Feb 152003
 

„Mariä Lichtmess“ markiert die deutlich zunehmende Helligkeit

Von Dieter Vornholz

Auf den 2. Februar fällt eines der Feste aus dem Marienzyklus: Mariä Lichtmess. Für den Zeitpunkt und den Inhalt gibt es religiöse Begründungen. Der Tag wird festgelegt durch die alte mosaische Regel, dass ein Kind (spätestens) 40 Tage nach der Geburt zum Tempel zu bringen sei. Im Christentum wurde das Fest etwa um 450 in Jerusalem und um 650 in Rom eingeführt. Da als Ausgangspunkt nicht immer der 25. Dezember, sondern auch der 6. Januar war, wurde in manchen Gegenden nicht am 2., sondern am 14. Februar gefeiert. Dies ist wiederum der Ursprung des Valentinstages.

Unabhängig vom religiösen Inhalt waren mit „Mariä Lichtmess“ für Bauern und Handwerker Regeln gegeben, die deutlich Kalendercharakter haben und im Zusammenhang mit den Lichtverhältnissen stehen. Für die Bauern begann die Feldarbeit, die Handwerker arbeiteten nicht mehr bei Kunstlicht, das nach dem Gedenktag an den Erzengel Michel am 29. September eingeschaltet worden war. Anfang Februar wird offensichtlich, dass sich die Länge des lichten Tages deutlich vergrößert. Die folgende Bauernregel geht darauf ein:

„Zu Stephanie a Muckngahn, zu Neujahr a Hahnentritt, zu Heilig Drei König a Hirschensprung und zu Maria Lichtmess a ganze Stund.“ Gemeint ist damit, dass sich die Länge des lichten Tages wie folgt vergrößert: Zu Stephanie (am 26. Dezember) einen Mückenschritt (also ganz winzig); zu Neujahr einen Hahentritt (ein wenig); am Tag der Heiligen Drei Könige (am 6. Januar) einen Hirschsprung (ein beachtliches Stück); zu Mariä Lichtmess (am 2. Februar) eine ganze Stunde. Die genaue Zunahme der Tageslänge vom 21. Dezember, dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende, beträgt in Bremen bis St. Stephan (am 26. Dezember) eine, bis Neujahr sieben, bis zu den Heiligen Drei Königen 15 und bis Mariä Lichtmess 93 Minuten – also deutlich mehr als eine Stunde. Berechnet man diese Werte jedoch für einen Ort auf 45 Grad nördlicher Breite, so erhält man für den Zeitraum vom 21. Dezember bis Mariä Lichtmess nur 65 Minuten. Hieraus kann man schließen, dass die Bauernregel ihren Ursprung nicht im hohen Norden, sondern im Süden hat.

Die Zunahme der Tageslänge sieht sinusförmig aus, sie ändert sich nach dem 21. Dezember zunächst nur um Sekunden und erreicht am 21. März zur Tagundnachtgleichen ihr Maximum mit vier Minuten pro Tag. Um den 2. Februar wird diese Kurve recht steil, so dass die Tage für alle sichtbar heller werden.

Mariä Lichtmess war bis 1912 offizieller Feiertag und ein wichtiger Termin, der „Schlenkeltag“. Nach Schmellers Bayerischem Wörterbuch ist „schlenkeln“ der Ausdruck für das Ausscheiden von Knechten und Mägden: Zu Lichtmess wechselten sie ihre Dienstherren, das neue Arbeitsjahr begann. So ist es auch nicht verwunderlich, dass zu diesem Zeitpunkt das Wetter genau beobachtet wurde.

Ob die damit verbundenen Bauernregeln zutreffen, kann in den nächsten Wochen leicht überprüft werden. Sie lauten zum Beispiel: Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell. Oder: Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein, Lichtmess trüb, ist dem Bauern lieb. Der Lichtmess-Sonnenschein, bringt großen Schnee herein. Lichtmess im Klee, Palmsonntag im Schnee. Weiße Lichtmess – grüne Ostern.

Weser Kurier vom 01.02.2003


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