Mrz 022013
 

TV-Gärtner

Eines der dienstältesten Fernsehgesichter des Nordens: John Langley, der Mann mit dem grünen Daumen im NDR, ist der Botschafter der igs.

Von Hans-Juergen Fink

Eigentlich hat ihn jeder, den grünen Daumen. Davon ist John Langley, der eigentlich Harald John Langley heißt, überzeugt. „Ich helfe den Menschen nur dabei, ihn zu entdecken.“ John Langley ist bekannt im Norden, weil er seit mehr als 35 Jahren im NDR-Fernsehen über Garten- und Pflanzen-Themen berichtet. Mit langem weißen Bart, Strohhut und grüner Gärtner-Schürze. Eines der dienstältesten Fernsehgesichter des Nordens mit hohem Wiedererkennungswert.

Kein Wunder, dass er 2008 auch von der Internationalen Gartenschau engagiert wurde – als das öffentliche Gesicht der igs. Denn wer könnte besser übers Gärtnern reden als dieser Gärtner aus Leidenschaft? Am 26. April wird die Gartenschau in Wilhelmsburg eröffnet, auf seinem Handy läuft ein Countdown bis zu diesem Moment.

Geboren wurde Langley 1949 in Barmbek, mit walisischen Wurzeln. Der Vater war nach dem Zweiten Weltkrieg Friedhofsgärtner, zuständig für britische Soldatenfriedhöfe, auch in Ohlsdorf. „So wurde das mein Spielplatz und Erlebnisraum“, sagt Langley.

Und der grüne Daumen? „Loki Schmidt war meine Lehrerin in Langenhorn. Da ich es mit der Aufmerksamkeit nicht so hatte damals, schickte sie mich in den Schulgarten mit dem Auftrag: ‚Schau mal, was die Natur uns so gibt.‘ Als ich nach sehr kurzer Zeit zurück war, meinte sie: ‚Das kann nicht sein, du hast gar nichts gesehen.'“ Das hat sich ihm eingeprägt. „Ihr ging es um eine Hinwendung zu den Pflanzen.“ Ein grüner Daumen ist ihm nicht genug, er spricht lieber vom grünen Herzen. „Es geht doch darum, dieses Stück lebendiges Grün, um das man sich da kümmert, mit Wertschätzung wahrzunehmen. Es richtig pflegen zu wollen, mehr zu wissen über Standort, Boden, Licht, Dünger. Sich verantwortlich zu fühlen.“

Das Gärtnern wird sein Weg. Er lernt Dekorateur, dann Gärtner, dann Florist. Macht nach der Abendschule seine Meisterprüfung in Floristik, dann die Fachlehrerausbildung für Agrarwirtschaft, Fachrichtung „Bluzi“, Blumen- und Zierpflanzen. „Bluzi“, sagt er, „sorgt dafür, dass bei den Menschen der Frühling rechtzeitig sichtbar wird.“ Mit 26 ist er Lehrer an der Fachschule Agrarwirtschaft in Bergedorf, Schwerpunkt Gestaltung und Floristik. Und unterrichtet an der Meisterschule.

Zwei Jahre später entdeckt ihn der NDR. Nun kann er sein kommunikatives Talent ausspielen, schöne Gärten vorstellen, Garten-Tipps geben (derzeit dienstags in „Mein Nachmittag“ und in der „NDR-Landpartie“ mit Heike Götz). Seit 2011 ist er auch Botschafter der Loki-Schmidt-Stiftung.

Der Kleingarten als Denkmal deutscher Spießerkultur, als Abgrenzung hinterm Gartenzaun, sagt Langley, ist out. Heute ist der Garten eher Erweiterung des Lebensraums. „Jeder Garten ist das Spiegelbild dessen, der ihn anlegt.“ An die 100 Gärten besucht er pro Jahr für den NDR. „Das ist oft schon gelebtes Multikulti. Ohne allzu viele normative Prozesse. Quadratisch – praktisch – gut, das gilt nicht mehr so stark. Es gibt große Bereitschaft, sich nicht mehr zum Nachbarn abzugrenzen.“

So wie bei ihm in Husum, von wo er mehrmals in der Woche nach Hamburg pendelt. „Zur linken Seite bei uns in Husum, zu Herbert hin, durfte ich den Zaun wegnehmen, jetzt schaut man so wie in einem englischen Garten über die Fläche hinweg.“ Gelebter Kommunismus im Garten? „Nein, eine angemessene Form des sozialen Miteinanders; ist doch schön, wenn die Zäune in den Köpfen der Menschen fallen.“

Gärten kennt er mit 750 Sorten Schneeglöckchen, Studenten, die ihr eigenes Gemüse anbauen, Senioren, die mit 83 den ganzen Tag im Garten werkeln, „fit wie ein Turnschuh“. Ein Garten, sagt er, „hält uns lebendig, mobil. Das ist Lebensqualität pur.“

Er selbst, inzwischen 63, hat sich Hochbeete angelegt, die er im Sitzen bearbeiten kann. Oberstes Gebot: Man darf sich das Tempo nicht vom Garten diktieren lassen und soll sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. „Wenn man die Aufgaben kleiner hält, werden die Erfolgserlebnisse größer.“

Und wenn er mit den Pflanzen spricht, hören die dann zu? „Wer mit Pflanzen spricht, nimmt sie vor allem anders, intensiver wahr. Genau wie Menschen, die rund um Straßenbäume oder auf Verkehrsinseln Blumen pflanzen. Sie kümmern sich um ihren Lebensraum und darum, dass sie sich darin wohlfühlen.“ Er erzählt zum Schluss die hübsche Geschichte von der Fahrradfahrerin, die vor seinem Garten in Husum stehen bleibt, den TV-Gärtner nicht erkennt und in ehrlicher Bewunderung sagt: „Sie haben so einen schönen Garten, den sollte man mal ins Fernsehen holen.“

Hamburger Abendblatt vom 01.03.2013


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