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Kindheit und Jugend von 1931 bis 1949 in Indien

Von Jürgen-Heinrich Meyer

440 KB

Aufzeichnungen von Jürgen-Heine Meyer, dem ältestem Sohn des Breklumer Missionarsehepaares Sophie und Heinrich Meyer. Der nachstehende Text ist eine überarbeitete Fassung der Familiengeschichte.

Inhalt

Anhang

Anmerkungen


Jürgen-Heine Meyer 2008Geboren in Kotagiri, Nilgiri Hills (Blaue Berge), dort erst zur Schule gegangen, soz. Internat unter Tante Lene Langlos Leitung, nach Indien-Rückkehr der Eltern 1938; vorher natürlich schon in den Ferien der Eltern "Christiansberg", genannt nach dem Gründer der Breklumer Missionsgesellschaft Christian Jensen, waren zwei Ferienhäusern, wo die Missionare zeitweise "Urlaub" machen konnten, abwechselnd während der "heißen Zeit" (circa Anfang März bis Monsuneinbruch = Regenzeit von Juni an) in Orissa, eigentliches Arbeitsgebiet der Missionare. Die ersten Schulkinder damals in Kotagiri: Jürgen-Heine Meyer, Hannes (Johannes) und Elsabe Helms, Helga Tauscher. Ingeborg, Karl-Rudolf und Hannalies Bräsen bzw. Heini und Erwin Tauscher waren in Deutschland mit der Mutter geblieben bzw. bei Verwandten gelassen und aufgewachsen.1

Gelebt im Koraput District; Orte wie Koraput, Jeypore, Semliguda, Parvatipur, Boriguma, Nowrangapur, Laxmipur und Kotapad nicht (Größe des Gebietes etwa 2x Schleswig-Holstein?); durchgehend von Geburt bis 1937 in Kotapad, Ort gleich östlich von Jagdalpur (außer Ferien/Urlaub in Kotagiri).

Heimaturlaub

Zurück der Eltern nach Deutschland nach 7(!) Jahren Dienst in Indien. In Deutschland ca. drei Monate wirkliche Ferien für Vater, dann wieder "Werbedienst" für die Mission in ganz Schleswig-Holstein, Predigten, Vorträge, Missionsfeste, usw.; wurde bespitzelt von Gestapo. Erlebt in Kiel: "Jröfaz“ (= Jrößter Führer aller Zeiten) Adolf war zu Besuch; da ist Vater mit mir runter zum Hafen und ich sah den offenen Merzedes und darin Hitler mit seinem Gruß. Vater musste wegen seiner Ausreisepapiere ins Polizeipräsidium; ich wartete auf dem Flur und der kalte Geruch nach Bohnerwachs und das Geräusch der knallenden Stiefel gehen mir bis heute nach! Gewohnt z.T. bei Großmutter Meyer in Harmsstraße 32 in Kiel, z.T. bei Großmutter Hansen in Diesterwegstraße 14, auch Kiel. Hier auch eingeschult; erster Klassenlehrer der von mir hochgeachtete Herr Hansen (war später Schulleiter dieser Volksschule an der Hamburger Chaussee).2

Zurück in Indien

Kotagiri Mai 1939 zu Beginn der Missionsschule - Foro: Reimer SpeckEltern dann im Missionsgebiet in Koraput und wir Kinder Schule in Kotagiri bei Tante Lene Langlo, gelernte Pastorin, aber auch Lehramt Grundschule, glaube ich. Sie war die Schwester von Onkel Martin Pörksens Frau Lisa (die mit den 12 Kindern!) und von Otto Langlo, später mein Kollege als Schulleiter am Ostsee-Gymnasium in Timmendorfer Strand (sein Nachfolger war Dieter Herold, einer meiner ersten Referendare, den ich schon als selber Noch-Referendar ausbildete). Die Eltern haben von Januar 1930 bis Heimaturlaub in Kotapad gewohnt, weil Vater dort von dem alten Missionar Gloyer "angelernt" wurde, denn er sollte Ernst Gloyers Nachfolger als Präses werden, der 1933 nach Deutschland zurückkehrte und dort 1936 verstarb. In Kotapad war auch das Theologische-Seminar Bungalow, das Vater leitete, später Onkel Rudolf Tauscher und danach Prof. Dr. Otto Waack. Außerdem gab es dort zwei weitere Bungalows, das von Hübner bzw. Lohse, und das von den Specks, mit dem Mädchen-Kosthaus (Internat). In Koraput lebten wir ab 1938; dort lagen auch drei Bungalows, unseres war das mittlere, im oberen wohnten Ahrens, im unteren früher Tauscher (er kam nach Kotapad ans Seminar). Dann hat Bill Alderson da gewohnt, der englische District Collector (Landrat). In Jeypur waren zwei Bungalows, in denen Helms und Rohwedder wohnten, davor Tante Timmcke. Gleich neben dem Missionsgrundstück lag der Palast des Maharajah von Jeypur; war eine gute Nachbarschaft. Nowrangapur war Standort von Jungjohanns und der Missionstischlerei, zeitweilig auch Lohses im zweiten Bungalow; später entstand dort das erste Missions-Hospital. Onkel Rudolf Tauscher ist draußen geblieben, da auch verstorben, im Haus in Doliambo, auf der Strecke durch die Berge runter in die Ebene; heute ist dort eine gute, neu erbaute Missions-Realschule für Khonds. Ein Ort muss noch genannt werden: Lakschmipur, auf der Strecke nach Rayagada, Onkel Reimer Specks letztes Domizil (nach dem Krieg) und Zentrum seiner erfolgreichen Entwicklungshilfe unter den Khond-Bauern (die Khonds sind ein Bergvolk mit drawidischen Wurzeln, also nicht indo-arisch). Bräsen war in Parvatipur bzw. Salur im Telugu-Land stationiert, an der Bahnlinie von Vizianagram nordwärts nach Raipur und Zentralindien.

Kriegsausbruch September 1939

Bei Kriegsausbruch war es aus mit Kotagiri. Alle mussten im Missionsgebiet in Orissa bleiben, die Männer mit Meldepflicht. Wurde allerdings sehr locker gehandhabt vom District Collector Bill Alderson in Koraput (Vaters guter, treuer Freund!) und Police Superintendent Bob Gill (seine Frau war gebürtige Frankfurterin!). Außer einem angloindischen police-sergeant waren diese drei Männer die einzigen Europäer, die sich öfter informell trafen, vor allem wenn kritische, juristische Fälle anstanden und Vater um Rat gefragt wurde, weil er am längsten in Indien lebte, durch seine Arbeit die Menschen am besten kannte. Einen Mord in Semliguda hat er aufgeklärt! Also, die Missionare durften ihre Gemeinden betreuen, die Dörfer mit Christengemeinden besuchen, etwa im Radius von 25 (?) Meilen, und ihre vierteljährlichen (?) Missionarskonferenzen abwechselnd an den verschiedenen Missionsstationen halten.3

Zwischenspiel

Wohl eine "Panikreaktion" der britischen Behörden in Delhi, und zwar, dass bei Kriegsausbruch alle deutschen Männer, auch Juden, aus vielen verschiedenen Berufen verhaftet und dann in Ahmednagar (200 Meilen genau östlich von Bombay) interniert wurden. Frauen und Kinder blieben vor Ort allein. Alderson und Gill hielten es auch für eine Schnapsidee, mussten aber unsere Väter (zehn Missionare) an die Bahn (in Vizianagram), Richtung Calcutta am Golf von Bengalen bringen; von dort ging's nach Ahmednagar, quer durch den Subkontinent.4 Da gab's auch ein "Nazi-Lager" und "Parole Centre", wie in Satara. Zuerst war Onkel Wilhelm Bräsen auch dabei, wurde dann aber von den anderen getrennt, weil ohne Familie, denn Tante Grete war mit den Kindern (Ingeborg, Karl-Rudolf und Hannalies) aus dem Deutschland-Urlaub nicht nach Indien zurückgekehrt; Onkel Wilhelm kam gleich nach Dehra Dun (Himalaya Vorberge) und blieb bis Dez. 1946 (das Lager, aus dem der bekannte Heinrich Harrer, Freund und Lehrer des Dalai Lama, ausbrach nach Tibet). In der exzellenten Dokumentation von Paul von Tucher5 zum Schicksal der deutschen Missionen für die Zeit 1939 bis 1946 wird geschildert, wie der Trupp von Missionaren, flankiert von bewaffneten, britischen Soldaten, die acht km von der Bahnstation zum Lager marschiert und dabei unisono ein stattlicher, sangestüchtiger Männerchor "Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther schmettert. Vater, Dr. Gäbler (Leipzig) und Dr. Stosch (Gossner) durften, als Vorsteher ihrer Missionen, schon ab Mitte November 1939 zurück, bald auch die anderen; die letzten beiden waren Ahrens und Lohse im Januar 1940. Bevor die Deutschen entlassen wurden, mussten sie unter Eid geloben, sich "friedlich zu verhalten", mit obigen Maßgaben für ihre Arbeit. Vater soll einen tollen Vollbart gehabt haben, als er zurückkam, aber Mutter brachte ihn dazu, den sofort abzurasieren; Anne und ich hätten uns sonst zu sehr erschreckt, meinte Mutter!


Internierungslager in Satara

Als die Japaner bis nach Burma vorgedrungen waren und die Gefahr bestand, dass sie nach Indien durchbrechen könnten, wurden alle deutschen Missionarsfamilien März 1943 evakuiert und ins Intemment Camp Satara gebracht, mit der Bahn quer durch Zentralindien von der Ost- zur Westküste (dabei kamen wir auch durch Ahmednagar). Satara war ein ehemaliges britisches Militärlager, mit Steinbauten und 8 Reihen von neu hochgezogenen, ebenerdigen Blocks aus Fertigbauteilen; erstere waren angenehm kühler, letztere konnten in der heißen Zeit sehr warm werden. Zuerst waren wir im Block C, aber bald kriegten wir ein Steinhaus.6

Es waren eigentlich drei Lager: das Internment Camp mit Zaun drum, Meldepflicht mit Nummer auf Messingplakette für Männer und Polizei-Wache am einzigen Tor - hier hatte man die Nazis (ich schätze gut 120 Menschen) angesiedelt, auch welche, die denunziert worden waren (z.B. Eltern von Klaus Kottmeier aus Bremen); das Magazine Bungalow, wie der Name sagt, das ehemalige Munitions- und Waffendepot - hier hatten sie die italienischen Faschisten untergebracht, eine relativ kleine Gruppe; und dann das Parole Centre, etwa eine Meile im Quadrat, mit 'nem schläfrigen indischen Polizisten an jeder Ecke unter einem Mangobaum als Wache (nachts m.W. gar keine Wache), wo die meisten Inhaftierten wohnten und bis in den Ort Satara gehen durften (unterhalb eines gewaltigen Forts der Mahratta Könige gelegen, wir sind oft da hoch zum Schwimmen in den Wasser Reservoirs, droben auf einem Tafelberg der West Ghats = Gebirge), wie der Name sagt: auf Parole = Ehrenwort; es waren nicht nur rein Deutsche hier, sondern Menschen aus 26 verschiedenen Ländern mit deutschen Bindungen, z.B. Dr. Huth, ein Jude mit deutscher Frau, Frau Kiloska mit indischem Zahnarzt in Bombay, die Rani (eine "Professionelle" aus Köln und ihre rundliche Mutter) von einem kleinen Rajah, die bösartige Schwedin Rosenbladt (Jüdin?), Witwe eines Deutschen; Vater wollte sie mal verhauen, weil sie sich mehrmals schweinisch über "diese Missionare“ ausgelassen hatte, aber Mutter und Onkel Traugott konnten ihn davon abhalten. 

Dr. Lorch war Lagerpfarrer; Vater war bald zum Sprecher der Missionarsfamilien, der Deutschen überhaupt geworden (es waren: die Gossner, Leipziger, Basler, Breklumer und Rheinische Mission, so weit ich erinnere). Er konnte sehr gut mit Captain Fern, einem Angloinder - kein "reiner" Engländer! - und vorher ein Commissioner of Police in Bombay (seine Frau war auch Angloinderin). Von Fern schreibt Tucher: "He is remembered as being very pleasant, a great help to one and all, who let his internees take the initiative in many spheres of camp life." Wegen seines Einsatzes für die Kinder wurde er sehr gelobt. Karin erinnert sich, dass er ihr, Elsabe und Helga je eine Silberkette mit stilisierten Mangos schenkte. Bei den Nazis war Baron von Dinklage der "Sprecher", flog aber bald raus wegen seiner arroganten Art, so dass Vater auch die Deutschen dort vertreten hat.

Bill Alderson war übrigens nach 1945 etwa drei Jahre als Pensionär der Dewan = "Lord Chancellor" des Maharajah von Jagdalpur. Bei unserer Rückkehr aus Satara ließ er uns mit dem Auto in Raipur abholen, ca. 400 km nach Jagdalpur; dort konnten wir uns im Palast einige Tage erholen und wurden dann nach Koraput gebracht). Also, 1946 wurden wir entlassen, d.h. die vier 'alten' Missionare - Meyer, Tauscher, Jungjohann und Helms, die lange vor 1933, der Machtergreifung durch Hitler, ausgereist waren - wurden von den Gemeinden in Orissa angefordert; die anderen Familien, Speck, Hübner, Lohse, Rohwedder, Ahrens und Tante Lene wurden repatriiert. Onkel Wilhelm Bräsen saß in Dehra Dun bis 1946.

Übrigens, die eben genannten Familien waren nicht bei uns in Satara (Tante Lene ja), sondern in einem bewachten Lager (wie das internment camp bei uns) in Purandhar, hochgelegener Bergort nördlich von Satara, auch unterhalb eines der riesigen Forts der Mahratta Könige (der Ort hat in der Eroberung dieses Königreichs durch die Briten eine wichtige Rolle als Sitz des letzten Königs der Mahrattis gespielt, lt. Tucher). Der Kommandant dort, ein Mr. Holland, soll strikt gewesen sein, ein korrekter, aber recht kalter Brite. Sie waren erst nach 1933-37 ausgereist, da war Deutschland schon von Nazis regiert, sie galten als evtl. 'infiziert'. Vater und ich haben sie dort einmal besucht. Dass wir fast ein ganzes Jahr nach Kriegsende noch im Lager bleiben mussten, lag daran, dass die Engländer nicht genügend Schiffsraum hatten, um all die Internierten weltweit in ihre Heimatländer zu schaffen, und dass unsere Gemeinden im Missionsgebiet alle Regularien auf die Reihe kriegen mussten. Während der Internierung hatte Anders Andersen von den Dänen in Gunupur unser Gebiet gewissenhaft betreut - eine tolle Leistung. Er hat übrigens das NT neu ins Odyia übersetzt, auch viele Lieder, und eine Grammatik des Odyia verfasst, ein Sprachgenie wie der Musil in Kodai Seine Tochter Käthe war später dort Missionarin, ihre jüngere Schwester Elisabeth zeitweilig in der dispensary in Kodai als nurse.

In Satara gab's natürlich eine Gemeinde. Tante Heller war die Organistin auf einem klapprigen, schwindsüchtigen Harmonium; da aber die Missionare fast allesamt vorzügliche Sänger waren, ergab der Gemeindegesang stets eine kräftige Begleitung. Ich habe einige Stunden "Klavier" bei Tante Heller gehabt, wir haben's aber dann aufgegeben, wegen meinem "Null-Bock" aufs Üben. Später habe ich das bös bedauert. Hannes, Renatus Betz und ich sind dort auch konfirmiert worden. Unterricht hatten wir bei Pastor Dr. Stosch: den Katechismus auswendig können mit "was ist das?"-Anhang, das Vaterunser, die Sakramente, dann Lieder (jeder musste zwei können, wir nahmen die mit den wenigsten Versen, also nicht gerade eines von Paul Gerhardt!), etwas Bibelkunde. Ich hab' im Koller nicht viel gelernt - leider, außer dass die Amerikaner im Gottesdienst Kaugummi kauen und die Hände in den Hosentaschen haben, lt. Dr. Stosch; also, es lag nicht an mir! Zur Feier gab's dann die ersten langen Hosen unseres Lebens. Da war mein guter Freund Hannes Anlass zu einem breiten Schmunzeln, denn der Stoff der weißen Hosen war nicht sehr dick, er hatte keine Unterhosen an, der Hintern schimmerte rosig durch den Stoff, wenn das Sonnenlicht drauf fiel. Frln. Schmidt hat unsere Konfi-Sprüche in schöner Kalligraphie gemalt, als Urkunde. Ich hab meine noch.

Dr. Lorch war ja der Lagerpfarrer und sorgte für den Predigtdienst, der freiwillig reihum gehen sollte, eigentlich, aber er blieb doch bei den "Theologen" hängen, will sagen, Onkel Traugott Jungjohann z.B. verwaltete lieber exzellent den Lager-Coop, mit dem Italiener Paino zusammen. Haben seine Amtsbrüder ihm nicht krumm genommen. Bei Onkel Rudolf Tauscher und P Dr. Stosch musste man Zeit mitbringen, die hatten immer viel zu sagen! Die anderen blieben meist so bei 20 bis 25 Minuten.

Es verlohnt, einige Erwachsene im Lager Revue passieren zu lassen, von ihrem Auftreten zu erzählen. Eine von ihnen wohnte vis-a-vis von uns im Block B, die bereits genannte Rani. Ihren Herrn Gemahl habe ich nur ein Mal bei seinem Besuch, in einem schönen alten Rolls-Royce!, dort erlebt, ein beleibter kleiner "Furz", der hoheitsvoll zu schreiten versuchte, ging aber bei seinen kurzen Tangenten nicht so ganz, wirkte entsprechend albern. Die Rani selber vermochte sich sehr wirkungsvoll in Szene zu setzen, meist am späten Nachmittag. Wir müssen sie ungeniert mit offenen Mäulern angestarrt haben: Eine vollbusige, weiblich-kurvige Erscheinung mit knallrot geschminktem Mund und lackierten Nägeln, in einer bunten Bluse, wie eine Wurstpelle ansitzenden Shorts und hochhackigen Pumps, gegen die Sonne unter einem Rüschenschirm. Die Mutter schleppte immer ihren nervtötend kläffenden Pekinesen mit sich herum. Wir fanden das alles sehr schön; heute würde ich das natürlich anders beurteilen, sie konnte ihre "berufliche Herkunft" eben nicht verhehlen. Wer das auch sehr schön fand, das waren Franz Keller und Benito Luciani, Ottavios älterer Bruder, von der italienischen Artistenfamilie, beide so Anfang-Mitte 20. Hier war es Franz, der uns erfreute mit seinem Anblick, wenn er die Rani besuchen und ausführen kam. Da habe ich zum ersten Mal einen Handkuss erlebt. Bei ihm merkten wir schnell die affige Komik, wenn er in genauso knapp ansitzenden weißen Shorts, weißen Kniestrümpfen und Sandalen, gekrönt von einem farbigen Hemd, lässig halb hochgekrempelt, angestelzt kam. Er konnte so herrlich mit dem Hintern wackeln. Sein jüngerer Bruder, der Charlie Keller, ging in Bombay auf dieselbe englische boarding-school wie Christian Hartmann, der ja dann in unser Lager-Gymnasium kam. Charlie äffte seinen Bruder gekonnt nach und bezog von Franz Prügel dafür. Benito war sehr viel nüchterner, eher der freundliche, selbst-bewusste italienische Macho-Typ. Der "dekorierte sich mit seiner Begleitung", war für sein Verständnis die eigentlich wichtige Person.

Die Väter, so weit dafür zu begeistern, wie Vater und Onkel Traugott, spielten Fußball in der Lagermannschaft, Vater (er hat als Student bei Holstein Kiel gespielt!) zusammen mit Benito eine harte Verteidigung, Onkel Traugott ein flinker Linksaußen. Die Inder rekrutierten sich aus der Ortspolizei von Satara und den Lagerwachmannschaften, und verloren meist haushoch. Das hatte aber einen massiven Grund: Der Mittelstürmer war der kleine, kräftige Göllner, und der lange Pahner war Regisseur im Mittelfeld, wie z.B. Günter Netzer später in der deutschen Nationalmannschaft. Und jetzt kommt's:

Als ich 1950 oder '51 den Hamburger SV zu einem Freundschaftsspiel im Soldier's Field Stadion in Chicago angekündigt sah, bin ich mit Oskar, einem deutsch-brasilianischenen Foreign-Student und Fußball-Verrückten hin. Der HSV gewann zweistellig, unter anderem, weil dort, neben dem in Hamburg bestens bekannten Heinz Spundflasche (Pahners Pendant), ein - Horst Göllner spielte! Kinder, ist die Welt klein! Man konnte leider nicht zu den Mannschaften und sich ein Autogramm holen. Der Göllner wäre glatt ausgeflippt, hätte ihn da ein Bengel in den USA auf die gemeinsamen Satara-Zeiten hin angesprochen!

Wer Spaß am Schauspielern hatte, der konnte sich als Darsteller in den als "einfacher" geltenden Volkspossen wie "Krach um Jolanthe" austoben. Vater hat in diesem bewussten Stück den Altbauern gespielt, Frau Hoffmann die tüdelig-trampelige Magd. Das war so realistisch, dass es bei den Proben zu einem echten "blauen Auge" kam: Frau Hoffmann latschte einen Moment zu früh in die auffliegende Tür. Bei der Premiere war der Schaden kaum noch zu sehen, nur als Schminke nachher aufgetragen. Übrigens, in Satara war ich zum ersten Mal im Kino, im Lager, Vater hatte mich mitgenommen; es wurde die Revue-Operette "Chocolate Soldier" gezeigt. Am nächsten Tag musste ich mir dann aber eine herbe Kritik von Onkel Rudolf in der Griechisch-Stunde anhören wegen solch "leichtfertigen Amüsements"!


Amerikanische Internatsschule in Kodaikanal

Für die Kinder dieser vier deutschen Missionars-Familien (14 schulpflichtige Kinder) war nun die Frage der Beschulung aktuell. Alle Verwandten warnten dringend davor, uns nach Deutschland zu schicken. Übrigens, ich war einige Wochen in Gunupur bei Andersens, um Dänisch zu lernen, denn ich sollte bei Verwandten - Cousins - meiner Mutter (Bauern bei Toftlund in Südjütland) auf das Gymnasium gehen, nach dem Abitur dann in DK in Aarhus studieren. Da bekam Vater den Rat von Missionar Kretzmann der Missouri Mission Society (sie kannten sich von den Konferenzen der Churches of Southern India), uns an der amerikanischen boarding-school 'Highclerc' in Kodaikanal (in den wunderschönen Palani-Bergen, mit Idealklima wie in Kotagiri, gelegen) anzumelden.7 Gesagt, getan, die damals kleine Schule (ca. 250 Kinder meines Erinnerns vom 11th grade bis Abitur, 12 th grade) war immer an Nachwuchs interessiert.

Hannes erinnert sich, als wir Deutschen mit dem Bus ankamen und vor der Verwaltung ausgestiegen waren, lag all unser Gepäck wild verstreut auf dem flag-green, der Rasenfläche mit den Fahnenmasten; da soll Papa Phelps (der Schulleiter) rausgekommen sein und lakonisch bemerkt haben: "The huns have arrived." = die Hunnen sind angekommen! Wir Großen kamen in die boarding-school (ich, Hannes, Elsabe, Karin, Helga?), alle anderen (später auch wir) in das Ferienhaus 'Penryn', das unsere Mission gekauft (?) hatte. Dort machten die Mütter abwechselnd übers Jahr Hausmutter-Dienst. Die langen Ferien hatten wir um Weihnachten zu Hause, da dann die 'kühle' Jahreszeit in Orissa war; Abitur = graduation fand Anfang Juni statt, damit die Amerikaner Zeit hatten, sich an eine gewünschte, gute Universität zu bewerben, und ggfs. in den langen 12 Wochen Sommerferien drüben zu jobben.

Die Missionare hatten es auch nicht üppig und Studiengebühren drüben sind hoch. Eine gute Uni hing allerdings auch vom Zeugnis ab - 'good grades' = gute Noten, Abidurchschnitt spielen drüben eine gewaltige Rolle. Harvard, MIT, Stanford, Columbia, Yale, Princeton, Vassar, Rutgers und viele andere renommierte Unis drüben selektieren mächtig auf Elite hin! Hannes und ich haben als erste Deutsche (außer Lore Gäbler) unser Abi dort gebaut und bekamen ein Stipendium für die University of Valparaiso in Indiana, an der der Bruder von Martin Kretzmann, Otto Paul Kretzmann, Präsident war. Ein bisschen Beziehungskiste war's sicherlich, aber wir hatten auch sehr gute Zeugnisse, so etwa um die 1,5, verglichen mit heutigem Wertungs- bzw. Benotungs-System hier! Hannes ist später an unserer alten Alma Mater in Valparaiso als Altphilologe tätig geworden.

Von meinen 34 direkten Berufsjahren habe ich während der letzten 23 als Oberstudiendirektor ein Gymnasium in Lübeck aufgebaut und geleitet. Nun waren wir etwa 1.500 Meilen südlich des Missionsgebietes den größten Teil des Jahres über in Kodai, denn die Eltern arbeiteten ja nach wie vor in Orissa, waren nur für den Jahresurlaub in Penryn, außer den Müttern, wie oben beschrieben. Komischerweise hat meines Wissens kein einziges von uns, alten Missionarskindern' je das heulende Elend an Heimweh gehabt, denn die Mütter waren alle 'Tante soundso' für uns, Vertrauenspersonen, die wir schon von Kleinauf kannten. Ich habe die Zeit genossen! Von den Missionarskindern, die nach den 50/60ern in Indien und Kodai zur Schule gingen, z.B. der Ärzte oder von Dr. Waack, ist bekannt, dass sie z.T. bös an Heimweh gelitten haben sollen, wenn nicht gerade deren Mutter Hausmutterdienst hatte und in "Penryn" wohnte. Bei German Kodai-kids Reunions in Usseln war das zwei Mal Thema und sorgte das eine Mal für einen Heiterkeitsausbruch bei Reimer Helms, als das wie ein traumatisches Erlebnis beschrieben, gewertet wurde. Eine Ausnahme waren wohl die Speck-Kinder.8


Tagesablauf

Zwischen den Wendekreisen gibt es keine Dämmerung wie bei uns; das liegt am steilen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Um sechs Uhr geht die Sonne auf, um 18 Uhr unter, es wird schnell hell, schnell dunkel. Dafür ist in klaren Nächten der Sternenhimmel dort ein funkelndes Gewölbe über dem Betrachter, mit dem schimmernden Band der Milchstraße und den Milliarden von Sternen darin. Sogar das Kreuz des Südens konnten wir sehen, wenn auch ziemlich tief überm Horizont, weil es als Sternbild eigentlich zur südlichen Himmelshalbkugel gehört.9

Waschen, Zähne putzen - alles mit kaltem Wasser, weil wir keine Wasserleitungen hatten (in Kodai ja). Alles Wasser wurde vom pani wallah = Wasserträger vom Brunnen geholt mit einer kaudi = Holzstange quer über die Schulter getragen und zwei Kanistern am Ende, gefüllt ca. 40 kg schwer, und in Zinkeimer oder Wannen im Haus geschüttet. Gebadet wurde warm am Samstag, dann mussten wir die Eimer mit heißem Wasser vom Wäschekessel auf dem Hof bei der Küche holen (in Satara von einem großen Boiler zwischen den Blocks; da hatten wir auch eine Kaltwasserleitung bei dem Boiler) und zum Bad schleppen, so bald wir groß genug waren. Die Badezimmer waren geräumig, mit gemauerten Zementbecken und Badefläche, sowie beim Fenster die in China "honey-buckets" = Honigeimer genannten Klostühle mit Eimern und Deckel. Die holte dann unser sweeper = "Feger" = Latrinenmann 1 bis 2mal am Tag (je nach Familiengröße = Kinderzahl), brachte sie in das Wäldchen 100m hinter unserem Haus, entleerte sie in eine Grube, säuberte sie mit Wasser und einem Desinfektionsmittel. Dies alles bezieht sich auf unser Bungalow in Koraput, aber es war in allen Missionarshäusern gleich. Bei uns war der alte Titus eine Figur für sich - lang und spindeldürr, uralt (für indische Verhältnisse), mit weißen Haaren und immer einer Balaklava-Mütze aufm Kopp. Na ja, frühmorgens konnte es frisch sein. Ein anderer war Potos, hieß eigentlich Christodas = Christi Diener. Dem hatte als Kind ein Unfall das linke Schienbein total aufgeschlitzt, war jedoch gut verheilt, aber mit einer 25cm langen Narbe und blieb steif. Der hatte mal als kleiner Bengel im Internat eine handi, einen Tonkrug, zerdeppert und dann traurig berichtet, "handi potos hej gola" = "der Krug hat einfach potos gemacht". Seitdem hieß er "Potos".


Ayahs

Eine Gruppe muss hier besonders genannt werden: unsere Ayahmas = Kinderfrauen. Sie waren Inderinnen, die für uns Kinder verantwortlich waren, wurden von den Missionarsfrauen angelernt. Mit ihnen halten wir es eigentlich meist zu tun, zumindest als Kleinkinder bis zur Schule hin. Von ihnen lernten wir so nebenbei natürlich auch das Odyia (Oryia), ein Dialekt des Hindi, der lingua franca Indiens, neben dem Telugu und Tamil Südindiens und Urdu, Gujerati und Bengali Nordindiens, um ein paar zu nennen. Als ich einmal bei Vater und seinem brahmanischen Odyia-Lehrer Detlev Rotho vorbeilief und etwas auf Odyia rief, sagte Detlev zu Vater: "Meyer Sahib, so wie Dein Junge da eben gesprochen hat, das schaffst Du nie, der ist damit aufgewachsen." Anzumerken wäre, dass wir ein "Platt-Odyia", das "deeßia kotta" lernten, das Dörfler-Odyia aus den Bergen der Ost Ghats. Menschen, die mich auf Hoch-Odyia ansprachen, habe ich ohne große Scheu mit meinem Platt-Odyia geantwortet, was bei denen oft eine gewisse Konsternation hervorrief - ein weißer Junge und dann dies Dörfler-Idiom!

Meine und Annegrets Ayah war die enorm tüchtige Blandina, ein Waisenmädchen aus dem Mädchen-boarding in Kotapad, wo wir zuerst lebten bis 1937. Sie hat später eine Krankenschwester-Ausbildung gemacht und ist in einer Großstadt in Nordindien Headnurse = Oberschwester geworden mit Pflegedienst-Leitung. Annelene und Christoph hatten Premi und Inge, glaube ich, Sumoti. (In Satara war Bathseba unsere Ayah, denn die Dinamoni aus Koraput hatte sich mit einem der Wach-Polizisten eingelassen und wurde zurückgeschickt).

Die Ayahs fuhren immer mit in die Berge, waren für die Frauen eine enorme Hilfe. Betitelt wurden wir Jungen mit 'Babu' = kleiner Herr; wir waren eben Weiße! Meist aber wurde schlicht ein Dzungheini-Babu ("Jürgen" auszusprechen war den Indern schlicht unmöglich!) oder Channes-Babu draus. Bei Jungjohanns wurde Traugott lange Zeit San Bhai = kleiner Bruder genannt, wahrscheinlich von seinem Bruder Frieder so eingeführt. Bei den Mädchen blieb es beim 'Toki' = Mädchen, denn da war der Titel 'Ma' = Mutter/Herrin für die Frauen reserviert.


Essen

Frühstück bestand regelmäßig aus der nahrhaften Mandja-gendji = Hirsegriesgrütze mit braunem Rohrzucker drauf und Milch. Ich hab's sehr gern gegessen. Genau dies Frühstück bekamen auch die indischen Internatskinder (boardingschool) in unserer Gemeinde, oft mit Reisresten vom Vortag ergänzt und mit Wasser und Salz gewärmt, nicht Milch. Das nannte sich 'peedz'. Der Milch hatte man bereits die Butter entquirlt, war also Magermilch. Die Milch von Wasserbüffelkühen gab immer viel Butter, weil höherer Fettgehalt. Die indischen Dorffrauen kamen sehr früh mit frisch gemolkener Milch zum Verkauf; dann musste Mutter ran mit ihrem Fettgehaltsmesser, so'ne Schwimmer-Glastube mit Skala. Da konnte sie denen nachweisen, dass sie evtl. bös gepanscht hatten, also weniger Geld bekämen. Das sprach sich rum und wir kriegten meist ordentliche Milch. Wir hatten ja auch eine eigene Kuh, aber die 1½ Liter von dem dürren Vieh langten nicht vorn und nicht hinten. Bei den Rindern der indischen Bauern war's auch nicht anders. Dann noch eine Scheibe von stets selbstgebackenem Brot mit Sirup oder selbst eingekochter Marmelade. Man konnte auch die englischen preserves (jam) kriegen; waren aber teuer.

Manchmal bekam Mutter von Frau Alderson die edle Chivers Marmelade, diesen bitteren Orangen-Brotaufstrich, wir 'fraßen' alles; übrigens, das Weißbrot war meist ohne Butter oder nur dünn beschmiert! Tagsüber viel Obst: Mangos, Guaven, Papaya, Ponos, Bananen, auch die leckeren großen roten Sitaphol und Orangen.10

Das muss ich hier einbauen: Onkel Rudolf war bäuerlicher Herkunft (?) aus Mecklenburg oder Pommern, und er hat einmal ein Schwein gemästet und dann geschlachtet. Da haben wir ein Stück Mettwurst bekommen, sehr schmackhaft, wirklich!

Mittags gab es Curry-Reis - Rind-, Flussfisch-(sukua), Eier-, Hühner-, Gemüse-curry, sechs Tage in der Woche; am Sonntag dann was mit Kartoffeln und Rindfleisch oder Geflügel und Gemüse, alles aus dem eigenen Stall und Garten. Beim Hühnerschlachten durfte ich helfen, war ganz einfach, man musste den Kopf sauber abhacken, dann das Viech "ausflattern" lassen, bis das Blut raus war. Übrigens, das Odiya kennt drei Wörter für ,Reis': Dhan = die Reispflanze, Ähre, Tsaul = der gedroschene Reis, Bhat = der gekochte Reis. Das zeigt doch den Stellenwert dieses Grundnahrungsmittels an! Beim Mahlen des Weizenmehls fürs Brot hab ich oft mit dem Wassermann zusammen den schweren Mahlstein gedreht. Der untere hatte einen Stahlzapfen, auf dem der obere mit Drehgriff saß, einem Trichter und einer Röhre für das Korn. An den Rändern der Steine rieselte dann das Mehl heraus. Dass das Brot manchmal beim Kauen leicht knirschte, lag an dem Schmirgelsand, der beim Mahlen entstand.

Zum Abend gab es meist Brote mit Resten vom Mittagessen und Salate und Tee, für die Lütten Kakao oder Ovomaltine mit Milch oder Wasser. Coca Cola, Fanta et al. gab's nicht; Orangensaft frisch gepresst schon, oder Zitronensaft, meistens aber schlicht Wasser, immer abgekocht und in einer kudja, einem großen Tonkrug mit Gazedeckel drauf, an einer kühlen Stelle im Haus abgestellt. Weil das Wasser durch die Tonwand verdunsten konnte, war es immer herrlich kalt.

Als wir dann in Kodai waren und im Internat dort mehr amerikanisch geprägte Kost bekamen, haben wir so richtig gefüttert. Beim Frühstück gab es oft cornmeal-mush, Maisgries-Grütze mit Sirup und reichlich Milch. Da schoben die Amis uns oft ihre Portion hin, weil die das Zeugs nicht so gern mochten. Dann der Toast mit den herrlichen jams (Marmeladen) aller Art. Curry-Reis esse ich heute noch liebend gern, trotz Dauermenü von damals! 


Freizeit

Womit haben wir uns beschäftigt? Nun, das Frühstück und Abendbrot wurde grundsätzlich von einer kurzen Andacht begleitet; dabei habe ich die Bibel kennen gelernt - ein Wissenszuwachs von enormem Bildungs-Wert, der mir später erst richtig bewusst geworden ist; auch die vielen Lieder, die wir früh singen lernten. Wenn die Eltern Zeit hatten, wurde abends gespielt, all die bekannten Brettspiele, weniger Karten zuerst. Mit Mah Jongg kam dann über die Aldersons (?) ein neues Spiel zu unserer Kenntnis, was wir begeistert gespielt haben, auch Vater. Schach hat er mir beigebracht, zum Skat fehlte erstmal der dritte Mann, bis Annelene so weit war, das zu können, und das war früh bei ihr. Sie war ja der dollste Spieler in unserer Familie. Geschichten vorlesen hat Mutter gemacht, Gebrüder Grimms Märchen und die Fabeln von Aesop; Der kleine Häwelmann, Struwwelpeter und Heinzelmännchen von Köln waren auch Lektüre, sowie Max und Moritz (nach denen Hannes und ich benannt wurden), das abends bei dem sanften, warmen Licht der Petroleum-Lampen. Elektrisches Licht lernten wir in Kotagiri und später in Kodai kennen und bei den Verwandten im Heimaturlaub. Während der Reisen in Indien natürlich auch auf den Bahnhöfen und in den Städten. Ähnlich war's mit fließend warmem und kaltem Wasser.

Ansonsten waren wir tagsüber uns selber "in eigener Verantwortung" überlassen und das hatte einen gewaltigen Wert, denn wir lernten das Geschehen um uns herum beobachten, werten und für uns umsetzen. Unseren geschätzten Mali = den unendlich geduldigen Pordja-Gärtner Dudu, was haben wir den geplagt nach dem Motto "Darf ich das auch mal machen?" Frieder Jungjohann war übrigens als "Khis-pain-Babu" = Warum-Babu bekannt, weil er die Handwerker mit dieser Frage nervte. Dudu brachte uns bei, wie man eine kaudi trägt, richtig auf der Schulter ausbalanciert, und dann mit einem wippenden Schritt zwei 20kg Eimer oder Kanister gut tragen kann. Wir haben dann Wasser vom Brunnen holen geholfen zum Bewässern der Beete. Das war immer ein Weg von gut 1½ Kilometer (1 Meile).

Von Mutter hatte ich zwei Beete bekommen, da durfte ich Gemüse anpflanzen und versorgen. Wenn es dann reif war, wurde geerntet und ich verkaufte das Gemüse an Mutter. Dann zeigte uns Dudu auch, wie man mit einer tangji = leichten Axt fachgerecht umgeht. Hannes und ich haben uns mal damit von Agavenstämmen und Palmenblättern eine Hütte gebaut; hat tatsächlich gegen einen Monsunregenguß dicht gehalten! Eine solche Axt hängt heute noch bei mir im Zimmer. Mit den boarding-Jungen haben wir Fußball (der "Ball" war ein fest mit Tau umwickeltes Bündel an Stofffetzen!) gespielt oder eine Art Fang- und Abklatsch-Spiel.

Die Schule mit Hausaufgaben war natürlich auch noch da, aber damit kamen wir meist ziemlich fix über die Runden. Die Missions-Druckerei in Koraput war noch so eine Werkstatt der Missionare, wo man sich herrlich betätigen konnte, z.B. das Schwungrad der Tiegelpresse drehen oder am Letterkasten einen Text setzen usw. usf. Der Leiter der Druckerei, Yia Suna, war sehr tüchtig, litt allerdings an gelegentlichen epileptischen Anfällen. Bei einem war Mutter gerade dort und hat sofort mit dem Gehilfen zusammen eingegriffen; ich musste Yia schnell einen Knebel in den Mund stopfen, damit er sich nicht die Zunge durchbiss. Da war ich elf, glaube ich. Samstags war ein besonderer Tag, da kamen all die Kranken, Krüppel und Bettler zur Sahibani = Missionarsfrau und wollten Hilfe. Die meisten dieser Elendsfiguren waren eigentlich ehrlich, denn sie brauchten Medizin wie Aspirin und Salben, und kamen nicht, um zu betteln. Der eine oder andere bat wohl um ein paar Peußa (vergleichbar unseren Pfennigen, ein Kupfermünze), kriegte er aber nicht. Das unterblieb auch schnell. Ich durfte helfen, d.h. Tabletten verteilen, das Sulfonamid (?) gegen die Krätzewunden (vor allem bei Kindern! mit einem Spachtel vorsichtig verstreichen und dann einen einfachen Verband drumwickeln (hinterher gründlich die Pfoten mit Kernseife waschen!) oder einen Klacks von dem beliebten "pembam" = pain balm = Schmerzbalsam = Vick Vaporub (Mentholsalbe) auf einer Kompresse ausgeben; damit rieben die sich dann ein; scheint für sie ein Wundermittel gewesen zu sein.

Mutter (sie war bei den Flensburger Diakonissen ausgebildet) behandelte inzwischen die Wunden der Krüppel und machte sonstige Untersuchungen, gab doch öfters den Rat, ins örtliche "Hospital" (eher eine Krankenstation) zu gehen mit übleren Verletzungen, die sie erst mal notversorgte. Einmal kamen Dörfler mit einer Frau an, die von einer giftigen Schlange gebissen worden war - die hatten sie schon meilenweit auf einer Trage geschleppt; Mutter schickte sie mit unserem paik = Küster und einer Notiz ans Hospital weiter. Wenn ich recht erinnere, ist die Frau durchgekommen, aber die Leute brachten sie erst zu uns! Dass wir Kinder so früh mit solchem z.T. horrenden Elend konfrontiert und zum Helfen angeleitet wurden, hat uns irgendwie einen "Schutzpanzer" verpasst, will sagen, wir fühlten uns nicht verunsichert, konnten unser persönliches Leben und Tun wohl von diesem Leid trennen und uns nicht ängstigen lassen. Wir sahen - unbewusst - den stummen Dank in den Augen der Menschen für diese Hilfe, so bescheiden sie war angesichts der erbärmlich geringen Mittel, die die Mission uns zur Verfügung stellen konnte. Das war ein Grund u.a., warum Vater als Präses der Jeypur-Kirche, unserem Missionsgebiet, schon sehr früh (Anfang 30'er) daraufgedrungen hat, einen Missionsarzt zu schicken und ein Krankenhaus zu bauen.

Krankenhaus in Nowrangapur, erbaut 1952 von Reimer Speck.Ein Lepra-Krankenhaus gab es schon in Sahir in der Ebene, von dem alten Missionar Schulze errichtet. Das war so gut durchdacht gebaut und organisiert, dass es in Indien als Modell berühmt wurde und der alte Schulze einen Orden von der Königin Victoria von England verliehen bekam! Alles war nun tatsächlich so weit vorbereitet, dass Onkel Fritz Hansen (Mutters Bruder) rauskommen sollte, scheiterte m.W. allerdings an Tante Gretel (seiner Frau, einer Schwäbin), die sich darauf nicht einlassen wollte. Und dann kam der Krieg. Ein weiterer Grund muss gewesen sein, dass die Nazis keine Ärzte rauslassen wollten; die Wehrmacht brauchte sie. Onkel Fritz sollte 1938 mit uns zusammen ausreisen.

Seit den 50'ern haben sie nun ein für indische Verhältnisse hervorragend ausgerüstetes Hospital in Nowrangapur (weit besser und beliebter als das Government Hospital), heute geleitet von den extrem tüchtigen Indern Dres. med. John und Frau (beide Hindus) als Chefs; erster Missionsarzt war Dr. Scheel mit Sr Keding, dann Dres. med. Mollat, Winkler, Probst, Johannsen, Steuernagel; Annelene hat dort auch eine kurze Zeit gearbeitet. Es war eine glückliche Kindheit, die wir hatten, frei, unbeschwert, wenn auch sehr bescheiden, bei aller "Magerkost", mit der wir leben mussten, aber wir kannten es ja nicht anders. Zum Geburtstag habe ich mal eine schöne Schiefertafel mit Griffelkasten erhalten, zu Weihnachten gab's immer Hemden und Hosen oder Sandalen mit Sohlen aus Autoreifengummi, die hielten was aus! Und die Krönung war mein neunter Geburtstag - da hatte Vater von unserem Tischler Meusok Kondpan (Vater des späteren Bischofs Obinas Chondro Kondpan) mir einen Bollerwagen fertigen lassen, ein aasig schweres Möbel, aber stabil wie sonst was! Seine Tocher Kumari war eine Zeitlang Ayah bei uns, vor Premi.

Mutter hat einige unserer Unterhaltungen oder Sprüche aufgeschrieben; hier ein paar Muster. Ich sah ein Photo von mir als kleinem, so zweijährigen Stöpsel, das eine Ohr größer als das andere, weil Seitenaufnahme. Ich soll gemeint haben: "Da, ein großes Ohr und eine kleine Ohr." Warum nun das Femininum für das kleine Ohr? - Ich glaube, es war Karins oder Erikas Geburt und Onkel Wilhelm fuhr uns Kinder zu den Helmsens zum neuen Geschwisterchen. Plötzlich meinte Hannes ganz aufgeregt: "U-u-und, wenn sie uns angeschmiert haben?" Er sprach immer ziemlich schnell, da wurde aus einem Tante Sophie eben "T-sophie" oder aus Onkel Heine "Kl-eini". - Einmal kam er bei Mutter an und fragte: "Hat Gott alle Tiere lieb?" - "Ja, natürlich." - "Auch Regenwürmer?" - "Sicher." - Hannes: "Ich geb sie aber immer die Hühner." - Dies war im Heimaturlaub, glaube ich. Ich fragte Hannes: "Wer ist dein bester Freund?" Er antwortete: "Johannes Feldhusen." Ich: "Das geht aber nicht, Hannes. Ein Mal sagst du Karl-Rudolf, dann ich, dann Johannes - man kann nur einen besten Freund haben!" Hannes' Antwort hat Mutter leider vergessen oder er nahm dies logische Problem nicht so ernst und ignorierte die Sache. Hannes und ich müssen doch allerhand an Unfug angestellt haben: Tante Ursel Ahrens' Canna-Beet ansägen (Gerhard Mali erwischte uns und von Vater bekamen wir die "Quittung"= Fellvoll); auf dem Brunnenrand in der Tota rumbalancieren (da reinfallen und wir wären geliefert gewesen! Auch hier gab's 'ne Quittung, zu Recht!).

Apropos Tante Ursel (mit der hatten wir öfters Knatsch), da gibt's einen fast legendär gewordenen Ausruf. Ein Flugzeug brummte einmal über unser Gebiet und Tante Ursel schoss auf die Veranda raus, wedelte wie wild mit den Armen und schrie: "Dekko, eko pobono bandi" = Seht, ein Luft-Ochsenwagen. Anne hat sich ihr Leben lang darüber schief gelacht. Sie stand übrigens mit Tante Ursel auf Kriegsfuß, weil sie Theo (Ahrens' Erstgeborenem) einmal mit einer kleinen Schere seine hübschen, blonden Locken arg gestutzt hatte. Hannes' Experiment mit der Hinterlaufsehne unserer dürren Kuh, während sie von Sikondoro (dem Wassermann) gemolken wurde - er kniff rein, sie schlug aus, Sikondoro und Milchpott flogen durch die Luft. Oder in Salur, wo wir die glösenden, angerauchten Ssutas (Stumpen) der Waschfrauen probierten und Onkel Walter Ahrens uns verpetzte (da gab's auch 'ne Quittung). Wie wir beide auf dem Küchendach stehen und Sand in den Schornstein werfen, so dass unten ein gewaltiges Qualmen anhob - davon gibt's ein Photo, von Mutter geknipst.

Die Väter hatten Motorräder bekommen, Zündapps, 250ccm Maschinen, mit Schaltung am Tank. Hannes saß hinten auf dem Sozius, wollte sehen, wie schnell sein Vater fuhr, stand auf und drehte dabei die Hacke in die Speichen - es fehlte ein Stückchen Ferse danach! In den Ferien besuchten wir uns auch gegenseitig in Koraput oder Jeypur. Da erinnere ich einen Besuch bei den Helmsens: Es war Schlafengehenszeit, wir lagen in unseren Betten unter den Moskitonetzen, und es fing ein lustiges Konzert an: Ein sonores, irgendwie auch beruhigendes ngn-ngn-ngn - das waren die Kinder, die beim Daumen-Lutschen dies Geräusch in diversen Tonlagen von sich gaben. Übrigens, zu dem besagten Sikondoro oben gibt's eine "hübsche" Geschichte. Auf einer Distriktsreise von Vater und Onkel Traugott Jungjohann war er als Kochlehrling mit von der Partie. Beim Frühstück sagte Onkel Traugott, der Kaffee rieche aber eigenartig; Vater schnupperte und meinte auch, da sei etwas oberfaul. Sikondoro wurde zitiert und erzählte dann bedrückt, er habe den Kaffee-Filterbeutel zu Hause vergessen, dafür dann einen Baumwollsocken genommen, aber einen gebrauchten, keinen sauberen! Er war offensichtlich überzeugter Tee- oder Tscha-Trinker!

In Jeypur gab es rund um den Compound (das Gelände) der Mission eine Mauer mit Glasscherben bewehrt; da sind Hannes und ich oft gespannt längs gelaufen, um zu sehen, ob sich ein Leopard dort beim Rüberspringen verletzt hatte; es gab einen im Djungel hinter dem Gelände (Onkel Nike nannte ihn Drachenberg), den der Maharajah später in einer Falle fing, ein aufregendes Ereignis. Und wenn wir spät abends von einem Bungalow zum anderen gingen, haben wir uns einen brennenden Knüppel mitgenommen, um irgendwelche Viecher zu vertreiben. Ob wir das heute noch täten?

Ein Erlebnis sitzt uns heute noch in den Knochen, Hannes besonders als Betroffenem. Vater wollte an einem Sonntag in Dumriput, einem kleinen Dorf bei Koraput auf der Strecke nach Jeypur, Gottesdienst halten. Wie durften mit und abwechselnd auf Sem, einem kleinen, jungen Pferd, reiten. Kurz vor dem Ort mussten wir durch eine Nallah, ein trockenes Flussbett mit etwas steilen Ufern. Kann sein, dass das Tier nervös wurde, scheute, zumindest preschte es plötzlich los, Hannes blieb mit dem Fuß im Steigbügel hängen, flog runter und wurde über den steinigen Acker geschleift. Gott-sei-Dank konnte Vater sehr schnell laufen, fiel dem Gaul in die Zügel und bremste ihn. Hannes' Hemd hing in Fetzen, hatte aber den gröbsten Schaden gemildert; trotzdem sah er am Rücken wüst aus. Dass er von den Hufen nicht am Kopf getroffen wurde, grenzt an ein Wunder. Er wurde mit einer Trage nach Koraput gebracht, wo Mutter ihn verarztete.

Apropos Pferde: Es war der Maharajah von Jagdalpur, der den Missionaren in Kotapad Anfang der 30er (da war Missionar Gloyer noch dort) ein Reitpferd schenkte, ein älteren, riesigen Rappen. Gloyer hatte Vater schon Reitstunden gegeben, und so kriegte Vater den Gaul für seine Distriktsreisen. Beim ersten Aufsitzen drehte sich Pitro (Peter) plötzlich weg und Vater lag - bums - auf der anderen Seite auf dem Boden. Beim zweiten Mal klappte es dann, aber da schoss der Gaul los wie ein Berserker und rannte stur geradeaus. Vater hielt sich oben wie ein Jockei, bis Pitro stoppte. Da ist Vater runter und hat den Gaul mit dem Zügel verdroschen und konnte anschließend in aller Ruhe und friedlich mit einem sanftmütigen Pitro nach Hause reiten. Die beiden haben später viele Distriktreisen miteinander gemacht, auf den schmalen Wegen zwischen den Reisfeldern war Pitro unbezahlbar, weil phantastisch trittsicher.


Gottesdienste ...

Wie es sich bei Pasters gehört, war am Sonntag der Kirchgang dran. Die Missionarsfamilie saß mehr nach hinten auf Stühlen, vorn waren links die Männer auf geflochtenen Bambusmatten (der ganze Raum war damit ausgelegt, übrigens unsere Bungalows auch, eine enorm stabile "Auslegeware", wurde mit Petroleum eingerieben gegen die Uis = Termiten), rechts die Frauen, wie bei Preußens!, dazwischen die Kinder des boardings, aber zur Seite der Frauen hin, bei der Kanzel. Der Choralgesang war meist sehr schleppend, wie bei einem Begräbnis, so dass Vater einmal hochschoss, laut und kräftig vorsang und dirigierte, und die Gemeinde musste die zweite Strophe im vorgegebenem Takt mitsingen; klappte erstaunlich gut. Das ging so bei allen Liedern an diesem Sonntag, die Predigt geriet entsprechend kurz. Später hat unser Guru = Diakon (auch unser Friseur) Benja den Vorsänger gemacht. Er war es übrigens, der während unserer Internierung unsere in mit Blech ausgeschlagenen Kisten verpackten Besitztümer hütete, so gut, dass (nach Satara) nichts fehlte. Er hatte auch aufgepasst, dass keine Uis = Termiten rangekommen waren.11

Mit dem Singen hat Onkel Rudolf das auch so gemacht. Da gibt's noch eine schöne Geschichte von ihm, oder besser zwei. Er war ja ein großer Prediger vor dem Herrn, dessen Gestik seine Ausführungen oft brachial unterstrich. Da passierte es einmal in der Monsunzeit, als die Wände feucht waren, dass er mit einem Fausthieb auf die Kanzelbrüstung 1 m2 Putz von der Wand runterbrachte. Und das andere geschah in Pottangi, nicht weit weg von Doliambo. Ein baumlanger Naik, Häuptling des Dorfes, ein Hindu, stand drohend am Eingang zum Dorf und wollte diesen Missionar nicht reinlassen. Onkel Rudolf saß auf seinem kleinen Pferd, ritt dicht an den Mann heran, ohne einen Ton zu sagen, und starrte ihm in die Augen. Sie waren auf Sichthöhe. Plötzlich holte er aus und drosch dem Kerl eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Der Mann war derartig verbiestert, dass er sofort zur Seite ging und Onkel Rudolf in aller Ruhe seine "Heidenmission" ausüben konnte.

Ostern und Weihnachten waren natürlich die großen Feste, aber Erntedank kam gleich danach. Zu Ostern hieß es früh aufstehen, denn die ganze Gemeinde zog unter Gesang zum Friedhof, damit sie bei Sonnenaufgang Christi Auferstehung begehen konnte. Mir ist durch diese einfache Zeremonie schon als Kind die Bedeutung Osterns sehr klar und eindrucksvoll deutlich geworden.

Weihnachten war das Fest der Kinder, denn die Dekoration des Weihnachtsbaumes war Sache der boarding-Kinder. Bei Yia in der Druckerei wurden farbige DinA3 Bögen in 1cm breite Streifen geschnitten, diese dann in 10cm lange Stücke, die nun zu langen Ketten verklebt wurden. Die hängten sie dann in den Weihnachtsbaum, mehrere Äste des Tentulibaumes in einem großen Kanister mit Steinen verblockt; dieses Gewächs war eine Mimosenart mit feingliedrigen Blättchen, die wie "Tannennadeln" aussahen. Übrigens, die Paste aus den säuerlichen Tentulifrüchten war die probateste Linderung, wenn man auf 'ne Chilischote im Curry gebissen hatte und die Klappe brannte. Zu Hause hatten wir Schmuck aus Deutschland am Baum: Kugeln, Lametta, aber auch die Papierketten. Das Lametta wurde nach dem Fest sorgfältig geglättet und aufbewahrt zum nächsten Fest! Besonders schön war die Feier dadurch, dass die ganze Kirche nur mit Kerzen erleuchtet war. Die Menschen hatten ihre Lichter bei sich und dann der Baum und weitere Leuchter im Altarraum. - Neujahr hatte einen besonderen Erlebniswert für uns Jungen, mich und den boarding-Bengeln: Da durften wir die Glocken läuten. Das war eine Gaudi, weil man die Klangkörper erst mal in Schwingung bringen musste, und wir Flöhe dann mit dem dicken Kokosseil so 2 oder mehr Meter nach oben hochgezogen wurden.

Erntedank sei noch erwähnt. Es war erstaunlich und rührend, was die Menschen alles anschleppten an Gaben. Der Altarraum war rundum voll mit Feldfrüchten und Hühnern und Eiern und was sonst noch, auch an Naschsachen, die man sonst auf dem Basar kriegen konnte, Pakudis zum Bespiel, Pitas und diese Honigkringel. Am Ende des Gottesdienstes ging es dann los mit der Versteigerung der schönen Dinge. Es kam meist ein überraschend hoher Betrag dabei raus, oft die höchste "Kollekte" im ganzen Kirchenjahr!


Erlebnisse

Es dürfte bekannt sein, dass einige Spezies der indischen Fauna dem Menschen Ärger bereiten können, wenn sie mit ihm aneinander geraten, als da sind Königstiger, Leopard, Kobra, Krait, Skorpion und die hinterhältige Malaria-Moskito. Ich nenne diese Viecher, weil sie mir direkt-indirekt begegnet sind in meiner Zeit dort. Vater ist an der Malaria fest hops gegangen!

Wir kamen des Nachts mit dem Auto von Salur rauf nach Koraput. Die Bergstraße hatte es in sich und nach einer Weile fing der Kühler an zu kochen, brauchte Wasser. Vater wusste, wo ein Bergbach die Straße unterquerte, hielt an, gab mir einen Eimer und machte sich dran, den Kühlerverschluss abzuschrauben. Ich musste nur ein paar Meter runter zum Wasserlauf, war gleich wieder oben und Vater füllte vorsichtig den Radiator auf. Die Lichter waren ausgeschaltet, wir hatten eine Taschenlampe dabei. Als alles fertig war, ging's weiter, Vater ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein und siehe da - wir hatten einen Beobachter, der so 30m entfernt am Straßenrand gesessen hatte und sich nun in aller Ruhe quer über die Straße hangabwärts trollte: Ein prächtiger Königstiger! Putzigerweise rutschte mir da nicht nachträglich das Herz in die Hosen; ich fand das hochinteressant.
Es war während des Monsuns; Premi sollte Bücherkörbe auspacken und die Bände abwischen und auf ein Bord stellen. Sie hatte Anne bei sich und die Kleine durfte die Bücher rausholen und ihr reichen. Plötzlich schrie Premi auf, riss Anne am Arm hoch und zur Seite. Die Lütte brüllte natürlich ob dieser groben Behandlung, so dass Vater hereinstürzte. Premi konnte immer noch nichts sagen, zeigte nur zitternd auf den Korb, in dem eine Kobra sich zusam¬mengerollt hatte, nun unruhig wurde und hochkam. Da griff Vater sich den Deckel und warf ihn blitzschnell auf den Korb und das Biest war gefangen; es wurde dann draußen von Dudu Mali erledigt.

Samstags war ja Badetag, da mussten wir das Heißwasser vom Waschkessel im Hof bei der Küche die Außentreppe hoch zum Badezimmer rauftragen. Es wurde schon dunkel und auf der Treppe schien ein Ast zu liegen, auf den ich barfuß nicht treten wollte, also stieg ich drüber. Als ich dann für eine zweite Ladung wieder runterging, war der Ast nicht mehr da bzw. "schlängelte" gerade die Stufen runter, rüber zum Tentulibaum gleich neben der Treppe und da rauf: Eine Baumschlange, eine hochgiftige Krait. Wäre ich auf diesen "Ast" getreten, na denn, Prost Mahlzeit, das wär's gewesen. Wir haben doch Schutzengel gehabt, ich glaub' an diese Wesen! 

Dies passierte während einer Missionarskonferenz, ich glaube es war in Jeypur. Man hatte uns Kinder alle in einem großen Raum oben im 1. Stock schlafen gelegt, die Gäste auf Feldbetten. Vor der Nachtruhe schauten die Eltern noch mal rein bei uns und da entdeckte Vater so 'ne komische Beule im Oberteil des Moskitonetzes. Er hielt die Laterne hoch, siehe da, eine Schlange hatte sich da gerollt. Onkel Nike und er bewaffneten sich mit kräftigen Knüppeln, einer schleuderte plötzlich das Netz hoch, die Schlange flog raus und kriegte sofort eins über und war ex. Übrigens, Onkel Wilhelm Bräsen war bekannt dafür, dass er Schlangen, Kobras z.B., stets mit dem Gewehr erschoss.

Dass uns nie ein Missgeschick widerfuhr mit Skorpionen bei unserer Barfusslauferei, hat mich im Nachhinein doch gewundert. Auch mit den Sandalen wäre das möglich gewesen, denn die waren nach allen Seiten offen, außer von unten an den Sohlen; da bestanden sie, wie schon erzählt, aus abgefahrenem Autoreifengummi. Aber unseren Sikondoro hat ein Skorpion an der Hacke erwischt, glücklicherweise an einer ziemlich verhornten Stelle, der Stachel war nur oberflächlich eingedrungen, trotzdem hat er bös gejault vor Schmerzen.

Von diesen Viechern drohte uns kein Ungemach, sie haben sogar geschmeckt. Ich meine die dicken roten Baum-Ameisen, deren Hinterleiber mit Honig/Nektar gefüllt waren. Wie, das fragt mich nicht, aber ich hab' den Hinterleib abgekniffen, ausgesaugt und die Citinhülle ausgespuckt, wie es die boarding-Jungen auch machten. Wer allerdings wirklich schmerzhaft beißen konnte, waren die kleinen, schwarzen schlanken Ameisen; sie hießen "tel-zati" = Öl-Ameisen.

In Penryn waren die Masern ausgebrochen und die Schulärztin Frau Dr. med. Rosenthal, eine sympathische amerikanische Jüdin (konnte Deutsch), entnahm bei Hannes als Erstbetroffenem Blut und injizierte davon allen anderen Kindern, um sie zu immunisieren. Dr. Rosenthal hatte einen kleinen Austin, so'n "wildgewordenen Kohlenkasten", mit indischem Chauffeur. Die Karre war so leicht, dass ein Mal, als der Fahrer los wollte, Dave Devries und Bob Schramm sich hinten hinter den Wagen gekniet hatten und ihn anhoben, so dass die Räder durchdrehten, aber nicht zogen. Der Inder war ganz verzweifelt, bis er schließlich merkte, was sich da abspielte; Mann, war der sauer! - Ein Unfug, den fast alle Jungen auf den Fahrten von und nach Kodai mitmachten, war das draußen um die Eisenbahnwagen Rumklettern. Die Züge haben dort Einzelabteile mit 2, 4 oder 6 Liegen/Klappbetten (keine Sitze wie hier) und Toilette/Waschgelegenheit und auf beiden Seiten natürlich die Türen. Außen liefen die Trittbretter entlang und die Haltestangen, man konnte also relativ einfach den Wagen längs hangeln, da die Züge dort kaum über 80 km/h schnell fuhren.

Ein anderer Blödsinn, aber herrlicher Spaß, missfiel jedoch den Bahnpolizisten sehr! Was mussten die Trottel sich auch so dicht an den Zug stellen, wenn er abfuhr? Sie trugen Helme wie die Londoner Bobbies, so'ne hohen Dinger; man brauchte nur das Fenster runterlassen, kurz bevor man an einem Schupo vorbeikam (ein Mitschüler dirigierte), dann schwupp, sich rauslehnen und mit langem Arm von hinten den Helm runterhauen. Funktionierte fast immer und sie konnten einen nicht identifizieren, z.B. bei einer Meldung an die Polizei am nächsten Bahnhof. Bei einigen Schülern war es fast ein heiliges Gebot, pro Fahrt zumindest einen Polizisten seines amtlichen Kopfschmucks beraubt zu haben!


Schulen bis zum Ende der Internierung

Wenn man unsere "karierte" Schulbildung betrachtet - man staunt, dass aus uns noch was geworden ist - entgegen dem Mecklenburger Motto: "Pastors Kinder, Müllers Vieh gedeihen selten oder nie". Der Anfang war ja noch normal, Einschulung in die erste Volksschulklasse in Kiel. Nach 'nem halben Jahr war Ende wegen Ausreise nach Indien. Aber Tante Lene war ja mit, also ging es mehr oder minder geregelt weiter. Mutter half aus als gelernte Lehrerin mit Deutsch; bei ihr habe ich an Hand von Hermann Löns' Geschichten Diktate schreiben gelernt, denn der Mann hatte einen phänomenalen Wortschatz in seinen Erzählungen von der Heide und der Landschaft dort. Daran ließen sich herrliche Synonyma-Übungen entwickeln, was Mutter auch gern tat, und mein Widerwillen, in einem Absatz zwei oder mehrmals dasselbe Wort zu benutzen, wenn ein anderes genau so gut war, geht auf dieses Training mit Mutter zurück. Deutsch, Lesen und Schreiben und Rechnen (auf Englisch: the three r's: reading - 'riting -'rithmetic) und Heimatkunde waren die Hauptfächer. Singen taten wir ohnehin genug, Religion kriegten wir in den täglichen Andachten mit. Als es mit Kotagiri aus war, kamen alle schulpflichtigen Kinder zu uns nach Koraput Hannes, Elsabe, Karin, Helga, Rolf und Frieder (?) wohnten im oberen Ahrens-Bungalow.

Der Unterricht war wie in den alten Volksschulen einklassig, d.h. jede Altersgruppe bekam wohl ihren Unterricht, aber gestaffelt. Während eine "Klasse" von der Lehrerin betreut wurde, hatten die anderen Aufgaben zu erledigen. Tante Lene hatte Autorität, war eine dieser "pädagogischen Zehnkämpfer", wie viele Dorfschulmeister früher, da gab's kein Rumbolzen; wenn's zu arg geworden wäre, war immer noch Vater da, der dann eingegriffen hätte - tat aber m.W. nie nötig! 1941 kam ich in die Sexta = Gymnasium mit Latein! Bei Mutter hatten Hannes und ich Deutsch (?), bei Tante Lene die anderen Fächer, Rechnen, Heimat- und Sachkunde, Latein (als Theologin hatte sie das Latinum u. Graecum).

Lagerschule in Satara1943 wurden wir in Satara interniert und Vater (Dr. Heinrich Meyer) wurde Initiator und Direktor der Lager-Schule. Was mich immer gewundert hat, war, dass die anderen Missionare keine Initiative ergriffen zur Schulbildung ihrer Kinder, außer Tante Selma Heller. Wir Deutschen, eigentlich alle Internierten, trudelten 1943 so etwa zur gleichen Zeit ein. Jetzt ging doch so was wie regulärer Unterricht los, mit Klassenstufen von Kindergarten/Grundschule aufwärts. Krischan Hartmann und Heinz Engels waren Untertertianer, ich der einzige Quartaner; Hannes wurde in die Quinta von seinem Alter her eingestuft, hatte drei Klassenkameraden, den "Frosch" Renatus Betz, Klaus Kottmeier, Renate Wittenberg, später den "Storch" Rainer Brockes. Weiter runter waren es mehr Kinder pro Klasse, aber nie über 6/7, summa etwa 59 Kinder, lt. Tucher, davon 37 Missionarskinder; 21 Italiener hatten ihre eigene Schule.

Nun hatten wir so ziemlich alle Fächer, die laut Stundentafel fällig waren: D, Ge, Ek, La, Grie, Ma, Phy, Che, Bio, Ku, Mus, Sp. Reli fehlte, weil wir Konfirmanden waren, En, weil wir darin durch unsere Umgebung "Kenntnisse" hatten. In Kodai lief ja später alles nur auf Englisch, aber innerhalb von einem Vierteljahr konnten wir dem Unterricht ohne weiteres folgen. Unsere Lehrer waren alle keine "gelernten Pauker" (Tante Lene, Frln. Schmidt und Mutter ja), aber hatten unheimlich Spaß an der Sache, außer einigen Faulpelzen, z.B. in Bio Dr. Pieckenbrock, ein Agrarwirt = Gutsbesitzer in Deutschland. Dagegen Dr. Meißner in Ek und Che oder Dr. Conrad in Phy, die knieten sich richtig rein in die Materie, auch Frau Dr. Wolff in D oder Onkel Rudolf Tauscher in Grie, Dr. Gäbler in La und Vater in Ma.

In Ku hatten wir den Bayern Huber, der selber schöne Aquarelle malte, uns aber hauptsächlich mit technischem Zeichnen plagte; später wurde ihm das auch zu langweilig und er ließ uns die Vegetation vor unserem Klassenzimmer abbilden, einen großen Banyantree = Luftwurzelbaum, auch Blumen. Das machte dann echt Spaß. Bei Herrn Wittenberg gab es Singen und Notenkunde, 2mal in der letzten Stunde eines Schultages. In Sport hatten wir Herrn Holland, seines Zeichens Kaufmann, aber in seiner Marine-Dienstzeit war er Mittelgewichtsmeister im Boxen gewesen. Das kriegten wir Bengel auch zu spüren: Beim Appell der Länge nach antreten - Hannes war Flügelmann, abzählen und dann hieß es: "Bauch anspannen!" und er ging die Reihe durch und drosch uns kurz einen in die Magengrube - gelobt sei, was hart macht! Beim Sportfesttag war dann auch die Schulmeisterschaft im Boxen dran; da wurde ich Mittelstufenmeister gegen "Frosch" Betz! Von den älteren Schülern lieferten Christian Hartmann und Heinz Engels einen dollen Kampf; es war tatsächlich keine Klopperei, denn Holland legte Wert auf Technik und Taktik. Christian hat gewonnen, obwohl gut 20cm kleiner als Heinz, aber härter und schneller. Lassen wir's.

Die Orte des Unterrichts wechselten, waren aber hauptsächlich im Internment Camp, weil es da ein großes Gebäude gab, da hatten wir Musik wegen dem Klavier dort (früher das Offiziers-Kasino), mit einer Reihe kleinerer Räume (früher Militär-offices) drum herum, die sich gut als Klassen eigneten. Da hatten aber die Bayern auch ihre Bierschänke und grölten nachmittags/abends oft laut herum, Nazi- und "deutsches" Liedgut! Ich erinnere, Vater nach diesem "Tun" gefragt zu haben, er hat das Thema "Nazis" umgangen mit dem Hinweis, dass die das eben schön fänden. Wirklich was über den Nationalsozialismus gehört und erfahren habe ich erst in Kodai, später in Valparaiso an der Uni und dann gründlich ab 1954 in Deutschland. Für Griechisch musste ich mit'm Rad rüber zu Onkel Rudolf ins Parole Centre (er war nicht gut zu Fuß), und Physik bei Dr. Conrad im Haus wegen der Experimente, die er alle selber bastelte und von mir z.B. in Mechanik/Optik dann zusammenstellen ließ, zwecks Übung und Illustration.

Drei Erwachsene haben dort tatsächlich auch das Externen-Abitur gebaut, unter Vorsitz von Vater: Frau Hoffmann (später in Hamburg OStR'in an einer Berufsschule), Herr Betz (Physiotherapeut) und Herr Erz (Homöopath). Vater hatte sie in Mathe, Dr. Lorch in Deutsch, Dr. Wolff in Ge, Meißner, Conrad in anderen Fächern.

Wir machten auch Schulausflüge, z.B. an den Kistna-Fluss, wo man herrlich schwimmen konnte. Am Oberlauf in den Bergen war das Wasser noch einigermaßen sauber. Bücher hatten wir nur wenige und wenn, dann aus dem Privatbesitz der Lehrer. Ich hatte ein englisches Mathebuch bei Vater, das den großen Vorzug besaß, die Lösungen zu den reichlichen Aufgaben hinten in einem Anhang zu haben. Das hatte ich schnell spitz gekriegt, mich aber doch gewissenhaft bemüht, die Lösungen erst selber rauszukriegen. Da wir keine Schultextbücher hatten (nach einiger Zeit hat das Rote Kreuz ausgeholfen), mussten wir unheimlich viel schreiben an Regeln usw. (siehe auch Herr Sievers bei Karin und Elsabe Helms und Co. mit seiner eigen-verfassten Deutschen Grammatik!). War ein gutes Training für später, z.B. bei Vorlesungen an der Uni konzentriert mitschreiben können.

Ein Insasse verdient besondere Erwähnung: Prof. Dr. Filchner, der Himalaya und Antarktis Forscher. Nach ihm ist ein Eisschelf in der Antarktis benannt! Vater hat sich mit dem knorrigen Kerl angefreundet, wegen mathematischer Ratschläge zu Aufgaben für die Abiturienten.12 Ein anderer Mann, mit dem Vater recht intensiv Freund wurde, war der Jude Dr. Huth, Zahnarzt von Beruf. Der Mann suchte verzweifelt nach jemandem, der Hebräisch konnte und in Vater hatte er genau den Richtigen gefunden, denn der suchte nach einem Thoragelehrten, weil er gehört hatte, dass auch deutsche Juden interniert seien. Abends haben die beiden öfters bis spät in die Nacht hinein gesessen und gelesen und interpretiert, "geklärt" wie es auf jiddisch heißt. Dr. Huth hatte glücklicherweise allerhand an Literatur. Ich glaube sogar, dass er Rabbiner war, bin mir aber nicht sicher. Vater war später als Bischof in Lübeck bei den Vikaren gefürchtet, aber auch geachtet für seine Prüfungen in Hebräisch, wie es mir P em. Jochen Siemers erzählt hat. Er war der einzige Lübecker Pastor, der das konnte.

Die drei Jahre in Satara waren eine schöne Zeit, viel Freiraum, neben den Pflichten. Da haben wir Tennisspielen gelernt bei der geduldigen Trudi, einer jüdischen Variete-Tänzerin aus Bombay, aber auch Stripperin, glaube ich. Wir konnten uns ja rumtreiben, wo wir wollten, bei den alten Schießständen nach Bleipatronen buddeln, gab's reichlich, mit unseren selbstgefertigten Katapulten auf die Krähen und Geier schießen - wir entwickelten eine erstaunliche Treffsicherheit - auf den Luftwurzelbäumen Fangen spielen, wir turnten wie die Affen herum!13 Und dann die Ausflüge von so um die 1½ Stunden Laufzeit auf die Forts der Mahratta-Könige hinauf, nicht mehr bewohnt, verfielen zusehends, und zu den großen Wasser-Reservoirs (nach den Monsunregen immer randvoll), in denen man herrlich schwimmen konnte (hab ich da gelernt), denn der kleine swimming-pool, den wir im Lager hinter dem Internment Camp hatten, wurde nur einmal wöchentlich mit Frischwasser aufgefüllt, war ziemlich schnell eine grüne Brühe. In den Reservoirs musste man sich "nur" an die harmlosen Wasserschlangen gewöhnen! - März 1946 war diese Zeit dann vorüber, es ging zurück ins Jeypurland. Wir waren die erste Familie, weil Vater der Präses war, aber Helms, Tauscher und Jungjohann folgten kurz danach.


'Highclerc' American Boarding Highschool

© Jan VeldmannAls letzter Abschnitt unserer Schulbildung war dann Kodai fällig, an der 'Highclerc' American Boarding Highschool, im Ort Kodaikanal, Tamil Nadu (Tamil-Land in Südindien), knapp westlich von Madura in den Palani-Bergen gelegen, etwa 2.000m hoch, in einem herrlichen Klima. Es gehört zu den besten Bioklimaten der Erde, wie Kotagiri in den Nilgiri Hills auch. Als wir noch in Satara waren, gingen Überlegungen bei den Eltern los zu unsrer weiteren Beschulung, denn mit dem Lager Gymnasium war's ja aus und Deutschland kam nicht in Frage.

Wie ich schon erzählte, landeten wir also in Highclerc, heute heißt die Schule Kodaikanal International School (KIS). Dort kamen Hannes und ich in die 10. Klasse (10th grade, die sophomores). Bis zum amerikanischen Abitur blieben noch zwei Jahre, der 11th grade (Juniors) und der 12th grade (seniors). Komischerweise heißen die vier ersten Universitäts- oder College-Jahre auch so: freshmen (wäre oben die 9. Klasse), dann sophomores, juniors and seniors. Wir haben die Schule volle drei Jahre besucht. Mit dem Englisch kamen wir schnell klar; die Fächer und ihre Stundenzahl waren doch anders:

Man hatte die Schulfächer fünf Stunden pro Woche, Englisch und Mathe durchweg, die Fremdsprachen (hier Französisch/Latein), dann Physik, Chemie, Biologie und Geschichte, diese jeweils nur ein Jahr; außerdem hatten wir Werken, Sport, Musik, leider keine Kunst. Bei Ge gab's noch ein Jahr extra: American History.

Hannes machte Latein, ich Französisch bei Mr. Musil, einem Phänomen von Lehrer. Das Kollegium war wirklich international, ein Glücksfall. Dr. Phelps, genannt Papa, war Schulleiter, hatte in Boston am MIT promoviert mit Mathe, Physik und Chemie! Die Engländerin (?) Mrs. Roth für Englisch, Mario di Giorgio, unser italienischer Musiklehrer und Chorleiter (ein Geiger des Mailänder Scalaorchesters, wie der in Indien hängen geblieben war, wusste niemand), Mr. Devadasan, der Inder, für Werken, Dr. Fritz Kolb, Österreicher, für Sport und Geschichte (Himalaya-Forscher, Bergsteiger, später wieder im Diplomatischen Dienst Österreichs), und schließlich Robert Musil (der hieß tatsächlich so, wie der Schriftsteller!), gebürtiger Tscheche, eingefleischter Junggeselle, ein Sprachengenie: Abitur am deutschsprachigen Humanistischen Gymnasium in Prag mit Latein und Griechisch, dazu Englisch als dritte Fremdsprache; Hebräisch in der Unter- und Oberprima (hat Vater am Kieler Gelehrtengymnasium auch gemacht); Französisch und Tschechisch - das konnte er von Haus aus, und im Studium Englisch und Französisch. Wir hatten Frz bei ihm, er war ein phantastischer Lehrer, didaktisch seiner Zeit weit voraus; er machte schon den direkten Unterricht lange bevor der Standard in Deutschland wurde. Unterrichtssprache war sofort Französisch, Vokabeln kamen an die Tafel, wurden erklärt und dann gebraucht in Sätzen und Redewendungen. Aus Spaß an Sprachen hat Musil sich Hindi beigebracht, dazu noch das Sanskrit. Dann der Schweizer Caspari für Mathe. Bei Mario haben wir gesungen, was die Lungen hergaben. Wir hatten ein boys quartett, ein mixed oktett, eine à capella group und den Schulchor. Der aber war so gut, dass er Oratorien aufführte ( z.B. den Messias), Kantaten von Bach und Messen. Außerdem war jedes Jahr eine Gilbert-and-Sullivan Operette fällig, wie "Pinafore" oder "The Pirates of Penzance".

Ostern war einer der musikalischen Höhepunkte im Schuljahresverlauf. Das alte Gym = gymnasium = Turnhalle, Theaterbühne und allg. Versammlungsraum wurde dann von Schülergruppen mit Farnzweigen und Osterlilien, die wir von den Berghängen oberhalb des Lake holten, wunderschön ausgeschmückt, Später, als die Chapel gebaut war (nach unserer Zeit), wurde diese Tradition dort fortgesetzt. Zum Programm gehörte der ,Hallelujah-Chor" aus dem Messias und die vielen, schönen Osterlieder, wo der Schulchor führend brillierte. Vor allem der eben genannte Choral war der Höhepunkt und Schluss der Feier. Bei den vorhin genannten Aufführungen gegen Ende des Schuljahres waren oft viele Missionare oben in den Bergen, und alle, die gesanglich was drauf hatten - und das waren viele - haben in den Oratorien und Operetten fleißig mitgeschmettert. Einige unserer Mitschüler haben Solorollen gesungen, Joanne Brown und Anne Creecy im Sopran, Bob Carman als Bariton oder Ralph Doermann im Bass. Das waren herrliche Gemeinschaftserlebnisse. Die senior class musste dann auch immer das senior-play bringen, eine Theateraufführung unter der Regie von Mrs. Roth. In unserem Jahrgangsstück habe ich einen jüdischen Rabbi gespielt, wegen meines leichten deutschen Akzents, den ich noch überhöhte -gefiel Mrs. Roth gut, sagte sie mir. Allerdings, einen deutschen Schüler einen Juden spielen lassen, kurz nach Kriegsende - war da evtl. bittere Ironie, schwarzer Humor dahinter?

Das Schulgelände erstreckte sich am Nordhang oberhalb des Stausees von Kodai. Von unserem boys' block aus war es ein 65m weiter Guavenwurf (ein Obst) bis zur Uferstraße runter. War Ehrensache, dass man das schaffte. Nachts mal mit einem "geborgten" punt aus dem boathouse auf dem See schippern, das war auch eine Pflichtübung.14 Ein Teil unserer Schülerschaft stammte aus amerikanischen Ingenieurs- und Verwaltungsangestellten-Familien der ARAMCO = Arabian-American Oil Co. in Bahrain. Waren manchmal ein Störfaktor, weil sie Taschengeld en masse hatten, auch im Vergleich zu den anderen amerikanischen Kindern, erst recht zu uns armen deutschen Schluckern.

(Papa Phelps hatte mir den job eines Chemie-Laborassistenten gegeben, da bekam ich acht Anna im Monat - ein für mich fürstliches "Gehalt".) Den auch Caltex-kids (California-Texas) genannten Kindern bzw. deren Eltern hat er bald einen bestimmten Betrag an pocket-money erlaubt, um Unfrieden in der Schülerschaft zu vermeiden. Wurde auch befolgt, denn vor Papa hatten sie alle höllischen Respekt. Er war nur ein kleiner Mann, so etwa um die 1,66 m höchstens, aber hochintelligent und ein Energiebolzen von Sonderklasse, zudem ein großer Fan des Boston Red Sox baseball-teams. Er wusste Menschen enorm gut zu beurteilen; z.B. bekam ich im ersten Semester der 11. Klasse von ihm eine präzise Bemerkung in meine report-card (Zeugnis): "Heine spreads himself too thinly," frei übersetzt: "Heine macht auf Dünnbrettbohrer, kann viel mehr." Das hat mich bös gewurmt, und das Zeugnis sah am Ende der 11. Klasse entsprechend "verbessert" aus. Und da hat er mich in sein office kommen lassen, mir die report-card gezeigt und mit einem Lächeln nur: "well done, Heine!" = "gut gemacht, Heine" zu mir gesagt, mehr nicht; auch das war typisch Papa. Er kannte alle seine Schüler, wusste genau über sie Bescheid und kümmerte sich um sie.

Übrigens, Clarence Maloney (Abi '52) hat eine gute Charakter-Studie über Papa verfasst, sehr lesenswert. Oberhalb von Kodai war die beliebte bear-shola, Bärenwald (aber ohne Bären), da gab's ein natürliches Felsenbecken im Verlauf eines Flusses zur Ebene hin; dort konnte man herrlich schwimmen, war aber saukalt; im Stausee am Ort durften wir nicht, der war zu sehr mit, illegal, eingeleiteten Abwässern verdreckt. Vor den Rattail-Falls = Rattenschwanz-Fälle, etwa 150 m hoch, hatte ein Fluss auch ein Felsbecken gebildet, in dem man schwimmen konnte. Das Schöne an diesem pool war, dass für etwa 30 m das Wasser über eine glatte Schräge zum Becken runterschoss. Da setzte man sich also oben auf den Hintern, in einer möglichst alten Hose, und schlidderte in den pool runter. Zur Wasserfall-Kante war's noch ein ganzes Ende weiter. Glücklicherweise gab's in diesen fließenden Gewässern keine Blutegel, die sonst fast alle pools in den Bergen verseuchten. Die long-weekend hikes (Wanderungen) waren auch eine Kodai Tradition. Gruppen von Schülern (Jungen-Mädchen getrennt!), unter Aufsicht eines/r Lehrers/in, versorgte sich mit allem, was man an Verpflegung (gab's von der Schul-Küche) und zum Übernachten brauchte und zog dann los in die Berge rundum. Die ganz harten Wanderer machten die ten-mile-round oder gar noch die 20-mile-round über den Vandaravu Peak. Geschlafen wurde in den Forest-Ranger huts auf selbst geschnittenen Farnkrautlagern (war schön weich), und Abkochen mussten wir dann auch. Hat eigentlich immer bestens geklappt.

Eine Mutprobe sei noch erwähnt. An der Seite des Gebirges zur Ebene hin ragten zwei gewaltige Felssäulen hoch, die Pillar Rocks. An einer Stelle kamen sie auf sechs Fuß (1,80 m) aneinander heran, mit einer Plattform auf beiden Seiten, so sechs m breit. Die Kluft dazwischen ging dann ca. 100 m runter! Dreimal darf geraten werden, was fällig, aber von der Schule strikt verboten war: Genau das - mit Anlauf rüberspringen! Die läppischen 1,80 m kamen einem glatt wie 5 m vor, man musste sich bös überwinden. Ich hab's geschafft!! Allerdings, der Ehrlichkeit halber sei vermerkt, wir waren klug genug, dem Springer ein Seil um den Bauch zu binden als Sicherung. - So, das möge genügen. Viel Spaß beim Lesen.


Anhang

Chronologische Tabelle

  • Ende 1929 Eltern nach Indien

  • von 1931 (Geburt in Kotagiri) in Kotapad; in den Ferien in Christiansberg

  • bis 1938 Heimaturlaub der Eltern; etwa Herbst 1938 wieder nach Indien

  • bis 1939 in Koraput bzw. in Kotagiri Schule bei Tante Lene Langlo

  • bis 1943 "prisoners of war" auf sehr lockerer Basis im Missionsgebiet

  • 1943 bis 1946 regelrechte Gefangenen-Internierung in Satara, südl. Bombay

  • Ende 1946 bis Juni 1949 in Kodai an der amerikanischen highschool mit Abitur

  • Studium in USA und Deutschland, Heirat und Familie, Beruf als Gymnasiallehrer.

Namensverzeichnis der "alten" Missionare

Kinder

Eltern (alle verstorben)

Jürgen-Heine, Annegret †, Annelene †, Christoph †, Inge

Heinrich und Sophie Meyer

Johannes (Hannes), Elsabe, Karin, Erika, Reimer †, Gesa, Klaus

Nikolaus und Hedwig Helms

Heini †, Erwin † (beide in Deutschland), Helga, Rolf, Herrmann, Gerhard, Wilfried

Rudolf und Marlene Tauscher u. zweite Ehe mit Alma (geb.Jungermann)

Frieder , Dagmar, Traugott, Inger

Traugott und Else Jungjohann

Ingeborg †, Karl-Rudolf, Hannalies

Wilhelm und Grete Bräsen

Einen dankenswerten Hinweis von Frau Dr. Waack greife ich auf in Bezug auf die sehr tüchtigen indischen Ärzte Dres. John und Frau in Nowrangapur: Sie waren keine Hindus, sondern Christen! Ich weiß nicht, woher ich diese Fehlinformation habe, stelle die Sache hiermit richtig und bitte um Nachsicht.

Einige unserer Köche

Ein eminent wichtiger Angestellter war der Koch, nach den Ayahs. Fast alle waren von Missionarsfrauen angelernt worden und wurden, wenn jemand ausschied (in die Heimat zurückkehrte), weitergereicht. Es war kaum einer dabei, der nicht gut war, denn die Damen aus Deutschland waren alle die Bank durch versierte Hausfrauen und achteten auf sorgfältige Arbeit. Sie hatten auch die Geduld und den nötigen Humor, denn was da z.T. passiert ist, da bleibt einem die Spucke weg. Die Männer wechselten unter den Haushalten hin und her. Wir hatten Matthiu, Natniel (Nathaniel), Gabriel, Premanondo; Sikondoro hat Mutter noch als Letzten angelernt, er war aber mit Vorsicht zu genießen, siehe die Episode mit dem Socken als "Kaffeefilter". Ein wirklicher Könner war Tante Else Jungjohanns Julius, der einzige, den z.B. der Maharajah aus Jagdalpur, wenn ich nicht irre, gegen gutes Geld abgeworben hat. Alle anderen blieben bei den Missionars-Haushalten. Die Engländer, Aldersons z.B., hatten auch einen indischen Butler, der englischen Vorbildern nacheiferte und gar nicht mal schlecht, wenn ich das richtig erinnere.

Einige Lehrkräfte in Kodai

Wir hatten ein ziemlich internationales Gemisch an Lehrern, hier eine Auswahl: Dr. Carl W. Phelps >Schulleiter, Ma/Phy/Che (USA); Robert Musil >Frz/La (Tscheche, konnte 7 Sprachen); Mrs. Roth>En/Ge (GB); Mr. u. Mrs. Caspari> Ma bzw.Mus (Schweiz); Mario di Giorgio>Mus (Italien); Dr. Fritz Kolb> Gemkde, Sp (Austria); Mr. Devadasan>Werken (Inder); Mrs. "Auntie" Powell>Hauptfächer bei den 1. u. 2.Kläßlern (USA); Miss Liddle und Miss Slifer in der Mittelstufe (beide USA); eine Inderin in Bio; Mrs. Mueller>Bibliothek/Ge.(USA) - Nach den 50ern bis heute sind es überwiegend Amis und Inder gewesen.


Vita von Papa Phelps

Principal Carl W. Phelps, PhD Clarence Maloney, graduation 1952

By Clarence Maloney

Papa Phelps and his times:

In Papa Phelps' day, he as Principal did all the administrative work as there was no Vice-Principal, HS, MS, or ES Coordinator, Dean of Students, Student Counselor, Human Resources Officer, Admissions Officer, Alumni coordinator, or academic Department Heads. There was no secretary's office in front of his office. What is now the mail room was a choir rehersal room, and the rest of that building was a large social room with a fire place inherited from the original Highclerc Hotel, where Sunday evening vesper services were held.

Not only did Papa Phelps manage the whole school, he could substitute teach any class in the school, he said, and in fact he did. He had that kind of classical education. In those days the Kodai school curriculum was quite fixed- the main option, as I remember, besides music and sports, is that some students took optional trigonometry. We all had the standard 2 years of Latin, 2 years of French, 9th grade algebra and biology, 10th grade geometry and chemistry, 11th grade algebra 2 and physics, 12th grade American History, etc- no choice. Almost all students sang in the High School choir- oratorios and other classical music. It was an excellent basic education on which we have built our lives. There were some 200 students in the school.

In December 1946 I with my mother and stepfather came on the ship Tarakan with Papa Phelps, his wife, and their sons Roger and Robert, from New York to Colombo,  with other missionary families returning as soon as they could after the War. On the ship were the Rambo, DeVries, and other Kodai families. Papa Phelps made all the student-age passengers attend school every morning during the month-long voyage, because the Kodai school year began in January so students had to advance half a year from the school terms in USA. I began 7th grade when he took over in January 1947 . The long vacation of nearly2 1/2 months was at Christmas when all the students went home, with a 3 week vacation during "season" in May. That pattern was in line with other schools in India before the War, when missionaries and other foreigners went on home leave ("furlough") generally after 5 years. A year or so later, Papa Phelps changed the school year so that it began in June, involving another adjustment of half a school year.A couple years later Ms Phelps died, and Papa Phelps soon married again.

Papa Phelps had been an educationist missionary in Madurai before the War. But I never heard him speak Tamil. My main complaint about the school in those years and ever since was the gap between the school and the local community and Tamil culture. When I was a student there was no Tamil or Hindi, and absolutely no course or even parts of courses about India after all, in his day and my parents' day, Americans went to India with their ideology, not to observe or learn anything from India, though later we all came to realize that India did far more for us than we did for India. Papa Phelps' assignment as Principal in those years was mainly to prepare American children for American colleges, and there were hardly 3 or 4 Indian students. It was only Nora Mitchell who later introduced courses on Indian History and other Indian topics, and Hindi was introduced, but Tamil has remained a weak stepchild in the school which is strange as the language has as many native speakers as French and a literature as old as Latin.

Papa Phelps was able to obtain a car in USA to bring on that ship surprisingly, as there were not many available to buy it was a red 1946 Ford station wagon, right hand drive, which was the only school vehicle for many years, and he kept it in the Benderloch garage. At first he couldn't drive it much as petrol was rationed to 8 gallons a month, but one could get 4 gallons supplemental ration from the Collector. The buses were mostly fueled by charcoal gas, which was fine on the plains but on the ghat road the drivers had to frequently stop to crank up the fan blowing the charcoal burner. In the 50s that Ford station wagon was used to transport camping gear to the Forest Department camp sites in Marion Shola, Vandaravu, Kukkal, etc. where we went for long-weekend camping. Papa Phelps didn't drive short distances around Kodai, he famously always took his walking stick (perhaps a habit he learned in Madurai to keep dogs away) going from Benderloch to his office.

The memorable Indian events in those years were the shooting of Gandhi, Indian Independence on August 15 1947, and Republic Day on January 26 1948. Papa Phelps had us celebrate those days suitably, with flag raisings and band marches out of the gate into the 7-Roads junction. There were two flag masts on the oval green, for British and American flags. At Independence the Union Jack came down and the new Indian flag went up, the symbolism of the colors and the chakra were explained to us in assembly. After Kodai became an international school, there was just one mast, for the Indian flag.

At the end of my Junion year at Kodai, in 1951, Papa Phelps retired and Mr Krause became Principal. I look forward to reading the class document on Papa Phelps and family, and his times.

Regards, Clarence Maloney (class of 52), ct_maloney@hotmail.com, 308 Clagett Drive, Rockville MD 20851, USA


Anmerkungen

1

Wenn ich nicht irre, hatte auch die Dänische Mission (aus dem Rayagada und Gunupur Gebiet neben uns in Orissa) dort ihre Ferienhäuser. Fru Andersen (Anders Andersens Ehefrau) ist mir da vor den Augen als eine hochgewachsene, schöne Dame mit dunklen, langen Haaren. Einmal hat uns ein junger Prinz (Rajah-Sohn aus den Nilgiri Bergen) mit auf die Jagd genommen. Er wollte einen Uhu schießen und dann ausstopfen lassen zur Dekoration des Jagdzimmers im Palast seines Vaters. Er wusste, wo er in den Berg-Wäldern einen finden konnte und hat es auch geschafft, einen gezielt und sauber mit einem 22er Kaliber runterzuholen. Es war ein wunderschönes Tier mit seinen gewaltigen Krallen, dem scharfen Schnabel, riesigen gelb-orangenen Augen und herrlich gefärbten, weichen Gefieder. Außerdem hatte er seine Schrotflinte dabei und damit so sieben bis acht Wildtauben geschossen; wir bekamen vier davon geschenkt und ich habe den Geschmack dieser dann sehr lecker gebratenen Vögel noch heute auf der Zunge – echt wahr!

 

2

Gehört eigentlich nicht zu "Indien“, wohl aber doch, da es sich während des Heimaturlaubs der Eltern in Kiel abspielte bzw. von mir beobachtet wurde. In der Diesterwegstr.14 bei Großmutter Hansen wohnten wir im Erdgeschoß, zwei Stockwerke höher eine Familie mit einem etwa 13jährigen Bengel namens Diether, von seiner etwas lauten, vollschlanken, germanisch-blonden Frau Mama stets mit penetranten Diet-häär oben vom Balkon aus gerufen. Dieser Knabe trug eine Uniform, ob Pimpfe oder HJ oder sonst was von den Nazis, weiß ich nicht, kannte mich damit nicht aus. Der hatte sich zum Anführer der lütten Jungen straßauf, straßab in unserer Wohngegend aufgeschwungen und nahm uns mit, wollte es zumindest, zu Keilereien mit den "Roten“ aus Kiel-Gaarden, dem Sozi-Viertel in Kiel. Ich hab‘ gekniffen, das war mir irgendwie suspekt, nur wegen einer Hauerei um Nichts das Fell zu riskieren. Dieser Diether hatte auch so einen HJ-Dolch und, man glaubt es kaum, einen Tesching, so’n Kleinrevolver, den er uns auf einem freien Platz bei einer Berufsschule unter einer großen Linde vorführte. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, aber ich fragte, ob ich auch mal schießen dürfte. Na klar, kein Problem. Als ich nachher meinem Onkel Harald davon erzählte, ist der bald ausgeflippt und hat mir verboten, mich mit dem Diet-häär weiter abzugeben. Ich hab’s ihm versprochen und er hat meinen Eltern nix davon erzählt.

 

3

Siehe auch die Tagebuchaufzeichnungen von Missionar Rudolf Tauscher unter http://gaebler.info/india/tauscher.htm 

 

4

Hinweis: von Karin Helms (Grünheit), en Text zur Sache:

TRANSIT FROM CALCUTTA TO AHMEDNAGAR

September 29th to October 1st. 1939 

ORDERS 

No internees will be allowed to leave the train without Orders from then Police Officer in Charge. Except between the hours of 6-0 p.m. and 6 a.m. Internees will be allowed on receipt of Orders from the Police Officer in Charge to leave their carriages for exercise on the platform. In no case will an internee go beyond the police cordon. Running is prohibited. No internee is permitted to enter into conversation with any member of the public en route except to purchase cigarettes, mineral waters etc. and it is forbidden for an internee to enter any waiting room, dining room, lavatory etc at any Station. At every stopping Station where internees are allowed to exercise, the Police Officer in Charge (a few minutes before the departure of the train) will give a signal (three short blasts on a whistle) and all internees will immediately return to their carriages. No passing from one coach to another is allowed without permission from the Police Officer in Charge.

Any breach of these orders will result in the immediate forfeiture of all Privileges. Any balance of the money issued at Howrah by the Civil Authority will be returned to the Police Officer in Charge before arrival at Ahmednagar.

(unleserliche Unterschrift) for Commissioner of Police, Calcutta the... September 1939

 

5

Paul H. von Tucher "Nationalism: Case and Crisis in Missions", German Missions in British India 1939-1946, © Selbstverlag, 1980, Erlangen. Einige Kapitel sind auch im Internet zu finden: http://gaebler.info/politik/tucher.htm 

 

6

Beziehungskiste zum Captain Fern; ich vermute, Vater hat Bill Alderson als Referenz bei Fern angegeben, s. S. 420/21 bei Tucher! http://gaebler.info/politik/tucher-14.htm#FERN 

 

7

Hermann Tauscher erzählt, dass seine Stiefmutter, Tante Alma (eine Amerikanerin der Misssouri-Leute), durch ihre Verbindungen zu anderen amerikanischen Missionaren in Süd-Indien bereits Helga, Rolf und ihn in Kodai angemeldet hatte, nach Entlassung aus Satara. Als sie dort ins boarding kamen, kurz vor uns anderen Missionarskindern, waren noch britische Soldaten-Kinder dort untergebracht, die dann glücklicherweise bald nach England oder anderswo im Commonwealth verzogen, denn sie haben Hermann vor allem bös schikaniert als einen "hun“ = Deutschen (s. auch Papa Phelps Bemerkung!). An Rolf wagten sie sich nicht ran, der war zu stark, aber Hermann bezog Prügel von den kleinen Lumpen. –  Übrigens, die beiden Gäbler-Mädchen (Lore und Ulrike) waren während des Krieges in Kodai, nicht in Satara, wie ihre Eltern und Geschwister.

 

8

Ich habe das einmal einem Freund aus US-Studienzeiten zu erklären versucht. Auf Englisch geht das tatsächlich besser als auf Deutsch, und zwar, ich sagte ihm, "our parents didn’t leave us alone, they left us on our own“ = unsere Eltern haben uns nicht allein gelassen, sie haben uns nur unserer eigenen Verantwortung überlassen. Sie waren immer da, und in Penryn eben vertreten durch unsere "Tanten“ und "Onkel“, die anderen Missionare, wir waren also nie allein. Eigentlich eine herrliche Form von Freiheit, die wir hatten.

 

9

Die Nächte in den Tropen sind ja faszinierend. Ich habe das als Kind mehr unterbewusst registriert, aber was da so an Geräuschen zu hören war, man glaubt es nicht! Das Flattern der Fledermäuse, das schrillende Sägen der Zikaden und Grillen, das penetrante Jaulen und Heulen der Schakale, Zirpen von Vögeln usw. usf. Bei den Schakalen musste man sich am meisten an den Krach gewöhnen, denn das kam sporadisch. Die boarding-Jungs sagten, das sei nur, wenn im zusammen gerollten Rudel plötzlich eines von den Viechern die andern nass pinkelte – aber das ist wohl indisches Jägerlatein. Diese kleinen Füchse sind unheimlich scheu; ich habe ganz, ganz selten einen nur kurz vorbeihuschen gesehen, wenn wir z.B. beim "Fuchsberg“ in Koraput – nomen est omen – rumstreunten.

Ein "irres“ Erlebnis war es, wenn der Monsun losbrach. Das schüttete buchstäblich wie aus Eimern. Wir standen einmal auf der hinteren Veranda in Koraput und beobachteten, wie der Regen in fingerdicken Strahlen von den Dachrinnen herabstürzte. War ‘ne richtige Wasserwand. Als der dickste Dreck von den Dächern gespült war, gingen wir nur mit unserer Hose bekleidet unter diese Dusche und raus ins Offene und ließen uns abbrausen von dem rauschenden Regen. Die Häuser lagen hoch genug im Erdgeschoß, so dass nix in die Wohnungen spülte, aber natürlich wurde alles schnell feucht und klamm; das war weniger angenehm. Zudem mussten wir immer die Türen und Drahtgitter-Fenster dicht halten, auch die Badezimmer-Abflußrohre bekamen außen einen Drahtverschluss, denn die Schlangen suchten das Trockene, also unsere Zimmer! (s. Episode mit Anne und Premi u. dem Bücherkorb!)

 

10

Zu der “jackfruit“: Das war eine eigenartige Frucht, wuchs direkt aus dem Stamm des Baumes heraus und wurde gut 30 und mehr cm lang und etwa 15 bis 20 cm dick, wog einige Kilo und hatte eine grüne Haut wie ein Raspeleisen, dick und stachelig rau. Wenn sie anfing, süßlich zu duften, war sie reif und man musste den Stiel am Stamm absägen. Drinnen war die Frucht dann keilförmig und symmetrisch um den Stiel in der Mitte angeordnet, mit einem dicken, länglichen Kern im saftigen, glitschigen, unheimlich süß und schwer duftenden Fruchtfleisch. Man konnte nicht zu viel davon essen, lag einem zu schwer im Magen.

Ein anderes Obst war der "Retter“, wenn man zu scharfen curry aß und die Zunge brannte: Das war die Tentuli (auch: tentili)-Schote, etwa 20 cm lang, mit trockener, brüchiger Schale, wenn reif. Die Früchte waren drinnen wie Erbsen aufgereiht, jede etwa gut 1 cm² groß. Das Fruchtfleisch war herrlich sauer, denn das nahm die Schärfe aus den Chilischoten des curry. Außerdem konnte man die kastanienfarbigen, flachen Kerne leicht und sauber spalten, und die innere helle Fläche, sobald trocken, beschriften. Wir haben Zahlen von eins bis neun genommen und dann damit gewürfelt; die Zahlen, die nach oben lagen und die man sehen konnte nach einem Wurf, wurden addiert. Die Mädchen schüttelten so fünf bis sechs dieser Kerne und warfen sie dann hoch und fingen sie wieder auf, mit dem Handrücken nach oben; was liegen blieb, zählte. Wer nach mehreren Durchgängen dann die meisten so aufgefangen hatte, war Siegerin.

 

11

Eine "Gepflogenheit“, die uns Kinder doch erstaunte, waren die Strafen, die Gemeindemitgliedern auferlegt wurden, wenn sie etwas Arges pekziert hatten. Es waren – leider – meist Frauen, die z.B. bei einem Seitensprung erwischt worden waren. Der Gemeinderat oder Kirchenvorstand, der panchayat, beschloss die Strafe, d.h. die Frau musste einige Sonntage lang ganz hinten allein hinter der Gemeinde sitzen, wurde sozusagen "an den Pranger“ gestellt. Und das in der Kirche! Wenn sie die Strafe abgebüßt hatte, wurde sie wieder förmlich und zeremoniell mit Abendmahl in die Gemeinde aufgenommen. Das Ulkige an der ganzen Situation war, dass wir Kinder und unsere Mutter auf Stühlen sitzen durften, hinter der Gemeinde und nur mit kleinem Abstand genau vor dem "Sünderbänkchen“ der Frau platziert!

 

12

Hermann erzählt, daß Tante Alma das Essen auch für ihn gekocht haben soll, was die Familie so aß, und Helga hat es ihm dann in diesen Alu-Behältern mittags rübergebracht. Übrigens, Filchners Tochter lebte mit ihrem Mann Dr. Schneider-Filchner drüben im internment camp; scheint sich aber wenig um den Vater gekümmert zu haben, trotz der Bemerkungen von Dr. Filchner selber in seinen Tagebuchaufzeichungen http://gaebler.info/politik/tucher-13.htm#filchner. Allerdings habe ich Schneider-Filchner in guter Erinnerung, denn er schenkte mir eine Bootsmaatspfeife von irgendeinem deutschen Kriegsschiff, brachte mir auch ein paar Signale bei – habe ich vergessen – leider wurde mir das gute Stück in den USA während meiner Studienzeit dort geklaut.

 

13

Da passierte es mal bei unserem "Spielplatz“, in der Nähe der Helms‘schen Baracke unter einem riesigen Banyantree, an dem eine großartige, lange Schaukel montiert war, dass Erika Helms in einem hohen Bogen runterflog und sich ‘ne arge Gehirnerschütterung holte. Und der Hermann Tauscher, ein stiller, freundlicher kleiner Kerl, meist so in sich gekehrt, aber immer dabei, der hatte seinen Arm in ein Baumloch gesteckt und kriegte ihn plötzlich nicht mehr raus. Er geriet in Panik, und da, erzählt er, kam ich auf die Idee, er solle den Arm doch tiefer reinstecken und dann langsam rausziehen. Oh Wunder, der Arm kam glatt und leicht raus und Hermann genierte sich furchtbar, so’n Geschrei drum gemacht zu haben. "Hoiman“, wie ihn einige Amis an der Kodai-School nannten, weil sie "Hermann“ nicht richtig aussprechen konnten, sorgte ja immer wieder für fröhlichen Jubel durch einen "Sprechfehler“ im Kindesalter, er konnte ein f und r im Anlaut nicht aussprechen: statt Frosch sagte er fo-wosch oder auf Englisch fo-wog für frog. Wir Gören amüsierten uns dann köstlich, aber es schien Hermann gar nicht mal so sehr zu stören, denn er war Mittelpunkt. Mein Bruder Christoph, Buti = Zwerg genannt, weil er so klein war, hatte auch so’n Sprechfehler: seine heißgeliebte Kindergärtnerin Fräulein Schmidt nannte er immer "Poggein Pitt“! Sie lebte viele Jahre in Lübeck (leider seit langem erblindet) im Haus Simeon, wo meine Patentante Grete Bräsen auch zuletzt vor ihrem Tode wohnte.

In unserer Gruppe von Jungen, die meist zusammen spielten, war Ottavio Bestonzo das As im "kick the can“ = einer war dran, mit dem Fangen, ein anderer trat die Dose so weit weg wie er konnte und dann ging’s rauf in den Luftwurzelbaum, bis man einen abgeklatscht hatte. Ottavio war Artistensohn und von einer irren Gelenkigkeit, den kriegte keiner oder er kriegte sehr schnell einen zu fassen. Als Rainer Brocke zu uns kam, wurde er von seiner etwas lauten Frau Mama uns "angedient“ als Spielkamerad, was uns irgendwie störte. Der Rainer war ein schweigsamer, freundlicher Mensch, gehörte auch bald zu uns, außerdem war er Reptilien-Spezialist, hielt Schlangen, die wir eher gewohnt waren totzuschlagen, wenn sie uns begegneten. Und eines noch: der Bruder konnte trotz seiner staksigen Tangenten unheimlich schnell laufen. Ich glaube sogar, er war der schnellste unter uns.

 

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Ein weiteres Unternehmen, das zu unseren Pflichtübungen im boys‘ block gehörte, war das pear-snitching = Birnenklauen bei Nacht. An den Berghängen gediehen Birnenplantagen, mit großen, grünen, aber saftigen Früchten. Es war eigentlich mehr die Spannung, nicht von den indischen Wächtern erwischt zu werden, und wenn sie einen entdeckt hatten, doch schneller als sie laufen zu können. Papa kriegte immer wieder mal Besuch von der Ortspolizei mit Anzeigen, aber er war klug genug, den Leuten klar zu machen, wenn sie keine konkreten Beweise vorlegten, sei nix mit ihm zu machen Da könne ja jeder kommen und die Schüler anzeigen.; er wußte genau, daß wir dahinter steckten, aber uns konnte er ja ebenso wenig etwas nachweisen. – Aus den Birnen hat Harry Harrity aus meiner Klasse mal einen pear-wine=Birnenwein destillieren wollen, in einem Kupferbehälter. Was rauskam, war eine ziemlich giftig aussehende grüne Brühe, wie so’n Kupfervitriol. Er hat das Probieren lieber sein lassen.

Ein richtiger Knallkopp war Steven White aus der Klasse unter uns. Der wollte mal die gezuckerte süße Dosenmilch, die condensed milk, karamellisieren und fudge draus machen. Er stellte also die Dose auf den Holzofen für unser Duschwasser im boys‘ block und, wie zu erwarten war, die Dose explodierte. Steve hat fleißig kratzen müssen, hat Papa Phelps, der Chef, höchstpersönlich überwacht!

Ein großer Tag war der Orange-and-Blue (unsere Schulfarben) field-day = Sportfesttag der Schule. Leichtathletik stand im Mittelpunkt, später kam das Fußballmatch gegen Orts-Schülermannschaften dazu. Da war ich 1948 anchorman = letzter Läufer der blauen Staffel (des relay-teams) und habe gewonnen mit meiner Gruppe! Es waren etwa 4x200m. Wir hatten unsere beiden schnellsten Läufer an 2. und 3. Stelle rennen lassen, die holten dann einen Vorsprung von gut 10m raus und den mußte ich gegen Jim Gosselink aus meiner Klasse halten. Habe ich knapp geschafft, denn Jim war ein unheimlich guter Läufer. Er kloppte mir danach auf die Schulter und meinte: "Golly, Heine, I didn’t know you could run that fast!“ Eine von unseren Breklumer Mädchen hat m.W. bis heute noch den Rekord im standing longjump von so 6 Fuß (=1,80m): die Karin Helms.

 

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