Lage der Deutschen in Britisch-Indien, auf Ceylon und Jamaica

Merkblätter des Auswärtigen Amtes Berlin

Inhalt


Januar 1941

Drittes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon


September 1941

Viertes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon

A. Die Lage der Deutschen in Britisch-Indien
I.  Allgemeine Übersicht
II. Die Internierungslager für Männer

III. Die Parolelager für Frauen

B. Die Lage der Deutschen auf Ceylon


Dezember 1941

Fünftes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon

I. Britisch-Indien

II.  Ceylon

III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon


Dezember 1942

Sechstes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien

I. Britisch-lndien

II. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-lndien

TABLE OF CONTENTS


Lagerorte

TABLE OF CONTENTS


Links

TABLE OF CONTENTS

Drittes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - Januar 1941

Einleitung

Mit dem Beginn des Entscheidungskampfes im Westen begann in allen britischen Ländern eine verschärfte Internierungspolitik, die zunächst zu umfangreichen Neuinternierungen von Männern, dann aber auch vielfach zur Internierung der seither in Freiheit lebenden deutschen Frauen in Feindesland führte.

Ahmednagar

In Britisch-Indien waren in der Zwischenzeit eine größere Anzahl Internierter aus dem Lager Ahmednagar entlassen worden. Im Verlauf des Monats Mai 1940 wurden diese erneut in Ahmednagar interniert. Ende Mai 1940 wurden auch die in Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen mit ihren Kindern interniert und in verschiedenen Internierungsorten, über die im einzelnen noch berichtet wird, untergebracht.

Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) Ende September 1940 waren im Lager Ahmednagar (200 km östlich Bornbay) 505 deutsche Staatsangehörige interniert. Sie sind in drei Gruppen eingeteilt. Zu Gruppe A gehören diejenigen Internierten, die ihren Unterhalt im Lager selbst bezahlen, zu Gruppe B und D diejenigen, deren Unterhalt von der Feindmacht getragen wird. Es ist vorgesehen, die beiden letzteren Lagerteile zusammenzulegen. Die Internierten haben genügend Bewegungsraum. Es stehen Fussball- und Tennisplätze zur Verfügung und die Internierten haben sich auf dem Lagergelände kleine Blumen- und Gemüsegärten angelegt. Wie ein Internierter berichtet, finden ausser den üblichen Sport- und Lagerveranstaltungen zur Abwechslung für die Internierten auch kleinere Spaziergänge in die nähere Umgebung statt. Solange die beiden Lagerteile getrennt bleiben, ist auch genügend Raum in den Schlaf- und Aufenthaltsbaracken vorhanden. Neue Baracken sollten noch errichtet werden. In den Schlafbaracken haben die Internierten für je 6 Mann einen Tisch mit Stühlen; jeder hat eine kleine verschliessbare Kommode.  Die Baracken haben elektrisch Licht.

Die Internierten haben noch nicht alle ihre Bücher ausgehändigt bekommen? sie sind jedoch in der Lage, Bücher, deren beschleunigte Zensur sie wünschen, vordringlich anzufordern. Die Lagerbücherei umfasst zurzeit etwa 600 Bücher. Die Internierten, die ihren Unterhalt selbst bezahlen (Teil A) können von ihren Guthaben bei der Lagerkommandantur - die Barvermögen der Internierten sind einem Sonderkonto bei der Lagerkommandantur überwiesen worden - monatlich 250 Rupies erhalten. Die anderen erhielten früher 50 Rupies und jetzt auf Grund von Vorstellungen der Schutzmachtvertretung 80 Rupies monatlich für den Eigenverbrauch; darüber hinaus können sie auf Antrag für grössere Anschaffungen (Kleidungsstücke), zur Unterstützung ihrer Frauen oder mittelloser Mitinternierter weitere Geldmittel erhalten. Alle Internierten im Lagerteil B und D, gleichgültig, ob sie Eigenmittel zur Verfügung haben oder nicht, erhalten von der Feindmacht monatlich 20 Rupies, die zu Anschaffungen in einer besonderen Kantine berechtigen. (Toiletteartikel und Kleidungsstücke).

Über die Verpflegung der Internierten, die durch Privatkäufe in der Kantine ergänzt werden kann, liegen Klagen nicht vor. Alkohol- und Tabakverbrauch ist nur begrenzt durch die Höhe der den Internierten zur Verfügung gestellten Eigenmittel. 5% der Kantineneinnahmen für Getränke werden einem Hilfsfonds der Internierten zugeführt.

Den Internierten steht ein Hospital zur Verfügung. Einer der beiden mitinternierten deutschen Ärzte hat abwechselnd Dienst im Hospital. Sie erhalten hierfür von der Feindmacht eine kleine Vergütung. In schweren Fällen steht den Internierten auch das Militärlazarett für europäische Offiziere und Soldaten in Ahmednagar zur Verfügung. Bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters Ende September 1940 waren 6 deutsche Internierte mit Fieber oder anderen leichteren Erkrankungen im Lagerhospital, im Militärhospital waren keine Internierten untergebracht. Todesfälle haben sich seit Kriegsbeginn nicht im Lager ereignet.

Ein internierter italienischer Kamerad ist als Zahnarzt im Lager tätig. Er praktiziert zweimal wöchentlich, wofür er ebenfalls eine Vergütung erhält. Die Zahne werden ordnungsmässig behandelt, Zahnersatzmaterial kann auf Wunsch beschafft werden.

In jedem Lagerteil stehen zwei Baracken mit je vier Duschen und 20 Waschbecken und eine Baracke mit 12 Badewannen zur Verfügung. Jeder Internierte kann wöchentlich einmal heiss baden. Die meisten Internierten ziehen es jedoch vor, sich häufiger zu brausen und überlassen die Warmbäder älteren und kranken Kameraden, oder denen, die in der Küche mitarbeiten.

Während der Postverkehr im ersten Kriegsjahr nicht in Gang gebracht werden konnte, hat es jetzt den Anschein, als hätten die dauernden Bemühungen der Reichsregierung und der Schutzmachtvertretung Erfolg. Ende vorigen Jahres sind mehrere Sendungen von Interniertenbriefen aus Ahmednagar eingetroffen, die zwar nur bis zum Juni 1940 datierten, aber immerhin eine Auflockerung versprechen. Die von hier abgesandte Interniertenpost und die Liebesgabenpäckchen haben nach den vorliegenden Nachrichten im allgemeinen die Internierten erreicht, wenn auch die Kriegslage erhebliche Verzögerungen bedingte.

Postsendungen sind mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
Interniertennummer
Central Aliens Internment Camp Ahmednagar
Bombay Presidency
Britisch-Indien

Einer Reihe von Angehörigen Internierter konnte durch das Auswärtige Amt noch nicht die Interniertennummer mitgeteilt werden, da die zunächst vorliegende Namensliste nur die Anfang Mai 1940 internierten Männer umfasst. In diesen Fällen ist es unbedenklich, Post auch ohne die Interniertennummer zur Absendung zu bringen.

Die in Britisch-Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen haben durch einen Vertrauensmann mitteilen lassen, dass sie gern nach Deutschland zurückgekehrt wären; der Umstand, dass sie immer noch mit der Errichtung eines Familieninternierungslagers rechneten und dann hofften, den Krieg mit ihren Männern vereint zu bleiben, habe sie veranlasst - trotz der auf Wunsch der Reichsregierung erhobenen dringenden Vorstellungen der Schutzmachtvertretung, das Land zu verlassen - die Heimreise aufzuschieben., bis es für die Abreise nach dem Eintritt Italiens in den Krieg zu spät war.

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Yercaud

Der grösste Teil der in der Provinz Madras ansässigen deutschen Frauen wurde mit den Kindern in Yercaud interniert, hier wurden auch einige deutsche Männer, die zwischenzeitlich aus Ahmednagar entlassen waren, gemeinsam mit den Familien interniert. Es ist nicht bekannt, unter welchen Gesichtspunkten diese Männer ausgewählt wurden. Schliesslich wurden in Yercaud auch einige italienische Staatsangehörige und 40 emigrierte Juden aus Deutschland untergebracht. Die Gesamtzahl der Internierten beträgt 98.

Yercaud liegt im Distrikt Salem, ca. 40 km von der Hauptstadt dieses Distrikts mit gleichem Namen entfernt, auf einer Höhe von 1.600 m ü. d. M. in schöner und gesunder Gegend. Es war ein viel besuchter Ferienort der Europäer in Madras, inmitten schöner Kaffee- und Orangenplantagen gelegen.

Für die Unterbringung der Internierten dienen 23 Bungalows, die von der indischen Regierung gemietet wurden und die über Yercaud verstreut gelegen sind. Sämtliche Bungalows sind von Gärten umgeben. Den Internierten war es freigestellt, ihre eigenen Möbel, Bilder und Haushaltsgegenstände auf Kosten der Feindmacht mitzunehmen oder die von der Regierung zur Verfügung gestellten Möbel zu benutzen.

Familien mit Kindern bewohnen für sich einen Bungalow, zwei kinderlose Familien oder 3 - 4 Einzelpersonen teilen sich ein solches. Die Bungalows haben im allgemeinen zwei bis drei Schlafzimmer, ein Speisezimmer, ein. Wohnzimmer, Küche, 2 - 3 Badezimmer. Sie haben gewöhnlich elektrisch Licht, mit wenigen Ausnahmen, in denen "Petromax Laternen" aufgestellt sind. Familien haushalten für sich und von den Einzelpersonen haben sich je 3-4 zu einem Haushalt zusammengeschlossen. Unbemittelte erhalten aus öffentlichen Mitteln einen Geldbetrag (Ehepaare 120 Rs. pro Kind 30 Rs., Einzelpersonen 70 Rs.), der für eine bescheidene Lebensführung ausreichen soll. Sofern die Internierten Geldmittel zur Verfügung haben, können sie sich auch Dienstpersonal halten. Die Internierten dürfen von abends acht Uhr bis morgens sechs Uhr das Haus nicht verlassen. Im übrigen haben sie Bewegungsfreiheit. Die schulpflichtigen Kinder können die im Ort gelegene katholische Klosterschule besuchen. Ein kleines Hospital steht in Yercaud zur Verfügung, schwerere Fälle würden in Salem behandelt werden.

Klagen über die Unterbringung und Behandlung in diesem Internierungsort sind dem Schutzmachtvertreter, der alle Internierten besucht hat, nicht geäussert worden.

Namenslisten der in Yercaud bzw. in Kodaikanal internierten deutschen Frauen liegen noch nicht vor. Es wird daher empfohlen, an alle früher in der Provinz Madras ansässigen deutschen Frauen Postsendungen mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
c/o Chief Censor Madras Presidency
Britisch-Indien

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Satara

Die deutschen Frauen aus der Provinz Bombay wurden im allgemeinen in Satara interniert. Satara liegt ca. 800 m hoch in einem gesunden Höhenklima ca. 120 km von Poona entfernt. Es sind dort 59 deutsche Frauen, fünf Männer und 18 Kinder untergebracht. Das Lager, ein früheres Militärlager, ist in zwei Teile eingeteilt, die fünf Minuten von einander entfernt liegen. Die Internierten sind in den alten Militärbaracken untergebracht, die verschieden konstruiert sind. Vier Baracken sind in acht Räume unterteilt, die je einer Frau mit ein Kind oder zwei ledigen Personen zur Verfügung gestellt sind. Zu jeder dieser Baracken gehören zwei Badezimmer mit je zwei Badewannen und vier Toiletteräume; in den Badezimmern sind auch Waschbecken angebracht. Jeder der Internierten kann zweimal wöchentlich ein heisses Bad nehmen.

Andere Baracken, in denen die internierten Ehepaare untergebracht sind, wurden derart eingeteilt, dass jedes Ehepaar einen grossen Baum mit Veranda, ein Bad und eine Toilette abgeschlossen für sich zur Verfügung hat. In den Wohnräumen sind zwei Betten, zwei Stühle, ein Tisch, ein Kleiderschrank und einiges kleinere Mobiliar aufgestellt.

Zu jedem Lagerteil gehören Küche und Essraum, die hygienisch ausgestattet sind. Die Küche und die Bedienung bei Tisch wird von eingeborenem Dienstpersonal besorgt. Die Internierten haben auch mit den Reinigungsarbeiten in den Wohnbaracken nichts zu tun.

Die Verpflegung ist angemessen.

Der Lagerarzt kann Diät verschreiben, die dann zur Verfügung gestellt wird. Für Babies erhalten die Mütter monatlich 30 Rs., von denen sie selbst für die Verpflegung der Kinder sorgen; andere Kinder erhalten, solange der Arzt nicht etwas anderes verschreibt, die allgemeine Kost. Vegetarier erhalten besondere Kost. Zusätzliche Speisen, die auf Kosten der Internierten besorgt sind, werden in der Küche zubereitet.

Eine der internierten deutschen Frauen hat die Erlaubnis erhalten Kuchen zu backen, den sie an die Mitinternierten verkauft. Im übrigen steht eine Kantine zur Verfügung, in der die Internierten Anschaffungen machen können. Diese Kantinen werden nicht von den Internierten selbst unterhalten, weshalb der Gewinn den Internierten nicht zu Gute kommt. Auch aus Poona oder Bombay können die Internierten Waren bestellen. Wie in Ahmednagar erhalten Konteninhaber monatlich 50 Rs. (ob auch hier der Betrag inzwischen auf 80 Rs. erhöht wurde, steht noch nicht fest) für den Eigenverbrauch. Auch hier unterliegen Tabak- und Alkoholgenuss keinen Beschränkungen. Alle bedürftigen Internierten erhalten monatlich 10 Rs. von der Regierung. Ein Lagerhospital war bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters Anfang Oktober 1940 im Bau. Ein Militärarzt hält täglich Sprechstunde ab. Er hat seinen Sitz in Satara. Ob die wegen des Arztes von dem Lagerführer in Ahmednagar, Landesgruppenleiter Dr. Oswald Urchs, vorgebrachten Beschwerden inzwischen Erfolg hatten, konnte noch nicht geklärt werden. Offenbar war den internierten deutschen Frauen zunächst kein europäischer Arzt zur Verfügung gestellt worden. Eine der Mitinternierten, die ausgebildete Schwester ist, assistiert dem Arzt für eine kleine Vergütung, die sie von der Feindmacht erhält. In schweren Fällen werden die Internierten nach Poona verbracht. Die Internierten wurden bei ihrer Ankunft im Lager gegen Pocken und Typhus geimpft.

Internierte, die Zahnbehandlung wünschen, tragen sich in eine Liste ein, und wenn etwa 12 Patienten auf der Liste stehen, kommt ein Zahnarzt aus Poona zur Behandlung nach Satara. Nur die Internierten, die Eigenmittel zur Verfügung haben, bezahlen die zahnärztliche Behandlung.

Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen gut.

Die Internierten können sich innerhalb einer Zone von vier Meilen ausserhalb des Lagers frei bewegen, sie müssen jedoch um 10 Uhr 30 abends im Lager sein. In Einzelfällen sind disziplinarische Bestrafungen (Schreibverbot) wegen Überschreitung dieser Anordnung vorgenommen worden.

Gelegentlich besteht die Möglichkeit zu kleinen Ausflügen. Sport- und Spielplätze sind vorhanden. Unregelmässig alle drei bis vier Wochen können die Internierten Kino-Vorstellungen in Satara besuchen und gelegentlich bietet die Vorstellung eines Wanderzirkus, vornehmlich für die Kinder, Abwechslung. Die Internierten in Ahmednagar haben die Absicht, den Frauen in Satara einen Teil ihrer Lagerbibliothek zu übersenden.

Im Lager ist eine Schule, die von einer mitinternierten deutschen Lehrerin unterhalten wird; einige Kinder sind in Internaten in Panchgani untergebracht, wofür die Eltern von der indischen Regierung die Lebenshaltungskosten des Kindes im Lager (50 Rs.) als Zuschuss erhalten. Die Kinder können gelegentlich besucht werden, wofür jedoch jeweils 15 Rs. Autokosten entstehen.

Schliesslich muss erwähnt werden, dass einzelnen, offenbar bemittelten Familien, die Erlaubnis erteilt wurde, in Bungalows, die von der indischen Regierung in Satara gemietet wurden, Aufenthalt zu nehmen und sich selbst zu beköstigen. Sie erhalten die von den Behörden für den Aufenthalt im Lager sonst aufgewendeten Kosten als Zuschuss. Namenslisten der in Satara internierten deutschen Frauen liegen noch nicht vor. Das andere in der Provinz Bombay errichtete Internierungslager Purandhar (ca. 50 km von Poona, 1.500 m ü. d. M.) scheint mit wenigen Ausnahmen nur zur Unterbringung internierter Juden und Emigranten eingerichtet zu sein.

Es wird daher empfohlen, an deutsche Frauen, die früher in der Provinz Bombay ansässig waren, Postsendungen mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
Internment Camp Satara
Bombay-Presidency
Britisch-Indien

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Katapahar

Nachdem die in Calcutta ansässigen 17 deutschen Frauen mit 5 Kindern Ende Mai zunächst unter äusserst primitiven Umständen im Fort William interniert worden waren, wurden sie im Verlauf des Monats Juni nach Katapahar, einige Kilometer südwestlich Darjeeling verbracht. Der Internierungsort ist ein vielbesuchter waldreicher Fremdenkurort in ca. 2.000 m hoch. Es sind dort 36 Männer, 37 Frauen und 4 Kinder interniert.

Das Lager besteht aus einer Anzahl von kleinen Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut über das Katapahar-Plateau errichtet wurden. Die Internierten können sich in einem Umkreis von fünf bis sechs Meilen vom Internierungsort entfernen. Innerhalb dieser Zone gibt es einige kleine Wäldchen mit schönen Spazierwegen, Das ganze Plateau ist vielleicht ein wenig exponiert, besonders in Zeiten ungünstigen Wetters; abgesehen hiervon soll es jedoch in bester Klimalage gelegen sein.

Die Internierten haben sich zweimal am Tage bei einem Aufsichtsbeamten zu melden. Der Gesundheitszustand der Internierten war bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters Anfang September vorigen Jahres gut. Es waren nur sehr wenige Krankheitsfälle vorgekommen. Eine Internierte, die infolge einer Herzschwäche das Höhenklima nicht vertragen konnte, wurde nach Calcutta zurückgebracht.

Die Bungalows sind ausserordentlich primitiv, sie bestehen aus drei bis sechs Räumen mit schmalen Verandas und den üblichen Badezimmerräumlichkeiten. Es gibt kein fliessendes Wasser. Auch die Einrichtung der Bungalows ist sehr einfach gehalten. In den Schlafzimmern sind Militärbetten aus Stahl aufgestellt. Die Kocheinrichtung ist angemessen. In den Bungalows fehlen im allgemeinen Heizvorrichtungen, Die Schutzmachtvertretung ist deswegen bei der indischen Regierung vorstellig geworden.

In den Bungalows sind jeweils vier bis sechs Personen untergebracht, und zwar eine Familie oder zwei bis drei Einzelpersonen jeweils in einem Raum.

Die Internierten erhalten von der Regierung einen Unterstützungssatz, (Ehepaare 120 Rs., Einzelpersonen 70 Rs., Kinder über drei Jahren 30 Rs., Kinder unter drei Jahren 15 Rs.) von dem sie selbst für ihre Verpflegung sorgen müssen. Dienstpersonal für die Reinigung der Bungalows wird von der Regierung besoldet.

Es ist ein kleines Hospital vorhanden, in dem ein indischer Arzt Sprechstunden abhält. Das Hospital ist ausserordentlich ordentlich primitiv. Es ist seither nicht in Anspruch genommen worden. In allen Fällen schwerer Erkrankung werden die Patienten im Auto nach dem Hospital in Darjeeling gebracht, wo ein englischer Militärarzt zur Verfügung steht. Zwischen dem Lager und Darjeeling besteht Telephonverbindung. Zahnärztliche Behandlung findet in Darjeeling statt.

Es stehen zwei kleine Kantinen zur Verfügung. Eine in der Art von Militärkantinen und die andere wurde von einer bekannten Firma aus Calcutta eingerichtet. In den Kantinen ist alles erhältlich mit Ausnahme von Alkohol irgendwelcher Art.

Eine Gemeinschaftshalle der Internierten war bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters noch völlig unmöbliert, so dass die Internierten, um sich dort aufzuhalten, Sitzgelegenheiten mitbringen mussten.

Die Internierten haben Gelegenheit, Sport zu treiben. Sie können sich Zeitungen halten und haben ihre eigenen Bücher mitbringen können.

Postsendungen an die früher in Calcutta ansässigen deutschen Frauen können mit folgender Postanschrift durch den Postkasten eingeliefert werden?

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
Internment Camp Katapahar
near Darjeeling
Britisch-Indien

"Interniertensendung, gebührenfrei" Warne  Britisch-Indien

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Schliesslich ist noch der Internierungsort Naini - Tal, etwa 200 km nordöstlich Delhi zu erwähnen, in dem sieben Reichsdeutsche interniert wurden, deren Namen noch nicht bekannt sind. Die Unterbringung dort erfolgte unter ähnlichen Bedingungen, wie in Yercaud.

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Dyatalawa

Die Deutschen auf Ceylon wurden bei Kriegsausbruch in Dyatalawa interniert; dorthin wurden auch einige Deutsche aus Hongkong und Singapore und diejenigen deutschen Seeleute, die von Bord des japanischen Dampfers "Asama Maru" heruntergeholt und nicht ausgeliefert wurden, verbracht.

Das Lager Dyatalawa befindet sich in ca. 1.500 m Höhe in klimatisch einwandfreier Lage. Die Tage sind nicht übermässig heiss, die Nächte kühl. Das Lager ist etwa fünf km von Bandarawella und rd. 200 km von Colombo entfernt. Die Lageranlagen sind für 200 Mann errichtet. Sie dienten bis Kriegsausbruch als Militärlager, in dem britische Truppen, die in Colombo dienten, von Zeit zu Zeit zwecks Klimawechsel untergebracht wurden. Bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) waren dort 115 Deutsche, darunter 22 Frauen und 9 Kinder und 23 Italiener, interniert. Deutsche und Juden sind zwar in getrennten Baracken untergebracht, Speisesaal, Sportplätze usw. stehen aber nur gemeinsam zur Verfügung. Das Lager besteht aus 11 Baracken. Die Baracken No. 1, 2 und 7 dienen für die Unterbringung der Ehepaare. Die kinderlosen Ehepaare besitzen je einen grossen Raum, diejenigen mit Kindern zwei aneinander stossende Räume. Einzelne Familien haben ihre eigenen Möbel in das Lager schaffen lassen, die anderen haben Möbel von der Lagerleitung erhalten.

Die Baracken No.3 und 4 sind unbewohnt. In den Baracken No. 5, 9, 10 und 11 wohnen die Junggesellen. Bas Fassungsvermögen jeder einzelnen dieser Baracken beträgt 40, doch sind darin nur je 20 Mann untergebracht. Baracke No. 8 ist zur Hälfte als Gemeinschaftsrum und zur anderen Hälfte als Plättraum eingerichtet. Alle Baracken sind von breiten Verandas umgeben.

In den Junggesellenbaracken fehlen Möbel, vor allem Kleiderschränke. Für den Esssaal, Küche, letztere mit moderner Dampfkochvorrichtung und Abwaschraum, dient ein neu errichtetes Gebäude. Die Tische sind weiss gedeckt und teilweise von den Internierten mit Blumen geschmückt. Die meisten Internierten haben um ihre Baracken kleine Gärten angelegt. Ein Fussball-, ein Tennis- und ein Hockeyplatz stehen den Internierten zur Verfügung.

Wasch- und Badegelegenheiten waren zunächst nicht ausreichend, wurden aber seit Beginn der Internierung neu errichtet und scheinen jetzt zu genügen.

Die Hospitalfrage war zunächst ebenfalls äusserst mangelhaft geregelt. Es standen nur zwei Räume zur Verfügung und alle Internierten, die behandelt werden mussten, wurden nach Colombo verbracht, wo ein kranker Deutscher in die Eingeborenenabteilung des Spitals gelegt wurde. Energische Proteste der Reichsregierung führten dazu, dass das Lagerhospital verbessert und das Militärhospital in Dyatalawa den deutschen Internierten geöffnet wurde. Klagen hierüber sind bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters nicht geäussert worden. Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen normal. Der hochbetagte Reichsdeutsche John Hagenbeck, der trotz deutscher Proteste als Internierter festgehalten wurde, ist im Dezember 1940 im Lager Dyatalawa gestorben.

Die zahnärztliche Behandlung liegt zunächst in den Händen eines eingeborenen Militärzahnarztes, dessen Einrichtung sehr primitiv ist, so dass die Schutzmachtvertretung die zuständigen Behörden auf diesen Missstand aufmerksam machen musste.

Über die Verpflegung wurde von den Internierten anfangs lebhaft geklagt. Die Regierung hatte einen Kantinenwirt beauftragt, der für eine bestimmte Summe die Küche zu besorgen, die Internierten zu verpflegen und für deren Bedienung bei Tisch zu sorgen hatte. Die Internierten haben jetzt die Leitung der Küche selbst übernommen und bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters sind Klagen nicht geäussert worden. Für jeden Internierten wird jetzt eine gewisse Menge Lebensmittel sowie ein kleiner Geldbetrag zur Verfügung gestellt. Das Küchenpersonal wird von der Regierung gestellt und die Zubereitung des Essens wird von den Internierten geplant und überwacht. Einer der Internierten verwaltet die Lagerkantine, in der alle Artikel des täglichen Lebens gekauft werden können. Auf die Einkaufspreise werden 6% zugunsten eines Hilfsfonds aufgeschlagen. Eine Kantine, in der auch alkoholische Getränke ausgegeben werden, wie sie in Ahmednagar vorhanden ist, fehlt. Die Internierten können in der Verkaufskantine Bier kaufen, das in den Wohnräumen getrunken werden muss.

Die Deutschen auf Ceylon haben durch rigorose Versteigerungsmassnahmen des so genannten "Custodian of Enemy Property", der das Privateigentum oft zu Schleuderpreisen weggab, vielfach erheblich Einbussen erlitten. Allen denjenigen Internierten, die noch über Geldmittel bei dem "Custodian" verfügen, ist gestattet, bis zu 65 Rs. im Monat als Taschengeld zu ziehen. Alle Internierten erhalten seit September 1940 eine monatliche Unterstützung von 20 Rs. für die Anschaffung von Toilettesachen, Rauchwaren usw.

Die Lagerwache besteht aus zwei britischen Offizieren, (der Lagerkommandant war während des Weltkrieges 19 Monate in deutscher Kriegsgefangenschaft) zwei britischen Unteroffizieren und 150 Eingeborenensoldaten.

Die Internierten haben den Reichsdeutschen Kottmeier zum Vertrauensmann bestellt; sie haben einen Interniertenausschuss gebildet, dem je zwei Reichsdeutsche von Ceylon, aus Hongkong und Singapore angehören.

Die Internierten verbringen die Zeit mit Sport, lesen und Kartenspielen. Sprachkurse usw. waren bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters noch nicht eingerichtet. Jeden Tag morgens und nachmittags können die Internierten einen je anderthalbstündigen Spaziergang unter militärischer Begleitung ausserhalb des Lagers unternehmen.

Postsendungen an die Internierten auf Ceylon können mit folgender Aufschrift durch den Postkasten eingeliefert werden:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
Internment Camp Dyatalawa
Ceylon

Die deutschen Internierten auf Ceylon wurden zunächst durch einen schweizerischen Konsularagenten, der britischer Staatsangehöriger ist, vertreten. Dies führte zu berechtigten und erheblichen Klagen der Internierten, weshalb die Schutzmachtvertretung jetzt dem Schweizerischen Generalkonsulat in Bombay übertragen ist, das mindestens alle drei Monate einen Beamten nach Ceylon entsenden wird.

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Kingston

Einige wenige auf Jamaica ansässige Deutsche wurden zusammen mit einer grösseren Anzahl deutscher Seeleute, die vor allem bei Beginn der Kampfhandlungen im Westen von den holländischen Behörden in Curacao (Niederländisch-Westindien) interniert und nach Jamaica verbracht wurden, in Kingston interniert. Ob die Ende des Jahres 1940 nach Jamaica verbrachten Deutschen aus Westafrika auch in dem Lager Kingston interniert sind, steht amtlich noch nicht fest, ist aber wahrscheinlich. Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerische Konsularagentur Kingston) im August 1940 waren insgesamt 418 deutsche Männer im Lager Kingston interniert. Das Lager ist neu errichtet worden. Die Internierten können sich ständig im Freien bewegen. Sie haben mehrere Stunden am Tag einen Sportplatz zur Verfügung. Spaziergänge ausserhalb des Lagers finden nicht statt.

Über die Verpflegung wird lebhaft geklagt. Die Kost ist unzureichend, insbesondere wird zu wenig Fett, Gemüse und Obst zur Verfügung gestellt.

Auch die Ausrüstung der Internierten mit Kleidungsstücken, insbesondere Unterwäsche und Schuhzeug, ist zwar seit Monaten versprochen, aber nicht erfolgt. Die sanitären Einrichtungen des Lagers sind angemessen. Über das Fehlen an Rauchwaren und Toiletteartikeln wird geklagt. Es kann angenommen werden, dass dieser Mangel durch die erfolgenden Taschengeldzahlungen an die internierten Seeleute weitgehend beseitigt wird. Eine kleine Lagerbücherei steht zur Verfügung. Radio, mit dem englische Stationen gehört werden können, steht zwar zur Verfügung, wird aber nicht benutzt. Die Internierten haben eine KdF-Bühne eingerichtet, die alle 14 Tage Vorstellungen gibt und Abwechslung in die Eintönigkeit der Internierungshaft bringt.

Postsendungen an die Internierten auf Jamaica können mit folgender Aufschrift durch den Postkasten eingeliefert werden:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Name
Internment Camp Kingston Jamaica
Britisch-West-Indien

Luftpostsendungen an die Internierten in Kingston sind mit folgender Aufschrift zunächst ohne Briefmarken bei der Postanstalt zur Beförderung aufzugeben:

"Interniertensendung, gebührenfrei"
Luftpost bis U.S.A.
Name
Internment Camp Kingston Jamaica
Britisch-West-Indien

Hinsichtlich des Interniertenpostverkehrs wird allgemein folgendes mitgeteilt:

Die Adresse auf Postsendungen an Internierte muss in lateinischen Druckbuchstaben geschrieben werden (am besten Schreibmaschine mit grossen Buchstaben). Gefütterte Briefumschläge dürfen nicht verwendet werden. Es empfiehlt sieh, die Briefbogen nur einseitig zu beschreiben (deutliche Schrift, am besten Schreibmaschinenschrift). Die Briefe dürfen nicht mit Freimarken beklebt werden. Fotografien können nicht eingelegt werden. Die Versendung von Ansichtspostkarten ist nicht zulässig. Die Versendung von Interniertenpost auf diplomatischem Wege ist nicht möglich. Etwa dem Auswärtigen Amt eingesandte Briefe an Internierte werden vom Auswärtigen Amt durch den Postkasten eingeliefert, erleiden also nur eine Verzögerung. Der Postverkehr mit den überseeischen feindlichen Gebieten ist bei der gegenwärtigen Kriegslage stark gestört. Das Ausbleiben von Nachrichten Internierter in überseeischen feindlichen Gebieten ist daher keinesfalls ein Grund zur Beunruhigung für die hiesigen Angehörigen.

Bei den starken Störungen im Postverkehr sollten Liebesgaben Sendungen der Angehörigen selbst unterbleiben. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, bei dem Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes, Abteilung Liebesgabenversendung an Kriegsgefangene und Internierte, Potsdam - Babelsberg 2, kleine zweckmässige Liebesgabensendungen zu bestellen. Wenn auch seitens des Deutschen Roten Kreuzes keine Gewähr für die Bestellung der Sendungen an den Internierten übernommen werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass diese Päckchen, wenn auch häufig mit grossen Verzögerungen, ihr Ziel erreichen. Buchsendungen sind allein durch das Deutsche Rote Kreuz möglich.

Einzelgeldüberweisungen - auch dies gilt für alle Internierten - sind nicht möglich. An die internierten Seeleute werden jetzt monatlich RM 10,- Taschengeld ausgezahlt, die die deutschen Reedereien gespendet haben. Darüber hinaus sind Zahlungen an diese nicht möglich. Für die deutschen Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon (nicht Jamaica) sammelt der Deutsche Orient-Verein, Berlin-Charlottenburg, Fasanenstr. 77 Geldmittel, die in Form von Buch- und Liebesgabensendungen und Geldunterstützungen dem Internierten zugeleitet werden.

Das Auswärtige Amt bittet, alle Nachrichten von allgemeinem Interesse abschriftlich, möglichst auf einem besonderen Briefbogen, zu dem Geschäftszeichen, unter dem im Auswärtigen Amt der Internierungsfall bearbeitet wird, einzureichen. Dies allein ermöglicht die Auswertung privater Nachrichten für notwendige Weisungen an die Schutzmachtvertretung und für Berichte, wie den vorliegenden. Auch Internierungsmeldungen, die dem Auswärtigen Amt, noch nicht vorliegen, sind zur Vervollständigung der Interniertenkartei des Auswärtigen Amts, die auch dem Internierten selbst später zugute kommt, (z.B. für die Ausstellung von Internierungsbescheinigungen) unerlässlich. Alle Meldungen und Anträge sind zu richten an das Auswärtige Amt, Berlin W 8 , Kronenstrasse 10.

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Viertes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - September 1941

Inhalt

A. Die Lage der Deutschen in Britisch-Indien
I.  Allgemeine Übersicht
II. Die Internierungslager für Männer

III. Die Parolelager für Frauen

B. Die Lage der Deutschen auf Ceylon

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A. Die Lage der Deutschen in Britisch-lndien

I. Allgemeine Übersicht

Bei Kriegsausbruch wurden alle deutschen Männer in Britisch-lndien interniert. In. den Wintermonaten 1939/1940 wurde eine Anzahl Internierter gegen Abgabe einer Paroleerklärung aus dem Lager entlassen; sie wurden jedoch im Sommer 1940 erneut in Haft genommen. Seitdem befinden sich, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, alle deutschen Männer in Zivilgefangenschaft. Eine fast vollständige Namensliste der Internierten - am 11. August 1941 waren es 604 Männer - liegt dem Auswärtigen Amt vor.

Die Unterbringung der internierten Männer erfolgte zunächst in kleineren Sammellagern, später in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar, 300 km östlich Bombay. Ende Februar 1941 wurden die Internierten von Ahmednagar nach Deolali, etwa 150 km nordöstlich Bombay, verbracht, wo sie nur vorübergehend bis zur Fertigstellung eines im Bau befindlichen Internierungslagers in Dehra Dun, etwa 200 km nordöstlich Delhi, am Fuße des Himalayagebirges, verbleiben sollten. Das Lager in Dehra Dun sollte schon im Juli 1941 fertig gestellt sein, seither ist die Verlegung der Internierten jedoch noch nicht erfolgt. Da die Internierung in Dehra Dun aus klimatischen Gründen wünschenswert erscheint, obwohl auch in Deolali die klimatischen Verhältnisse nicht ungünstig sind, ist die Schutzmachtvertretung ersucht worden, bei den britischen Behörden wegen der Verlegung des Internierungslagers vorstellig zu werden.

Die deutschen Frauen wurden bei Kriegsausbruch nicht interniert. Zunächst zogen jeweils vier bis fünf Frauen in einem Haushalt zusammen, um die Unterhaltskosten zu verringern. Später erteilten die britischen Behörden den Frauen die Erlaubnis, in die Heimat zurückzukehren. Hiervon haben die meisten Frauen Gebrauch gemacht, nachdem die anfangs bestehende Hoffnung einer gemeinsamen Internierung mit den Männern in Familienlagern entfiel. Die in Britisch-lndien zurückgebliebenen Frauen wurden im Sommer 1940 in so genannten Parolelagern interniert, wo sie mit weitgehender Bewegungsfreiheit teils in Lagern, teils in einzelnen Häusern, die von den britischen Behörden gemietet wurden, untergebracht sind.

Das deutsche Geschäfts- und Privatvermögen wurde bei Kriegsbeginn beschlagnahmt. Internierte, die Barvermögen besitzen, können hierüber jedoch in beschränktem Maße für kleinere Nebenausgaben für sich und die Familie und auch zur Unterstützung unbemittelter Kameraden verfügen. Im Laufe der Internierungszeit haben sich die Barguthaben der Internierten stark verringert, so dass der Schutzmachtvertretung (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) aus Spendenmitteln von Angehörigen und Freunden der Internierten (gesammelt bei dem Deutschen Orient-Verein, Berlin) größere Beträge zur Verfügung gestellt werden mussten, um hilfsbedürftige Internierte mit einem regelmäßigen kleinen Taschengeld zu unterstützen. Die ersten Auszahlungen erfolgten im März 1941 und seither laufend.

Der Postverkehr mit den Internierten ist unregelmäßig. Aus den vorliegenden Berichten scheint hervorzugehen, dass die von Deutschland abgehenden Postsendungen schneller und regelmäßiger in den Internierungslagern eintreffen, als umgekehrt die Post der Internierten die Heimat erreicht. Das Auswärtige Amt empfiehlt den Angehörigen, weitgehend von der Möglichkeit der Luftpostsendungen an Internierte Gebrauch zu machen. Außer der gewöhnlichen Postanschrift, die jeweils bei der Beschreibung der Lager angegeben ist, muss die Sendung folgenden Vermerk tragen: »Mit Luftpost ab Bagdad«. Luftpostsendungen sind bei den Postanstalten aufzugeben, wobei sich der Absender auszuweisen hat und die Luftpostgebühr bezahlen muss. Es empfiehlt sich, Briefe an Internierte mit Schreibmaschine zu schreiben, zumindest muss die Anschrift in lateinischen Druckbuchstaben geschrieben sein. Gefütterte Briefumschlage sind unzulässig. Auf die Postsendungen dürfen keine Freimarken oder sonstige Zettel aufgeklebt werden (auch nicht bei Luftpostsendungen!). Fotografien, soweit es sich um Zimmeraufnahmen handelt, dürfen in Briefe eingelegt werden.

Geldüberweisungen an Internierte sind leider nicht möglich. Auch in Briefen oder Paketen dürfen Geld oder Wertpapiere nicht versandt werden.

Es liegen Nachrichten vor, dass die Liebesgabensendungen, die durch Vermittlung des Deutschen Roten Kreuzes, Abteilung Liebesgabensendung, Potsdam-Babelsberg 2, verschickt wurden, im allgemeinen die Internierten erreichen. Das Auswärtige Amt empfiehlt daher, von dieser Möglichkeit, die Internierten mit Liebesgaben zu versorgen, regelmäßig Gebrauch zu machen. Von persönlichen Liebesgabensendungen der Angehörigen - ohne Vermittlung des Roten Kreuzes - wird bei der Unsicherheit des Postverkehrs abgeraten.

Das Auswärtige Amt bittet, alle Nachrichten von allgemeinem Interesse von den Internierten oder über die Internierten abschriftlich dem Auswärtigen Amt, Berlin W8, Kronenstr. 10, einzusenden. Dies ermöglicht die Auswertung persönlicher Nachrichten der Internierten für notwendige Weisungen an die Schutzmachtvertretungen und für Merkblätter wie das vorliegende.

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II. Die Internierungslager für Männer

Das Lager in Ahmednagar

Die Unterbringung, Verpflegung und Behandlung in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar  (300 km östlich Bombay), in dem die internierten Männer von Ende 1939 bis Anfang 1941 untergebracht waren, konnte als angemessen bezeichnet werden. Die Internierten hatten - von vorübergehenden Schwierigkeiten abgesehen - genügend Platz zur Bewegung im Freien, in den Schlafbaracken und den Gemeinschaftsräumen. Es gab keine Klagen über die Verpflegung, die sanitären Einrichtungen waren gut und ausreichend, die ärztliche Versorgung war sichergestellt. Todesfälle haben sich in Ahmednagar nicht ereignet. Von den Internierten angelegte Sportplätze, kleine Gartenanlagen und ernste und heitere Vorträge brachten Abwechselung in das Lagerleben. Die Behandlung durch die Lagerbewachung war - von gelegentlichen Schikanen abgesehen - korrekt. Die den Internierten ermöglichten Kinobesuche und Ausflüge in die Umgebung des Lagers zeigten, dass die Lagerleitung bemüht war, den Internierten kleine Erleichterungen der Gefangenschaft zu gewähren.

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Briefe aus Ahmednagar

Nachfolgend werden einige Briefauszüge von Internierten in  Ahmednagar mit Absendedaten von Februar 1940 bis Januar 1941 wiedergegeben. Sie werden den Angehörigen zeigen, dass es den Internierten dort den Umständen entsprechend gut ging und sie stets zuversichtlich, in treuer Kameradschaft zusammenhielten:

»Niemand braucht traurig um unser Schicksal zu sein. Es geht uns hier nach wie vor in jeder Beziehung gut. Wir haben genug zu essen, besuchen Kinos, gehen spazieren, lesen, lernen fremde Sprachen, spielen Skat oder betreiben Sport. Morgens arbeiten wir ein wenig, dann haben wir den ganzen Tag für uns.«

(Ahmednagar, den 23. Februar 1940)

 

»Liebe Mutter, heute schreibe ich Dir wieder einen von den Briefen, von denen ich nicht weiß, ob sie Dich jemals erreichen werden. Wie ich schon in meinen vorhergehenden Briefen immer betont habe, geht es mir den Verhältnissen entsprechend gut und bin auch gesundheitlich in bester Ordnung. Ich mache mir nun doch Sorgen um Euch, da ich in den letzten 6 Monaten nicht das geringste Lebenszeichen von Euch erhalten habe. Nun habe ich mich mit der Tatsache abgefunden und sage mir: keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Ich bin überzeugt, dass meine Briefe alle abgefangen worden sind, und doch kann ich mir wieder nicht erklären warum, da doch die anderen genügend Post erhalten. Ich bin überzeugt, dass Du trotz alledem von einigen Seiten bereits erfahren hast, wie wir hier leben müssen.«

(Ahmednagar, den 11. März 1940)

 

»Als wir vor vierzehn Tagen eine Qmnibusfahrt zum »Happy Valley« machten, dort inmitten von Felsen und Bäumen wanderten, da dachte ich so sehr an die Heimat, dass ich bald mein derzeitiges Schicksal vergessen hätte. Wir gingen entlang einem Bach, beobachteten die kleinen Fische, lauschten dem Gesang der Tropenvögel; ringsumher Blumen, blühende Abhänge, Birkenbäume, an den Seiten des Tales hohe Felswände, genau wie im Bodetal im Harz. Nachher saßen wir zusammen alle in einem »rest-house«, tranken unsern mitgenommenen Tee und sangen unsere Lieder. Solche Stunden der ungestörten Freiheit sind für uns die beste Erholung. Wie freuen uns dann immer schon auf die nächste Fahrt ins Grüne.«

(Ahmednagar, den 18. April 1940)

 

»In unserm Lager herrscht Friede, eine tiefe Stille, die oft gar nichts von einem Krieg ahnen lässt. Wir musizieren, singen und sind frohen Mutes, wir lachen und scherzen, aber in allem, in all diesen Dingen liegt doch die komische Tragik, dass es geschieht, um unser Schicksal leichter zu ertragen. Acht Monate sitzen wir schon hier. Wie oft hatten wir auf einen Austausch gehofft, und dass wir noch in diesem Jahr in die Heimat zurückkehren können. Dann aber hat sich alles wieder in nichts zerschlagen und die Wochen ziehen weiter hin. Aber wenn ich so durch, die Reihen der Kameraden blicke, so stelle ich mit Freuden fest, dass noch niemand von uns den Mut verloren hat.«

(Ahmednagar, den 7. Mai 1940)

 

»Über uns braucht Ihr Euch in keiner Weise zu beunruhigen. Ihr habt dort größere Sorgen. Wir hoffen, dass das Schicksal sie bald und befriedigend vorübergehen lässt.«

(Ahmednagar, den 28. Mai 1940.)

 

»Mir geht es unverändert gut. Das Klima ist recht ordentlich hier, und ich kann mir die Zeit so vertreiben, dass ich Langeweile nicht kenne.«

(Ahmednagar, den 7. August 1940.)

 

»Am vergangenen Samstag hatten wir eine kurze, recht stimmungsvolle Gedenkfeier. Unsere Lagerkapelle, alles Berufsmusiker, hat sich jetzt weiter verbessert, besonders dadurch, dass wir jetzt auch ein gutes Klavier haben. Es finden häufiger wirklich gute Konzerte statt. Auch die Vorträge, die an mehreren Abenden in der Woche stattfinden, behandeln häufig recht interessante Themen. Da die allgemeine Beleuchtung zum Lesen abends recht ungenügend ist, so sind diese Konzerte und Vorträge abends um so erwünschter.«

(Ahmednagar, den 4. September 1940.)

 

»Gestern ging unsere erstklassige Möbelausstellung über die Bühne. Ein ganz großer Erfolg in der Tat. Rohmaterial war meist Bambus und Bierkistenholz. Da das vorhandene Werkzeug meist vorsintflutlich war, teils Glasscherben, Steine, Tischmesser usw., erforderte alles mehr Zeit als normalerweise. Um so bewunderungswürdiger, was gemacht wurde - und wie! Unter zahllosen Dingen greife ich ein Schachspiel heraus mit Figuren nach Motiven aus der indischen Moghul-Miniaturmalerei in sehr feiner Technik... Allsowas hilft ungemein in den vielen trostlosen Stunden des Lagerlebens und bietet mal wieder Stoff zu Gesprächen für Tage und Wochen, und das war ja unsere Idee... Einer von uns hat einen zahmen jungen Mungo, ein ulkiges zutrauliches Tier. Allerdings nicht stubenrein, doch immer zu Streichen und Spielereien aufgelegt... Im September besuchte uns der Sekretär des Schweizer Konsuls, er selbst war verhindert. Er war zwei Tage hier und hörte sich unsere wenigen Nöte an. Meist betreffen sie ja nicht dieses Kamp hier, denn wir haben kaum Grund zu irgendwelchen Klagen.« 

(Ahmednagar, vermutlich Oktober 1940.)
 

»Gesundheitlich geht es mir auch hier ganz gut, das Klima ist entschieden gesünder als in Bombay, aber trotzdem kann es auch hier manchmal ganz nett warm sein. Zur Zeit ist es ja etwas kühler, aber nicht so kalt, dass man nicht schwimmen gehen könnte. Neben unserm Lager befindet sich ein kleines Schwimmbad, das uns an Wochentagen gegen ein kleines Entgelt für ½ Stunde zur Verfügung steht... Die hiesigen Tageszeitungen können wir kaufen und so bleiben wir wenigstens auf dem laufenden, was in der Weltgeschichte vor sich geht.« 

(Ahmednagar, den 29. November 1940.)
 

»Eine bessere Postbeförderung würde eine gewaltige Erleichterung sein. Euch scheint's aber noch schlechter zu gehen, denn in dem Brief vom 15. Juli schreibt Ihr ja nur von einem einzigen Brief, den Ihr von mir bekommen habt und scheinbar hat das Euren Mut zu schreiben sehr beeinflusst... Die Verpflegung durch unseren eigenen Küchenbetrieb ist so gut, wie das unter den Umständen nur möglich ist und noch reichen die Moneten für eine Weile, um Obst und auch etwas zur Bereicherung des Frühstücks dazu zu kaufen... Hier werden allerlei Vorbereitungen für Weihnachten getroffen, mächtig gebacken, 109 Enten schnattern schon seit Wochen in ihrem Stall, weil der Teil, den jeder kriegen soll, rasch noch etwas fleischiger werden muss.« 

(Ahmednagar, den 18. Dezember 1940.)
 

»Die gemeinsame Feier unseres Lagers am Heilig-Abend war kurz und eindrucksvoll, tiefgläubig an alle und alles daheim. Als es dann zum gemeinsamen Essen ging, waren wir so ob der lieben und aufopfernden Sorgfalt erstaunt, die sich einige Kameraden gemacht hatten, um uns den leiblichen Teil der Feier so nett als möglich zu machen. Man kam sich wie daheim vor mit all den Nüssen und Pfefferkuchen. Selbst Fisch gab es zu essen. Auf den gedeckten Tischen brannten nur Kerzen und ein Duft von Tannen - zwar nur indischen Ursprungs - und Tee mit Rum durchzog unseren Saal. Überall sah man leuchtende Augen und zufriedene Gesichter. Nach dem Essen begaben sich die Internierten in die einzelnen Wohnbaracken und da wurde es traut und fast heimisch. Um einen »synthetischen« Weihnachtsbaum, den einer unserer Kameraden mit viel Liebe gebaut hatte, den auch Ersatz-Tannengrün und Lametta schmückte, saßen wir, tranken Bier und Tee mit Rum und sangen die lieben Weihnachtslieder wie einst daheim. Solch nette Geschlossenheit einer Gemeinschaft bleibt in der Tat etwas Unvergessliches.«

(Ahmednagar, Anfang Januar 1941.)

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Das Lager Deolali

Die Verlegung der Internierten von Ahmednagar nach Deolali (etwa 150 km nordöstlich Bombay) erfolgte, ehe das Lager auch nur einigermaßen hergerichtet worden war, Ende Februar 1941. Der schweizerische Schutzmachtvertreter, der dem Lager Deolali bereits am 4. März 1941 seinen ersten Besuch abstattete, hat seinerzeit berichtet, dass die Unterkünfte völlig mangelhaft seien, die Internierten kein geeignetes Sportgelände zur Verfügung hätten, das Hospital noch im Bau, die Abwässerung unhygienisch sei; es fehlten die notwendigen Kochgeräte, so dass auch die Verpflegung mangelhaft war, es gab nicht genügend Wasser, keinerlei Badegelegenheit, und die Duschanlagen waren schlecht. Der schweizerische Schutzmachtvertreter hat sich darauf hin. dankenswerterweise sehr um die Verbesserung des Lagers bemüht und hierbei offenbar auch weitgehend Erfolg gehabt.

Die Internierten sind jetzt in einem anderen Teil dieses früheren britischen Militärlagers untergebracht; sie bewohnen kühle Steinbaracken, haben offenbar auch genügend Platz für die verschiedenen Sportarten. Hospital, Küche und Essraum sollen jetzt berechtigten Anforderungen genügen. Schon von seinem Besuch im Mai 1941 berichtet der Schutzmachtvertreter, dass ihm von den Internierten keine Klagen mehr vorgebracht worden seien; es kann daher angenommen werden, dass damals bereits die Hauptmängel beseitigt waren.

Nach dem Bericht des Schutzmacht Vertreters über seinen Besuch des Lagers im August 1941 sind die Internierten in Deolali jetzt angemessen untergebracht, werden ausreichend verpflegt und haben Gelegenheit zu sportlicher Betätigung. Gelegentlich werden Ausflüge in die Umgebung unternommen, ein in der Nähe befindliches Schwimmbad kann benutzt werden, und auch die Kinovorstellungen sind in Deolali, wie vormals in Ahmednagar, wieder eingeführt. Der Gesundheitszustand ist gut und die Stimmung - nach Beseitigung der unerträglichen Zustände -  wieder ruhig und zuversichtlich. Der Reichsdeutsche Albrecht Eduard Schwarz ist verstorben; es ist der einzige Todesfall, der sich seither in dem Internierungslager in Britisch-Indien ereignet hat.

Die Internierten erhalten in Deolali, wie bereits in Ahmednagar, von den britischen Behörden ein monatliches Taschengeld von 20 Rupies, soweit sie nicht zu der Gruppe A der Internierten, die ihre Verpflegung selbst bezahlen und dafür verbesserte Kost bekommen, gehören. Daneben erhalten die Hilfsbedürftigen von der schweizerischen Schutzmachtvertretung Taschengeld. Auch in Deolali können Internierte, die über ein Konto bei der Lagerverwaltung verfügen, monatlich 80 Rupies abheben. Internierte der Gruppe A erhalten monatlich 250 Rs. von ihrem Konto.

Die Postanschrift der Internierten in Deolali lautet: 

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Interniertennummer
Central Internment Camp Deolali
Bombay Presidency, Britisch-Indien

Gebührenfrei.
Postage Free.

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Briefe aus Deolali

Nachstehend werden einige Briefe von Internierten aus dem Lager Deolali  auszugsweise wiedergegeben: 

»Durch die Hoffnung, doch wieder Post zu bekommen, verschiebt sich das Schreiben immer länger und man ist auch sehr skeptisch über die Ankunft der Briefe.«

(Deolali, den 6. März 1941.)
 

»Deolali liegt noch näher an Bombay und hat schon Seeklima. Die Tage sind zwar  heiß, dafür ist es aber nachts ziemlich kalt. Wir haben reichlich und gut zu essen, genießen die sonnigen Tage so gut, wie es die Umstände zulassen, und ich fühle mich ...  gesundheitlich so gut wie nie zuvor.«

(Deolali, den 6. März 1941.)
 

»An Sport kommt aus räumlichen Gründen nur Tauspringen und etliche Kniebeugen in Frage. Leider ist es hier auch nicht möglich zu musizieren. Vorgestern sind wir zum Schwimmen gewesen. Etwa 20 Minuten von hier ist ein ungefähr 60 m breiter Fluss. Wir haben uns darin mal ordentlich austoben können.«

(Deolali, den 17. März 1941.)
 

(Anmerkung: Nach einem Drahtbericht des schweizerischen Schutzmachtvertreters von Anfang August 1941 haben die Internierten jetzt Gelegenheit zu Fußballsport, Faustball, Hockey und Decktennis.)

»Unser jetziges Lager ist unweit des ersten, jedoch angenehm kühler. Geld bekomme ich auch immer etwas und fehlt mir also nichts als die Freiheit.«

(Deolali, den 12. März 1941.).
 

»Sonntag, einer jener Tage, an dem die Arbeit ruht und man etwas fröhlicher Stimmung ist. Wenn ich so an meinem Tischchen sitze am Fenster und in die Weite schaue, dann komme ich mir manchmal vor, als säße ich wie ehemals in Calcutta in der »Chumery« und schreibe an Dich. Um mich herum tönen wieder Grammophone, dort singt jemand, andere liegen auf den Betten und lesen, ganz Ausgelassene nehmen einen Frühschoppen, tauschen dabei Erinnerungen aus und vergessen das Los, dem wir alle noch immer unterlegen sind. Fürwahr, ich kann nicht klagen, denn wir haben genug zu essen, wir gehen spazieren, können sogar in einem Fluss schwimmen, der nicht weit von unserem Lager entfernt liegt. Daneben gibt es Autobusfahrten, die uns in die etwas weitere Umgebung führen... Ich sehne mich so wieder einmal nach einem richtigen Winter mit Eis und Schnee oder nach einem Herbst, wenn die Blätter sich färben und vom leichten Wind getragen auf die Erde fallen. Ach käme doch bald die Zeit, wo wir zwei durch die Wälder streifen können. Hoffen wir zuversichtlich, dass es der letzte Frühling unserer Trennung ist, und dass wir im nächsten Jahr einen schöneren und sonnigeren Frühling erleben. So grüße ich alle Lieben, so grüße ich die ferne Heimat.«

(Deolali, den 17. März 1941.)

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III. Die Parolelager für Frauen

Die in Britisch-Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen und Kinder befinden sich jetzt in so genannten Parolelagern. In einzelnen Fällen haben die britischen Behörden auch Männern - meist jedoch nur Juden - gestattet, gegen Abgabe einer Paroleerklärung in diesen Lagern mit ihren Familien zusammen zu leben. Die deutschen Frauen hoffen immer noch, dass die Parolelager doch noch Familienlager werden und alle in Deolali internierten Männer, deren Frauen sich in einem Parolelager befinden, dorthin verbracht werden.

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Satara

Die Frauen aus der Provinz Bombay wurden im allgemeinen in Satara interniert. Das Lager ist mit dem Auto in 2½ Stunden von Poona aus zu erreichen (800 m ü.d.M.). Nach einem ausführlichen Bericht des schweizerischen Schutzmachtvertreters waren in dem Lager bei seinem Besuch im Februar 1941 62 Deutsche - davon neun Männer, 41 Frauen und 12 Kinder - interniert. Das früher in zwei örtlich getrennte Teile eingeteilte Lager ist zusammengezogen worden und befindet sich jetzt südlich der Hauptstraße. Die Unterbringung der Internierten erfolgte in 16 Blocks von Baracken. Vier dieser Blocks dienen für die Unterbringung von Frauen ohne Kinder, zehn Blocks für Ehepaare und Frauen mit Kindern, ferner für die Gemeinschaftsbaracken, das Hospital und den Essraum. Da genügend Raum zur Verfügung steht, haben Frauen ohne Kinder ein Zimmer in den Baracken für sich; je vier Internierten steht ein Baderaum zur Verfügung. In dem Lagerteil für Familien haben Ehepaare bzw. Frauen mit einem Kind je einen Raum, Frauen mit zwei Kindern zwei zusammenhängende Räume. Zu dem Schlaf räum gehört eine kleine Veranda und ein Badezimmer. Die Baracken sind renoviert und frisch gestrichen. Jeder Raum ist außer dem Bett mit zwei Stühlen, einem kleinen Teetisch, einem Tisch und einem Kleiderschrank ausgestattet. Einige Internierte haben sich über die mangelhafte Ausstattung der Räume beklagt. Die Internierten können jedoch ihre eigenen Möbel kommen lassen. Bettwäsche müssen die Internierten selbst mitbringen. Elektrische Beleuchtung gibt es in Satara nicht, die Internierten benutzen Petroleumlampen. Klagen hierüber sind nicht geäußert worden. Für die Reinhaltung des Lagers und der Baracken steht ausreichend eingeborenes Dienstpersonal zur Verfügung, so dass die Internierten keinerlei Arbeit zu verrichten brauchen.

Während bei Herausgabe des letzten Merkblattes (Stand Januar 1941) einzelne deutsche Frauen außerhalb des Lagers in gemieteten Bungalows leben konnten und die Regierung den Mietpreis bezahlte, ist dies jetzt nur noch möglich, wenn die Frauen selbst die Miete aufbringen können. Möbel und Bedienungspersonal werden auch weiterhin, von den britischen Behörden aus dem beschlagnahmten deutschen Geschäftsvermögen bezahlt.

Auch für die Lagerküche steht ausreichend Dienstpersonal zur Verfügung, die Internierten haben auch mit der Zubereitung der Mahlzeiten keine Arbeit. Von gelegentlichen begründeten Klagen abgesehen ist die Verpflegung angemessen. Internierte, denen der Arzt Diätkost verschreibt, erhalten 60 Rupies monatlich, um sich selbst zu beköstigen; gelegentlich wird dieser Betrag auch erhöht. Für Säuglinge erhalten die Mütter monatlich 30 Rupies, von denen sie selbst für die Verpflegung der Kinder sorgen. Am- Tage des Besuches des Schutzmachtvertreters wurde den Internierten folgende Verpflegung verabreicht: 1. Frühstück: Tee, Brot, Butter, Früchte; 2. Frühstück: 2 Eier nach .Wunsch, Brot, Butter, Marmelade, Tee oder Kaffee; Mittag: Fleisch, Curreyreis, Gemüse, Nachtisch; Tee: Brot, Butter, Marmelade, Tee; Abendbrot: Suppe, Cornedbeef, Gemüse, Kartoffeln, Nachtisch.

Gelegentliche Klagen betreffen nur mangelnde Abwechslung in der Verpflegung.

Der Platz im Essraum reicht nicht aus; die Internierten müssen daher in zwei Gruppen essen.

Die Internierten erhalten ein monatliches Taschengeld von 10 Rupies, das für die notwendigen kleinen Nebenausgaben viel zu gering ist. Kinder erhalten monatlich 3 Rupies.

Das Hospital ist ausgebaut und aus Heeresbeständen ergänzt worden. Über die ärztliche Versorgung liegen jetzt keine Klagen mehr vor. In ernsten Fällen können die Kranken in das Hospital nach Poona verbracht werden. Der Gesundheitszustand der Internierten ist gut. Einmal im Monat kommt ein Zahnarzt aus Poona zur Behandlung in das Lager. In dringenden Fällen können die Internierten den Zahnarzt auch in Poona aufsuchen.

Die Internierten können sich in einem Umkreis von 3 Meilen frei bewegen. Ein Schwimmbad, Sport- und Tennisplätze stehen zur Verfügung. 

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Parole Settlement Satara
Bombay Presidency, Britisch-Indien

Gebührenfrei.
Postage Free.

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Purandhar

Einzelne deutsche Frauen aus der Provinz Bombay sind in Purandhar (50 km von Poona entfernt, 1.500 hoch) interniert. Die Unterbringung erfolgte auch hier in einem Lager; die Internierten werden aus der Lagerküche verpflegt. Ein Lagerhospital, das angemessen ausgestattet ist, steht zur Verfügung. Im Lager befinden sich zahlreiche aus Deutschland emigrierte Ärzte und Zahnärzte. Die Internierungsbedingungen entsprechen denen des Parolelagers Satara.

Die Postanschrift lautet:

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Parole Settlement Purandhar
Bombay Presidency, Britisch-Indien

Gebührenfrei.
Postage Free.

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Katapahar

Die Frauen und Kinder der nordöstlichen Provinzen Britisch-Indiens befinden sich in Katapahar, einem Höhenkurort (2.000 m), einige Kilometer südwestlich Darjeeling. Es sind dort 37 Frauen und 4 Kinder interniert; hinzukommen 36 Männer, meist Emigranten. Die Unterbringung erfolgte in einer Anzahl kleiner Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut auf dem Katapaharplateau errichtet wurden. Die Internierten können sich in einem Umkreis von fünf bis sechs Meilen vom Internierungsort entfernen. Für die Verpflegung müssen sie von der ihnen zur Verfügung gestellten bescheidenen Unterstützung (Ehepaare erhalten 120 Rs., Einzelpersonen 70 Es., Kinder über 3 Jahre 30 Rs., Kinder unter 3 Jahren 15 Rs.) selbst sorgen.

Die Postanschrift lautet:

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Parole Settlement Katapahar
near Darjeeling, Britisch-Indien

Gebührenfrei.
Postage Free.

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Unter ähnlichen Bedingungen erfolgte die Unterbringung deutscher Frauen in den nachfolgenden Orten:

Die Postanschrift für die beiden Parolelager lautet:

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
c/o Chief Censor Madras
near Darjeeling, Britisch-Indien

Gebührenfrei.
Postage Free.

Naini Tal
Im Naini Tal, etwa 200 km nordöstlich Delhi, befinden sich sieben deutsche Internierte. 

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Briefe aus Parolelagern

Nachstehend werden einige Briefauszüge aus Briefen deutscher Frauen in Briefe aus Parolelagern abgedruckt, die die Berichterstattung des Schutzmachtvertreters beleben:

»Wie Sie wissen, hat die Britische Regierung mich an einem der schönsten Punkte der Erde festgesetzt. Wir hatten anfangs sehr schlechtes Wetter und es brauchte eine Zeit, bis wir uns an die ungewohnte Höhe gewöhnt hatten. Aber jetzt ist es einfach wundervoll hier oben. Wir haben uns auch an das sehr primitive Leben (70 Rs. monatlich) gewöhnt, und wir würden vollkommen glücklich sein, fern von all den Unruhen der Welt, wenn wir die Möglichkeit hätten, hier oder sonst wo in Indien mit unseren Männern zusammen zu sein. Wir sind jetzt 1 Jahr getrennt und es ist wirklich nicht schön, sich nicht einmal sehen zu können. Wir deutschen ^Frauen kommen ganz gut miteinander aus, aber außerdem sind hier alle möglichen Leute im Lager, schätzungsweise mehr als 100 Emigranten, Anglo-Inder und auch Italiener. Manchmal ist der Betrieb ganz amüsant, aber manchmal geht es einem auf die Nerven. Gerade heute unterhielten wir uns über die Zukunft, wenn wir wieder frei sein würden und wieder Leute auf den Straßen sehen können, ohne zu wissen, wer es ist. Das Haus, mit dem ich und 4 andere Frauen uns abfinden müssen, ist ganz nett. Wir haben zu zweien ein Schlafzimmer und ein gemeinsames Wohnzimmer, das wir uns mit unseren Koffern und Kisten als Sitze und einigen Stücken Kasernenmöbeln so gemütlich als möglich gemacht haben. Wir haben auch einen Kamin, den ich selbst bemalt habe und Feuer darin, so oft wir es uns leisten können. Es wird jetzt kälter und kälter, und wir werden wohl bald Schnee haben. Ich mag den Sturm und Nebel, den wir jetzt haben, nicht gern, aber sonst ist die Luft angenehm und der Ausblick auf die schneebedeckten Berge ist einfach wundervoll.«

(Katapahar, den 1. November 1940.)
 

»Tatsächlich ziehe ich das Leben hier oben dem in Calcutta vor. Ich war zweimal in Darjeeling. Das ist von hier ein Weg von etwa einer halben Stunde. Der Winter war kalt und schön. Weihnachten fiel Schnee. Das Fest verlief still. Wir vergnügten uns damit, Postkartengrüße und Weihnachtspakete zu versenden, so dass keiner unserer Freunde zu kurz kam. Ich bewohne hier ein Zimmer zusammen mit Frau X und wir teilen uns praktisch alles. Wir machen lange Spaziergänge, spielen Ring-Tennis und lernen italienisch. Einen Koch teilen wir uns mit Frau Y und unser Essen ist immer noch »Calcutta Standard« wenn nicht besser! Wie Sie wissen, ist die Nahrung hier in den Bergen bedeutend schmackhafter als unten.« 

(Katapahar, den 10. April 1941.)
 

»Seit ersten August bin ich im Parole Camp Satara. Aber es geht mir ganz ausgezeichnet. Ich mache täglich weite Spaziergänge, Es gibt hier keinen Stacheldraht. Ich bekomme sehr gutes, sehr reichliches vegetarisches Essen, habe vorläufig allein ein hübsches Zimmer mit Bad, davor eine Veranda mit Blick auf alte grüne Bäume, frische Wiesen, weidende Kühe. Die Landschaft erinnert an das Lavanttal in Kärnten. Es ist der gesündeste Distrikt der großen Provinz 'Bombay.«

(Satara, den 19. August 1940.)
 

»Purandhar ist ein Parole Camp, d. h. man muss sein Wort geben, nicht zu fliehen und hat dann viel Freiheit. (Kein Stacheldrahtzaun.) Der Platz ist sehr historisch mit alten Forts und Wällen. Wir wohnen auf einem Hügel und haben einen prächtigen Ausblick über das Land. Wir haben alle ein eigenes hübsch möbliertes Zimmer. Die Beköstigung ist gut, und wir erhalten so viel wir wünschen. - Es ist mir nur erlaubt, 200 Worte zu schreiben.«

(Purandhar, den 26. September 1940.)
 

»Purandhar ist nahe bei Poona, das ist nahe von Bombay. Ich hatte 2 000 Meilen zu reisen, um hierher zu gelangen. Ich hatte Glück, dass ich in dieses Parolelager kam, da es ein sehr gutes ist. Ich machte ein paar nette Bekanntschaften mit anderen Internierten. Wir eröffneten eine Schule für uns selbst, um etwas zu lernen, anstatt die Zeit zu vergeuden. So nehmen wir Lektionen in englisch, französisch und italienisch. Dazu machen wir weite schöne Spaziergänge. Wir dürfen rund um den Hügel, auf dem wir wohnen, spazieren, aber nicht in das Tal hinunter gehen.«

(Purandhar, den 13. November 1940.)
 

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B. Die Deutschen auf Ceylon

Die Deutschen auf Ceylon wurden zusammen mit einer kleinen Anzahl deutscher Familien aus Hongkong und Singapore in Dyatalawa, etwa fünf km von Bandarawella und rund 200 km von Colombo auf Ceylon entfernt, interniert. Das Internierungslager wurde während des Burenkrieges für die von Südafrika dorthin verschleppten Buren eingerichtet. Das Lager befindet sich in etwa 1.500 m Höhe in klimatisch einwandfreier Lage. Die Tage sind nicht übermäßig heiß, die Nächte kühl. Bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) vom 14. bis 16. Juli 1941 waren in Dyatalawa 67 Männer, 16 Frauen und Kinder, eine Anzahl italienischer Staatsangehöriger und einige Juden interniert. Es stehen genügend Unterkunftsräume zur Verfügung. Die Internierten haben die Baracken wohnlicher gemacht und rings um die Baracken Blumen- und Gemüsegärten angelegt. Dem Mangel an Möbeln, vor allem in den Baracken für Junggesellen, haben die Internierten selbst abgeholfen. Sie haben sich Stühle, Tische, Bänke und Regale selbst gezimmert.

Die Verpflegung ist ausreichend, aber gelegentlich ergeben sich Schwierigkeiten daraus, dass aus der gleichen Küche Deutsche und Italiener versorgt werden müssen. Während die Deutschen lieber auf Teigwaren verzichten und dafür mehr Gemüse wünschen, legen die Italiener vor allem auf Teigwaren Wert. Auch über mangelnde Abwechslung - vor allem in der Fleischversorgung - wird von den Internierten geklagt. Die unzureichende Diätkost für kranke Internierte veranlasste den Schutzmachtvertreter zu Vorstellungen bei der Lagerverwaltung. Die Kinderkost ist gut. Küche, Kücheneinrichtung und Vorratsräume, die von den Internierten selbst verwaltet werden, sind in ordentlichem Zustand. Im Lager befindet sich ein Verkaufsladen, der von den Internierten selbst geführt wird, wo fast sämtliche Bedarfsartikel des täglichen Lebens zum -Selbstkostenpreis erhältlich sind.

Internierte, die bei der Lagerverwaltung über ein Konto verfügen, erhalten monatlich 65 Rs. für die kleinen Nebenausgaben. Infolge der rigorosen Versteigerungsmaßnahmen deutschen Eigentums auf Ceylon durch die britischen Behörden hat sich die Zahl der Konteninhaber stark verringert. Die britischen Behörden zahlen an Hilfsbedürftige ein monatliches Taschengeld von 20 Rupies aus dem beschlagnahmten deutschen Geschäftsvermögen. Daneben hat der schweizerische Schutzmachtvertreter Geldmittel zur Verfügung, um die Hilfsbedürftigen mit regelmäßigen kleinen Taschengeldzahlungen zu unterstützen. Auch aus neutralen überseeischen Gebieten haben die Internierten auf Ceylon wertvolle Hilfe durch Liebesgabensendungen erfahren. Außer Bier - wöchentlich 3 Flaschen für jeden Internierten - wird im allgemeinen Alkohol nicht ausgegeben. Weihnachten konnten die Internierten Wein oder Whisky kaufen. Im Lager befindet sich auch eine Kaffeekantine, in der stets Tee und Kaffee sowie leichte Speisen, wie Spiegeleier, Omeletten usw., erhältlich sind.

Die sanitären Verhältnisse geben zu keinen Klagen Anlass. Es finden regelmäßige ärztliche und zahnärztliche Untersuchungen statt. Ein Lagerhospital ist zur Verfügung. In ernsten Krankheitsfällen werden die Internierten zur Behandlung nach Colombo gebracht. Klagen wurden vorgebracht, dass es häufig an Arzneimitteln und dem mitinternierten Zahnarzt an Behandlungsmaterial fehlt. Für Zahnfüllungen wird übrigens nur Amalgam, nicht Gold oder Silber geliefert.

Die Tagesordnung der Internierten ist folgende: 6 Uhr Wecken, 8.30 Uhr Appell und Frühstück, 9.30 Uhr Arzt-Visite im Lagerspital, 11 bis 12 Uhr Besuchszeit, 13 Uhr Mittagessen, 16.30 Uhr Tee, 19.30 Uhr Abendbrot, 22.15 Uhr Lichtlöschen. Irgendwelche Arbeit wird von den Internierten nicht gefordert; sie können daher über ihre Zeit nach Gutdünken verfügen. Diese wird meist durch Lesen und Sport ausgefüllt. Ferner können sie täglich unter Bewachung Spaziergänge unternehmen. Im Lager steht ein Musikzimmer mit Klavier zur Verfügung. Ab und an veranstalten die Internierten ein Konzert im Speisesaal. Die Lagerbücherei besteht aus 1.500 Bänden, die aus Singapore, Hongkong und Colombo stammen. Es werden Sprachkurse in Italienisch, Spanisch, Russisch, Französisch und Englisch abgehalten.

Der Postverkehr ist auch mit den Internierten in Dyatalawa unregelmäßig. Die Angehörigen der Internierten haben eingegangene Briefsendungen leider nicht dem Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellt, wiewohl zahlreiche Briefe in Deutschland eingetroffen sind. Ein Internierter hat dem Schutzmachtvertreter mitgeteilt, dass von 50 Briefsendungen, die er an Angehörige in Deutschland gerichtet hat, nur drei Sendungen verloren gegangen sind.

Die Stimmung der Internierten hat anfänglich unter der mangelhaften Schutzmachtvertretung, durch den früheren schweizerischen Konsularagenten auf Ceylon, der britischer Staatsangehöriger ist, gelitten. Dank des freundlichen Entgegenkommens der schweizerischen Regierung wurde dieser Missstand mit möglichster Beschleunigung behoben. Die Internierten werden nun regelmäßig durch einen Beamten des Schweizerischen Generalkonsulates in Bombay besucht, der ihre Wünsche und etwaigen Klagen entgegennimmt und sich um Beseitigung von Mängeln bemüht. Dies trägt fraglos zur Verbesserung der Lagerverhältnisse und auch der Stimmung der Internierten bei.

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Internment Camp Dyatalawa
Ceylon

Gebührenfrei.
Postage Free.

Für Luftpost- und Liebesgabensendungen gilt das auf Seite 2 und 3 dieses Merkblattes Ausgeführte entsprechend.

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Fünftes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - Dezember 1941

Inhalt

I. Britisch-Indien

II. Ceylon

III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon

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I. Britisch-Indien

Allgemeine Lage

Bei Kriegsausbruch wurden die etwa 600 in Britisch-Indien ansässigen deutschen Männer nach vorübergehender Unterbringung in kleineren Sammellagern in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar (300 km östlich Bombay) interniert. Dorthin wurde auch eine kleine Anzahl im Irak ansässiger Deutscher verbracht. Die Unterbringung und Versorgung der Internierten in Ahmednagar war nach anfänglichen Schwierigkeiten durchaus angemessen.

Am 23. Februar 1941 wurde das Lager nach Deolali (150 km nordöstlich Bombay) verlegt; hier erfolgte die Unterbringung zunächst in einem zu engen Lager mit äußerst mangelhaften Unterkünften. Den besonderen Bemühungen des Schweizerischen Schützmachtvertreters in Bombay ist es zu danken, dass die Internierten am 2. Mai 1941 ein anderes, wesentlich besseres Lager in Deolali beziehen konnten. In Deolali sind seit dem Sommer 1941 auch eine kleinere Anzahl deutscher Seeleute, die in Italienisch-Ostafrika in Gefangenschaft gerieten, untergebracht. Deolali war nur als vorübergehender Internierungsort vorgesehen; die britischen Behörden hatten bei Auflösung des Lagers Ahmednagar die Errichtung eines endgültigen Internierungslagers in Dehra Dun (etwa 200 km nordöstlich Delhi) angekündigt. Da die klimatischen Bedingungen dieses am Fuße des Himalayagebirges gelegenen Internierungsortes günstiger sind als in Deolali, hat die Reichsregierung sich den Vorstellungen der Internierten, sie in Deolali zu belassen, nicht angeschlossen. Nachdem bereits Ende August einige Vertrauensleute der Internierten unter Führung des früheren Landesgruppenleiters und jetzigen Lagerleiters Dr. Urchs in das noch im Bau befindliche Lager Dehra Dun abgereist waren, erfolgte Ende Oktober die Verlegung des gesamten Lagers.

Die in Britisch-Indien ansässigen deutschen Frauen wurden bei Kriegsausbruch zunächst nicht interniert, sondern nur unter Polizeiaufsicht gestellt. Ende 1939 erteilten die britischen Behörden den Frauen die Erlaubnis, in die Heimat zurückzukehren. Die Reichsregierung hat den Frauen durch die Schutzmachtvertretumg die Abreise dringend nahegelegt, und der größte Teil der Frauen kehrte bis zum Sommer 1940 mit italienischen Schiffen zurück. Die freiwillig Zurückgebliebenen (etwa 150 Frauen und Kinder) wurden im Sommer 1940 in so genannten Parolelagern interniert, wo sie mit einiger Bewegungsfreiheit von Unterstützungszahlungen der britischen Behörden leben. Die Hoffnung dieser Frauen auf Einrichtung eines Familienlagers für Deutsche hat sich seither nicht erfüllt, wenn die britischen Behörden auch neuerdings wieder die Einrichtung eines solchen Lagers erwägen. Nur in Einzelfällen erhielten deutsche Männer die Erlaubnis, mit ihren Familien in Parolelagern zu leben; im allgemeinen wird diese Genehmigung nur Juden und Emigranten erteilt.

Das deutsche Geschäfts- und Privatvermögen wurde bei Kriegsbeginn beschlagnahmt. Über die privaten Bankguthaben dürfen die Deutschen nur mit Genehmigung der britischen Behörden bzw. der Leitung des Internierungslagers verfügen. Die Guthaben sind weitgehend erschöpft.

Zwei deutsche Männer wurden von einem britischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie angeblich bei Kriegsausbruch deutsches Vermögen vor dem feindlichen Zugriff in Sicherheit gebracht hatten. Das Urteil wurde in der Berufungsinstanz aufgehoben.

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Lager Deolali

Bei einem Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters im Internierungslager Deolali (150 km nordöstlich Bombay) am 11. und 12. August 1941 waren dort 604 Reichsdeutsche interniert.

Landschaft und Klima

Über die Lagerverhältnisse berichten die Internierten selbst:

Am 23. Februar setzte man, uns alle auf 25 Lastwagen. Mit all unserm Gepäck und der Bewachung bildeten wir einen Wagenzug von 35 Autos. Es war für uns eine aufregende Abwechslung, so ins Land hinein zu fahren und etwas mehr von Indien zu sehen. Nur der Staub war schrecklich. Nach annähernd sieben Stunden Fahrt erreichten wir Deolali. Hier kann ich nur den Ausblick nach Süden bewundern. Berge der verschiedensten Gestalt erheben sich am Horizont, Teile der Western Chats. Schaut man durch das wacklige Fenster unserer Bambusbaracke, so sieht man den zackigen Gipfel eines 1.300 m hohen Berges. (1. März 1941.)

Deolali liegt etwa 100 Meilen entfernt von Ahmednagar... Ein Charakteristikum unseres Lagers ist die Nähe der Haupteisenbahnlinie Bombay-Nagpur-Kalkutta. Nur einen Steinwurf vom Lager entfernt fahren die vielen Güter- und D-Züge vorüber mit ihren hell erleuchteten Abteilen und den Speisewagen mit gut gekleideten Menschen. Dies alles lässt mein Gefühl für Kultur und Bequemlichkeit wieder aufleben, gar nicht zu sprechen von meinem Wunsch, selbst zu reisen. In Richtung Bombay steigt das Gelände an, so dass die Lokomotive stöhnt und faucht. Die Züge kriechen dann mit lautem Gekreisch unter ihrer Last dahin. ... Das Lager liegt etwa 2.000 Fuß hoch. ... Schon jetzt im Februar ist es hier so heiß wie bei Euch vielleicht in den Hundstagen im Hochsommer. Aber daran sind wir längst gewöhnt. (Februar 1941.)

Die Nächte sind hier angenehmer als in Ahmednagar; dafür sind die Tage um so heißer und staubiger... Deolali liegt näher an Bombay und hat schon Seeklima. (März 1941.)

Deolali ist sehr heiß gegenwärtig... Die Nächte sind angenehm kühl, und mittags sind wir nicht wieder auf 41° im Raum gekommen. Man kann auch ohne Fächer leben, wie es sich hier zeigt. Kalte Getränke kann man sich mit dem Eis zubereiten, das wir täglich bekommen. (April 1941.)

Die Hitze lässt sich recht gut ertragen, da dauernd ein angenehmer Wind bläst und es abends ziemlich abkühlt. (Mai 1941.)

Der Monsun, dessen Feuchtigkeit uns schon jetzt beschert ist, steht vor der Tür. Alles ist feucht und klebrig, dafür ist es aber kühler geworden, und es bläst ein heftiger Wind. Er bringt auch wieder die Mücken- und Malariagefahr. ...
Der Einbruch des Monsun ist schon ein Hauptereignis. Der Mensch und die ausgedörrte Natur atmen förmlich auf, wenn nach 7 Monaten Trockenheit das erfrischende Nass niederrieselt und alle Lebenskräfte weckt. Die kahle braune Landschaft  -  hier in Deolali nicht so dürr wie in Ahmednagar - ist im Nu verwandelt in ein Paradies von' üppigem Grün, und auch in unserm Lager nimmt der Gartenbau einen starken Auftrieb. Die körperliche Leistungsfähigkeit und die geistige Konzentrationsfähigkeit ist durch die wohltuende Abkühlung sehr gesteigert. (Juni 1941.) 

Es ist Regenzeit und kühl. Wie auf Verabredung grünt es in allen Ecken, und die erholte Landschaft zeigt ein prächtiges Bild. Innerhalb der ersten drei oder vier Tage des Monsun hat es hier ungefähr 500 mm geregnet, also soviel, als es bei Euch während des ganzen Jahres regnet. (Juli 1941.)

Wir haben in diesem Jahr einen schwachen Monsun gehabt... Wir haben ganz angenehmes Wetter mit plötzlichen Regenschauern, so dass es beinahe wie zu Haus ist. .... (August 1941.)

Hier ist es, nachdem der Monsun fast vorüber ist, recht nett. Seit ein paar Tagen scheint die Sonne wieder. An der durchs Lager führenden Straße sind ein paar schöne alte Bäume. Dort suche ich mir einen Schattenplatz und freue mich über das Grün ringsherum. (September 1941.)

Die Ochsen, die den Bullock-cart des Dhobies (Wäscher) ins Lager ziehen, haben sich wieder ein Bäuchlein angefuttert und sehen wieder munterer aus, und der kleine Esel, der gelegentlich den Stacheldraht hinter unserer Baracke patrouilliert, schreit mit viel kräftigerer Stimme seine Sehnsucht zu uns herüber als vor drei Monaten. Indessen bald wird das saftige Grün wieder einem toten Braun Platz machen, und der lustige Esel wird wieder missmutig wie ein Tropen-Europäer und sich jede überflüssige Bewegung, auch das Schreien, sparen. (Oktober 1941.)

Lagereinrichtungen

Wir sind schon wieder umgezogen (1); diesmal in das schönste Lager, das wir seit unserer Internierung haben: sehr groß und ausgedehnt und daher viel Platz. Was das bedeutet, kann nur der ermessen, der selbst mal eingesperrt war. (6. Mai 1941.)

Wir wohnen jetzt wieder in Steinbaracken (2) und haben uns soweit gemütlich eingerichtet. (7. Mai 1941.)

Vergangene Woche waren wir sehr mit der Einrichtung unseres Heimes beschäftigt. Schemel und kleine Arbeitstische zimmern, eine Eiskiste bauen, aus Moskitonetzen Vorhänge für die Fenster schneidern - gut, dass kein weibliches Wesen diese Arbeit kontrollieren kommt - und außerdem das öde Gelände vor unserer Behausung durch eine kleine Grünfläche verschönern. (8. Mai 1941.)

Ich bin hier in einem geräumigen Zimmer mit noch 5 Kameraden untergebracht. (30. Juli 1941.)

Bin auch wieder Koch geworden, diesmal allerdings nicht in der allgemeinen Küche, sondern in einem neu eingerichteten Lagerrestaurant (3), dessen Gewinn der NSV-Kasse und dem Budget der allgemeinen Küche zugute kommt.

Habe hier im Lager ein eigenes Cafe und Eiskonditorei, d. h. ich leite das Unternehmen, und der Überschuss kommt wieder den Kameraden zugute, die gar nichts haben. (25. August 1941.) (4) Wir blieben ganz gern hier im Lager, wo es eine ganze Menge Nebenraum gibt. Nur fehlt der große Sportplatz innerhalb des Lagerzaunes (5). (20. August 1941.)

Verpflegung 

Jeden Morgen gibt es zum Frühstück einen Grieß-, Reis- oder Haferflockenbrei, manchmal auch Mehlschleimsuppe. Dann jeden Tag eine Unze (6) Butter, Brot und Tee. Zum Mittag meistens einen Eintopf oder einfach Fleisch mit Sauce, Kartoffeln oder Reis. Zum Abendbrot vor allem reichlich Gemüse und wieder Fleisch und Kartoffeln. Außerdem kann man sich, wenn man Geld hat, so viel Milch, Butter usw. dazu kaufen, als man. will. Jeden Tag gibt es frisches Obst, vor allem Orangen und Bananen. (30. März 1941.)

Das Essen ist, wie immer, gut und reichlich. (8. Mai 1941.)

Die Verpflegung ist ausreichend und schmackhaft. (21. August 1941.)

Gesundheitszustand der Internierten

Die Hauptsache ist, dass es uns allen gesundheitlich noch gut geht. (24. März 1941.)

Mit wenigen Ausnahmen, die eben alte Leiden haben, sind wir alle in bestem körperlichen Gesundheitszustand. (30. März 1941.) Seit meiner Krankheit habe ich keinerlei Beschwerden mehr gehabt. Ich habe mein altes Gewicht wieder und fühle mich körperlich wohler als je zuvor. Wenn eines der vielen Bilder, die wir geschickt haben, zu Haus ankommt, wird es auch zu Dir gelangen, das ist der beste Beweis von unserer strahlenden Gesundheit. (8. Mai 1941.)

Gesundheitlich geht es uns allen verhältnismäßig gut. Es gibt zwar vereinzelte Malariafälle, aber im allgemeinen ist der Gesundheitszustand befriedigend. In unserem Zimmer mit 14 Mann sind zur Zeit zwei Sportverletzte (7), H. mit einem gebrochenen Hockeyfinger und ich mit einer angeschlagenen Fußballzehe. Das sind ja aber weniger tragische Angelegenheiten, die sich bei unserem Kampfsporteifer nicht vermeiden lassen. (12. Juni 1941.)

Eine schnell bezwungene Malaria ließ mich letzte Woche nicht zum Schreiben kommen. Malaria hat nichts Aufregendes mehr an sich. Zur Behandlung haben unsere deutschen Ärzte genügend Atebrin und Plasrnochin vorrätig (8). (4. August 1941.)

Hierzulande kommt es vor allen Dingen darauf an, sich die Gesundheit zu bewahren. In dieser Hinsicht bin ich jetzt, gleich den anderen Kameraden, ganz gut durchgekommen. Da wir voraussichtlich in allernächster Zeit nach Dehra Dun in kälteres Klima übersiedeln, wird uns gesundheitlich eine wertvolle Hilfe zuteil (9). (22. September 1941.)

Lagerarbeiten

Ein Drittel der Zeit geht durch häusliche Pflichten verloren, da wir ohne Dienerschaft leben, und ein weiteres Drittel wird durch eine ehrenamtliche Tätigkeit - jeder Internierte hat irgendeinen Gemeinschaftsdienst übernommen - beansprucht... In meinem Beruf als Gefangener habe ich schon sehr viele Stellungen innegehabt, angefangen vom Sportplatzerdarbeiter und -walzer, Kartoffelschäler und Zwiebelschneider, Kellner und Nudelfabrikant, bin ich jetzt nach einer Zwischenstellung als Teekesselheizer seit längerer Zeit Hilfskoch...

Meine Hauptbeschäftigung ist alle 6 Tage Küchendienst... In unserer Selbstverwaltung im Lager habe ich die Küchen- und Wirtschaftsführung. ...

Sport

Sportgelegenheit haben wir auch hier. Täglich wird Fußball oder Hockey gespielt. Alle paar Tage geht eine Gruppe zum Schwimmen in den Godavarifluß. ...

Allerdings mit Tennis ist es seit Ahmednagar aus, und da hatten wir ja nur das letzte halbe Jahr Gelegenheit dazu. Ringtennis, Fußball und Schwimmen im Fluss, wozu ein guter Marsch gehört, genügt auch...

Dann habe ich meine Golf Sachen zurückbekommen. Hier im Camp müssen wir uns natürlich beschränken, aber bei den Ausflügen finden wir wohl mal große Wiesen, wo wir uns austoben können.

Ausflüge

Wir dürfen einmal in der. Woche halbtags und einmal (10) ganztägige Ausflüge machen in die teilweise sehr hübsche Umgebung. Wir fahren immer in ein oder, zwei Omnibussen (11) je nach der Beteiligung (12). Ein Soldat fährt als Begleitung mit. Wir mussten eine Parole unterschreiben, dass wir während eines Ausfluges nicht -fliehen. Wenn wir unser Ausflugsziel erreicht haben, können wir gehen, wohin wir wollen, und zu einer vorher verabredeten Zeit treffen wir uns wieder...

Den ganzen Tag sieht man keinen Menschen, und es ist eine richtige Erholung für uns. Wir laufen den ganzen Tag, um uns richtig auszuarbeiten und kommen des Abends totmüde nach Hause. Dann noch ein Gläschen kühles Bier, und man schläft wie ein Herrgott...

Über braun-graue Steppe, an Lehmhütten vorbei, längs bewaldeten Flussläufen, durch hohes gelbes Gras auf weite Basaltterrassen hinauf, wo meist eine unbändige Aussicht über das unendlich weite Land die heiße Mühe lohnt. Man legt sich dann ins Gras unter die vom Wind gefächelten Halme und sieht nur den blauen Himmel über sich und glaubt allein auf einer heimischen Alm zu liegen...

In meinem letzten Brief versprach ich, über einen Besuch in den Höhlentempeln zu schreiben: Diese Höhlen wurden vor 16 bis 17 Jahrhunderten von buddhistischen Mönchen auf einem der umgebenden Hügel gebaut, von denen eine Anzahl hier in dem sonst mehr oder weniger flachen Land hervorragen. (Nur in weiterer Entfernung sind einige Berge.) Die Mönche schnitten ungefähr auf halbem Wege zum Gipfel des Hügels eine große Stufe in den Felsen und schnitten und schnitzten ihre Tempel (ungefähr 25 im ganzen) aus oder noch besser in den Felsen des Hügels hinein. Diese Höhlen aus dem Gestein herauszuschneiden, alles mit der Hand ohne ordentliches Werkzeug oder gar Dynamit, muss Jahre gedauert haben. Eine der Höhlen ist ungefähr 20 m im Quadrat. An der Vorderseite war etwas Felsen stehengelassen und zu Säulen mit wunderschöner Schnitzerei modelliert, auf den Säulen Köpfe von Elefanten und Stieren. Innen schnitzten die Mönche etwa 20 kleine Zellen, jede gerade groß genug für einen Mann, darin zu leben. In der Rückseite der Höhle schnitzten sie ein Zimmer mit einem Bild des sitzenden Buddha, herausgeschnitten aus dem Felsen in ungefähr doppelter Lebensgröße, umgeben von anderen Steinbildnissen.

Bastelarbeiten, Lesen, Lernen und Musik

Seit September 1939 sind wir Deutsche in Indien unser aller »Ideal«: Leben ohne zu arbeiten - ziemlich nahe gekommen, und doch scheint es nicht das Ideal zu sein, zumindest nicht für uns Deutsche...

Manchmal staune ich, was unsere Leute an Basteleien usw. hervorbringen. Wir haben nur zwei wirkliche Tischler, aber was Ingenieure, Kaufleute, Chemiker in der Tischlerei leisten, ist einfach erstaunlich. Die haben sich z. B. eine eigene Drehbank konstruiert mit den einfachsten und primitivsten Werkzeugen, und da macht nun einer den ganzen Tag Schachfiguren und Schachbretter; der andere hat seine Liebe zur Intarsiaarbeit entdeckt und produziert die reizendsten Kästchen, Nähzeug, Schmuckteller usw.. Der Dritte ist nützlich veranlagt und macht Möbel, Tische, Lehnstühle, Spinde - überall wird gehämmert, gesägt und geschraubt. Der Erlös geht in unsere Unterstützungskasse; es arbeitet niemand für sich, nur für die Allgemeinheit...

Außerdem haben wir uns neben der Baracke zu Dritt ein Gärtchen in der Wüste geschaffen, das uns bescheidenen Brüdern jetzt während des Monsun eine Pracht deucht. Auf unserer Gartenbank wird manche Stunde verplaudert...

Auch das bei dem indischen Klima leicht zur Trägheit neigende Hirn wird, so gut es geht, regelmäßig beschäftigt. Mein persönliches Steckenpferd ist immer noch Kunst- und Kulturgeschichte. Bücher über dieses Thema gibt es genug im Lager. Neuerdings mache ich in einer kleinen, sehr netten kunstgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft mit. Das Spanienstudium ruht zur Zeit etwas, wird aber wieder aufgenommen. Hindustani in Schrift und Sprache übe ich schon seit einiger Zeit und als Allerneuestes Französisch...

Jeder hat sich mit Feuereifer wieder an seine Arbeit begeben. S. schreibt seine Lebenserinnerungen, und ich bemühe mich um Statik, Chemie usw...

Ich gebe zur Abwechslung mal Buchhaltungsunterricht. K. lernt eben unter großem Stöhnen Russisch.

Mit unserem Japanisch-Unterricht haben wir mal wieder Semesterferien eingelegt...

Man sollte meinen, bei so viel Freizeit ließe sich ein ungeheures Wissen erarbeiten. Aber hier erfährt man, dass Zeit allein noch nicht genügt. Vielleicht können Sie das nachempfinden, wenn Sie sich vorstellen, dass der Einzelne in diesem Lager seit zwei Jahren nicht eine Stunde für sich allein gewesen ist...

Meine Zeit ist voll ausgefüllt mit Arbeiten, Lernen, Lesen, Zeichnen und Aquarellieren...

Ausgezeichnete Werke über alle Wissensgebiete und fast alle klassischen Werke sowie viele schöne und wertvolle moderne Bücher stehen uns zur Verfügung, und ich darf sagen, dass ich davon reichlich Gebrauch mache...

Das Musizieren macht viel Freude, jetzt mit 6 Geigen, 2 Celli, Klavier, 1 Akkordeonspieler, dann eine Flöte und bald noch eine Klarinette, so bilden wir schon ein ganz nettes Orchester...

Auch unsere prima Schallplattenkonzerte erfreuen sich großer Beliebtheit, da eine Menge guter Sachen im Lager sind...

Feste

Vorgestern hatten wir eine nette Geburtstagsfeier, und wir haben seit langer Zeit auch mal wieder ordentlich ins Glas geschaut und an unsere Lieben daheim gedacht...

Gestern feierten wir den Geburtstag unseres geliebten Führers. An der Feier, die im Freien stattfand, nahmen auch die italienischen Gefangenen, die nur durch Stacheldraht von uns getrennt sind, teil. Den Abschluss bildete ein Kameradschaftsabend, wobei deutsche und italienische Lieder gesungen wurden. Unsere Lagerkapelle spielte deutsche Märsche, und der Badenweiler Marsch wurde ganz besonders kräftig geschmettert... Schön war unser 1. Mai - ein richtiges Volksfest wie daheim -: Zunächst in der Frühe um 6 Uhr musikalisches Wecken durch unsere Kapelle mit Aufmarsch der Turner, die anschließend ein kurzes Propagandaschauturnen gaben; um 10 Uhr leichtathletische Wettkämpfe, nachmittags ein Fußballspiel und 400 m Staffellauf; abends eine kurze Feierstunde und anschließend ein Kabarett mit Darbietungen, die sich überall hätten sehen lassen können, ein zweistündiges Programm, aber nicht eine Zote oder Zweideutigkeit, nicht eine Darbietung, die Ihr Frauen nicht auch hättet sehen können. Darauf bin ich immer besonders stolz, dass dieses Niveau gewahrt bleibt. Wir haben mal alle zwei Stunden von Herzen gelacht, und das soll uns einer nach 20 Monaten »Internat« nachmachen.

Geld und Liebesgaben

Durch den Schweizer Konsul wurden im Auftrage des Reiches nun schon zweimal 40 Rupies (13) an die Kameraden ausbezahlt, die inzwischen mittellos geworden sind. Ich habe bis jetzt noch keinen Gebrauch davon machen müssen, denn ich habe von allem Anfang an mein in Indien erspartes Geld so eingeteilt, dass ich noch einige Zeit von meinen eigenen Mitteln leben kann... Wenn ich auch kein Geld mehr habe, leide ich deshalb keine Not. Ich bekam am 1. Mai 1941 40 Rupies, die aus Deutschland kamen, und demnächst soll es wieder 40 Rupies geben, und wenn ich da etwas sparsam lebe, komme ich schon wieder eine Zeit mit aus. Ich musste natürlich vieles unter meinen Wünschen streichen und auf vieles verzichten, aber diese kleinen Opfer bringe ich ganz gern, denn ich weiß genau, dass meine Brüder und noch viele andere größere Opfer bringen müssen. Ich habe bis jetzt noch keinen Hunger gelitten, und das ist letzten Endes die Hauptsache...

Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, weil Ihr kein Geld nach hier senden könnt. Bis jetzt habe ich monatlich angemessene Beträge (14) aus eigenen Mitteln ziehen können. Wenn dieser Vorrat erschöpft sein wird, hoffe ich, den englischen Regierungszuschuss von 20 Rupies pro Monat zu erhalten (15)...

Sende mir bitte keine Rauchwaren, keine Wäsche und keine Lebensmittel. Diese Sachen sind im Lager erhältlich; lediglich deutsche Bücher sind sehr erwünscht (16)...

Wir haben zwar eine große Menge deutscher Literatur hier doch sind leider eine Zahl bedauerlicher Lücken vorhanden, und zwar handelt es sich in der Hauptsache um klassische deutsche Literatur, die uns fehlt, also Goethe, Schiller, Lessing usw. Jetzt ist die Zeit zum Studium dieser Meister vorhanden, später im Gedränge des Berufslebens wird nur noch spärlich Zeit für diese Dinge vorhanden sein. Darf ich also mal eine Bitte äußern, dieses oder jenes zu besorgen, Du würdest mir und vielen anderen eine große Freude damit machen (17)...

Post und Radiogrüße

Ein Jahr ohne Nachrichten ist auch keine Kleinigkeit. Vielleicht habt Ihr das Schreiben aufgegeben, weil Ihr von mir nichts gehört habt, aber hoffentlich ist in der Zwischenzeit nun doch etwas bei Euch angekommen, und Ihr habt dann auch wieder geschrieben. Ich schreibe Euch trotz allem regelmäßig, tut das auch...

Nach längerer Unterbrechung will ich wieder einmal schreiben, nachdem ich erfahren habe, dass die Briefe, die wir von hier nach Deutschland geschrieben haben, doch ankommen. Wir alle glaubten nämlich, dass es überhaupt keinen Wert mehr habe, nach Hause zu schreiben, weil uns so lange keine Post von zu Hause bestätigt wurde. Jedoch haben jetzt viele von uns Briefe aus Deutschland erhalten, aus welchen wir ersehen können, dass unsere Post bis zum Juli 1940 dort angekommen ist. (März 1941.)

Von meinen Angehörigen erhalte ich jetzt regelmäßig Nachricht, teilweise etwas verspätet. Meine Briefe nach Hause sind auch nur teilweise eingetroffen. (Mai 1941.)

Nun habe ich inzwischen alle Eure Briefe bis Nr. 28 außer den Briefen Nr. 13 und 18...

Es ist für mich und meine Kameraden sehr erfreulich, dass die Nachrichten aus Deutschland in verhältnismäßig kurzer Zeit zu uns gelangen...

Vor einiger Zeit erhielt ich zu meiner großen Freude 2 Luftpostbriefe (18) aus der Heimat...

In solcher Zeit vollkommener Abgeschlossenheit sind Briefe die einzigen dem äußeren Sinn zugänglichen Boten zwischen Menschen, die zueinander gehören. Wohl spannt sich die Brücke der Gedanken auch über weiteste Entfernungen. Aber Gedanken allein bringen keinen Trost, wenn im Unterbewusstsein das Gefühl der Ungewissheit über das Schicksal der Lieben besteht. (August 1941.)

Für Deine reizende Idee, mir Radiogrüße zu übermitteln, danke ich Dir herzlichst; doch wird es Dich enttäuschen, wenn ich Dir sagen muss, dass ich erst durch deine Briefe davon erfahren habe. Bisher sind solche Grüße erst in einem einzigen Fall einem Kameraden zugestellt worden. dass die Heimat uns auf diese Weise schon seit langem grüßen lässt, wissen wir jedoch von Kameraden, die erst kürzlich hier eingeliefert wurden (19).

Wir haben warten gelernt, ohne ungeduldig zu werden, in festem Vertrauen auf die Zukunft...

Es gibt im Augenblick nur einige wenige Gedanken, die für uns wichtig sind: die Zukunft der Heimat und unser Wiedersehen. Aber wie gesagt, unser Wiedersehen kommt erst in zweiter Linie. Wir wollen darauf geduldig warten, wenn nur alles andere gut wird...

Jeder hat sich nur ein Gelöbnis gemacht: Nach Kriegsende stellt jeder seinen ganzen Willen und alle Kraft dem Deutschen Vaterland zur Verfügung, um einen kleinen Teil von dem gutzumachen, was uns durch die Gefangenschaft nicht möglich war!

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Lager Dehra Dun

Über das Internierungslager Dehra Dun (etwa 200 km nordöstlich Delhi), in dem die Internierten seit Ende Oktober 1941 untergebracht sind, liegt nun ein erster telegraphischer Bericht der Schutzmachtvertretung, die das Lager am 18. und 19. November 1941 besucht hat, vor; einzelne Nachrichten des Vortrupps geben einen kleinen Einblick in die Verhältnisse im neuen Lager. Die Internierten schreiben:

Reise

Wir sollten als Vortrupp das neue Lager in Dehra Dun fertig einrichten, ehe die anderen im September nachkommen (20). Wir hatten einen jener schönen großen 2. Klasse-Wagen, je 2 bis 3 von uns in einem Abteil mit einem englischen Soldaten oder Unteroffizier. Vom Italienerflügel fuhren auch fünf Mann mit. Wir wurden mit unseren zwei Gepäckwagen im Gefolge an einen fahrplanmäßigen Bummelzug angehängt, und los ging es im Schneckentempo, Aufenthalt auf jeder Station. Und doch, wir haben diese Fahrt sehr genossen. Weiter Blick, kein Draht vor Augen, fremde Landschaft, andere Menschen, »Freiheit«. Essen gab es auf vorher vereinbarten Stationen gut und reichlich. Welch ein Genuss etwa, in einem kühlen schönen Warteraum an gedecktem Tisch richtiggehend wieder einmal zu tafeln...

Am dritten Tag vormittags in Delhi, heiß und trocken. Am vierten Tag vormittags in Dehra Dun. Die Landschaft änderte sich von Deolali bis Delhi wenig, nur dass alles flacher und öder wurde. Danach jedoch wurde es langsam üppiger, mehr noch als in Bengalen, grün in vielen Schattierungen, Saft und Kraft überall...

Landschaft und Klima

Nun sitze ich in unserem neuen Lager am Rand des Himalaya... Wir sind ungefähr im Mittelpunkt eines riesigen Talkessels (21), im Norden, Osten und Westen hohe Berge; die im Norden liegen, bleiben jetzt noch immer in den Wolken verborgen. Wohltuend ist das unendlich viele Grün, das wir auch vom Lager selbst aus unmittelbarer Nähe erleben können. Wälder, Felder, Wasserläufe, Berge, Hügel und Teeplantagen. Wir liegen hier entlang einer großen Straße, in gutem Abstand von dieser; hohe alte Bäume stehen vereinzelt im Lager...

Es regnet, was vom Himmel herunter will (01.09.1941), und vorläufig ist es noch dumpf und heiß; aber ich glaube, dass in wenigen Wochen das Klima ganz wundervoll wird, und dass uns dann die grandiose Natur ringsum uns für manches entschädigt.

Lagereinrichtungen

Das Lager selbst ist lustig, ich wollte, Du könntest es sehen. Rote Ziegelbaracken mit tief überhängenden Strohdächern, die sehr gut gegen Hitze und Kälte isolieren; es sieht fast aus wie ein niedersächsisches Dorf. Ich muss sehen, dass ich ein paar Pferdeschädel bekomme, um sie an meinem First zu kreuzen, dann ist die Illusion noch echter. Im Notfall tun es auch zwei Kuhschädel, die leichter zu haben sind, und in Indien, dem Lande der Kuh, vielleicht dem genius loci besser angepasst...

Die Hütten, lang, schmal, für 40 Mann, Veranden auf beiden Seiten (22)...

Von meiner Veranda und aus dem Fenster habe ich einen wundervollen Fernblick über ein grünes Tal und dahinter die majestätische Kette der Vorberge, alles mit grünem Wald bedeckt, nur die höchsten Zacken ragen als kahler Fels in die Höhe. Die Schneeberge wird man wohl kaum sehen können, dazu sind wir zu weit...

Der Sportplatz (23) liegt innerhalb des Drahtzaunes; es gibt Duschen, drei Speisesäle und Leseraum, die sogar mehrere Kamine (offene Feuerstellen) aufweisen. So wird es im Winter gemütlich werden, wenn es mal auf 0 Grad heruntergehen sollte... Wir leben vorläufig im Italienerlager, aber jeden Tag sind wir eifrig beim Planen und Helfen in unserem eigenen Lager dabei. Gerade hören wir, dass die Umsiedlung der großen Meute auf Ende September verschoben wurde, damit wirklich alles vor Ankunft fertig gestellt werden kann. Gut so!

Aus Deolali schrieb ein Internierter kurz vor der Übersiedlung nach Dehra Dun:

Ich werde mir dann wieder einen kleinen Garten anlegen und meine Blumen züchten. Zwischen Kakteen und Löwenmaul und den prächtigsten Blumen des Ostens steht auch die Kornblume. Und wenn dann alles in bester Blüte steht, dann werdet Ihr Weihnachten feiern. - Grüßt dann bitte die Heimat!

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Die Parolelager

Etwa 150 in Britisch-Indien zurückgebliebene deutsche Frauen und Kinder befinden sich in sieben Parolelagern, die von den britischen Behörden, über das Land verteilt, angelegt wurden. Die dort Internierten haben weitgehende Bewegungsfreiheit; sie sind nur in den Lagern Purandhar und Satara in einem eigentlichen Lager untergebracht, während sie in den anderen Internierungsorten in mehr oder weniger geräumigen Häuschen der Ortschaften einquartiert wurden. Auch für die Beköstigung müssen die Internierten im allgemeinen selbst sorgen. Da die meisten Frauen durch die Internierung der Männer mittellos sind, müssen sie von den britischen Behörden unterstützt werden. Die sehr bescheidene Unterstützung beträgt für Familien - einzelne Männer erhielten die Erlaubnis, mit ihren Familien in den Parolelagern zu leben - 120 Rupies, für erwachsene Personen 70 Rupies und für Kinder 30 Rupies. Hiervon müssen die Frauen Kost, Kleidung und kleine Nebenausgaben bezahlen. Einzelne bisher noch bemittelte Internierte haben seither die Mittellosen in bescheidenem Umfang unterstützt. Die Reichregierung hat die Schweizerische Schutzmachtvertretung ermächtigt, auch an die mittellosen Internierten in Parolelagern das übliche Taschengeld von 10 RM monatlich auszuzahlen. Schon davor hat die Schutzmachtvertretung bereits in besonderen Fällen Unterstützungen auszahlen können, so dass Notstände seither nicht eingetreten sind.

Postalisch stehen die Internierten in Parolelagern den anderen Internierten gleich. Die Frauen, deren Männer sich im Internierungslager Dehra Dun befinden, nutzen verständlicherweise die beschränkte Schreiberlaubnis voll aus, um ihren Männern zu schreiben. Daher ist das Ausbleiben von Nachrichten aus den Parolelagern keinesfalls ein Grund zur Beunruhigung. Namenslisten der internierten Frauen liegen dem Auswärtigen Amt leider noch nicht vor.

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Parolelager Katapahar

Bei einem Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters im September 1941 waren Parolelager :n dem  (einige Kilometer südwestlich Darjeeling 29 Männer Katapahar - meist Emigranten -, 34 Frauen und 5 Kinder untergebracht. Das Lager dient zur Aufnahme der Frauen und Kinder aus den nordöstlichen Provinzen Britisch-Indiens.

Katapahar liegt auf einem Bergrücken, 40 Meilen südlich vom Kinchinjangaberg, im Himalayagebirge, etwa 2.000 m hoch. Das Klima vergleicht der Schweizerische Schutzmachtvertreter mit dem der Voralpen im späten Frühling oder frühen Herbst. In den Monaten Dezember bis Februar sinkt die Temperatur gelegentlich unter Null. Das Lager besteht aus einer Reihe kleiner Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut auf dem Katapaharplateau errichtet wurden. Die Internierten können sich im Umkreis von fünf bis sechs Meilen frei bewegen. Zweimal am Tage müssen sie sich jedoch bei einem früheren Polizeioffizier aus Kalkutta, dem die Überwachung des Lagers anvertraut wurde, melden.

Die Bungalows - einfachste Bauart für Europäer - haben drei bis sechs Räume mit schmalen Verandas und sehr primitiven Badeeinrichtungen. Auch die Einrichtung der Räume war anfänglich außerordentlich einfach; der Schutzmachtvertreter berichtet jedoch von seinem letzten Besuch im Lager, dass vielfache Verbesserungen durchgeführt wurden. In jedem Bungalow leben ein bis zwei Ehepaare oder vier bis sechs Personen. Für die Reinhaltung der Bungalows stehen eingeborene Bedienste zur Verfügung, die von den britischen Behörden besoldet werden. Die Internierten erhalten die übliche bescheidene Unterstützung. Hiervon müssen sie selbst für ihre Verpflegung sorgen und auch ein kleines Taschengeld erübrigen. In Fällen ernster Erkrankung werden die Internierten in das nahe gelegene Hospital in Darjeeling verbracht, wo sie angemessene Pflege erfahren. Leichtere Fälle werden von einem mitinternierten Arzt behandelt. Die zahnärztliche Behandlung findet in Darjeeling statt. In zwei Kantinen - eine der üblichen Armeekantinen und eine Kantine von einem Geschäftshaus in Kalkutta - können die Internierten alles Notwendige kaufen.

Die Internierten können Spaziergänge in die landschaftlich schöne Umgebung machen, sie treiben ein wenig Sport, lesen und treffen sich zu Geselligkeiten in ihrem Gemeinschaftsraum.

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Parolelager Naini Tal

Über das Lager  (etwa 200 km nordöstlich Delhi), in dem nur sieben deutsche Frauen untergebracht sind, liegt ein Bericht der Schweizerischen Schutzmachtvertretung nicht vor, da er im Einvernehmen mit der Reichsregierung von einem Besuch dieses Lagers zunächst abgesehen hat. Die Frauen sind dort unter gleichen Bedingungen interniert wie die Frauen in Katapahar. Unter den Internierten anderer Nationalität, die in Naini Tal untergebracht sind, befinden sich auch mehrere Ärzte.

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Parolelager Satara

Bei einem Besuch des Schweizerischen Scbutzmachtvertreters im Februar 1941 waren im Parolelager Satara (etwa 100 km südlich Poona) 9 Männer, meist Emigranten, 41 Frauen und 12 Kinder interniert. Das Lager dient zur Aufnahme der Frauen und Kinder aus Bombay. Die Internierten sind in einem Barackenlager untergebracht und werden auch gemeinsam verpflegt. Sie können sich jedoch in einem Umkreis von 3 Meilen frei bewegen. Da in den Baracken genügend Raum zur Verfügung steht, haben auch Frauen ohne Kinder je einen Raum zur Verfügung; in dem Lagerteil für Familien haben Ehepaare bzw. Frauen mit einem Kind je einen Raum, Frauen mit zwei Kindern zwei zusammenhängende Räume. Zu den Schlafräumen gehört jeweils eine kleine Veranda und im Familienteil des Lagers ein Badezimmer; in dem anderen Lagerteil haben je vier Frauen ein Bad gemeinsam.

Mit der Zubereitung der Mahlzeiten in der Lagerküche haben die Internierten keine Arbeit, wie auch für die Reinhaltung des Lagers durch eingeborenes Dienstpersonal gesorgt wird. Das von den britischen Behörden zur Verfügung gestellte Verpflegungsgeld entspricht dem anderer Parolelager; 10 Rupies erhalten die Internierten monatlich für kleine Nebenausgaben bar ausgezahlt. Der Schutzmachtvertreter hat in letzter Zeit erneut - bisher leider vergeblich - versucht, eine Erhöhung der britischen Unterstützungszahlungen zu erreichen. Einzelne Frauen, die über Eigenmittel verfügen, wohnen in selbstgemieteten Bugalows. Sie erhalten einen kleinen Zuschuss zu den Verpflegungs- und Bedienungskosten.

In diesem Lager befindet sich auch der berühmte deutsche Tibetforscher Professor Filchner mit seiner Tochter.

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Parolelager Purandhar

Die Unterbringungsverhältnisse in dem Parolelager Purandhar (50 km von Poona entfernt) entsprechen denen des Lagers Satara. Auch hier sind einige Frauen und Kinder aus Bombay untergebracht. Der Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hat dieses und das Lager Satara im November 1941 besucht und berichtet, dass Unterbringung und Behandlung gut seien. Eine Internierte schreibt aus dem Lager:

Das Lager liegt auf dem Gipfel eines hohen Berges und hat ein gutes und gesundes Klima. Die Unterkunft ist sehr gut und das Essen ausgezeichnet. Ihr braucht Euch in keiner Weise Sorge zu machen. (12. Mai 1941.)

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Parolelager Yercaud

In dem Parolelager Yercaud (etwa 40 km von der Stadt Salem im gleichnamigen  Distrikt) sind 38 Deutsche aus Madras und eine Anzahl von Juden und Emigranten, interniert. Die Ortschaft Yercaud, in der mehrere Bungalows für die Unterbringung der Internierten gemietet wurden, liegt etwa 1.600 m hoch und zählt 4.000 Einwohner. Den Internierten war es freigestellt, ihre eigenen Möbel, Bilder und andere Haushaltungsgegenstände auf Kosten der britischen Behörden in das Lager zu bringen. Abgesehen davon, dass die Internierten von abends acht Uhr bis morgens sechs Uhr ihre Häuser nicht verlassen dürfen, haben sie volle Bewegungsfreiheit. Es gibt keine Gemeinschaftsküche; genau wie in den Parolelagern Katapahar und Naini Tal müssen sich die Internierten von einer bescheidenen Unterstützung selbst versorgen. Jeweils mehrere Internierte haben sich zu einem Haushalt zusammengeschlossen. In einem kleinen Ortshospital stehen zwei Zimmer für die Internierten zur Verfügung; unter den Internierten befinden sich einige Ärzte.

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Parolelager Kodaikanal

Unter gleichen Bedingungen sind die deutsche Frauen aus Madras in Kodaikanal, nach Bericht des Schweizerischen Schutzmachtvertreters vom 18. April 1941, einer der schönsten Ferienorte Südindiens, interniert. Die Ortschaft liegt etwa 2.000 m hoch. inmitten von Orangen- und Zitronenplantagen.

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Parolelager Hazaribagh

In dem Parolelager Hazaribagh (nördlich Ranchi, etwa 350 km nordwestlich Kalkutta  in der Provinz Bihar) sind 6 deutsche Frauen und 4 Kinder in 2 Häusern interniert; sie werden gemeinsam verpflegt und haben weitgehend Bewegungsfreiheit.

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II. Ceylon

Die bei Kriegsausbruch auf Ceylon ansässigen Deutschen wurden zusammen mit einer Anzahl deutscher Männer, die von Hongkong bzw. Singapore dorthin verbracht worden waren, in Diyatalawa (5 km von Bamdarawella und 200 km von Colombo entfernt) interniert.

Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) Mitte Juli 1941 waren außer einigen Italienern 67 deutsche Männer und 16 deutsche Frauen mit 12 Kindern in diesem Lager; auch eine kleinere Anzahl von Juden ist mit den Deutschen zusammen interniert.

Über die Lagerverhältnisse berichten die Internierten selbst:

Landschaft und Klima

Seit einigen Tagen sitze ich nun in Ceylon. Das Lager befindet sich hoch oben in den Bergen. 9 Stunden dauerte die Eisenbahnfahrt, erst durch Sümpfe und Kokospalmenwälder, dann schraubte sich der Zug allmählich höher, Gummi- und Teeplantagen erschienen, so weit das Auge reichte. Dann wurde es sehr kalt und neblig; wir befanden uns 2.000m ü. d. M. Die Berge waren teilweise kahl, teilweise mit mächtigen Zypressen bestanden. Dann tauchten wieder Teeplantagen auf, und schließlich landeten wir nachmittags gegen 5 Uhr in unserem Lager. Dieses liegt etwa 1.500 hoch. Infolgedessen ist das Klima gesund, bedeutend kühler als unten in Colombo. Das Lager liegt an einem kahlen Bergabhang; man könnte annehmen, man sei in Hongkong. Ringsumher kahle Hügel mit kurzem Gras bewachsen, in den Schluchten üppiger Baum- und Buschwuchs, Kobraschlangen und anderes Zeug ist auch reichlich vorhanden. - Hier haben auch die Buren vor vierzig Jahren gewohnt. Das Lager ist tief im Inland. Ein Sturm braust hier (24); man hat tatsächlich Angst, dass einem das Wellblechdach über dem Kopf wegfliegt. ...

Niemals kommt die Temperatur der Frostgrenze nahe, wenn wir auch leicht frieren...

Obwohl Ceylon Tropenklima hat, ist es hier nicht allzu warm. Nachts ist es sogar sehr kalt, tagsüber ist es sehr angenehm...

Lagereinrichtungen

Es ist das gleiche Lager wie das, das uns im Jahre 1914 beherbergte. Wir befinden uns zwar in einem anderen Teil; aber da er freier und sonniger gelegen ist, sind wir mit der Veränderung sehr einverstanden...

Das Lager besteht aus Wellblechbaracken, die je etwa 35 m lang und 7 m breit und auf drei Seiten von Veranden umgeben sind. Innen sind die Baracken meist mit Holz verkleidet. Von den uns zugewiesenen 8 Baracken sind 4 Wohnbaracken, eine beherbergt das Hospital, eine andere ist die Speisehalle mit angeschlossener Küche, eine dritte Baracke gilt als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum...

Bade- und Duschräume sind vorhanden mit warmem und kaltem Wasser...

Das Lager ist aber noch weit umfangreicher, aber größtenteils unbenutzt...

Sie wissen schon, dass wir Ehepaare je in einem kleinen Zimmer in einer Baracke wohnen, die eine wunderschöne Aussicht auf die Berge und die kleine Station von Diyatalawa hat. Wir haben, uns mit Erfolg bemüht, auf dem Schutt, den wir vorfanden, kleine Blumengärtchen anzulegen, während an anderen Teilen des Lagers Tomaten, Radieschen, Kohlrabi usw. angebaut werden... Es ist wirklich ganz gemütlich, wie wir uns hier eingerichtet haben: Ein nettes kleines Tischchen - wie unsere Rauchtischchen zu Haus - mit Lehnstühlen mit flachen Kissen in Kastenform, alles selbst gemacht (25) und mit grüner Farbe gestrichen. Eine Lampe in 1½ m Höhe mit einem netten Lampenschirm. Hinter uns an der Wand Bilder, darunter ein Bücherbord, etwa 1½ m vom Fußboden, das nach beiden Seiten als Fensterbord ausläuft, darauf Zigaretten, Pfeifen, und Tabak, Bleistift und Federhalter. Darunter ist ein anderes Bord hinter einem Vorhang - auch in Grün gehalten -, worauf in einer Abteilung Geschirr, in einer anderen Briefpapier, Briefordner usw. sind. Die Fenster mit Gardinen, und unter dem Geschirrbord steht eine flache Kiste mit einer Decke darauf, das kann man als Notsitz gebrauchen (26). Danach setzen wir uns in unser Cafe (27), wo es Kaffee, Limonade, Sodawasser, Kakao und andere Getränke usw. gibt. Alles alkoholfrei!!! (28)...

Das Lagergelände selbst ist sehr gedrängt, deshalb sind auch Spaziergänge außerhalb des Lagers unter Bewachung erlaubt....

Verpflegung - Gesundheitszustand

Wir werden seit Oktober 1940 nicht mehr durch den Kontrakter (29) verpflegt, sondern erhalten Armeerationen mit kleinen Verbesserungen, als da sind Tee, Reis und Curry, ein Ei zum Frühstück, na ja, das ist auch nicht jedermanns Geschmack. Wenn das Essen auch eintönig ist, es ist nicht nötig, zu verhungern... Vor einiger Zeit schrieb ich Dir, dass ich mir den Arm eben über dem Handgelenk gebrochen hatte. Drei Wochen war der Arm in Gips, und nun bin ich wieder im General-Hospital (30) in Colombo, wo ich wieder geröntgt und dann massiert und bestrahlt wurde.

Tageseinteilung - Beschäftigung - Feste

Trompetensignale geben das Zeichen zum Aufstehen (6 Uhr früh), zu den Mahlzeiten: Frühstück mit vorhergehendem Appell 8 Uhr 30, Mittagessen 1 Uhr, Tee 4 Uhr, Abendessen 7 Uhr 30 und zum Zubettgehen tim 10 Uhr...

Wenn man als Familie mit Kind hier in seinem winzigen Zimmerchen wohnt, hat man es ja noch verhältnismäßig gut, zu tun habe ich viel, Bediente gibt es natürlich nicht. Da stehe ich jeden Morgen um 6 Uhr auf, wasche, mache die Zimmer, nachher wird genäht, geflickt, geplättet usw. K. darf hier in die Schule gehen, und ich arbeite außerdem noch extra mit ihm. Wir dürfen kurze Spaziergänge machen. Der Tag geht schon hin... Meine Freunde haben mir einen Garten angelegt, da baute ich Radieschen, Kohlrüben und Salat an, es wächst alles ganz schön. Eine Frau bekam ein Baby, da half ich ihr die erste Zeit, so habe ich immer eine Beschäftigung. Ab und zu gehe ich spazieren, oder wir dürfen einem Fußballspiel beiwohnen. Die übrige Zeit verbringe ich mit Stricken und Nähen für die Junggesellen... Ich bin seit einigen Wochen der Sportminister im Camp, habe aber letzthin bei den leichtathletischen Wettkämpfen aktiv mitgemacht, und zwar so, dass alle gestaunt haben. Auch sonst ist mir der Sport vom Tennis bis Fußball gut bekommen. Und wenn Ihr meine Küchentätigkeit einrechnet, meine Bemühungen um die italienische Sprache und die üblichen Arbeiten für Sauberhalten der Baracke oder des Eigentums berücksichtigt, so ist der Tag ganz gut ausgefüllt, um nicht Zeit zu Trübsal oder Müßiggang zu lassen. Aber auch die Zeitung wird mit Interesse verfolgt...

Seit ich Dir zuletzt schrieb, liegt ein für die augenblickliche Art des Daseins unerhört wichtiges Ereignis hinter mir: die erste Radieschenernte. Nun ist die viele Mühe und Arbeit, die ich in die Beete gesteckt habe, doch nicht an mangelnder Sachkenntnis im Gartenbau zunichte geworden, wie ich selbst befürchtete und wie böse Zungen behaupteten. Klima und Boden sind zu starke Gegenkräfte...

Letzthin habe ich in einer unbewohnten Baracke eine Tischlerwerkstatt aufgemacht, und da arbeite ich jetzt fast den ganzen Tag. Ich verdiene mir mein Zigarettengeld dabei...

Die Eintönigkeit in diesem kleinen Lager, das ewige Eingeschlossensein und der dauernde Blick auf den Stacheldraht wirken natürlich auf die Nerven, wenn man auch versucht, durch Tennis, Fußball, Schlagball, Pingpong, Gartenarbeit usw. sich körperlich gesund zu halten...

Wir lernen Sprachen, lesen, und dazu treibt jeder noch seine eigene kleine Liebhaberei...

Es findet, wenn möglich, jeden Sonntagabend ein so genannter Unterhaltungsabend statt. Meistens machen die Musiker Konzert... Wir haben drei Berufsmusiker in unserer Mitte, sie besitzen eine Geige, ein Saxophon und eine Konzertharmonika, einer spielt gut Klavier. Unter diesen Umständen haben sich die Internierten auf eigene Kosten ein Klavier aus Colombo zur Miete bestellt...

Mutters Geburtstag feierte ich durch eine kleine Abendgesellschaft. Es gab belegte kleine Schnitten und ein Glas kaltes Bier...

Gestern erlebten wir hier eine Lagerhochzeit. So etwas bringt Abwechslung in unser Leben hier...

Jetzt ist Ostern vor der Tür, da werden wir ein wenig feiern, damit wir eine Zeitlang vergessen, dass wir interniert sind... Weihnachten haben wir nett verlebt...

So verbringen wir denn unsere kurzen Tage, schmieden Pläne, sprechen von daheim und hoffen auf bessere Tage in hoffentlich naher Zukunft.

Kinder im Lager

Die Kinder verbringen hier eine schöne Zeit. Sie können auf dem ganzen Lagergelände umhertoben, sind von früh bis spät an der Luft und sind über Stacheldraht und Krieg weit erhaben. Den Unterricht lassen sie nolens volens über sich ergehen, aber ansonsten ist diese Art der Lebensphilosophie unter den gegebenen Umständen sicher nicht die schlechteste...

Mein Rechenunterricht blüht und gedeiht, und selbst die Kleinen wollen zum Onkel Doktor in die Schule...

Post - Liebesgaben - Geldmittel

Ich habe mich mal wieder aufgerafft, einen Brief zu schreiben. Man muss sich tatsächlich dazu aufraffen hier. Von Dir erwarte ich täglich Post. Das letzte war Nr. 67; es fehlen nur noch, die Nr. 63, 64 und 48 von den neueren Sachen...

Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr geschrieben und seit langer Zeit von Dir keine Post erhalten. dass ich nicht schrieb, beruht teilweise darauf, dass es nichts zu schreiben gibt, außer, dass es uns gut geht...

Mit der letzten Post kam Ihre so außerordentlich liebe und umfangreiche Büchersendung hier an, und ich beeile mich, nicht nur in meinem eigenen Namen, sondern auch in dem aller hiesigen Lagerkameraden und -kameradinnen Ihnen für dieses hochherzige und willkommene Geschenk allerbesten Dank zu sagen. Sie haben uns damit eine große Freude gemacht. Die Bücher werden uns über manche Stunde hinweghelfen, sie geben uns die hier sehr benötigte neue geistige Anregung, und sie werden uns vielfach - besonders was die Sprachbücher anbetrifft - für das Leben von dauerndem Nutzen sein. Sie zeigen uns aber auch, dass unserer dort gedacht wird; auch dafür danken wir (31)...

Schickt bitte nichts. Die meisten Pakete, die von zu Haus kommen, haben sicher viel Geld gekostet, und hier erfüllen sie ihren Zweck nicht, da wir ja genügend haben und die Sachen durch die lange Tropenreise leiden...

Übrigens hat die Frage der Bedürftigen insofern eine Regelung erfahren, als alle solche von der Regierung (32) eine monatliche Unterstützung von 20 Rupies bekommen; da dies auch für Kinder gilt, erhalten wir 60 Rupies im Monat, und damit kommen wir aus, solange wir keine Extraausgaben haben...

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Internment Camp
Ceylon

Gebührenfrei.
Postage Free.

Geld habe ich bisher, wie jeder andere vom Reich, einmal 40 Rupies und einmal 20 Rupies bekommen (33).

Stimmung

Wieder einmal kommen Feiertage heran, an denen ich nicht bei Euch sein darf. Doch ich will nicht ungeduldig und undankbar sein, denn ich denke an die vielen, vielen Kameraden, die es vielleicht noch schwerer haben, die zum Teil fern der Heimat sind, vielleicht unter einer ebenso heißen Sonne und unter viel härteren Bedingungen die Feste verleben, müssen...

Die Zeit ist ernst, wir können daran nichts ändern und müssen das Beste daraus machen, und dazu gehört, der Wirklichkeit ins Auge zu sehen...

Die Ereignisse haben unsere Zuversicht nur bestärkt und unsere Hoffnungen für die Zukunft vermehrt...

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III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-lndien und Ceylon

Das Hauptthema bildet in fast allen Briefen unserer Internierten die Post aus der Heimat. »Post ist unsere einzige und schönste Freude«; dieser Satz spricht so oder in abgeänderter Form aus allen Grüßen aus dem Feindesland.

Der Interniertenpostverkehr mit Britisch-lndien ist im Laufe der Zeit ständig verbessert worden; dennoch gehen immer noch Briefe durch Kriegseinwirkung oder durch Eingriffe des Zensors verloren. Wenn die Angehörigen jedoch regelmäßig schreiben, können diese Verluste leicht ausgeglichen werden. Es gibt Internierte in Britisch-lndien, die weit über 50 Briefsendungen erhalten haben; die kleine Zahl der verloren gegangenen Postsachen ist für diese Gefangenen unbedeutend. »Wenn der Postverkehr schlecht ist, sollte man noch mehr schreiben als sonst.« Dieser Aufforderung eines Internierten im überseeischen Gebiet schließt sich das Auswärtige Amt an und bittet dringend, regelmäßig, wenigstens aber allmonatlich, an die Internierten zu schreiben. Jeder Brief aus der Heimat, jede Buchsendung bedeutet für den Internierten unendlich viel. Schon mit regelmäßigen Briefen kann der Angehörige die Stimmung der Internierten lenken.

Es kann nur an die Internierten geschrieben werden, deren genaue Interniertenanschrift bekannt ist. Soweit dies nicht der Fall ist, sind zunächst amtliche Ermittlungen bei dem Auswärtigen Amt, Berlin W 8, Kronenstraße 10, einzuleiten. Bei Briefen an Internierte sind die Briefbogen nur einseitig zu beschreiben, um nicht beide Seiten zu gefährden, wenn die Zensorschere in Tätigkeit tritt. Es können Photographien, soweit es sich um Personen- und Zimmeraufnahrnen handelt, beigelegt werden; die Bilder dürfen jedoch nicht aufgeklebt werden. Es ist verboten, gefütterte Briefumschläge zu verwenden.

Die Internierten in Britisch-lndien haben durch ihren Lagerführer und auch selbst gebeten, von Liebesgabensendungen, soweit es sich nicht um Buchsendungen handelt, abzusehen, da sie keinen Bedarf haben und die Liebesgaben im allgemeinen infolge des weiten Weges in unbrauchbarem Zustand in Britsch-Indien eintreffen. Außer Büchern sollte den Internierten daher nur das geschickt werden, worum sie ausdrücklich bitten. Buchsendungen sind über das Deutsche Rote Kreuz, Präsidium, Potsdam-Babelsberg 2, Abteilung für Liebesgabensendung, möglich. Die Bücher müssen bei der Buchhandlung bestellt und dem Roten Kreuz durch den Verlag oder die Buchhandlung zugeleitet werden. Pakete an Internierte sind offen bei den Postzollämtern aufzuliefern, wobei sich der Absender auszuweisen hat. Rauchwaren, alkoholische Getränke, Bücher und Zeitschriften dürfen an Internierte nicht versandt werden, (Bücher nur durch das Rote Kreuz.)

Geldsendungen an Internierte sind nicht möglich. Die Schutzmachtvertretungen haben Geldmittel zur Verfügung, um in Fällen der Not zu helfen.

Dank des Entgegenkommens der YMCA (Young Men's Christian Association) und der Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz war es dem Auswärtigen Amt möglich, einen größeren Geldbetrag in die verschiedenen Internierungslager in Britisch-Indien und auf Ceylon zu überweisen, der den Internierten zu einer festlichen Ausgestaltung der Feier zum Kriegsweihnachten 1941 gedient haben wird und ihnen zugleich ein Gruß der Heimat sein soll.

Post an deutsche Internierte in Britisch-Indien und Ceylon ist mit folgenden Adressenangaben durch den Postkasten einzuliefern.

Interniertensendung
Internee Mail

Name, Vorname
Internierten-Nummer
Lageranschrift

Gebührenfrei.
Postage Free.

Luftpostsendungen an Internierte in Britisch-Indien und auf Ceylon sind gegen Entrichtung eines entsprechenden Luftpostzuschlages möglich. Die Sendungen sind mit der Lageranschrift und dem zusätzlichen Vermerk »Mit Luftpost ab Bagdad« zu versehen.

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Anmerkungen

(1)

Das neue Lager liegt nur wenige Minuten von dem ersten entfernt, unmittelbar angrenzend an das Lager für italienische Zivilgefangene in Deolali.

(2)

Die Baracken sind luftig, hell und geräumig; an jeder Seite befindet sich eine Veranda.

(3)

In dieser Küche wird auch die Diätkost für kranke Internierte zubereitet.

(4)

Auch eine Kantine, in der die Internierten alle Bedarfsgegenstände kaufen können, steht zur Verfügung. Beispiel für einige Preise der Kantine: Päckchen mit 20 Zigaretten bis zu 0,3 Rupies, 50 Zigarren bis zu 2 Rupies, Päckchen mit 100 g Tabak 2 Rupies. 1 Dutzend Orangen oder Bananen 0,6 Rupies, Seife 0,4 Rupies, Rasiercreme 0,13 Rupies, 1 Fl. Fruchtsaft 3 Rupies (1 Rupie = 0,74 RM).

(5)

Der Sportplatz in Deolali liegt außerhalb des Lagerzaunes und kann daher nur zu bestimmten Zeiten benützt werden.

(6)

Eine Unze = 28,35 g.

(7)

Bettlägerige Internierte kommen zunächst in das Lagerhospital, das einem Krankenrevier entspricht; es werden nur leichtere Fälle behandelt. Eine der beiden mitinternierten deutschen Ärzte versieht ständig Dienst im Hospital. Ein britischer Arzt hat die Aufsicht über das deutsche und das italienische Lagerhospital.- Schwerere Fälle werden in dem gut eingerichteten Militärhospital in Deolali behandelt. Sofern Sich die Behandlung durch einen Spezialarzt als erforderlich erweist, werden die Internierten nach Bombay überführt.

(8)

Unter dem 16, Juli 1941 teilte der deutsche Lagerführer Dr. Urchs dem schweizerischen Schutzmachtvertreter mit, dass unerwartet die Atebrin- und Plasmochinvorräte zur Neige gingen. Der Deutsche Orient-Verein in Berlin hat sofort eine größere Medikamentensendung über das Internationale Komitee vom Roten Kreuz auf den Weg gebracht.

(9)

Zu ergänzen ist noch, dass ein britischer Zahnarzt die Internierten kostenfrei behandelt Es wird jedoch die Behandlung durch den mitinternierten deutschen Zahnarzt, der die Erlaubnis erhielt, seine Praxis auszuüben, vorgezogen. Für Mittellose ist die Behandlung beim deutschen Zahnarzt ebenfalls kostenfrei. Der Deutsche Orient-Verein hat eine Sendung Nervnadeln, die dem deutschen Zahnarzt fehlten, in das Lager geschickt.

(10)

Der schweizerische Schutzmachtvertreter berichtet, dass wöchentlich drei Ausflüge für je 50 Mann stattfinden.

(11)

In letzter Zeit wurden aus Benzinersparnisgründen die Omnibusfahrten eingestellt.

(12)

Die Beteiligung am Ausflug kostet 1 ½ bis 2 Rupies.

(13)

Aus Mitteln, die dem Deutschen Orient-Verein in Berlin-Charlottenburg, Fasanenstr. 77, gespendet werden, erhalten die mittellosen Internierten eine monatliche Unterstützung von 10 RM in Vierteljahresraten ausgezahlt. Es liegen Berichte der schweizerischen Schutzmachtvertretung vor, dass im Jahre 1941 die Auszahlungen regelmäßig erfolgten. Von den 604 Internierten in Deolali waren Anfang November 1941 210 hilfsbedürftig.

(14)

Internierte, die noch über Mittel verfügen, können monatlich 80 Rupies für eigene Bedürfnisse, darüber hinaus zur Unterstützung der Frauen oder hilfsbedürftiger Kameraden, ziehen. Das Geld wird bei der Lagerleitung hinterlegt; die Internierten erhalten nur Lagergeld, das besonders gedruckt wurde.

(15)

Mittellose Internierte erhalten von den britischen Behörden eine Unterstützung von monatlich 20 Rupies für Anschaffungen in der Kantine und Kleidung.

(16)

Ein Schreiben gleichen Inhaltes hat der deutsche Lagerleiter Dr. Urchs an die schweizerische Schutzmachtvertretung gerichtet und gebeten, hiervon die Angehörigen aller Internierten zu unterrichten. Die von Deutschland abgesandten Liebesgaben sind nach den Mitteilungen von Dr. Urchs vielfach in völlig unbrauchbarem Zustand eingetroffen.

(17)

Der Wunsch der Internierten nach Buchsendungen ist von dem Deutschen Orient-Verein in Berlin und verschiedenen namhaften Firmen, deren Angehörige in Britisch-Indien in Deolali interniert sind, bereits erfüllt worden. Große .Büchersendungen gehen laufend über das Deutsche Rote Kreuz in das Lager. Der Bedarf an Büchern ist jedoch so groß, dass dem Internierten mit einem Buchpaket stets eine Freude bereitet werden kann.

(18)

Mit einer Note vom 2. Oktober 1941 hat die britische Regierung der schweizerischen Schutzmachtvertretung mitgeteilt, dass den Internierten in Britisch-Indien künftig auch gestattet werden soll monatlich einen Luftpostbrief gegen Bezahlung des Luftpostzuschlages in die Heimat zu schreiben.

(19)

Gemeint sind die Grußsendungen des Deutschen Kurzwellensenders, die nach diesen Nachrichten die Internierten in Britisch-Indien leider nicht erreichen.

(20)

Ursprünglich war der Abtransport des Lagers Deolali nach Dehra Dun für Anfang September geplant. Der Reisetermin wurde jedoch wiederholt verschoben, bis die Abreise im Oktober erfolgte.

(21)

Das Lager liegt etwa 800 m ü. d. M.

(22)

Die Beleuchtung der Baracken ist zunächst unzureichend, es fehlen auch noch Heizungsanlagen. Genügend Brauseanlagen stehen zur Verfügung. Noch nicht fertig gestellt waren bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters die Badeeinrichtungen. Die Hospitalanlagen sind im allgemeinen ausreichend. Die Wasserversorgung war jedoch noch nicht befriedigend. Auch die Kücheneinrichtung des Hospitals bedurfte noch der Verbesserung.

(23)

Die Internierten haben ausreichend Gelegenheit, Sport zu treiben. Zweimal in der Woche werden längere Ausflüge in die Umgebung unternommen. Es steht jedoch noch nicht fest, wie oft der einzelne Internierte Gelegenheit hat, an den Ausflügen teilzunehmen.

(24)

Während des Monsun.

(25)

Handwerkszeug und Material wurde den Internierten zur Einrichtung der Baracken zur Verfügung gestellt.

(26)

Bett- und Tischwäsche steht ausreichend zur Verfügung.

(27)

Die Internierten haben außerdem einen Kaufladen im Lager, in dem alle kleineren Bedarfsgegenstände zu angemessenen Preisen zu kaufen sind.

(28)

Pro Woche erhält jeder Internierte zwei Flaschen Bier.

(29)

Anfänglich leiteten die Internierten die Küche nicht selbst; es gab wiederholt Klagen über die Verpflegung.

(30)

Dort werden alle ernsteren Erkrankungen behandelt, während leichtere Fälle im Lagerhospital Aufnahme finden. Ein Arzt aus Diyatalawa kommt jeden Tag in das Lager; außer einem Zahnarzt aus Diyatalawa hat auch ein mitinternierter deutscher Zahnarzt die Erlaubnis, im Lager Praxis auszuüben. Der Gesundheitszustand der Internierten war bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters im Oktober 1941 gut. Frühere Mängel in der Diätkost waren behoben.

(31)

Brief an das Evangelische Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene in Berlin.

(32)

Die britischen Behörden zahlen an Mittellose auf Ceylon aus dem beschlagnahmten deutschen Vermögen 20 Rupies monatlich als Taschengeld. Konteninhaber können über ihre Guthaben in angemessener Höhe verfügen.

(33)

Der schweizerische Schutzmachtvertreter hat an die mittellosen Internierten auf Ceylon laufende Unterstützungen ausgezahlt; im November 1940 erhielten alle Internierten ohne Rücksicht auf ihre Bedürftigkeit 40 Rupies, im Februar 1941 erhielten 33 bedürftige Internierte 20 Rupies, im August 1941 erhielten 69 bedürftige Internierte nochmals 40 Rupies und im November 1941 erhielten alle Bedürftigen - die Zahl steht noch nicht fest - wiederum 40 Rupies. Auch von den Deutschen in Shanghai sind namhafte Geldbeträge zur Unterstützung der mittellosen Internierten eingetroffen.

(34)

Erst jetzt wurde folgendes bekannt:
Abfahrt von Dehra Dun am 4. Juni 1942. Reisedauer oder -ziel wurde den Internierten nicht bekanntgegeben, sondern nur mitgeteilt, dass die Reise nach Übersee ginge. 7. Juni Ankunft in Bombay und Einschiffung an Bord des englischen Transporters »Cameronia«. 11. Juni Abfahrt von Bombay. Nach Anlaufen von Durban und Port Elisabeth wurde am 8. Juli Kapstadt erreicht. Abfahrt von Kapstadt 12. Juli; am 23. Juli Ankunft in Freetown (Westafrika) und 4. August in Halifax (Kanada). Am 6. August kamen die Internierten in ihrem jetzigen Lager 33 in Kanada an. Die Unterbringung auf dem Schiff war zu eng, die Verpflegung unzureichend, doch konnten die Seeleute sich während des Aufenthaltes in den südafrikanischen Häfen auf ihre Kosten mit zusätzlichen Lebensmitteln versorgen, da sie kurz vor ihrer Abreise aus Britisch-Indien von dem Schutzmachtvertreter das Taschengeld von 40 Rupies erhalten hatten.

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Sechstes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien - Dezember 1942

Inhalt

I. Britisch-lndien

II. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-lndien

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I. Britisch-Indien

Allgemeine Lage

Wie bereits in den letzten herausgegebenen Merkblättern ausgeführt, wurden die etwa 600 in Britisch-Indien ansässigen deutschen Männer nach vorübergehender Unterbringung in kleineren Sammellagern und in den beiden großen Lagern Ahmednagar (300km östlich Bombay) und Deolali (150 km nordöstlich Bombay) am 7. Oktober 1941 in dem Zentral-Internierungslager Dehra Dun (etwa 200 km nordöstlich Delhi am Fusse des Himalaya-Gebirges) untergebracht.

Die in Britisch-Indien zurückgebliebenen 150 deutschen Frauen mit ihren Kindern wurden im Sommer 1940 in so genannte Parolelager überführt. Die Hoffnung dieser Frauen auf Einrichtung eines Familienlagers für Deutsche konnte jetzt endlich dank der steten Bemühungen des Schweizerischen Schutzmachtvertreters in Bombay erfüllt werden.

Die durch den Kriegseintritt Japans verschärfte Kriegslage in Ostasien hatte im Januar 1942 die Verbringung von rund 2000 in Niederländisch-Indien interniert gewesenen deutschen Männern nach Britisch-Indien zur Folge.

Ein weiteres wichtiges Ereignis ist die Überführung von 756 deutschen Seeleuten im Sommer 1942 (darunter 595 aus Niederländisch-Indien) nach Kanada. Diese Überführung war von den britischen Behörden vollkommen geheim gehalten worden (34).

Am 25. Februar 1942 erfolgte die Auflösung des Lagers Diyatalawa auf Ceylon und die Verbringung der internierten Männer, Frauen und Kinder (68 Männer, 21 Frauen, 13 Kinder) nach Britisch-Indien.

Es befinden sich somit gegenwärtig in britisch-indischer Internierung:

  •  rund 600 in Britisch-Indien ansässig gewesene reichsdeutsche Männer,

  •  rund 1300 aus Niederländisch-Indien nach Britisch-Indien verbrachte deutsche Männer,

  •  rund 150 Frauen und Kinder in Familien- bzw. Parolelagern.

Die Lage der deutschen Internierten in Britisch-Indien ist im allgemeinen angemessen und befriedigend. Die Einzelheiten werden auf den nachstehenden Blättern geschildert. Als diesjährige Weihnachtsspende sind den internierten Männern, Frauen und Kindern in Britisch-Indien aus Mitteln des Auswärtigen Amts und der Auslandsorganisation der NSDAP 5 000 USA-Dollar als »Weihnachtsgruß der Heimat« überwiesen worden.

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Zentral-Intenierungslager Dehra Dun

Bei dem letzten Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters im Lager Dehra Dun Ende Oktober 1942 waren dort 765 Reichsdeutsche interniert. Das Lager ist in einzelne Internierungslager Abteilungen (Wings) eingeteilt. Im Wing 1 sind die Reichsdeutschen untergebracht, die Dehra Dun früher in Britisch-Indien ansässig waren, sowie einige wenige aus dem Irak und dem Iran und die Reichsdeutschen von Ceylon, die am 25. Februar 1942 nach Britisch-Indien verbracht wurden. Im Wing 3 befinden sich etwa 270 ältere und kranke Internierte, die' mit allen übrigen Internierten aus Niederländisch-Indien im Januar 1942 von den Holländern nach Britisch-Indien verbracht und dort den britischen Behörden übergeben wurden.

Im Wing 1 befinden sich A-Klasse-Internierte und B-Klasse-Internierte. In der A-Klasse sind etwa 20 ältere und kranke Internierte untergebracht. Alle übrigen Internierten gehören zur B-Klasse, wo sie von den britisch-indischen Behörden Unterkunft und Verpflegung erhalten, ganz gleich, ob sie über eigene Geldmittel verfügen oder nicht.

Die Internierten der A-Klasse wohnen in heizbaren und mit elektrischem Licht ausgestatteten Einzel- oder Doppelzimmern. Die Internierten der B-Klasse wohnen dagegen in langen Schlafbaracken; jede Baracke wird von 40 Internierten bewohnt. Sie sind hoch und breit gebaut und jeder Internierte hat genügend Platz für Bett, selbstgezimmerte Möbel, Kleiderkiste und Koffer.

Sämtliche Gebäude sind aus Backstein, verfügen über Zementböden und sind mit Stroh gedeckt, was für die heiße Zeit zweckmäßiger ist als Ziegeldächer. Die Baracken sind von breiten gedeckten Veranden umgeben, wo sich die Internierten während des Tages aufhalten können.

Das Lager Dehra Dun liegt etwa 200 km nordöstlich Delhi in schöner, klimatisch gesunder Gegend auf etwa 800 m über Meereshöhe am Fuße des Himalayagebirges. Die Lage des Lagers ist gut gewählt und die Umgebung mit Aussicht auf die Vorgebirge erinnert stark an die Berggegenden der Heimat.

Im Lager befinden sich Kantinen, in denen praktisch alle notwendigen Bedarfsartikel des täglichen Lebens käuflich sind. Die Überschüsse der Kantinen werden zugunsten der Internierten verwendet. Der monatliche Überschuss der Kantine im Wing 1, der ziemlich erheblich ist, wird zum Teil hilfsbedürftigen Internierten zur Verfügung gestellt. Alle B-Klasse-Internierten erhalten von den britisch-indischen Behörden, ganz gleich ob sie über eigene Geldmittel verfügen oder nicht, ein monatliches Taschengeld von 20 Rupics zur Anschaffung von Kleidungsstücken und kleineren Bedarfsartikeln ausgezahlt. Diejenigen Internierten, die über keine Geldmittel verfügen, erhalten außerdem von dem Schweizerischen Schutzmachtvertreter ein monatliches Taschengeld im Gegenwert von 10 RM (etwa 13 Rupies) ausbezahlt. A-Klasse-Internierte können monatlich bis 25oRupies, B-Klasse-Internierte bis 80 Rupies aus ihren Guthaben beim Lagerkommandanten abheben.

Die Internierten erhalten in Quantität und Qualität dieselben Lebensmittelrationen wie die englischen Truppen in Indien. Für den Ankauf von Zusatznahrungsmitteln werden pro Kopf und pro Tag 3½ Annas (1 Rupie = 16 Annas = 0,77 RM) ausbezahlt. Die Internierten erklärten dem Schutzmachtvertreter, dass sie keine Klagen über die Verpflegung vorzubringen hätten; es bestehe lediglich manchmal eine saisonbedingte Knappheit an gewissen Gemüsen. Der deutsche Lagerführer hatte Gelegenheit, sich mit dem Schutzmachtvertreter über diese Frage ohne Beisein eines Vertreters der britischen Lagerbehörden zu unterhalten. Jeder Wing verfügt über eine eigene Küche, die nach den Plänen eines deutschen Ingenieurs gebaut wurden.

Ärztliche Betreuung

Die sanitären Einrichtungen sind einfach (ohne Wasserspülung), jedoch nach Aussagen des deutschen Lagerarztes hygienisch vollkommen einwandfrei. Das Lager verfügt über zahlenmäßig genügende Brausen und Waschgelegenheiten; es fehlt jedoch vollständig an heißen Bädern, die nach Mitteilung der Schutzmachtvertretung dringend notwendig sind. Die Errichtung von 12 Warmwasser-Badegelegenheiten für jeden Wing ist in Aussicht gestellt worden, was von dem deutschen Lagerleiter für ausreichend erachtet wird. Die Internierten vom Wing 1 haben sich selbst bereits 4 Warmwasser-Badegelegenheiten angelegt. Die Leitung des Sanitätsdienstes liegt in den Händen eines englischen Arztes vom Indian Medical Service, dem ein zweiter englischer Arzt assistiert. In jedem Wing befindet sich ein Untersuchungsraum, in dem leichtere Fälle von einem mitinternierten Arzt behandelt werden. Schwerere Krankheitsfälle werden von 2 deutschen Ärzten in dem Lagerhospital, das außerhalb des Internierungslagers liegt, behandelt. Das Hospital besteht aus Krankenbaracken, einer Isolationsbaracke für ansteckende Krankheiten, einer Baracke, in der der Operationssaal mit Sterilisationsraum, Untersuchungsraum, Laboratorium und die zahnärztliche Abteilung untergebracht sind, und einer Spitalküche. Schwierige Krankheitsfälle, die von einem Spezialarzt behandelt werden müssen, werden in das moderne Militärhospital nach Dehra Dun verbracht. Im allgemeinen sind jedoch nur leichtere Erkrankungen vorgekommen.

Die zahnärztliche Behandlung wird durch mitinternierte deutsche Zahnärzte vorgenommen, denen eine moderne Ausrüstung zur Verfügung steht. Seit November 1942 werden künstliche Gebisse von einem deutschen Dentisten im Lager angefertigt (35).

Über das Lager selbst und die Lagerverhältnisse schreiben die Internierten folgendes :

Reise, Landschaft und Klima in Dehra Dun

»Am 11. Oktober (1941) trafen wir (von Deolali) in Dehra Dun nach einer 3tägigen herrlichen Fahrt durch Indien ein. Das Land zeigte sich unseren Augen in einer beinahe vollendeten Pracht. Der Monsun war vorüber, die Sonne überstrahlte alles und wir kamen durch Landschaften, die in ihrer üppigen Vegetation einfach paradiesisch aussahen. Da sahen wir Kamele, Affen, Schakale, Hyänen, Wasserbüffel und Krokodile, dort tauchten irgendwo in einer großen Stadt gewaltige Tempel und Moscheen auf, kurz es war das Indien, so wie man es sich immer vorgestellt hat. Der letzte Teil der Fahrt von Hardwar bis Dehra Dun glich einer Eisenbahnfahrt durch den Schwarzwald.«
 

»Die lange angekündigte Übersiedlung von Deolali in das neue Lager Dehra Dun hat nun stattgefunden. Wir fuhren in Militärwagen mit einem Extrazug. Die Fahrt dauerte 71 Stunden und war ein Erlebnis in jeder Beziehung. Herrliche Landschaften und trostlose Einöden wechselten und V boten viel Neues und Unbekanntes. Grabdenkmäler und Moscheen bei Agra, die zerklüftete Öde bei Gwalior; die alten Festungen von Delhi wurden am Freitag nachmittag erreicht, Bahnhof Neu-Delhi, dann Alt-Delhi. 11 Uhr abends ging es von Delhi weiter Richtung Dehra Dun, das 12 Stunden später erreicht wurde. Auf der Nordseite des Lagers liegen in etwa 15 Meilen Entfernung die ersten Gebirgszüge des Himalayagebirges. Dehra Dun liegt am Fuße der Berge auf etwa 800 m über dem Meer. Die nächste Stadt ist Mussoorie, liegt 1.000 m höher als wir. Bei Tag ist wenig zu sehen, nachts aber bietet es einen fantastisch schönen Anblick, wenn sich die Lichter von Mussoorie auf großer Fläche längs der Gebirgskette ausbreiten.«
 

»Unser permanentes Lager liegt am Fuße der gigantischen Ausläufer des Himalaya. Die Gipfel der sich vor unseren Augen hinziehenden Gebirgskette erreichen eine Höhe von 2 bis 3.000 m.«
 

»Die Aussicht, die wir von unserem Lager nach dem Norden und Osten genießen können, geht über die Vorberge des Mussoorie-Gebietes hinweg, auf denen wir schon Schnee liegen haben. Gestern war der Ausblick ganz wundervoll, da nach dem Regen die Luft absolut rein war und der Blick weit reichte. Gegen Abend zu kam die rosige Beleuchtung der Bergspitzen hervor, die mit den einzelnen Schneehauben einen ganz wundervollen Effekt auslösten.«
 

»Das Lager liegt landschaftlich sehr schön. Stelle Dir eine Hochebene vor, rings umgeben von den Spitzen kleiner Hügelketten, die hinter Tälern aufragen. Nach Norden liegt eine Bergkette, die 3.000 bis 3.500 m aufragt, ebenfalls durch ein großes bewaldetes Tal von uns getrennt. Es ist eine der Vorketten des Himalaya. Von ihren Höhen aus soll man schon Berge von über 7 000 m Höhe sehen können.«
 

»Wir haben hier jetzt die schönste Zeit" des Jahres mit blauen Sommertagen und kühlen Nächten.« (Oktober 1942.)
 

»Die Verhältnisse sind hier recht günstig. Die Temperatur ist am Tage etwa 280 und in der Nacht etwa 120 C. In den nächsten Monaten wird sie noch um etwa 10° fallen.« (November 1941.)
 

»Letzten Mittwoch hatten wir hier ein starkes Gewitter. Nachdem der Regen vorüber war, lag auf allen Gipfeln der umliegenden Berge Schnee. Ihr werdet Euch vorstellen können, wie sehr ich mich über den ersten Schnee seit 5 Jahren freute. Leider war der Schnee, als wir am nächsten Morgen aufwachten, bereits wieder geschmolzen. An Kälte gewöhne ich mich jetzt so langsam wieder, denn es ist hier nachts recht kalt, 5 bis 6° C. Auch über Tag ist es so, dass man die Sonne aufsucht.« (24. November 1941.)
 

» ... Hinzu kommt, dass ich mich gesundheitlich durch das Klima hier ganz hervorragend fühle.« (5. Januar 1942.)
 

»In den letzten Tagen hat es hier tüchtig geregnet, und es herrscht nachts eine recht kühle Temperatur. In den höheren Regionen hat es geschneit und heute, nachdem der Regen aufgehört hat, haben wir eine fantastische Fernsicht. Wie mir soeben ein Kamerad von unserer Bergsteigergilde, die im Himalaya herumgeklettert sind, erzählt, ist ein in der Ferne sichtbarer Schneeberg sogar ein Viertausender. Unser Hausberg hat auch ein Schneekäppchen aufgesetzt, allerdings nur ein kleines.« (19. Januar 1942.)
 

»Es ist auch heute wie üblich ein herrlicher Frühlingstag, aber nicht ein solcher, wie man sich ihn sonst als indischen Frühling mit seiner mörderlichen Hitze vorstellt. In der Ferne trägt eine Bergkette noch Schnee und unlängst lag auf der gegenüberliegenden Kette von Mussoorie nach einem nachmittäglichen Gewitter wieder eine zarte weiße Decke. Dabei grünt und blüht hier unten alles; die Weizen- und Haferfelder stehen im Tal prächtig, unsere Bougonvillias und Hybiscus, die ich bald, nachdem wir im Oktober ankamen, einsetzte, haben die kalten Winternächte (bis + 2° C) gut überstanden und treiben schon schön.« (11. März 1942.)
 

»Wir haben zur Zeit sehr schönes Wetter, wie im Mai und Juni zu Hause. Das Klima hier im Norden ist doch sehr verschieden von dem in Bombay; wir hatten doch von Dezember bis Februar immer wieder in Abständen Regen und dann im Gefolge sehr kühles Wetter.« (12. März 1942.)
 

»Es ist heißer geworden, aber nicht unerträglich, die Strohdächer unserer Baracken isolieren recht gut.« (März 1942.)
 

»Ich muss gestehen, dass das Klima hier wohl das beste ist, das ich in meinem Aufenthalt in Indien jemals vorgefunden habe.« (26. März 1942.)
 

»Die Hitze wird hier immer schlimmer, es ist warm, sehr warm, in der Baracke geht das Thermometer bis auf 46 Grad. Die meisten Leute schlafen während der Nacht unterm Sternenhimmel.« (30. April 1942.)
 

»Gott sei Dank blieb ich bisher gesund und von den akuten Folgen dieser entsetzlichen Hitze verschont, durch die wir alle mehr oder weniger erledigt sind. Aber vermutlich haben wir nun mit 460 C im Schatten die Klimax erreicht und ist die Regenzeit nicht mehr fern.« (28. Mai 1942.)
 

»Lästig ist zur Zeit die Hitze, die größte, die ich bisher auf längere Zeit in Indien erlebt habe. Nach Tisch sind es im Schatten 42 bis 46 Grad und in der Sonne nicht auszuhalten. Auch die Nächte sind recht unangenehm. Aber in 2 bis 3 Wochen soll der Regen beginnen, da wird es kühler.« (9. Juni 1942.)
 

»Wir machen jetzt bittere Tage durch —lernen Indien und sein Klima aus dem Gesichtspunkt der Enterbten kennen.... Ein grauer farbloser Himmel spannt sich über uns, die Sonne leuchtet durch diese Käseglocke wie ein bläulichweißer Lampion durch, sie leuchtet eigentlich nicht, sie hitzt nur. Um uns steht unbeweglich dichter Staub in der Atmosphäre, die Zähne knirschen, die Augen brennen. Dieser Staub hält die Hitze unerbittlich Tag und Nacht fest, wir hatten vorgestern um Mitternacht noch 350 C. Im Bett wirft man auch noch den Pyjama weg und ringt nach Luft und wartet auf den Morgen, der noch heißer heraufkommt. Die Berge und Bäume ringsum sind in den Staubwolken vollkommen verschwunden, man lebt wie auf einer Insel, und nur nachts färbt der Widerschein eines Waldbrandes irgendwo in der Nähe die Staubwolke schaurig rot. Mensch, Tier und Pflanze wartet auf den Monsun und beweist so die Einheit alles Lebendigen.« (14. Juni 1942.)
 

»Die Regenzeit hat hier etwas zögernd eingesetzt, aber wenigstens der schlimmsten Hitze ein Ende gemacht. Vor Einsetzen des Monsuns hatten wir immerhin Temperaturen um 400 C herum. Zum Glück waren es nur wenige Tage, die so heiß waren. Aber während dieser Zeit stellen sich alle Lebensfunktionen auf die Wasseraufnahme um.« (29. Juni 1942.)
 

»Heute gegen Morgen hat endlich der Monsun eingesetzt, nicht mit einem »Bang« wie gewöhnlich, sondern nach einer entsetzlich schwülen, erstickenden Nacht, in der ich bis gegen Morgen keinen Schlaf fand, kam plötzlich ein kühler Luftstrom und ein leichter, aber anhaltender Regen, und von Südwest türmt sich eine schwarze Wolkenbank hinter der andern auf. So hoffe ich nun, dass die allerschlimmste Zeit des Jahres nunmehr hinter uns liegt. Wir haben ja weiß Gott nicht das Recht zu klagen, aber die letzten 4 Wochen waren wirklich gar nicht schön.« (12. Juli 1942.)
 

»Mein gesundheitliches Befinden ist immer noch gut und wenn die diesjährige heiße Zeit besonders unangenehm war, so haben wir dieselbe doch gut überstanden. Zur Zeit haben wir Monsun und empfinden die Kühle besonders angenehm.« (15. Juli 1942.)
»Der Monsun hat sich nun endlich durchgesetzt, es ist Gott sei Dank etwas kühler geworden und nur an den Tagen, da trotz allem die Sonne durchbricht, spielen wir »Waschküche«, aber es ist kein Vergleich mit der Zeit von Juni bis Juli.« (2. August 1942.)
 

Lagereinrichtungen in Dehra Dun

»Das Camp ist ganz neu angelegt; etwa 14 Baracken, jede mit rd. 40 Mann belegt, geben uns Unterkunft. Die Baracken haben auf jeder Seite eine Veranda. Hier nehmen wir morgens unser Frühstück ein. Von unserer Veranda haben wir einen sehr schönen Blick über das Tal des Dun-Flusses, der jedoch nur während des Monsuns Wasser zu führen scheint, denn zur Zeit ist er ausgetrocknet, und auf einen Berg, den unsere Bergsteiger auf 3.000 m schätzen.« (Oktober 1941.)
 

»Wir liegen hier an einer großen Straße entlang in gutem Abstand. Hohe, alte Bäume stehen vereinzelt im Lager. Von weitem und auch aus der Nähe machen unsere Hütten einen entzückenden Eindruck, wie eine kleine Mustersiedlung.«
 

»Das neue Lager ist in vieler Hinsicht besser. Der Grund ist doppelt so groß, also mehr Raum zum Spazierengehen und Sport.«
 

»Das Camp selbst wird jetzt um mehr als das Doppelte vergrößert, und wir bekommen noch eine Reihe von Hütten dazu, dass unsere Hauptklage, das Engliegen, beseitigt wird. Wir werden uns dann auf dem sehr großen Gelände, das zur Verfügung steht, auch für Golf einrichten.«
 

»Das ganze Lager ist sozusagen ein .kleiner Zellenstaat, in dem uns eine Zelle zugeteilt ist, ein sogenannter Wing. Unser Wing ist wie eine Kleinstadt oder eine enggebaute Vorstadtsiedlung mit lauter niedrigen langgestreckten Backsteinhäusern, die durch dicke Strohdächer wenigstens etwas Gemütliches an sich haben. An den Langseiten der Wohnbaracken befinden sich durchgehende Veranden, die uns, solange es nicht zu heiß wird, als Aufenthalts-, Arbeits- und Eßraum dienen. Und wenn die richtige Hitze kommt, werden wir es umgekehrt machen: die Betten auf die Veranda stellen und uns hauptsächlich im relativ kühlen Innern der Baracken aufhalten. Neben den 1V2 Dutzend Wohnbaracken gibt es noch eine Reihe anderer Gebäude für besondere Zwecke wie Küche, 2 Speisesäle, Wasch- und Brausehäuser, Latrinen, verschiedene Werkstätten, die Schenke (gleichzeitig Konzert- und Schauspielhaus) und schließlich das Kaufhaus.«
 

»Das Ganze - der Briefschreiber berichtet über ein Fest - fand in einem sehr schön gelungenen Raum statt. Er besteht aus drei Teilen. An einem Ende die Bierstube mit Butzenscheiben und schmiedeeisernen Lampen, anschließend eine Art Kaffeehaus und Wurstbude, und der letzte Raum ist Kartenspielzimmer und hat am Ende eine von uns gebaute sehr schöne Bühne mit richtiger Beleuchtung. Unter uns ist ein Innenarchitekt, der in Bombay ein gutes Geschäft hatte, der die Ausführung des Raumes übernommen hatte. Jetzt werden noch die Wände durch Malereien verziert. Alle drei Teile zusammen bilden eben einen richtigen Saal. Wir haben das Glück, Fachleute aus fast allen Gebieten im Lager zu haben, so dass wir uns, soweit Mittel und die Möglichkeit überhaupt vorhanden sind, alles sehr gut herstellen und einrichten können.«
 

»Wir arbeiten hier alle sehr fleißig und stählen unseren Körper durch den täglichen Sport. Unsere Gärten werden emsig bebaut. Wenn man so einen Rundgang durch das Lager macht, die Salat-und Radieschenbeete, die Hühner- und Gänsefarmen und dazu unsere strohbedeckten Hütten sieht, kann man sich leicht in ein friesisches .Bauerndorf versetzt fühlen. Unseren Aufenthaltsraum haben Architekten und Maler sinnvoll ausgestaltet. An den Wänden befinden sich die Wappen einiger deutscher Länder. In diesem großen Saal hören wir jeden Sonntag ein Konzert der Berufsmusiker. Ein großartiges Kabarett trug vor 2 Wochen zur Unterhaltung der Lagergemeinschaft bei. So verkürzen Arbeit und Unterhaltung, Sport und Wanderungen die manchmal endlos erscheinende Zeit hinter dem Draht.«
 

»Wir bauten auch unlängst eine regelrechte Bäckerei mit allen Schikanen, wo wir Schwarzbrot, frische Brötchen, Kuchen und sogar Geburtstagskuchen und -torten produzieren und damit wiederum der »Allgemeinheit-Kasse« einen schönen Gewinn zuführen. Darauf ließen sich unsere Wurstmacher auch nicht lumpen und bauten gleich zwei Räucherkammern, und nun gibt es auch frische Wurst, Leber-, Streich- oder Jagdwurst, von Fachleuten gemacht, schmeckt wie daheim. Du siehst, dass es uns körperlich gut geht und wir in dieser Beziehung wirklich nicht zu klagen haben. Man wird eben mit der Zeit ein »routinierter Internierter«.«
 

»So gibt es im Lager eine Bäckerei, Schlächterei, Schreinerei, Schmiede, Drechslerei und eine ganze Zahl kleinerer Betriebe, die sich wiederum durch und um diese Großbetriebe herum entwickelt haben. Neben diesen »Großstätten handwerklicher Arbeit« gibt es das spaßige Heer der Heimarbeiter, die bei ihren scheuen Versuchen schöpferischer Tätigkeit gerne allein sein möchten.«
 

»Am Abend kann man je nach Lust und Laune und gegebenem Kleingeld sich einen steifen Grog leisten, der uns die innere Wärme geben soll, an der es uns in vieler Hinsicht verständlicherweise gebricht.«

Tageseinteilung in Dehra Dun

»Wecken für mich etwa 6.30 Uhr. Anschließend Frühsport, täglich außer Sonntags etwa 15 bis 20 Minuten. Jeden Morgen wird geduscht; das war im Winter verflucht kalt. Anziehen, Stube aufräumen, Frühstücksdienst. Antreten zum Feststellen, ob wir auch noch alle da sind. Von 8.15 bis 9.00 Uhr ausgedehntes Frühstück mit großer Tabakspfeife und einem Klönschnak über die »Lage«. Anschließend Geschirr waschen und dann zum Dienst im Lagerbüro. Dort Erledigung mit oder ohne Anweisung der großen und kleinen Sorgen der Kameraden. Der »Papierkrieg« hört auch beim Stacheldraht nicht auf. Mittagessen um l Uhr: ein Gericht deftiger Hausmacherart. Bei schlechtem Wetter wird nach dem Essen etwas geschlafen, da aber hier dreiviertel des Jahres die Sonne scheint, wird meistens irgendein Sport trainiert, vor allem Hockey. Nachmittags wird dann anschließend gearbeitet.. Nach 8.30 Uhr abends wird gelesen. Um 22.10 Uhr ist »Licht-aus.«
 

»Jeden 12. Tag hat eine Baracke Küchendienst: Kartoffelschälen, Gemüseputzen, Reinigen der Kantinen und der Speisesäle gehört dazu. Wenn alle fleißig mitarbeiten und die Arbeit durch einige Anekdoten gewürzt wird, ist auch 'dies nach einigen Stunden überstanden.«
 

» ... Also heraus, unter die Brause, rasiert und vor dem Morgenappell noch schnell eine Tasse Tee, den in unserer Gruppe von 10 Freunden immer einer zu brühen hat. Nach dem Appell setzen wir 10 uns an den Frühstücktisch auf der Veranda der Baracke. Mittags und abends essen wir im gemeinsamen Speisesaal. Das Frühstück ist bei uns und fast allen anderen wohl auch recht gut und ausgiebig, weil sich ja jeder von eigenem Geld etwas extra dazu leistet. Am Vormittag habe ich dann meistens eine Stunde Unterricht, zwischendurch muß man in die Kantine, Früchte oder sonst was kaufen. Gegen Mittag kommt dann die Zeitung, das wichtigste Ereignis am Tage. Um 13 Uhr wird recht gut und ausreichend Mittag gegessen und anschließend ist bis 15 Uhr Lagerruhe. Ich benutze die Zeit jetzt abwechselnd zum Schuheputzen, Schlafen, Wäscheeinseifen, Wäschewaschen u. dgl. Um ½16 Uhr trinken wir wieder an unserem Frühstücktisch Kaffee, was eine ganz von uns selbst gestellte Angelegenheit ist; daran schließt sich Sport (Fußball, Handball, Hockey, Faustball, Ringtennis), ums Lager spazieren, beim Sport zusehen, lesen, lernen usw. An einigen Tagen ist abends wieder Appell und um ½19 Uhr gibt es Abendessen. Der Abend wird mit Lesen, Kartenspielen, Herumsitzen und Erzählen oder Dummreden, soweit das der Geldbeutel noch gestattet auch mal in der Kneipe sitzen, Vorträgen oder Unterricht usw. verbracht, bis 1/4 nach 22 Uhr das »Licht aus«-Signal ertönt, und damit geht es offiziell und in der Regel auch in Wirklichkeit in die Klappe.«

Verpflegung in Dehra Dun

»Das Frühstück ist die angenehmste Mahlzeit. Die Küche liefert uns Gries-, Reisbrei oder Mehl- Verpflegung papp, 1 Unze (28 g) Butter und Brot. Wir kaufen uns dazu Käse, Fischkonserven, Marmelade usw. Außerdem lässt sich das Frühstück bereichern durch Landesprodukte.«
 

»Meine Hauptmahlzeit ist eigentlich das Frühstück, das ich mit 6 anderen Freunden gemeinsam einnehme. Unsere seit über 2 Jahren bestehende Frühstücksrunde ist sehr nett und unterhaltend, dauert auch recht lange und gestaltet sich ausgiebig. Wir brauen uns jeden Morgen einen guten starken Kaffee, dazu nehme ich noch einen großen Becher Milch. Je nach Vorrat machen wir uns dann Eier oder sonst was Ähnliches und essen Schwarzbrot dazu. Früchte und Fleisch sind in guter Qualität vorhanden.«
 

»Das Essen ist nach wie vor gut und verhältnismäßig abwechslungsreich, obwohl es doch ziemliche Schwierigkeiten bereitet, für über 500 Mann zu kochen. Wir verdanken dies aber nur unseren deutschen Oberköchen, die wirklich ihr Bestes tun. Zusätzliche Vitamine bringt mir mein Schrebergärtchen, indem ich etwas Salat und Radieschen ziehe. Außerdem können wir uns in der Kantine das eine oder ändere besorgen, vor allem Frischobst.«

Gesundheitszustand der Internierten in Dehra Dun

»Der Gesundheitszustand ist gut, abgesehen von einigen Fällen, die sich mit der Zeit eben ent- wickeln und sonst auch gekommen wären; aber dafür haben wir einen ganz vorzüglichen englischen Chirurgen, der sehr kollegial mit uns deutschen Ärzten arbeitet, so dass auch in dieser Beziehung kein Grund zur Sorge ist. Erstaunlich und erfreulich, wie wohl ich mich trotz des Sauwetters fühle und mit mir die Mehrzahl der Kameraden. Man ist zwar schlapp und ißt fast nichts, aber das ist ja nur der instinktive Selbstschutz der Natur. Der Gesundheitszustand ist ganz ausgezeichnet.« (Juni 1942; Brief eines bekannten deutschen Arztes und Lagerleiters.)
 

Am 20. März erkrankte ich zusammen mit einigen anderen Kameraden an einer leichten Ruhr und wurde am selben Tag in das hiesige Hospital aufgenommen. Nach vorzüglicher Pflege durch unsere eigenen Doktoren und Krankenpfleger konnte ich bereits nach 11 Tagen das Hospital als vollkommen genesen, wenn auch stark geschwächt, verlassen.«

Sport

»Fußball, Faustball, Ringtennis, Hockey vertreiben trübe Gedanken, aber auch hier sind Kurseeingerichtet worden, um die Regeln besonders des Boxens und Ringens immer wieder in Erinnerung zu bringen.« .
 

»Ich treibe viel Sport, halte aber auch mit einer Gruppe die Tennisplätze im Orte in Ordnung.«
 

»Ab nächste Woche werden von 9 Mannschaften Punktspiele ausgeführt. Da wird es schon heiß hergehen. Vorigen Sonntag war Großkampf zwischen den besten See- und Landratten. Die Landratten waren im Durchschnitt über 10 Jahre älter, haben sich aber nicht schlagen lassen. Am Samstag war großer Ringkampf unter Leitung des Europameisters Kremer. Es war sehr interessant. Am Mittwoch spielen die Musikanten gegen die Schwergewichtler. Die Mannschaft der Schwergewichtler ist rund 1.000 Pfund schwerer und zusammen etwas über 100 Jahre älter. Das wird ein Gelächter kosten.

Unterhaltung und Beschäftigung

»Gestern trafen 2 Klaviere ein, die neben den vielen anderen Musikinstrumenten zur musikalischen Unterhaltung der Lagergemeinschaft beitragen sollen.« (30. Oktober 1941.)
 

»Die vergangene Woche brachte sehr erfreuliche Abwechslungen. Unser Blockorchester, 23 Mann stark, gab ein sehr variiertes Freiluftkonzert. Montag und gestern war ich mit zahlreichen Alas-Knaben im Lagerkino. Der erste Film »A history of a white woman« war ein Reinfall. Der zweite Film »They shall have music« mit dem Violinvirtuosen Haifetz gefiel allgemein.«
 

»Heute Abend haben wir ein großes Konzert. Klassische Musik, Chor und Orchester haben wochenlang geübt, da muß es etwas Gutes geben. Gute Musik hat uns anfangs sehr gefehlt. Nun haben wir Instrumente und Noten und jetzt wird in allen Lagerecken musiziert... «
 

»In meinem letzten Brief erwähnte ich bereits unser Theaterstück, das zur Aufführung gekommen ist. Unsere Kunst jünger haben uns mit einem lustigen Stück von Kurt Goetz »Der Mörder« überrascht. Um allen im Lager die Möglichkeit zu bieten, sich das Stück anzusehen, mussten sogar zwei Aufführungen stattfinden. Die Sache hat tadellos geklappt. Es war eine richtige Bühne vorhanden, die in der Zwischenzeit von unseren Tischlern im Lager aufgebaut ist, und von der auch wir . Musiker in Zukunft profitieren werden bei unseren Veranstaltungen. Unsere Berufsmusiker haben sich bei der letzten Veranstaltung auch durch eine prima gelungene Bühnenschau betätigt. Die musikalische Sache hätte überall mit größtem Erfolge gebracht werden können. Wir hatten außerdem noch einige Kabarettvorführungen, wo sich unsere alten Routiniers dieser Sparte wiederum gezeigt haben.«
 

»Das Leben geht seinen alten Gang. Wir werden jetzt mit Musik gut versorgt, es sind »Neue« gekommen, darunter eine Reihe Wiener Musiker, so dass unsere Kapelle wirklich gut ist. Da wir wunderbare Noten aus der Heimat bekommen haben, hat sich jetzt ein Kammer-Streich-Quartett konstituiert, so dass wir wirklich gute Sachen vorgesetzt bekommen. Wir haben jetzt alle Streichquartette von Mozart und Schubert im Lager.«
 

»Wenn man mehr Zeit hätte! Ich weiß, dieser Stoßseufzer klingt mehr als lächerlich. Ihr werdet glauben, dass wir nicht wissen, was wir mit unserer Zeit anfangen sollen, das stimmt nur bei einigen, jeder der etwas aktiv ist, hat soviel zu tun, dass der Tag einfach viel zu kurz ist.«
 

»Ich bin jetzt dabei, mir aus Zement einige Aquarien zu bauen, vorhin bekam ich die. Glasscheiben und nun kann es richtig losgehen. Es gibt in den Bächen hier verschiedene Fischsorten, z. B. Prachtbarben, die Ihr auch von früher her kennen müßt, die ich aber in Bombay nie erhalten konnte. Bei unseren Ausflügen habe ich auch Wasserpflanzen gefunden, und das war beinahe das schwierigste, das aber auch dazu gehört. So macht man sich halt Beschäftigung, so gut es geht. Bisher sind hier nur Blumenkästen aus Zement gebaut worden eigentlich sind es richtige Eisenbetonkonstruktionen, und nun wollen wir mal sehen, ob man nicht ähnlich Aquarienrahmen richtig hinbekommt.«
 

»Beschäftigung reichlich und interessant. Russisch, französische Konversation, Basteln aller Art. Ich habe mich jetzt ans Mauern gemacht und mir einen Schuhabkratzer vors Zimmer gebaut. Meine Ecke, die ich für uns eingerichtet habe, wird sehr nett. Auf der Veranda, wo wir unsere Frühstücksecke haben, bauen wir uns in diesen Tagen einen kleinen Wirtschaftsraum für Lebensmittel, kleine Anrichte, Schränke für Geschirr und Platz für Gartengeräte usw.«
 

»Ich arbeite hier auch wie ein Löwe, in der Küche, im Eierzelt und Kaffeehaus, überhaupt alles, was damit zusammenhängt als Arbeit für die Lagergemeinschaft. Privat lerne ich Hindi und Urdu schreiben und lesen, beschäftige mich mit Finanzierungsproblemen und studiere indisches Handelsrecht. Im übrigen kommt hier auch mein Rechtswissen zur Geltung, insofern als ich auch als Rechtsberater fungiere. Zur Abwechslung zeichne und konstruiere ich dann Modelleisenbahnen.«
 

»Auf geistigen Gebieten übertreffen Wissensdurst und Wagemut wohl alles, was Sie sich vorstellen können. Planmäßige Kurse pauken nach Stundeneinteilung Elektrotechnik, Volkswirtschaft, Festigkeitslehre, Einheitskurzschrift, für die Jugend sind Rechenstunden, Geschichte und Geographie vorgesehen, hinzukommen die Sprachkurse für die Verständigung mit den Eingeborenen des Westens bis hin zum fernen Osten, angefangen mit englisch, französisch und das Spanische, Italienische zum Russischen, Chinesischen und schließlich dem Japanischen, dabei darf ich persisch und die Sprachen unseres Gastlandes nicht vergessen.«
 

»Es ist eine wahre Freude zuzusehen, wie fast keiner sich gehen lässt, wie jeder eine Beschäftigung findet, die ihm zusagt. Wie viele Kurse und Kollegs laufen, kann ich fast nicht mehr übersehen (36); ich habe einen eigenen Kameraden zur Regelung dieser Frage bestimmen müssen. Es ist fast eine Volkshochschule, die wir hier abhalten, und die auch sehr stark in Anspruch genommen wird. Ich selbst lehre jetzt, nachdem mein Kolleg

 

»Tropenmedizin für Missionare« zu Ende ist »Geschichte für Jugendliche« was mir viel Spaß macht. Wir haben eine Reihe Schiffsjungen (37) hier, nette Bengels, die eine eigene Schule haben und scharf herangenommen werden, damit sie nicht aufs Faulenzen kommen. — Aber neben wisenschaftlichem Betrieb wird sehr' stark in Handwerk gemacht und unser Arbeitsschuppen für Tischler, Blechschmiede usw. ist immer voll besetzt. Außerdem wird viel musiziert, viele haben im Lager erst angefangen, ein Instrument zu lernen — was für die Nachbarschaft ja nicht immer eine reine Freude ist.«
 

»Es gäbe jetzt sehr viel Gelegenheit, wissenschaftlich zu arbeiten, mir juckt es in allen Fingern, aber ohne die geringste bakteriologische und chemische Ausrüstung geht das natürlich nicht. Zu dumm, denn, eine solche Gelegenheit bietet sich natürlich kaum jemals wieder. Und wir können ja nicht alles von daheim kommen lassen. Wir hätten Fachleute für jedes Gebiet, einen Professor für Bakteriologie und Pathologie, einen anderen berühmten Fachmann für Tropenhygiene, den ich aus der Literatur her gut kannte, medizinische Chemiker, alles wäre da, nur das Material fehlt. Wie sagt Goethe ? »So geht's dem Stoffel — sitzt er im Brei, so fehlt ihm der Löffel !« — Wir sind halt rechte Stoffeln !«

Ausflüge Dehra Dun

»Vergangene Woche fand auch der erste Ausflug in die Umgebung des Lagers statt. Es war wirklich ein Genuss, wenn auch nur ein sehr kurzer. Wir zogen durch ein tief in den Dschungel eingeschnittenes Bachbett aufwärts bis auf eine Anhöhe, von der wir einen herrlichen Blick auf die unmittelbar vor uns aufsteigende Mussooriekette hatten. Es war oft schwer, den Weg durch das Gewirr von Lianen, Farnen und scharfblättrigen Pflanzen zu finden. Viele schöne Schmetterlinge haben wir gesehen. Auf den Bäumen wuchsen Orchideen, die viele Liebhaber fanden und in Mengen mit ins Lager gebracht wurden. Von der Höhe ging es dann wieder zurück ins Lager.« (November 1941.)
 

»Morgens um 9 Uhr ging's los, und zwar waren wir insgesamt 50, die in zwei Omnibussen losfuhren. Eine Autofahrt von gut ½ Stunde brachte uns soweit wie möglich an die Berge heran. Dann hieß es tippeln. Wir zogen in verschiedenen Gruppen aus, alle mit verschiedenen Zielen. Ich war mit noch drei Kameraden. Unser Ziel war ein Berg von etwa 2½ tausend Meter Höhe.«
 

»Zuerst kamen wir durch ein Dorf, und danach hatten wir ein ausgetrocknetes Flussbett voll von Geröll und Steinen zu durchqueren, bis wir an den eigentlichen Anstieg kamen. Von unserem Lager sah die Sache recht einfach aus, doch stellte es sich jetzt heraus, dass die Entfernungen erheblich größer waren, als wir angenommen hatten. Zeitlich waren wir natürlich auch gebunden, denn 4.15 Uhr mussten wir wieder zurück bei den Bussen sein. Eine Stunde ziemlich steile Kletterei brachte uns rasch höher. Wir kamen durch ein kleines Dorf, das auf einem Plateau lag. Hier erwischten wir mit viel Glück den richtigen Anstieg und weiter ging es in langen Windungen den Berg hinan. Später mussten wir uns von diesem Weg trennen, da er nur zum Kamm und nicht zur Spitze führte. Es gab einige hundert Meter recht steile und mühsame Kletterei, die uns allerhand Puste gekostet hat, besonders da wir das Laufen ja nicht mehr so gewohnt sind. Unsere Bemühungen wurden auch belohnt, denn vom Gipfel hatten wir eine herrliche Rundsicht auf die hohen 6 bis 7 000 Tausender des Himalaya mit ewigem Schnee. Ein Teil der hohen Berge war leider durch Wolken verdeckt, aber auch so war es ein phantastischer Anblick. Befriedigt konnten wir den Abstieg antreten und zur festgesetzten Zeit trafen wir bei unserem Treffpunkt ein, und zurück ging's zum Lager im Bus.«
 

»Heute muss ich Dir von einem ganz herrlichen Ausflug erzählen, den ich vorgestern gemacht habe. Von unserm Lager aus haben wir den vollen Blick auf einen mächtigen Bergkegel (2200 m), der in den kältesten Tagen auch sogar Schnee auf seiner Kuppe hatte. Schon mehrere hatten versucht, auf Ausflügen ihn zu ersteigen, aber der Anmarsch und der Weg hinauf musste erst gefunden werden. Ein paar Himalayakletterer aus unserm Lager hatten nun alles erkundet und machten die Führer. Mit zwei Autobussen fuhren wir soweit wie möglich an den Berg heran. Dann begann der Kampf. Im ganzen mußten etwa 1.700 m Steigung in 3 Stunden geschafft werden. Zu Anfang ging es ganz gut. Bald hatten wir aber das letzte Bergdorf hinter uns und nur noch ganz schmale Hirtenpfade, auf denen wir weitergehen konnten. Schließlich mussten wir aber auch diese verlassen, und nun ging es über almartige Hänge direkt auf den Gipfel los.«
 

»Der Nanda Devi ist 7.900 m hoch und soll der imposanteste Berg des Britischen Empires sein. Er liegt von uns etwa 180 bis 200 km entfernt. Daraus kannst Du erkennen, was für eine klare Sicht wir hatten. Um uns lag ein Panorama von Nordwesten bis Osten von einer nur einmal unterbrochenen Kette Von Eisriesen und Schneegletschern von etwa 5.900 bis 6.800 m Höhe. Ein Anblick wie ich in meinem Leben noch nicht gehabt habe. So mächtig, so groß, so voll von Schönheit. Da bin ich an den Rand gegangen, habe die Mundharmonika aus der Tasche geholt und meiner fernen Geliebten die Lieder in den Sturm gejubelt, die ich so oft gespielt hatte, wenn wir auf unseren Wanderungen waren. Über mir kreiste ein ganz riesiger Bergadler! Da stieg ich wieder ab, um Sommer und den Rucksack zu suchen. Dabei habe ich Schnee angefaßt, gefressen und abgerieben.«
 

»Auf- und Abstieg einschließlich Rast hatten wir in 5½ Stunden geschafft. Eine tüchtige sportliche Leistung.«

Feste in Dehra Dun

»Heute Heldengedenkfeier, war morgens zum Gottesdienst, abends Kammermusik.«
 

»Diesmal zu Ostern (1942) hatten unsere Sänger einen schönen Gedanken: um 7 Uhr morgens am Ostersonntag - ein Großteil des Lagers schlief noch, denn an hohen Festen wird die Lagerroutine etwas großzügiger gehandhabt - da versammelten sie sich im Zentrum des Lagers und sangen den alten Choral: »Heut ist der Tag des Herrn...« und dann folgten einige alte, schlichte Volkslieder - ganz anspruchslos, aber mit einem Schlag war die Heimat ganz nahe ... Am Abend gab es dann ein klassisches Konzert, was inzwischen für hohe Festtage auch zur Regel geworden ist. Eingeleitet wurde das Konzert durch Beethovens überwältigenden Choral »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre«. Es sang unser Männerchor unter Orchesterbegleitung, ganz ausgezeichnet. Dann folgte ein musikalischer Leckerbissen, ein Streichquartett von Schubert, 2 Geigen, Viola und Cello. Und dann kam als Glanzstück des Abends, von unserem besten Musiker, einem Wiener Musikakademiker gespielt, die »Pathetique«. Ganz wunderbar hat der Junge das ewige Meisterwerk wiedergegeben, ich konnte mir nicht helfen, im zweiten Satz wurde es mir immer heiß in den Augen...
Es war wirklich eine der wenigen großen Feierstunden, die man so hinterem Stacheldraht erleben kann... Zum Schluss des Konzerts kam dann wieder unser Chor, sang eine Stelle aus Wagners »Rienzi« und einige Volkslieder, im großen und ganzen ein hervorragender Abend.«
 

»Gestern Abend hatten wir wieder mal einen Kameradschaftsabend, den unsere inzwischen auf zehn Mann angewachsene Lagerkapelle bestritt. Es ist doch unglaublich, was so ein bisschen Musik für ein Stimmungsheber ist. Das Wetter und auch die Spannung der letzten Wochen war daran schuld, dass die Hälfte des Lagers nur noch herumschlich, die Stimmung immer gereizter wurde, der und jener den Kopf hängen ließ, kurz, es war nicht gerade gemütlich! Da holte ich mir also die Kapelle und die fiedelten und bliesen die ganzen Gemütswolken weg.«
 

»Weihnachten hatten wir eine schöne gemeinsame Feier im Freien vor einem Lichterbaum, dann gab's ein ausgezeichnetes, sehr reichhaltiges kaltes Abendessen und danach saßen wir zehn Tischgenossen gemütlich bei einem Gläschen Grog bis gegen Mitternacht in unserer Baracke beisammen. Ich ging mit Staudt noch in die Christnacht und dann schlafen. Am 25. ergab sich ein kleiner Frühschoppen, nachmittags war ein aufregendes Handballspiel und abends wurde unser soeben fertig gewordenes Wirtshaus und .Theatersaal mit einem sehr guten Konzert eingeweiht. Das war ein wirklich genussreicher Abend, wie man ihn zu Hause nicht anders haben kann, und man konnte wirklich für ein bis zwei Stunden vergessen, dass man gefangen ist.«
 

»Weihnachten ist nun wieder vorbei. Wir haben das Fest gefeiert, wie es nun schon, Tradition geworden ist in unserem Lager - so wie es Deutsche überall in der weiten Welt heute feiern. Ein Lichterbaum stand im Freien, die Lichter funkelten und über ihnen die Sterne und von den Bergen herunter die beleuchteten Häuser, - war eine strahlende leuchtende Nacht. - Unsere Musik spielte die alten Weihnachtslieder, unser Chor sang Beethoven. Die Heimat kommt einem ganz nahe; wie der Christbaum brennt um diese Stunde, dort ist Deutschland und langsam leuchten dann die Gesichter auf.«
 

Stimmung der Internierten in Dehra Dun

»Die Mehrheit unter uns ist bestrebt, dem anderen das Leben nicht zur Last werden zu lassen und im übrigen hat jeder Gelegenheit, sich die Gesinnungsgenossen auszusuchen, die ihm ein gedeihliches Auskommen gewährleisten. Die fröhlichsten Stunden verlebe ich mit meinen alten Freunden am Frühstücktisch, wenn also schon mit einsetzendem Tage jeder dem andern ein wenig Freude durch seine eigene Fröhlichkeit Verschaffen will. Die Grundtendenz dabei ist selbstverständlicherweise ein gut gemeinter Spott, der sich an den Schwächen des andern versucht. Selten kommt es vor, dass wir ohne frohes Lachen vom Frühstückstisch aufstehen. Der Ernst der gesamten Lage, der uns täglich ja vor Augen steht, kommt eigentlich nur selten zur Geltung. Es hat keinen Sinn sich das Herz schwerer zu machen, wenn kein triftiger Grund dafür vorliegt. Dabei ist nicht zu verkennen, dass jedes Geschehen in der Heimat und um die Heimat Prioritätsrecht hat. Hier spielt dann die Vernunft und eine gewisse Erfahrung für die Beurteilung der Dinge eine wesentliche Rolle.«
 

»Hier geht alles seinen alten Gang. Wir leben im Lager wie auf einer Insel, was in der Welt vor sich geht, erfahren wir derartig gefiltert und gesiebt, dass die Wahrheit genau so phantastisch erscheint wie das, was man sich in Wunschträumen selbst zusammenreimt. Nur fühlt man es, dass eine ganze Weltepoche in sich zusammenstürzt und dass, wenn sich die Tore einmal öffnen werden, wir vor nagelneuen Problemen stehen werden, die auf uns einstürzen werden, wie Licht auf ein operiertes Auge. Ihr werdet viel Geduld mit uns haben müssen. Es gibt immer noch Menschen, die glauben, dass sie einen Tag nach dem Kriege dort anfangen werden, wo sie am 3. September 1939 aufhörten. - Denen wird es am schwersten fallen, sich ins Leben wieder hineinzugewöhnen.«
 

»Das persönliche Interesse tritt angesichts solch gewaltiger Zeitereignisse naturgemäß völlig in den Hintergrund. Es ist mir doch gleichgültig, wann ich die Heimat wiedersehe; die Hauptsache ist, dass ich in eine glückliche Heimat zurückkehre. Der Glaube daran lässt mich auch ruhig bleiben bei dem Gedanken, dass es vielleicht doch etwas länger dauern könnte, als einem lieb wäre.«
 

»Wenn nur all die Lieben daheim wohlauf sind, dann ist es auch für uns keine Schwierigkeit, den Kopf so aufrecht zu halten wie Ihr es tut. In dieser Hinsicht hat sich viel und wesentliches geändert, deshalb könnt Ihr unbekümmert sein und braucht Euch über unsere seelische Haltung keine Sorgen zu machen.«
 

»So unfreie Männer wir nun schon in fast drei Jahren sind, um so größer ist unser Glaube und unsere Zuversicht an den Tag, der uns und unserem Volke die Freiheit bringen wird. Das Schicksal ist mit uns, weil das Recht bei uns ist.« (38)

Post, Liebesgaben, Geldmittel

»Die Post, ist doch unser einziger Lichtblick hier draußen, und wenn da eine Verzögerung eintritt, schlägt die ganze Stimmung wieder um.«
 

»Schickt Bilder, sie kommen alle an, manche Kameraden haben schon eine ganze Sammlung von Bildern ihrer Lieben. Besonders die vielen Babys, die nach dem Krieg geboren wurden, sind in allen Auflagen im Lager bildlich vertreten und werden gebührend bestaunt; eins ist kugelrunder als das andere.«
 

»Letzte Woche bekam ich ein schönes Buch über Maria Medicr. Es kommen jetzt irrsinnig viel Bücher an meine Adresse, die ich verteilen soll. Absender meist der Orientverein (39), die Bücherei des VDA und letzthin auch der Bischof von Osnabrück. In jedem Buch liegt ein Zettelchen mit dem Namen des Kameraden, für den das Buch gedacht ist; aber meist sind diese Zettelchen herausgefallen und dann schenk ich das Buch der, Lagerbücherei, dann hat jeder etwas davon.« (12. Juli 1942.)
 

»Es ist nur schade, dass die Absender uns meist Romane und Erzählungen schicken. Gewiß, das wird alles gelesen, aber ich bemerke, dass allgemein eine gewisse »Romanmüdigkeit« eintritt, die Leute wollen etwas zum Durcharbeiten, in erster Linie fachwissenschaftliche Sachen, aber auch Werke der allgemeinen Bildung.«
 

»Übrigens habe ich auch gerade am Weihnachtstage Eure beiden Rote-Kreuz-Pakete erhalten, für die ich bestens danke. Doch wenn auch die Sachen alle recht gut geschmeckt haben, nötwendig waren sie wirklich nicht, denn wir haben hier tatsächlich alles.« (28. Dezember 1941.)
 

»Mitteilungen, dass Rauchwaren: und sonstige Paketchen nicht so nötig seien, mag früher wohl für einige stimmen. Die Lage hat sich aber inzwischen geändert und möchte ich Sie bitten, wenn möglich auch diese Sachen ruhig zu schicken.« (11. Juni 1942.) :
»Auch finanziell habe ich keine Sorgen, man braucht verhältnismäßig wenig hier, man ist' sehr bescheiden geworden, und da reicht eine kleine Summe Geldes lange.«
 

»Wir erhalten hier monatlich ein Taschengeld von 20 Rupies, wovon wir uns Kleider, Decken, Seife usw. kaufen können«.
»Die Post von zu Hause ist hier nicht immer nur eine Beruhigung, sondern auch eine große Freude über alle noch so kleinen und anscheinend nichtigen Neuigkeiten, die sie bringt.« 

Die Postanschrift für die Internierten in Dehra Dun (Lagername soll nicht erwähnt werden) lautet:

Zivil-Interniertensendung
Civilian Internee Mail

Name, Vorname
Internierten-Nummer
Central Internment Camp India
c/o G.P.O. Bombay
Britisch-Indien

Gebührenfrei
Postage Free

TABLE OF CONTENTS


Camp 17 (Ramgarh)

Infolge der Kriegsereignisse im Fernen Osten haben die Holländer im Januar 1942 die männlichen deutschen Zivilinternierten aus dem Zentralinternierungslager Alas Vallei auf Sumatra nach Britisch-Indien verbracht und dort den britisch-indischen Behörden überstellt. Zwei Transportschiffe sind in Britisch-Indien gut angekommen, das dritte Transportschiff ist jedoch beklagenswerterweise durch kriegerische Einwirkungen untergegangen, wobei durch mangelhafte Rettungsmaßnahmen leider, wie bereits sämtlichen Angehörigen mitgeteilt wurde, eine große Anzahl Reichsdeutscher ums Leben kam. Die Geretteten befinden sich wohlbehalten auf Sumatra, was ebenfalls den Angehörigen mitgeteilt wurde.

Die in Britisch-Indien angekommenen rund 2.000 Reichsdeutschen wurden im Lager Nr. 17 (Ramgarh) etwa 400 km nordwestlich von Kalkutta in der Provinz Bihar interniert.

Die Internierten sollten ursprünglich in dem Lager Ramgarh, das von vornherein nur als Durchgangslager bezeichnet wurde, bis zur Fertigstellung der Unterkunftsbaracken in dem Zentralinternierungslager Dehra Dun bleiben. Im Juli 1942 wurde jedoch aus unbekannten Gründen das Lager Ramgarh in die Provinz Rajputana (Lager Deoli) verlegt, in dem die Internierten voraussichtlich bis Ende 1942 bleiben werden, um dann endgültig in dem Lager Dehra Dun untergebracht zu werden. Etwa 260 ältere und kranke Internierte sind wegen der besseren klimatischen Verhältnisse bereits aus dem Lager Ramgarh nach Dehra Dun verlegt worden.

Die Unterbringungsverhältnisse in dem Lager Ramgarh entsprachen etwa denjenigen in dem neuen Lager, das nachstehend näher beschrieben wird.

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Camp 17 (Deoli in Rajputona)

Das neue Lager hat die Bezeichnung Nr. 17 behalten. Bei dem letzten Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters vom 15. bis 17. September 1942 befanden sich in diesem Lager 1.108 deutsche Internierte. Das Lager ist in vier Abteilungen eingeteilt: Wing I, II, III und IV. Im Wing I befinden sich neun deutsche Missionare, die in Britisch- Indien ansässig waren, in den anderen Wings sind ausschließlich die deutschen Internierten aus Niederländisch-Indien untergebracht.

Das neue Lager befindet sich 85 km abseits der an der Eisenbahnlinie Bombay-Delhi liegenden Bahnstation Kotah, außerhalb jeglicher Gefahrenzone, in einer für tropische Verhältnisse als gesund zu bezeichnenden Gegend. Der Monsun, der dieses Jahr ausnahmsweise stark war, ist dort im September zu Ende gegangen, so dass zu der Zeit die ganze. Gegend leuchtend grün war. Der Oktober ist noch ein heißer Monat; nachher aber fällt die Temperatur langsam und das Klima ist in den Wintermonaten angenehm.

Die Internierten sind in geräumigen Steinbaracken zu je 40 Mann untergebracht, die auf beiden Seiten von Veranden umgeben sind, auf denen die Internierten sich tagsüber aufhalten können. Bis auf die Schlafbaracken sind sämtliche Gebäude des Lagers, wie Spitalanlagen, Küchen und Gesellschaftsräume, elektrisch beleuchtet. Die Schlafbaracken werden mit Sturmlaternen beleuchtet - auf acht Internierte entfällt eine Lampe.

Jede Baracke verfügt über eine Kantine, in der Esswaren, kleinere Bedarfsartikel und Kleidungsstücke käuflich sind. Die Kantinen erhalten ihre Waren vom Lagerlieferanten zu einem verhältnismäßig günstigen Preis. Der billigste wollene Anzug kostet 32 Rupies und der teuerste 75 Rupies. Im August d. J. hatten nachstehende Artikel folgende Preise: ein wollener Pullover 6.3 Rupies, ein Tropenhelm 1.80 Rupies, 1 Hemd  5 Rupies, 1 Paar Sandalen 6 Rupies, ein Paar Socken 0.15  Rupies».

In letzter Zeit sind jedoch in Anbetracht der allgemeinen Verknappung der Versorgungslage in Britisch-Indien die Preise für Artikel des täglichen Lebens gestiegen.

Kleidung

Jeder Internierte erhält von den britisch-indischen Behörden, unabhängig davon, ob er über eigene Geldmittel verfügt oder nicht, zur Anschaffung von Kleidungsstücken und kleineren Bedarfsartikeln ein monatliches Taschengeld von 20 Rupies ausgezahlt. Diejenigen Internierten, die über keine eigenen Geldmittel verfügen, erhalten außerdem von dem Schweizerischen Schutzmachtvertreter ein monatliches Taschengeld im Gegenwert von 10 M (etwa 13 Rupies) ausgezahlt. Jeder Internierte ist berechtigt, monatlich bis zu einem Höchstbetrage von 80 Rupies aus seinem Privatkonto bei dem Lagerkommandanten zu ziehen. Die anfänglichen berechtigten Klagen der Internierten über das Fehlen warmer Kleidungsstücke - das Klima des Lagers 17 ist im Winter bedeutend kälter als das von Sumatra - sind jetzt einigermaßen behoben worden, da die Internierten sich in der Zwischenzeit nach und nach warme Kleidungsstücke haben anschaffen können. Da bei den ansteigenden Preisen die Beschaffung von Kleidungsstücken von den 20 Rupies monatlich immer schwieriger wird, versucht der Schweizerische Schutzmachtvertreter bei den englischen Lagerbehörden durchzusetzen, dass an Stelle der monatlichen Unterstützung von 20 Rupies die kostenlose Abgabe von Kleidern, Schuhen und anderen notwendigen Bedarfsartikeln treten soll.

Über die Kleiderfrage schreiben die Internierten selbst folgendes:

»Ich bin kerngesund, zähe und anspruchslos und habe auch die außergewöhnlichen Strapazen der Reise hierher gut überstanden. Das Klima ist gut, es ist augenblicklich sehr kalt, und wir müssen uns noch mit der Kleidung darauf einrichten, da wir ja nur die sehr dünne Tropenkleidung haben. Aber man hat uns schon warme Decken und Pullover gegeben, auch hatten wir von der deutschen Gemeinschaft in Argentinien warme Hemden bekommen, und an sich ist diese kühlere Witterung ja sehr gesund.« (24. Januar 1942.)
 

»Das britische Gouvernement liefert uns in sehr anerkennenswerter Weise auch warme Sachen (gegen Bezahlung, mäßige Preise), und so habe ich mir bereits eine schöne Steppdecke sowie einen wollenen Pullover angeschafft. Wollene lange Strümpfe folgen noch. Also gegen die kalte Temperatur sind wir geschützt.« (28. Januar 1942.)

Durch das Deutsche Rote Kreuz ist den von Niederländisch-Indien nach Britisch-Indien verbrachten Internierten dankenswerterweise ein Betrag von 10 000 Schweizer Franken zur Verfügung gestellt worden. Die Internierten haben sich im übrigen verschiedentlich über den Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (Herrn Rikli) in Britisch-Indien ausgesprochen; so schreibt z.B. ein Internierter:

»Der Vertreter des Roten Kreuzes war hier und hat sich besonders der Alten, Kranken und der vielen, die nicht einmal ihr Handgepäck haben, angenommen.«

Das Auswärtige Amt hat dem Schutzmachtvertreter für die Internierten aus Niederländisch-Indien einen Sonderfonds von 5.000 RM für besondere Notfälle zur Verfügung gestellt.

Verpflegung in Deoli

Die Internierten erhalten dieselben Verpflegungssätze wie die englischen Truppen in Britisch-Indien. Zudem erhält jeder pro Tag 3½ Annas (1 Rupie = 16 Annas = 0,77 RM) zum Ankauf von Zusatznahrungsmitteln. Jede Abteilung hat ihre eigene Küche, die Küchenarbeiten werden freiwillig von den Internierten geleistet. Die Abteilung IV verfügt über eine eigene Bäckerei, die das Brot für diese Abteilung liefert, während die anderen Abteilungen Brot von der Lagerverwaltung beziehen. Im allgemeinen sind die Internierten mit der Verpflegung zufrieden, es besteht jedoch ein Mangel an Frischgemüse, der wohl saisonmässig bedingt ist. Verschiedene Internierte beklagen sich über die Eintönigkeit des Essens, da sie nur Ziegen- und Schaffleisch erhalten. Aus dem Bericht des Schweizerischen Schutzmachtvertreters vom September 1942 geht hervor, dass Rindfleisch nicht geliefert werden kann, weil dieses durch einen orthodoxen Hindu-Eingeborenenstaat transportiert werden müsste, wozu ein vollständig geschlossener Lastwagen notwendig wäre, der zu nichts anderem Verwendung finden dürfte, als zum Transport von Rindfleisch. Es hängt dies zusammen mit der religiösen Einstellung der dortigen Eingeborenen, die die Kuh als heilig verehren. Der Lebensmittellieferant versucht jedoch, einen speziellen Fleischtransportwagen käuflich zu erwerben.

Andere Internierte schreiben über die Verpflegung aber folgendes:

»Wir haben zwei ausgezeichnete Chef-Kochs und einen vorzüglichen Metzger und Wurstmacher, während der eine Koch auch gleichzeitig ein ausgezeichneter Konditor ist.« 
 

»Außerdem kaufen wir von unserem Geld zu den uns zugeteilten Lebensmittelportionen noch einiges hinzu, wodurch unsere Mahlzeiten, die unsere Köche ja selbst im Block zubereiten, schmackhafter und nahrhafter gestaltet werden können.«

Behandlung

Über die Behandlung seitens der britisch-indischen Behörden hatten die Internierten im Behandlung allgemeinen keine Klagen vorzubringen.

»Hier in Britisch-Indien ist die Behandlung durch die Engländer korrekt und besser als früher bei den Holländern.« (12. Juli 1942.)
 

»Sonst muss ich mit meinem Schicksal zufrieden sein, ich kann nicht klagen, die Behandlung ist vorzüglich.« (2. Juni 1942.)
 

»Aber unser Lager ist hier viel besser als das in Sumatra. Zum ersten Mal seit über einem Jahr haben wir Trinkwasser, richtige Betten, keine Holzbaracken, sondern Steinhäuser, in denen wir leben. Viele Dinge, ;die wir bei den Holländern nicht erreichen konnten, sind uns von den Engländern gleich bewilligt worden. So bekommen wir täglich unsere Zeitungen, und wir können regelmäßig außerhalb des Lagers 1 Stunde spazieren gehen. Also unsere Verhältnisse haben sich entschieden gebessert.« (30. Januar 1942.)
 

»Unterbringung ist wohl primitiv, doch anständig. Tafelmesser haben uns die Engländer direkt gegeben, ein Wunsch, den uns die Holländer in 1½ Jahren nicht erfüllt haben.« (28. Januar 1942.)

Eine Anzahl Internierter beklagte sich darüber, dass ihnen während des Umzuges aus dem Lager Ramgarh in das neue Lager ein Teil ihres Gepäcks gestohlen wurde. Vermutlich wurden Gepäckstücke der Internierten, die auf dem Bahnhof in Ranchi zum Verladen bereitstanden, aufgebrochen und teilweise beraubt. Eine Liste der gestohlenen Gegenstände wurde einem zuständigen englischen Beamten übergeben, der die Schuld- und Entschädigungsfrage zu prüfen versprach.

Ärztliche Betreuung in Deoli und sanitäre Einrichtungen

Der Gesundheitszustand der Internierten kann im allgemeinen als gut bezeichnet werden. Jede Baracke verfügt über einen Untersuchungsraum, dem ein deutscher Arzt vorsteht. Leichte Fälle werden hier behandelt, während schwerere Fälle in eins der beiden Lagerhospitäler verbracht werden. Jedem Spital steht wiederum ein deutscher Arzt vor und in beiden Spitälern leisten 28 Internierte freiwilligen Pflegerdienst. Der Operationsraum ist gut eingerichtet, so dass selbst die schwierigsten Operationen im Lager ausgeführt werden können. Die zahnärztliche Betreuung liegt in den Händen eines Zivilzahnarztes, der jede zweite Woche für einige Tage das Lager besucht, und eines mitinternierten Zahnarztes. Spezialbehandlungen für Augen, Ohren, Nase und Hals sind im Lager nicht möglich. Im Zentrallager Dehra Dun befindet sich jedoch ein deutscher Augenspezialist, so dass vorgesehen ist, schwerere Fälle von Augenerkrankungen dorthin zu verbringen. Die sanitären Einrichtungen sind einfach, jedoch hygienisch einwandfrei.

Das Auswärtige Amt hat für 2.000 Internierte aus Niederländisch-Indien eine große Medikamentensendung auf den Weg gebracht. Da die Zahl der Internierten durch die Verbringung der Seeleute nach Kanada und der älteren und kranken Internierten nach Dehra Dun auf fast die Hälfte gesunken ist, dürften die dem Lager zur Verfügung stehenden Medikamente für längere Zeit ausreichend sein.

Gestaltung der Freizeit

Während des ganzen Tages können sich die Internierten im Freien aufhalten. Jede Abteilung verfügt über eine Baracke als Aufenthaltsraum und außerdem über eine Werkstatt zur Ausführung von Holz-, Maler- und ähnlichen Arbeiten. Weiterhin gehört zu jeder Abteilung ein Sportplatz in der Größe von zwei Fußballplätzen. Gespielt wird Fußball, Hockey, Faustball, Decktennis. Einmal in der Woche dürfen die Internierten Spaziergänge außerhalb des Lagers unternehmen, die von den Internierten sehr geschätzt werden.

Ein Orchester, das sich hauptsächlich aus Berufsmusikern zusammensetzt, sorgt für musikalische Unterhaltung.

Stimmung der Internierten

Bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters (September 1942) im Lager herrschte unter den Internierten im allgemeinen eine ziemlich gedrückte Stimmung, da ein großer Teil der Internierten, die ihre Angehörigen in Niederländisch-Indien haben, trotz der vielfachen Bemühungen, den Postverkehr zwischen Britisch-Indien und Niederländischindien wiederherzustellen, noch immer ohne Nachricht über deren Schicksal sind. Die in Japan bzw. Nordchina zurückgebliebenen deutschen Frauen aus Niederländisch-Indien haben jedoch die Möglichkeit, durch Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf Sammeltelegramme an ihre nach Britisch-Indien verbrachten internierten Männer abzusenden, so dass angenommen werden kann, dass diese in der Zwischenzeit Nachrichten von ihren Frauen erhalten haben.

Ein weiterer Grund liegt wohl darin, dass die Internierten innerhalb kurzer Zeit 'zum zweiten Mal in einem provisorischen Lager untergebracht sind. Sie möchten endlich zur Ruhe kommen und in einem Lager untergebracht werden, wo sie sich ununterbrochen ihrer Arbeit, ihren Studien und den Vorbereitungen für das Leben nach dem Kriege widmen können. Dieser Wunsch der Internierten soll nun endgültig, wie der Schutzmachtvertreter mitgeteilt hat, Ende dieses Jahres in Erfüllung gehen, indem sie in das oben näher beschriebene Zentralinternierungslager Dehra Dun verbracht werden sollen. Ein Bericht über den erfolgten Umzug liegt beim Auswärtigen Amt jedoch noch nicht vor.

Post- und Liebesgabensendungen

Jeder Internierte kann wöchentlich einen Brief und eine Postkarte schreiben. Als Wünsche für Liebesgabenpakete wurden geäußert: Tabak, Tabakpfeifen, Rasierklingen, Toilettensachen und besonders Bücher über Fachliteratur (technische und chemische Bücher). Die internierten Ärzte haben um Übersendung von Fachbüchern und -Zeitschriften gebeten, um sich in ihrem Beruf auf der Höhe halten zu können.

Vom Ostasiatischen Verein Hamburg-Bremen in Hamburg sind erfreulicherweise 734 Bücher für die Internierten aus Niederländisch-Indien abgesandt worden.

Zivil-Interniertensendung
Civilian Internee Mail

Name, Vorname
Internierten-Nummer
Central Internment Camp 17
c/o G.P.O. Bombay
Britisch-Indien

Gebührenfrei
Postage Free

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Familienlager Satara und Purandharr

Dank der steten Bemühungen des Schweizerischen Schutzmachtvertreters und des Rot- Familienlager Kreuz-Vertreters in Britisch-Indien ist Ende Juli 1942 von den britisch-indischen Behörden die Genehmigung zur Errichtung von 2 Familienlagern, nämlich Satara und Purandhar, erteilt worden. Alle verheirateten Zivilinternierten aus Dehra Dun und anderen Internierungslagern in Britisch-Indien werden nach Satara und Purandhar überführt, um dort mit ihren Familien zusammen sein zu können. Namenslisten der jetzt in den Familienlagern internierten Reichsangehörigen liegen dem Auswärtigen Amt noch nicht vor.

Alle anderen Parolelager sind aufgelöst worden. Die Ehepaare sind in die Familien-Internierurtgs-Lager nach Satara und Purandhar gekommen, während die unverheirateten deutschen Frauen, denen bereits ein Zwangsaufenthalt angewiesen wurde, in das Parolelager Satara und die wenigen sich beschränkt auf freiem Fuß befindlichen unverheirateten deutschen Männer in das Parolelager Purandhar verbracht worden sind.

Für die Beköstigung müssen die Internierten in den Parolelagern selbst sorgen, sie bekommen dafür von den britischen Behörden einen monatlichen bescheidenen Unterstützungssatz ausgezahlt. Jeder Erwachsene erhält monatlich 10 Rupies als Taschen- und 60 Rupies als Verpflegungsgeld sowie 30 Rupies jährlich zum Ankauf von Kleidungsstücken. Jedes Kind erhält monatlich 35 Rupies. Die britisch-indischen Behörden beabsichtigen, diese Unterstützung herabzusetzen auf 50 Rupies anstatt 60 und auf 28 Rupies anstatt 35 für die Kinder. Der Schutzmachtvertreter und der Rot-Kreuz-Vertreter sind jedoch darum bemüht, dass die bisherigen Unterstützungssätze für die Internierten aufrecht erhalten bleiben. Der Schutzmachtvertreter ist gebeten worden, auch an die mittellosen Internierten in Parole- und Familienlagern das übliche Taschengeld von 10 RM monatlich auszuzahlen.

Satara (Provinz Bombay) liegt etwa 100 km südlich von Poona entfernt, ist etwa 600 m hoch und hat gutes Klima.

Nachstehend einige Briefauszüge aus dem Parolelager Satara:

»So nach und nach haben wir uns an unser jetziges Dasein gewöhnt, besonders da unser Kommandant, Capt. E. A. Fern, alles für uns tut, was in seiner Kraft steht. Wir alle sind diesem Mann sehr dankbar und hoffen, dass man sich auch zu Hause diesen Namen merken wird. Unser einziger Wunsch ist, diesen Kommandanten auch in das vor einem. Jahr versprochene Familiencamp mitnehmen zu dürfen. Jetzt ist ein Herr Huber vom Roten Kreuz hier, der sich uns und unserer Wünsche wirklich annimmt und sich dafür einsetzt. Warum haben wir nicht immer einen solchen Vertreter gehabt? Vieles wäre uns erspart gewesen. Nun, das ist vorbei und es geht uns allen gesundheitlich gut.« (29. Januar 1942.)
 

»In diesem Zusammenhang möchten wir anregen, in Zukunft von der Versendung von Esswaren (Schokolade, Keks usw.), ferner auch von Rauchwaren, Seife, Zahnpaste u. dgl. bitte Abstand zu nehmen, da der Inhalt dieser Pakete infolge des langen Unterwegsseins meistens in keinem guten Zustande hier ankommt.
Wir würden es dagegen außerordentlich begrüßen, wenn uns statt dessen vor allem Bücher, auch fremdsprachliche Lehrbücher, Wörterbücher usw., weiterhin Karten-, Schach- und andere Spiele sowie eventuell auch Schallplatten zugestellt werden könnten.« (10. April 1942.)
 

»Zum Schluss möchten wir noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir in keiner Hinsicht irgendwelche Beanstandungen zu machen haben, sondern im Gegenteil außerordentlich zufrieden und dankbar für die Bemühungen des Deutschet und des Internationalen Roten Kreuzes sind, durch deren großartige Organisationen für uns Internierte eine schöne Verbindung mit der Heimat geschaffen worden ist.« (10. April 1942.)
 

»Ich befinde mich auf einem dreimonatlichen Urlaub bei meiner Familie in Hazaribagh, etwa 2 Tage Bahnfahrt von Dehra Dun entfernt. Veranlassung zu diesem Besuch gah_ die Geburt unseres dritten Töchterleins Gisela, die hier im Missionshospital am 12. Juni das Licht der Welt erblickte. Die unglaubliche Hitze zu dieser Jahreszeit hier hatte meiner Frau sowie den Kindern gesundheitlich sehr zugesetzt und mir viel Sorge bereitet. Um so erfreulicher war deshalb der Umstand, dass die Geburt wider alle Erwartungen glatt verlief und Mutter wie Tochter wohlauf sind. Inzwischen hat der eingesetzte Monsun für die lang ersehnte Abkühlung gesorgt. Menschen und Natur atmen erleichtert wieder auf.« (19. 7. 1942; Hazaribagh.)

Purandhar (Provinz Bombay) liegt etwa 50km von Poona entfernt in etwa 1.100 m Höhe und hat ein sehr gesundes Klima. Das Gebäude, in dem die Internierten untergebracht sind, war früher ein Sanatorium.

  •  früherer Bericht zu Purandhar

    Die Interniertenanschrift für die Familienlager in Satara bzw. Purandhar lautet:

    Zivil-Interniertensendung
    Civilian Internee Mail

    Name, Vorname
    Internierten-Nummer
    Family Internment Camp Satara
    (bzw. Purandhar)
    Bombay Presidency
    Britisch-Indien

    Gebührenfrei
    Postage Free


Hazaribagh (Provinz Bihar)

Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters am 3. Juni 1942 im Parolelager Hazaribagh befanden sich dort 36 Frauen, 5 Männer und 16 Kinder, u. a. 21 Frauen und 13 Kinder, die am 25. Februar 1942 aus dem Familienlager Diyatalawa auf Ceylon nach Britisch-Indien verbracht und im Parolelager Bihar interniert wurden. In der Zwischenzeit sind diese Frauen und Kinder in eines der Familienlager übergesiedelt.

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II. in Britisch-Indien

Das Hauptthema bildet in vielen Briefen unserer Internierten die Post aus der Heimat. Durch die Einrichtung der Luftpostverbindung nach Britisch-Indien (die Internierten dürfen einen Luftpostbrief im Monat schreiben) ist vor allen Dingen die Laufzeit der Briefe aus Britisch-Indien verkürzt worden. Die Internierten haben nur beschränkte Schreiberlaubnis - in britisch-indischen Internierungslagern dürfen sie im allgemeinen 2 Briefe in der Woche schreiben -, und sie müssen vielen Angehörigen für Briefe und Liebesgaben danken. Für die Angehörigen besteht jedoch keine Beschränkung bezüglich der Zahl der an den Internierten gerichteten .Briefe. Daher ergeht an alle Angehörigen die Anregung, regelmäßig - etwa alle 14 Tage - an die Internierten zu schreiben. Jeder Brief aus der Heimat, jedes noch so bescheidene Liebesgabenpäckchen bedeutet für die Internierten in Feindesland unendlich viel. Der Angehörige in der Heimat kann allein mit regelmäßigen Briefen und Liebesgaben die Stimmung der Internierten lenken.

Das Auswärtige Amt ist stets in besonderem Maße bemüht, den Postverkehr der Internierten mit der Heimat sicherzustellen. Es lassen sich jedoch infolge der durch die Kriegsverhältnisse bedingten Beförderungsschwierigkeiten Stockungen im Postverkehr und längere Verzögerungen nicht vermeiden. In noch größerem Umfang als früher muss auch mit dem Verlust von Postsendungen gerechnet werden.

An die Internierten können Postkarten und Briefe geschrieben werden. Es empfiehlt sich, Briefbogen nur einseitig zu beschreiben, um die Rückseite nicht auch zu gefährden, falls die Zensorschere wegen des Inhaltes der Vorderseite in Tätigkeit tritt. Familienbilder, soweit es sich um Zimmeraufnahmen handelt, können Interniertenbriefen beigefügt Werden, dürfen jedoch nicht aufgeklebt werden, Die Interniertenbriefe sind verschlossen durch jeden Postkasten einzuliefern. Die Weiterleitung von Briefen auf amtlichem Wege durch Vermittlung des Auswärtigen Amts ist nicht möglich.

Luftpostbriefe sind beim Postschalter abzugeben. Der Luftpostzuschlag ist vom Absender bar am Schalter zu entrichten. Das Aufkleben von Freimarken oder des Luftpostklebezettels ist nicht statthaft.

Auch Pakete können an Internierte geschickt werden; diese sind offen bei den Zollämtern aufzuliefern. Außer Zahlungsmitteln, Rauchwaren, Alkohol, Bücher, Zeitschriften kann den Internierten alles geschickt werden. Durch Vermittlung des Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes, Abteilung Liebesgabensendung für Kriegsgefangene und Zivilinternierte, Potsdam-Babelsberg 2, können Liebesgabenpäcken - auch verlagsneue Bücher — versandt werden.

Es kann nur an die Internierten geschrieben werden, deren genaue Interniertenanschrift bekannt ist. Soweit die Interniertenanschrift nicht bekannt ist, sind zunächst Ermittlungen bei dem Auswärtigen Amt, Berlin W 8, Kronenstrasse 10, einzuleiten.

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Anmerkungen

(35)

Anmerkung: Vom Deutschen Orient Verein in Berlin sind von Dezember 1941 bis Juni 1942 den deutschen Internierten in Britsch-Indien dankenswerter Weise Medikamente und zahnärztliche Instrumente in einem Gesamtwert von 7.470 RM zur Verfügung gestellt worden. Auf Veranlassung des Auswärtigen Amts sind vom Deutschen Roten Kreuz 304 Pakete Vitaminpräparate an die Internierten des Lagers Dehra Dun und Nr. 17 abgegangen. Weiter hat das Rote Kreuz den alten und kranken Internierten des Lagers Dehra Dun einen Betrag von 3.000 Rupies zur Verfügung gestellt. Diese Sendungen waren für die Internierten von besonderem Wert und sind mit großer Freude empfangen worden.

(36)

Durch den Schweizerischen Schutzmachtvertreter ist den deutschen Lagerführern in Britisch-Indien der Wunsch der innerdeutschen Behörden übermittelt worden, dass die Einrichtung von Fachlehrgängen zur beruflichen Weiterbildung der Internierten mit allen Mitteln zu fördern ist, und zwar:
a) zur Vorbereitung auf Prüfungen an höheren Schulen, Hochschulen, Fach- und Berufsfachschulen, Fachschulen des Handwerks,
b) zur Aus- und Fortbildung in kaufmännischen, technischen, landwirtschaftlichen, akademischen und verwandten Einzelberufen,
c) die allgemein bildende Berufsförderung.
Das für diese Lehrgänge erforderliche Unterichtsmaterial wird den Internierten auf Anforderung der Lagerführer durch Vermittlung des Präsidiums des Deutschen Roten Kreuzes kostenlos zur Verfügung gestellt.

(37)

Die in Britisch-Indien interniert gewesenen deutschen Seeleute sind im Juni d. Js. nach Kanada verbracht worden und befinden sich dort im Camp 33.

(38)

Die zuversichtliche Stimmung der Internierten ist zum großen Teil der tüchtigen Lagerleitung zu verdanken, deren bewährter Vorsitzender,. : der bekannte deutsche Arzt und Landesgruppenleiter, Dr. Urchs aus Bombay ist. Seit Beginn der Internierung steht, er unentwegt auf seinem schwierigen Posten als Lagerleiter; die berechtigten Interessen der Internierten werden auf seine Anregungen hin durch die Schutzmacht (Schweizerischer Generalkonsul Dr. Sonderegger in Bombay bestens vertreten.

(39)

Der Deutsche Orient-Verein hat den Internierten Bücher im Werte von 2.992 RM und Liebesgabenpakete für 556 RM zukommen lassen.

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