Jun 062017
 
Auszüge aus „Bhakta – Eine indische Odysee“

Von Walther Eidlitz

Bhakti bezeichnet die Frömmigkeit als einen Erlösungsweg, eine Form der Gottesliebe, die gepflegte Hingabe an einen personalen Gott verbunden ist.

PDF des gesamten Buches „Bhakta – Eine indische Odysee“

Die Auszüge aus dem Buch beziehen sich schwerpunktjmäßig auf die Zeit während des Zweiten Weltkrieges in vier Internierungslagern.

Inhalt

Shri

Die vier Stufen der Meditation
Svami Nityananda
Gottes Majestät
Die Trommel Shivas

Lager in Indien

Shiva tanzt
Lager Ahmednagar
Gefangen – Frei – Gefangen
Lager Yercaud
Lager Deolali
Das Fest der Unberührbaren

Sadananda

Kraushaar
Lager Dehra Dun

Kirche hinter Stacheldraht
Die Menschenziele
Der Schweinekoben
Die milchweiße Göttin
Das Tor öffnet sich
Abschied von Indien

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Walther Eidlitz – Wikipedia
Bild von Walther Eidlitz
Lager Ahmednagar 
Lager Deololi
Lager Dehra Duhn


Shri

Massen von Eingeborenen umgaben mich in einer modernen Großstadt mit modernen Lichtreklamen, Straßenbahnen, zweistöckigen Autobussen. Viele hunderttausende braune Menschen. Hellbraune und olivenbraune und schwarzbraune, junge und alte Männer, in weiße schleierdünne Tücher gehüllt. Fast nie sah man in den Menschenmassen ein weißes Gesicht. Die Lichtreklamen von Basaren und Kinos und Speisehäusern waren aufgeglüht. Hart stoßen heutiges Amerika und uraltes Asien in dieser Stadt gegeneinander. Östlich sind die Menschen geblieben, ihre Gesichter, ihre Augen, ihre braunen Hände, auch wenn sie geschickt ihre Autos durch das Menschengewühl steuern. Sie hocken auf dem Boden der Straßen in ihren weißen Gewändern im Staub; sie kauern in allen Stellungen, oftmals so, wie der meditierende Buddha abgebildet wird. Über ihnen wehen hohe Palmen. Hinter ihnen erhebt sich ein Laden mit Hülsenfrüchten, wo staubige Füße achtlos über Haufen von Erbsen und Reis und Mehl schreiten. Oder die niedrige Bude eines mohammedanischen Hotels, oder die Bretterbude eines Barbiers, wo sich Menschen, mitten im Straßengewühl kauernd, den Schädel rasieren lassen. Nur ein schmaler Schopf am Scheitel bleibt erhalten, das sichtbare Zeichen dafür, daß hier oberhalb des Scheitels, nach der Anschauung der Hindus sich „die tausendblättrige Lotosblume Brahmas“ befindet, durch welche die Seele des Erwachten beim Sterben den Leib verläßt. Auch auf den Stirnen tragen sie Zeichen, die Männer und noch mehr die Frauen; mit farbiger Asche sorgfältig auf die Stirnen gemalt, mitten in dieser halbamerikanischen, tosenden Stadt, Zeichen schauender geistiger Augen.

Für eine Weile versank ich in dem Gewühle Asiens.

Die große Stadt Bombay war in der indischen Nacht hinter mir geblieben. Ausgelöscht waren ihre Lichtreklamen und die elektrischen Bogenlampen und die Hupenschreie der Automassen in ihren Straßen. Nur die zitternden Wände des breiten großen Wagenabteils waren um mich und grau die Schläfer darin in ihren Betten. Und draußen die Nacht.

Nun hatte ich mein Bett gemacht und lag ausgestreckt in dem dunklen, sanft rollenden Zug und lauschte und horchte. Durch alle Ritzen des Wagens drang die tropische Nacht. O, wie breitete sich das ungeheure Land, das ich nun das erste Mal durchmaß.

Die Nacht dehnte sich und atmete. Dann folgte ein unbarmherziger Tag. Vergebens kreisten die elektrischen Ventilatoren an der Decke des Abteils im Expresszug, dessen Dach in den Stationen mit Wasser besprengt und gegen die Außenluft kühl gehalten wurde. Alle Läden waren heruntergelassen, dämmernd dunkel war es im Wagen, nur durch schmale Spalten drängte das weiße blendende Licht des glühenden Himmels und der nackten Erde, der endlosen verbrannten Ebene herein. Als ich mittags auf den Beton eines Bahnsteigs hinaustrat, um die wenigen Schritte zum benachbarten Speisewagen zu machen (Es gibt in Indien keine Durchgangswagen), da prallte ich zurück; ich wurde fast hingestreckt vom weißglühenden Hammer dieser maßlosen Hitze. Im November hätte ich kommen sollen, wurde ich belehrt. Jetzt war Mai, der heißeste Monat des Jahres in Indien.

Über Brücken, über breite Flüsse, über die Yamuna, über den Ganges fuhr der Zug. Draußen dehnte sich das ungeheure Land, die feuchtwarme tropische Nacht und dann der glühende Staubdunst des nächsten Tages. Nahe musste schon das Gebirge im Norden, Himalaja sein. Man sah ihn nicht.

Man sah ihn nicht, als mich schon das Auto Shri Maharajas durch die brennende Hitze auf einer herrlichen Straße die Vorberge hinaufführte.

Fast wurde ich schwindlig auf den zahllosen engen Kurven der Straße, die mich aus der Ebene rasch auf mehr als zweitausend Meter Höhe hinauftrug. Große Affenherden hockten auf den steinernen Brüstungen der Brücken. Kühler wurde die Luft.
Jetzt blickte das Wasser eines Sees jenseits eines Bergriegels durch grünes Laub.

Über dem glitzernden Wasserspiegel und den ausgetrockneten Flussbetten, die im Dunst der Ebene versanken, ragten luftig die Balkone eines bunten indischen Dorfes. Die Straße, die, von Menschen wimmelnd, durch ein Basarviertel steil emporführte, war viel zu schmal für ein Auto. Wir hatten den Wagen am Seeufer verlassen und klommen zu Fuß weiter aufwärts.

Aus der Tür eines einheimischen Hotels trat ein alter Mann mit großen gütigen Augen und silbergrauem Bart auf die Terrasse hinaus. Ein goldbraunes Zeichen war auf seine hochgewölbte, von Falten durchfurchte Stirne gemalt. Das war Shri.

Etwas in mir wollte mich zwingen, ehrfürchtig vor diesem alten Brahmanen niederzusinken. Ich fühlte seine Hand – oder war es die Kraft seines Segens auf meinem Haupt.

Ein etwa vierzigjähriger Mann mit kühnem Gesicht, wie einer der morgenländischen Ritter aus der Parzivalsage, führte mich in einen Seitenraum. Es war Rana, der erste Schüler Shris. Ich wusch mir den Staub von der Reise ab. Ich wusch auch die Qual der letzten Wochen ab. Reiner und stiller kam ich zurück in Shris dämmernde Stube. Shris Nähe und Gegenwart hatten mich reiner und stiller gemacht.

Shri und Rana gaben mir eine Unmenge Orangen zu essen, Früchte, die eben reif geworden waren auf diesen Berghängen. Ich aß wohl mindestens ein Dutzend Orangen auf einen Schlag. Sie erquickten mich unsäglich.

Nach einer Weile sah ich, dass draußen auf der Straße ein muskulöser, fast nackter Kuli mein ganzes Gepäck wie einen Turm auf seinen Kopf lud. Rana und ich folgten dem Kuli. Durch den Seewind, am Ufer des schönen, grünen Wassers, führte mich Rana zu einem Haus am Strand, der Pension eines Parsis, wo mir Shri ein Quartier besorgt hatte. Ich bekam dort vegetarisches Essen, aber noch auf europäische Weise zubereitet. Meine neuen Freunde beobachteten mich und warteten ab, wie ich mich verhalten würde. Denn Shri hatte mit einigen europäischen und amerikanischen Schülern nicht immer gute Erfahrungen gemacht. Keiner von ihnen hatte vermocht, sich in indische Kost, in indische Lebensweise richtig hineinzufinden…

Die vier Stufen der Meditation

Als vor etwa hundert Jahren Europäer staunend zum ersten Mal den grünglitzernden See Nainital im Himalaja erblickten, war das Seebecken rings von duftendem Urwald umgeben. Der Wald war voller Blumen und voller Wild, das in dichten Rudeln zur Tränke drängte und sich durch nichts verscheuchen ließ. Der friedvolle Boden war heilig. Die Hindus erzählten, selbst der Schlangengott habe ein Gelübde abgelegt, dass der Biss einer Schlange an diesen Ufern niemals tödlich werden sollte.

Ich habe keine Schlange am See Nainital gesehen. Das Wild ist vertrieben. Nur die bunten Vögel wiegen sich noch auf den Zweigen der Edelkastanien und die steilen Felswände des Südufers gehören noch den Affen, die zuweilen im Spiel Felsblöcke in den See schleudern. In den dichten Wald von Eichen und Edelkastanien haben Menschen viele Lücken gebrochen und ihre Landhäuser hingebaut, einfache Bungalows und die prächtigen Landsitze vieler indischer Fürsten und des englischen Gouverneurs. Einen breiten Reitweg haben sie am Ufer angelegt, sie haben westliche Kaufhäuser, Schulen und Banken errichtet und einen großen Hockeyplatz. Dort am Ufer erhebt sich auch noch der zarte Tempel der Göttin Naini, wo in den Gewölben nackte indische Asketen und Heilige hausen. Aber der Tempel wird von einem massigen Gebäude in einem hässlichen europäischen Stil weit überragt, das ein Tonkino und eine große Rollschuhhalle enthält. Die Jazzmusik der vorzüglichen Kinoapparatur übertönt die Tempelglocken, die in einem Gerüst neben dem Tempel der Göttin Naini aufgehängt sind und noch oftmals von Gläubigen in Schwingung gebracht werden.

Jeden Abend umwanderte ich mit Shri Maharaj, dem Lehrer und väterlichen Freund, den ich hier in Indien gefunden hatte, die Ufer des Sees. „Die Rishis haben einstmals auf den Waldbergen hier gewohnt“, erzählte er mir. „Die Rishis sind hohe geistige Wesen, viel höher als der Mensch. Sie haben keinen irdischen Körper, aber es wird von ihnen gesagt, daß sie nach ihrem Gefallen einen Menschenleib anlegen können. Vor tausend Jahren sollen die Rishis noch alljährlich in Menschengestalt im Wasser des Ganges gebadet haben. Später, als sich das innere Ohr der Menschen verschloß, sind diese Urlehrer der Menschheit weiter empor ins Gebirge gezogen, hoch in die Regionen des ewigen Schnees.“

„Dort wohnen sie heute?“ fragte ich. Der alte Mann lächelte. „Ja, in den Schneegebirgen am Manasarovar-See.“
Das Wort Manasarovar-See klang über die Wasser.

Der ferne See Manasarovar in Tibet, mein heimliches Ziel, stand wieder vor meinem Blick, von Sagen umhüllt, der Mittelpunkt der Welt, der letzte Rest des Paradieses auf Erden. Vier heilige Ströme, so heißt es, entquellen nach allen Richtungen seiner Flut. Nach Süden, Westen, Norden und Osten. Der Strom, der nach Süden fließt, führt silbernen Sand mit sich; der nach Westen fließt, Gold; der nach Norden fließt, Smaragd; der nach Osten fließt, Diamant. Und seine Flut speiste geheimnisvoll auch das Seebecken, vor dem ich stand. War ich also bisher richtig gewandert?

Die Musik des Tonkinos und der Regimentskapelle war verklungen. Ich höre die Geschichte, wie der See Nainital entstanden war.

Auf ihrer Weltenwanderung in Menschengestalt waren drei von den sieben heiligen Rishis in dieses Gebirge gekommen. Sie hatten kein Wasser und litten große Not. Dürstend flehten sie zu Brahma, dem Weltschöpfer, er möge ihnen helfen. Brahma hörte ihr Flehen. Auf sein Geheiß gruben sie eine Höhlung, und der Gott ließ in dieses tiefe Becken das lebendige Wasser aus dem fernen See Manasarovar sich ergießen. So ist der See entstanden und bekam den Namen Tririshisarovar, See der drei Rishis…

Immer von neuem versuchte ich, mich in der Meditation zu konzentrieren. Und manchmal kamen majestätische Bilder. Doch heimlich ahnte ich, das war nur eine Verführung, die gefahrvoll war, weil sie einen festhielt und mit Stolz aufblähte. Auch diesen Stolz über das, was man geschaut hatte, musste man erst mühsam wegräumen, ebenso wie alles andere Geröll, alle Unruhe, alle seelische Unreinheit. Man musste in die Stille kommen, wie an die Küste eines unbekannten Meeres; dort an der Küste des Unbekannten musste man lauschend und hingebungsvoll warten, bis die verborgene Welt – wenn es ihr so gefiel – einen mit hineinnahm in ihr Leben.

Wenn ich mich nach meinen stümperhaften Versuchen zu meditieren vom Boden erhob, da taten mir meist alle Glieder weh. Und doch war ich wunderbar erquickt, und tiefer erhellt als vorher strahlte ringsum die irdische Welt, die mich umgab.

Es dauerte eine Reihe von Jahren, bis ich nach vielen leidvollen Erfahrungen in Indien ahnen lernte, was die vier Stufen der Meditation bedeuten und was Meditation ist: Ein Sich-Abwenden von seinem egoistischen Selbst und Sich-Hinordnen auf die Göttliche Welt, auf das wahre Sein.

„Das hat freilich wenig Sinn“, sagte Shri, „wenn man nur gelegentlich und zu einer bestimmten Tagesstunde meditiert“. Shri schärfte mir oftmals ein:

„Vierundzwanzig Stunden am Tag, schlafend und wachend muss man in dieser Seelenhaltung leben, sich öffnen, sich ständig hingeben.“ Die ersten Stufen der Meditation, von denen mir Shri am See Nainital erzählte, das Sitzen, das Atmen sind nur Vorbereitungen dazu; wie auch ein Bad und das Anziehen eines reinen Kleides vor der Meditation eine äußere Vorbereitung ist.

Wenn man mit untergeschlagenen Beinen und mit vollkommen lotrechter Wirbelsäule sitzt, vermag man nach längerer Übung stundenlang bequem und entspannt zu sitzen, ohne müde zu werden. Der Körper stört nicht mehr. Schon auf den Bildwerken einer jüngst aufgedeckten Kultur im Industal, die mindestens fünftausend Jahre alt ist, sieht man die Menschen in der gleichen Haltung in der Meditation sitzen, wie es der indische Yogi heute noch tut.

Auch das geregelte Atmen ist eine in Indien seit Jahrtausenden gepflegte und noch heute gelehrte Kunst. Wenn der Atem ruhiger wird, dann wird auch der schweifende Geist ruhiger. Denn es besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Atemstrom und dem Menschengeist. Aber die indischen Heiligen Schriften sagen oftmals: durch Beherrschung des Atems wird Gott nicht erreicht. Auch Atemübungen sind nur Hilfsmittel. Bei dem, was man in Europa oft unter Yoga versteht, beim sogenannten Hathayoga, der sich vorzugsweise mit dem Leib beschäftigt, sind diese Hilfsmittel allerdings zur Hauptsache geworden. Man kann, wie viele ernsthaft behaupten, manches dadurch erlangen, zum Beispiel einen kraftvollen Leib, der ungezählte Jahre in jugendlicher Frische und Gesundheit zu leben vermag. Auch ungeahnte Macht und starke Kräfte kann man so gewinnen. Bekannt ist die Antwort, die der große Buddha dem Yogi gab, der sich brüstete, daß er nach zwanzig Jahren harter Übung gelernt habe, auf dem Wasser zu wandeln: „Was ist das schon!“ sagte Buddha. „Für die kleinste Kupfermünze rudert dich der Fährmann über den Fluss.“

„Vergeude nicht viel Zeit für Übungen im Hathayoga“, sagte mir mein Lehrer Shri einmal. „Das hast du in einem früheren Erdenleben bereits getan. Ungeahnte Kräfte könnten in dir erwachen, die bloß eine Versuchung sind und dich auf deinem jetzigen Wege hindern würden.“

Das Mantra-Sprechen jedoch führt ins Wesentliche hinein. Wenn man in einem Sanskrit-Wörterbuch die Bedeutung des Wortes Mantra sucht, findet man folgende Übersetzungsversuche: vedische Hymne, geheiligtes Gebet, ein Zauberspruch, ein Geheimnis, eine Beschwörung, die Zeile eines Gebets, die einer Gottheit geweiht ist usw. Doch das alles sind nur äußere Bedeutungen. Der indische Wahrheitssucher, ob er nun den Pfad der Werke (Karma) oder den Pfad der Weisheit (Jnana) oder den Pfad der erkennenden dienenden Liebe geht (Bhakti), ist davon überzeugt, dass der Mantra, den er spricht, und die Gottheit, die er damit anruft, vollkommen eins sind. Das erklärt die Ehrfurcht vor dem Mantra und die Wichtigkeit des korrekten Aussprechens und die Gefahren beim eigennützigen Missbrauch. Mehr Ehrfurcht hat der Hindu vor dem Wort als der Mensch im Abendland. Nicht nur das lebendige Wort des Mantra, sondern überhaupt jeder Laut der Sprache, jede Silbe, jedes Wort wird im Sanskrit Akshara genannt, das bedeutet: Das Unzerstörbare. Akshara, der Unzerstörbare, so heißt auch Gott.

Der wahre Mantra wird nicht gesprochen, sondern gesungen. Mit geöffneter Seele sucht der indische Gottgeweihte jenen Göttlichen Klang, jenen Mantra zu erlauschen und nachzusingen, zu dem sich aller irdische Klang bloß wie ein Schatten verhält.

Brahma, der Schöpfer, wird in den indischen Heiligen Schriften „der erste Sänger“ genannt. Man sagt, aus dem Mantra, den er sang, sei die Schöpfung unseres Weltalls entsprossen.

Dem Abendland dünkt solche Kunde höchst fremd und erstaunlich. Und doch gibt es auch im Westen Spuren von ähnlichem geistigen Wissen. Immer wieder musste ich in Indien betroffen an den Anfang des Johannesevangeliums denken: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … alle Dinge sind durch dasselbige gemacht.“ …

Svami Nityananda

Die Stadt Almora liegt hoch auf einem schmalen Bergrücken. Zu beiden Seiten öffnet sich ein majestätischer Rundblick in gelbgraues Terrassenland hinab und auf den Bergkreis empor. Jedoch der Schnee der eigentlichen Bergriesen ist bis jetzt immer noch verhüllt geblieben.

Die auf einem schmalen Grat sich hinziehende Stadt war lange Zeit die Hauptstadt des unabhängigen Königreiches Kumaon gewesen. Vor etwas mehr als hundert Jahren haben die Engländer die Bergstadt erstürmt. In der einstigen Königsburg auf einem steilen Felsen befinden sich nun die Gerichtshöfe. In der Stadt wimmelt es von Rechtsanwälten…

Das Hotel in Almora hatte einen königlichen Namen, hohe Preise – und Ungeziefer. Wenn ich mich als Neuling über Wanzen beschwerte, brachte man dienstwillig noch mehr Teppiche, als schon ohnehin am Boden lagen, bis Rana eintraf und auf seinen leisen, höflichmilitärischen Wunsch alle diese Brutstätten für einen Tag ins Freie, in die Sonne gelegt wurden. Das brachte Erleichterung. Anschließend an unsere Zimmerreihe war eine Terrasse mit herrlicher Aussicht auf die zahllosen, abfallenden Stufen des Vorgebirges, auf dem sich die Stadt erhebt. Wenn der Himmel wolkenlos war, lagen da im Norden, jenseits der Täler, die höchsten Schneekämme des Himalaja. Aber mein eigenes Zimmer öffnete sich zwar dieser Aussicht zu, aber zunächst in den Raum, welcher der menschlichen Notdurft diente (Kübelsystem). Statt die Menschen zu lieben, begann ich manchmal, einige zu hassen. Statt mich über den malerischen Volksauflauf zu freuen, der immer um das Hotel versammelt war, litt ich darunter und unter all den eindringlichen Geräuschen und Gerüchen, die das

Haus Tag und Nacht erfüllten. Es war eine Prüfung für mich, die ich anfangs sehr schlecht bestand.

Auch in diesem Haus behielt Shri Maharaj zu meinem Staunen immer seinen hellen Gleichmut. Er schien die landesübliche Musikkapelle gar nicht zu bemerken, die vor den Pforten des Hotels tagaus, tagein ihre schmetternden Weisen spielte, Aufforderung zum Besuch einer Kinovorstellung oder Anpreisung des chemischen Heilmittels einer europäischen Firma. Anscheinend sah er nichts, aber wenn ich einmal einen unguten Gedanken in der Seele hatte, dann merkte er es gewiss. Schweigend und höchstens leise den Kopf schüttelnd sah er mich an. Und das war mehr als eine Strafe. Sein eigenes Zimmer war nach wenigen Stunden trotz all dieser Umgebung ein ruhevolles, helles Heiligtum geworden und es war auch in Almora ein unsägliches Glück, in seiner Gegenwart meditieren zu dürfen. So machte ich mühsam meine ersten Schritte in eine völlig indische Umwelt, denn in Nainital hatte ich auf Wunsch Shris in der Pension der Parsi noch auf europäische Weise gelebt. Nur kein Fleisch hatte ich mehr gegessen. Aber lange, lange brauchte ich, um die ganz andersartige, indische Kost lieben zu lernen, die auch in dem Hotel in Almora von dem Koch Shri Maharajs bereitet wurde.

Eines Abends brachte mir der Sekretär von Shri einen Brief. Shris Schwiegersohn, der gerade zu Besuch war, lachte. Ich fragte, warum er lache. Er sagte:

„Auch mir schickt Shri immer, wenn er mit mir unzufrieden ist, einen solchen Brief“. Das Schreiben enthielt einfache, liebevolle Weisungen für mein Leben, etwa:

„Regle deine Mahlzeiten sorgfältig. Iss täglich nur einmal Reis. Iss wenig am Abend.“
„Lerne es, geduldig zu sein und nicht gereizt zu werden.“
„Überwinde Furcht und Nervosität. Denke an Kraft, und du wirst stark sein.“
„Lerne es, ein einfaches und lauteres Leben zu führen.“
„Es bedeutet nicht viel, zum Manasarovar-See und zum Berg Kailash zu gehen. Der wahre Kailash liegt in dir selbst. Den musst du zu erreichen suchen!“

Shri, Rana und ich saßen in Meditation versunken auf der Bodenmatte. Ich hatte eine schwere Stunde hinter mir. Es war mir gelungen, innerlich darauf zu verzichten, schon in diesem Jahre die weite Pilgerfahrt in das verschlossene Reich des Manasarovar-Sees und des Kailash zu unternehmen. Ich hatte endlich eingesehen, daß Shri recht hatte, dass ich körperlich der harten Wanderung noch nicht gewachsen war und vor allem seelisch noch nicht reif dazu war. Ich musste erst noch viel lernen.

Da trat ein fremder Mann ins Zimmer. Er war fast nackt, hatte langes, graubraunes, mit Asche bestäubtes Haar zu einem hohen Bausch am Scheitel aufgesteckt. Sein erstaunlich heller Körper war straff und muskulös, wie der eines Jünglings – obwohl er fünfundsechzig Jahre alt war, wie ich später hörte. Seine Bekleidung bestand aus einem schmalen, orangefarbenen Lendenschurz. Um die Schultern hing ihm ein Tigerfell und ein hölzernes Zepter trug er in der Hand. Nachdem er Shri und Rana begrüßt hatte, umarmte er mich.

„Sie werden zum Kailash kommen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie noch heuer, noch in diesem Sommer, zum Manasarovar-See und zum Kailash gelangen werden. Sie werden mit mir gehen“, sagte er zu meiner größten Verblüffung.

Das war Svami Nityananda Saraswati, der Präsident des indischen Komitees zur Förderung der uralten Pilgerfahrten zum Berge Kailash und zum Manasarovar-See. Er deutete an, daß er das kürzlich erwählte geistige Oberhaupt von über hundert Millionen Hindus sei. Beim letzten Kumbhamela-Fest in Hardwar im Himalaja, das nur alle sieben Jahre stattfindet und wo mehr als eine Million Pilger beisammen waren, sei er als der Geeignete und Würdige befunden worden, der Nachfolger der geistlichen Herrscher über den indischen Norden zu werden, und er habe den „Thron des Nordens“ bestiegen, mit allen den Ehren, die dem Erwählten gebühren.

Das Klosterreich des indischen Nordens hatte zwei Jahrhunderte hindurch keinen Herrn, erzählte er, weil kein Würdiger gefunden worden war. Er, der nun nach zweihundert Jahren als erster wieder sich als Inhaber dieses Throns betrachtete, hat mir auf meine Fragen das folgende darüber mitgeteilt:

Shri Adi Shankaracharya, der Erneuerer des Hinduismus im Mittelalter, gründete vier Klosterburgen im Norden, im Süden, im Osten und Westen von Indien, um die religiöse und soziale Gerechtigkeit im Leben aller Hindus zu sichern. Das Oberhaupt einer jeden dieser vier Klosterburgen hat die geistige Herrschaft und Gerichtsbarkeit über den vierten Teil des riesigen indischen Reiches. Als Klosterburg des Nordens wurde Jyotirmath bestimmt; es liegt im Himalaja. Dieses Kloster hat eine Art kirchliche Gerichtsbarkeit über eine Reihe großer indischer Provinzen, sowie der Länder Kashmir und Nepal, der Stadt Kabul in Afghanistan und eines Teiles von Tibet rings um den Berg Kailash und den See Manasarovar. In einem offiziellen Schriftstück, das er mir zeigte, waren die Ehren, welche nun Svami Nityananda gebührten, in pompösen Worten angeführt:

„Der große Heilige der Heiligen, der alle geistigen Bereiche beherrscht, der ein weit fortgeschrittener und großer Yogi ist mit der Macht, zu erklären, auszulegen und die Einweihung zu vollziehen, der die Meisterschaft über alle religiösen Texte hat, der die Macht erhalten hat, die vier vedischen Kasten zu bestrafen, die Brahmanen, die Kshatriyas, die Vaishyas, und die Shudras; der die Aufsicht über alle Asketen hat, der die unumschränkte Gewalt hat, die Regeln und Gesetze im religiösen und sozialen Leben aller Schüler durchzusetzen und dessen Genehmigung und Anerkennung erforderlich ist, ehe die Herrscher aller einheimischen Staaten in diesem großen Gebiet ihre Throne besteigen dürfen; welcher der geistige Regent über hundert Millionen Hindus ist, er hat hiermit den Thron des Nordreiches bestiegen, um dort die sozialen und religiösen Gesetze in voller Macht zu verwalten …“

Dieser Mann drängte darauf, daß ich noch im gleichen Jahr die Wanderung zu dem Manasarovar-See mit ihm antreten solle. „Denn später werde ich unzugänglich sein“, teilte er mir mit. „Da werde ich in einem Palankin getragen werden, strengste Zeremonien und Schweigegebote und Fackeln und viele Diener werden dann stets um mich sein.“

In dem orangefarbenen Mantel eines Pilgrims sollte ich die Wanderung unternehmen. Auf Wunsch Nityanandas sollte ich in das Ashram, das Haus der Pilger übersiedeln, dem wir noch am gleichen Tage einen Besuch abstatteten. „Es wird dir gut tun, unter den Sadhus zu wohnen. Es wird deine Seele rein machen“, sagte er. Am liebsten hätte er mich sofort dort behalten, wenn Shri nicht sanften Einspruch erhoben hätte.

Nityananda war ein Diktator. Er stammte aus Südindien und sprach geläufiger Englisch als Hindi. Seine Gesichtszüge waren eher die eines Russen als die eines Inders. Angetan mit dem orangenen schmalen Schurz und dem Tigerfell, sonst nackt, ging und schlief er Sommer und Winter, auch im Hochgebirge. In solcher Kleidung, ein dunkles Holzzepter in der Hand, besuchte er den englischen Vizekönig von Indien und die Minister und Maharajas, mit denen er befreundet war. Nityananda war einstmals zu einer ganz anderen Laufbahn bestimmt gewesen. Er war ein berühmter junger Rechtsanwalt mit einem riesigen Einkommen gewesen, dann viele Jahre lang Statthalter von drei vereinigten indischen Distrikten, so groß wie manches europäische Königreich. Als ein sehr mächtiger Mann fand er endlich seinen Guru, entsagte plötzlich der Welt, gab alles auf, Frau, Kinder, Einkommen, Stellung, Macht – ging für viele Jahre in eine Felsenhöhle und wurde ein Asket. Er erzählte uns, dass er in der Einsamkeit den Befehl Gottes erhalten hatte, die mit maßlosen Schwierigkeiten verbundenen Pilgerfahrten zum Manasarovar-See und dem Berg Kailash wieder zu erneuern.

Während wir rings um ihn und Shri auf dem Boden kauerten, entwickelte Nityananda seine Pläne. Er werde elektrisches Licht und Sauberkeit in die tibetanischen Lamaklöster bringen. Er werde ein halbes hundert Pilgerhäuser am Wege bauen. Er erwog und verwarf die Möglichkeiten eines Flugverkehrs: die tibetanische Hochebene sei wohl glatt wie ein Tisch, ausgezeichnet zum Landen, aber die Stürme über dem Gebirgskamm seien zu stark. Ich schauerte fast, als er mit Nachdruck erklärte: „Niemand darf auf dieser Pilgerfahrt sterben“, und hinzufügte: „Ich verzichte nie.“ …

Gottes Majestät

… Einmal saß ich mitten unterm Volk auf den rohen Bretterbänken des billigsten Platzes eines überfüllten Tonkinos in Nasik, welches einer riesigen Scheune glich. Ich war wohl der einzige Weiße in der Zuschauermenge. Manchmal liefen Ratten, einander jagend, dicht an unseren Füßen vorbei. Keiner achtete darauf. Wir waren alle im Banne des Spieles.

Ein entzückter Aufschrei durchscholl das Haus. In ihrer Erregung umklammerten meine Sitznachbarn links und rechts, ganz fremde Männer, meine Arme und Hände. Atemlos fragten sie mich, ob ich, der Europäer, nur ja richtig gesehen habe, nur ja richtig verstanden habe, wie Gott eben eingegriffen hat.

Froh nickte ich: Ja, ich hatte verstanden.

Vor uns auf der Filmleinwand taumelte der wunderbar befreite Seher aus seinem dunklen Kerker auf die lichtüberflutete Straße hinaus. Er breitete die Arme aus und sang jubelnd den Gottesnamen „Rama“. Die Menschenmassen, die ringsum die Straßen säumten, fielen jauchzend ein und sangen: „Rama, Rama … !“ Aber nicht bloß das Volk auf der flimmernden Leinwand sang, sondern auch fast alle Zuschauer im Kino waren begeistert aufgesprungen und sangen so laut, dass man glaubte, das Dach des Hauses würde gesprengt werden: „Rama, Rama, Rama …!“ Mit voller Kraft ihrer Stimme sangen sie den mächtigen Mantra von dem Göttlichen Heiland Rama, der die Gefallenen aufhebt und läutert.

Nun saßen sie Zuschauer wieder still und lauschten, als der Held, der so viel Schweres geduldig erlitten hatte, leise flüsternd zu Gott betete:

„Du bist unser Vater. Du bist unsere Mutter. Du bist unser geliebter Freund. Du bist die Quelle unserer Kraft. Der Du die Last dieses Weltalls trägst, hilf uns, die kleine Last unseres Lebens zu tragen.“
Man darf sich die indischen religiösen Filme nicht kitschig oder süßlich vorstellen. Sie sind für westlichen Geschmack vielleicht allzu lang und zerdehnt, doch sie sind voll Spaß und voll von derbem, saftigen Volksleben; und einzelne Szenen sind oft ein großes Kunstwerk. Bei einem Wettbewerb in Venedig, so hörte ich, wo seinerzeit der beste Film des Jahres ausgewählt werden sollte, hat einer dieser religiösen indischen Filme die beiden höchsten Auszeichnungen erhalten, die damals verliehen wurden.
Einige Monate war ich weit weg, versunken im Orient; aber dann strebten in mir wieder Osten und Westen mächtig zusammen. Und als ich jeden Abend mit Shri in dem Bhagavata-Purana las, brachen plötzlich Türen in germanische Vorzeit auf, ich entsann mich der Runen und deren Weisheit. Ich übersetzte für Shri aus dem Stegreif aus der Edda. „Voluspa, der Seherin Gesicht …“
Ich las ihm auch eine Zeitlang täglich aus der Bibel vor. Die Abschnitte über Abraham, Josef, Salomon, Zedekia, Elias, aus dem Buche Jesaias, vor allem den Römer- und den Korintherbrief des Paulus. Er meinte, einer der dunkelsten Schatten, die über das Alte Testament gefallen sind, läge in dem Wort: „Aus Staub bist du geworden und zu Staub sollst du wieder werden“. „Nein“, rief Shri, „aus Licht bist du geworden, und zu Licht sollst du wieder werden!“ …

Die Trommel Shivas

… Eines Tages, als wir dem See zuschritten, waren am Tor des Rajputanahotels fettgedruckte Zettel angeschlagen. Wir lasen: „Die Deutschen marschieren in die Tschechoslowakei ein. Prag besetzt“. Nicht nur die Trommel aus dem Shivatempel, auch die Weltgeschichte dröhnte zu uns herüber.

An diesem Abend war Alan sehr niedergeschlagen. Während wir auf dem Felsvorsprung über dem glitzernden Wasser saßen, berichtete er von Amerika, daß es während seiner Jugend, zur Zeit der Depression, in dem überreichen Land eine Menge von Menschen gegeben hatte, die ständig am Rande des Selbstmordes lebten, weil sie fürchteten, daß sie am nächsten Tage entlassen würden und verhungern müssten. Er erzählte von Müttern, die darüber klagten, dass sie Kinder in die Welt gesetzt hatten. „So viele haben heute Furcht, vor dem Aussetzen der Konjunktur, oder dass sie Krebs bekommen, oder dass ein neuer großer Krieg ausbricht. Shri, glauben Sie, dass ein neuer Krieg möglich ist, der die ganze Welt in einen Trümmerhaufen verwandelt?“

„Alles ist möglich in unserem disharmonischen Zeitalter, dem Kaliyuga“, erwiderte Shri todesernst.

Alan sprang auf und stampfte mit dem Fuße auf die Erde. „Kaliyuga! Ich hasse diese Schlagworte“, rief er erbittert, „ob sie nun von Rishis oder von Göbbels erfunden worden sind. Das tausendjährige Dritte Reich und der unabwendbare Göttliche Weltenplan, ich sehe keinen Unterschied. Alles Schlagworte. Wo bleibt die Willensfreiheit? Wo bleibt der Atma, wenn man unentrinnbar einem Hitler oder dem Kaliyuga ausgeliefert ist? Wollen Sie vielleicht behaupten, dass auch die Diktatoren von heute Atmas sind? Das sind bloß Dämonen.“

„Auch die Dämonen sind Atmas“, sagte Shri mit Nachdruck. „Wir müssen die Dämonen bekämpfen; Gott erlöst sie. Und die Diktatoren, vor denen du dich fürchtest, sind Zwerge gegen die mächtigen Asuras, die in der Vorzeit die Erde beherrscht haben, damals als Krishna kam. Aber wenn Krishna Seinen Fuß auf ihr Haupt gesetzt hat oder sie erschlagen hat, dann sind sie in Sein Göttliches Licht eingegangen.“
Mürrisch starrte der junge Amerikaner zu Boden. Weinerlich wie ein schläfriger Knabe sagte er: „Ich mag nicht im Kaliyuga, im jetzigen Zeitalter, leben. Warum kann nicht immer goldenes Zeitalter sein?“

Als die ersten Regengüsse niederpeitschten, kehrten wir von dem von Nebel und Nässe umwobenen Berggipfel der Göttin Arbuda unter das schützende Dach von Shris festem Haus in Nasik zurück.

Zu den Gepflogenheiten der wandernden Asketen in Indien gehörte es, acht Monate im Jahr unterwegs zu sein, in keinem Tempel und in keinem noch so gastlichen Haus zu verweilen. Zu ihren Regeln gehört aber auch, am Beginn der großen Regen innezuhalten in ihrer mühseligen Wanderung und während der vier Monate der Regenzeit unter einem schützenden Dach zu wohnen und sich ganz dem Studium und der Versenkung in die Heiligen Schriften zu widmen. Deshalb nennt man diesen Teil des Jahres „die vier heiligen Monate“.

Das indische Jahr ist ein Mondenjahr. Die zwölf Monate, die jeweils mit dem Vollmond beginnen, sind den großen Avataren Gottes geweiht, und jeder Monat gilt als von der Kraft eines dieser Avatare durchglänzt. In Schaltjahren aber gibt es noch einen dreizehnten Monat. Dieser gilt als von noch tieferem Glanze durchleuchtet, nämlich von Gott in Seiner ganzen Fülle. Der Schaltmonat führt die gleiche Bezeichnung wie Gott Selbst: Purushottama, das heißt Höchste Person oder Höchste Urgestalt.

Krishna wird als Purushottama gepriesen, als sogenannter Avatarin, der zum Heile der Welt die vielen Avatare herabsendet, bis schließlich auch Er Selbst in Seiner ganzen Göttlichen Fülle als Krishna herabsteigt. So ähnlich steigt gleichsam im Laufe eines Schaltjahres der Monat Purushottama herab. Dieser Monat ist in ganz besonderer Weise Gott geweiht. In dieser festlichen Zeit wird deshalb in vielen Brahmanenhäusern von Anfang bis zum Ende ein großes Werk in zwölf Teilen vorgelesen und vorgesungen, das vom Ruhme des fundamentalen Gottes, Bhagavan Shri Krishna, erzählt…