Gaebler Info und Genealogie
|
Wo aber sind beide, Stadt und Insel, geortet? Ephesus liegt "drüben", jenseits, östlich-fern des uns vertraut gewordenen Griechenlands; schon der Name ist fremd, un-griechisch. Patmos, Insel der Ägäis, schon sehr fern von Hellas’ Küsten, jenseits auch von Delos und Naxos, viel näher zu Samos und Kos. Was nun verbindet und eint beide, Stadt und Insel? Beides ist weder Griechenland noch Türkei; beides ist Ionien! Das aber ist Zeit und Raum erfüllendes Geistes-Geschehen, kultur-prägend in Kunst und Philosophie, in Religion und Wissenschaft, - - - eine die Menschheitsgeschichte gestaltende Kraft, die über Jahrtausende hinweg geschehens-trächtig bis in unsere Tage geblieben ist; erfüllte Zeit: das ist Ionien! Ein Blick auf die Karte dieses Raumes mit seinen Stätten und Städten zeigt mehr noch und hilft Weiteres verstehen:
Wie wunderbar ein-gefügt ist dieser frühest-christliche Bezirk in den Jahrtausende alten Kultur-, Kult- und Mysterien-Raum zwischen Troja/Assos und Milet/Priene, zwischen Ephesus/Didyma und Aphrodisias/Laodicea, um nur einige wenige der zahllosen heiligen Stätte zu nennen. Schaut man von Samos über den schmalen Sund gen Osten hinüber zum asischen Festland, so gipfelt dort aus der dunklen Flut breit und stark der Mykale-Berg in den Himmel hinauf, und im betrachtenden Schauen steigen aus dem großen Schleppnetz der Erinnerung Gestalten und Geschehnisse fernster Zeiten wieder ins helle Licht der Vorstellung:
dahinter Ephesus, nahe der "asischen Au an des Kaystros Fluten" (Ilias, 2/461), Mysterienstätte des Artemisions und Weltstadt des Hellenismus’ nicht weit davon Milet, Heimstätte und Hochburg zugleich vorsokratischer Geisteswissenschaft mit Männern wie Thales, Anaximander, Anaxagoras und Heraklit; wendet man aber den Blick nach Süden, so ahnt man Patmos, Insel schwimmend im Licht. Durchwandert man heutigentags diese Lande, bedächtig-schauend und nach-denkend, so wird’s im doppelten Sinne ein Hinabtauchen in längst vergangen Gewähntes:
Andererseits
Dies ist das Eine: Mensch und Natur, geborgen unter dem großen Farbenbogen des schenkenden Himmels. Das Andere?:
Verloren? Ja; jede sichtbare Spur, wie die vom reichen, stolzen Laodicea:
Vergessen? Nein!
Doch schöpft aus den Quellen geschichtlicher Überlieferung und den oft spärlichen baulichen Resten die Spatenkunde, die Archäologie, den Mut, Verlorenes zu suchen, zu ent-hüllen, zu ent-decken und
Doch dies durch die Rekonstruktion möglich gewordene "Wieder-Anblicken-Können" sollte nur eine Hilfe sein, um von der auf Maßband und Zirkel gestützten Beschreibung vorzudringen zum "wahrnehmenden Vertrautwerden mit den Urbildern" (Goethe). Wenn das Ansehen übergeht in ein Betrachten, das Betrachten in ein Be-sinnen, das Besinnen in ein Verknüpfen, dann entsteht – so sagt Goethe in der Einleitung zur Farbenlehre – frei von aller Abstraktion ein lebendiges Erfahrungs-Resultat. Nur in solchem Bemühen um alle dem Schutt der Zeiten wieder enthobenen Schätze und Bauten kann auch die Forderung des Anaxagoras erfüllbar werden: "Das Sichtbare in der Welt öffne uns die Schau auf das Unsichtbare." Lassen Sie uns in solcher Absicht – wenn auch im stammelnden Bemühen – den Versuch beginnen, Ephesus und Patmos zu ent-decken. Wohl weiß ich, dass manche der Zunft-Gelehrten ein solches über die konkrete Tatsachen-Analyse und -Beschreibung Hinausgehen als gefährlich ansehen, wenn nicht gar als unseriös ablehnen, aber schon ein altes chinesisches Sprichwort lautet: "Wer zu den Quellen will, muss gegen den Strom schwimmen." Um aber Vieles, was nun von und über Ephesus zu berichten sein wird, leichter zu verstehen, mag eine Zeichnung erläutert werden, die den geographischen Raum samt den allerwichtigsten antiken und frühstchristlichen Kult-Stätten zeigt. Dabei soll im Folgenden eine Beschränkung erfolgen auf
Andere Orte – wie der Selenus, das Magnesische und das Koressische Tor, die Lysimachische Stadt – werden nur dann erwähnt, sofern sie im inneren Zusammenhang mit den zu betrachtenden Bauten und Phänomenen stehen. Wichtig für das Verständnis all dessen, was um Ephesus herum geschehen und gestaltet, gewirkt und geformt worden ist, ist die Kenntnis und die Einbeziehung der Tatsache, dass zur Blütezeit loniens und noch zu Alexanders Zeiten, das Meer bis an den Fuß des Bülbül Dağh, des Panajir Dağh und des Ajasoluk seine Fluten wälzte, und dass noch bis in die Tage der Apostel Paulus und Johannes der Hafen von Ephesus nahe dem Großen Theater am Panjir Dağh gelegen war. Heute dehnt sich eine 8 km breite Schwemmland-Ebene gegen Norden und Westen, nicht anders als das weite ebene Sumpfland des Mäander, das man von der Höhe des Athena-Tempels in Priene, dem Pompeji Anatoliens, bis hin nach Milet überblickt, dessen Hafen noch im 14. Jh. eine venezianische Faktorei beherbergte. Jetzt umspülen nur noch die Frühjahrs-Hochwasser Fundamente und Marmorböden der ausgegrabenen und freigelegten Bauten. Das ArtemisionVor der Besiedlung durch ionische Griechen, also vor dem 11. vor-christlichen Jahrhundert, siedelten am Panajir Dağh anatolische Ureinwohner. Diese Siedler verehrten die kleinasiatische phrygische Muttergöttin, die "Große Mutter", die "Magna Metér" (= Kybele). Ihr Ur-Bild, eingeschlossen in einen Baumstamm, stand am Bachlauf des Selenos.
Als dann im 11. Jh. mit der ionischen Einwanderung die Auseinandersetzung mit den Lydern und Lelegern stattfinden musste, nahmen die ionischen Griechen das Heiligtum am Selenus in Besitz, siedelten am Pion-Berg, dem Panjir Dağh, und formten das Kultbild neu in Form einer kleinen Holzsäule, worin "im Laufe der Zeiten" Artemis, die Herrin der Tiere, verehrt wurde. Solch kleine Holz-Statuetten sind Kostbarkeiten des Museums in Istanbul, weil sie "Beweisstücke" darstellen für den gleitenden Wandel der Kultbild-Gestaltung am Kaystros von Ephesus. Aus dem Bau-Heiligtum wird also die hölzerne Göttin-Säule, und aus ihr "wird" die menschengestaltige Götter-Statue.Überlebensgroße Frauen-Statuen des frühen 7. und 6. Jhs., in gleicher Ausgestaltung in Samos und in Ephesus gefunden, lassen uns etwas ahnen von der Würde und Hoheit dieser frühen "Hera"-Göttin.
Andachtsvolle Würde strahlen diese Frauengestalten aus. Nicht nur Paris und Ephesus, auch Izmir, das alte Smyrna, bergen in ihren Museen heute einen solchen Schatz. Fortan, auf Samos wohl seit dem 8. Jh., in Ephesus bereits seit dem 11. Jh., wird für das vom Baum-Heiligtum zur Göttin-Gestalt gewandelte Kultbild ein Tempel errichtet. Oder anders ausgedrückt, von anderer Seite her betrachtet: solche "neue Ordnung", solcher neue Bau hat seine Verursachung in einem Wandel der Glaubens- und Lebens-Form der damaligen Menschen, in einem Bewusstseins-Wandel. Doch auch mit dem Bau eines Tempels wird für den Griechen die religiöse Kulthandlung nicht vom Opferaltar in den Tempel verlegt. Ja, bei der Opferhandlung des zumeist vor dem Ostgiebel liegenden Altars wendet der den Kultus Zelebrierende sein Antlitz gen Osten, hat also den Tempel "im Rücken". Der Tempel birgt in der geschlossenen Zella das Kultbild der Gottheit, das nur für die jährlichen Prozessionen zum Altar geführt wird. So wird der Tempel – wie der athenische Tempel des Parthenon – gefügt aus weißem pentelischen Marmor, zu einem leuchtend bemalten Schrein, der eine kostbare "Reliquie" aus Gold und Elfenbein enthält. Oder er wird zum Schatzhaus, oder zum Sitz eines Orakels. Der griechische Tempel ist also kein Gotteshaus im abendländischen Sinne, worinnen der GottesDienst stattfindet, er ist weit eher ein "Schrein" für das Bild, für die Statue der Gottheit; und in solchem Sinne gleichsam ein Weihgeschenk an die Gottheit. Tritt doch auch nicht von ungefähr um diese Zeit auf Vasen und Amphoren an die Stelle der steril werdenden Pflanzenmotive der geführte Mäander. Womit die Geometrie des rechtwinkligen Mäander das vegetabile Muster verdrängt, was sicher mehr ist als eine Metamorphose, sondern vielmehr zurückzuführen ist auf eine Metempsychose. So wächst denn in Ephesus von der Mitte des 6. Jh. in einer Bauzeit von 120 Jahren der große Tempel des Artemisions empor. 120 m lang, 55 m breit, getragen von 127 Säulen, je 19 m hoch. Vom Eindruck und der Wirkung jenes mächtigen Säulen-Waldes vermögen wir späten Nachgeborenen vielleicht etwa zu erahnen, wenn wir in Karnak vor der Säulenhalle des Amon-Tempels stehen. In Größe und Höhe will Ephesus mit diesem Weltwunder noch den großen Hera-Tempel von Samos übertreffen mit dessen Maßen 105 x 52,5 m. Bei beiden Tempeln, auf Samos wie in der Kaystros-Ebene von Ephesus, breitet in dem Sumpf- und Schwemm-Land die Fundierung allergrößte Schwierigkeiten, sodass der Architekt und Baugrund-Ingenieur Theodoros von Samos gerufen werden muss. Er lässt in Ephesus eine gitterartige Fundierung aus angekohlten – und dadurch widerstandsfähig gemachten – Baumstämmen und dazwischen gespannten Tierfellen durchführen. Beides haben die Ausgrabungen zutage gebracht. Wesentlicher aber als diese technische Bau-Einzelheit ist, dass aus solchem Bericht die engen Beziehungen erkennbar werden, die zwischen Samos und Ephesus bestanden haben und die es deshalb auch erlauben, Heraion und Artemision in einen inneren Bezug zu setzen. Der Tempelbrand des Herostrat von 356 v. Chr. vernichtet den großen Bau.
Im Gotenstrom des Jahres 263 n. Chr. wurde auch dieses Bauwerk geplündert und niedergebrannt, in der Folgezeit in einen Steinbruch verwandelt; die Legende will, dass Säulen des Artemisions in den Bau der Haghia Sophia zu Istanbul einbezogen wurden. Wie dem allen auch sei: Erloschen ist der Glanz der Stätte.
Alles Übrige: Zerstört, geraubt, verschleppt, versandet. Neu ent-deckt, wieder-gefunden der irdische Ort, wo nun jeder späte Nachfahr auf die ihm eigene und mögliche Art nachzuempfinden und zu erleben vermag, dass alles Sichtbare glühendes Brandmal des Gewesenen ist, nur Schatten des Vergangenen, und dass es wohl unser Anliegen sein sollte: "an dinglichen Spuren ein geistig Höchstes zu erkennen" (Hofmannsthal). Das Kultbild der Artemis EphesiaVor einer Betrachtung und Bedeutungs-Erkundung des große Kultbildes der Artemis Ephesia sei nochmals erinnert an den Kult des vor-griechischen Götterbildes auf Samos und an das Bergheiligtum am Panajir Dağh, geweiht der phrygischen Muttergottheit Kybele:
Solch rituelle Bräuche gehen zurück bis ins 2. vorchristliche Jahrtausend. Und sie bestehen fort bis in die Zeiten des großen Artemision. In Ephesus fand alljährlich das Fest der Ephesien statt:
Manches über den Kult, die Prozession und die Opferungen ist überliefert in antiken Schriften und Hymnen, anderes ist sichtbar in dem Relief-Schmuck der Bauten entlang der Kureten-Feststraße, wie etwa in den Reliefs im Inneren des Hadrians-Tempels, die von der mythischen Gründung der Stadt durch König Androkles (1087 v. Chr.) berichten oder von dessen sagenhafter Eberjagd. Der verehrte Hans GSÄNGER müsste in solchem Falle wohl doch dem "römischen Gelumpe" einigen Tribut zu leisten gewillt sein. Bedeutsamer ist, sich zu erinnern, dass der Tempel der Artemis unmittelbar am Meer gelegen war und man sich den Umkreis von Meer und Ebene und Hügel etwa so vorzustellen hat, wie die Rekonstruktion es zu veranschaulichen versucht. Erst dann auch wird man nachzuempfinden beginnen, was diese Waschung und Reinigung des Kultbildes im Ablauf der mystischen Prozession zu bedeuten haben mag: Eine Verjüngung und eine erneuerte Jungfräulichkeit, ein Neu-Geboren-Werden, ja, die Wiedergeburt durch eine Taufe, eine Läuterung! So taucht für HOMER "Artemis, die Reine und Heilige" aus den Wellen wieder empor, unnahbar und spröde, jungfräulich und doch mütterlich leben-spendend zugleich.Völlig verschieden von Bildnissen der griechischen oder hellenistisch-römischen Artemis wirkt die Statue der Artemis Ephesia: fremdartig, ja befremdend vielleicht. Wohl ist sie seit vielen Jahrhunderten aus manchen römischen Kopien bekannt, schön aus dem Museum in Neapel, merkwürdig in den Gärten der Villa d’Este in Tivoli bei Rom. Aber erst 1956 wurden in Ephesus zwei Kolossal-Statuen am Prytaneion, dem Rathaus der lysimachischen Stadt nahe dem Magnesischen Tor freigelegt, die eine davon, "die Schöne Artemis", bestattet in einem Grab, von ihren Adoranten schützend geborgen vor Raub und Zerstörung. Überlebensgroß die andere Statue. Keine "schöne" griechische Göttergestalt in vollendeter leiblicher Schönheit und mildem Blick. Statuarisch starr der allererste Eindruck. Von der Mitte abwärts den Leib in einen kantigen Panzer gehüllt, verhüllt, der Leib wird zur Rune, bis zu den Füßen umklammert, umschnürt wie einst das Hera-Bild auf Samos mit Lygos-Rutenzweigen verschnürt war, ringsum geschmückt mit Tierformen: Löwen, Stieren, Hirschen, Greifen, Sphingen, und auf den Schmalseiten Bienen, die heiligen Symbole von Ephesus, und Menschengestalten, erst von den Hüften an sichtbar – wie auf vielen Mithras-Felsgeburten! Um den Hals ein Schmuckreif mit Tierkreis-Symbolen, darunter ein schweres Gebinde aus Perlen und Trauben; dann eine dreifache Reihe großer Fruchtbarkeits-Symbole, seien es nun Eier, Brüste oder Testikel von Opferstieren, in jedem Falle: Symbole Leben-zeugender Potenz. Das ist die Mitte, unter der wie in einem Schöpfungsakt die Fülle der Tiere aus dem rohrförmigen Gebär-Panzer entlassen wird. Ganz unten aber öffnet sich das Rohr und über die hervorlugenden Füße spülen Schleierfalten des Gewandes hinweg - - - genau wie bei den Hera-Statuen von Samos und Ephesus und wie bei der urtümlichen Artemis aus dem Museum von Izmir - - - so, als stünde die Göttin gar nicht auf der festen Erde, sondern "schwebe" im wässrig-ätherischen Quellraum allen Lebens. Was aber zeigen Haupt und Krone? Flankiert von Löwen-Greifen und Sphingen und überhöht mit einem Tempelbau die Götterkrone, an anderen Statuen bisweilen die kleinasiatische Kalathos-Krone oder die Mauerkrone der Amazonen. Sind Haupt und Krone vielleicht notwendiger und gleichermaßen sinnvoller Anti-Pode zum Tier-gebärenden Panzer? Hierzu mag einiges helfend-fördernd bedacht werden. Schon im vor-griechischen Kybele-Kult am Panjir Dağh wird die Erneuerung der Natur und die Sicherung menschlicher Fruchtbarkeit und Lebensfülle gefeiert in der Vereinigung der Göttin mit einem männlichen Fruchtbarkeits-Gott, dem Attis. Dies ist im Wesen nichts anderes als die "hieros gamos", die Heilige Hochzeit zwischen Hera und Zeus in der Zeit des hohen Griechentums. Ionien ist der prädestinierte geistesgeschichtliche Raum für diesen allerhöchsten "hieros gamos". Man überdenke hierzu auch den Anfang des Johannes-Evangeliums:
Und die Wandlung von Wasser in Wein (Vers 7 und 8) ist wie ein 'Zeichen' für den Vollzug dieses "hieros gamos" zwischen der ephesischen Artemis (weiblich) und dem Logos (männlich). Dazu noch ein anderes: In Ephesus stand nicht nur der Tempel der Artemis, sondern auch einer für Apoll, ihren Bruder. So steht denn auch auf der Kureten-Straße noch heutigentags nicht von ungefähr ein Bildstein mit den Zeichen Apolls: dem delphischen Dreifuß und dem Omphalus.
Doch nochmals zurück zum Kultbild der Artemis und einen Blick auf die Rückseite der Statue. Nichts von einem Tier, einem Bild, einem Zeichen. Wohl als erste hat Frau Hella Krause-Zimmer darauf aufmerksam gemacht, wie von der großen flachen Scheibe der das Haupt schützend umhüllenden Aura bis hin zur Leibesmitte hin Sonnenstrahlen ausgehen – gleich den Sonnenfingern der Echnaton-Bildnisse aus der Amarna-Zeit, möchte man hinzufügen. Von der Leibesmitte abwärts aber bis hin zu den Füßen schwingen rhythmische Monden-Bogen im genauen Gegenüber zum Astralbereich der vielfältigen Tierformen auf der Vorderseite! Sonnen- und Monden-Wirken, Apoll und Artemis hier gleichsam im geschwisterlichen "Eins-Sein", in der Waage; Fülle des Lichts und der Wärme der Sonnenkräfte im Zusammen-Treffen und Zusammen-Wirken mit den Monden-Fluten.
Aber nun geschieht auf ionischem Boden das weltgeschichtlich Einmalige:
Und an die Stelle der Artemis mit dem ihr entquellenden Naturreich tritt die Gestalt der Maria, sieghaft thronend ü b e r der Mondensichel; das schöpferische Logos-Prinzip nunmehr als fleischgewordener Jesus-Christus-Knabe im Arm der Marien-Mutter: "Und das Wort ward Fleisch". Betrachtet man eine der gotischen Madonnen in europäischen Domen – wofür hier stellvertretend die Volkacher Madonna Tilmann Riemenschneiders stehen möge –, so werden die Worte aus dem zentralen 12. Kapitel der Apokalypse wach:
Welch ein gewaltiger Bogen von der Artemis von Ephesus über Johannes von Patmos zur Maria! Auch sie – gleich der Artemis – im dreifachen Kult-Aspekt: Jungfrau – Gottesmutter – Himmelskönigin. Das Haus der MariaMehr als ein Jahrtausend war das Artemision verloren und vieljährige mühselige Suche war nötig, bis es unter Schutt und Schlamm neu entdeckt werden konnte. Nicht weit nun entfernt von der großen Verlandungs-Ebene des Kaystros und der Stätte des Artemisions liegt im schattigen Berg-Hügelland verschwiegen eine kleine Kapelle: Panajia ütsch Kapülü. – So nannten sie die Türken. Und das heißt: Pan Haghia zu den drei Toren, südlich vom Bülbül Dağh, dem Nachtigallen-Berg gelegen. Weit schweift von dort der Blick gegen Norden, die bewaldeten Hänge hinab bis zum Meer, zu den alten Stadthügeln und zur "asischen Au an des Kaystros Fluten". Blickt man gegen Westen, so ahnt man im dunklen Talgrund den Bach Kenchrios, in dessen schützendem Hain Ortygia, dem Wachtel-Grund, Leto die Artemis gebar.
Doch was führt hinüber von der Artemis Ephesia und der Kapelle Panajia ütsch Kapülü zu Maria, der Mutter Jesu? Wohl wissen wir aus dem Johannes-Evangelium (19/26–27) von dem ihm vom Herrn erteilten Auftrag, Maria als seine Mutter zu sich zu nehmen. Und ebenso wissen wir um das Wirken des Johannes als Presbyter der Gemeinde zu Ephesus. Über Tod und Himmelfahrt der Maria und über ihren Todesort am Berge Sion zu Jerusalem berichtet die Legenda aurea in großer Ausführlichkeit und Selbstgewissheit. Aber gegen Schluss jenes Kapitels heißt es dann:
Dem Weg der Vernunft eines Augustinus und den schmückenden Legenden der Apokryphen treten nach mehr als 1.500 Jahren die Schauungen einer Nonne, der Katharina von Emmerich (1774–1824) entgegen, Schauungen, die sehr genau das Wohn- und Sterbe-Haus der Maria nahe Ephesus schildern. Clemens von Brentano hat sie aufgezeichnet; veröffentlicht wurden sie 1833 und 1852. 1890 liest ein Lazaristen-Mönch in Smyrna die französische Ausgabe dieser Aufzeichnungen "Leben der Allerseligsten Jungfrau" worin Leben, Ort und Sterben der Maria geschaut wurde. Er brach mit einer Schar seiner Brüder auf und sie stießen am 29. Juli 1891 am Fuße des Ala Dağh auf ein verfallenes Gebäude, das hinsichtlich Ort und Lage, Gestalt und Maßen den Aussagen der Katharina von Emmerich entsprach und an dessen Basis Mauerreste aus dem 1. Jh. aufgefunden wurden. Bedeutsamer noch war die Begegnung mit einer Tradition der allerletzten christlichen Ephesier, den Kirkinjoten. Im Gefolge der Seldschuken-Invasion des 11. Jh. hatten verfolgte Christen in den Bergen Zuflucht gesucht und siedelten künftig im Ort Kirkindsche. Bis in die Tage der Auffindung des aus frühbyzantinischer Zeit stammenden verfallenen Gebäudes feierten die Nachkommen der vertriebenen Christen alljährlich am 15. August in dieser Kapelle, die sie Panajia ütsch Kapülü nannten, das Hinscheiden der Maria mit einer Prozession, die sie von ihrem Ort Kirkindsche über 8 km durch Wälder und Talgründe an die Hänge des Ala Dağh führte. Einen eindeutigeren, ja evidenteren Beweis für die Realität der Schauungen der Augustiner-Nonne konnte es für die Patres in Smyrna gar nicht geben. Am 15. November 1892 wurden Ort und Gelände von der Oberin der Filles de Charité im Hospital Français von Smyrna, der französischen Gräfin Marie de Mandat-Grancey käuflich erworben. In den Folgejahren wurde das zerfallene Kirchlein im gütlichen Einvernehmen mit den islamischen türkischen Behörden zu einer christlichen Andachts- und Wallfahrts-Stätte umgewandelt. Eine Andachtsstätte mitten im Bergwald, an leise murmelnder Quelle, Frieden und Geborgenheit ausstrahlend und zur besinnlichen Andacht weckend. Am 1. November 1950, dem Tage der Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Himmelfahrt Mariens durch Papst Pius XII wurde die Kapelle umbenannt in Meryem Ana, d.h. Mutter Maria. So kehrt denn heute die Verehrung des Sterbeortes der Maria in jenen Raum zurück, in dem sie nach Golgatha mit Johannes geweilt hat. Die Marienkirche des Konzils von 431Es erscheint nicht von ungefähr, dass in Ephesus, wo seit den Tagen der Apostel Paulus und Johannes eine christliche Gemeinde wirkte, außer solcher Andacht-Stätte wie dem Lebens- und Sterbe-Ort der Maria auch ein christlicher Kirchenbau entsteht. Doch besteht darüber sichere Kunde erst für den Beginn des dritten Jahrhunderts. Als nach dem Toleranz-Edikt von Nikomedien (verkündet am 30. 4. 311 von Kaiser Galerius, Caesar des Diokletians) und dem Erlass von Mailand (15. 6. 313 durch Licinius, Mitherrscher Konstantins) die christliche Religionsausübung nicht nur geduldet, sondern als gleichberechtigt anerkannt wird, erwirbt die Gemeinde das 200 Jahre vorher unter Hadrian (117–138) erbaute Museion in der Nähe des neuen Hafens und gestaltet es zur ersten großen und kirchgeschichtlich so bedeutsamen Marienkirche um, seit diesem 3. Jh. der Maria geweiht. Diese Kirche liegt innerhalb der "Neustadt", jener sog. lysimachischen Stadt zwischen Bülbül Dağh und Panajir Dağh, wohin Lysimachos, einer der Diadochen Alexanders bereits im Jahre 286 v. Chr. die Umsiedlung der Bevölkerung angeordnet hatte, fort von den Fiebersümpfen der verlandeten Kaystros-Ebene. In eben dieser Neustadt, die sich seit den Zeiten des Augustas zur Groß- und Pracht-Stadt entfaltet hatte, lag der Bau des Museions, das bis dahin Sitz einer Ephesischen Ärzte-Akademie war, in der wissenschaftliche und praktische Ausbildung der Ärzte geschah. Die breite Prachtstraße der "Arkadiane" führt vom großen Theater weit nach Westen zum Hafen hinaus und parallel hierzu, nur etwas weiter nördlich ist das 265 m lange Gebäude des Museion gelegen, an dem nun apsidiale Anbauten vorgenommen werden, sowohl im Osten wie im Westen, errichtet als Ziegelmauerwerk im Gegensatz zum Marmor des römischen Baues. Säulen und Pfeiler des hohen Narthex wurden 1956 aus Spenden des Amerikaners Quatman wieder aufgerichtet, aber im halbzerstörten Oktogon des Baptisteriums, an der Nordseite des Atriums gelegen, liegt immer noch trümmerhaft das Taufbassin der christlichen Frühzeit. Als 1912 der Bau freigelegt wurde, leuchteten hier und im 80 m langen Kirchenschiff noch in herrlichen Farben schönste Mosaiken; heute verschwunden… Aber weit wichtiger als diese bauliche Ruinen-Substanz ist doch wohl ein Anderes: Am 19. November 430 hatte Kaiser Theodosius II mit Rundschreiben an alle Metropoliten des Ostens und Westens auf Pfingsten 431 zu einem ökumenischen Konzil in die Marienkirche nach Ephesus berufen. Hier sollte der seit dem Konzil von Nicea (325) schwelende Streit über die Gott-Gleichheit oder Gott-Ähnlichkeit des Mysteriums der Person Christi beendet werden, ein Streit, der sich in der Folge zwischen der alexandrinischen Katechetenschule und jener von Antiochien nur immer noch verschärft hatte, zumal unter den gegensätzlichen Kirchenlehrern, dem Patriarchen Cyrill von Alexandrien und Nestorius, dem Bischof von Konstantinopel.Für Nestorius und mit ihm für die Antiochener ist die Verbindung der göttlichen mit der menschlichen Natur in Christus durch ein Bild verständlich zu machen: Der Logos wohnt in dem Menschen Jesus wie in einem Tempel. Wenn dem so ist, dann ist Maria nicht die "Theotokos", d.h. die Gottes-Gebärerin, wohl aber die "Christotokos", die Christus-Gebärerin, denn sie hat den Menschen Jesu, in den Gott, der Logos "wie in einem Tempel Einzug gehalten hat" zur Welt gebracht. Im Verlauf des nach den vorhandenen Akten und Briefen sehr tumultarisch und gegen Nestorius höchst feindselig eingestellten Konzils bekam die Auffassung des Cyrill die Oberhand, die Anschauung also von der Einmaligkeit eines unwiederholbaren Wunders. Mit dem ersten der insgesamt 12 Anathema des Cyrill wurde Nestorius als Häretiker in ein Kloster nach Oberägypten verbannt:
Diese theologisch und kirchengeschichtlich für alle Folgezeit so hochbedeutsame Entscheidung wurde also in Ephesus in der Marienkirche getroffen: Es zerriss die Christenheit in zwei Teile in Ost und West. Und in der neu erbauten Basilika Santa Maria Maggiore in Rom ließ Papst Sixtus III (432–440) zur Erinnerung an dies Theotokos-Konzil die noch heute erhaltenen Marien-Mosaiken am großen Triumphbogen anbringen. Dies und manches mehr geht einem durch die Sinne, wenn man vor den Trümmern dieses Baues sitzt. Verloren nicht nur das Bauwerk, verloren, verfemt der spirituelle Impuls des nestorianischen Christentums, das in Syrien, Persien, Indien und China Zuflucht suchte, heute noch lebendig ist in der armenischen Volkskirche und wie neu erweckt in der Christengemeinschaft aufscheint, in deren Credo es doch heißt, der Sohn der Maria (wurde) zur Hülle des Christus bereitet. Die Johannes-Basilika– Ephesus zur Zeit der Apostel –Vom Aufruhr der Epheser gegen die Mission des Paulus erfahren wir aus der Apostelgeschichte, in deren 19. Kapitel von der Aufwiegelung des Silberschmieds Demetrios berichtet wird:
Blickt man heute auf das leere, stumme, verlassene Theater-Rund und rings auf die überwucherten Trümmer, so bedarf es immer wieder besonderer Anstrengung sich vorzustellen, dass dies das Zentrum einer Stadt von weit mehr als 100.000 Einwohnern war, deren fünfgeschossige Terrassen-Häuser mit ihrem Mosaik- und Fresken-Schmuck, ihren Bädern und Atrien erst vor kurzem nahe dem Theater freigelegt werden konnten. Ephesus zu Kaiser Augustus Zeiten eine Weltstadt, Verwaltungs- und Wirtschafts-Zentrum Kleinasiens, westliches Ende der großen Handelsstraßen aus Persien, Indien und Inner-Asien, Ende der "Seidenstraße". Damit aber auch Einlasstor persischer und anderer orientalischer Kulte und Mysterien. In diesem Schmelztiegel, in dieser Begegnungsstätte ägyptischen persischen und indischen Weisheitsgutes lehrt Paulus und spricht in dem Großen Theater. Will man eine anschauliche Vorstellung gewinnen von der brodelnden Atmosphäre in solch einem Theater, so mag das Erlebnis in einem anderen Theater Ioniens, dem von Hierapolis, dem Pluto-Heiligtum nahe Laodicea, dazu verhelfen. Eines Morgens strömten über die Sinterterrassen von Pamukkale die Menschen, festlich gekleidet, in Scharen in das große Theater und füllten es bald bis zu den obersten Stufen und Rängen, laut schwatzend und gestikulierend. Könnte es vielleicht auch hier wie damals in Ephesus heißen: "Etliche schrieen so, etliche ein anderes, und die meisten wussten nicht, warum…." Gilt dies wohl bis hin in unsere Tage??? (weitere Webseite zu Pamukkale) Doch nun zu dem Hügel des Theologen, zum Aja Soluk, auf dem die Reste der Grabeskirche des Apostels stehen. Klar und scharf umrissen hebt sich der kleine Hügel aus der Schwemmland-Ebene des Kaystros heraus, gar nicht sehr weit vom Artemision entfernt. Dort oben schrieb er, zurückgekehrt aus seiner Verbannung nach Patmos, d.h. nach der Ermordung Dominitians (96 n. Chr.), in einer Klause das Johannes-Evangelium. Dort auch hat er sein irdisches Leben beendet, ist ins Grab hineingestiegen und verschieden. Wurde die Grabesgruft des Apostels auch schon sehr früh verehrt, so wird doch erst Anfang des 4. Jh. darüber ein monumentaler quadratischer Aufbau errichtet. Im Gotensturm des Jahres 263 brannte das Artemision nieder und ein antiker Kommentator schreibt:
So trugen denn 4 Säulen ein Kreuzgewölbe, und 4 mächtige Pfeiler umgrenzten die Außenwände: Der Typus östlicher Kreuzkuppelkirchen. In konstantinischer Zeit erfolgt der Umbau zu einer großen Kreuzkuppel-Basilika mit drei-schiffigem Langhaus, Querschiff und fünf Ost-Apsiden. So wird der Bau im Konzil von Ephesus 431 erwähnt als 80 m langer Kirchenbau. Weil aber der westliche Stadtteil von Ephesus samt der Marienkirche des Konzils immer stärker versumpfte, entschloss sich Kaiser Justinian (527–565) zum völligen Neubau der Johannes-Basilika.
Zweigeschossige Ziegel-Arkaden zwischen Langhaus und Seitenschiffen ruhten auf mächtigen Marmorsäulen. Ein zweistufiger Chor wurde auf drei Seiten von ornamentalen Bema-Schranken umrahmt. In der Mitte des Chores, über dem Apostelgrab, nur um eine Stufe erhöht, vom Ziborium, dem Baldachin überwölbt, stand der Altar. – Zwei, heute wieder aufgerichtete Altar-Baldachin-Säulen weisen diesen geheiligten Ort aus. Und der Ambo, auf siebenstufiger Treppe vom Altar und vom Langhaus leicht ersteigbar, stand zentral, unmittelbar vor dem Altar! Von hier aus konnte sich der Priester nach allen Seiten des Kirchenbaues wenden, zum Altar, zu den Priesterbänken, in die Seitenschiffe und ins Langhaus, so wie es im Introitus der Johannes-Messe (Jesus Sirach, 15/5) lautet: "Inmitten der Gemeinde öffnet die Weisheit des Priesters Mund." Hier, in der Johannes-Basilika standen wirklich im Sinne eines johanneischen Christentums Altar und Ambo am allerrichtigsten Ort:
Ein Erdbeben des 14. Jahrhunderts zerstörte diesen Bau Justinians, der zeitgleich und bedeutungsgleich mit der Haghia Sophia in Konstantinopel ist (gebaut 532–537; San Vitale/Ravenna, geweiht 547). Erst als im Sommer 1955 der Amerikaner George Quatman staunend vor den Ruinen der Basilika steht und spontan äußert: "Hier wird restauriert, das Geld stifte ich" beginnen im Einvernehmen mit der türkischen Regierung die Wiederherstellungsarbeiten durch das österreichische Archäologische Institut, das bereits seit vielen Jahren in Ephesus tätig war und noch ist. Am 19. August 1951, also noch vor Beginn der Restaurierungsarbeiten, findet nach fast 600 Jahren wieder eine Messe über dem Apostelgrab der Basilika statt. Dies alles und sicherlich noch weit mehr ist zu berichten von der Stätte des Johannes auf dem Aja Soluk von Ephesus, von wo der Blick weit in die Lande und in den Himmel Ioniens schweift. Johannes auf PatmosJohannes auf Patmos, Johannes der Apokalyptiker, der in der Grotte die Schauungen der Offenbarung empfängt und sie durch seinen Schüler Prochoros niederschreiben lässt. Was kann man darüber sagen und berichten?? Patmos, Insel schwimmend im Licht. So verklärt, so entrückt, so enthoben allem Greifbaren und Dinglichen hier die Welt zu sein scheint, so entzieht sich auch das menschheitsgeschichtliche Ereignis dieser Insel dem profanen Wort, und Hymnisches nur ist ihm gemäß.
Das Tatsächliche ist rasch berichtet. Aus den Schriften TERTULIAN’s und aus der Legenda aurea erfahren wir, wie Johannes während seines Aufenthaltes in Rom von den Christenverfolgern in ein Gefäß voll siedenden Öls geworfen, dies Martyrium unversehrt übersteht, nach dem Märtyrertod des Paulus nach Ephesus zurückkehrt und dort als Presbyter der Gemeinde wirkt. Während der domitianischen Christenverfolgung wird er nach Patmos verbannt, weil er sich weigert, mit einer Opferhandlung den göttlichen Charakter der römischen Cäsaren anzuerkennen. Dort, in der Verbannung, erfährt er die Schauungen der Apokalypse und schreibt sie nieder mit seinem Schüler Prochoros. Wo nun ist dieser Ort seines Wirkens auf Patmos? Es ist die Grotte im Bereich des heutigen Offenbarungs-Klosters, auf halbem Wege zwischen dem Hafen Skala und dem Johanneskloster auf der Höhe von Chora, wo zu den Tagen des Johannes ein Tempel der Artemis stand! Aus der Höhe von Chora geht der Blick weit über Land, Meer und Himmel dieser weltentrückten Insel. Das Offenbarungskloster mit der Kirche der Heiligen Anna wurde im 11. Jh. vom Latrinen Mönche Christodoulus vor dem nördlichen Ausgang der Grotte errichtet, benannt zu Ehren der Anna Komnena, Mutter des Kaisers Alexios I., die sich für die Schenkung von Patmos an den Mönch einsetzte. Der Gang durch den stillen Garten führt zu der Treppe, deren 30 Stufen hinabführen zur Grotte, hin-einführen in ein versiegeltes Mysterium. Es ist wie der Abstieg in unsere eigene, verschüttete Welt. Über dem Eingang zur Grotte eine Inschrift:
Zwei weitere Inschriften zu beiden Seiten des Eingangs:
Es wird berichtet, Johannes habe 20 Tage in der Grotte geweilt, versenkt in Gebet und meditativer Andacht, da sei der Felsen zersprungen in drei Teile. Und Johannes hörte hinter sich "eine große Stimme wie einer Posaune" und "mitten unter sieben Leuchtern" sah er einen, "der war eines Menschen Sohne gleich", der zu ihm sprach:
Ein kurzes Verweilen noch bei der Johannes-Miniatur aus dem Kodex Nr. 81 (1345):
Schon einmal war Gleich-Bedeutsames geschehen: als auf Golgatha die Erde bebte "und der Vorhang im Tempel zerriss." Beides Zeichen der Weltgeburt, eines neuen, eines "offenen Himmels": "Und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel" (Offenb., 4/1). So ward mit Patmos der Welt und den Menschen geschenkt "ein neuer Himmel und eine neue Erde" (Offenb., 21/1), die johanneische Welt eines neuen Mysteriums, dem wir uns Stufe um Stufe zu nähern berufen sind. Erst nach Vollendung der Apokalypse kehrt Johannes von Patmos nach Ephesus zurück und dort entsteht das Evangelium des Logos:
"Durch das Wort sind alle Dinge geworden,
(Übertragung von Emil Bock) Das ist die Erfüllung der ionischen Geist-Geburt und ist im Gewand der Sprache die Offenbarung des Mysteriums der ephesischen Artemis:
So führt denn ein sehr weiter, sehr hoher Bogen von den Ioniern und von der ephesischen Artemis hin zu Maria und Johannes, und das Wort des Augustinus wird verstehbar:
Anhang
onmousedown="ET_Event.link('Link%20auf%20www.gaebler.info',
|
|
|