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Landesjugendkonvent Hannover 1962

Als ehemaliger Konventsältester der Landeskirche Hannover denke ich gerne an die Zeit vor 55 Jahren zurück. Hier ein altes Bild:

 

von links: Rolf Ottmers, Ralf Seidel, Gisela Krauß geb. Steyer, Christa Sawhney geb. Hampel


Sachsenhain damals und heute

Der Landesjugendkonvent tagte zweimal im Jahr im Jugendhof Sachsenhain.

Alle zwei Jahre gab es ein Landesjugendtreffen der Landeskirche Hannover mit über 10.000 Besucher.


Hier waren wir zu Haus

Von Karl-Hans Schnell

Der Landesjugendkonvent

»Auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Haus und zum heiligen Priestertum«. Dieser Satz aus dem 1. Petrus-Brief - Inschrift am Haupteingang des Sachsenhains - war das Leitwort der Landesjugendkonvente. »Lebendige Steine im geistlichen Haus«: das wollten sie sein und das sind sie geworden, die jugendlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Jugend, die zweimal jährlich im Sachsenhain zu ihren Konvents-Tagungen zusammenkamen.

Der Anstoß kam von außen: Bei einer Burckardthaus-Tagung der weiblichen Jugend 1951 in Oldenburg wurde nachdrücklich der Wunsch nach übergemeindlicher verantwortlicher Mitarbeit in der Kirche geäußert. Die Landesjugendwartin unserer Landeskirche, Frau Minnie Otte - stets hellwach für das, was »dran war« - griff diese Anregung auf. So wurden im Mai 1952 über die Kreisjugendpastoren aus jedem Kirchenkreis je zwei Mädchen zum 1. Landesjugendkonvent der weiblichen Jugend im Sachsenhain zusammengerufen. Ein Jahr später, im Frühjahr 1953, wurde auf Veranlassung des Landesjugendpfarramtes auch für die männliche Jugend ein entsprechender Konvent gegründet. Nach Kontaktaufnahme zwischen beiden Konventsleitungen kam es im Frühjahr 1955 zu einer ersten gemeinsamen Tagung beider Konvente und im Herbst 1956 zum endgültigen Zusammenschluss.

Es war selbstverständlich, dass die Konvents-Tagungen im Sachsenhain stattfanden. Er war der Ort, für den jahrelang in den Jugendkreisen gesammelt worden war. „Hier fühle ich mich zuhause", heißt es in einem alten Bericht. Dieses Zuhause war damals schlicht: Unterbringung in Mehrbett-Zimmern. Nicht nur die Bettwäsche, auch Decken mussten mitgebracht werden. Die Diele im Haupthaus diente als Essraum, Vortragssaal und Gottesdienstraum. Ständiges Umräumen gehörte zum Programm. Große Küchenmaschinen gab es nicht. So musste nicht nur das Geschirr abgewaschen, sondern mussten auch die Kartoffeln in großer Menge von den Tagungsteilnehmern geschält werden. Doch gerade diese äußeren Umstände trugen mit dazu bei, dass der Sachsenhain zur Wiege einer verantwortungsbereiten und verantwortungsbewussten Mitarbeiterschaft der Jungen Gemeinde unserer Kirche wurde. Und diese »Wiege« wurde warmherzig und verständnisvoll betreut von »Mutter Riechers«, wie wir sie nannten: die Heimleiterin Frau Anna Riechers. Am Ende jeder Tagung lud sie die - meist reichlich erschöpfte - Konventsleitung zu einer Tasse Kaffee in ihre »Stube« ein, um sich geduldig Freude und Frust anzuhören.

In den Jahren 1952 bis 1960 wurde der Landesjugendkonvent zu der Vertretung der Evangelischen Jugend in unserer Landeskirche. An den Tagungen nahmen in der Anfangszeit 70 bis 80, später 120 bis 140 Delegierte teil. Anfangs wurden diese Delegierten von den Kreisjugendpastoren geschickt, später - auf Drängen des Konventes - von den allmählich überall entstehenden Jugendmitarbeiterkreisen und der Kirchenkreise für die Dauer von zwei Jahren gewählt und zwar ab 1956 je ein Mädchen und ein Junge. Das Mindestalter betrug 17 Jahre.

Außerdem wurden je drei Delegierte von den sogenannten »Gruppen eigener Prägung« entsandt: CVJM, den beiden Pfadfinderbünden, Evangelischer Jungenschaft und EC. Geleitet wurde der Konvent von den beiden »Konventsältesten« (weiblich und männlich) und einem Arbeitskreis, der aus den Sprecherinnen und Sprechern der neun Sprengel bestand.

In der 1956 vom Konvent beschlossenen Ordnung heißt es unter Punkt 1: »Der Landesjugendkonvent ist der Zusammenschluss der verantwortlichen Jungen und Mädchen aus der Jugendarbeit unserer Landeskirche. Für sie ist Christus Anfang, Mitte und Ziel ihres Weges. Sie stehen helfend und verstehend miteinander im Gespräch, fassen Beschlüsse und wollen zu Gottes Ehre und zum Wohl der Gemeinde Jesu Christi arbeiten.«

Davon ausgehend wollte der Konvent ein Ort der Zurüstung für seine Mitglieder als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Jugend sein. Entsprechende Tagungsthemen waren unter anderem: »Unsere Gemeinde«, »Jugend in der Gemeinde«, »Die Christus- Nachfolge in meinem Leben«, »Mein Glaube und mein Opfer«.

Darüber hinaus wollte der Konvent Anstöße für die Jugendarbeit in den Gemeinden und Kirchenkreisen geben. Die Mitarbeiterkreise wurden gebeten, die im Konvent behandelten Themen weiter zu bearbeiten, z.B. »Nachwuchsmangel in den kirchlichen Frauenberufen« (Mädchen-Konvent 1953), »Wehrdienst« (Jungen-Konvent 1955), »Kirchliche Feste - Eine gute Tradition?«.

Ein Thema war von Anfang an immer wieder »dran«: der Kontakt zu den Schwestern und Brüdern in der DDR (»Ostzone« sagte man damals). Bei fast jeder Tagung gab es einen Ost-West-Abend mit Berichten aus Sachsen. Mehrmals war ein Vertreter des sächsischen Konventes dabei. Die Jugendkreise wurden aufgefordert, regelmäßig Briefe zu schreiben, Pakete zu schicken, »rüberzufahren«. Der Konvent gab dazu Informationen und Bücherlisten heraus. In der Zeit »vor der Mauer« bot der Konvent jedes Jahr von ihm veranstaltete Ost-West- Jugendfreizeiten für Sachsen und Hannoveraner an. Die Konventsleitungen aller Jugendkonvente aus West- und Ostdeutschland trafen sich einmal jährlich zu einer gemeinsamen Tagung in Berlin.

Als dritte Aufgabe nahm der Konvent die Mitverantwortung für die Jugendarbeit unserer Landeskirche wahr: „Wir meinen, dass wir die Arbeit in unserer Kirche nicht den Pastoren und hauptamtlichen Mitarbeitern allein überlassen können ..." (aus einem Anschreiben an neue Konventler).

Mutmachender Hauptreferent bei der Tagung »Verantwortliche Mitarbeit« war Landesbischof Lilje. Das Selbstbewusstsein wuchs. Der Konvent setzte sich bei der Finanzierung der Renovierung des Sachsenhains ein und mischte bei Empfehlungen an das Landeskirchenamt (z.B.: In jeden Kirchenvorstand muss ein Vertreter der Jugend gewählt oder berufen werden) und Stellungnahmen mit (unter anderem zum Jugenddankopfer und zur neuen »Ordnung der Jugendarbeit«), Im Januar 1957 wurden die beiden Konventsältesten erstmals in die Landesjugendkammer berufen.

Auf Grund des großen Engagements der einzelnen Konventsmitglieder auch in den Gemeinden, Kirchenkreisen und Sprengeln wurde so in diesen Jahren des Aufbruchs und der Neuorientierung der Landesjugendkonvent zur anerkannten Vertretung der Evangelischen Jugend unserer Landeskirche, ein »lebendiger Stein im geistlichen Haus«.

Quelle: Lebendige Steine, Ev.-luth. Landesjugernddienst e.V. Hannover, 2000, Seite 40-42


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