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Durchschaubarer Schachzug der Bildungsbehörde

Pädagoge gegen Macher ausgewechselt

"Mit der Verabschiedung von Staatsrat Schmitz wechselt die Behörde von der pädagogischen Linie zur ökonomischen", kommentiert Sigrid Strauß, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg, die Entscheidung der Bildungsbehörde, den Posten des Staatsrates neu zu besetzen.

"Michael Voges soll nun mit der ihm zugeschriebenen Durchsetzungskraft die Veränderungen an Hamburgs Schulen nach innen Händeln, damit es nach außen hin ruhig bleibt", vermutet Strauß: "Der Wechsel kommt zu einem offenbar bewusst gewähltem Zeitpunkt." Denn in der kommenden Woche wird die Veränderung des Schulgesetzes der Hamburger Deputation vorgelegt. Sie soll die Voraussetzung dafür schaffen, dass Hamburgs Schulen von pädagogischen Einrichtungen in Betriebe umgewandelt werden. Schon jetzt ist das Projekt innerhalb der Behörde umstritten. Dass diese gravierenden Veränderungen ohne mit den Betroffenen zu beraten, in Windeseile durchgeführt werden sollen, stößt bei der GEW auf heftigste Kritik.

Die Schulpolitik Ole von Beusts und seiner Senatorin Dinges-Dierig ist von starken Kürzungen geprägt: Zu volle Klassen, Gebührenerhebungen bei den Eltern und Mehrarbeit bei den Pädagoginnen und Pädagogen Hamburgs haben unheilvolle Spuren hinterlassen. "Damit diese Einschnitte nicht wie beim Büchergeld im Chaos enden, setzt die Behörde nun auf den Macher Voges", vermutet die stellvertretende GEW-Vorsitzende.

"Ruhe im Karton wird aber nicht eintreten", prophezeit Sigrid Strauß schon heute. "Die GEW wird sich weiterhin mit ihren Bündnispartnern für Schule, den Eltern und SchülerInnen für Chancengleichheit und optimale Lernbedingungen an Hamburgs Schulen stark machen. Und wir werden es auch nicht zulassen, dass die Senatorin Hamburgs Gesamtschulen, die allen Kindern eine Chance für höherwertige Abschlüsse bieten, zum Abschuss freigibt."

GEW Hamburg vom 08.12.05

Vorweihnachtliche Gabe des Senats für Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien

Viele Schülerinnen und Schüler, die bisher aufgrund nachgewiesener wirtschaftlicher Bedürftigkeit ihre Schülerabonnementfahrkarte von der Schulbehörde erhielten, werden in diesen Tagen die Nachricht erhalten, dass sie ab Januar 2006 die Fahrtkosten zu ihren Schulen selbst zu zahlen haben. Betroffen davon sind u. a. Kinder, deren Eltern ALGII beziehen. Mit der ersatzlosen Streichung dieser Schülerabonnementfahrkarten werden den Betroffenen je nach Entfernung von der Schule mehr als € 300,-- pro Jahr aufgebürdet. Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden Schulen, vor allem an Hauptschulen, Gesamtschulen und Förderschulen, aber auch Jugendliche in den zahlreichen Berufsvorbereitungsklassen sind von der Streichung massiv betroffen. Ausgenommen bleiben lediglich behinderte Schülerinnen und Schüler an Sonderschulen und in Integrationsklassen. Zu dieser Ausnahme vom völligen Kahlschlag hat sich der Senat in einer Klausurtagung im Juni entschlossen, die den zynischen und haarsträubenden Titel "Klausurtagung zur Stärkung der Familien" trug.

"Der Umgang des Senats mit den sozial Schwächsten in unserer Stadt ist skandalös-." sagte Klaus Bullan, der Vorsitzende der Hamburger GEW. "Die Streichung der Schülerabonnementkarten passt aber ins Bild: Einführung von Gebühren von der Vorschule bis zur Universität, Kürzungen in nahezu allen Bildungs- und Sozialbereichen und darauf das Etikett "familienfreundliche Politik". Dieser Zynismus ist unerträglich."

46.753 Kinder unter 15 Jahren erhalten in Hamburg Sozialgeld. Die jüngsten PISA-Ergebnisse haben gezeigt, dass Armut und Bildungsarmut Hand in Hand gehen, gerade auch in Hamburg. Sozial schwache Kinder werden in der Folge der Behördenmaßnahme nicht regelmäßig zum Unterricht kommen, weil sie sich schlicht die Fahrkarte nicht leisten können, oder sie werden zu Gesetzesverstößen (Schwarzfahren) getrieben, um in die Schule zu kommen. Der Senat zeigt mit diesem Beschluss, dass er nicht vorhat, Bildungsbenachteiligung und soziale Ausgrenzung zu verringern.

"Nach Auskunft bei der ARGE, sieht das SGB II (ALG II) keine Übernahme von Kosten für Schülerabonnementfahrkarten vor. D.h. Menschen in Armut haben keine Chance an Zuschüsse aus anderen Quellen zu kommen. "Wie zynisch muss ein Senat sein, der die Vernachlässigung von Kindern zur Priorität macht und dann die Familien und Kinder alleine lässt", so Sieglinde Friess, ver.di-Fachbereichsleiterin.

GEW Hamburg vom 02.12.05

GEW: "Mit Volldampf auf schulische Berufsausbildung setzen!"

Wege in den Beruf statt Ausbildungskatastrophe: Junge Menschen brauchen Perspektiven

Berlin – "Wir müssen mit Volldampf auf Stärkung und Ausbau schulischer Berufsbildungsgänge setzen", sagte Stephanie Odenwald, für berufliche Bildung verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Montag während einer Pressekonferenz in Berlin. "Entgegen ihrer gebetsmühlenhaft wiederholten Versprechen bietet die Wirtschaft Jahr für Jahr weniger betriebliche Ausbildungsplätze an. Der betrieblichen Ausbildung gleichwertige schulische Angebote sollen das duale System so schnell wie möglich ergänzen. Junge Menschen brauchen berufliche Perspektiven –keine Warteschleifen und Ein-Euro-Jobs".

Odenwald machte deutlich, dass viel mehr junge Menschen keinen betrieblichen Ausbildungsplatz bekommen als öffentlich wahrgenommen. "Die gut 150.000 Jugendlichen, die 2005 leer ausgegangen sind, bilden nur die Spitze des Eisbergs. Über 1,5 Millionen junge Menschen haben in Deutschland keinen Ausbildungsplatz", betonte die GEW-Sprecherin. Sie erläuterte, dass Jugendliche, die in der Arbeitslosen- und Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) verschwänden und in berufliche Schulen auswichen, mitgerechnet werden müssen. "Nur so bekommen wir einen realistischen Blick auf das wahre Ausmaß der Ausbildungskatastrophe", sagte Odenwald. Verlierer des Verdrängungswettbewerbes um die immer rarer werdenden Ausbildungsplätze seien vor allem junge Menschen aus Einwandererfamilien sowie mit Hauptschul- oder ohne Schulabschluss.

Der Staat müsse in die Bresche springen, um jungen Menschen eine berufliche Zukunft zu eröffnen. Die Gewerkschafterin begründete damit den Vorstoß der GEW für den Ausbau schulischer Berufsbildungsgänge. Sie erläuterte, dass das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) die gleichwertige Anerkennung und Zertifizierung schulischer und betrieblicher Ausbildungsgänge ermögliche. Der gesetzliche Rahmen müsse im Interesse der jungen Menschen ausgeschöpft werden.

"Der Modellversuch in Berlin zeigt, dass Erfolge möglich sind", unterstrich sie. In der Hauptstadt haben in diesem Modell über 2.000 Jugendliche an verschiedenen beruflichen Schulen eine Vollzeitausbildung aufgenommen, die mit einer Kammerprüfung abschließt. Sie kritisierte, dass die anderen Bundesländer kaum Gebrauch von den gesetzlichen Möglichkeiten machten. Lediglich in Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gebe es Aktivitäten. Sie führte dies auch auf das Verhalten der Kammern zurück. Diese versuchten offenbar massiv, den Ausbau schulischer Angebote zu verhindern. "Wir fordern die Kammern auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben und die Politik bei ihrem Bemühen, qualifizierte Angebote zu machen, zu unterstützen", sagte Odenwald.

Sie warb dafür, dass in der gesellschaftlichen Diskussion außerbetriebliche und vollzeitschulische Ausbildungsangebote endlich aufgewertet und vom "Stigma der Notmaßnahme" befreit würden: "Wir brauchen einen Dreiklang, um die riesige Lehrstellenlücke zu schließen: Mehr betriebliche Ausbildungsplätze, mehr Ausbildungsverbünde, zu denen sich mehrere kleine Unternehmen zusammenschließen, und mehr schulische Berufsbildungsgänge!"

Info: Die Zahl von gut 1,5 Millionen jungen Menschen ohne betriebliche Ausbildung in 2005 errechnet sich wie folgt:

  • 627.000 Schülerinnen und Schüler befinden sich im Ausbildungsjahr 2003/2004 in vollzeitschulischen beruflichen Bildungsgängen. Diese sind bisher zum größten Teil weder als anerkannte Ausbildungsberufe konzipiert, noch werden sie auf eine folgende Ausbildungszeit angerechnet. Die Daten für 2004/2005 sind uns nicht zugänglich gewesen. Legt man jedoch die Entwicklung der vergangenen Jahre zugrunde, sind die Zahlen eher noch gestiegen.
     

  • Von den arbeitslos gemeldeten Unter-25-Jährigen haben 46,5 Prozent keine Ausbildung: Demnach brauchen knapp 300.000 junge Menschen einen Ausbildungsplatz.
     

  • In der Gruppe der von der BA nach Sozialgesetzbuch geförderten jungen Menschen befinden sich knapp 400.000 in ausbildungsfördernden Maßnahmen im engeren Sinne, zu denen auch die Berufsausbildung für Benachteiligte und Behinderte gehört. Die übrigen werden in diversen Eingliederungsmaßnahmen "gefördert" (zum Beispiel Ein-Euro-Jobs).
     

  • Addiert man diese Zahlen, brauchen über 1,3 Millionen junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung. Für die 740.000 Neubewerber 2005 standen nur 470.000 betriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung. Rechnet man die Altbewerber aus dieser Zahl heraus, bleibt eine Lehrstellenlücke von über 1,5 Millionen Plätzen.

Fünf-Punkte-Programm zur Förderung junger Menschen 2,6 MB

GEW Hauptvorstand vom 21.11.05

120.985 Hamburger BürgerInnen wenden sich gegen eine Privatisierung der Beruflichen Schulen

Das Volksbegehren gegen die Privatisierung der Beruflichen Schulen "Bildung ist keine Ware" hat mit einem großartigen Ergebnis abgeschlossen: 120.985 Unterschriften von wahlberechtigten Hamburger Bürgerinnen und Bürgern. Im Rathaus wurden die Unterschriften für die beiden Volksbegehren "Bildung ist keine Ware" und "Unser Wasser Hamburg" von Staatsrat Stefan Schulz in Empfang genommen und bestätigt. Das beeindruckende Gesamtergebnis von beiden Volksbegehren liegt bei ca. 260.000 Unterschriften. Hinter dieser Zahl steht das Engagement vieler Menschen, den Ausverkauf der öffentlichen Güter wie Bildung und Wasser nicht zuzulassen. In vielen Tausenden von Gesprächen wurde der Unmut der BürgerInnen deutlich, dass sich der Senat über den Volksentscheid "Gesundheit ist keine Ware" hinwegsetzt und den Ausverkauf des Landesbetriebs Krankenhäuser betreibt. Damit wird die Volksgesetzgebung ad absurdum geführt und die demokratischen Spielregeln missachtet.

Wir erwarten, dass der Senat die demokratischen Spielregeln respektiert und die Volksgesetzgebung ernst nimmt. Die Bürgerschaft und der Senat sind aufgefordert " von der Übertragung der staatlichen Berufsschulen in Hamburg auf eine Stiftung oder einen anderen Träger abzusehen." (Text des Volksbegehrens) Nach unserem erfolgreichen Volksbegehren ist es an der Zeit, von einer Rechtsformänderung abzusehen und sich endlich der Qualitätsverbesserung der beruflichen Bildung zuzuwenden.

Volksinitiative "Bildung ist keine Ware"  vom 07.09.04

Volksinitiative "Bildung ist keine Ware" erfolgreich - Erste Hürde zum Volksentscheid genommen- Donnerstag öffentliche Übergabe der 23.069 Unterschriften im Rathaus

Am Donnerstag, den 20.11.03 um 15.00 Uhr werden die Unterschriften der Volksinitiative öffentlich im Rathaus übergeben.

Um 14.00 Uhr wird ein Zug mit 10 geschmückten Einkaufswagen - Symbol der Volksinitiative - vom Curiohaus zum Rathaus gehen.

Am Freitag, den 21.11.03, ab 17.00 Uhr wird das Bündnis den Erfolg im Movimento (Besenbinderhof) feiern. Auch hierzu sind sie herzlich eingeladen.

Das Bündnis für Berufsbildung - Eltern, Schüler, Lehrer, Erziehungswissenschaftler - hat erfolgreich die 1. Hürde zum Volksentscheid gegen die Privatisierung der Beruflichen Schulen genommen. 23.069 Hamburger haben das Anliegen der Initiative unterschrieben und sich dafür ausgesprochen, die Beruflichen Schulen in staatlichen Händen zu lassen.

Der Senat plant zur Zeit eine wirtschaftsnahe Stiftung zu errichten.

Dazu erklärt Dr. Stephanie Odenwald Vorsitzende der Hamburger GEW und eine der drei SprecherInnen der Volksinitiative: "Die große Mehrheit der Beteiligten hat sich auf 50 Workshops klar gegen diese Umstrukturierungen ausgesprochen, nicht nur die BerufsschullehrerInnen und ihre Schulleitungen, auch die Ausbilder in den Betrieben."

Auch Holger Gisch von der Elternkammer Hamburg stellt fest: "Wir brauchen eine gute Berufsausbildung für alle Jugendlichen. Auch die schulischen Ausbildungen müssen bei dem akuten Ausbildungsplatzmangel erhalten und ausgebaut werden. Wenn die Handelskammer das Sagen hat, müssen wir mit Streichungen von Bildungsgängen rechnen."

Annett Demmin von der DGB-Jugend fordert: "Herr Senator Lange, stoppen Sie den Irrsinn und machen Sie eine Reform mit den Beteiligten!"

GEW Hamburg vom 17.11.03

Im Schweinsgalopp - Nach Workshop-Marathon steht Herr Lange vor einem Scherbenhaufen

Rainer Elling, Personalrat Berufsbildende Schulen Hamburg

Im September fanden an allen Beruflichen Schulen 50 Workshops statt. Diese sind inzwischen von Putz und Partner, der Unternehmensberatung der BBS, ausgewertet worden. Während diese Auswertung ein ziemlich realistisches Bild des breiten Protestes von LehrerInnen und Ausbildern gegen die Privatisierung wiedergibt, lügt die Handelskammer ungeniert ihr Wunschergebnis zusammen: fast alle Ausbilder wären für die Umstrukturierungen gewesen.

Der Widerstand aber an den Schulen hatte derartige Ausmaße, dass, in der Öffentlichkeit darüber spekuliert wurde. ob die Privatisierungsabsichten gestoppt werden müssten.

Am 30. Oktober haben jetzt der Bürgermeister, Senator Lange, Handels- und Handwerkskammer darüber beraten, wie das Projekt und Lange noch zu retten sei. Augen zu - und durch, das soll die Lösung sein. Die Stiftung wird trotz allem errichtet, die Zahl der Zentren von 16 auf 19 leicht erhöht. Nur, man spricht nicht mehr über Zentren, dieser Begriff wäre negativ besetzt, so Lange auf der Pressekonferenz. Die Mehrheit der Wirtschaft in den Lenkungsausschüssen der Zentren (ersetzen die Schulkonferenzen) ist zurückgenommen worden und auf eine Parität mit den LehrerInnen reduziert worden.

So hoffen die Planenden, dem Widerstand der Kollegien begegnen zu können. Das wesentliche Ziel von BBS und Handelskammer - die Privatisierung der Beruflichen Schulen in Hamburg als Vorbild für ganz Deutschland - und die Umwandlung von Schulen in Unternehmen, die sich Marktbedingungen unterwerfen, bleibt. Und damit auch jeder Grund, weiterhin Widerstand zu leisten.

Im Einzelnen

Der Personalrat hat auf der Basis schriftlicher Rückmeldungen von 75 % der Schulen eine Auswertung der Workshops vorgenommen. Diese Auswertung lässt sich in vier Punkten zusammenfassen.

  1. Die Terminierung der Workshops war so eng, dass die Veranstalterselbstüberfordert waren. Das äußerte sich u.a. darin, dass die Schulaufsichtsbeamten z.T. an ihren eigenen Schulen nicht anwesend sein konnten (z.B. G 13). Eine vollständige Auswertung vor der geplanten Deputationssitzung am 29. September war nicht möglich und offensichtlich auch nicht geplant. Deswegen wurde das Thema von der besagten Depu-Sitzung wieder gestrichen,

  2. Bereits die Einladungspraxis war in vielerlei Hinsicht zu bemängeln. So sind die Betriebe - wenn überhaupt - viel zu spät eingeladen worden. Die Kammern haben es versäumt, ihre Betriebe im Vorwege oder spätestens mit der Einladung über die geplante Privatisierung der beruflichen Schulen zu informieren. Eltern und Schüler wurden überhaupt nicht eingeladen - trotzdem erschienene Schüler wurden als unerwünscht hinaus komplimentiert. (zu. B. FSP I, W 5) Nur von der G 19 ist uns bekannt, dass sich dort Schüler die Teilnahme erzwungen haben. Selbst der Sachverstand von Vertretern der Universität Hamburg - Fachbereich Berufspädagogik - war bei diesen Workshops nicht erwünscht Sie verfassten zwar vor den Workshops eine kritische Stellungnahme, wurden aber von Herrn Doose per E-Mail ausgeladen!

  3. Der von den Veranstaltern geplante Ablauf der Workshops wurde an keiner Schule eingehalten. Das war auch kein Wunder, denn: 
    a) die von den Kammern schlecht informierten Ausbilder sollten mit einer Augenbinde durch den Privatisierungsdschungel geführt werden, um danach ihre Zustimmung abzugeben und
     b) die durch Personalrat-Infos und Personalversammlungen gut informierten KollegInnen haben an den Köder "Diskussion am Zuschnitt der - Berufsbildungszentren" nicht angebissen und wollten stattdessen die politische Dimension dieser Reform diskutieren.
    c) "Die Stiftung und die Berufsbildungszentren sind eine politische Setzung." Mit dieser Standardaussage blieben die Veranstalter die Antwort auf viele Teilnehmerfragen schuldig.

  4. Das Ergebnis dieser Veranstaltungen überrascht deshalb auch wenig: Die LehrerInnen stimmten nahezu einstimmig gegen die Pläne der BBS. Aus den Rückmeldungen an den Personalrat geht hervor, dass von circa 500 TeilnehmerInnen aus den Betrieben sich nahezu 2/3 gegen die Pläne der BBS ausgesprochen haben. Nur 17 % haben die Pläne begrüßt.
    An einigen Schulen wurden diese Workshops von vielen KollegInnen (z.B. H 18, G 2, FSP II) boykottiert. Auch Kammervertreter aus Rechtsanwalts-, Notariats- und Ärztekammer sind nicht erschienen, Man kann davon ausgehen, dass auch diese Personen die Pläne der Behörde ablehnen. Die taz stellt am 06.10.03 fest "Bildung geht nicht stiften" und berichtet: "Angesichts des heftigen Widerstands von Betrieben, Kammern und Lehrern will Bildungssenator Rudolf Lange offenbar aus der Berufsschul-Stiftung aussteigen."Langes Pressesprecher: "Bis Ende des Monats (Oktober) haben wir eine Auswertung. Wenn alles ganz schrecklich ist, muss man gucken." (taz vom 06.10.03)
    Das Hamburger Abendblatt fragt einen Tag später "Berufsschulen: Will die Wirtschaft Langes Reform nicht?" Am gleichen Tag fragt Die Welt zur "Stiftung für Berufsschulen: Platzt das Modellprojekt?" Alle drei Zeitungen beziehen sich dabei auf die Ergebnisse der Workshops.
    Allerdings sei hier nicht verschwiegen, dass der Arbeitskreis Bildung der Hamburger Wirtschaft in der Hamburger Morgenpost am 11. 10. eine ganz andere Interpretation der Workshop-Ergebnisse veröffentlicht. Es bleibt eigentlich ein Rätsel, wie er aus den Workshops eine Zustimmung der Betriebe ablesen konnte. Oder ist der Arbeitskreis Opfer seiner eigenen Interessenblindheit geworden?

Hamburger Lehrerzeitung vom 13.11.03

Stellungnahme der Ärztekammer zu den Workshops gegenüber dem Leiter der zuständigen Berufsschule

Sehr geehrter Herr Arndt, vor einigen Tagen wurde ich noch einmal gebeten S zu prüfen, ob es mir nicht doch möglich ist, als Vertreter der Ärztekammer Hamburg an dem geplanten Workshop teilzunehmen. Wegen eines Sitzungsmarathons im gesamten Monat September, der mir täglich (!) mehrere Sitzungstermine beschert, ist es mir beim besten Willen nicht möglich am Mittwoch zu Ihnen zu kommen.

Sie wissen, dass die Ärztekammer keinerlei Veränderungen an Organisation und Struktur der Staatlichen Schule für Gesundheitspflege wünscht. Die Zusammenarbeit zwischen Ihrer Schule und der Ärztekammer ist auf allen Ebenen einfach optimal und somit nicht verbesserungsmöglich. Dies liegt nicht zuletzt an dem vorbildlichen Engagement der Lehrer, die mit uns in den Gremien (Berufsbildungsausschuss und Prüfungsausschuss) sowie in der kontinuierlichen Kooperation zwischen Schule und Abteilung für Arzthelferinnenausbildung hervorragend zusammenarbeiten.

Vor diesem Hintergrund sind für mich die Ausführungen im Papier des Arbeitskreises "Bildung der Hamburger Wirtschaft" vom September 2003 völlig unverständlich. Schlagworte wie ständige Anpassungs- und Innovationsdruck, neue Organisationsstrukturen, optimaler Rahmen des Lernens, lernende Organisationen, Autonomie für Berufsschulen oder Kundenorientierung, hohe Flexibilität und überfachliche Handlungskompetenz beinhalten Ziele und Werte, die von der Staatlichen Schule für Gesundheitspflege längst erreicht sind. Eine Reform nach den Vorstellungen des Arbeitskreises Bildung de Hamburger Wirtschaft erübrigt sich damit von vornherein.

Der Reformansatz des Arbeitskreises ist außerdem deshalb kritisch zu hinterfragen, weil nicht erkennbar ist, wie durch die geforderten Änderungen in Organisation und Struktur der Berufsschulen die gesetzten Ziele erreicht werden sollen.

Im Übrigen gilt, wer die duale Berufsausbildung heute verbessern will, sollte bei sich selbst anfangen. Nach meiner langjährigen Erfahrung als Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer habe ich keinen Zweifel, dass Defizite in der dualen Ausbildung am ehesten im betrieblichen Bereich zu suchen sind. Jedenfalls sind die Berufsschulen mit ihrer Struktur und Organisationsform nicht das Problem in der Qualität der dualen Ausbildung.

Das Problem sind vielmehr die Schulabgänger, die heute - viel schlechter ausgebildet - die allgemeinbildenden Schulen vorlassen, um eine Berufsausbildung zu beginnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und in Ietzter Zeit vor dem Hintergrund der PISA-Studie ausgiebig diskutiert. Es handelt sich hier weniger um eine Misere unseres Bildungssystems, sondern um ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, für die wir alle verantwortlich sind. Mit Veränderungen ist hier anzusetzen, wenn man wirklich Verbesserungen erreichen will.

Soweit also mein Diskussionsbeitrag, den Sie gern den Teilnehmern des Workshops als Tischvorlage oder durch Verlesen zur Kenntnis gegen mögen.

Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. Damm, Geschäftsführender Arzt

Hamburger Lehrerzeitung vom 13.11.03

Berufliche Schulen werden reformiert - Mehr Eigenständigkeit, mehr Ausbildungsqualität, mehr Verantwortung der Wirtschaft, mehr Ausbildungsplätze

Nach Auswertung der Workshops und Gesprächen mit den Spitzenvertretern der Wirtschaft beim Erster Bürgermeister Ole von Beust besteht Einigkeit:

Die Stiftung Berufliche Schulen Hamburg soll zum Schuljahresbeginn 2004/05 gegründet werden. Die Anregungen und Vorschläge aus den 50 Veranstaltungen mit ca. 700 Vertretern von Ausbildungsbetrieben und ca. 1600 Lehrern und Schulleitern im September und Oktober dieses Jahres wurden in das Modell aufgenommen.

  1. Wirtschaft und Schulen sind zukünftig echte Kooperationspartner.

  2. Die Standorte der Schulen und damit deren Identität bleiben erhalten.

  3. Die Schulleitungen bleiben vor Ort verantwortlich.

  4. Die Ausbildungsbetriebe haben auch weiterhin ihre direkten Ansprechpartner, die Lehrerinnen und Lehrer kooperieren eigenverantwortlich mit den Ausbildungsbetrieben ihrer Schüler.

  5. Der Aufbau der zukünftig eigenverantwortlich arbeitenden, branchenorientierten, standortübergreifenden und neu strukturierten beruflichen Schulen erfolgt innerhalb der Stiftung Schritt für Schritt.

  6. Die Verantwortung des Staates gemäß Grundgesetz bleibt unberührt.

  7. Die Reformschritte werden innerhalb von 5 Jahren evaluiert.

Mit dieser Reform

  • werden Betriebe stärker in die Verantwortung für die schulische Ausbildung genommen

  • werden die Bildungspläne der Schulen schneller an Berufswirklichkeit und die betrieblichen Bedürfnisse angepasst

  • werden mehr Betriebe für Ausbildung gewonnen

  • wird die Eigenständigkeit der Schulen durch größere Selbstverantwortung vor Ort gestärkt, Ministerialbürokratie abgebaut und Voraussetzungen für eine eigene Qualitätsntwicklung der Schulen auf der Grundlage verbindlicher Standards geschaffen.

Erster Bürgermeister Ole von Beust: "Ich freue mich, dass die intensive Diskussion zwischen Betrieben und Schulen zu diesem guten Ergebnis geführt hat. Der prozesshafte Übergang ermöglicht ein organisches Zusammenwachsen der neu strukturierten Schulen und knüpft dabei an die gute Zusammenarbeit an. Mit dieser Reform haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Hamburger Wirtschaft zusätzliche Ausbildungsplätze schafft."

Bildungssenator Rudolf Lange: "Durch zukunftsfähig ausgebildete Mitarbeiter wird der Wirtschaftsstandort Hamburg weiter gestärkt. Hamburg greift mit diesem Reformschritt viele aktuelle Empfehlungen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung auf und ist damit Vorreiter für die Reformen der Beruflichen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland."

In den nächsten Wochen werden die Deputation der Bildungsbehörde und der Senat mit den Plänen befasst. Nach entsprechender Beschlussfassung erfolgt die Befassung der Bürger-schaft im ersten Halbjahr 2004

Senat vom 30.10.03

Stiftung für Berufsschulen: Platzt das Modellprojekt?

Die Handelskammer hat Bildungssenator Rudolf Lange aufgefordert, an der geplanten Berufsschul-Stiftung festzuhalten. Aus Sicht der Wirtschaft ist das Stiftungsmodell maßgeblich, weil insbesondere der Einfluss der kleineren und mittleren Unternehmen bei der Berufsausbildung gestärkt werde, sagte der Geschäftsführer der Kammer, Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, am Montag. In Hamburg gebe es rund 9000 ausbildungsfähige Unternehmen. Allerdings würden derzeit nur rund 4200 ausbilden, sagte Schmidt-Trenz. Diese Zahl könnte durch die Berufsschul-Stiftung steigen.

Hintergrund der Forderung von Schmidt-Trenz sind Berichte, nach denen die Bildungsbehörde bereit ist, sich von der geplanten Stiftung Berufliche Schulen zu verabschieden. Bislang sollten die 48 Hamburger Berufsschulen in diese Stiftung überführt und der Einfluss der Wirtschaft gestärkt werden. Bei Diskussionsveranstaltungen mit den Betroffenen habe es jedoch viele kritische Anmerkungen gegeben, hieß es. Schmidt-Trenz verwies darauf, dass die Anregungen berücksichtigt würden.

Nach den Worten von Alexander Luckow, Sprecher der Bildungsbehörde, gibt es in seinem Haus bislang keine Absicht, sich von der Stiftungsidee zu verabschieden. Die SPD-Bildungsexpertin Britta Ernst sprach von einem "unglaublich großen Schaden", den Senator Rudolf Lange angerichtet habe. Durch die Diskussion ist "viel Porzellan zerschlagen worden".

Die Welt vom 07.10.03

Stimmungsbericht vom sog. 'workshop' der BBS an der G13

08.09.03, 17.00 - 20.15 Uhr

1.  Zur Gewerbeschule13

Die G13 (Chemie, Pharmazie, Agrarwirtschaft) beherbergt viele Berufsgruppen (Florist, Gärtner, Chemielaborant, Biologielaborant, Drogist, PKA, BTA, CTA, PTA) und andere Ausbildungsgänge (BIM, FOS, Fachschule, BVS). Wegen des bereits bestehenden Berufsschulzentrums soll sie mit den Nachbarschulen G19 + G20 zusammengelegt werden ("Regionaler Aspekt"). Es kommen dann alle Bauberufe hinzu.

G13 jetzt 80 Unterrichtende, 20 weitere Beschäftigte, 1800 SchülerInnen, 526 Ausbildungsbetriebe, Labore und Gewächshäuser - sehr spezialisiert.

Die G13-KollegInnen hatten im Vorwege entschieden, an AG's nicht teilzunehmen, aber eine Info- und Diskussionsveranstaltung mitzumachen und dort situativ zu agieren.

2.  Zur Organisation der Veranstaltung

Als Veranstalter treten nur Putz & Partner (Prill) und ein Vertreter der Handelskammer (Schierbecker) auf; von der Schulaufsicht ist niemand anwesend!! Es gibt keine strukturierende Moderation. Der G13 - SL Schlüter begrüßt die Anwesenden und stellt die beiden Verantwortlichen namentlich vor, ansonsten sei er nur Hausherr.

Anwesend sind anfangs ca. 90 Personen (mehrheitlich Lehrer). Erst später - auf Nachfrage - wird klar, dass viele der anwesenden Betriebs- und Verbandsvertreter Loko-Partner ( Lernortkooperation) sind, die auf Initiative einzelner Schulvertreter kamen. Wo die 4200 Einladungen der Handelskammer gebliebenen sind, ist nicht klar; kaum jemand hat die angeblich 3 - 6 Tage zuvor verschickten Einladungen erhalten. Die Chemiebranche z.B. fehlt fast ganz. Gar nicht erst eingeladen waren Eltern-, Schüler-, Schulkonferenz- und Gewerkschaftsvertreter.

Während der Veranstaltung zeigt sich, dass viele Betriebsvertreter ohne Vorwissen gekommen sind; andere Teilnehmer stellen gleich differenzierte Fragen. Dies ist unbefriedigend für alle Beteiligten.

3.  Prill - Stil - Ablauf

Ich habe Herrn Prill (Ex-Staatsrat, jetzt verantwortlich bei Putz&Partner für den Privatisierungsprozess) bisher als kompetenten, souverän agierenden, stresserprobten Menschen erlebt. Am 08.09.03 hatte ich einen komplett anderen Eindruck.

Er möchte einen viertelstündigen Vortrag halten und fängt gleich an. Anfängliche Fragen nach Protokoll (war eigentlich nicht geplant, aber wenn's gewünscht wird ...) und Auswertung beantwortet er noch ruhig.

Verständnisfragen nimmt er entgegen und beantwortet sie, fühlt sich aber aus dem Konzept gebracht ("lassen Sie mich jetzt bitte weiter vortragen"). Prill reagiert zunehmend nervös und gereizt, redet selbst viel und lange. Nach 1½ Std. und einigen Folien ist der Vortrag immer noch nicht beendet. Dann wird es selbst einigen Betriebsvertretern zu bunt. Erste Teilnehmer verlassen den Raum. Auch Lehrer müssen zu Prüfungsausschuss-Versammlungen etc.

SL Schlüter wird gebeten, eine Redeliste zu führen (leichte Verbesserung im Ablauf). Dafür sorgen Prills Antworten für immer mehr Unmut.

Von sich aus lässt Prill die Vorgaben der Behörde nicht diskutieren: Stiftungsgründung, Bildung von 15 - 20 branchenorientierten Zentren bis August 2004. Die hätte er eben umzusetzen.

Der Informationsprozess sei angeblich "bisher immer offen gewesen" (ja?). Die Frage nach einer fehlenden grundlegenden Analyse der Ist-Situation beantwortet er mit "Haben wir gemacht"; jeder könne die Papiere lesen. Dass nicht eine einseitige "Schwachstellenanalyse" aus der Feder der HK gemeint war, sondern eine grundlegende Bestandsaufnahme, an der auch die Betroffenen beteiligt sind, wird ignoriert. Eine spätere Nachfrage nach dem Rechtsgutachten der Behörde ergibt, dass dieses weiter unter Verschluss steht und nicht veröffentlicht werden soll. Soviel zum offenen Prozess.

4.  Inhaltliches

  •  Prill geht sofort auf das Stiftungskonzept ein. Einzelheiten zum Kuratorium, Lenkungsausschuss und Geschäftsführung werden erläutert. Den Wirtschaftsvertretern wird klar, dass in diesem dann noch größeren Gebilde bei über 40 Schulformen viel weniger direkter Einfluss möglich ist als vorher.

  • Frage: Was kann eine Stiftung, was mit herkömmlichen Mitteln nicht zu reformieren ist? Prills Antwort: "Eigenständigkeit kriegt man nur so hin." (Man wundert sich.)

  • Frage: Warum wählte man nicht eine Körperschaft öffentlichen Rechts als neuen Träger? Antwort: Weil diese nicht dauerhaft ist.

  • Frage: Warum müssen die Zentren unbedingt so groß werden?
    Antwort: Weil dies Handlungsspielraum schafft. Nur so sei verlässliche Personalentwicklung möglich. - Betriebe und Lehrer bestreiten dies und weisen auf die inzwischen gemachten schlechten Erfahrungen im Ausland hin; z.T. werden Beispiele erwähnt, die veraltet sind (Schweiz).

  • Der Befürchtung, dass lange Wege zwischen den Schulstandorten entstehen, begegnet Prill mit: "Lange Wege wären schlecht, das muss aber später nicht so sein."

  • Beamte würden wie vorher gestellt sein. Neueinstellungen - alles sei möglich wie bisher, aber natürlich auch veränderbar. - Befürchtung der G13: Mehr Lehraufträge und nicht ausgebildete Lehrkräfte unterrichten, weil dies Kosten senkt.

  • Alle Schulformen, die im Schulgesetz aufgeführt sind, müssen von den Stiftungszentren beschult werden, und die jetzige Novellierung des gerade neu verabschiedeten Schulgesetzes (notwendig wegen der Privatisierung der BS, Stiftungsgründung) sieht keine weitere Herausnahme von Schulformen vor. Intensive Nachfragen ergeben: "Was ein Senat in 5 Jahren macht, weiß ich natürlich nicht."

  • Loko soll jetzt 'systematisiert' werden; darunter versteht Prill, dass Lehrer systematisch Praktika in Betrieben absolvieren, und Ausbilder in der BS unterrichten.

  • Ein für die G13 wesentlicher Punkt ist die Tatsache, dass die Schule 1978 nach Branchengesichtspunkten konzipiert war und mit der Hereinnahme der Bauberufe niemand sinnvolle Synergieeffekte sieht. Lediglich die unkommentierte Vorgabe, es seien eben große Einheiten zu bilden, führt zu der Zusammenlegung der 3 völlig unterschiedlichen Nachbarschulen. Dieser Aspekt wird nicht einmal schöngeredet. ("Das ist schwierig zu begründen.")

  • Verbesserungen des Lehrstellenangebotes sind nicht konkret als Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Handelskammer vorgesehen. Der Handelskammervertreter formuliert indirekt: 'Einige Betriebe würden es lieber sehen, wenn sich der Unterricht von 12 auf 8 Std. reduzieren würde.' Das überrascht niemanden, zeigt aber wohl die zukünftige Richtung an.

  • Mitbestimmung: Die Rechte von Eltern/Lehrern/Schülern verringern sich drastisch. Bisher saßen in drei Schulkonferenzen je vier Vertreter, jetzt ist es nur noch einer. Dies schien kein Schwerpunktthema von Herrn Prill zu sein.

  • Die Leitungsstrukturen ändern sich nach dem Stiftungsmodell gravierend; in dem neuen Riesenzentrum wäre weniger pädagogischer Sachverstand vertreten. Zudem werden neue Hierarchieebenen eingezogen (Abteilungsleiter als Personalführer für 20 KollegInnen auch kein Schwerpunktthema von Herrn Prill).

  • Schulinspektion, Qualitätsmanagement, Tarifgesichtspunkte, weiterhin staatlicher Einfluss, ... Vieles wird noch vorgetragen.

5.  Betriebe, Verbände

Die anwesenden Loko-Partner melden sich bzw. kommen erst spät zu Wort. Insbesondere das dilletantische Einladungsverfahren erbost die Betriebe. "Ich habe den Eindruck, das ist Absicht." Prill bietet an, für die G13-Betriebe nun eine zusätzliche Veranstaltung im Oktober zu organisieren!

BetriebsvertreterInnen haben z.T. das Problem, dass sie keinerlei Vorinformationen haben, vor vollendete Tatsachen gestellt werden (Die Stiftung kommt!) und gar nicht einschätzen können, was sie nun eigentlich noch sollen.

Frage: "Kann man überhaupt noch etwas am Konzept ändern?" Zackige Antwort: "Ja!!"

Mehrere Beispiele für herausragende Lernortkooperationen mit der G13 werden hervorgehoben und sehr konkret beschrieben: Floristen, Gärtner, Apothekerinnen (PTA-Prüfungen und Praktika).

Man wolle keine Verschlechterungen riskieren, wo liegen die Vorteile der Umstrukturierung?

Prills universelle Antwort auf viele Fragen (z.B.: großes Zentrum bilden, Branchengesichtspunkt, Loko intensivieren): 'Auf die G13 trifft es nicht zu, aber auf andere Schulen', und deshalb müsse man jetzt nach den Vorgaben handeln. (etwa 10x gebracht!)

6. Bewertung der TeilnehmerInnen

Auf einer Tafel soll gepunktet werden, ob man die Strukturveränderungen befürworte oder ablehne. Mit 38:1 wird der Prozess abgelehnt (Lehrer: rote Punkte, Betriebe: grüne. Der Befürworterpunkt ist rot.)

Veränderungsvorschläge und sonstige Bemerkungen auf Metaplankarten lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen: 'Den Senator entlassen', 'Für die Schüler wird es schlechter werden', 'Eine Reform ohne Beteiligung der Beschäftigten ist zum Scheitern verurteilt', u.a.m.

Kommentar zur Durchführung des G13 - 'Workshops' und zur Privatisierung der Berufsschulen in Hamburg

"Hier geschieht das Gegenteil von dem, was intendiert ist." Damit traf ein Teilnehmer der G13-Veranstaltung den Nagel auf den Kopf.

Wenn man die derzeitige Größe, Vielfalt und -noch- bestehende Branchenorientierung der G13 kennt fällt es schwer, an Synergieeffekte und bessere Ausbildungsbedingungen für Floristen zu glauben, wenn die neue Schule noch größer, unübersichtlich und zergliedert ist.

Je mehr Details Ex-Staatsrat Prill über die langjährige Zusammenarbeit und vielen Sonderregelungen zwischen der G13 und den kooperierenden Betrieben/Verbänden erfuhr, desto mehr ruderte er zurück. "Aber an anderen Schulen ist das nicht so." Wen an der G13 wird das überzeugen (selbst, wenn es wahr wäre)?

Hier wird eine Strukturveränderung 'Reform' genannt, die das Wort nicht verdient.

Der Weg zur Zwangsstiftung ist äußerst fragwürdig.

Welche Organisationsentwicklung in größerem Stil geschieht heutzutage vollständig über den Kopf der Beschäftigten hinweg? Unfassbar! Es tauchte nicht einmal ein verantwortlicher Behördenvertreter an der G13 auf. Ist das in einem großen Betrieb vorstellbar?

Niemand verlangt, dass eine Unternehmensberatungsfirma pädagogische Details der letzten 10 Jahre kennt; dieser Sachverstand ist aber in der Behördenspitze vorhanden.

Festzuhalten ist: Putz&Partner lässt sich auf diese Rollenverteilung ein, und scheitert:

Der Ex-Staatsrat Prill führte die G13-Veranstaltungen als Alleinunterhalter ohne Moderation und erkennbares Konzept durch, und war sichtlich überfordert.

Es war vorherzusehen, dass die Lehrerschaft detailliert nachfragen wird. Und es war vorherzusehen, dass die Ausbilder das neue Stiftungsmodell z.T. gar nicht kennen. Man kann eben nicht alles in kurzen Zeitschienen erreichen.

Nicht nachvollziehbar ist, warum sich Putz&Partner auf eine Organisationsentwicklung mit diesen Eckdaten einlässt. Sie muss scheitern, wenn denn die vorgegebenen Qualitätsverbesserungen im Unterricht das Ziel sind.

Und so einem Unternehmen soll die Lehrerschaft folgen?

Welche tiefgreifenden Veränderungen werden denn heute verantwortungsvoll ohne wissenschaftlichen Rat und fundierte Begleitung durchgeführt? Und das noch vollständig gegen eine Kollegenschaft, die sich bisher nachhaltig für Qualitätsverbesserungen in der beruflichen Bildung eingesetzt hat (aktuelle Stichworte: Lernfelder, Teams).

Welcher Ohnmacht sollen sich Lehrende, die z.T. geübt sind im Umgang mit Moderationstechnik und Medieneinsatz, noch aussetzen, wenn offensichtlich überforderte Personen eine Struktur erzwingen, die fast niemand will?

Die Ignoranz, mit der Senator Lange der breiten Ablehnung aller an Schule Beteiligten (Schüler, Eltern, Lehrer incl. Funktionsträger) begegnet, schafft Frust - nicht Engagement und Energie für einen neuen Aufbruch.

Es ist leider davon auszugehen, dass die BBS diese Veranstaltungen sowieso nur als scheindemokratische Pflichtübung ansieht.

Gute Schule wird nicht mit den Instrumenten veralteter Bundeswehrprinzipien gemacht (top-down-Entscheidungen am grünen Tisch, mehr Hierarchie-Ebenen, kritikloses Befehl-Gehorsam-System).

Die Beschäftigten im Bereich Beruflicher Schulen verfügen in Hamburg über vielfältige Erfahrungen mit Strukturveränderungen. Seit 1996 gab es bereits mehrfach gravierende Kürzungen, Einschnitte und Reformen. Schulprogramm und Lernfeld-Konzept beispielsweise konnten, obwohl umstritten, im besten Fall zur Qualitätssteigerung beitragen und wurden aktiv umgesetzt. Aber davon redet heute niemand mehr.

Ob eine Veränderung den Schülern dient oder einer anderen Interessengruppe (Behörde spart, Handelskammer sucht billige Arbeitskräfte) - das ist die entscheidende Frage für viele Lehrer, ob und wie sie sich engagieren.

Lehrers Kunden sind die Schüler. Langes Kunde ist die Handelskammer, die eine aggressive, interessengeleitete Politik betreibt. Dieser Grundkonflikt ist auf die Schnelle nicht zu lösen.

Die Handelskammer lässt durchblicken, dass weniger Berufsschulunterricht die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe erhöhen würde. Kurzfristig vielleicht, aber wem wäre langfristig damit gedient?

Weniger Berufsschulunterricht für Azubis schadet keinem Lehrer, es verringert aber die Berufschancen der Schüler, von denen bekannt ist, dass nach nur zwei Jahren die Hälfte der Ausgebildeten nicht mehr im erlernten Beruf beschäftigt ist und sich dann in anderen Berufsfeldern bewähren muss. Dies müssen Viele mit den zusätzlich erworbenen Kompetenzen bewerkstelligen, und gerade nicht mit dem Spezialwissen des erlernten Berufes.

Leider sind die von späterer Berufsausbildung Betroffenen (jetzige Kinder, Eltern) zurzeit nicht mobilisierbar und wissen nicht, welche Weichen zum Schlechteren gestellt werden. Die FOS 11/12 wurde bereits gestrichen. Und das Ausbildungsangebot in Hamburg wird zukünftig weiter schrumpfen: Berufsfachschul-Angebote werden verringert. Ob aber zukünftige Generationen gerne Bäcker oder Systemgastronom im dualen System werden möchten, wage ich zu bezweifeln.

Diese frustrierende Situation sollte nicht dazu führen, dass die in der Beruflichen Bildung Engagierten klein beigeben und nicht immer wieder auf alle Folgen und Mängel hinweisen.

Zum Abschluss zwei Binsenweisheiten: Wer aufgibt, hat bereits verloren. Und: Steter Tropfen höhlt den Stein.

Rainer Kuhfeld (G13)  mailto:r.kuhfeld.hh@cityweb.de