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Hinrich Speck

Inhalt

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1900 1906 mit Bruder Siem 1906 Hochzeit 1912

Lebenslauf von Hinrich Speck

Am 14.03.1877 wurde Johann Hinrich Speck in Sarzbüttel als Sohn des Hofbesitzers Reimer Jakob Speck und seiner Ehefrau Anna Christine geb. Dallmeyer geboren. Er stammt aus einem gläubigen Elternhaus, das schon früh Verbindung zur Mission hatte. Nach dem frühen' Tode des Vaters 1889 unterstützte er mit seinen Brüdern als Zweitältester die Mutter in der Landwirtschaft.

1899 fand er während seines Soldatendienstes in Berlin zum CVJM und zum persönlichen Glauben an seinen Herrn und Heiland Jesus Christus. In ihm erwachte der Wunsch, Missionar zu werden und er war froh, im Missionsseminar in Breklum 1900 aufgenommen zu werden. Besonders stark geprägt wurde er durch den Unterricht von Pastor Bracker und die Dogmatik von Prof. Rohnert.

Nach dem Examen im Frühjahr 1906 war er ½ Jahr in London. Ende Oktober 1906 erfolgte die Ordination durch D. Kaftan in Sonderburg und die Abordnung in Breklum, kurz darauf die Abreise nach Indien mit Frau Hübner. Stationiert wurde er in Jeypore. Nach dem Sprachstudium 1907/08 widmete er sich von 1909/11 mit großer Liebe und Freude dem Bau der Kirche in Jeypore und war mit gleicher Freude als Missionar tätig. Nach der Einweihung der Kirche 1911 begleitete er Pastor Bracker auf seiner Inspektionsreise durch den Jeypore-Distrikt.

Am 26.04.1912 fand seine Hochzeit mit Luise Tiemann statt. Sie hatte im Sommer Pastor Bracker (Leiter der Breklumer Mission) und Frau auf Amrum kennengelernt, der sie fragte, ob sie nicht in Indien in der Senana-Mission (Frauen-Mission) arbeiten möchte. Sie war dann in Breklum und einige Wochen in London zur Vorbereitung. Mitte Dezember 1910 fand ihre Abordnung in Breklum statt. Anfang 1911 reiste sie mit Missionar Piening und Frau zusammen nach Indien und kam nach Salur im Telagu-Gebiet, wo auch Frl. Hedwig Sibbers und Frl. Anna Asmussen waren, etwas später auch Frl. Ilse v. Wedel. Dort machte sie zunächst mit den anderen ein Sprachstudium.

Im August 1914 wurden alle deutschen Missionare von den Engländern interniert, Hinrich Speck und Familie zunächst auf ihrer Station in Jeypore. Im Dezember kamen die Männer in das Kriegsgefangenenlager Ahmednagar, die Frauen und Kinder zunächst nach Waltair. Dort wurde das zweite Kind, Reimer Hinrich, geboren.

Da das Klima in der Ebene ungünstig war, kamen die Frauen mit ihren Kindern 1915 nach Kodaikanal auf den Bergen (Ostküste Indiens).

Ende März 1916 konnten sich die Familien auf der berüchtigten "Golconda" wieder zusammenfinden zur Heimreise nach Deutschland. Die Männer kamen noch acht Wochen in ein Internierungslager in England,

Nach der Rückkehr aus der achtwöchigen Internierung in England wurde Hinrich Speck von der Breklumer Mission mit vier anderen Missionaren an die Bayrische Landeskirche "ausgeliehen", zur Vertretung für bayrische Pfarrer, die zum Kriegsdienst einberufen waren. Von September 1916 - August 1920 war er als Pfarrverweser in Berneck im Fichtelgebirge tätig. Es kam dort in harmonischer Zusammenarbeit mit Dekan Künzel zu einer segensreichen, fröhlichen Erweckungszeit, gerade unter jungen Menschen, die noch lange Zeit nachwirkte. Die Bernecker waren sehr anhänglich, so dauerte die briefliche Verbindung bis zum Lebensende von Hinrich und Luise Speck. Die jüngste Tochter von Dekan Künzel kam noch als Haustochter nach Breklum.

Im Sommerhalbjahr 1920 wirkte er noch in Krögelstein, bis er nach dem Tode von Missionar Bothmann im September 1920 von Missionsinspektor Pastor Bracker in den Missions-Heimat-Reisedienst nach Breklum zurückberufen wurde. In dieser Arbeit war er (mit kurzer Unterbrechung 1924 in der Ev. Luth. Freikirche) bis Herbst 1926 tätig. Erwogen war eine Wiederausreise nach Indien. Im November 1926 entschloss er sich aber zum Übertritt in die Ev. Luth. Freikirche (Missouri-Synode), es folgten Vertretungen in Ostpreußen, in Heide/Holst.

Von 1930 bis zur Evakuierung im Herbst 1944 betreute er in Lyck eine Gemeinde, hielt dort auch in Außenstellen Gottesdienste und Bibelstunden. Die Evakuierungen ostpr. Grenzkreise war eine Folge des Vorrückens der Russen.

Seit Herbst 1944 lebte er mit seiner Frau in Quarnstedt. Von dort machte er Gottesdienstvertretungen in freikirchlichen Gemeinden, außerdem hielt er im Einvernehmen mit Pastor Hinrichsen, Kellinghusen Gottesdienste und Kindergottesdienste in der Schule in Quarnstedt. Schleswig-Holstein war mittlerweile überfüllt mit Flüchtlingen aus dem Osten, die zum größten Teil über die Ostsee, aber auch mit Trecks gekommen waren.

Am 03.06.1961 starb Hinrich Speck, 84 Jahre alt, in Osterstedt, wo er die letzten Jahre mit seiner Frau in der Altenpension von Frl. Timm gelebt hatte. Sie folgte ihm am 27.04.1962, einen Tag nach dem "Goldenen" Hochzeitstag, im Alter von 79 Jahren.

Marie Luise Arlt, geb. Speck


Missionar Hinrich Speck zum Gedächtnis

Er stammle aus Sarzbüttel bei Meldorf, das uns fünf Missionare geliefert hat. Sein Bruder Siem war als Obersekundaner schon vor ihm zu uns gekommen. Hinrich war Bauer, ein ernster Mensch von kräftigem Wuchs. Er hat im Kropper Predigerseminar und darauf im Breklumer Seminar treu gelernt. Ungefähr auf der Mitte seiner Ausbildungszeit überkam ihn eine große Anfechtung, die ihn mehr als ein Jahr furchtbar quälte. Da haben wir viel miteinander gebetet und gesprochen. Als er dann zusammen mit Oppermann in Sonderburg durch D. Kaftan ordiniert wurde, hielt er in einer Nachversammlung eine Ansprache, die von tiefen Erfahrungen und einer reifen Erkenntnis zeugte. So ausgerüstet, zog er dann nach Indien.

Als ich 1911/12 unser Gebiet besuchte, traf ich auch ihn, aber nicht sofort. Meine Reise ging durch das Telugugebiet, durch Ostjeypur und Kalahandi. Im Telugugebiet waren Gemeinden unter großen Mühen gesammelt. Ostjeypur und Kalahandi waren fast noch unberührt. Als ich die Grenze von Kalahandi überschritt und in den Nowrangapur-Distrikt gelangte, spürte ich sofort eine ganz andere Luft. Hier waren nicht nur viele in die christliche Gemeinde übergetreten, sondern hier war Erweckungsluft zu spüren. Ich hatte damals nur Sinn für Erweckung, wie ich sie in meiner eigenen Gemeinde in Abel und in Nordschleswig erlebt hatte. Die Erweckung ging von einem ganz einfachen schwarzen Lehrer aus, den man, wie Missionar Larsen bestätigte, hinsichtlich seiner Gaben nicht hoch eingeschätzt und von dem man nichts Besonderes erwartet hatte. Was nichts war, hatte der Herr auserwählt, um das, was etwas war, zu beschämen. Ich erlebte viele Dorfgemeinden und an einem Adventssonntag den Gottesdienst in Nowrangapur, in dem 200 Heiden getauft wurden. Siem Speck predigte. Ich sagte mir, daß die einfachen Heidenchristen. wenn sie ihn predigen sahen und hörten, ähnlich empfunden haben die Leute in Jerusalem, als sie erlebten, wie Stephanus sich verteidigte: es war ihnen, als sahen sie eines Engels Angesicht. In Kotapad erlebte ich das unvergessliche Weihnachtsfest. Hier wirkten auch Gloycr, Theodor Ahrens und Hans Toft. Dieser, mein Schüler wie Larsen und Siem Speck, brachte mich durch den Südteil des Kotapad-Distrikts und dann gelangten wir schließlich in die Südspitze des Jeypur-Disrrikts, d. h. des Distrikts, der zur Hauptstadt gehörte.

Hier traf ich Hinrich Speck. Sein ganzes Auftreten ergriff mich. Das Gequälte, das ich oft an ihm gesehen hatte - es war wohl mit etwas Schwermut verbunden - war wie weggeblasen. Seine ganze Gestalt war straff, sein Gang elastisch, er war in meinen Augen ein Siegfried. Gott hatte sein Zeugnis mit einer Erweckung gesegnet, und das prägte den ganzen Mann. Wir drei, Speck, Toft und ich, blieben einige Tage der Jahrwende in Otalguda, und da haben wir gepredigt und mit der Gemeinde Gemeinschaft gehalten. Der alte Patriarch der Gemeinde zeugte: Wir glauben die Auferstehung vom Tode. Die Erweckung spürten wir auch nördlich von der Hauptstadt, besonders in Santospur, wo sich eine riesenhafte Gemeinde um uns versammelte. Ich pre- n^ digte über die köstliche Perle. Hinrich Speck war glücklich. Er lernte in diesen Tagen auch seine Zukünftige kennen, und es kam damals schon zu einer Art Verlobung. Die Zukünftige war eine junge Missionarin, die ich auf Amrum als Gesellschafterin einer mütterlichen Freundin aus Hannover kennen gelernt hatte. Sie ist ihm die treue Gattin auch durch die schweren Zeiten gewesen. Hinrich Speck war auch im Kreise der Missionare angesehen. Er hielt bei einer Zusammenkunft einen Vortrag, dem die alten Missionare mit Anerkennung und Zustimmung zuhörten.

Der Krieg kam und mit dem Krieg die Repatriierung. Die Jahre 1914 bis 1926 wurden für H. Speck Jahre des Schwankens. Er liebte seine dithmarische Heimat und wünschte, sich ihr als Evangelist ausschließlich widmen zu können Er lernte die missionarische Freikirche kennen und es ergriff ihn, der das Luthertum liebte, die große Treue zur lutherischen Lehre. Er erwog, ob nicht mit Hilfe dieser Freikirche die Heimat erweckt werden könnte. So lockerte sich das Verhältnis zur Mission bedenklich. Als dann auf dem 50-jährigcn Jubiläum der Missionsgesellschaft die große Abordnung stattfand, befand sich das Ehepaar Speck unter den Abgeordneten. Und auf dem Abschiedsfest in Hamburg war Missionar Hinrich Speck unter den Rednern. Aber am Tage darauf ging H. Speck ins Kontor der Dampfschiffsgesellschaft und bestellte seine Plätze auf dem Dampfer ab, eigenmächtig. Wie sollte man das verstehen? Ich denke jetzt so: Hinrich Speck fühlte seine Pflicht für Indien und wollte hinaus, aber das Gefühl für die Pflicht gegen die Heimat und die Hoffnung auf eine Erweckung mit Hilfe der amerikanischen Freikirche war doch stärker, so stark, dass er ihr nicht zu widerstehen wagte.

Ich musste meinen lieben Missionar bitten, die Konsequenzen zu ziehen, aus dem Dienst der Missionsgesellschaft zu treten und seine Wohnung in Breklum, die eine Missionswohnung war, zu verlassen. Das war mir eine schwere Pflicht, aber es musste geschehen. Es gab eine Auseinandersetzung in der Tagespresse, aber sie verlief in freundlicher Form. Im Missionsblatt entließ ich ihn und wünschte ihm Gottes Segen für seine neue Arbeit.

Wir sahen uns wieder nach 25 Jahren, also bei der 75-jahrigen Jubiläumsfeier in Breklum. Seine Hoffnung auf Erweckung der Heimat hatte sich nicht erfüllt, das war alles, was ich von ihm wusste. Dass dies das Ergebnis sein würde, hatte ich von Anfang an erkannt und demgemäß der Kirchenregierung, die Austritte befürchtete, berichtet. Wir trafen uns vor dem Betsaal und ich sprach ihn ganz unbefangen an. Er wunderte sich immer mehr über mich und fragte mich schließlich: »Wer sind Sie eigentlich?« Er hatte mich nicht erkannt. Wir waren Freunde wie früher. Er hatte mir seitdem gelegentlich eine Karte geschrieben, und darauf stand zum Schluss: »Herr Pastor, ich denke viel an Sie.« Die alten schönen Tage in Breklum und in Indien waren wohl in ihm, dem alternden Manne, wieder aufgestiegen, und ich kann mir denken, dass ihm fraglich geworden war, ob er recht getan hatte. Er hat sich vielleicht aber auch gesagt, dass er auch die Jahre des Dienstes als Pastor der amerikanischen Freigemeinde nicht missen möchte. Egoismus hatte ihn nicht dazu bewogen, sondern die Hoffnung, der Heimat dienen zu können. Die Erweckung kam indessen nicht.

Sein Bruder Siem war ebenfalls vom Gedanken an die Heimat gefangen. Er stand im Begriff, das Pastorenamt in der Landeskirche ganz aufzugeben, um sich als Bauer zu ernähren und als freier Evangelist der Heimat zu dienen. Die landwirtschaftlichen Arbeiten waren ihm bei seinem Herzfehler jedoch zu schwer. Er starb, während er noch im Anfang stand.

Die beiden Brüder entstammten einem angesehenen Bauerngeschlecht. Sie waren im Wesen und Gefühl von Kindesbeinen an Dithmarscher. Eine starke Liebe zur Heimat beseelte sie; ihr Wunsch war, ihren Volksgenossen das Evangelium zu bezeugen, dass sie sich ganz und gar für Jesus als den Heiland entschieden. Ihre Kinder sollen wissen, dass sie einst in Indien eine schöne, gesegnete Arbeit geleistet haben. Wir Breklumer Missionsleute bewahren ihnen ein ehrendes Gedächtnis, und das gilt von mir, ihrem Lehrer besonders. Es ist erfreulich, dass Pastor Reimer Speck als Missionar bei den Kond die Arbeit seines Vaters und seines Onkels fortsetzt.

Breklumer Sonntagsblatt vom 02.07.1961
Kropp und D. Bracker

 

 

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