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PISA
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Pisa  Was nun?

Was muss sich in Deutschland ändern?

Bildungscredo in sechs Punkten

(aus der Rede der Vorsitzenden und bildungspolitischen Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion Christa Goetsch in der Bürgerschaftssitzung Hamburg vom 10.12.02)

  1. Der frühkindlichen Bildung kommt die höchste Priorität zu.

  2. Es gibt ein Bildungsjahr Fünf Plus für alle und danach eine neunjährige gemeinsame Schulzeit. Das Klassenwiederholen wird abgeschafft.

  3. Heterogenität in Lerngruppen ist produktiv und wird Grundlage für Lernprozesse in der Schule.

  4. Ganztagsschulen sind die Regel, nicht die Ausnahme.

  5. Die Arbeitszeit der LehrerInnen gehört der Schule, die LehrerInnen bekommen daher einen Arbeitsplatz an der Schule und bleiben bis in den Nachmittag hinein an der Schulen.

  6. Die Arbeit von Schule wird von Bildungsplänen und verbindlichen Standards vorgegeben - dafür wird die Schule weitgehend autonom und entwickelt ein Schulprogramm.

 

Susanne Thun: Verschiedenheit ist Reichtum - Plädoyer für eine Schule, die allen Kindern gerecht zu werden sucht 115 KB

 

McKinsey - Empfehlungen

Individuelle Schülerförderung

Eine späte institutionelle Differenzierung in Schultypen, verbunden mit einer individuellen Schülerförderung im Klassenverband, korreliert mit hohem Bildungserfolg. Dies hat die detaillierte Analyse von Rohdaten zu über 150.000 Schülern ergeben. Die Studie attestiert der individuellen Förderung in Deutschland jedoch ein insgesamt unzureichendes Niveau. Eine Förderung besonders begabter Kinder existiert praktisch nicht. An Stelle der in Deutschland üblichen frühen institutionellen Trennung in Schultypen müssen daher Konzepte treten, die dem einzelnen Schüler helfen, seine Stärken zu entfalten. Notwendig sind zum Beispiel leistungsorientierte Intensiv- und Förderkurse, auch speziell für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler.

Größeres Gewicht auf frühe Bildungsphasen

Die Untersuchung hat eine positive Korrelation zwischen einer guten frühkindlichen Bildung und dem späteren Erfolg in der Schule ergeben. In Deutschland wird jedoch die für den späteren Bildungserfolg wichtige Primarstufe finanziell zu knapp gehalten. Auch bei frühkindlicher Bildung hinkt Deutschland sowohl in punkto Qualität als auch Quantität hinterher. Zwar gehen 89 Prozent der Kinder ab drei Jahren in den Kindergarten. Doch nur 25 Prozent von ihnen kommen in den Genuss einer ganztägigen Betreuung. Krippenplätze stehen nur für 7 Prozent der Unter-Dreijährigen zur Verfügung. Hier ist die Bildungspolitik gefordert: Die Anzahl der Krippen- und Ganztagsplätze muss ausgebaut, die Qualität der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen verbessert werden. In Zeiten knapper Kassen ist zudem darüber nachzudenken, die Primarstufe durch Umschichtung von Mitteln aus der wesentlich besser ausgestatteten Sekundarstufe zu fördern. 

Konsequentes Qualitätsmanagement

Gerade beim Thema Qualitätsmanagement zeigen sich in Deutschlands Schulsystem dramatische Defizite. Die McKinsey-Modellrechnungen belegen, dass der deutsche Güteindikator für Qualitätsmanagement fast um den Faktor 3 von dem der PISA-Spitzenländer abweicht. Ein Blick in diese Länder zeigt, dass deren Systeme zum Qualitätsmanagement gemeinsame Grundelemente aufweisen, auch wenn die Detailausgestaltung durchaus unterschiedlich sein kann. So messen diese Länder regelmäßig die Qualität von Schülern und Schulen, stellen Transparenz über die Ergebnisse her und sorgen für die gebotenen Verbesserungen im Rahmen von klaren Konsequenzen aus den Ergebnissen.

Eigenverantwortung und Leistungsorientierung

Schulen in PISA-Spitzenländern genießen deutlich mehr Freiheiten als in Deutschland und schaffen es hierdurch, höhere Bildungserfolge zu erzielen. Auch deutsche Schulen müssen der McKinsey-Studie zufolge die Autonomie erhalten, über die Einstellung und Qualifizierung von Personal, Budgets etc. zu entscheiden. Darüber hinaus müssen sie den Lehrern aber auch Anreize zur Leistungsorientierung geben können, z.B. durch variable Gehaltsbestandteile oder befristete Arbeitsverträge. 

 

Lehrer lernen von Schülern

DIDACTA in Stuttgart. Hochkarätiges Podium zu der Frage, warum die Neuen Medien keinen Einzug in die Schulen halten. Etwa 200 Zughörerinnen und Zuhörer, Lehrerinnen und Lehrer, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Lahme Debatte mit allerlei Ausflüchten. Ein junger Mann geht ans Saalmikro, stellt sich kurz vor: 17 Jahre, Schüler am Soundso-Gymnasium in Dingsda, Betreiber einer Software-Vertriebsfirma. Seine Begründung zu dem in Rede stehenden Sachverhalt: "In der Schule lernen wir ja gar nicht. Die Lehrer setzen uns die Sachen bloß vor, aneignen müssen wir sie uns selber. Daher wissen Lehrer nicht, wie Schüler lernen. Und weil sie nicht wissen, wie man lernt, können sie auch selber nichts lernen. Deshalb ist es nicht zu erwarten, dass Lehrer leinen, wie man mit Neuen Medien lemt." Knappe Verbeugung, ab. Betretenes Schweigen in der Runde. Kein Widerspruch. 
(aus Ulrich Herrmann "Wie lernen Lehrer ihren Beruf", S. 136)

 

Beste Zusammenfassung der PISA - Diskussion

Fazit unter dem Strich zu PISA, fand ich in dem Beitrag "Wir brauchen die Gesamtschule, aber ohne die alte Ideologie" von Martin Spiewak in "Die Zeit" vom 28.11.02: "... Schüler mit unterschiedlichen Begabungen lassen sich nicht gemeinsam unterrichten, sagen deutsche Lehrer. Ihre Kollegen in Skandinavien, Kanada oder Japan zeigen, dass es doch geht. Sie haben es in ihrer Ausbildung gelernt, verfügen über entsprechende Unterrichtsmaterialien und häufig über zusätzliches Personal. Sie fördern die Schwachen und fordern die Guten. Und sie stellen sich regelmäßigen Leistungskontrollen. Man muss nicht das Bildungsgebäude einreißen, um in deutschen Schulen etwas zu verbessern. Schulen brauchen weniger Vorschriften und viel Freiraum, dennoch muss der Staat kontrollieren, was sie leisten. Ein guter Unterricht kaut kein Wissen vor, sondern lässt Schüler eigene Erfahrungen machen. Das Lernen muss im Kindergarten beginnen. Eine schulferne Lehrerausbildung produziert keine guten Pädagogen..."

GEW  am 04.12.02: "... Die Gründe für die Überlegenheit anderer Länder seien überwiegend bekannt: u. a. frühkindliche Bildung in Ganztagskindergärten, individuelle Förderung von Anfang an, längeres gemeinsames Lernen in einer Ganztagsschule für alle, Selbstständigkeit für die Bildungseinrichtungen, klare nationale Bildungsziele und regelmäßige Bildungsberichterstattung sowie mehr Geld für Bildung besonders in den Anfangsjahren und hohe Anerkennung der Pädagogen in der Gesellschaft..."

Inhaltsverzeichnis

Position des Baden-Württembergischen Handwerkstages zu Pisa

Neue Organisation des Schulwesens 

Die Frage, die sich im Anschluss an die PISA-Studie aber auch aufgrund vielfältiger Beobachtungen der letzten Jahren geradezu aufdrängt, lautet: Ist die vorhandene Schulorganisation bzw. die Dreigliedrigkeit geeignet, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden?

großes BildDer Trend zur höheren Allgemeinbildung, der das Bildungsverhalten der jungen Menschen kennzeichnet, führt dazu, dass immer mehr Jugendliche einen höheren schulischen Abschluss anstreben. Mit dem Erwerb der Mittleren Reife oder der Fach- bzw. Hochschulreife steigt die Erwartung der Schulabgänger und ihres Umfeldes an ausbildungsadäquate Karrieren mit dem Ergebnis, dass sich kaum mehr jemand für eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich interessiert. Dies wird nicht zuletzt damit begründet, dass der erreichte Abschluss für eine solche Ausbildung nicht nötig und somit umsonst gewesen wäre. Wer einen höheren Abschluss als den der Hauptschule gemacht hat, fühlt sich also zu Höherem als zu einer gewerblich- technischen Ausbildung berufen (vgl. Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung Jahrgang 2000, Nachwuchsmangel im Handwerk). Darüber hinaus lässt die Reduzierung der gymnasialen Oberstufe sowie die Berufsakademie mit einer Gesamtausbildungsdauer von drei Jahren eine duale Ausbildung mit ihrer drei bis 3,5-jährigen Ausbildungszeit vor allem für höherqualifizierte Jugendliche unattraktiv erscheinen. Dabei ist das Handwerk in zunehmendem Maße auf leistungsstärkere Auszubildende angewiesen, da die Qualifikationsanforderungen kontinuierlich zunehmen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird es für die Betriebe immer schwieriger, qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen.

Vorschlag zur Neugesataltung des BildungssystemsDer bereits erwähnte Trend zur höheren Allgemeinbildung und die damit verbundene, sehr verbreitete Vorstellung, dass nur derjenige eine Erfolg versprechende Zukunft hat, der über eine möglichst hohe formale Bildung verfügt, machten das Gymnasium zur begehrtesten Schulart. Wer das Gymnasium nicht schafft, geht in die Realschule, vielfach mit dem Ziel, auf indirektem Wege das Abitur zu machen, und wer übrig bleibt, besucht die Hauptschule und fühlt sich bereits als Verlierer. Die Tatsache, dass in den meisten Fällen die Hauptschule nicht bewusst gewählt wurde, sondern eine Zwangsentscheidung darstellt, wirkt sich nicht nur negativ auf die Motivation der Schüler und ihrer Eltern aus, sondern auch auf die der Lehrer, die in dieser Schulart unterrichten. Dies in Verbindung mit der Tatsache, dass die Leistungsträger und damit auch die positiven Vorbilder in dieser Lerngemeinschaft fehlen, haben die Hauptschule zur „Restschule“ gemacht. Darüber hinaus belasten die unzähligen Konflikte, die die Verteilung auf die einzelnen Schularten jedes Jahr auslöst, die Beziehung zwischen Schule und Elternhaus. Die Dreigliedrigkeit ist angesichts der Lernsituation in den Hauptschulen nicht so ertragreich, dass eine solche Belastung gerechtfertigt ist. Darüber hinaus können die Eltern nicht ihre Pflichten wahrnehmen und stärker in den Lernprozess eingebunden werden, wenn ihnen das Recht abgesprochen wird, bei solchen wichtigen Entscheidungen mitbestimmen zu können.

Die Ergebnisse der PISA-Studie betonen die Notwendigkeit individueller Förderung und stellen die Dreigliedrigkeit in Frage. In der PISA-Studie wurde festgestellt, dass aufgrund der individuellen Entwicklungsverläufe eine zuverlässige Diagnostik und damit eine sichere Selektion nach der Grundschule nicht vorgenommen werden kann (vgl. PISA 2000, S. 43). Hinzu kommt, dass diese Form der Trennung in Schularten in keinem anderen Land außerhalb des deutschsprachigen Raums vorkommt. Kinder brauchen Lernanreize. Es ist mehr als fragwürdig, ob Selektion hierzu einen positiven Beitrag leistet. Beispiele anderer Länder zeigen, welche hohe Lernmotivation Kinder haben, wenn sie in Gruppen lernen, in denen es verschiedene Talente und Begabungen gibt, Gruppen, in denen die einen die anderen unterstützen und umgekehrt.

Ein weiterer Aspekt, der das dreigliedrige Schulsystem in Frage stellt, ist die Tatsache, dass das Leistungsniveau der deutschen Schüler im Vergleich zu anderen Ländern, die kein gegliedertes System haben, wesentlich niedriger ist. In keinem anderen Land sind die Lerngruppen so homogen wie in Deutschland und trotzdem bringen sie weder Topleistungen (Kompetenzstufe V) noch ein Gesamtergebnis auf hohem Niveau bzw. unter den besten zehn hervor; selbst die besten Bundesländer verharren allenfalls auf Durchschnittsniveau (vgl. PISA-E). Im Gegenteil: Die starke Homogenität produziert Schwierigkeiten im Umgang mit Unterschieden und Abweichungen. Das selektive Schulsystem entlässt die Schulen aus der Verantwortung, sich um schwierige und abweichende Schüler zu kümmern. Wer nicht der Norm entspricht, den stigmatisiert das System zum schlechten Schüler. Er wird vom Gymnasium in die Realschule und von dort in die Hauptschule und in die Förderschule weitergereicht. „Das Bestreben die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler möglichst homogen zu halten,“ wird in der PISA-Studie konstatiert (ebd. S. 46) „hat in vielen Fällen, erhebliche Auswirkungen auf deren Schullaufbahn. Der Anteil der Jugendlichen, deren Schulkarriere glatt verlaufen ist, nimmt im Verlauf der Schulzeit deutlich ab. ... Fasst man Rückläufer und Wiederholer zusammen, muss man zu dem Ergebnis kommen, dass mindestens ein Drittel der in Deutschland erfassten Schülerinnen und Schüler eine Schullaufbahn hinter sich hat, die durch Misserfolgserlebnisse gekennzeichnet ist“.

Ein weiterer unerwünschter Nebeneffekt der frühen Verteilung auf getrennte Bildungsgänge ist die soziale Auslese der Jugendlichen. Nach den Ergebnissen der PISA-Studie haben über 40 Prozent der Gymnasien eine Schülerschaft, die in der Mehrheit der oberen Mittelschicht angehört; ihre Väter oder Mütter sind Akademiker, Führungskräfte und selbstständige Unternehmer mit mindestens zehn Angestellten.

Demgegenüber konzentrieren sich in Sonderschulen und in einem Teil der Hauptschulen Jugendliche aus sozial schwachen Familien.

Aus diesen Gründen schlägt das baden-württembergische Handwerk ein neues System der Schulorganisation vor: Kernelement dieses Systems ist ein 3-Stufen-Konzept (siehe Graphik oben). Die erste Stufe bildet der Vorschulische Bereich, der obligatorisch sein muss und ein bis zwei Jahre umfassen soll (vgl. 3.1). Darauf aufbauend soll in einer Grundstufe, deren Name noch zu definieren ist und die neun Jahre dauern soll, eine breit angelegte Allgemeinbildung mit einem größeren Bildungsangebot erfolgen, um einer individuellen Förderung gerecht zu werden. Im Anschluss an diese Phase soll die Spezialisierung entweder im allgemeinbildenden Gymnasium oder in der beruflichen Ausbildung (duale Ausbildung, vollzeitschulische Maßnahmen, berufliche Gymnasien) jeweils über drei Jahre erfolgen. Der Zugang zur Oberstufe soll über Eingangsprüfungen geregelt werden. Der Abschluss der dritten Bildungsphase soll zum Hochschulstudium berechtigen, so dass der Weg zur Hochschule jedem offen steht. Mit dieser Konzeption des Schulsystems ist kein Gesamtschulsystem im herkömmlichen Sinne beabsichtigt. Ziel ist es vielmehr, die Vorteile des gegliederten Schulsystems mit den Vorteilen des Gesamtschulsystems zu einem neuen System zu verbinden, das eine größere Differenzierung und damit eine bessere Förderung der einzelnen Schüler ermöglicht.

Besonders wichtig ist, formale mit informaler Bildung zu verzahnen; im Fall der Allgemeinbildung bedeutet dies, dass der schulische Bildungsprozess mit dem Bildungsprozess in der Familie verbunden sein soll. Damit hätten die Eltern Unterstützung und Beratung bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben und die Sicherheit, in den Lernprozess ihrer Kinder aktiv eingebunden zu sein; die Lehrer hätten die Unterstützung des Elternhauses und die Kinder erlebten eine Kontinuität in ihrem Bildungsprozess und wären nicht mit unterschiedlichen Anforderungen und Erwartungen konfrontiert.

Was ist zu tun?

Vorhandene Ansätze sichern und ausbauen

  • Der Erziehungsauftrag der Schule soll weiter gestärkt werden.

Neue Ansätze auf den Weg bringen 

  • Eine neue Schulform nach dem hier vorgeschlagenen Modell und unter der Prämisse der individuellen Förderung soll rasch entwickelt, erprobt und flächendeckend eingeführt werden. Ziel sollte es sein, sowohl hochbegabten wie auch praktisch begabten Schülern optimale Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. 

  • Aufhebung der Schulbezirksgrenzen für alle Schulen. 

  • Die Kooperation zwischen Schule und Familie soll gestärkt werden, beispielsweise durch die Initiierung eines Modellversuches „Elternhaus – Kindergarten / Vorschule – Schule“ und die Einrichtung von „Elternschulen“. 

  • Stärkung der Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft. 

  • Stärkung der Kooperation zwischen Schule und ihrer Umwelt

Inhaltsverzeichnis

 

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