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Erich Ohser 100 Jahre

"Eine kleine Oase fast unbekümmerter Menschlichkeit" nannte der Berliner Theaterkritiker Friedrich Luft die Geschichten von "Vater und Sohn", die Erich Ohser von 1934 bis 1937 in der "Berliner Illustrirten Zeitung" veröffentlichte. Der schnauzbärtige Vater und sein struwwelköpfiges Söhnchen entsprachen so gar nicht dem in jener Zeit öffentlich propagierten Idealbild einer "deutschen" Familie. Nichts hatten sie von Heldentum, sportlicher Gestähltheit oder etwa Gehorsam. Sie waren ein liebenswürdiges Paar voller Güte und Menschlichkeit, verschmitzt und von Herzen kameradschaftlich. Erich Ohser, der Schöpfer dieser liebenswerten Figuren, wurde am 18. März 1903 im Vogtland geboren. Er studierte an der Akademie für Grafische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. 1928 begann er u.a. für den "Vorwärts" scharfe politische Karikaturen zu zeichnen, in denen er vor allem die Nationalsozialisten aufs Korn nahm. 1934 verhängten diese ein Berufsverbot über Ohser. Im gleichen Jahr suchte die "Berliner illustrirte Zeitung" (Illus) eine so genannte stehende Figur. Ohser lieferte das Gesuchte. Es gelang dem Verlag, für Ohser die Erlaubnis zur Publikation unpolitischer Karikaturen zu erwirken, sofern diese untereinem Pseudonym erschienen. Daraufhin wählte Ohser den Künstlernamen "e.o.plauen" (für Erich Ohser aus Plauen). Nachdem Ohsers Atelier 1943 ausgebombt worden war, zog er mit seinem Freund Erich Knauf zusammen. Ein dort untergebrachter Hauptmann verriet die beiden Freunde bei der Gestapo. Ohser und Knauf wurden verhaftet. Vor der Hauptverhandlung, am 6. April 1944, nahm sich Ohser das Leben. Nach dem Krieg war "Vater und Sohn" eine Renaissance beschieden, nachdem Ohsers Witwe 1948 die Verlagsrechte an Johannes Weyl übertragen hatte. Weyl hatte sich 1934 für die Publikationsrechte Ohsers eingesetzt. Seither erscheinen die Geschichten im Südverlag und gingen von dort in alle Welt.

(Text vom Ersttagsblatt der Deutschen Post)

Erich Ohser: Der verlorene Sohn © Ullstein 1935

Der verlorene Sohn

 

Die Abendteuer von Vater und Sohn haben die besondere Gabe, ein stilles Schmunzeln auf das Gesicht des Betrachters zu zaubern. Schmunzeln ist mehr als Lachen. Das Lachen gehört den raschen kurzlebigen Regungen an, es bricht aus und verschallt; das Schmunzeln hingegen ist der freundliche Widerschein eines anhaltenden Zustandes innerer Freude, der sich allgemach ausbreitet und nicht so bald wieder abklingt. Warum schmunzelt wohl der Beschauer, wenn er die Abendteuer von Vater und Sohn vor sich hat? Weil er sich, so wie er einst war und wie er im Grunde heute noch ist, in dem heiteren Paar wiedererkennt... (von Hans Ohl)

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