Nov 112012
 

Kein Platz mehr für Weisse

Von Günther Schultz, 1958

Das Ende der Überseemission

„Es ist allgemein bekannt, dass die britische Kolonialherrschaft vorbei ist. Aber weniger bekannt ist, dass das Zeitalter ausländischer Missionare in Indien ebenfalls vorbei ist. Als Folge des ersten Ereignisses haben wir eine Art Revolution im Staat und in der Gesellschaft Indiens; als Ergebnis des zweiten sind Resolutionen so ziemlich das einzige, was geschieht.“

Das schrieb David Chellappa, Bischof in Madras[1]. Etwas sarkastisch charakterisiert er dann die Haltung bestimmter Missionare: sie hätten zwei Richtlinien für ihr Verhalten, eine bewusste und eine unbewusste; die bewusste lautet:

„Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste“;

und die unbewusste:

„Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit“[2].

In der Tat: Resolutionen gibt es in jeder gewünschten Form und Zahl. Seit der Missionskonferenz von Tambaram haben alle Versammlungen dieser Art Beschlüsse über das neue Zeitalter in der Mission gefasst. So war es in Whitby und Willingen; so war es auch in Achimota, im afrikanischen Staate Ghana, wo um die Jahreswende 1957/58 eine neue internationale Missionskonferenz tagte. Trotz dieser guten Proklamationen wächst aber die Unruhe unter den Vertretern der Kirchen in Asien und Afrika, besonders unter ihren jüngeren Laienmitgliedern. Sie können einfach nicht erkennen, dass aus den theologisch wohlbegründeten Resolutionen die nötigen Konsequenzen gezogen werden. Sie erleben vielmehr in den Kirchen Europas und Nordamerikas, bei ihren Missionsgesellschaften und Missionaren, eine Haltung, die schon längst anachronistisch geworden ist. Darum ist es Zeit, dass wir die Missionspraxis in unseren Kirchen untersuchen und, wo es nötig ist, auch ändern. Vor allem werden wir die Form unserer Überseemission kritisch prüfen müssen[3]. Es könnte sonst geschehen, dass eine ökumenische Zusammenarbeit aller evangelischen Kirchen in der Welt wenigstens zeitweise unmöglich wird. Jedenfalls könnte es geschehen, dass unsere westliche Haltung die Arbeit der Weltmission ganz wesentlich behindert.

Der Anfang der Weltmission

Man hat das neunzehnte Jahrhundert das Jahrhundert der Weltmission genannt. Ebenso könnte man unsere Zeit heute so nennen. Die Missionsarbeit der westlichen Kirchen hat nämlich erreicht, dass heute in allen Gebieten der Erde christliche Kirchen sind. Damit hat sie zugleich die Voraussetzung dafür geschaffen, dass nun in allen Gebieten der Erde viel intensiver und umfassender Mission getrieben werden kann als bisher. Die Möglichkeiten, bis an die Enden der Erde zu kommen, sind heute größer als jemals vorher.

Wir scheinen aber heute auch noch in einem anderen Sinne am Anfang eines neuen Missionszeitalters zu stehen. War bisher meistens von einzelnen oder Missionsgesellschaften Mission getrieben worden, so fühlen sich heute die Kirchen in der ganzen Welt, ihre Synoden und Verwaltungen, selbst dafür verantwortlich. Jüngstes Beispiel dafür ist bei uns die westfälische Landessynode[4]. Andere Kirchen, besonders in Nordamerika und Holland, aber auch bei uns im Rheinland, sind hier schon vorangegangen.

Am deutlichsten ist das aber bei den Kirchen in Asien und zum Teil auch schon in Afrika. Dort identifizieren sich die Kirchen geradezu mit der Missionsarbeit. Wenn in Indien zum Beispiel von Kirchen geredet wird, wird auch von Mission gesprochen, und wenn man dort von kirchlicher Ausbildung spricht, meint man die Ausbildung für die Evangelisation. Was in unseren Kirchen als Ergebnis theologischen Nachdenkens allmählich erkannt wird, ist dort ganz selbstverständlich Grundlage des Bewusstseins. Sie alle wollen den Menschen ihres Bereiches Christus verkündigen und sie in ihre Gemeinde eingliedern. Bestes Beispiel dafür ist vielleicht die Konferenz von Prapat in Indonesien, auf welcher sich alle Kirchen Süd- und Ostasiens, Australiens, Neuguineas und Afrikas grundsätzlich als Missionskirchen in diesem Sinne verstanden[5]. Vielleicht kommt es daher, dass alle diese Kirchen einmal von Missionaren gegründet wurden. Es ist wahrscheinlich die segensreichste und verheißungsvollste Frucht unserer westlichen Missionsarbeit. Was könnten wir uns Besseres wünschen, als dass in jenen durch unsere Arbeit entstandenen Kirchen nun der Wille zur Ausbreitung der Kirche lebendig ist. Jedenfalls ist wohl selten so ernsthaft wie in unserer Zeit geglaubt worden, dass die Herrschaft Christi bis an die Enden der Erde reicht und dass die Kirche wirkliche Kirche nur ist, wenn sie ihre Verkündigung bis an die Grenzen der Welt vortreibt. Selten ist wohl auch die ganze Welt so deutlich und umfassend mit der christlichen Botschaft konfrontiert worden wie heute. Insofern stehen wir also tatsächlich am Anfang einer neuen Epoche der Weltmission.

Die Mission der einen Kirche

Zugleich mit dem Willen zur Mission bewegt die Kirchen Asiens (und Afrikas?) aber auch der Wille zur ökumenischen Zusammenarbeit. Beides gehört der Sache nach zusammen. Wer zum Beispiel in Indien heute Mission treiben will, kann gar nicht anders, als die Gemeinschaft mit den anderen Kirchen zu suchen. Wo immer er auch hingeht, trifft er nämlich auf Vertreter anderer Konfessionen, die ebenso Mission zu treiben wünschen wie er selbst. Und wenn er Indern die Botschaft von Christus verkündigen will, fragen ihn seine Hörer sofort auch nach der rechten Kirche und machen ihn auf die Zersplitterung der christlichen Kirchen aufmerksam. Wenn er also in seiner Mission Erfolg haben will, muss er sich um die Zusammenarbeit der Konfessionen bemühen. Es ist darum auch das beklagenswerte Ergebnis unserer „abendländischen“ Mission in Asien und Afrika, dass wir die konfessionelle Zerrissenheit unserer protestantischen Kirche in die anderen Kontinente exportiert haben. Dort treffen sich nun alle Spielarten aller Konfessionen, die sich im Laufe von vier Jahrhunderten in unseren Ländern entwickelt haben. Sie sind manchmal in kleinen und kleinsten Grüppchen vertreten. Es liegt also auf der Hand, dass dieses Problem angepackt werden muss, wenn wir weiter Mission treiben wollen[6].

Von daher erklärt sich also, dass die Christen in Asien und Afrika so sehr auf die ökumenische Einheit der Kirchen aus sind und dass sie Kirchenunionen zu schaffen versuchen, wo immer sie können. Nur so lässt sich auch erklären, dass sich die „Kirche von Südindien“ (Church of South India) unter dem Gesichtspunkt gebildet hat, gemeinsam Mission zu treiben, und dass sie über dieser gemeinsamen Aufgabe die Fragen einer einheitlichen Lehre und eines einheitlichen Amtes zurückgestellt hat. Ihre Vertreter wollten nur die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie ihren Missionsauftrag erfüllen konnten. Dabei war ihnen die Zugehörigkeit zu einer Konfession eher ein Zufall, der sie behinderte, als ein Erbe, das zu pflegen sie sich verpflichtet fühlten.[7]

Es ist also verständlich, dass in einem Lande wie Indien ökumenische Zusammenarbeit zuerst als die Zusammenarbeit jener verstanden wird, die in einem bestimmten, geographisch zu beschreibenden Gebiet vor der gemeinsamen Aufgabe stehen, in ihrer Umgebung Evangelisation zu betreiben. Wo wir in Europa bei dem Stichwort „Ökumene“ immer zuerst an eine internationale Zusammenarbeit denken und wo wir ökumenisch schon nennen, wenn sich eine Gruppe von Konfessionsverwandten zu einem Weltverband zusammenschließt, denken unsere Freunde in Asien und Afrika zuerst an den Zusammenschluss von verschiedenen Konfessionen zu gemeinsamer Missionsarbeit in einem bestimmten Gebiet. Sie sind es darum auch, die in den ökumenischen Gremien mehr als die westlichen Vertreter auf Einheit und gemeinsame Aktionen drängen.

Stellvertretende Mission

Unterscheiden sich die Kirchen in Asien und Afrika von uns schon gelegentlich im Verständnis dessen, was Ökumene ist, so wird dieser Unterschied noch deutlicher, wenn es sich um die Frage handelt, wie die Kirchen verschiedener Erdteile, Nationalitäten und Rassen in der Weltmission zusammenarbeiten können. Die Missionskonferenz von Whitby hatte dafür die Formulierung gefunden: partnership in obedience – Zusammenarbeit im Gehorsam. Sie war davon ausgegangen, dass die Kirchen Asiens und Afrikas als wirkliche Kirchen im vollen Sinne des Wortes zu verstehen seien und dass darum, wo immer man sich begegnete, diese Begegnung nur auf der Ebene gleicher Verantwortung und gleichen Rechtes für alle geschehen könne. Seit damals hätte es selbstverständlich sein müssen, dass die westlichen Kirchen die Zusammenarbeit mit den Kirchen in Afrika und Asien suchten und nur dort selbst arbeiteten, wo die Voraussetzungen für eine respektvolle Zusammenarbeit geschaffen waren. Die Missionskonferenz von Willingen ging noch über die Feststellungen von Whitby hinaus. Sie stellte fest, dass der Missionsauftrag Jesu Christi der ganzen Kirche in aller Welt gegeben sei und dass die Kirchen auch da, wo sie durch Rasse oder Konfessionen geschieden sind, durch eben diesen Auftrag Christi und durch den Gehorsam gegenüber seinem Gebot geeint seien[8].

Wenn diese von Bischof Chellappa apostrophierten Resolutionen überhaupt eine Bedeutung haben sollen, können sie nur folgendes meinen:

  • Wo sich eine besondere Missionsaufgabe zeigt, gilt der Auftrag Christi, Mission zu treiben, der ganzen Kirche.
  • Wenn in Gebieten solcher besonderen Aufgaben schon eine christliche Kirche ist, gilt der Auftrag Christi zunächst und vor allem eben der Kirche oder den Kirchen jenes Gebietes[9].
  • Wenn die Kirchen dieses Gebietes ihren Missionsauftrag zu erfüllen versuchen, tun sie das stellvertretend für die ganze Kirche Jesu Christi und also auch stellvertretend für die Kirchen in anderen Gebieten. Diese anderen Kirchen werden die Arbeit ihrer Partner in jenem Gebiet dankbar als ihre eigene Arbeit erkennen und mit ihren Gebeten begleiten.
  • Wenn die Kirchen solcher Missionsgebiete die Hilfe ihrer Partner aus anderen Ländern brauchen – sei es, dass sie Geld oder Mitarbeiter brauchen – dann werden sie solche Hilfe erbitten, und ihre Partner werden einer solchen Berufung folgen müssen. Es handelt sich ja immer um einen Auftrag, der der ganzen Kirche und also auch ihnen selbst gegeben wurde.
  • Erst wenn die Kirche eines solchen fernen Gebietes aus irgendwelchen Gründen keine Mission treiben will oder kann, oder wenn es in der Nachbarschaft eines solchen Missionsgebietes keine Kirche geben sollte, kann eine andere Kirche den Missionsbefehl Christi auf sich beziehen und aus eigener Verantwortung Missionare in jenes Gebiet senden.

Das meinen die Beschlüsse von Whitby und Willingen. Ihre Folgerungen müssen also beherzigt werden, wenn die Kirche den Missionsauftrag ihres Herrn ernst nimmt und wenn die verschiedenen Kirchen in der Weltmission zusammenarbeiten wollen.

Kirchlicher Kolonialismus

Natürlich sind diese Resolutionen schon beachtet worden, und natürlich haben unsere Missionsgesellschaften ihre Praxis schon darauf auszurichten versucht. Auf den Missionsfeldern in Asien und Afrika hat sich denn auch schon einiges geändert. In den meisten Kirchen Asiens wird die Leitung und Verwaltung schon von Einheimischen ausgeübt. Selbst von den afrikanischen Missionsfeldern und von so fernen Bereichen wie Neuguinea kommen immer mehr Nachrichten, die von einer ähnlichen Entwicklung reden. Wo diese ehemaligen Missionskirchen selbständig geworden sind, gilt überall auch der Grundsatz, dass sich die ausländischen Missionare der einheimischen Kirchenleitung unterstellen und dass sie sich besonders in Verwaltungsangelegenheiten ihrer Kirche dort nicht einmischen. Ja, es gilt sogar der Grundsatz, dass Missionare nicht mehr ausgesandt werden, wenn sie nicht von der überseeischen Kirche eingeladen wurden. Unsere Missionsliteratur registriert solche Verbesserungen regelmäßig und nicht ohne Stolz. Dennoch bleibt die Frage, ob wir den Geist dieser Resolutionen wirklich erfüllt haben – ja, ob diese Resolutionen selbst überhaupt schon klar und deutlich genug sind. Wir müssen heute fragen, ob die Beschlüsse von Whitby und Willingen den großen Veränderungen, die sich in den Kirchen Asiens und Afrikas immer weiter vollziehen, noch angemessen sind. Schon, dass bei uns so viel darüber geredet wird und dass unsere farbigen Freunde immer wieder darauf zu sprechen kommen, sollte uns stutzig machen; und dass in Indien heute ein Buch („Revolution in Missions“) erscheint, welches sich auf dreihundert Seiten mit diesen Problemen befasst, sollte uns aufhorchen lassen. – Ist unser Verhältnis zu jenen Kirchen wirklich in Ordnung? Alle Zeichen sprechen dafür, dass es nicht in Ordnung ist. Es sieht im Gegenteil so aus, als hätten wir kaum umgelernt und als trieben wir immer noch etwas, was man heute „kirchlichen Kolonialismus“ nennen muss, auch wenn wir uns theoretisch damit keinesfalls identifizieren wollen und auch wenn wir glauben, wir seien mit unserer Missionspraxis schon ganz modern. Das mag zunächst einen theologischen Grund haben. Wir interpretieren nämlich den Missionsbefehl aus Matth. 28 immer noch so, wie unsere Vorfahren ihn vor zweihundert und mehr Jahren verstanden haben und verstehen mussten. Damals und auch noch lange danach musste ja das Wort Jesu „Gehet hin in alle Welt …“ ganz wörtlich genommen werden, und die diesen Befehl hörten, mussten wirklich „hingehen“ in ferne Länder „und Jünger gewinnen“[10]. Inzwischen haben sich aber die Voraussetzungen insofern geändert, als es heute in fast allen Gebieten der Erde christliche Kirchen gibt. Darum gilt der Missionsbefehl Christi in Asien heute also zuerst den Christen in Asien, in Afrika zuerst den Jüngern Christi in Afrika und in der Bundesrepublik zuerst den christlichen Kirchen in der Bundesrepublik[11]. Für uns kann also der Auftrag Christi zunächst nur heißen, dass wir bis an die Enden der Bundesrepublik – vielleicht auch: bis an die Enden des gesamten Deutschland! – gehen. Wenn wir diese Interpretation, die schon bei der Konferenz von Willingen eine Rolle gespielt hat, annehmen, müssen wir auch unsere Missionspraxis ändern. Dann können wir nämlich nicht mehr annehmen, dass wir den Befehl Christi schon dann erfüllt haben, wenn wir gelegentlich ein paar Missionare nach Übersee schicken, während wir uns zu Hause damit begnügen, die Menschen unserer eigenen Umwelt nur hier und da einmal mit der christlichen Botschaft anzutippen, uns im Übrigen aber auf den sakralen Bereich von Liturgie und theologischer Predigt beschränken und hoffnungsvoll darauf warten, dass die Leute einmal zu uns kommen werden. Wir werden auch und zuerst in der Heimat zu ihnen „hingehen“ müssen. Jedenfalls sind wir immer noch in der Gefahr, uns zwar um überseeische Arbeitsgebiete zu bemühen, dabei aber den Arbeitsgebieten vor unserer Tür auszuweichen.

Im Übrigen sind es aber wohl „nichttheologische Faktoren“, das heißt, es sind bestimmte eingefahrene Denkschemata, die uns den Missionsauftrag Christi heute missverstehen lassen. Da ist zunächst das konfessionelle Missverständnis, als müssten wir weiter Missionare nach Übersee schicken, damit das konfessionelle „Erbe der Väter“ gewahrt bleibt – damit die aus unserer Mission hervorgegangenen Kirchen keine theologisch leichtfertigen Unionen eingehen – und damit sozusagen die eigene Fraktion in der ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen nicht geschwächt wird, nachdem sie sich in den Missionsstatistiken gelegentlich so respektabel ausgenommen hatte[12]. Dann begegnet uns das strategische Missverständnis, als müssten wir im Kampf zwischen Kommunismus und christlichem Abendland unsere wankenden Positionen in Afrika und Asien halten und kräftigen, und als ginge das nur, wenn wir durch immer mehr Missionare unsere Erfahrungen mit dem totalitären Erbfeind dort fruchtbar machen. Das strategische Missverständnis liegt aber auch vor, wenn wir sagen, die alten Großreligionen des Ostens erwachten überall neu, die entscheidende Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und den anderen Weltreligionen stehe uns heute bevor, und darum müssten wir in jene Länder gehen und den Kampf an Ort und Stelle aufnehmen[13].

Ebenso verbreitet ist das romantische Missverständnis, wie Bischof Stephan Neill es genannt hat[14], als müssten und dürften wir in Asien und Afrika zu erreichen versuchen, was wir im eigenen Hause nicht schafften; als sei es uns erlaubt, unser Ideal von Kirche, das uns hier zerbrach, nun nach Übersee zu projizieren. Es ist in der Tat komisch, wie fast jeder Besucher in Übersee bald nach seiner Ankunft dort alles vergisst, was er an seiner Kirche und an seiner Gesellschaft zu kritisieren hatte, und nun den merkwürdigen Versuch macht, seine farbigen Zuhörer für ein Idealbild zu begeistern, von dem er ganz genau weiß, dass es in seiner eigenen Heimat niemals verwirklicht wurde. So kommt es denn ja auch, dass Besucher aus Asien und Afrika bei uns immer so enttäuscht sind, wenn sie sehen, wie weit wir von jenem Ideal entfernt sind, welches ihnen ihre Missionare einst vermittelten.

Am tiefsten wirkt aber wohl das patriarchalische Missverständnis[15], als seien jene Kirchen, die aus der Missionsarbeit unserer Vorfahren entstanden sind, noch nicht ganz reif und jedenfalls noch nicht kräftig genug, um die Auseinandersetzung mit ihrer gefährlichen Umwelt zu bestehen; und als müssten wir sie wenigstens theologisch noch stützen, damit sie dem Synkretismus und sonstigen Häresien nicht erliegen. Einige Beispiele aus der deutschen Missionsliteratur der allerletzten Zeit mögen zeigen, wie sehr diese Fehlurteile in unserem Missionsbetrieb immer noch wirken: „Im Angesicht der wachsenden Anfechtung der jungen Kirchen durch die so oft beschriebenen Gefahren des sich überschlagenden Nationalismus, des Wiedererwachsens der heidnischen Religion und der propagandistischen Kraft des Kommunismus (sc. müssen wir) unseren Bruderkirchen in Asien und Afrika zum demütigen Dienst zur Verfügung stehen, ihnen die Zeugen des Evangeliums durch hervorragende Theologen, Ärzte und Experten auf jedem Gebiet zur Verfügung stellen; ihnen helfen, aus der Erfahrung der langen Kirchengeschichte her die Auseinandersetzungen mit den Häresien zu führen und ihnen helfen, die Geister zu unterscheiden“[16]. – „Die aus den Missionsfeldern entstandenen Kirchen sind der Auseinandersetzung (sc. mit dem Bildungshunger ihrer Völker, dem technischen Fortschritt, dem Nationalismus, den nationalen Religionen und dem Zusammenbruch der sozialen Ordnungen) kaum gewachsen, da die Ausbildung der einheimischen Pastoren noch nicht ausreicht“[17]. – Ein Missionsinspektor hält es zwar für nötig, dass wir uns vom abendländischen Sendungsbewusstsein reinigen, hält aber dennoch auch eine Integration der Missionare in die ehemaligen Missionskirchen für nötig, „weil sie ungesichert sowohl dem Ansturm des wiedererwachten Heidentums wie auch des atheistischen Materialismus ausgesetzt“ seien[18]. – Ein anderer meint: „(sc. bei den jungen Kirchen hat) mit dem Maß der organisatorischen Ausgestaltung nicht immer die innere Kraft Schritt gehalten … In der Praxis wird alles davon abhängen, dass den jungen Kirchen immer eine wirkliche Förderung und Stärkung ihres Lebens (sc. durch die westlichen Missionare) zuteilwird“[19]. Diese Beispiele aus den verschiedensten Lagern lassen sich beliebig vermehren. Sie alle zeigen, dass unsere Kirchen und Missionsfachleute durchaus bereit sind, den Kirchen Asiens und Afrikas die Selbstverwaltung zuzugestehen. Sie sind aber nicht bereit, ihnen die eigene Verantwortung und die eigene Initiative zuzutrauen. Sie glauben einfach nicht, dass die Kirchen dort auch ohne Missionare den heiligen Geist haben können.

Die Einbahnstraße

Bei allen angeführten Beispielen zeigt sich aber auch, dass das Misstrauen gegen die „jungen Kirchen“ von alten Vorurteilen des weißen Mannes gegenüber den Farbigen lebt. Das patriarchalische Verantwortungsgefühl ist dabei nur eine andere Form des Überlegenheitsgefühls, das der Mensch des technischen Zeitalters gegenüber den „rückständigen Gebieten“ entwickelt hat. Man kann also durchaus vermuten, dass sich unsere Missverständnisse der heutigen Missionssituation aus dem typischen Irrtum des Westens herleiten, der Fortschritt der Technik begründe auch eine philosophische und moralische Überlegenheit. Es gibt unter uns genug Stimmen, die darauf hinweisen, dass dieses Überlegenheitsgefühl ganz unbegründet ist. So machte kürzlich ein Nobelpreisträger für Physik, Professor Blocket, darauf aufmerksam, dass uns der Nahe und Ferne Osten bis vor dreihundert Jahren technisch durchaus überlegen gewesen sei und dass sich dies erst um 1800 zu unseren Gunsten geändert habe[20]. Dennoch scheint der koloniale und „missionarische“ Dünkel bei uns sehr tief zu sitzen. Seitdem der populus Romanus einen ähnlichen Komplex entwickelte und zugleich damit seinen eigenen Untergang vorbereitete, scheint er unausrottbarer Bestandteil des abendländischen Bewusstseins geworden zu sein. Wir haben uns jedenfalls gegen die Hunnen und Türken, die Indianer und Juden, die Hottentotten und Russen immer ähnlich verhalten. Dabei kann niemand, der so daherredet, den Beweis dafür antreten, dass unsere geschichtliche Erfahrung uns irgendetwas eingebracht habe. Wir sind doch mit dem Zusammenbruch unserer alten sozialen Ordnungen, mit unserem Nationalismus, mit unserem Aberglauben und mit unserem Atheismus keineswegs fertig geworden; jedenfalls nicht so, dass wir uns nun als Experten aufspielen könnten. Darum zeugt ein solches Gerede denn auch von einer Unbußfertigkeit, die einer Kirche gar nicht steht, und von einer Unbrüderlichkeit, die uns im „Zeitalter der Ökumene“ erschrecken müsste. Was aber solche Redensarten und Vorurteile für unsere Mitchristen in Asien und Afrika bedeuten müssen, können wir am besten erkennen, wenn wir die Gegenprobe machen. – In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg haben uns viele Freunde aus Asien und Afrika besucht. Zu den Diplomaten und Studenten, die schon immer einmal bei uns waren, kamen nun auch die ökumenischen Besucher bei unseren Kirchentagen, bei unseren Missionsgesellschaften und bei den ökumenischen Konferenzen. Asiatische und afrikanische Mitarbeiter des Weltrates der Kirchen haben uns sogar von Amts wegen besucht und von Amts wegen unter uns ihre Studien gemacht. Dabei haben sie natürlich die Hintergründe und Schatten  unseres Betriebes ebenso gesehen, wie umgekehrt wir westlichen Besucher im Orient die dortigen Schwächen meist recht schnell erkennen. Viele Gespräche beweisen denn auch, dass sie uns sehr schnell durchschaut haben. Vor allem haben sie erkannt, dass wir die ethischen Probleme der modernen Industriegesellschaft kaum bewältigt haben und dass wir in unseren theologischen Auseinandersetzungen mit dem rationalen Geist des technischen Menschen noch keineswegs zu einem Ergebnis gekommen sind. Auch unserer theologischen Arbeit stehen sie meist recht skeptisch gegenüber. Denn was wir theologisch neu erkannt zu haben meinen, unterscheidet sich oft so sehr von dem, was unsere Freunde einmal durch ihre Missionare lernten, dass sie jetzt das Empfinden haben, wir bewegten uns nicht mehr innerhalb des Glaubens der Väter. Jedenfalls sind sie voller Kritik, wenn sie vom Westen und von den westlichen Kirchen reden.

Was würden wir nun sagen, wenn sie ihrerseits ein Gefühl der Überlegenheit über den Westen entwickelten und wenn sie unsere Länder zu ihren Missionsgebieten erklärten? Was würden wir sagen, wenn sie uns anböten, Professoren ihrer eigenen Colleges und Seminare an unsere Fakultäten zu schicken, damit sie unseren Pfarrernachwuchs im Glauben unserer Vorfahren unterrichteten? Was würden wir sagen, wenn sie uns mitteilten, unser Kampf gegen den Kommunismus sei völlig unrealistisch, und wenn sie uns aufforderten, einige ihrer Experten in weltanschaulichen Auseinandersetzungen bei uns gegen die ideologische Infiltration aus dem Osten arbeiten zu lassen? Was würden wir sagen, wenn sie unsere konfessionellen Streitigkeiten kritisierten und uns einige Vorkämpfer aus ihren Unionsverhandlungen anböten, damit sie bei uns für den konfessionellen Frieden arbeiten könnten? Was würden wir sagen, wenn sie uns einige Pastoren aufzudrängen versuchten, damit sie unser lahmes Gemeindeleben und den unchristlichen Wandel in unseren Gemeinden besserten? – Dass solche Reaktionen der Farbigen nicht gar so fernliegen, zeigen einige buddhistische Gruppen in Ceylon und Burma. Sie haben aus ihren Beobachtungen des Abendlandes solche Konsequenzen gezogen und bilden darum schon Missionare aus, die uns endlich zur Menschlichkeit bekehren sollen. – Was sagen wir also dazu? Es ist anzunehmen, dass wir genau dasselbe erwidern, was sie uns sagen, wenn wir ihnen mit den verschiedensten Argumenten einreden wollen, sie brauchten unsere Hilfe. Auch wir würden solche unbrüderliche Einmischung ablehnen und sie für einen Eingriff in ein fremdes Amt halten[21]. Dass wir eine solche Einmischung in unsere Angelegenheiten ablehnen, zugleich aber unsere Einmischung in die geistliche Verantwortung jener Kirchen anbieten, macht einmal mehr deutlich, wie sehr unser Verkehr mit den asiatischen und afrikanischen Kirchen immer noch dem Verkehr auf einer Einbahnstraße gleicht. Eben diese Eingleisigkeit stößt aber jene Prinzipien um, die theoretisch so einwandfrei in Whitby und Willingen formuliert wurden. Denn mit solcher Eingleisigkeit kann man weder Partnerschaft noch eine gemeinsame Verantwortung für die Ausbreitung des Evangeliums in der ganzen Welt exerzieren. Diese Eingleisigkeit besteht selbst dann noch, wenn die Selbstverwaltung der orientalischen Kirchen respektiert und wenn Missionare nur dann ausgesandt werden, wenn sie von den überseeischen Kirchen ausdrücklich eingeladen wurden. Man darf dabei nämlich nicht übersehen, dass in vielen leitenden Gremien jener Kirchen Missionare immer noch eine entscheidende Rolle spielen und dass sie manchmal jahrelang zäh darauf hinwirken, dass die eine oder andere Einladung ausgesprochen wird. – Man übersehe vor allen Dingen aber nicht, dass unsere Partner in Asien wegen ihrer Anlage und wegen ihrer Erziehung eine völlig andere Auffassung von Höflichkeit haben als wir. Sie finden es nun einmal unerzogen und unfein, einen deutlich ausgesprochenen und zäh wiederholten Wunsch eindeutig und klar abzulehnen.

Mehr noch als ihre Höflichkeit hindert sie aber ihre Dankbarkeit an einem klaren „Nein“. Fast alle Kritiker unserer westlichen Missionspraxis, und namentlich die Männer der Kirchenleitungen dort, erkennen an, dass das Evangelium einmal durch die Missionare Europas und Amerikas in ihre Gebiete gekommen ist und dass Gott seine Kirche in Asien und Afrika durch westliche Missionare gebaut hat. Diese Dankbarkeit empfinden selbst die Glieder der syrisch-orthodoxen Kirchen in Südindien, die mehr als ein Jahrtausend vor der Ankunft westlicher Missionare schon in Indien waren. Selbst sie erkennen dankbar an, dass sie erst durch den Missionswillen der westlichen Kirchen wieder ihre eigene Missionspflicht erkannt haben. – Also: Selbst die Kritiker unserer Überheblichkeit und unserer unzeitgemäßen Praxis sind aufrichtig und herzlich dankbar für das Missionswerk unserer Vorfahren. Es wird ihnen darum sehr schwer, jene nicht willkommen zu heißen, welche die alte Arbeit ihrer Väter so gerne fortsetzen wollen. Es belastet sie außerordentlich, dass man sie für undankbar oder auch nur für selbstzufrieden halten könnte.

Ehrliche Dankbarkeit und orientalische Höflichkeit sind es also, die unsere Partner ihre Einladungen oft nach langem Zögern aussprechen lassen. Umso unhöflicher ist es von uns, wenn wir ihnen solche Einladungen immer wieder abfordern. Und es wird sogar unanständig, wenn wir diese eigentümliche Bindung unserer Partner sozusagen von vornherein berechnen. Jedenfalls können wir auf solche Einladungen nicht stolz sein. In beinahe allen Fällen hat die Initiative bei uns gelegen. So sind denn auch solche Einladungen unserer Bruderkirchen durch die Art, wie sie zustande kommen, nur ein anderer Ausdruck für die Eingleisigkeit der kirchlichen Beziehungen zwischen West und Ost.

Diese Eingleisigkeit wird auch nicht aufgehoben, wenn wir Vertreter jener Kirchen zu uns einladen, damit sie an unseren kirchlichen Veranstaltungen teilnehmen oder im üblichen Betrieb der Missionsgesellschaften mitmachen. Solche Besucher werden – wenn auch nicht von den Kennern und Fachleuten, so doch von den Gemeinden, jedenfalls bei uns in Deutschland – immer ein wenig wie exotische Wundertiere behandelt. Es gibt mehr als eine bittere Äußerung unserer asiatischen oder afrikanischen Freunde über diese Behandlung. Sie empfinden ganz deutlich, dass sie – ob gewollt oder nicht – plötzlich die Rolle des nickenden Missionsnegers übernehmen und dass sie nur dazu da sind, die Gebefreudigkeit der Versammelten anzuregen. So äußerte kürzlich ein Inder: „Sie wollten gar nicht meine Predigt, auf die hörten sie überhaupt nicht; sie wollten nur meine braune Haut sehen und meine fremden Lieder hören.“ – Eine solche Benutzung unserer orientalischen Partner kann den Graben nur noch vertiefen, den wir durch unsere Überheblichkeit und durch unseren patriarchalischen Überschwang zwischen uns aufgerissen haben. So ist denn trotz aller Besserungen die Eingleisigkeit unseres Missionsbetriebes der Beweis dafür, dass wir immer noch einen kräftigen kirchlichen Kolonialismus pflegen – einen Kolonialismus, der sich in unserem nachkolonialen Zeitalter ganz merkwürdig ausnimmt und der in der christlichen Kirche ein Verrat an dem Auftrag ist, der uns gegeben wurde. Es ist zugleich aber auch besonders gefährlich, wenn wir diese koloniale Eingleisigkeit neuerdings „ökumenische Zusammenarbeit“ nennen. Wir belasten damit nur den hoffnungsvollen Anfang, den die ökumenische Bewegung genommen hat. Und dabei ist diese klangvolle Um-benennung noch völlig sinnlos. Auch sie kann uns in Asien und Afrika nicht von dem Verdacht befreien, dass wir uns immer noch als die Väter und Meister des Glaubens und der Weltmission verstehen.

Der „Nationalismus“

Wir können uns darum gar nicht wundern, wenn bei unseren indischen, chinesischen oder afrikanischen Freunden immer wieder auch antikolo-nialistische Redensarten und Argumente auftauchen. Indem wir so zäh an unserer Vermengung von Missionseifer und abendländischem Sendungsbewusstsein festhielten, haben wir sogar gelegentliche nationalistische Untertöne selbst provoziert. So tragen wir die Verantwortung mit für solche Äußerungen wie die des chinesischen Bischofs K. H. Ting, „durch den Einfluss der Mission und der westlichen Literatur seien sie (sc. die chinesischen Kirchen) dem eigenen Volk entfremdet worden“[22], oder auch für die Anmerkung eines Missionars in Indien, heute sei Nationalismus in Indien nötig, um die Kirchen Indiens überhaupt wirksam werden zu lassen[23]. Wir sind auch mitverantwortlich dafür, wenn in dem besonders ungünstigen Klima Südafrikas große Gruppen von Hereros eine separierte, nationalistisch verfälschte Sektengemeinschaft gründen[24].

Zugegeben, dass solche und ähnliche Taten und Reden uns reichlich nationalistisch erscheinen müssen, haben wir doch kein Recht, alle Äußerungen dieser Art mit dem Verdikt „nationalistisch“ zu belegen. Sehr oft zeigt sich nämlich, dass wir ganz berechtigte Wünsche unserer Partner „nationalistisch“ oder gar „kommunistisch“ nennen, weil wir uns diesen Wünschen entziehen und weil wir ganz bestimmte Folgerungen nicht verwirklichen wollen. Wir reden also nur so, um uns gewissermaßen ein leichtes Alibi zu verschaffen. Meistens ist auch das, was wir so schnell nationalistisch nennen, völlig verschieden von dem, was wir bei uns damit bezeichnen. Wenn wir es dann trotzdem mit einem bei uns geläufigen Schlagwort abtun, beweisen wir nur, dass wir die Situation in Asien und Afrika überhaupt nicht verstanden haben[25]. Was wir so vorschnell Nationalismus nennen, ist in Wahrheit meistens Antikolonialismus. Es ist der Versuch der ehemaligen Kolonialvölker, die politische, wirtschaftliche und kulturelle Herrschaft des Westens endgültig abzuschütteln und die eigene Geschichte selbst zu gestalten und zu verantworten. Ein solches Ziel zu verdammen, haben wir überhaupt kein Recht. Denn wenn sich dieser Antikolonialismus gegen uns richtet, liegt es ja nur daran, dass wir wenigstens noch auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet festzuhalten versuchen, was wir politisch verloren haben. Und wenn dieser Antikolonialismus gelegentlich sogar antichristliche Züge annimmt und zur Wiederbelebung der alten Volksreligionen unter antichristlichen Vorzeichen führt[26], und wenn das manchmal zu gewaltsamen Akten gegen ein christliches Missionszentrum führt[27], dann büßen wir nur dafür, dass wir ein legitimes Ziel jener Völker so lange zu unterdrücken versuchten. Auch wenn ein solcher Antikolonialismus in den christlichen Kirchen auftaucht, ist er durchaus legitim, sofern es ihm darum geht, die Frage zu lösen: wie kann ein echter Christ zugleich ein echter Asiate oder ein echter Afrikaner sein[28]. Auch jene ostasiatische Kirchenkonferenz vom März 1957 in Prapat, zu welcher Kirchenvertreter aus vierzehn Nationen zusammenkamen, ist ja nur ein Bestandteil jenes berechtigten Antikolonialismus. Wenn wir uns im kirchlichen Raum dagegen wehren, tun wir es immer noch auf Grund von Prinzipien, die uns in der kolonialen Ära leiteten. Dabei kommen wir dann ganz selbstverständlich sehr schnell in die Nachbarschaft jener Mächte und Gewalten, die wie in Syrien und Ägypten, in Algerien und in Südafrika sogar auch die politische Vorherrschaft des Westens noch einmal wiederherstellen wollen. Wer also den Antikolonialismus jener Völker und ihrer kirchlichen Vertreter verdammt, zeigt nur, dass er das Heil in einer Verwestlichung der Welt sucht – und in einer Verwestlichung der Kirchen, ihres Kultus, ihrer Sitten und ihrer Theologie. Aber eine solche Verwestlichung hat mit rechter Mission überhaupt nichts mehr zu tun.

Die politische und soziale Revolution

An unserer Missionspraxis wird sich nur etwas ändern, wenn wir den Kirchen in jenen fernen Gebieten zugestehen, dass sie sich auf allen Ebenen ihres Lebens, auch in ihrer missionarischen und theologischen Arbeit, ihre eigenen Wege suchen. Solche Versuche sind die ganz selbstverständliche Aufgabe, die jeder Kirche zunächst einmal für sich selbst gegeben ist. Es ist richtig, dass die Menschen in Asien und Afrika heute vor sehr schwierigen Aufgaben stehen. Fast alle sind erst kürzlich politisch selbständig geworden oder sind gar erst dabei, es zu werden. Für sie alle war die koloniale Beherrschung durch den Westen eine tiefe Zäsur in ihrer Geschichte. Sie alle kamen unter den Einfluss der vom Westen erfundenen Technik und der damit verbundenen Industrialisierung. Für sie alle bedeutete das – wie übrigens auch für uns – dass die alten sozialen und kulturellen Ordnungen auf die neuen Gegebenheiten nicht mehr passten und darum mehr oder weniger lautlos zerbröckelten. Sie alle müssen nun eine Ordnung ihres politischen, sozialen und kulturellen Lebens finden, welche das Zusammenleben auch in einer industriellen Gesellschaft wirklich ordnet. Sie alle haben dafür sehr viel weniger Zeit, als wir es im Westen gehabt haben.

Die eigentliche Schwierigkeit liegt für sie aber darin, dass ihnen die Technik sehr viel fremder ist als uns. Ist sie bei uns sozusagen die natürliche Folge unserer Geschichte und das selbstverständliche Ergebnis unseres Strebens, unsere Umwelt zu rationalisieren und die Probleme unseres Lebens intellektualistisch zu lösen, hat es diese Rolle der Ratio und des Intellektes in Asien und Afrika nie gegeben. Die Technisierung ist dort nicht das Ergebnis einer ideologischen Revolution. Wenn sie die Technik annehmen, dann tun sie es nur, um dieses Instrument des Westens, mit welchem er die technisch „rückständigen“ Völker unterdrückte, möglichst schnell selbst in die Hand zu bekommen. Sie wollen mit ihrer Hilfe nur politisch, wirtschaftlich und kulturell unabhängig werden. Zugleich wird immer deutlicher, dass die Völker Asiens und Afrikas die ideologische Revolution, aus welcher die Technik des Abendlandes hervorgegangen ist, nicht einfach imitieren wollen. Das würde für sie ja bedeuten, dass sie mit ihrer eigenen geistigen Tradition brechen und die geistige Entwicklung des Abendlandes einfach nachvollziehen müssten. Sie wollen vielmehr aus den uralten Traditionen ihrer Kulturen einen neuen Zugang zur Technik und einen neuen Weg, die Technik ethisch zu bewältigen, finden. Sie glauben, dass sie es besser können werden als das christliche Abendland mit seiner Unterdrückung der Kolonialvölker und mit seinen monströsen Weltkriegen. Gandhi kann zum Beispiel nur richtig verstanden werden, wenn man erkennt, dass er hier seine Aufgabe gesehen hat. Ihm ging es gar nicht zuerst um den Kampf gegen die Engländer und um die Ablehnung der Industrialisierung; ihm ging es darum, aus der alten Tradition Indiens neue ethische und soziale Leitbilder für den Menschen eines neuen Zeitalters zu gewinnen. Es spricht nicht für unsere Gandhi-Literatur im Westen, wenn dieses Zentrum seines Wirkens einfach übersehen wird[29]. – Toynbee wird Recht haben, wenn er feststellt, der eigentliche Gegensatz unserer Zeit sei nicht der Gegensatz zwischen Kapitalismus und Marxismus, sondern es sei der Gegensatz zwischen dem kapitalistischen und marxistischen Versuch einer Gesellschaftsordnung auf der einen Seite und dem entsprechenden Versuch der alten Kulturen Asiens und Afrikas auf der anderen[30]. Ähnlich werden wir auch Jawaharlal Nehru verstehen müssen, wenn er vor einigen Monaten sagte, er sei davon beeindruckt, wie sich Amerikaner und Russen immer mehr glichen. Es gibt überhaupt genug Anzeichen dafür, dass zum Beispiel das moderne Indien sich von der bolschewistischen Ideologie Russlands genauso geschieden weiß wie von den Ideologien Westeuropas und Amerikas. Es ist also sehr wohl denkbar, dass wir uns in absehbarer Zeit mit den Russen und Amerikanern zusammen einem Asien gegenüberfinden werden, das mit der Technik besser fertig wird als wir und das uns darum dann auch wirtschaftlich und vielleicht sogar politisch überlegen wird. Angesichts einer solchen Lage ist es fast komisch, wenn wir unsere Freunde in jenen Ländern dazu zwingen wollen, wenigstens noch auf kirchlichem Gebiet unsere kulturellen, ideologischen und manchmal auch theologischen Luftsprünge mitzumachen.

Der „Synkretismus“

Viele verantwortliche Kirchenmänner und Theologen in den orientalischen Kirchen erklären sich heute mit jenen solidarisch, die ihre alten Traditionen den neuen Verhältnissen anzupassen versuchen. So gibt es zum Beispiel in Indien kaum jemand, der sich nicht mit Gandhi und seinen Schülern positiv auseinandersetzt. Manchmal erstreckt sich diese Solidarität sogar auch auf den Kommunismus, und zwar immer dann, wenn innerhalb der wirtschaftlichen und geistigen Strukturen ihrer Länder der kommunistische Lösungsversuch als der angemessenste erscheint. So ist es heute in China[31], so aber auch in der südindischen Provinz Kerala, wo viele Christen der kommunistischen Partei zur Regierungsbildung verhalfen. Walter Freytag wird wohl Recht haben, wenn er dazu auffordert, solchen Brüdern die kirchliche Gemeinschaft nicht aufzukündigen, sondern für sie zu beten, auch wenn ihre Entscheidungen uns fremd sind[32].

Viele Christen in jenen Kirchen verlangen aber wenigstens, dass die theologische und evangelistische Arbeit in positiver Auseinandersetzung mit den kulturellen Traditionen ihrer Völker und Mitmenschen erfolgen solle. So sagt zum Beispiel der chinesische Bischof K. H. Ting:

„Heute wiederholen wir nicht mehr so viel, was wir von anderen gelernt haben; wir haben uns mit unserem eigenen Leben auseinandergesetzt, und unsere Theologie ist auf unser eigenes Leben ausgerichtet… Wir haben viel vom Westen gelernt, aber in diesem Stadium müssen wir zunächst einmal ganz wir selbst bleiben“[33].

Der Vorsitzende der Drei-Selbst-Bewegung in China sagte:

„Wir wollen die chinesischen Christen in die Lage versetzen, die Verantwortung für ihre eigene Kirche zu übernehmen … Wir glauben…, dass eine chinesische Kirche, die das Evangelium völlig selbständig ausbreitet, die chinesischen Christen enger an Christus bindet und sie dazu bringt, dass sie das Evangelium von Christus besser bezeugen können“[34].

Rajaiah D. Paul, Generalsekretär der Synode der Vereinigten Kirche von Südindien und Mitglied des Exekutivausschusses des Weltkirchenrates, beklagt, dass die Christianisierung bisher immer auch Trennung von der Kultur des eigenen Landes bedeutet habe, und fordert, dass dies jetzt aufhören müsse[35]. Vilmos Vajta, der Vorsitzende der theologischen Kommission des lutherischen Weltbundes, stellt fest, dass die Inder gar kein Verständnis für die theologischen Unterschiede aufbringen können, die bei uns im Westen historisch geworden sind, weil sie wegen ihrer eigenen Tradition und ihres Ideals von Toleranz überhaupt kein geschichtliches Verständnis haben[36].

Unter denen, die solche nationalen Programme für ihre Kirchen aufstellen, gibt es nun aber kaum jemand, der das Christentum einfach an seine heimatliche Religion angleichen und das Bekenntnis zu Christus neben andere gleichberechtigte Wahrheiten stellen will[37]. Die meisten von ihnen sehen durchaus die Gefahr, dass das Christentum mit der heimatlichen Kultur identifiziert werden könnte[38]. Aber trotzdem wollen sie alle, dass das Evangelium die Kultur und Religion ihrer Länder zielsicher angreift und dass es zu einer Frage an die Menschen wird, die von den Traditionen ihrer Gesellschaft bis in die verborgensten Falten ihres Unterbewusstseins geprägt wurden. Sie wollen, dass das Christentum auf jene Fragen eine Antwort gibt, die diese Menschen an die Christen ihres Landes richten. Und sie wollen vermeiden, Antworten auf solche Fragen zu geben, die im Westen zwar irgendwann einmal gestellt und beantwortet wurden, die in der orientalischen Umwelt aber ohne jeden praktischen Bezug sind[39]. Es ist für sie darum schon ein Ärgernis, dass alle Arbeit an den theologischen Seminaren und Colleges ihrer Kirchen nach westlichem Stil geschieht und sozusagen die theologischen Auseinandersetzungen des Westens in Asien oder Afrika fortsetzt. Es ist ja auch beklemmend, dass gut drei Viertel aller Examensfragen bei den theologischen Examina in Indien typisch westliche Probleme anschneiden, die in Indien keineswegs zur Tagesordnung gehören. Auch die in allen diesen Ländern verfügbare theologische Literatur ist fast durchweg von Weißen geschrieben oder ein etwas reduzierter Extrakt westlicher Bücher. Vielleicht ist in solchen Ländern schon die Art der theologischen Ausbildung an Colleges, Seminaren und Fakultäten nicht mehr angemessen. In Indien sind zum Beispiel die alten Weisheiten bisher immer vom Lehrer auf die Schüler dadurch vermittelt worden, dass beide in intensiver Lebensgemeinschaft standen. Das war ja auch die Art, in welcher Christus mit seinen Jüngern umging. Es ist nun bei uns Mode geworden, dass wir solche Versuche, das Christentum mit den jeweiligen nationalen Traditionen zu konfrontieren, „synkretistisch“ nennen, als sei der Versuch selbst schon ein erster Schritt zum Abfall vom christlichen Glauben. Schon die Kirchengeschichte lehrt uns aber, dass wir damit Unrecht haben. Wenn diese Kirchen sich nämlich nicht mit ihrer Umwelt auseinandersetzten und wenn sie ihren Völkern das Evangelium nicht in ihrer Sprache vermittelten, müsste es diesen Kirchen ja einmal so ergehen wie den nordafrikanischen Kirchen beim Ansturm des Islam: sie müssten lautlos und ohne Widerstand versinken, weil das Evangelium ein Fremdkörper geblieben war[40].

Dass wir das Gespenst des Synkretismus an die Wand malen, erweckt aber auch hier wieder den Verdacht, dass wir uns nur ein Alibi für den Export unserer eigenen Missionare und unserer eigenen Theologie verschaffen wollen. Schon die Konferenz von Willingen hatte die Zielsetzung der orientalischen Kirchen anerkannt, wenn sie feststellte, das Evangelium sei zwar niemals in der Kultur und im Boden eines Landes verwurzelt, es müsse aber auf sie bezogen sein. Nur dann könne es den Menschen in Asien und Afrika „so dargeboten werden, dass seine zeitgenössische und zwingende Relevanz erkannt werde“[41]. Wenn wir also alle solche Bestrebungen synkretistisch nennen, begehen wir den alten abendländischen Sündenfall noch einmal: wir stempeln zur Häresie, was unserer eigenen theologischen Arbeit fremd ist; und wir erheben unsere eigenen Erkenntnisse zum Maßstab, nach welchem die theologische Arbeit in der ganzen Welt gerichtet wird[42].

Das natürliche Ende der abendländischen Mission

Dass wir mit dem Vorwurf des „Nationalismus“ und des „Synkretismus“ so schnell bei der Hand sind, zeigt nur, dass wir die Verantwortung nicht erkennen, die unseren Freunden in Asien und Afrika auferlegt worden ist. Ja, noch schlimmer: es zeigt, dass wir unfähig geworden sind, in den Kirchen Asiens und Afrikas heute das zu tun, was zu tun nötig ist, oder unseren Freunden dabei einigermaßen sinnvoll zu helfen. Es zeigt, dass die Mission der westlichen Kirchen, so wie sie bisher geübt wurde, sozusagen zu ihrem natürlichen Ende gekommen ist. Dass wir unsere eigene Antwort auf Gottes Anrede: unser Bekenntnis, unsere Theologie und überhaupt unsere Auseinandersetzung mit unserer  eigenen  Umwelt,  ernst nehmen  und dass diese unsere Antwort dadurch auch zum Maßstab unserer Arbeit und unserer Kritik wird, ist nicht verwunderlich. Im Gegenteil, so muss es sein. Denn das Evangelium existiert ja nirgends in dieser Welt geschichtslos. Darum ist auch den Missionaren der vergangenen Epochen gar kein Vorwurf daraus zu machen, dass sie seinerzeit nicht nur das reine Wort Gottes in die fernen Erdteile gebracht haben, sondern zugleich mit dem Worte Gottes auch alle jene „nichttheologischen Faktoren“, in welchem Gottes Wort unter uns seine leibliche Gestalt genommen hatte. Die alten Missionare konnten und sollten gar nicht von dem Erbe ihrer langen und reichen abendländischen Kirchengeschichte abstrahieren. Aber heute müssen sich nun unsere Freunde in Übersee mit der kulturellen Geschichte ihrer eigenen Völker auseinandersetzen. Und dabei können wir ihnen eben kaum noch helfen. Denn ihre Kulturen und auch die lange Geschichte ihrer Traditionen sind uns so fremd, dass es bisher nur ganz wenigen Weißen gelungen ist, hier wirklich tief einzudringen und die Menschen Asiens und Afrikas wirklich zu verstehen.

Darum liegt es denn auch nicht nur an den antikolonialen Tendenzen der Regierungen in jenen Ländern, dass heute kaum noch ein westlicher Missionar dort Pioniermission im alten Stil treiben kann[43]. Es liegt vielmehr an dieser Fremdheit der Geschichte und der Kultur jener Länder, dass ein westlicher Missionar heute das Evangelium dort nicht mehr „so vortragen kann, dass seine zeitgenössische und zwingende Bedeutung erkannt wird“[44]. Was wir in jenen Ländern für die Ausbreitung des Christentums tun konnten, haben unsere Väter getan. Heute sind wir, weil wir auch in unserer Verkündigung an unsere eigene Geschichte gebunden sind, nicht mehr in der Lage, von uns aus fruchtbare Beiträge zu leisten. Es liegt also in der Natur der Sache, dass unsere Missionsarbeit in jenen Kontinenten zu ihrem Ende gekommen ist. Echte Missionsarbeit kann heute nur noch von jenen fortgesetzt werden, die selbst durch die Geschichte und die Kultur der Menschen dort geformt wurden und die darum mit allen Fasern ihres Wesens an der Auseinandersetzung der unwandelbaren christlichen Botschaft mit den geistigen Mächten ihrer Länder beteiligt sind. Wenn wir trotzdem immer noch von uns aus feststellen, was in Asien und Afrika getan werden müsste, wie wir dabei zu helfen hätten und wen wir für diese Zwecke aussenden müssten, dann ist diese Praxis völlig anachronistisch geworden. Sie weiterhin zu üben, heißt: den Missionsbefehl Christi falsch interpretieren oder ihm gar ausweichen; heißt: die Evangelisation in den asiatischen und afrikanischen Ländern eher hindern als fördern[45]; heißt: die notwendige ökumenische Zusammenarbeit aller Kirchen aus Ost und West schon am Anfang ihres Bestehens schwer gefährden.

Die Bedingungen der Zusammenarbeit

Wir sollten darum hören, was unsere Freunde in jenen Bruderkirchen von uns wünschen und wie sie sich eine fruchtbare Zusammenarbeit vorstellen. Wie überall, ist auch hier demütiges Zuhören der Anfang einer echten Gemeinschaft und echter Zusammenarbeit.

  • Sie fordern, dass  nicht mehr  so  viele Missionare aus dem Westen in ihre Kirchen geschickt werden[46]. Dabei wissen sie genau, dass auch der personale Kontakt mit unseren Kirchen nicht abreißen darf, damit aus dem Antikolonialismus in ihren Kirchen nicht doch ein Nationalismus wird[47]. Dennoch sollte die Zahl der Missionare bedeutend eingeschränkt werden. Einmal, weil sie sehr oft Arbeiten verrichten, die auch ein Einheimischer tun könnte; und dann, weil die einheimischen Christen durch die anwesenden Missionare sehr oft daran gehindert werden, ihre eigene Verantwortung wahrzunehmen. Die Zahl ausländischer Missionare sollte aber auch verringert werden, weil heute sehr viel davon abhängt, dass die Nichtchristen in jenen Ländern erkennen, dass das Christentum keine Angelegenheit der westlichen Kultur und kein Überbleibsel der kolonialen Epoche ist. Gerade im antikolonialistischen Stadium der nachkolonialen Ära ist jeder ausländische Missionar ein Argument gegen die Mission. Denn er unterstützt schon mit seiner Existenz jenes Argument, dass das Christentum eine abendländische Angelegenheit sei. Viele westliche Missionare in Indien, Burma und im Vorderen Orient haben sich darum schon selbst gefragt, ob sie zu ihrer Arbeit in Übersee tatsächlich noch von Gott berufen sind[48]. Unsere Freunde in Übersee wollen auch hier einer Verfolgung gar nicht ausweichen; sie wollen unter Umständen sogar dafür leiden, dass sie den Kontakt mit ihren weißen Brüdern nicht abreißen lassen. Wir sollten ihnen ihre evangelistische Arbeit aber nicht dadurch erschweren, dass wir unsere Liebe zur Mission ausgerechnet immer überseeisch interpretieren und in Übersee die antiwestlichen Komplexe der Einheimischen bestärken.
  • Sie fordern, dass wir Missionare nur aussenden, wenn sie von den überseeischen Kirchen auch tatsächlich berufen worden sind. – Wenn wir glauben, dass jene Kirchen im vollen Sinne des Wortes Kirchen sind, kann in der Tat eine einfache Aussendung nicht mehr genügen. Dann kommt eine verbindliche Berufung vielmehr nur dadurch zustande, dass neben die Aussendung der Heimatkirche die Berufung durch die überseeische Kirche tritt. In diesem Zusammenhang bitten uns unsere Freunde auch, für solche Aussendungen nicht mehr die alten Bindungen zwischen den Missionsgesellschaften und „ihren Missionsfeldern“ zu benutzen, sondern eine Berufung nur dann anzunehmen, wenn sie von dem jeweiligen regionalen Rat aller Kirchen in dem betreffenden Gebiet ausgesprochen wurde oder wenn sie von dem jeweiligen nationalen Rat der Kirchen ausgegangen ist[49].
  • Sie fordern, dass die Missionare ökumenisch arbeiten[50]. Diese Missionare sollen nicht mehr die Erhaltung und Mehrung des Bestandes „ihres“ alten Missionsfeldes im Auge haben. Ja, sie sollen bewusst darauf verzichten, ihre eigene Konfession in der fremden Umgebung durchzusetzen oder zu stärken. So erwarten sie von uns auch ganz selbstverständlich, dass wir uns als Missionare allen Entschlüssen der überseeischen Kirchenleitungen bedingungslos fügen. Ebenso erwarten sie von den Missionaren, dass sie ihr Gehalt und ihren Lebensstandard in der neuen Heimat nicht so hoch schrauben, dass sie dadurch zu einer Anfechtung für ihre Kollegen und zu Repräsentanten einer fremden Zivilisation werden[51].
  • Sie fordern, dass die finanziellen Unterstützungen nach neuen Gesichtspunkten gegeben werden. So sollen die ausländischen Missionare die Gelder, welche ihre Missionsgesellschaften oder Kirchen geschickt haben, nicht selbst verwalten, sondern die Verfügung darüber ganz und gar der überseeischen Kirche überlassen. Auch sollen sie keinerlei Forderungen und Vorschriften mit solchen Gaben verbinden oder gar auf dem Umweg über das Geld Kirchenpolitik zu treiben versuchen. Darum bitten sie auch, dass die Zuwendungen nicht mehr von Kirche zu Kirche gemacht werden, sondern dass sie über größere ökumenische Gremien geleitet werden. Am liebsten sähen sie es, wenn in diesen Gremien sowohl die gebenden als auch die empfangenden Kirchen gleichberechtigt vertreten wären. Sie sind außerdem gern bereit, nach dem Maß ihrer eigenen Kräfte zu solchen ökumenisch verwalteten Fonds beizutragen[52].
  • Sie fordern, dass die westlichen Kirchen nicht so sehr Pioniermissionare alten Stils als vielmehr Ärzte, Ingenieure und landwirtschaftliche Fachleute ausschicken. Diese sollen dann nicht so sehr Evangelisation treiben als vielmehr der ganzen Gesellschaft helfen, die gezwungen ist, so schnell und so gut wie möglich mit dem Instrument der Technik fertig zu werden. Pioniermissionare alten Stils können sowieso kaum noch eingesetzt werden. Für sie gibt es keine Verwendung mehr[53]. So etwa sehen die Bedingungen aus, unter denen sich unsere überseeischen Bruderkirchen noch eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen können. Wenn uns daran liegt, werden wir ihre Wünsche beachten müssen.

Ökumenische Arbeitsgruppen

Wie können und müssen wir nun unsere Haltung und unseren alltäglichen Missionsbetrieb entsprechend ändern?

  • Zunächst werden wir Buße tun müssen; Buße dafür, dass wir uns in ungerechtfertigtem, abendländischem Hochmut über die Menschen in Asien und Afrika erheben und dass wir entsprechend über sie reden oder schreiben. Es darf einfach nicht mehr vorkommen, dass wir von ihnen als von Rückständigen und Neophyten denken. Wir werden auch nicht mehr davon ausgehen dürfen, dass jene fernen Kirchen nur mit unserer theologischen und finanziellen Hilfe über Wasser gehalten werden könnten. All das ist einfach nicht wahr; außerdem verbirgt sich dahinter ein schrecklicher Kirchenbegriff. Wenn wir diese Buße nicht tun, sind alle Resolutionen, aber auch alle organisatorischen Änderungen sinnlos[54].
  • Wir werden den Missionsbefehl unseres Herrn genauer interpretieren müssen. Wenn wir ihn hören, sollten wir nicht immer zuerst nach Übersee denken, sondern daran, dass wir Mission zuerst und vor allen Dingen in unserem eigenen Volk und in unserer eigenen Umgebung treiben[55]. Dass wir dabei das Modell von einem Missionar, der das Licht in die Dunkelheit der Heidenwelt trägt, etwas ändern müssen, kann unserem Bibelverständnis nur gut sein. – Wenn wir bei dem Missionsbefehl aber doch auch nach Übersee denken, sollten uns zuerst jene auffallen, die mit einem säkularen Auftrag nach Übersee gehen; nämlich die Diplomaten und Techniker, die Ärzte und Pädagogen,  nicht  zuletzt  aber  auch  die  Touristen. Ihrer sollten wir uns recht intensiv annehmen. Denn sie sind dort die Repräsentanten unserer Gesellschaft und werden zugleich auch als die Repräsentanten unserer Kirche betrachtet. Es ist oft ganz schrecklich, wie solche „Missionare“ auch die primitivsten Grundlagen für eine anständige Zusammenarbeit der Völker untergraben. Wir sollten zum Beispiel zu verhindern suchen, dass Ingenieure, die nach Indien gehen, folgendes Programm für ihre kulturelle Arbeit in den Tropen formulieren (wie es kürzlich bei einer Tagung geschah): „Selbstverständlich werden wir unseren eigenen Klub haben; selbstverständlich werden nur ganz wenige, ausgesuchte Inder dort Zutritt haben; selbstverständlich wird unser Schwimmbassin nur von Europäern benutzt werden; selbstverständlich hat ein indischer Pastor bei uns nichts zu suchen.“ – Dass solche Besucher mit den Einheimischen in Übersee brüderlich, freundlich und verständnisvoll umgehen, ist heute wichtiger als die Tätigkeit von Spezialisten in Mission. Auf diesem Arbeitsgebiet haben wir aber bisher nur kümmerliche Versuche gemacht. Sie scheitern meist schon daran, dass unsere Missionskraft diesen unseren „Gesandten“ gegenüber viel zu schwach ist und dass wir sie mit unserer christlichen Botschaft gar nicht mehr erreichen. Wir könnten hier die Arbeit der Schweizer Kirchen zum Vorbild nehmen[56]oder auch etwa Tagungen des Kirchlichen Außenamtes für Ingenieure und Techniker, die nach Indien gehen werden. Hierher gehört aber auch die andere Aufgabe, die uns dadurch gestellt ist, dass so viele überseeische Besucher (Diplomaten, Studenten und Kaufleute) unter uns leben. Die Berichte solcher Besucher über ihre Einsamkeit bei uns sind oft erschütternd. Eine Kirche, die Mission treiben will, kann aber an solchen Menschen nicht vorübergehen. Auch hier ist von uns bisher sehr wenig getan worden. Ein Vorbild könnte sein, was gelegentlich von einigen Landeskirchen, von Studentengemeinden, von einigen Missionsorganisationen und von einzelnen Evangelischen Akademien (zum Beispiel in Iserlohn und in Schleswig-Holstein) getan worden ist. Wir sollten dabei aber auch die kirchlichen Besucher aus jenen Ländern nicht vergessen. Es darf einfach nicht mehr vorkommen, dass sie in vielen Gemeinden und bei vielen Veranstaltungen nur dazu missbraucht werden, liebe romantische Vorstellungen vom Orient zu illustrieren und die Gebefreudigkeit der Anwesenden zu bestärken, dass sie aber nicht als Boten des Evangeliums ernst genommen werden.
  • Die Gemeinschaft zwischen den westlichen und östlichen Kirchen kann heute nicht mehr über die Missionsgesellschaften praktiziert werden. Die Gesellschaften sind dafür ungeeignet. Sie sind durch ihre vergangene Arbeit viel zu sehr belastet. Auch kommen die überseeischen Kirchen ihnen gegenüber besonders schwer aus dem Status von „Missionsfeldern“ heraus. Den Missionsgesellschaften wird es umgekehrt besonders schwerfallen, den patriarchalischen Komplex und das pädagogische Überlegenheitsgefühl abzulegen. Auch sind es die alten Gesellschaften, denen gegenüber die ehemaligen Missionskirchen durch ihre Dankbarkeit und gute Erziehung gebunden sind. An den Missionsgesellschaften festhalten heißt darum nur, die notwendigen Änderungen unserer Praxis erschweren. Es zeigt sich einmal mehr, dass wohl Menschen Buße tun können, dass Institutionen es aber nicht können[57]. Die Missionsgesellschaften hindern heute auch eine genaue Unterrichtung unserer Gemeinden. Weil sie nämlich die Verbindungen zu „ihrem Feld“ aufrechterhalten oder neue „Felder“ suchen müssen, und weil sie aus eben diesem Grunde Missionskreise suchen und pflegen müssen, können sie unseren Gemeinden gar nicht mitteilen, was in Übersee auf kirchlichem Gebiet wirklich vorgeht. – Die Gesellschaften sollten also aufgelöst werden, weil sie aus einer vergangenen Ära stammen und weil sie eine echte Begegnung der Kirchen von Ost und West eher belasten als fördern.
  • Der Vorschlag, die Aufgaben, welche die Gesellschaften bisher stellvertretend wahrgenommen haben, an die Kirchen, ihre Synoden und ihre Verwaltungen zu delegieren, stößt bei allen Eingeweihten auf erbitterten Widerstand. Man ist allgemein überzeugt, dass dies einem Begräbnis der Mission in kirchlichen Amtsstuben und Pandekten gleichkäme. Vermutlich stimmt das sogar. Es ist wohl wirklich kaum etwas damit gewonnen, dass Missionsdirektoren und – Inspektoren zu Oberkirchenräten und Konsistorialräten gemacht werden, und dass an die Stelle patriarchalischer Bevormundung nun eine hierarchische Verwaltung des Ressorts „Ökumene“ tritt. Das heißt aber immer noch nicht, dass wir alles beim Alten lassen und dass wir mit unseren Aktionen zu lange warten, weil wir auf bestimmte Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen wollen. – Übrigens kann die alte Aufgabe der Missionsgesellschaften wohl auch nicht auf solche ökumenischen Gremien wie den Internationalen Missionsrat, den Weltkirchenrat oder die entsprechenden nationalen Kirchenräte übertragen werden. Das würde wohl nur dazu führen, dass jede echte Aktivität in solchen Mammutorganisationen erstickt wird.
  • Es ist in Indien, aber auch an anderen Orten vorgeschlagen worden, dass an die Stelle der Missionsgesellschaften „ökumenische Arbeitsgruppen“[58] treten sollten, über sie sollte dann die Zusammenarbeit der westlichen und östlichen Partner organisiert werden. Diese Arbeitsgemeinschaften dürften ganz bewusst nicht nach historischen oder konfessionellen Gesichtspunkten gebildet werden. Sie sollten vielmehr Gruppen sein, welche für ganz bestimmte Gebiete jeweils im Westen und im Osten eine genau zu beschreibende Verantwortung übernehmen. Ihre wesentliche Verantwortung müsste sein, dass sie in ihren Gebieten alle evangelistische Aktivität koordinieren oder anregen. In ihnen müssten auch die Grundlagen für eine echte ökumenische Gemeinschaft gelegt sein. Darum müssten in ihnen alle Konfessionen, welche für ihre zuständigen Gebiete in Frage kommen, vertreten sein und zugleich alle für diese Gebiete zuständigen Kirchenleitungen. In ihnen sollten besonders die Fachleute aus den bisherigen Missionsgesellschaften, auf deren Sachkenntnis natürlich nicht verzichtet werden kann, mitarbeiten. In ihnen würden sich aber auch meistens die Vertreter mehrerer Gesellschaften treffen, auch wenn sie konfessionell und geographisch nicht benachbart sind; denn die Zusammensetzung würde sich ja nur nach den Erfordernissen jener Gebiete richten, für welche solche Gruppen zuständig sind. Ihre Zusammenarbeit für die Evangelisation in den zugehörigen Gebieten wäre zugleich aber wohl der segensreichste Beitrag, den die westlichen Kirchen im Gehorsam gegen den Missionsauftrag Christi heute noch leisten könnten. Es versteht sich im Übrigen von selbst, dass solche Gruppen mit den schon bestehenden ökumenischen Gremien zusammenarbeiten müssten[59]. Eine solche Regelung würde die Stellung westlicher Missionare gegenüber den Regierungen und gegenüber den weltanschaulichen Gruppen der überseeischen Länder wesentlich erleichtern. Mit ihnen würde eine ganze Reihe von Argumenten gegen die „Verwestlichung durch das Christentum“ wirkungsvoll entkräftet werden.
  • Die praktischen Aufgaben solcher ökumenischen Arbeitsgruppen würden sich aus ihrer Aufgabe, in den für sie zuständigen Gebieten für Evangelisation zu sorgen, von selbst ergeben. – Sie müssten dafür sorgen, dass in ihren Bereichen die nötigen Mittel für die Mission aufgebracht und angemessen verteilt werden. Wenn sie die Missionsgelder verteilen, ist zugleich gewährleistet, dass dadurch keine nationalen oder konfessionellen Ziele verfolgt werden. Auch würde diese Regelung die armen Kirchen in Übersee einigermaßen von dem Odium befreien, immer nur die Empfangenden zu sein. Sie brauchten dann gar nicht erst den zunächst noch hoffnungslosen Versuch zu machen, ihre ganze Arbeit selbst zu finanzieren. – Diese Arbeitsgruppen müssten auch den Austausch von geeigneten Persönlichkeiten zwischen den jeweiligen östlichen und westlichen Gebieten regeln. Sie könnten feststellen, wie viel überseeische Mitarbeiter gebraucht werden; sie könnten auch jene aussuchen, die für die gewünschte Arbeit am besten geeignet erscheinen; sie müssten die Berufungen aussprechen und könnten auch jene zurückrufen, die sich in ihrem neuen Arbeitsgebiet als ungeeignet erweisen. – Diese Gruppen könnten auch erreichen, dass solchen Missionen, die in eine fremde Umgebung berufen wurden, die Arbeit soweit wie möglich erleichtert wird. Sie hätten aber auch darauf zu achten, dass Studenten, die zum Studium gesandt wurden, bei ihrem Leben und bei ihrer Arbeit im fremden Land wohl beraten werden. – Es scheint, dass diese Form der Zusammenarbeit von Kirchen und Gruppen aus aller Welt, und besonders ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mission, dem Geiste der bisherigen gemeinsamen Resolutionen einigermaßen nahekommt. Es scheint auch, dass unsere Freunde in Übersee dafür dankbar wären, wenn wir im Westen unsere Praxis in der angegebenen Richtung änderten.

Zum Schluss sei nur noch darauf hingewiesen, welche geradezu politischen Aspekte eine gute Zusammenarbeit der Kirchen in der ganzen Welt haben könnte. – Immer deutlicher zeichnet sich nämlich heute eine neue Frontenbildung ab: die Länder des afro-asiatischen Blockes schließen sich immer enger zusammen und wenden sich immer entschiedener gegen den Westen. Gelegentlich sieht es so aus, als stünde auch Russland auf ihrer Seite und als akzeptierten sie Russland als ihren natürlichen Partner[60]. Es könnte aber auch sein, dass sich der neue Machtblock der Weltpolitik ebenso gegen Russland wie gegen Europa und Amerika richtet. Denn es gibt genug Zeichen dafür, dass mindestens den Menschen Asiens der Marxismus eine genauso westliche und daher fremde Ideologie ist wie der europäische Kolonialismus[61]. In dieser Lage könnte eine echte, respektvolle Zusammenarbeit der Christen aus Ost und West den Völkern neue Wege weisen. Sie könnte ein Beispiel und Vorbild dafür abgeben, wie trotz verschiedener Geschichte und verschiedener Kultur die Menschen zu einer Gemeinschaft werden können, und wie durch eine solche Gemeinschaft alle Zäune, die nicht ohne menschliche Schuld entstanden, friedlich beseitigt werden. So könnte eine echte Ökumene und eine gründliche Änderung unserer antiquierten Missionspraxis unserer Welt von heute auch politisch helfen und einen Weg in die Zukunft zeigen.


Günther Schultz, Lic. theol., geb. 1915 in Gerswalde, Uckermark, Theologiestudium von 1933 bis 1938, beide Theol.-Examina beim Pommerschen Bruderrat, danach Gemeindearbeit in Pommern; von 1943 bis 1945 Dienstverpflichtung, Fabrikarbeit; von 1946 bis 1950 Mitarbeiter der Kirchlichen Erziehungskammer Berlin und Leiter des Seminars für Kirchlichen Dienst; von 1951 bis 1956 Dozent am Lutheran Theological College in Ranchi, Bihar, Indien; seit 1956 Leiter der Evangelischen Akademie Oldenburg.

Erschienen in unterwegs 1958,  Käthe Vogt Verlag, Berlin


Anmerkungen

[1] Revolution in Missions, The  Populär Press, Velore (lndia), 1957,  S. 1.

[2] a.a.O., S. 2.

[3] So auch The Rev. Daisuke Kitagawa, Mitarbeiter für die Studienkommission über Gebiete raschen sozialen Wandels beim Weltrat der Kirchen – in einem Vortrag vor dem Europäischen Leiterkreis der Evangelischen Akademien in Berlin, Anfang  Oktober 1957 – Protokoll des Leiterkreises.

[4] Vgl. e.p.d., 23.0kt.1957.

[5] Vgl. Kirche in der Zeit, Düsseldorf, April 1957, S. 92.

[6]  Vgl. The Missionary Obligation of the Church (Willingen 1952), London 1952, S. 40: „unity is an essential condition of effective witness and advance“.

[7] Vgl. Lutherische Rundschau, Hamburg,  August 1956,  S. 130.

[8] Vgl. The Missionary Obligation etc., S. 40.

[9] Vgl. The Missionary Obligation etc., S. 3.

[10] Gustav Weth, Mission und Kirche zwischen Vätererbe und Weltwende, Verlag der Rheinischen Missionsgesellschaft, 1957,  S. 10.

[11] Hierzu und zum folgenden: Paul-Gerhard Aring, Das alte und das neue Schema unserer Missionsarbeit, in: Kirche in der Zeit, Mai 1957, S. 110ff.

[12] Vgl. Friedrich Hübner, Memorandum über die konkrete Zuordnung von Kirche und Mission, für die Bischofskonferenz der VELKD, Ende 1956, vervielfältigt.

[13] Vgl. Georg Friedrich Vicedom, in: Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung, 15. Dez. 1956, S. 483: „Die evangelische Christenheit Deutschlands hat einfach nicht erkannt, dass es heute im Wettlauf der Religionen miteinander um letzte Entscheidungen auch für ihre Existenz geht.“

[14] Vgl. Jan Hermelink in der Tageszeitung  Die Welt, Hamburg,  4. Juni 1957.

[15] Vgl. Jan Hermelink, a.a.O.

[16] Friedrich Hübner, a.a.O.,  S. 5 .

[17] So die Leipziger Missionskonferenz nach e. p.d. 23. Sept. 1957.

[18] So H. Witschi auf dem Deutschen Evangelischen Pfarrertag in Marburg nach e. p. d., 13. Sept. 1957.

[19] M. Burgwitz, Zum lutherischen Memorandum über die heimatliche Arbeit der Äußeren Mission, in: Kirche in der Zeit, April 1957, S. 82. – Im Übrigen ist die Kritik dieses Artikels an dem Memorandum von Friedrich Hübner nur zu begrüßen und liegt ganz in der Linie der hier vorgelegten Ausführungen.

[20] Vgl. Die Welt vom 5. Sept. 1957.

[21] So auch Paul-Gerhard Aring, a.a.O. S. 110ff. – vgl. auch die Äußerung des indischen Bischofs Manikam in Nürnberg 1955, mitgeteilt von G. Rosenkranz im Deutschen Pfarrerblatt, Essen, 15. April 1957.

[22] In der Zeitschrift Junge Kirche, Dortmund, 10. Sept. 1956, S. 472.

[23] Revolution in Missions etc., S. 87.

[24] Vgl. Allgemeine Missionsnachrichten, Hamburg, Dez. 1955, S. 46.

[25] Vgl. G. Rosenkranz, a.a.O.

[26] D. Kitagawa, a.a.O.

[27] In Raipur in Zentralindien. – Nachricht darüber in Die Welt, Hamburg, 5. Sept. 1957.

[28] D. Kitagawa, a.a.O.

[29] Es ist zum Beispiel bezeichnend, dass Otto Wolff in seinem Buch Mahatma und Christus, Berlin 1955, diese Seite im Wirken Gandhis nur nebenbei behandelt.

[30] So auch Horst Symanowski auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Rheinland-Westfalen in Mülheim (Ruhr) – Protokolldienst der Akademie Mülheim, Nr. 18/1957, S. 433.

[31] Vgl. Paul Gäbler, Die nichttheologischen Faktoren in ihrer Bedeutung für Wesen und Gestalt der Jungen Kirchen, Evangelische Theologie, München, Nov. 1956, S. 518.

[32] e. p. d. vom 23. Nov. 1957.

[33] Mitgeteilt in Junge Kirche, 10.Sept. 1956, S.472.

[34] Mitgeteilt in Allgemeine Missionsnachrichten, Hamburg, Okt. 1957, S. 2f.

[35] Revolution etc., S. 8.

[36] Lutherische Rundschau a.a.O., S. 130f.

[37] Vgl. Revolution etc., S.10.

[38] The Missionary Obligation etc., S. 9.

[39] Vgl. Vilmos Vajta, Das Problem der Kirchenunion in Südindien, in: Lutherische Rundschau, a.a.O. S. 135 f.

[40] So W. Freytag, zitiert bei Paul Gäbler, a.a.O. S.516f.

[41] The Missionary Obligation etc., S. 9.

[42] Vgl. V. Vajta,  a.a.O., S. 142.

[43] Vgl. Revolution etc., S. 53.

[44] The Missionary Obligation etc., S. 9.

[45] Vgl. Walter Trobisch, in: Stimme der Gemeinde, Darmstadt, 1. Jan. 1957: „Als Weiße stehen wir heute dem Evangelium in Afrika mehr im Wege, als dass wir ihm den Weg bereiten.“

[46] Revolution etc., S. 46 – aber auch in fast jedem anderen Artikel dieses Buches. Sehr viel weiter geht allerdings Paul Verghese in seinem Beitrag: Inter-Church Relationships, S. 168ff. Er meint, zumindest in einigen Gebieten müssten westliche Repräsentanten für eine Weile ganz verschwinden, damit das Klima entgiftet und dadurch eine künftige Partnerschaft ermöglicht wird.

[47] Revolution etc.,  S. 37.

[48] Revolution etc.,  S. 71.

[49] Vgl. die „Bemerkungen des Herausgebers“, in: The National Christian Council Review, Nagpur (India), Mai 1956.

[50] Vgl. Revolution etc., S. 102.

[51] Vgl. Revolution etc., S. 98ff.

[52] Vgl. Revolution etc., S. 160ff.

[53] Vgl. Revolution etc., S. 52f.

[54] Vgl. G. Weth, a.a.O,  S. 19.

[55]  Vgl. Paul-Gerhard Aring, a.a.O. S. 100ff.

[56] Vgl. The Missionary Obligation etc., S. 16.

[57] Vgl. G. Brennecke auf der Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bethel nach e.p.d. vom 23. Okt. 1957.

[58] Vgl. The National Christian Council Review etc., a.a.O., und The Missionary Obligation etc., S.28ff.

[59] Vgl. The Missionary Obligation etc., S. 17.

[60] So etwa auf der Konferenz des afro-asiatischen Blockes in Kairo, Ende Dez. 1957.

[61] Vgl. Paul Gäbler, a.a.O.,  S. 519.


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