Okt 052014
 

PDF   (Adobe Reader herunterladen)

Von den drei Bergorten im Süden Indiens – Ootacamund, Kodaikanal und Yercaud – ist Kodaikanal (16.500 Einwohner) ohne Zweifel der schönste. Er hat gegenüber Ooty zudem noch den Vorteil, dass die Temperaturen auch im Winter nie so tief sinken, dass man einen Pullover benötigt. Die Stadt liegt am südlichen Rand der Palani Hills, ungefähr 120 km nordwestlich von Madurai, eingebettet in dicht bewaldete Hügel, Wasserfälle und steil abfallende Felsen. Einige Ausblicke von den Gipfeln der Hügel in Richtung Süden sind so schön, dass Sie Vergleichbares in Indien lange suchen müssen. Um diese Aussicht genießen zu können, müssen Sie nicht wie in Ooty erst kilometerlange Wege hinter sich bringen, sondern hier liegt alles nahe beim Stadtzentrum.

Kodi

Kodaikanal ist aber nicht nur ein Ort, den man auf der Flucht vor der Hitze in der Ebene aufsucht. Hier erholt man sich, legt die Füße hoch und rafft sich ab und an einmal zu einem Spaziergang auf. Wie in Ooty gibt es in Kodaikanal einen künstlichen See. Dort werden, wie in solchen Erholungsorten üblich, Boote vermietet. Die Betätigungsmöglichkeiten – sofern man daran überhaupt interessiert ist und nicht nur ausspannen möchte – beschränken sich auf das Rudern auf dem See, das Genießen der herrlichen Landschaft und das Wandern. Mehr kann man hier nicht unternehmen, besonders dann nicht, wenn man allein reist. Außer den beiden Cafes in der Hospital Road gibt es nämlich in der ganzen Stadt keine Punkte, an denen man sich abends zu einem Gespräch trifft. Deshalb läuft es meistens darauf hinaus, dass man sich in sein Zimmer zurückzieht und schlafen geht. Anders wird es nur, wenn es Ihnen gelingt, die Schranke zu den hier freiwillig im „Exil“ lebenden Fremden zu durchbrechen. Die Menschen dieser Gemeinschaft scheinen sich vornehmlich aus singhalesischen Tamilen zusammenzusetzen, die hier für kurze Zeit leben und die eine gute Schule für ihre Kinder suchen. Das sind laut grölende amerikanische Teenager, die ein Semester an der berühmten Kodai School absolvieren, und snobistische Hippies, die sich in Kodaikanal niederließen und noch nicht einmal so viel Zeit haben, um einen Gruß von Neuankömmlingen zu erwidern. Aber die Zeiten wandelten sich anscheinend. War es nicht gerade dieses Kriterium, das die Hippies einst den Etablierten vorwarfen? Dennoch ist Kodaikanal ein liebliches Plätzchen, das Sie unbedingt besuchen sollten.

Praktische Hinweis

In der Nähe des Busbahnhofes befindet sich das Fremdenverkehrsamt. Jedenfalls besagt dies ein Schild. Das Büro selbst ist aber eher ein Witz. Wer ein bißchen Literatur über Kodaikanal sucht, findet es eher in der Buchhandlung gegenüber. 

Die günstigste Zeit für einen Besuch von Kodaikanal sind die Monate April bis Juni oder August bis Oktober. Hauptregenzeit ist von November bis Dezember. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 11 und 20° C im Sommer sowie 8 und 17° C im Winter. Kodaikanal liegt 2.133 m hoch.

Sehenswürdigkeiten

Die größte Sehenswürdigkeit ist die Landschaft. Die sollten Sie unbedingt kennenlernen und deshalb in dieser Gegend ein bißchen wandern. Die vielen schönen Stein- und Holzhäuser mit dem sanft abfallenden Rasenflächen, Blumenrabatten und Bäumen entstanden fast alle in der britischen Kolonialzeit. Einige dieser Gebäude sollten Sie sich ansehen. 

Kodaikanalkarte

Auch der Coaker’s Walk, bekannt wegen seines Observatoriums mit Teleskop, ist als Spaziergang empfehlenswert, desgleichen der Weg zu Pillar Rocks. Die Aussicht von diesen beiden Punkten ist ein einmaliges Erlebnis. So etwas werden Sie kaum noch einmal in Indien finden. Wer sich für Botanik interessiert, sollte dem Bryant Park einen Besuch abstatten. Dieser Park wurde unter Anleitung britischer Kolonialverwalter geplant, angelegt und sorgsam bepflanzt. Sehr interessant ist auch das Flora- und Fauna-Museum im Sacred Heart College. Unweit davon findet man dann auch die Orchideensammlung von Shembaganur. Viele Wasserfälle beleben die Umgebung dieser Stadt. Am größten kommen Sie aber schon bei Ihrer Anfahrt nach Kodaikanal vorbei; es ist der Silver Cascade. 

See in Kodaikanal

See in Kodaikanal
Im Hintergrund der Perumal

Der See fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Man kann sich an ihm Boote mieten und herumrudern. Das kostet pro Stunde 2 Rs; die 5 Rs Kaution bekommen Sie anschließend zurück. Am Bootshaus wird man häufig von Leuten angesprochen, die Pferde vermieten. Das ist nicht gerade ein billiges Vergnügen, denn die Preise richten sich sowieso danach, wie man Sie einschätzt und was Sie bereit sind zu zahlen. Sie können allein ausreiten oder einen Führer mitnehmen. Die Sattel lassen allerdings zu wünschen übrig.

Unterkunft

Die Busse nach Kodaikanal fahren zunächst über die Law’s Ghat Road, ganz um den See herum bis hinter die Kodai School, dann hoch auf die Spitze des Hügels, anschließend die Bazaar Road entlang und dann bergab zum Busbahnhof. Wer im Hotel Tamil Nadu, in der Jugendherberge, in der MNS Lodge oder im Hotel Carlton wohnen will, sollte dem Busfahrer dies rechtzeitig sagen. Er läßt Sie dann vorher aussteigen. Das erspart unnötige Laufereien mit dem Gepäck. Die Busfahrer halten überall dort, wo man aussteigen möchte. 

Viele der preiswerten Hotels finden Sie in der Bazaar Road; das ist vom Postamt bergab. Viel Auswahl gibt es nicht, aber die Häuser sind alle ganz gut und bieten den Gegenwert für das, was man zahlt. Zu ihnen gehören die Siraaj Lodge, die Everest Lodge sowie das Hotel Amar mit Einzelzimmern für 12 Rs und Doppelzimmern für 20 Rs. Im Hotel Amar haben die Zimmer sogar ein Bad. Heißes Wasser wird mit 1 Rupie pro Eimer extra berechnet. Die Guru Lodge berechnet die gleichen Preise für ein hübsches kleines Zimmer mit Bad und Toilette.

Individualreisende treffen sich gern in der MNS Lodge, die man in der Nebenstraße der Law’s Ghat Road unterhalb des Hotels Jaya findet und die zu den preiswerteren Unterkünften gehört. Ein Doppelzimmer kostet 15 Rs, bei Einzelbelegung 12 Rs. In den gemeinschaftlich genutzten Bädern fließt nur kaltes Wasser. Das Personal ist zwar sehr freundlich, aber dieses Haus bedarf dringend einer Renovierung. Derzeit sind die Übernachtungspreise jedenfalls nicht gerechtfertigt. Bis man dieses Haus wieder etwas besser hergerichtet hat, sollten Sie lieber in der Zum Zum Lodge wohnen. Sie liegt am oberen Ende vom Bryant Park. Dort beginnt auch der Coaker’s Walk. Die Zimmer sind zwar ebenfalls recht einfach, aber das Personal ist freundlich, und für 1 Rupie bringt man Ihnen auch einen Eimer heißes Wasser. Für die Abende gibt es einen Gemeinschaftsraum, in dem bis spät in die Nacht ein Holzfeuer brennt. Doppelzimmer mit Bad kosten hier 15 Rs. Für Gäste, die länger bleiben berechnet man niedrigere Preise.

In der gleichen Gegend liegen auch die Yagappa Lodge und Taj Lodge. Beide sind aber etwas teurer. Wenn man ein Zimmer mit einem ebenso schönen Blick haben möchte, wie dies vom Coaker’s Walk aus möglich ist, sollte man in der Taj Lodge wohnen. Das hat sich natürlich herumgesprochen; daher ist diese Lodge häufig ausgebucht. Man kann in Kodaikanal auch privat wohnen, dann werden aber häufig nur Zimmer mit Vollpension angeboten. Die Familien sind sehr an längerfristigen Vermietungen interessiert und berechnen in diesem Falle günstigere Preise als für kurze Aufenthalte.

Eines der besten Hotels der Stadt ist das Hotel Carlton (Tel. 252) in der Boathouse Road. Es ermöglicht einen Blick auf den See und hat ein eigenes Restaurant und eine Bar. Während der Hochsaison (April, Mai, Juni, August, September und Oktober) kosten die Doppelzimmer mit Bad 105 Rs, Suiten als Doppelzimmer mit Wohnraum, Bad und Veranda 160 Rs. In der Nebensaison (Juli, November, Dezember, Januar, Februar, März) werden diese Zimmer für 72 Rs (bei Einzelbelegung für 50 Rs) und für 160 Rs (bei Einzelbelegung für 100 Rs) vermietet. Die Mahlzeiten werden auch im Zimmer serviert. Dann muß man allerdings einen Zuschlag von 10 % und zusätzlich 2 Rs pro Person bezahlen. Für 10 Rs können Sie ein Bündel Feuerholz kaufen. Die Bäder haben alle fließend warmes und kaltes Wasser. Weniger teuer als das Carlton, aber auch ohne Seeblick, wohnen Sie im Hotel Tamil Nadu (Tel. 481) in der Fern Hill Road. Auch dieses Hotel untersteht dem Staat. In der Hochsaison (April, Mai, Juni) kosten die Einzelzimmer 60 Rs und die Doppelzimmer 110 Rs. Ein Cottage wird als Doppelzimmer für 110 Rs vermietet. Familien können in 5-Bettzimmern unterkommen, die 150 Rs kosten. In der Nebensaison (Juli bis März) kosten die Zimmer 40 bzw. 70 Rs. Dem Hotel ist eine Jugendherberge angeschlossen, m der man für 10,50 Rs (Hochsaison) oder 8 Rs (Nebensaison) in einem Schlafsaal übernachten kann. Zum Hotel gehören ein Restaurant und eine Bar.

Ähnlich ist das Hotel Jaya (Tel. 462), ein modernes Haus, das nur einen Steinwurf vom Busbahnhof entfernt ist. In allen Zimmern finden Sie ein Bad, saubere Bettwäsche sowie fließend warmes (und kaltes Wasser. Vom 1. April bis 30. Juni kosten die Doppelzimmer 80 Rs, Luxus-Doppelzimmer 100 Rs. In der Zeit vom 1. Juli bis 31. März werden diese Preise auf 50 bzw. 70 Rs gesenkt. Zusätzliche Decken kann man sich für 3 Rs ausleihen.

In der Nähe des Busbahnhofes, und zwar in der Bazaar Road, liegt aber auch das Hotel Anjay. Hier gibt es zwar keine Einzelzimmer, es hat aber Doppelzimmer mit Bad und fließend warmem und kaltem Wasser für 55 Rs. Das Hotel Jayaraj (Tel. 348) in der Bazaar Road, gegenüber dem Postamt, vermietet in der Zeit vom 16. April bis 15. Juni Einzelzimmer für 36 Rs und Doppelzimmer für 72 Rs, in der übrigen Zeit für 14 bzw. 28 Rs. Auch die Zimmer in diesem Hotel haben alle ein Bad mit fließend warmem und kaltem Wasser. Zum Hotel Anjay gehört ein eigenes Restaurant, zum Hotel Jayaraj jedoch nicht.

Essen

Kodaikanal ist übersät mit Reklameschildern von Restaurants, in denen man angeblich das beste Essen in der Stadt bekommt. Allerdings verraten sie nicht, wo man diese Restaurants findet. Glücklicherweise liegen sie aber alle doch mehr oder weniger in der Hospital Road oder in deren Nebenstraßen. Von der großen Kreuzung an der Bazaar Road bis zum Eingang der Kodai School Binden Sie mindestens 5 Restaurants zur Auswahl. Das erste ist das Baba, das Pommes Frites für 2 Rs anbietet, sonst aber nichts. Es mag merkwürdig klingen, aber sie schmecken köstlich! Abends ist das Baba geschlossen. Ein anderes Restaurant ist das Tibetan Brothers Restaurant. Es ist äußerst beliebt, wird von freundlichen Menschen geleitet und bietet gutes Essen an. Dort bekommen Sie schmackhaftes Chow Mein, Chop Suey, Suppen, Curries und europäische Gerichte wie z. B. Omelettes. Probieren Sie einmal die Nudelsuppe für 6 Rs und den gebratenen Reis. Als drittes folgt in dieser Straße das Restaurant Silver Inn. Es ist ähnlich wie das Tibetan Brothers, aber nicht so beliebt. Dann gibt es noch die Kodai Milk Bar, die alles verkauft, was mit Milch zusammenhängt. Im Shere-e-Punjab werden Gerichte aus dem Punjab zu annehmbaren Preisen angeboten. Das Restaurant liegt in einer Nebenstraße der Hospital Road, und zwar an der rechten Seite, wenn Sie talwärts gehen.

Mittags gibt es im Pakia Deepam, gegenüber vom Busbahnhof und zwischen den beiden Hotels Jaya sowie Anjai, gute Thalis. Die Thalis sind jedoch etwas teurer, als man es aus anderen Gebieten in der Ebene gewohnt ist.

Bleibt noch der Teestand bei der Zum Zum Lodge zu erwähnen. Ein zuvorkommender und gesprächiger Mann verkauft dort Tee und kleine Imbisse. Daneben hat er aber auch Zeit für eine Unterhaltung mit seinen Kunden.

Anreise

Da es keine Eisenbahnlinie nach Kodaikanal gibt, sind Sie auf die Busverbindungen angewiesen. Am bequemsten erreichen Sie Kodaikanal von Madurai aus, aber wer aus dem Norden anreist, kommt auch von Tiruchirappalli (über Dindigul) nach Kodaikanal. Eine Busverbindung besteht ebenfalls nach Thekkady in Kerala. 

Zwischen Kodaikanal und Madurai fahren 7 Busse täglich in jeder Richtung. Der erste Bus verläßt Kodaikanal um 7.00 Uhr, der letzte um 16.15 Uhr. Eine Fahrt dauert 4 Stunden und kostet 9,50 Rs. Von und nach Tiruchirappalli verkehrt in jeder Richtung täglich ein Bus. Abfahrt in Trichy ist um 9.15 Uhr, Ankunft um 14.45 Uhr. Der Fahrpreis beträgt 14,20 Rs. Dieser Bus fährt über Dindigul, so dass Sie auch dort zusteigen können. Nach Thekkady (Kumily) fährt ebenfalls täglich ein Bus. Abfahrt in Kodaikanal ist um 13.00 Uhr.

Auszug aus: Indien-Handbuch von Geoff Crowther, Prakash A Ray und Tony Wheller, Verlag Gisela E. Walther Bremen 2000, Seite 764 – 766


Links