Gaebler Info und Genealogie
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| Fortsetzung der Dokumentation zur PrivatisierungWerden berufliche Schulen zu Schulversuchen gezwungen?Soll die Volksgesetzgebung wieder ausgehebelt werden?In voraussichtlich bis zu 4 von 46 Beruflichen Schulen soll schon mal getestet werden, was die anderen ab 10.08.2006 erwartet: Teile der geplanten Berufsschulreform sollen per Anweisung schon ab dem 01.08.2005 gestartet werden. Obwohl das Konzept noch nicht fertig ist, sollen in aller Eile in diesen Schulen u. a. die Schulkonferenzen entmachtet werden. Dafür werden zusätzlich Schulvorstände eingerichtet, in denen Wirtschaftsvertreter 50 % der Stimmen haben. Schüler und Eltern haben darin kein Stimmrecht. Alle Fachleute haben vor diesem voreiligen Schritt gewarnt. Der Druck der Handelskammer auf den Senat war aber anscheinend so groß, dass inhaltliche Bedenken und das Ergebnis des Volksbegehrens keine Rolle mehr spielen sollen. Gegen die Privatisierung der beruflichen Schulen hatte es im September 2004 ein erfolgreiches Volksbegehren gegeben. Mehr als 120.000 Hamburger hatten die Volksinitiative gegen die Privatisierung unterstützt. Daraufhin war zwar davon abgesehen worden, die beruflichen Schulen in eine Stiftung zu überführen, stattdessen wird aber ein alternatives Modell mit gleichen Machtverhältnissen kreiert, in dem nur der Organisationsmantel ausgetauscht wird. "An dem Ziel einer heimlichen Privatisierung durch die maßgebliche Beteiligung privater Wirtschaftsvertreter ... hält die politische Führung in Hamburg weiterhin fest.“ So der Oldenburger Verfassungsrechtler Professor Sterzel in der Verfassungsklage für die Volksinitiative. Ob es zu einem Volksentscheid kommen wird, entscheidet das Hamburgische Verfassungsgericht im Herbst diesen Jahres. Gespannt warten die Berufsschullehrer und ihre Schüler, welche Schulen von der Behörde angewiesen werden sollen. Am Montag, den 06.06. sollen die Entscheidungen veröffentlicht werden. " Eine Berufsschulreform auf Befehl, ohne die Betroffenen zu überzeugen, wird keinen Erfolg haben können.“ Davon ist die Personalratsvorsitzende der Beruflichen Schulen Gudrun Hahn überzeugt. Bernd Viet, Sprecher der Volksinitiative Bildung ist keine Ware, 03.06.05Berufsschulreform - Gemeinsames Diskussionspapier von SchülerInnenkammer und DGB-JugendMit einem gemeinsamen vierseitigen Diskussionspapier bringen sich die Vertretungen der SchülerInnen und der Auszubildenden nun offensiv in die Diskussion um die Reform der beruflichen Schulen ein. DGB-Jugendsprecher Olaf Schwede: "Die Schulsenatorin hat eine Schwachstellenanalyse der beruflichen Schulen angekündigt. Es ist ein gutes Zeichen, dass der erste Beitrag hierzu nun von Seiten der betroffenen SchülerInnen kommt. Das gemeinsam von Schülervertretungen der beruflichen Schulen, betrieblichen Jugendvertretungen und Gewerkschaftsjugendgremien entwickelte Diskussionspapier kritisiert den bisherigen Reformprozess und fordert eine ergebnisoffene Debatte unter Einbindung aller Beteiligten und zuständigen Gremien und eine Stärken-Schwächen-Analyse der beruflichen Schulen. Das Papier beinhaltet zahlreiche Forderungen, die aus den konkreten Problemen der SchülerInnen abgeleitet und entwickelt worden sind. Inhaltliche Schwerpunkte sind u.a. Ausstattung, Unterrichtsinhalte und -gestaltung, Mitbestimmung und die Qualifikation der Unterrichtenden. Rote Fäden sind die Verbesserung der Unterrichts- und Ausbildungsqualität und die Stärkung der Gestaltungsspielräume an den Schulen. Olaf Schwede: "Die Debatte um die Reform der Berufsschulen muss neu begonnen werden. Bisher fand sie ohne die Jugendlichen statt und ging an deren Interessen komplett vorbei. Wir brauchen nun eine Reformdebatte, die sich an den Problemen der Akteure orientiert. Dietmar Ohlandt vom Vorstand der SchülerInnenkammer ergänzt: "Ziel unseres Papiers ist es, die inhaltlichen Ansprüche und Probleme der von einer Reform betroffenen Jugendlichen gegenüber der Politik zu formulieren und deutlich zu machen. Mit dem Diskussionspapier versuchen wir eine inhaltliche Debatte zu initiieren; nun ist es an der Senatorin, offen auf die SchülerInnen zuzugehen und sie in die Reformdiskussion einzubinden.“ Diskussionspapier zum Reformbedarf an den Hamburger beruflichen SchulenReformen an den beruflichen Schulen Hamburgs sind dringend erforderlich. Darin sind sich alle Betroffenen an den beruflichen Schulen und alle Beteiligten der bisherigen Reformdebatte einig. Mit den Neuwahlen in Hamburg hat auch die Debatte um die Zielrichtung einer Reform der beruflichen Schulen wieder an Aktualität gewonnen. Die SchülerInnenkammer Hamburg und die DGB-Jugend Hamburg legen hiermit ein gemeinsames Diskussionspapier zum Reformbedarf an den beruflichen Schulen Hamburgs vor. Teil dieses Diskussionspapiers sind zahlreiche Forderungen zu Problemen an den beruflichen Schulen, die von Schülervertretungen und betrieblichen Interessensvertretungen diskutiert und entwickelt worden sind. Ziel dieses Papiers ist es die inhaltlichen Ansprüche und Probleme der von einer Reform betroffenen Jugendlichen gegenüber der Politik zu formulieren und deutlich zu machen. Ein "Diskussionspapier“ ist es, weil die hier formulierten Forderungen nicht abschließend sein sollen. Vielmehr soll es zu weiteren Diskussionen in den beruflichen Schulen, Betrieben und zwischen Jugend und Politik führen und hierfür eine Grundlage sein. Die SchülerInnenkammer Hamburg und die DGB-Jugend Hamburg fordern die Bürgerschaft und den Senat, insbesondere die Senatorin für Bildung und Sport, auf , ergebnisoffene Gespräche mit allen Beteiligten zur Basis aller Reformbemühungen zu machen. Der zukünftige Reformprozess muss alle Beteiligten und zuständigen Gremien (z.B. den Landesausschuss für berufliche Bildung, den Landesschulbeirat, die SKH, die Lehrerkammer und die Elternkammer) einbinden. Gemeinsam mit allen Beteiligten muss eine ausführliche Stärken-Schwächen-Analyse der beruflichen Schulen erstellt werden. Diese Analyse muss die inhaltliche Grundlage eines zielgerichteten Reformprozesses sein, der die Verbesserung der Ausbildungsqualität insgesamt zum Ziel hat. Die bisherigen Reformdebatten basierten nicht auf einer Analyse der realen Probleme an den beruflichen Schulen. Das Ziel war keine Verbesserung der Qualität der beruflichen Bildung, sondern die Vergrößerung des Einflusses der Wirtschaft auf die Inhalte der schulischen Bildung im dualen System. Das duale Ausbildungssystem beruht auf zwei Säulen. Die Wirtschaft trägt die Verantwortung für die Qualität und Quantität der betrieblichen Ausbildung. In der Verantwortung des Staates liegt der schulische, allgemeinbildende Teil der Ausbildung. Es ist Aufgabe der beruflichen Schulen, das im Betrieb erlernte auf eine breite theoretische Basis zu stellen, die über das betriebliche Berufsbild hinausgeht. Durch Einblicke in das Produktions- und Wirtschaftswesen wird es möglich die eigene konkrete Tätigkeit im Betrieb in einen gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang einzuordnen und eigene persönliche Perspektiven zu entwickeln. Das vom Hamburger Senat in der vergangenen Legislaturperiode eingebrachte Stiftungsmodell bedeutete die faktische Aufhebung dieser bewährten Trennung und eine einseitige Aufgabe der staatlichen Verantwortung für die berufliche Bildung und Ausbildung. Deshalb lehnen die SchülerInnenkammer Hamburg und die DGB-Jugend Hamburg die Einrichtung einer "Stiftung berufliche Schulen Hamburg“ (SBSH) ab. Eine solide breite Erstausbildung ist als Grundlage des weiteren Berufslebens unverzichtbar. Diese muss fundiertes theoretisches und praktisches Wissen für die weitere berufliche Laufbahn vermitteln. Eine Verzahnung der beruflichen Erstausbildung mit Möglichkeiten und Inhalten der Fort- und Weiterbildung ist unverzichtbar. Den allgemeinbildenden Inhalten in der beruflichen Erstausbildung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Sie ermöglichen spätere Weiterbildung und das Aneignen von Fähigkeiten, die über den begrenzten Bereich einer Berufsausbildung hinausgehen. Deshalb müssen sie an den beruflichen Schulen vermittelt und weiter ausgebaut werden. Theoriegeminderte Kurzzeitausbildungen –wie sie z.B. die Handelskammer Hamburg immer wieder fordert- lehnen die SchülerInnenkammer Hamburg und die DGB-Jugend ab. Ausbildungen zum Parkplatzwächter oder zur Garderobenfachfrau sind aus unserer Sicht keine Grundlage für eine berufliche und persönliche Entwicklung. Damit die Berufsschule ihrem Bildungsauftrag nachkommen kann, müssen Auszubildende im dualen System auch nach dem Berufsschulende von der betrieblichen Arbeit befreit sein. Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler müssen diese Zeit nutzen können, um sich dem Lernstoff zu widmen. Aus unserer Sicht sind einer Reform der beruflichen Schulen folgende Punkte zugrunde zu legen: 1. Die beruflichen Schulen sind mit ausreichend Personal- und Sachmitteln auszustatten.Das bedeutet:
2. Die Aufgabenteilung und Zusammenarbeit von Behörde und Schulleitung ist klar und transparent zu definieren. Die Selbständigkeit der beruflichen Schulen ist zu stärken.
3. Das System der Lernfelder ist prinzipiell beizubehalten.In folgenden Punkten besteht jedoch dringender Verbesserungsbedarf:
4. Die allgemeinbildende Inhalte an den beruflichen Schulen müssen gesichert sein.
5. Die Mitbestimmungsrechte von Schülerinnen und Schülern, Jugend- und Auszubildendenvertretungen und Betriebs-, bzw. Personalräten sind auszubauen.
6. Das Verhältnis von Schule und Betrieb ist klar zu definieren. Kooperationsprojekte sind auszubauen.
7. Bildung ist ein Grundrecht. Die Hamburger beruflichen Schulen bieten bislang eine breite Palette an Bildungsgängen an.
8. Die Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten von Lehrerinnen und Lehrern sind zu verbessern. Gut ausgebildete und mit modernen Fragestellungen und Problemen vertraute LehrerInnen sind eine wesentliche Grundlage eines hochwertigen Unterrichtes.
Dieses Diskussionspapier soll nicht abschließend sein, sondern in weiteren Diskussionen unter den Beteiligten aktualisiert und ergänzt werden. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf, dieses Papier ernsthaft zu behandeln und Gespräche mit der SchülerInnenkammer, den SchülerInnenvertretungen, den Jugend- und Auszubildendenvertretungen und der Gewerkschaftsjugend über die Reform der beruflichen Schulen zu suchen. Für die SchülerInnenkammer Hamburg gez. Dietmar Ohlandt - Vorstand - Beschlossen vom Plenum der SchülerInnenkammer Hamburg am 13.05.2004 Für Rückfragen: DGB Hamburg 24.05.04 Volksinitiative "Bildung ist keine Ware" erfolgreich - Erste Hürde zum Volksentscheid genommen- Donnerstag öffentliche Übergabe der 23069 Unterschriften im RathausAm Donnerstag, den 20.11 um 15.00 Uhr werden die Unterschriften der Volksinitiative öffentlich im Rathaus übergeben. Um 14.00 Uhr wird ein Zug mit 10 geschmückten Einkaufswagen - Symbol der Volksinitiative - vom Curiohaus zum Rathaus gehen. Am Freitag, den 21.11., ab 17.00 Uhr wird das Bündnis den Erfolg im Movimento (Besenbinderhof) feiern. Auch hierzu sind sie herzlich eingeladen. Das Bündnis für Berufsbildung - Eltern, Schüler, Lehrer, Erziehungswissenschaftler - hat erfolgreich die 1. Hürde zum Volksentscheid gegen die Privatisierung der Beruflichen Schulen genommen. 23.069 Hamburger haben das Anliegen der Initiative unterschrieben und sich dafür ausgesprochen, die Beruflichen Schulen in staatlichen Händen zu lassen. Der Senat plant zur Zeit eine wirtschaftsnahe Stiftung zu errichten. Dazu erklärt Dr. Stephanie Odenwald Vorsitzende der Hamburger GEW und eine der drei SprecherInnen der Volksinitiative: "Die große Mehrheit der Beteiligten hat sich auf 50 Workshops klar gegen diese Umstrukturierungen ausgesprochen, nicht nur die BerufsschullehrerInnen und ihre Schulleitungen, auch die Ausbilder in den Betrieben." Auch Holger Gisch von der Elternkammer Hamburg stellt fest: "Wir brauchen eine gute Berufsausbildung für alle Jugendlichen. Auch die schulischen Ausbildungen müssen bei dem akuten Ausbildungsplatzmangel erhalten und ausgebaut werden. Wenn die Handelskammer das Sagen hat, müssen wir mit Streichungen von Bildungsgängen rechnen." Annett Demmin von der DGB-Jugend fordert: "Herr Senator Lange, stoppen Sie den Irrsinn und machen Sie eine Reform mit den Beteiligten!" GEW Hamburg vom 17.11.03 Im Schweinsgalopp - Nach Workshop-Marathon steht Herr Lange vor einem ScherbenhaufenRainer Elling, Personalrat Berufsbildende Schulen Hamburg Im September fanden an allen Beruflichen Schulen 50 Workshops statt. Diese sind inzwischen von Putz und Partner, der Unternehmensberatung der BBS, ausgewertet worden. Während diese Auswertung ein ziemlich realistisches Bild des breiten Protestes von LehrerInnen und Ausbildern gegen die Privatisierung wiedergibt, lügt die Handelskammer ungeniert ihr Wunschergebnis zusammen: fast alle Ausbilder wären für die Umstrukturierungen gewesen. Der Widerstand aber an den Schulen hatte derartige Ausmaße, dass, in der Öffentlichkeit darüber spekuliert wurde. ob die Privatisierungsabsichten gestoppt werden müssten. Am 30. Oktober haben jetzt der Bürgermeister, Senator Lange, Handels- und Handwerkskammer darüber beraten, wie das Projekt und Lange noch zu retten sei. Augen zu - und durch, das soll die Lösung sein. Die Stiftung wird trotz allem errichtet, die Zahl der Zentren von 16 auf 19 leicht erhöht. Nur, man spricht nicht mehr über Zentren, dieser Begriff wäre negativ besetzt, so Lange auf der Pressekonferenz. Die Mehrheit der Wirtschaft in den Lenkungsausschüssen der Zentren (ersetzen die Schulkonferenzen) ist zurückgenommen worden und auf eine Parität mit den LehrerInnen reduziert worden. So hoffen die Planenden, dem Widerstand der Kollegien begegnen zu können. Das wesentliche Ziel von BBS und Handelskammer - die Privatisierung der Beruflichen Schulen in Hamburg als Vorbild für ganz Deutschland - und die Umwandlung von Schulen in Unternehmen, die sich Marktbedingungen unterwerfen, bleibt. Und damit auch jeder Grund, weiterhin Widerstand zu leisten. Im EinzelnenDer Personalrat hat auf der Basis schriftlicher Rückmeldungen von 75 % der Schulen eine Auswertung der Workshops vorgenommen. Diese Auswertung lässt sich in vier Punkten zusammenfassen.
Hamburger Lehrerzeitung vom 13.11.03 Stellungnahme der Ärztekammer zu den Workshops gegenüber dem Leiter der zuständigen BerufsschuleSehr geehrter Herr Arndt, vor einigen Tagen wurde ich noch einmal gebeten S zu prüfen, ob es mir nicht doch möglich ist, als Vertreter der Ärztekammer Hamburg an dem geplanten Workshop teilzunehmen. Wegen eines Sitzungsmarathons im gesamten Monat September, der mir täglich (!) mehrere Sitzungstermine beschert, ist es mir beim besten Willen nicht möglich am Mittwoch zu Ihnen zu kommen. Sie wissen, dass die Ärztekammer keinerlei Veränderungen an Organisation und Struktur der Staatlichen Schule für Gesundheitspflege wünscht. Die Zusammenarbeit zwischen Ihrer Schule und der Ärztekammer ist auf allen Ebenen einfach optimal und somit nicht verbesserungsmöglich. Dies liegt nicht zuletzt an dem vorbildlichen Engagement der Lehrer, die mit uns in den Gremien (Berufsbildungsausschuss und Prüfungsausschuss) sowie in der kontinuierlichen Kooperation zwischen Schule und Abteilung für Arzthelferinnenausbildung hervorragend zusammenarbeiten. Vor diesem Hintergrund sind für mich die Ausführungen im Papier des Arbeitskreises "Bildung der Hamburger Wirtschaft" vom September 2003 völlig unverständlich. Schlagworte wie ständige Anpassungs- und Innovationsdruck, neue Organisationsstrukturen, optimaler Rahmen des Lernens, lernende Organisationen, Autonomie für Berufsschulen oder Kundenorientierung, hohe Flexibilität und überfachliche Handlungskompetenz beinhalten Ziele und Werte, die von der Staatlichen Schule für Gesundheitspflege längst erreicht sind. Eine Reform nach den Vorstellungen des Arbeitskreises Bildung de Hamburger Wirtschaft erübrigt sich damit von vornherein. Der Reformansatz des Arbeitskreises ist außerdem deshalb kritisch zu hinterfragen, weil nicht erkennbar ist, wie durch die geforderten Änderungen in Organisation und Struktur der Berufsschulen die gesetzten Ziele erreicht werden sollen. Im Übrigen gilt, wer die duale Berufsausbildung heute verbessern will, sollte bei sich selbst anfangen. Nach meiner langjährigen Erfahrung als Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer habe ich keinen Zweifel, dass Defizite in der dualen Ausbildung am ehesten im betrieblichen Bereich zu suchen sind. Jedenfalls sind die Berufsschulen mit ihrer Struktur und Organisationsform nicht das Problem in der Qualität der dualen Ausbildung. Das Problem sind vielmehr die Schulabgänger, die heute - viel schlechter ausgebildet - die allgemeinbildenden Schulen vorlassen, um eine Berufsausbildung zu beginnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und in Ietzter Zeit vor dem Hintergrund der PISA-Studie ausgiebig diskutiert. Es handelt sich hier weniger um eine Misere unseres Bildungssystems, sondern um ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, für die wir alle verantwortlich sind. Mit Veränderungen ist hier anzusetzen, wenn man wirklich Verbesserungen erreichen will. Soweit also mein Diskussionsbeitrag, den Sie gern den Teilnehmern des Workshops als Tischvorlage oder durch Verlesen zur Kenntnis gegen mögen. Mit freundlichen Grüßen Hamburger Lehrerzeitung vom 13.11.03 Berufliche Schulen werden reformiert - Mehr Eigenständigkeit, mehr Ausbildungsqualität, mehr Verantwortung der Wirtschaft, mehr AusbildungsplätzeNach Auswertung der Workshops und Gesprächen mit den Spitzenvertretern der Wirtschaft beim Erster Bürgermeister Ole von Beust besteht Einigkeit: Die Stiftung Berufliche Schulen Hamburg soll zum Schuljahresbeginn 2004/05 gegründet werden. Die Anregungen und Vorschläge aus den 50 Veranstaltungen mit ca. 700 Vertretern von Ausbildungsbetrieben und ca. 1600 Lehrern und Schulleitern im September und Oktober dieses Jahres wurden in das Modell aufgenommen.
Mit dieser Reform
Erster Bürgermeister Ole von Beust: "Ich freue mich, dass die intensive Diskussion zwischen Betrieben und Schulen zu diesem guten Ergebnis geführt hat. Der prozesshafte Übergang ermöglicht ein organisches Zusammenwachsen der neu strukturierten Schulen und knüpft dabei an die gute Zusammenarbeit an. Mit dieser Reform haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Hamburger Wirtschaft zusätzliche Ausbildungsplätze schafft." Bildungssenator Rudolf Lange: "Durch zukunftsfähig ausgebildete Mitarbeiter wird der Wirtschaftsstandort Hamburg weiter gestärkt. Hamburg greift mit diesem Reformschritt viele aktuelle Empfehlungen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung auf und ist damit Vorreiter für die Reformen der Beruflichen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland." In den nächsten Wochen werden die Deputation der Bildungsbehörde und der Senat mit den Plänen befasst. Nach entsprechender Beschlussfassung erfolgt die Befassung der Bürger-schaft im ersten Halbjahr 2004 Senat vom 30.10.03 Stiftung für Berufsschulen: Platzt das Modellprojekt?Die Handelskammer hat Bildungssenator Rudolf Lange aufgefordert, an der geplanten Berufsschul-Stiftung festzuhalten. Aus Sicht der Wirtschaft ist das Stiftungsmodell maßgeblich, weil insbesondere der Einfluss der kleineren und mittleren Unternehmen bei der Berufsausbildung gestärkt werde, sagte der Geschäftsführer der Kammer, Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, am Montag. In Hamburg gebe es rund 9000 ausbildungsfähige Unternehmen. Allerdings würden derzeit nur rund 4200 ausbilden, sagte Schmidt-Trenz. Diese Zahl könnte durch die Berufsschul-Stiftung steigen. Hintergrund der Forderung von Schmidt-Trenz sind Berichte, nach denen die Bildungsbehörde bereit ist, sich von der geplanten Stiftung Berufliche Schulen zu verabschieden. Bislang sollten die 48 Hamburger Berufsschulen in diese Stiftung überführt und der Einfluss der Wirtschaft gestärkt werden. Bei Diskussionsveranstaltungen mit den Betroffenen habe es jedoch viele kritische Anmerkungen gegeben, hieß es. Schmidt-Trenz verwies darauf, dass die Anregungen berücksichtigt würden. Nach den Worten von Alexander Luckow, Sprecher der Bildungsbehörde, gibt es in seinem Haus bislang keine Absicht, sich von der Stiftungsidee zu verabschieden. Die SPD-Bildungsexpertin Britta Ernst sprach von einem "unglaublich großen Schaden", den Senator Rudolf Lange angerichtet habe. Durch die Diskussion ist "viel Porzellan zerschlagen worden". Die Welt vom 07.10.03 Stimmungsbericht vom sog. 'workshop' der BBS an der G1308.09.03, 17.00 - 20.15 Uhr 1. Zur Gewerbeschule13Die G13 (Chemie, Pharmazie, Agrarwirtschaft) beherbergt viele Berufsgruppen (Florist, Gärtner, Chemielaborant, Biologielaborant, Drogist, PKA, BTA, CTA, PTA) und andere Ausbildungsgänge (BIM, FOS, Fachschule, BVS). Wegen des bereits bestehenden Berufsschulzentrums soll sie mit den Nachbarschulen G19 + G20 zusammengelegt werden ("Regionaler Aspekt"). Es kommen dann alle Bauberufe hinzu. G13 jetzt 80 Unterrichtende, 20 weitere Beschäftigte, 1800 SchülerInnen, 526 Ausbildungsbetriebe, Labore und Gewächshäuser - sehr spezialisiert. Die G13-KollegInnen hatten im Vorwege entschieden, an AG's nicht teilzunehmen, aber eine Info- und Diskussionsveranstaltung mitzumachen und dort situativ zu agieren. 2. Zur Organisation der VeranstaltungAls Veranstalter treten nur Putz & Partner (Prill) und ein Vertreter der Handelskammer (Schierbecker) auf; von der Schulaufsicht ist niemand anwesend!! Es gibt keine strukturierende Moderation. Der G13 - SL Schlüter begrüßt die Anwesenden und stellt die beiden Verantwortlichen namentlich vor, ansonsten sei er nur Hausherr. Anwesend sind anfangs ca. 90 Personen (mehrheitlich Lehrer). Erst später - auf Nachfrage - wird klar, dass viele der anwesenden Betriebs- und Verbandsvertreter Loko-Partner ( Lernortkooperation) sind, die auf Initiative einzelner Schulvertreter kamen. Wo die 4200 Einladungen der Handelskammer gebliebenen sind, ist nicht klar; kaum jemand hat die angeblich 3 - 6 Tage zuvor verschickten Einladungen erhalten. Die Chemiebranche z.B. fehlt fast ganz. Gar nicht erst eingeladen waren Eltern-, Schüler-, Schulkonferenz- und Gewerkschaftsvertreter. Während der Veranstaltung zeigt sich, dass viele Betriebsvertreter ohne Vorwissen gekommen sind; andere Teilnehmer stellen gleich differenzierte Fragen. Dies ist unbefriedigend für alle Beteiligten. 3. Prill-Stil - AblaufIch habe Herrn Prill (Ex-Staatsrat, jetzt verantwortlich bei Putz&Partner für den Privatisierungsprozess) bisher als kompetenten, souverän agierenden, stresserprobten Menschen erlebt. Am 08.09.03 hatte ich einen komplett anderen Eindruck. Er möchte einen viertelstündigen Vortrag halten und fängt gleich an. Anfängliche Fragen nach Protokoll (war eigentlich nicht geplant, aber wenn's gewünscht wird ...) und Auswertung beantwortet er noch ruhig. Verständnisfragen nimmt er entgegen und beantwortet sie, fühlt sich aber aus dem Konzept gebracht ("lassen Sie mich jetzt bitte weiter vortragen"). Prill reagiert zunehmend nervös und gereizt, redet selbst viel und lange. Nach 1½ Std. und einigen Folien ist der Vortrag immer noch nicht beendet. Dann wird es selbst einigen Betriebsvertretern zu bunt. Erste Teilnehmer verlassen den Raum. Auch Lehrer müssen zu Prüfungsausschuss-Versammlungen etc. SL Schlüter wird gebeten, eine Redeliste zu führen (leichte Verbesserung im Ablauf). Dafür sorgen Prills Antworten für immer mehr Unmut. Von sich aus lässt Prill die Vorgaben der Behörde nicht diskutieren: Stiftungsgründung, Bildung von 15 - 20 branchenorientierten Zentren bis August 2004. Die hätte er eben umzusetzen. Der Informationsprozess sei angeblich "bisher immer offen gewesen" (ja?). Die Frage nach einer fehlenden grundlegenden Analyse der Ist-Situation beantwortet er mit "Haben wir gemacht"; jeder könne die Papiere lesen. Dass nicht eine einseitige "Schwachstellenanalyse" aus der Feder der HK gemeint war, sondern eine grundlegende Bestandsaufnahme, an der auch die Betroffenen beteiligt sind, wird ignoriert. Eine spätere Nachfrage nach dem Rechtsgutachten der Behörde ergibt, dass dieses weiter unter Verschluss steht und nicht veröffentlicht werden soll. Soviel zum offenen Prozess. 4. Inhaltliches
5. Betriebe, VerbändeDie anwesenden Loko-Partner melden sich bzw. kommen erst spät zu Wort. Insbesondere das dilletantische Einladungsverfahren erbost die Betriebe. "Ich habe den Eindruck, das ist Absicht." Prill bietet an, für die G13-Betriebe nun eine zusätzliche Veranstaltung im Oktober zu organisieren! BetriebsvertreterInnen haben z.T. das Problem, dass sie keinerlei Vorinformationen haben, vor vollendete Tatsachen gestellt werden (Die Stiftung kommt!) und gar nicht einschätzen können, was sie nun eigentlich noch sollen. Frage: "Kann man überhaupt noch etwas am Konzept ändern?" Zackige Antwort: "Ja!!" Mehrere Beispiele für herausragende Lernortkooperationen mit der G13 werden hervorgehoben und sehr konkret beschrieben: Floristen, Gärtner, Apothekerinnen (PTA-Prüfungen und Praktika). Man wolle keine Verschlechterungen riskieren, wo liegen die Vorteile der Umstrukturierung? Prills universelle Antwort auf viele Fragen (z.B.: großes Zentrum bilden, Branchengesichtspunkt, Loko intensivieren): 'Auf die G13 trifft es nicht zu, aber auf andere Schulen', und deshalb müsse man jetzt nach den Vorgaben handeln. (etwa 10x gebracht!) 6. Bewertung der TeilnehmerInnenAuf einer Tafel soll gepunktet werden, ob man die Strukturveränderungen befürworte oder ablehne. Mit 38:1 wird der Prozess abgelehnt (Lehrer: rote Punkte, Betriebe: grüne. Der Befürworterpunkt ist rot.) Veränderungsvorschläge und sonstige Bemerkungen auf Metaplankarten lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen: 'Den Senator entlassen', 'Für die Schüler wird es schlechter werden', 'Eine Reform ohne Beteiligung der Beschäftigten ist zum Scheitern verurteilt', u.a.m. Kommentar zur Durchführung des G13 - 'Workshops' und zur Privatisierung der Berufsschulen in Hamburg"Hier geschieht das Gegenteil von dem, was intendiert ist." Damit traf ein Teilnehmer der G13-Veranstaltung den Nagel auf den Kopf. Wenn man die derzeitige Größe, Vielfalt und -noch- bestehende Branchenorientierung der G13 kennt fällt es schwer, an Synergieeffekte und bessere Ausbildungsbedingungen für Floristen zu glauben, wenn die neue Schule noch größer, unübersichtlich und zergliedert ist. Je mehr Details Ex-Staatsrat Prill über die langjährige Zusammenarbeit und vielen Sonderregelungen zwischen der G13 und den kooperierenden Betrieben/Verbänden erfuhr, desto mehr ruderte er zurück. "Aber an anderen Schulen ist das nicht so." Wen an der G13 wird das überzeugen (selbst, wenn es wahr wäre)? Hier wird eine Strukturveränderung 'Reform' genannt, die das Wort nicht verdient. Der Weg zur Zwangsstiftung ist äußerst fragwürdig. Welche Organisationsentwicklung in größerem Stil geschieht heutzutage vollständig über den Kopf der Beschäftigten hinweg? Unfassbar! Es tauchte nicht einmal ein verantwortlicher Behördenvertreter an der G13 auf. Ist das in einem großen Betrieb vorstellbar? Niemand verlangt, dass eine Unternehmensberatungsfirma pädagogische Details der letzten 10 Jahre kennt; dieser Sachverstand ist aber in der Behördenspitze vorhanden. Festzuhalten ist: Putz&Partner lässt sich auf diese Rollenverteilung ein, und scheitert: Der Ex-Staatsrat Prill führte die G13-Veranstaltungen als Alleinunterhalter ohne Moderation und erkennbares Konzept durch, und war sichtlich überfordert. Es war vorherzusehen, dass die Lehrerschaft detailliert nachfragen wird. Und es war vorherzusehen, dass die Ausbilder das neue Stiftungsmodell z.T. gar nicht kennen. Man kann eben nicht alles in kurzen Zeitschienen erreichen. Nicht nachvollziehbar ist, warum sich Putz&Partner auf eine Organisationsentwicklung mit diesen Eckdaten einlässt. Sie muss scheitern, wenn denn die vorgegebenen Qualitätsverbesserungen im Unterricht das Ziel sind. Und so einem Unternehmen soll die Lehrerschaft folgen? Welche tiefgreifenden Veränderungen werden denn heute verantwortungsvoll ohne wissenschaftlichen Rat und fundierte Begleitung durchgeführt? Und das noch vollständig gegen eine Kollegenschaft, die sich bisher nachhaltig für Qualitätsverbesserungen in der beruflichen Bildung eingesetzt hat (aktuelle Stichworte: Lernfelder, Teams). Welcher Ohnmacht sollen sich Lehrende, die z.T. geübt sind im Umgang mit Moderationstechnik und Medieneinsatz, noch aussetzen, wenn offensichtlich überforderte Personen eine Struktur erzwingen, die fast niemand will? Die Ignoranz, mit der Senator Lange der breiten Ablehnung aller an Schule Beteiligten (Schüler, Eltern, Lehrer incl. Funktionsträger) begegnet, schafft Frust - nicht Engagement und Energie für einen neuen Aufbruch. Es ist leider davon auszugehen, dass die BBS diese Veranstaltungen sowieso nur als scheindemokratische Pflichtübung ansieht. Gute Schule wird nicht mit den Instrumenten veralteter Bundeswehrprinzipien gemacht (top-down-Entscheidungen am grünen Tisch, mehr Hierarchie-Ebenen, kritikloses Befehl-Gehorsam-System). Die Beschäftigten im Bereich Beruflicher Schulen verfügen in Hamburg über vielfältige Erfahrungen mit Strukturveränderungen. Seit 1996 gab es bereits mehrfach gravierende Kürzungen, Einschnitte und Reformen. Schulprogramm und Lernfeld-Konzept beispielsweise konnten, obwohl umstritten, im besten Fall zur Qualitätssteigerung beitragen und wurden aktiv umgesetzt. Aber davon redet heute niemand mehr. Ob eine Veränderung den Schülern dient oder einer anderen Interessengruppe (Behörde spart, Handelskammer sucht billige Arbeitskräfte) - das ist die entscheidende Frage für viele Lehrer, ob und wie sie sich engagieren. Lehrers Kunden sind die Schüler. Langes Kunde ist die Handelskammer, die eine aggressive, interessengeleitete Politik betreibt. Dieser Grundkonflikt ist auf die Schnelle nicht zu lösen. Die Handelskammer lässt durchblicken, dass weniger Berufsschulunterricht die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe erhöhen würde. Kurzfristig vielleicht, aber wem wäre langfristig damit gedient? Weniger Berufsschulunterricht für Azubis schadet keinem Lehrer, es verringert aber die Berufschancen der Schüler, von denen bekannt ist, dass nach nur zwei Jahren die Hälfte der Ausgebildeten nicht mehr im erlernten Beruf beschäftigt ist und sich dann in anderen Berufsfeldern bewähren muss. Dies müssen Viele mit den zusätzlich erworbenen Kompetenzen bewerkstelligen, und gerade nicht mit dem Spezialwissen des erlernten Berufes. Leider sind die von späterer Berufsausbildung Betroffenen (jetzige Kinder, Eltern) zurzeit nicht mobilisierbar und wissen nicht, welche Weichen zum Schlechteren gestellt werden. Die FOS 11/12 wurde bereits gestrichen. Und das Ausbildungsangebot in Hamburg wird zukünftig weiter schrumpfen: Berufsfachschul-Angebote werden verringert. Ob aber zukünftige Generationen gerne Bäcker oder Systemgastronom im dualen System werden möchten, wage ich zu bezweifeln. Diese frustrierende Situation sollte nicht dazu führen, dass die in der Beruflichen Bildung Engagierten klein beigeben und nicht immer wieder auf alle Folgen und Mängel hinweisen. Zum Abschluss zwei Binsenweisheiten: Wer aufgibt, hat bereits verloren. Und: Steter Tropfen höhlt den Stein. Rainer Kuhfeld (G13) mailto:r.kuhfeld.hh@cityweb.de |