Dez 222013
 

Held – Vorbild – Legende Von Gerhard Rein Seine Autobiografie nannte er: Mein langer Weg zur Freiheit. Auch sein Weg in den Tod war lang. Als er im Juni mit schwerer Lungenentzündung ins Krankenhaus kam, wurden alle Aufrufe und Gebete, ihn in Ruhe sterben zu lassen, nicht erhört. Das Spital in Pretoria wurde wochenlang umlagert. Mandela konnte das Krankenhaus aber wieder verlassen. Nun starb er in seinem Haus in Johannesburg. Er ist 95 Jahre alt geworden. Erinnern wir uns an diesen wunderbaren, alten Mann, der überall in der Welt geliebt wurde. Seine ansteckende Heiterkeit, sein breites Lachen, seine Verweigerung [mehr]

Okt 092013
 

Zu viel für mich Von Gerhard Rein, im September 2013 Seit etwa fünf Jahren erhalte ich E-Mails von Barack Obama. In den letzten Monaten auch sehr oft von Michelle. Und Mails von Joe sind dabei. Joe ist Joe Biden, der Vizepräsident. Oder von Bill. Bill ist Bill Clinton. Mein Interesse an Barack Obama begann spätestens im Sommer vor fünf Jahren. Unsere so weitsichtige, welterfahrene Uckermark-Queen verhinderte, dass der junge, schwarze Präsidentschaftskandidat bei einer Europa-Reise vor dem Brandenburger Tor reden durfte. Er musste zur Goldelse ausweichen, zur Siegessäule. Und da, unter mehr als zweihunderttausend Zuhörern (nicht wenige Gesichter kannte ich, [mehr]

Jul 222013
 

Offener Brief von Christen zur Bundestagswahl PDF   (Adobe Reader herunterladen) Wir wenden uns mit diesem Brief an alle, die von der Politik in unserem Land enttäuscht sind, wie von einer Lähmung befallen und fast kapitulieren vor der Frage, was sie wählen und ob sie überhaupt wählen sollen. Wir wollen aber nicht länger hinnehmen, dass eine Debatte über langfristige gesellschaftliche Ziele nicht nur nicht stattfindet, sondern auch offenbar nicht gewollt ist. Mit diesem Verlust des Politischen finden wir uns nicht ab. Wir weisen mit unserem Brief auf zwei für uns wesentliche Politikfelder hin. Wir wissen uns der oekumenischen Friedens- und [mehr]

Jun 082013
 

Kirchenkampf und Antisemitismus Von Gerhard Rein, 26.04.2013 PDF Man hat ja sonst nichts zu tun. Warum also abends nicht in einen Vortrag, eine Ausstellungseröffnung, zu einem Theaterstück? In der dreckigen, windigen, lebendigen Stadt ist der Alltag seit Jahrzehnten von der Vergangenheit geprägt. Man kommt nicht an ihr vorbei. Nicht von ihr los. Und in diesen Tagen, Wochen, Monaten geht es entweder um Berlin 1933 oder 1938 oder 1945. Zerstörte Vielfalt lautet der gefundene Oberbegriff.Heute Abend wird der Tag von Potsdam behandelt. Also der März 1933 und Hitlers Machtergreifung. In der Topografie des Terrors werden Stühle um Stühle in den längst [mehr]

Jan 282013
 

Militärische Komponenten bestimmen zunehmend unsere Politik Von Gerhard Rein, 24.01.2013 Unsere Gesellschaft verändert sich dramatisch. Sie hat sich von dem Konzept einer Weltinnenpolitik verabschiedet, die sich nach Frieden sehnt. Sie lässt sich nicht mehr leiten von Konsens, sondern von Konflikt. Was nach dem Desaster des Zweiten Weltkrieges nicht vorstellbar war, erlebt in Deutschland zurzeit eine traurige Wiederkehr: ein militarisiertes Denken hält erneut Einzug in unsere alltägliche Politik. Eine  militärische Komponente begleitet wirtschaftliche und politische Entscheidungen. Konservative, Sozialdemokraten und Bündnis Grüne stellen diesen Wechsel nicht infrage. Er stellt auf den Kopf, was Deutsche nach 1945 an Friedfertigkeit und Zurückhaltung langsam [mehr]

Dez 082012
 

Unsortierte Notizen aus der real-existierenden Bundesrepublik Von Gerhard Rein, im Dezember 2012 Ende August 2012 hat Erzbischof Desmond Tutu seine Teilnahme an einer Investmentkonferenz in Durban abgesagt. Mit folgender Begründung: Er wolle an keinem Podium mitwirken, an dem auch der frühere britische Premierminister Tony Blair teilnehme. Blair habe mit seiner Zustimmung zum Irak-Krieg den Tod unzähliger Zivilisten mit zu verantworten. Blair gehöre eigentlich vor ein Gericht in Den Haag. Die Aufregung in britischen Zeitungen war heftig. Hatte der südafrikanische Bischof den Apartheid-Verfechtern im eigenen Land nicht die Hand zur Versöhnung gereicht? Und gegenüber Blair lehne er es ab? Was [mehr]

Jul 192012
 

Das traurige Erbe Von Gerhard Rein, 06.07.2012 Man muss diese Geschichte wieder erzählen. Sie hochholen aus der Vergangenheit. Wer davon spricht, dass das Traurige an der Präsidentschaft Gaucks sei, dass sie die DDR-Opposition weiter gespalten und entzweit hat, dem fällt diese Geschichte sofort wieder ein. Sie geht ungefähr so: In der Volkskammer wird im September 1990 ein Gesetzentwurf verabschiedet, nach dem die Stasi-Akten ins Bundesarchiv nach Koblenz verbracht werden sollen, und Einzelne keine Akteneinsicht erhalten. Als Leiter des Sonderausschusses zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit unterstützt der Volkskammer-Abgeordnete Joachim Gauck (vom Neuen Forum) dieses Gesetz. Der Abtransport der Akten [mehr]

Jul 032012
 

Jubilar der Woche Von Gerhard Rein, im Juni 2012 Der Bundespräsident ist hundert Tage im Amt. Joachim Gauck werde die Nation versöhnen, hatte Sigmar Gabriel vorausgesagt, als er Joachim Gauck zum Kandidaten seiner Partei ausrief. Was Gauck angeht, erwies sich der SPD-Chef als ahnungslos. Gauck ist kein Versöhner. Er spaltet eher, als dass er Menschen zusammenführt. Den auf keinen Fall. So soll Angela Merkel reagiert haben, als ihr Gauck als Bundespräsident vorgeschlagen wurde. Sie gab schliesslich nach. Heute wissen wir, dass die Bundeskanzlerin ahnte, was sie sich mit Gauck antun würde. 100 Tage haben längst gereicht, um zu erkennen, [mehr]

Feb 202012
 

Offener Brief von Gerhard Rein im Juli 2011 Gerhard Rein war von 1982 bis zum Ende der DDR als Hörfunkkorrespondent des Süddeutschen Rundfunks in Ost-Berlin tätig. Lieber Joachim Gauck, als Ihnen im November letzten Jahres in München der Geschwister-Scholl-Preis verliehen wurde, und Ihr Laudator Peter Schneider Sie als Widerstandskämpfer in der DDR und also in die Nähe des gefährlichen Widerstands der Geschwister Scholl rückte, da war ich doch ziemlich erschrocken und fragte mich, ob wir unsere wirklichen Helden mit solchen Vergleichen nicht bedrohlich verramschen. Als ich dann zwei Monate später hörte, Ihnen würde nun auch noch der Börne-Preis verliehen, [mehr]

Dez 162009
 

Der November 1989 aus der Sicht eines westlichen Rundfunk-Korrespondenten PDF Als „Festspiele der überwiegend falschen Töne“ charakterisierte der Journalist Gerhard Rein, der von 1982 bis zum Ende der DDR als Hörfunkkorrespondent des Süddeutschen Rundfunks in Ost-Berlin tätig war, die Ereignisse des Herbstes 1989 im Imshäuser Gespräch. Rein würdigte besonders die Leistung derjenigen, die den Anfang machten, die etwas wagten und ihre Angst überwanden. Viele derjenigen, die später als „Bürgerbewegte“ bekannt wurden, hatte Rein schon vor 1989 kennen gelernt. Viele von ihnen kamen aus den protestantischen Kirchen und damit sei es, so Rein, nicht ganz abwegig, über den Begriff „Protestantische [mehr]