rührten sich da alle Hände, als es an die Zubereitung des Festmahls ging! Die Küche war sehr einfach. Über einen kleinen Graben, in dem das Feuer brannte, wurden 7 - 8 dickbäuchige Thontöpfe gesetzt, in denen der Reis so lange gekocht wurde, bis er gar war, ohne jedoch zerkocht zu sein. Dann setzte sich die ganze Tischgesellschaft auf dem rein gefegten Platze vor der Bethütte mit untergeschlagenen Beinen in einem großen Kreise nieder, die ans zusammengehefteten Lotusblättern gefertigten Teller wurden ausgeteilt, auf diese wurde der duftende Reis und die gewürzreiche Currybrühe geschüttet. Dann sprach ich das Tischgebet, und nun langten alle tapfer mit ihrer rechten Hand zu. Weil ich aber für sie 13 Rupien bekommen hatte, konnte ich ihnen mit dem Rest des Geldes auch noch am 1. Sonntag nach Epiphanias, als ich mit meiner Frau wieder dorthin kam, eine 2. Mahlzeit bereiten lassen. Es war eine Freude, als sie nach der Mahlzeit alle kamen, ihr "Paràbarenukku Tótiram!" (Gott sei Dank!) sagten und erklärten, dass sie ihr Lebtag noch nie so satt gewesen seien. Ja noch mehr: vier der Familienhäupter baten mich im Einverständnis mit den andern, doch den Wohltätern in Deutschland, die ihnen diese Freude bereitet, ihren besonderen "Tótiram" (Dank) mitzuteilen. Diesen Dankesgruß möchte ich hiermit all den lieben Nachbarlesern und Missionsfreunden ausrichten. Wenn nur jeder und jede der lieben Mithelfer am Missionswerk, die dies lesen, einen kleinen Nickel für die armen Iruler als besondere Gabe erübrigen wollte, so würde es vielleicht möglich sein, die Arbeiten in Wöllitschangudi weiter zu führen, während wohl sonst, da die Missionskasse kaum mit dieser Sache sehr beschwert werden darf, die ganze Irulerkolonie in Frage steht! Wer hilft mit seiner Gabe zum Unterhalt unserer Kolonie in Wöllitschangudi? Oder soll ich die Armen mit blutendem Herzen von mir weisen und sie der Gefahr aussetzen, dass sie ins Heidentum und alles Elend zurückfallen und verkümmern? "Nimmermehr!" so rufen gewiss die meisten aus! Möchten diese dann aber auch mit Herz und Hand helfen, dass solche Gefahr abgewendet werde. Die kleine Gemeinde in Tennur Eijenpötei hat durch Zuzug etwas zugenommen. Die Schule findet keine gedeihliche Entwicklung, weil der römischen Schulen ringsum zu viele und der lutherischen Kinder zu wenige sind. Für die kleine Gemeinde in Malangenkudi war der Tag der Einweihung ihrer neuen Kapelle am 24. Juni 1894 ein besonderes Freudenfest. Da ich zu jener Zeit in Schiali beschäftigt war, so reiste ich von dort wegen des damals wasserreichen Kolerunflusses auf weiten Umwegen und zuletzt durch den Dschungel zu meiner sehnsüchtig harrenden Gemeinde, die mich mit Gesang begrüßte. Die 24 Fuß lange und 9 Fuß breite Kapelle mit Lehmwänden und Strohdach ist ebenso wie auch das Lehrerhaus von der Gemeinde selbst mit großen Opfern erbaut worden. Der Hochehrwürdige Missions-Kirchenrat hat dazu nur etwa die Hälfte der Baukosten, 50 Rupien 11 Anna, bewilligt. Bei dieser Gelegenheit nahm ich dort zwei Personen aus der römischen Kirche auf, die sich seit langer Zeit treulich zu unserer Kirche gehalten hatten.
3. Bau der neuen Zentralschule Alle diese Gemeinden sind meiner Pflege befohlen, aber ich konnte mich derselben wie der Heidenpredigt nicht mit ungeteilter Kraft annehmen, da ich von Ende März bis Ende September 1894 fern von meinen Stationen in Schiali sein musste, um dort den Bau der neuen Zentralschule zu leiten. Es war mir anfangs sehr bange vor dieser Aufgabe, umso mehr, als es mir nicht gelang, einen "Polier" zu bekommen. Daher war ich genötigt, die Arbeit in allen Stücken selber zu leiten. Da galt es aufzupassen, dass nur gute Materialien geliefert, der Kalk ordentlich zubereitet, vor allem aber, dass die Maurerarbeit genau und sorgfältig nach dem Plane ausgeführt wurde. Niemand von den Maurern verstand etwas von dem Plane und nur ein einziger konnte die beigeschriebenen Zahlen lesen. Daneben musste ich beständig auch die Arbeitsleute beaufsichtigen, die gar nicht fleißig sind, wenn sie sich selbst überlassen werden. Zu all diesen Arbeiten kam noch das mit diesem Bau verbundene ausgedehnte Rechnungswesen. Das alles hätte ich nicht allein übersehen können, wenn ich nicht eine treue Hilfe an dem Lehrer Njānamuttu gehabt hätte, der seinerzeit schon Bruder Dachselt bei dem Hausbau in Tritschinopoli treue Dienste geleistet hat. So schritt denn der Bau in den heißen Monaten ohne Unterbrechung fort. Allerdings hat die große Hitze den Leuten die Arbeit nicht wenig erschwert. Oft, wenn es galt, nach der Mittagspause um zwei Uhr die Arbeit wieder aufzunehmen, wollten die Handlanger nicht recht daran, da der Erdboden zu heiß zum Gehen und die Steine zu heiß zum Tragen waren. Ihre Klage konnte ich sehr wohl verstehen, da mir oft der Boden so durch die Stiefelsohlen brannte, dass ich ein schattiges Plätzchen zu suchen genötigt war. Mit Gottes Hilfe stieg der Bau rasch empor, und es gelang mir noch, ehe ich Ende September Schiali verließ, um mich auf das Kommen meiner Braut zu rüsten, das flache Dach fertig zu stellen. Zu Anfang dieses Jahres bin ich mit meiner Frau wieder nach Schiali übergesiedelt, um die weiteren Bauarbeiten: als Oberstock der Schule, Missionarswohnung u. a. zu leiten. Der Herr gebe auch hierzu seinen Segen und helfe, dass auch diese Arbeit mit zum Bau seines Reiches in diesem Lande beitragen möge.
Einweihung der Zentralschule
am 24. Juni 1896
Leitung Missionar Carl Jakob Sandegren
Nachrichten aus Wiruttásalam 1897Von Missionar Hermann Gäbler Evangelisch-lutherisches Missionsblatt. Ev.-luth. Mission Leipzig 1897. Seite 341 bis 345. Herr, Gott Zebaoth, tröste uns; lass dein Antlitz leuchten, so genesen wir. Psalm 80, 20. 1.1. Schweres Kreuz Ja, um Trost war mir sehr bange, als am Karfreitag Abend der Herr meine treue liebe Lebensgefährtin zu sich nahm. In den letzten Tagen des März hatte sich bei ihr ein wenig Fieber eingestellt, das anfangs kaum bemerkbar war, aber am 31. März sich sehr steigerte und 17 Tage lang ohne je wieder aufzuhören anhielt, so dass es endlich ihren Tod herbeiführte. Sobald sich die Zeichen einer schwereren Erkrankung einstellten, rief ich den hiesigen "Apotheker" (Unterarzt), aber die Medizinen, die er verordnete, verursachten anstatt der gehofften Besserung nur Verschlimmerung. Die l. Kranke hatte deshalb auch bald Zweifel, ob es wohl Gottes Wille sei, sie wieder von diesem Krankenbett genesen zu lassen. Vielmehr äußerte sie schon am Sonnabend vor Judica (3. April): "Ich glaube bestimmt, dass mich der Herr von hinnen rufen will, bitte, reiche mir das heilige Abendmahl." In der Nacht vom Sonntag Judica zum Montag stellte sich ein so heftiger Krampf ein, dass ihr Ende nahe schien. Der Anfall ging zwar durch Gottes Gnade vorüber, aber die Kranke war so angegriffen, dass am nächsten Tage auch der Apotheker der Meinung war, es sei am besten, wenn die Kranke an die Seeküste gebracht werde - etwa nach Trankebar. Der Weg nach Trankebar führte über Sidambaram, bis wohin er in einem Ochsenwagen zurückgelegt werden musste. Da aber durch das Schütteln des Wagens das Fieber zu einer bedenklichen Höhe gestiegen war, so musste in Sidambaram die Reise unterbrochen werden. Nach kurzer, durch Medizin und Bäder herbeigeführten Besserung verschlimmerte sich nach dem Sonntag Palmarum ihr Zustand so sehr, dass die liebe Kranke sich ernstlich für ihren Abschied vorzubereiten anfing. Sie sagte in diesen Tagen, als ihr ihre Kinderlein gebracht wurden, nach denen sie verlangt hatte: "Ich wäre wohl gern bei euch geblieben, aber da mich unser Herr und Heiland ruft, gehe ich auch herzlich gern." Dienstag und Mittwoch stieg das Fieber höher und höher. Alle ärztliche Kunst war vergeblich. Selbst der europäische Oberarzt aus Kudelur wusste als einzigen Ausweg nur den Rat, die Schwerkranke im Palankin an die Seeküste zu bringen. Diese wollte aber nichts davon wissen. Sie bat, dass sie doch in ihren letzten Stunden nicht noch gestört werden möchte, ihr Heiland rufe sie ja doch. Am Gründonnerstag nahm sie unter viel Tränen von den Kinderchen und mir Abschied, bat aber nicht zu weinen und traurig zu sein, sondern sich dessen zu trösten, dass der Heiland es nur gut meine. Alle Lieben und Freunde aber bat sie herzlich zu grüßen und ihnen für alle ihr erzeigte Liebe zu danken. Nach schwerem Todeskampf in der Leidensnacht des Herrn wurde sie im Laufe des Karfreitags ruhiger - ihr Puls aber raste, und die Fieberhitze erreichte solche Höhe, dass man keinen guten Ausgang mehr hoffen durfte -so lag sie am Abend immer leiser und sanfter atmend da, bis sie unter Bruder Meyner's und meinen Gebeten gegen 9 Uhr den letzten sanften Atemzug tat. Ohne Todeskampf, ohne einen letzten Seufzer rief der Herr sie sanft und gnädig zu sich. Dank sei ihm für diese Gnade! Am Abend des stillen Sonnabend haben wir sie neben dem Grabe des seligen Miss. Wolff zur Ruhe gebettet für den großen Ostermorgen. Die Grabrede und Beerdigung hatte Bruder Zehme übernommen. Seine Trostrede fußte auf Psalm 95, 6 - 7: "Kommt,, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand." Der Herr hat mich tief hineingeführt in seine Kreuzesschule, Mit der Mutter habe ich auch die beiden Kinderlein, die beim Tode ihrer Mutter nur 1½ Jahr (5), bzw. drei Monate alt waren, von mir geben müssen. Die kleinen Lieblinge haben zunächst in Frau Senior Pamperrien eine treusorgende liebe Pflegemutter gefunden. Der Herr behüte sie in Gnaden und vergelte reichlich allen, die mich durch herzliche Teilnahme und sonst erquickt, getröstet und mir beigestanden haben! Alle lieben Freunde bitte ich herzlich auch mein und meines Kreuzes vor dem Herrn gedenken zu wollen, dass wir nicht zweifeln an seiner Liebe, auch wenn wir nur Züchtigung sehen.
2. Die Station Wiruttásalam Fragen nun die lieben Missionsfreunde: Wo liegt denn das Wiruttásalam (6), wo so große Trauer und Einsamkeit eingekehrt ist, so will ich versuchen sie dahin zu führen. Fahrt man mit der Eisenbahn von Madras nach Süden bis Sidambaram, so hat man noch 30 Meilen (46 km) westwärts im Ochsenwagen zurückzulegen, wozu die Ochsen gewöhnlich 10 - 12 Stunden auf der ziemlich guten Straße brauchen. Auf diesem Wege fahren wir in Sidambaram vom Bahnhofe aus zunächst an dem großen Götzentempel vorbei, an dessen Reparatur schon seit vielen Jahren fortwährend mehr als 100 Handwerker arbeiten. Auf langer Palmenstraße gelangt man endlich an das andere Ende der Stadt und außerhalb derselben zu unserem Missionsgrundstück. Lieblich grüßt das schmucke Kirchlein über den Kanal herüber. Das Missionshaus liegt etwas weiter zurück zwischen Bäumen versteckt. Dann führt die Straße, die sich am Straßenzollhaus von der bisher nördlichen Richtung nach Westen wendet, mitten durch Reisfelder hindurch, bis wir an der vier. (englischen) Meile an den Wöllār-Fluß kommen, durch den wir gewöhnlich hindurchfahren. Nur bei Hochwasser wird die sieben Meilen weiter westlich flussaufwärts liegende Brücke benutzt. Auf dem Nordufer des Flusses liegt der große Ort Bonagiri, durch welchen die Straße von Porto Novo nach Wiruttásalam führt. Auf dieser setzen wir nun unsere Reise fort. Noch gibt es hier Kokosnusspalmen, die aber je weiter nach Westen immer seltener werden; die Reisfelder kommen allmählich nur noch hier und da in den tiefer liegenden Gefilden vor, zu denen sich das Wasser in Kanälen leiten lässt. Je weiter nach Westen, um so öder erscheint die Landschaft. Die Stelle der anmutigen Kokosnusspalmen nimmt die stachliche Palmyra ein. Die Dörfer werden seltener und die ganze Vegetation lässt sich nicht mit der in der vom Kawerifluss bewässerten Landschaft um Sidambaram, Schiali oder Poreiar befindlichen vergleichen. Endlich nach etwa 10 Stunden erreichen wir das Straßenzollhäuschen von Wiruttásalam. Noch weitere 5 Minuten Fahrt vorüber am Pariadorfe bringen uns zu unserem Missionsgrundstück mit dem vor 10 Jahren neuerbauten Hause, das von der Front gesehen großartiger erscheint, als es in Wirklichkeit ist. Die Bevölkerung eines solchen Landstriches wie der Distrikt Wiruttásalam, der mit geringen Ausnahmen aus trockenem Lande besteht, ist naturgemäß weniger gut gestellt, als in den Gegenden, wo Reisbau auf bewässerungsfähigem Lande vorherrscht. Das Hauptnahrungsmittel ist deshalb auch nicht Reis, sondern Hirsearten, wie Kambu, Warachu und Kel-Warachu. Es gibt auch verschiedene Reisarten, die hier auf tieferen Lagen trockenen Landes erbaut werden. Bei meinen Reisen zu Predigtzwecken habe ich fast immer willige Zuhörer gefunden. In einem Sudra-Dorfe baten mich die Leute, ihre Sache zu hören, noch ehe ich anfing zu predigen. Zu Anfang des Jahres erkrankten in ihrem Dorfe mehr als 50 Personen an der Cholera, von denen gegen 40 starben. Alle Gaben an die Tempel und Opfer halfen nichts, bis sie schließlich ihre Zuflucht zu einem Stein nahmen, den einige Wochen vorher Kinder, die das Vieh hüteten, als ihren "Swami" (Gott) angebetet hatten. Sobald sie ihre Opfer an Kokosnüssen und flüssiger Butter dem Stein dargebracht, hörten die Erkrankungen auf. Nun sollte ich ihnen den Namen des Gottes sagen. Ich predigte ihnen, wie einst St. Paulus in Athen, von dem unbekannten Gott. Alle waren es zufrieden. Alle ließen sich überzeugen, dass die Cholera nur der einige allmächtige Gott gedämpft habe. Aber, diesen allein anzubeten, diesem allein die Ehre zu geben, seinem heiligen Wort und Gebot sich zu unterwerfen, waren und sind sie doch nicht willig, weil sie Satan noch fest gebunden hält mit Banden der Finsternis. In einem andern Sudrabauerndorfe lauschte eine große Menge ohne irgend welchen Widerspruch der Predigt. Da kam ein Mann, der schrie sie an: "Warum hört ihr denn zu, wenn ihr abwendig gemacht werden sollt von eurem väterlichen Gottesdienst?" Ich bat ihn, selbst zuzuhören und zu schweigen, bis ich geredet hätte. Das tat er auch. Dann fragte ich ihn, was er auf meine Rede zu entgegnen habe. Er sagte: "Es ist alles gut! Ihr Gottesdienst und Heilsweg ist gut. Aber wir wollen ihn nicht. Würden wir ihn annehmen, würde Ausstoßung aus der Kaste u. s. w. unser Teil sein. Dazu brauchen wir ihn nicht, denn unser Weg führt auch zum Ziel, wenn auch erst auf dem Umwege der Seelenwanderung."
Ich ersuchte ihn, mir klar zu machen, wie durch die Seelenwanderung die Sündentilgung geschehe. Das konnte er aber nicht, wie er selbst und seine Freunde bald einsahen. Schließlich sagte er voll Trotz: "Ich will so leben und sterben wie meine Vorfahren, sind sie verloren, will ich es auch sein."
Die andern Dorfbewohner aber waren willig, weiter zu hören. In einem Pariadorfe war ich von dessen Bewohnern gebeten worden, eine Schule einzurichten. Als ich kam, um endgültig alles auszumachen, kamen die Sudrabauern dazwischen und vereitelten alles. Von ihnen aufgestachelt riefen die Parias plötzlich: "Wir wollen keine Schule. Wir wollen gar nichts von Ihnen. Nur wenn Sie unsere Schulden bei unsern Herren bezahlen und uns Land geben, können wir zu Ihnen kommen. Den Zorn unsrer Herren können wir nicht tragen!" Was soll man da tun? Ist es möglich, alle Parias aus der Knechtschaft mit Geld loszukaufen? Ist es möglich, sie alle mit Land und Arbeit zu versorgen? Das ist nicht möglich. Darum müssen wir uns bescheiden und zufrieden sein mit dem, was Gott trotz aller Hindernisse aus dem heidnischen Verderben rettet, indem er die Herzen willig und stark macht, auch Verfolgung um seines Namens willen zu erleiden. Überall unter den Heiden ist der Herzensboden hart. Gott der Herr allein kann seinem Worte Frucht geben, wo alles vergeblich scheint! Er tröste uns selbst durch seinen heiligen Geist und stehe uns bei, sein Werk zu treiben ohne Murren und Zweifel. Er lasse uns leuchten sein Antlitz, damit wir genesen von aller Not dieser Zeit! Dazu aber hilf du mit, teure Missionsgemeinde, durch ernstliches Mitkämpfen im Gebet vor dem Herrn! Anmerkungen (5) Dies ältere Töchterchen ist, wie auf Seite 314 berichtet, ebenfalls vom Herrn heimgeholt worden. (6) Nachwort des Herausgebers: Zu Wiruttásalam und der damit verbundenen Station Tennur Eijenpötei, die etwa 30 engt. Meilen südlich liegt, gehören nach der Zählung Ende 1896: 43 + 194 Seelen, zusammen 237, die in 8 Ortschaften zerstreut wohnen und in 4 Kapellen sich zum Gottesdienst sammeln, und 4 Schulen mit 55 Schülern.
Missionsnachrichten Ev. luth. Missionsblatt Leipzig, 1897 Seite 223 "Frau Miss. Gaebler, die seit drei Wochen an starkem Malariafieber gelitten hatte, ist auf der Reise von Wiruttásalam nach Trankebar, von dessen Seeluft ein günstiger Einfluss erhofft wurde, am Karfreitag Abend in Sidambaram sanft entschlafen und am folgenden Tage neben dem Grabe des seligen Miss. Wolff begraben worden. Der Herr wolle den vereinsamten Gatten das schwere Kreuz tragen helfen und der beiden mutterlosen Kindlein sich treulich annehmen!" Ev. luth. Missionsblatt Leipzig, 1897 Seite 314"Der durch den Tod seiner Gattin schwer heimgesuchte Bruder Gaebler hat kürzlich eines seiner von den Geschwistern in Trankebar in liebevolle Pflege genommen Kinder verloren, sein 1¾ jähriges Töchterlein, das am 2. Juni daselbst am Zahnen gestorben ist." Ev. luth. Missionsblatt Leipzig, 1899 Seite 144 Missionar Bexell und Frau und Missionar Gäbler mit seinem Kinde werden am 8. April mit der "Bayern" in Kolombo für Europa einschiffen. Ev. luth. Missionsblatt Leipzig, 1899 Seite 207 "Nach einer sehr angenehmen und schnellen Reise" sind die Missionare Bexell und Gäbler am 25. April in Genua eingetroffen, von wo Bruder Gäbler mit seinem Söhnlein sogleich nach Dornhennersdorf weitergereist ist, während die Geschwister Bexell das Schiff erst in Bremerhaven verlassen, um sich von dort aus direkt nach Schweden zu begeben."
Besuch in den Dorfgemeinden von Wiruttásalam 1899
Von Missionar Hermann GäblerEvangelisch-lutherisches Missionsblatt. Evang.-luth. Mission in Leipzig 1899. Seite 360 bis 362 Die Station Wiruttásalam, 13 Stunden landeinwärts von Sidambaram gelegen (siehe Überblick über das Gebiet der Ev.-luth. Tamulenmission" S. 20 und die Karte darin), hat manche Ähnlichkeit mit der Station Pudukotei. Wie diese ist auch Wiruttásalam abgelegen (eine Eisenbahn von der Seeküste nach Salem, die sie berühren würde, ist geplant, aber noch nicht angefangen), und der Boden, den die Mission dort bearbeitet, ist hart und unfruchtbar. Der bisherige Stationarius, Hermann Gäbler, der seit diesem Frühjahr beurlaubt ist, beschreibt uns in folgendem einen Rundgang auf seiner Station. 1. Tennur Ich lade den lieben Leser zu einer Reise nach den Außenstationen meiner Station ein. Zuerst führt der Weg durch fruchtbares, durch Kanäle bewässertes Land; nachdem wir aber den oft sehr angeschwollenen Wöllarufluss überschritten haben. fahren wir durch trockenes, "gen Himmel schauendes" (d h. nur durch Regen bewässertes) und teilweise mit Buschwald bewachsenes Land und gelangen nach dem etwa 26 Kilometer entfernten Dorfe Tennur. Dies Dorf gehört zu der südlich an das Gebiet von Kudelur grenzenden Provinz Tritschinopoli. Am Eingange dieses Dorfes steht eine schöne, im romanischen Stil erbaute römische Kirche. Nachdem wir durch die Dorfstraße bis zum Ende gefahren sind, halten wir vor unserer mit Gras gedeckten, aber geräumigen Kapelle. Die kleine, aus Sudra-Bauern bestehende Gemeinde ist stets froh, wenn sie ihren Missionar bei sich sieht, dem nun ein jeder alle seine Anliegen vortragen zu können hofft. Der einstimmige und hauptsächliche Klageruf war im letzten Jahre immer: "Hunger. Hunger!" Da die Regenzeit im Jahre 1897 so gut wie ausgeblieben war, so waren die Ernteertäge kaum nennenswert gewesen und mittlerweile längst aufgezehrt. Arbeit war nicht zu haben, denn sowohl der Bessergestellte, der Arbeit geben könnte, als auch der Arme, der Arbeit sucht, litten unter derselben Not. Die Regierung war zwar der Ansicht, dass noch nicht von einer "Hungersnot" geredet werden könnte. Denn ehe die Regierungsbeamten einen solchen Notstand amtlich verkündigen, müssen die Leute in voller grauser Wirklichkeit am Verhungern sein. Die römischen Priester hatten deshalb an ihrer Kirche Reparaturarbeiten angefangen, um ihren hungernden Gemeindegliedern Gelegenheit, etwas zu verdienen, zu geben. Was sollte aber ich tun? Ist es denn in solchen Zeiten verwunderlich, dass ein Familienvater, dessen Kinder Tag und Nacht vor Hunger jammern, dem aber jeder andere Ausweg abgeschnitten ist, sich verleiten läßt, etwa durch den Diebstahl eines Schafes den größten Hunger zu stillen?
2. Reduwāi Etwa 1 ½ Stunde südlich liegt das Dorf Reduwāi. Der Weg, gebahnt und ungebahnt, geht durch dick und dünn und bringt uns zuerst nach Wöllitschangudi, dem Heim der Iruler. Der Name dieser noch zur Sudrakaste gehörigen Waldmenschen, die von der brahmanischen Kultur fast gar nicht berührt sind, bedeutet "Finsterlinge" oder "Dunkelmänner". Derselbe ist ihnen wohl deshalb geworden, weil sie früher im Walde nur von Wurzeln, Wild. Honig und weißen Ameisen lebten und so scheu waren, dass sie sich vor niemand sehen ließen, sondern beim Anblick einer fremden Person schnell im Waldesdunkel wieder verschwanden. Auch in sittlicher Beziehung sind die Iruler, die nicht nur noch in dieser Gegend, sondern auch auf den westlicher gelegenen Scherwarāi- und Nilgiri-Bergen zu finden sind, rechte Finsterlinge. Denn an Stelle der sonst bei anderen indischen Stämmen streng gehaltenen Ehebande setzen sie Vielweiberei und sogar Vielmännerei. Unter ihnen hat unsere Mission eine Anzahl getauft und an ein sesshaftes Leben gewöhnt. Es sind jetzt dort auf Missionsland zwölf Familien angesiedelt. Die Kolonie leidet auch schwer unter der Missernte, so dass die Selbständigmachung derselben immer wieder in weitere Ferne gerückt ist. Die hauptsächlichsten Familienhäupter sind unsere ständigen Tagelöhner, während die andern sich anderweit durch Tagarbeit ihren Unterhalt verdienen. Jedem Hausvater ist ein Stückchen Land hinter seiner Hütte übergeben, das sie alle mit besonderer Freude und Liebe bebauen. So ist es ein liebliches Dörflein, das diese einstigen Waldmenschen durch Gottes Barmherzigkeit dort erbaut haben. Überfluss haben sie allerdings nicht, und wer nicht irgendwie sich Arbeit verschafft, hat den Hunger zu Gaste. In der jetzigen Zeit aber, da es noch keine Arbeit auf den Feldern giebt. weil der Regen bis jetzt ausgeblieben ist. ist auch im Hause des Arbeitsamen Darben nichts seltenes. Verlassen wir unser Irulerdörflein wieder, so rufen uns alle mit freudigen Gesicht: "Parábarenukku tōtiram", d. h. Gelobt sei Gott! zu, und sie haben auch alle Ursache dazu, denn im Vergleich mit ihrem früheren Dasein haben sie es doch jetzt gut.
3. Neduwāi n dem naheliegenden Neduwāi begrüßen uns die Sudra-Bauern. Sie klagen alle dem Missionar ihre Not und bitten ihn. sich ihnen auch in leiblicher Beziehung als ein Vater zu erweisen. Neben und hinter ihnen kommen noch andere Leute, die sich von den Bauern respektvoll abseits halten. Das sind die im vorletzten Jahre von der römischen Kirche aufgenommenen Pariachristen, die im Westen des Dorfes ihr Tscheri (Pariaviertel) haben. Sie find fast alle Tagelöhner bei den Sudrabauern, die zum größten Teil zu unserer Gemeinde gehören. Diese Pariachriften waren von den römischen Priestern recht vernachlässigt, so dass sie zum Teil in Unwissenheit und heidnischem Wesen lebten. Nachdem ich sie volle neun Monate geprüft und unterrichtet hatte, nahm ich sie endlich auf. Sie sind jetzt sehr froh und dankbar, dass sie unserer Kirche angehören, auch haben sie mich noch nie durch Betteln oder sonst belästigt. Besonders zu schätzen wissen sie es, dass ein Lehrer unter ihnen wohnt, bei dem ihre Kinder fleißig lernen. Die Erwachsenen wollen aber auch nicht hinter ihren Kindern zurückbleiben und besuchen die Abendschule, in der sie neben religiösen Lektionen auch im Lesen und Schreiben unterwiesen werden.
4. Malangen-Kudiruppu Noch ist ein Gemeindlein meiner Pflege befohlen, das in der Luftlinie nur etwa drei Stunden von dem letztgenannten Orte entfernt ist. Der Fahrweg dahin, der über Dschejamkonda-Sölapuram, den Hauptort des Taluts (Distrikts) Udeijerpáleiam führt, ist reichlich doppelt so lang. Nahe bei dieser Stadt liegt das Dorf Malangen-Kudiruppu, wo wir eine kleine Gemeinde von Sudrabauern haben. Ihre Lage ist aber auch nicht besser, als die der Bauern in Tennur und Reduwai. Diese Leute, die alle den Kastentitel "Serweikarer" führen, stammen aus dem nördlich von Tritschi gelegenen tamulischen Pastorat Mötupatti und haben sich vor längerer Zeit hier angesiedelt. Neuerdings haben die schweren Zeiten einige Gemeindeglieder veranlasst, nach Ceylon auszuwandern, um dort als Plantagenarbeiter Verdienst zu finden. Ganz in der Nähe sind dem englischen Miss. Sharrock in Tritschinopoli von der Regierung 300 Acker Landes zugewiesen worden, die er zur Anlegung einer "Pariakolonie" zu benutzen beabsichtigt, obwohl er gar keine Pariachristen auf 40 Meilen in der Runde hat. Unter den römischen Christen scheint eine allgemeine Unzufriedenheit zu herrschen. Neuerdings bitten viele Familien aus Dörfern im Osten und im Norden von Wiruttásalam um Aufnahme in unsere Kirche. In Tennur sind zwei Familien der Lederarbeiter (Sakkilis) getauft worden. Gehören sie auch zu den Verachtesten des Volkes, so kann doch Gott der Herr auch aus ihnen wahre Nachfolger seines Namens machen. Du aber, liebe Missionsgemeinde, stärke durch deine Teilnahme und Mitarbeit die lässigen Hände und müden Knie deiner Sendboten in diesem heißen Lande und werde nicht lässig, deiner dunkelfarbigen Brüder vor Gott zu gedenken, dass sie in der Versuchung tapferen Widerstand tun und lauter erfunden werden, auch wenn die Not dieser Zeit sie übermächtig bedrückt. Besonders die armen Iruler in Wöllitschangudi seien der opferwilligen Liebe unserer Freunde empfohlen! Siehe, Er hat verheißen: "Wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben!"
Postkarten Von Hermann Gäbler 1916 aus Ahmednagar
Auszug aus der Chronik des Ev. Luth. Pfarramtes in Stützengrün/Sachsen
Seite 1 - 4. Nach fast zehnjähriger Wirksamkeit verließ Pfarrer Ettmüller am 3. Dezember 1916 die Gemeinde. da er als Pfarrer nach Jahnsbach (Ephorie Annaberg) gewählt war. Aus Gesundheitsrücksichten sah er sich veranlasst, von der "infolge der Zertragenheit des Ortes besonders im Winter so schwer zu pastorierenden Gemeinde“ zu scheiden. - Die Vakanz übernahm zum zweiten Male Pfarrer Parther, Hundshübel. Die Superintendentur bat die vorgesetzte Behörde, um eine Schädigung des kirchlichen Lebens zu vermeiden, um beschleunigte Besetzung des verwaisten Pfarramtes. Da es fraglich war, in absehbarer Zeit der Gemeinde einen ständigen Geistlichen zu verschaffen, ordnete das Ev. Luth. Landeskonsistorium einstweilen zur vikarischen Verwaltung den ordinierten Missionar Gustav Hermann Gäbler (Dez. 1916 bis Mai 1918) in Dornhennersdorf (Strzegomice in Polen) bei Zittau ab. Nachdem er an Ephoralstelle verpflichtet war, stellte er sich der Gemeinde bereits am 10. Dezember 1916 Im Hauptgottesdienst vor. Von einer besonderen kirchlichen Einweisung war abgesehen worden. Pfarrer Parther, Hundshübel wurde zum Generalvikar ernannt, hatte den Vorsitz im Kirchenvorstand zu führen und den schriftlichen Verkehr mit der Behörde. Aus Gäblers Leben sei folgendes mitgeteilt. Geboren am 19. September 1867 in Dornhennersdorf bei Zittau als Sohn eines Webers. erlernte er zunächst die Weberei. Seit seiner Kindheit hatte er den Wunsch gehabt, dem Herrn einmal in der Mission zu dienen. Ostern 1885 trat er in das Leipziger Missionshaus ein. Nach bestandenem Examen wurde er 1893 ordiniert und ins Tamulenland abgeordnet. Hier hatte er neben seiner missionarischen Arbeit ausgedehnte Missionsländereien zu verwalten. Eine reiche Tätigkeit entfaltete er im Bauen von Kapellen, Lehrerwohnungen, Friedhofsanlagen und Missionshäusern. in Tiruvallur bei Madras baute er eine schöne Erlöserkirche. Da in Deutschland während des Krieges das Militärdienstpflichtalter auf 55 Jahre heraufgesetzt war, wurde Missionar Gäbler interniert. Von der Festung Madras erfolgte dann sein Abtransport ins Kriegsgefangenenlager in Abmednagar. Ende März 1916 durfte er es verlassen. Auf der "Golconda" fuhr er nach Europa. | Postcard GOLCONDA Built in 1888 by William Doxford & Sons,Sunderland. Tonnage: 6,037g, 3,960n, 6,000dwt. Engine: Triple Expansion by Builder, 4,360 I.H.P., 13 Knots. Launched 8th February 1887, Completed September 1888, Yard No 166. | Golconda 1887 - 1915 became Indian Government transport, 1916 sunk by mine in North Sea, 19 lives lost. |
In London steckte man ihn wieder in ein Kriegsgefangenenlager. Nach sechswöchentlicher Gefangenschaft kam er endlich im Missionshaus in Leipzig an. Seinen Aufenthalt nahm er in Dornhennersdorf bei seinem Bruder. Da erreichte ihn die Nachricht von seiner Berufung nach Stützengrün. "Gern will ich alles tun, was in meinen Kräften steht, um das Amt treu und pünktlich zu verwalten. In unserer indischen Mission weiß ich wohl Bescheid und habe ich dort von den 25 Jahren meiner Tätigkeit zehn in leitender Stelle zugebracht: aber in der sächsischen Heimat und Landeskirche bin ich dafür mehr oder weniger ein Fremdling geworden. Meine vier Söhne besuchen alle das Gymnasium, der älteste in Meißen, die anderen in Braunschweig. Wir haben bis jetzt in Deutschland noch keinen eignen Haushalt gehabt und müssen nun in Stützengrün ganz von vorn anfangen. Ich werde dort mit meiner Frau in möglichst bescheidenen Verhältnissen hausen, dankbar dafür, dass uns Gott wieder ein Amt und eigne Häuslichkeit beschert hat in dieser gewaltigen. furchtbaren Kriegszeit." Einige Gemeindeglieder liehen ihm einige entbehrliche Möbelstücke. Nur 17 Monate hat er, in bescheidenen Verhältnissen lebend, der Gemeinde gedient. Aus kriegswirtschaftlichen Gründen mussten 1917 eine Anzahl Orgelpfeifen aus Zinn abgeliefert werden. Noch schmerzlicher für die Gemeinde war die Ablieferung der großen, 1785 gegossenen Glocke für Heereszwecke. Am 22. Juni 1917 wurde sie auf dem unteren Bahnhof Eibenstock abgeliefert. nachdem vorher noch einmal eine Stunde lang geläutet worden war. Den Ausbau der Glocke vollführte die Baufirma Unger in Schönheide, Die vom Reich gezahlte Entschädigungssumme betrug 1.700 Mark. Die beiden anderen Glocken blieben wegen Altertumswert (1701 und 1703) glücklicherweise erhalten. Als letztes von seiner Hand geschrieben ist der Vertrag zwischen Kirchgemeinde und politischer Gemeinde Oberstützengrün, laut welchem das auf den unteren Teil des Friedhofs an der Schneeberger Straße befindliche Gebäude, enthaltend Leichenhalle - Zugang vom Friedhof aus - ferner Spritzenraum und Arrestlokal - Zugang von der Straße - unter Zustimmung der Kircheninspektion an die politische Gemeinde Oberstützengrün abgetreten wurde. Grund und Boden, auf dem es steht, blieb Eigentum der Kirchgemeinde. Von einer Pachtzahlung für Grund und Boden sah der Kirchenvorstand ab. Das Recht der politischen Gemeinde Unterstützengrün. die Leichenhalle zu benutzen, wurde nicht angetastet. Die politische Gemeinde Oberstützengrün verpflichtete sich, das gesamte Gebäude allzeit in gutem, baulichen Zustand zu halten, oder abzubrechen und den Bauplatz der Kirchgemeinde gesäubert zu übergeben. Anteil an etwaigen Kosten fielen der Kirchgemeinde nicht zu. Nachdem Pfarrvikar Gäbler noch unter Aufgebot aller seiner Kräfte der Feier einer Goldnen Hochzeit die rechte Weihe gegeben hatte, erkrankte er und ging am 3. Mai 1918 nach kurzem Krankenlager heim. Sein durch den langen Aufenthalt in den Tropen, durch viel Mühe und Arbeit, vor allem aber durch die harten Kriegsereignisse, durch den gewaltsamen Abtransport aus Indien, durch die Gefangenschaft in London, durch die Hungermonate in Deutschland geschwächter Körper erlag schnell der Krankheit. Sein Grab befindet sich auf dem Gottesacker der Pfarre gegenüber. Auf seinem Grabstein steht: "Gott, dein Weg ist heilig" und "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt." Er war der zweite Tote, den man aus dem Pfarrhaus trug. Sein größter Wunsch war, wieder in die alte Arbeitsstätte nach Indien zurückkehren zu dürfen. Statt seiner reiste sein Sohn, der Junge Missionar Paul Gäbler, ins Tamulenland. Vor der Abreise Im November 1925 kam er mit der Mutter, die im Leipziger Missionshaus lebt und mit Unterrichtserteilung dient, und seinem Bruder noch einmal nach Stützengrün und besuchte das Grab seines Vaters und die Pfarre. In der vierten Sitzung der Synode am 23. Mai 1919 wurde die Zulassung der durch den Weltkrieg vertriebenen Missionare zur Wahlfähigkeitsprüfung für das geistliche Amt verhandelt. Dabei gedachte auch der Berichterstatter, Oberkirchenrat Thomas Schneeberg. des heimgegangenen Missionars Gäbler und der Wiederbesetzung des erledigten Pfarramtes durch einen ständigen Pfarrer mit folgenden Worten: "Bei aller Anerkennung der Tüchtigkeit und Treue des einen, der in meiner Ephorie durch reichlich 1½ Jahre hindurch tätig gewesen ist, inzwischen leider verstorbenen, der in seiner Seelsorge überaus gewissenhaft, in seiner theologischen Ausbildung wohlbeschlagen, für seine Amtsbrüder im Konventleben befruchtend gewirkt hat bei aller Anerkennung der Tüchtigkeit ergaben sich doch, da fortgesetzt neben ihm auf Grund der kirchengeschichtlichen Bestimmungen der Generalvikar tätig sein musste, um den Kirchenvorstand zu leiten und die Kirchenvorstandsgeschäfte zu erledigen, manche Erschwerungen, dass der aus der Gemeinde immer lauter werdende Wunsch. dass doch das Pfarramt endlich wieder ständig besetzt werden möchte, sie möchten wieder ihren Pfarrer haben, wohl verständlich ist."
Die Angaben sind entnommen aus den Buch von Niels-Peter Moritzen "Werkzeug Gottes in der Welt. Ev.-Luth. Mission". Erlangen 1986, Seite 27.
|