Jun 092014
 

Veda (heiliges Wissen)

Von Paul Gäbler

Evangelisches Kirchenlexikon – Kirchlich-theologisches Handwörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1. Auflage 1959, Band P-Z, Spalte 1617-1618


Veda (heiliges Wissen) ist die Bezeichnung für die umfangreiche Sammlung der ältesten religiösen Schriften der Inder. Seine frühesten Stücke sind wohl im 2. Jahrhundert vor Christus, wenn nicht schon eher, entstanden. Der Veda gliedert sich in vier Samhitas (Sammlung heiliger Texte), die wahrscheinlich um 500 vor Christus im wesentlichen abgeschlossen vorlagen; sie dienten kultischen Zwecken und waren für den Gebrauch der vier bei jedem der zahlreichen größeren Opfer mitwirkenden Priester bestimmt: Der Hotar (Rufer) rief zu den Göttern mit Lobpreis und Flehen durch Rezitation von rics (Strophen) aus dem Rigveda, der 10 mandala (Kreise, Bücher) mit 1.028 Hymnen bzw. 10.600 Strophen umfasst. 

Der Udgâtar (Sänger) stimmte die sâman (Gesänge) aus dem Sâmaveda an. Dieser zählt 1.808 Strophen – davon erscheinen 336 doppelt -, die bis auf 71 bereits im Rigveda enthalten sind, nun aber als Gesangstexte zusammengestellt sind.

Der Adhvaryn (Opferpriester) murmelte während seiner Opferhandlung die yajus (Sprüche) aus dem Yajurveda. Die metrischen Abschnitte bestehen sämtlich aus Strophen des Rigveda, während die Prosastücke die älteste indische Prosa darstellen. Der Yajurveda ist. in zwei Fassungen überliefert, dem „weißen“ und dem „schwarzen“ Yajurveda; der erstere zählt 44 (der zweite 40) Kapitel, 651 (303) Unterabteilungen mit 2.198 (1.975) Stücken zu je 50 Worten. 

Der Brahman (Oberpriester) sprach die atharvan (Zaubersprüche) beim Opfer wie auch zur Abwendung von Unheil und Zuwendung von Strafen aus dem Atharvaveda. Er ist jüngeren Datums als die drei anderen Veden und gliedert sich in 20 Bücher mit 731 Gesängen und etwa 6.000 Strophen; dazu kommen Prosastücke, die etwa ein Sechstel des Gesamtumfangs ausmachen. 


Übersetzungen

  • Gesamtauswahl von K. F. Geldner, in: RGL (2. Auflage 1928), Teil 9
  • W. Ruben: Beginn der Philosophie in Indien …, 1955, Seite 18-36.

Rigveda

  • Th. Aufrecht: Die Hymnen der Rigveda, 3. Auflage 1955 
  • K. F. Geldner: Der Rig-Veda, 4 Bände, 1951-57 (mit laufenden Kommentar)
  • H. Lommel: Gedichte des Rigveda, 1955 (Auswahl)
  • A. Hillebrandt: Lieder des Rigveda, 1913 (Auswahl).

Samaveda

  • Th. Benfey: Die Hymnen des Sama-Veda, 1848.

Yajurveda

  • R. T. H. Griffith: The Texts of the White Yajurveda, Benares 1899
  • A. B. Keith: The Veda of the Black Yajus School . … 2 Bände, 1914.

Atharvaveda

  • F. M. Bloomfield: Hymns of the Atharvaveda, 1897
  • R. T. H. Griffith: The Hymns of the Atharyaveda, 2 Bände, Benares 1895-96
  • W. D. Whitney: The Atharvaveda Samhita, 2 Bände, 1905
  • J. Grill: Hundert Lieder des Atharvaveda, 2. Auflage 1888 (Auswahl).

Literatur

  • R. N. Dandekar: Vedic Bibliography (1931-45), Bombay 1946
  • A. C. Das: Rigvedic India, Calcutta 1921
  • J. Dowson: A classical Dktionary of Hindu Mythology and Religion, 6. Auflage 1928, Seite 345-352
  • E. Frauwallner: Geschichte der indischen Philosophie I, 1953, Seite 39-96 
  • H. v. Glasenapp: Die Literaturen Indiens von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, 1929, Seite 42-62
  • A. Hillebrandt: Ritual-Literatur, Vedische Opferer und Zauberer, 1897
  • H. Oldenberg: Die Religion der Veda, 4. Auflage 1923
  • S. Radhakrishnan: Indische Philosophie I, 1955, Seite 51-98
  • L. Renou: Bibliographie vedique, 1931 (bis 1930). 

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