Lage der Deutschen in Britisch-Indien, auf Ceylon und JamaicaMerkblätter des Auswärtigen Amtes Berlin Januar 1941Drittes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf CeylonSeptember 1941Viertes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf CeylonA. Die Lage der
Deutschen in Britisch-Indien III. Die Parolelager für Frauen B. Die Lage der Deutschen auf Ceylon Dezember 1941 Fünftes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon Dezember 1942 Sechstes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien II. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-lndien LagerorteLinks
Drittes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - Januar 1941EinleitungMit dem Beginn des Entscheidungskampfes im Westen begann in allen britischen Ländern eine verschärfte Internierungspolitik, die zunächst zu umfangreichen Neuinternierungen von Männern, dann aber auch vielfach zur Internierung der seither in Freiheit lebenden deutschen Frauen in Feindesland führte. AhmednagarIn Britisch-Indien waren in der Zwischenzeit eine größere Anzahl Internierter aus dem Lager Ahmednagar entlassen worden. Im Verlauf des Monats Mai 1940 wurden diese erneut in Ahmednagar interniert. Ende Mai 1940 wurden auch die in Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen mit ihren Kindern interniert und in verschiedenen Internierungsorten, über die im einzelnen noch berichtet wird, untergebracht. Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) Ende September 1940 waren im Lager Ahmednagar (200 km östlich Bornbay) 505 deutsche Staatsangehörige interniert. Sie sind in drei Gruppen eingeteilt. Zu Gruppe A gehören diejenigen Internierten, die ihren Unterhalt im Lager selbst bezahlen, zu Gruppe B und D diejenigen, deren Unterhalt von der Feindmacht getragen wird. Es ist vorgesehen, die beiden letzteren Lagerteile zusammenzulegen. Die Internierten haben genügend Bewegungsraum. Es stehen Fussball- und Tennisplätze zur Verfügung und die Internierten haben sich auf dem Lagergelände kleine Blumen- und Gemüsegärten angelegt. Wie ein Internierter berichtet, finden ausser den üblichen Sport- und Lagerveranstaltungen zur Abwechslung für die Internierten auch kleinere Spaziergänge in die nähere Umgebung statt. Solange die beiden Lagerteile getrennt bleiben, ist auch genügend Raum in den Schlaf- und Aufenthaltsbaracken vorhanden. Neue Baracken sollten noch errichtet werden. In den Schlafbaracken haben die Internierten für je 6 Mann einen Tisch mit Stühlen; jeder hat eine kleine verschliessbare Kommode. Die Baracken haben elektrisch Licht. Die Internierten haben noch nicht alle ihre Bücher ausgehändigt bekommen? sie sind jedoch in der Lage, Bücher, deren beschleunigte Zensur sie wünschen, vordringlich anzufordern. Die Lagerbücherei umfasst zurzeit etwa 600 Bücher. Die Internierten, die ihren Unterhalt selbst bezahlen (Teil A) können von ihren Guthaben bei der Lagerkommandantur - die Barvermögen der Internierten sind einem Sonderkonto bei der Lagerkommandantur überwiesen worden - monatlich 250 Rupies erhalten. Die anderen erhielten früher 50 Rupies und jetzt auf Grund von Vorstellungen der Schutzmachtvertretung 80 Rupies monatlich für den Eigenverbrauch; darüber hinaus können sie auf Antrag für grössere Anschaffungen (Kleidungsstücke), zur Unterstützung ihrer Frauen oder mittelloser Mitinternierter weitere Geldmittel erhalten. Alle Internierten im Lagerteil B und D, gleichgültig, ob sie Eigenmittel zur Verfügung haben oder nicht, erhalten von der Feindmacht monatlich 20 Rupies, die zu Anschaffungen in einer besonderen Kantine berechtigen. (Toiletteartikel und Kleidungsstücke). Über die Verpflegung der Internierten, die durch Privatkäufe in der Kantine ergänzt werden kann, liegen Klagen nicht vor. Alkohol- und Tabakverbrauch ist nur begrenzt durch die Höhe der den Internierten zur Verfügung gestellten Eigenmittel. 5% der Kantineneinnahmen für Getränke werden einem Hilfsfonds der Internierten zugeführt. Den Internierten steht ein Hospital zur Verfügung. Einer der beiden mitinternierten deutschen Ärzte hat abwechselnd Dienst im Hospital. Sie erhalten hierfür von der Feindmacht eine kleine Vergütung. In schweren Fällen steht den Internierten auch das Militärlazarett für europäische Offiziere und Soldaten in Ahmednagar zur Verfügung. Bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters Ende September 1940 waren 6 deutsche Internierte mit Fieber oder anderen leichteren Erkrankungen im Lagerhospital, im Militärhospital waren keine Internierten untergebracht. Todesfälle haben sich seit Kriegsbeginn nicht im Lager ereignet. Ein internierter italienischer Kamerad ist als Zahnarzt im Lager tätig. Er praktiziert zweimal wöchentlich, wofür er ebenfalls eine Vergütung erhält. Die Zahne werden ordnungsmässig behandelt, Zahnersatzmaterial kann auf Wunsch beschafft werden. In jedem Lagerteil stehen zwei Baracken mit je vier Duschen und 20 Waschbecken und eine Baracke mit 12 Badewannen zur Verfügung. Jeder Internierte kann wöchentlich einmal heiss baden. Die meisten Internierten ziehen es jedoch vor, sich häufiger zu brausen und überlassen die Warmbäder älteren und kranken Kameraden, oder denen, die in der Küche mitarbeiten. Während der Postverkehr im ersten Kriegsjahr nicht in Gang gebracht werden konnte, hat es jetzt den Anschein, als hätten die dauernden Bemühungen der Reichsregierung und der Schutzmachtvertretung Erfolg. Ende vorigen Jahres sind mehrere Sendungen von Interniertenbriefen aus Ahmednagar eingetroffen, die zwar nur bis zum Juni 1940 datierten, aber immerhin eine Auflockerung versprechen. Die von hier abgesandte Interniertenpost und die Liebesgabenpäckchen haben nach den vorliegenden Nachrichten im allgemeinen die Internierten erreicht, wenn auch die Kriegslage erhebliche Verzögerungen bedingte. Postsendungen sind mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:
Einer Reihe von Angehörigen Internierter konnte durch das Auswärtige Amt noch nicht die Interniertennummer mitgeteilt werden, da die zunächst vorliegende Namensliste nur die Anfang Mai 1940 internierten Männer umfasst. In diesen Fällen ist es unbedenklich, Post auch ohne die Interniertennummer zur Absendung zu bringen. Die in Britisch-Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen haben durch einen Vertrauensmann mitteilen lassen, dass sie gern nach Deutschland zurückgekehrt wären; der Umstand, dass sie immer noch mit der Errichtung eines Familieninternierungslagers rechneten und dann hofften, den Krieg mit ihren Männern vereint zu bleiben, habe sie veranlasst - trotz der auf Wunsch der Reichsregierung erhobenen dringenden Vorstellungen der Schutzmachtvertretung, das Land zu verlassen - die Heimreise aufzuschieben., bis es für die Abreise nach dem Eintritt Italiens in den Krieg zu spät war. YercaudDer grösste Teil der in der Provinz Madras ansässigen deutschen Frauen wurde mit den Kindern in Yercaud interniert, hier wurden auch einige deutsche Männer, die zwischenzeitlich aus Ahmednagar entlassen waren, gemeinsam mit den Familien interniert. Es ist nicht bekannt, unter welchen Gesichtspunkten diese Männer ausgewählt wurden. Schliesslich wurden in Yercaud auch einige italienische Staatsangehörige und 40 emigrierte Juden aus Deutschland untergebracht. Die Gesamtzahl der Internierten beträgt 98. Yercaud liegt im Distrikt Salem, ca. 40 km von der Hauptstadt dieses Distrikts mit gleichem Namen entfernt, auf einer Höhe von 1.600 m ü. d. M. in schöner und gesunder Gegend. Es war ein viel besuchter Ferienort der Europäer in Madras, inmitten schöner Kaffee- und Orangenplantagen gelegen. Für die Unterbringung der Internierten dienen 23 Bungalows, die von der indischen Regierung gemietet wurden und die über Yercaud verstreut gelegen sind. Sämtliche Bungalows sind von Gärten umgeben. Den Internierten war es freigestellt, ihre eigenen Möbel, Bilder und Haushaltsgegenstände auf Kosten der Feindmacht mitzunehmen oder die von der Regierung zur Verfügung gestellten Möbel zu benutzen. Familien mit Kindern bewohnen für sich einen Bungalow, zwei kinderlose Familien oder 3 - 4 Einzelpersonen teilen sich ein solches. Die Bungalows haben im allgemeinen zwei bis drei Schlafzimmer, ein Speisezimmer, ein. Wohnzimmer, Küche, 2 - 3 Badezimmer. Sie haben gewöhnlich elektrisch Licht, mit wenigen Ausnahmen, in denen "Petromax Laternen" aufgestellt sind. Familien haushalten für sich und von den Einzelpersonen haben sich je 3-4 zu einem Haushalt zusammengeschlossen. Unbemittelte erhalten aus öffentlichen Mitteln einen Geldbetrag (Ehepaare 120 Rs. pro Kind 30 Rs., Einzelpersonen 70 Rs.), der für eine bescheidene Lebensführung ausreichen soll. Sofern die Internierten Geldmittel zur Verfügung haben, können sie sich auch Dienstpersonal halten. Die Internierten dürfen von abends acht Uhr bis morgens sechs Uhr das Haus nicht verlassen. Im übrigen haben sie Bewegungsfreiheit. Die schulpflichtigen Kinder können die im Ort gelegene katholische Klosterschule besuchen. Ein kleines Hospital steht in Yercaud zur Verfügung, schwerere Fälle würden in Salem behandelt werden. Klagen über die Unterbringung und Behandlung in diesem Internierungsort sind dem Schutzmachtvertreter, der alle Internierten besucht hat, nicht geäussert worden. Namenslisten der in Yercaud bzw. in Kodaikanal internierten deutschen Frauen liegen noch nicht vor. Es wird daher empfohlen, an alle früher in der Provinz Madras ansässigen deutschen Frauen Postsendungen mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:
SataraDie deutschen Frauen aus der Provinz Bombay wurden im allgemeinen in Satara interniert. Satara liegt ca. 800 m hoch in einem gesunden Höhenklima ca. 120 km von Poona entfernt. Es sind dort 59 deutsche Frauen, fünf Männer und 18 Kinder untergebracht. Das Lager, ein früheres Militärlager, ist in zwei Teile eingeteilt, die fünf Minuten von einander entfernt liegen. Die Internierten sind in den alten Militärbaracken untergebracht, die verschieden konstruiert sind. Vier Baracken sind in acht Räume unterteilt, die je einer Frau mit ein Kind oder zwei ledigen Personen zur Verfügung gestellt sind. Zu jeder dieser Baracken gehören zwei Badezimmer mit je zwei Badewannen und vier Toiletteräume; in den Badezimmern sind auch Waschbecken angebracht. Jeder der Internierten kann zweimal wöchentlich ein heisses Bad nehmen. Andere Baracken, in denen die internierten Ehepaare untergebracht sind, wurden derart eingeteilt, dass jedes Ehepaar einen grossen Baum mit Veranda, ein Bad und eine Toilette abgeschlossen für sich zur Verfügung hat. In den Wohnräumen sind zwei Betten, zwei Stühle, ein Tisch, ein Kleiderschrank und einiges kleinere Mobiliar aufgestellt. Zu jedem Lagerteil gehören Küche und Essraum, die hygienisch ausgestattet sind. Die Küche und die Bedienung bei Tisch wird von eingeborenem Dienstpersonal besorgt. Die Internierten haben auch mit den Reinigungsarbeiten in den Wohnbaracken nichts zu tun. Die Verpflegung ist angemessen. Der Lagerarzt kann Diät verschreiben, die dann zur Verfügung gestellt wird. Für Babies erhalten die Mütter monatlich 30 Rs., von denen sie selbst für die Verpflegung der Kinder sorgen; andere Kinder erhalten, solange der Arzt nicht etwas anderes verschreibt, die allgemeine Kost. Vegetarier erhalten besondere Kost. Zusätzliche Speisen, die auf Kosten der Internierten besorgt sind, werden in der Küche zubereitet. Eine der internierten deutschen Frauen hat die Erlaubnis erhalten Kuchen zu backen, den sie an die Mitinternierten verkauft. Im übrigen steht eine Kantine zur Verfügung, in der die Internierten Anschaffungen machen können. Diese Kantinen werden nicht von den Internierten selbst unterhalten, weshalb der Gewinn den Internierten nicht zu Gute kommt. Auch aus Poona oder Bombay können die Internierten Waren bestellen. Wie in Ahmednagar erhalten Konteninhaber monatlich 50 Rs. (ob auch hier der Betrag inzwischen auf 80 Rs. erhöht wurde, steht noch nicht fest) für den Eigenverbrauch. Auch hier unterliegen Tabak- und Alkoholgenuss keinen Beschränkungen. Alle bedürftigen Internierten erhalten monatlich 10 Rs. von der Regierung. Ein Lagerhospital war bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters Anfang Oktober 1940 im Bau. Ein Militärarzt hält täglich Sprechstunde ab. Er hat seinen Sitz in Satara. Ob die wegen des Arztes von dem Lagerführer in Ahmednagar, Landesgruppenleiter Dr. Oswald Urchs, vorgebrachten Beschwerden inzwischen Erfolg hatten, konnte noch nicht geklärt werden. Offenbar war den internierten deutschen Frauen zunächst kein europäischer Arzt zur Verfügung gestellt worden. Eine der Mitinternierten, die ausgebildete Schwester ist, assistiert dem Arzt für eine kleine Vergütung, die sie von der Feindmacht erhält. In schweren Fällen werden die Internierten nach Poona verbracht. Die Internierten wurden bei ihrer Ankunft im Lager gegen Pocken und Typhus geimpft. Internierte, die Zahnbehandlung wünschen, tragen sich in eine Liste ein, und wenn etwa 12 Patienten auf der Liste stehen, kommt ein Zahnarzt aus Poona zur Behandlung nach Satara. Nur die Internierten, die Eigenmittel zur Verfügung haben, bezahlen die zahnärztliche Behandlung. Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen gut. Die Internierten können sich innerhalb einer Zone von vier Meilen ausserhalb des Lagers frei bewegen, sie müssen jedoch um 10 Uhr 30 abends im Lager sein. In Einzelfällen sind disziplinarische Bestrafungen (Schreibverbot) wegen Überschreitung dieser Anordnung vorgenommen worden. Gelegentlich besteht die Möglichkeit zu kleinen Ausflügen. Sport- und Spielplätze sind vorhanden. Unregelmässig alle drei bis vier Wochen können die Internierten Kino-Vorstellungen in Satara besuchen und gelegentlich bietet die Vorstellung eines Wanderzirkus, vornehmlich für die Kinder, Abwechslung. Die Internierten in Ahmednagar haben die Absicht, den Frauen in Satara einen Teil ihrer Lagerbibliothek zu übersenden. Im Lager ist eine Schule, die von einer mitinternierten deutschen Lehrerin unterhalten wird; einige Kinder sind in Internaten in Panchgani untergebracht, wofür die Eltern von der indischen Regierung die Lebenshaltungskosten des Kindes im Lager (50 Rs.) als Zuschuss erhalten. Die Kinder können gelegentlich besucht werden, wofür jedoch jeweils 15 Rs. Autokosten entstehen. Schliesslich muss erwähnt werden, dass einzelnen, offenbar bemittelten Familien, die Erlaubnis erteilt wurde, in Bungalows, die von der indischen Regierung in Satara gemietet wurden, Aufenthalt zu nehmen und sich selbst zu beköstigen. Sie erhalten die von den Behörden für den Aufenthalt im Lager sonst aufgewendeten Kosten als Zuschuss. Namenslisten der in Satara internierten deutschen Frauen liegen noch nicht vor. Das andere in der Provinz Bombay errichtete Internierungslager Purandhar (ca. 50 km von Poona, 1.500 m ü. d. M.) scheint mit wenigen Ausnahmen nur zur Unterbringung internierter Juden und Emigranten eingerichtet zu sein. Es wird daher empfohlen, an deutsche Frauen, die früher in der Provinz Bombay ansässig waren, Postsendungen mit folgender Aufschrift durch den Postkasten einzuliefern:
KatapaharNachdem die in Calcutta ansässigen 17 deutschen Frauen mit 5 Kindern Ende Mai zunächst unter äusserst primitiven Umständen im Fort William interniert worden waren, wurden sie im Verlauf des Monats Juni nach Katapahar, einige Kilometer südwestlich Darjeeling verbracht. Der Internierungsort ist ein vielbesuchter waldreicher Fremdenkurort in ca. 2.000 m hoch. Es sind dort 36 Männer, 37 Frauen und 4 Kinder interniert. Das Lager besteht aus einer Anzahl von kleinen Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut über das Katapahar-Plateau errichtet wurden. Die Internierten können sich in einem Umkreis von fünf bis sechs Meilen vom Internierungsort entfernen. Innerhalb dieser Zone gibt es einige kleine Wäldchen mit schönen Spazierwegen, Das ganze Plateau ist vielleicht ein wenig exponiert, besonders in Zeiten ungünstigen Wetters; abgesehen hiervon soll es jedoch in bester Klimalage gelegen sein. Die Internierten haben sich zweimal am Tage bei einem Aufsichtsbeamten zu melden. Der Gesundheitszustand der Internierten war bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters Anfang September vorigen Jahres gut. Es waren nur sehr wenige Krankheitsfälle vorgekommen. Eine Internierte, die infolge einer Herzschwäche das Höhenklima nicht vertragen konnte, wurde nach Calcutta zurückgebracht. Die Bungalows sind ausserordentlich primitiv, sie bestehen aus drei bis sechs Räumen mit schmalen Verandas und den üblichen Badezimmerräumlichkeiten. Es gibt kein fliessendes Wasser. Auch die Einrichtung der Bungalows ist sehr einfach gehalten. In den Schlafzimmern sind Militärbetten aus Stahl aufgestellt. Die Kocheinrichtung ist angemessen. In den Bungalows fehlen im allgemeinen Heizvorrichtungen, Die Schutzmachtvertretung ist deswegen bei der indischen Regierung vorstellig geworden. In den Bungalows sind jeweils vier bis sechs Personen untergebracht, und zwar eine Familie oder zwei bis drei Einzelpersonen jeweils in einem Raum. Die Internierten erhalten von der Regierung einen Unterstützungssatz, (Ehepaare 120 Rs., Einzelpersonen 70 Rs., Kinder über drei Jahren 30 Rs., Kinder unter drei Jahren 15 Rs.) von dem sie selbst für ihre Verpflegung sorgen müssen. Dienstpersonal für die Reinigung der Bungalows wird von der Regierung besoldet. Es ist ein kleines Hospital vorhanden, in dem ein indischer Arzt Sprechstunden abhält. Das Hospital ist ausserordentlich ordentlich primitiv. Es ist seither nicht in Anspruch genommen worden. In allen Fällen schwerer Erkrankung werden die Patienten im Auto nach dem Hospital in Darjeeling gebracht, wo ein englischer Militärarzt zur Verfügung steht. Zwischen dem Lager und Darjeeling besteht Telephonverbindung. Zahnärztliche Behandlung findet in Darjeeling statt. Es stehen zwei kleine Kantinen zur Verfügung. Eine in der Art von Militärkantinen und die andere wurde von einer bekannten Firma aus Calcutta eingerichtet. In den Kantinen ist alles erhältlich mit Ausnahme von Alkohol irgendwelcher Art. Eine Gemeinschaftshalle der Internierten war bei dem Besuch des Schutzmachtvertreters noch völlig unmöbliert, so dass die Internierten, um sich dort aufzuhalten, Sitzgelegenheiten mitbringen mussten. Die Internierten haben Gelegenheit, Sport zu treiben. Sie können sich Zeitungen halten und haben ihre eigenen Bücher mitbringen können. Postsendungen an die früher in Calcutta ansässigen deutschen Frauen können mit folgender Postanschrift durch den Postkasten eingeliefert werden?
"Interniertensendung, gebührenfrei" Warne Britisch-Indien Schliesslich ist noch der Internierungsort Naini - Tal, etwa 200 km nordöstlich Delhi zu erwähnen, in dem sieben Reichsdeutsche interniert wurden, deren Namen noch nicht bekannt sind. Die Unterbringung dort erfolgte unter ähnlichen Bedingungen, wie in Yercaud. DyatalawaDie Deutschen auf Ceylon wurden bei Kriegsausbruch in Dyatalawa interniert; dorthin wurden auch einige Deutsche aus Hongkong und Singapore und diejenigen deutschen Seeleute, die von Bord des japanischen Dampfers "Asama Maru" heruntergeholt und nicht ausgeliefert wurden, verbracht. Das Lager Dyatalawa befindet sich in ca. 1.500 m Höhe in klimatisch einwandfreier Lage. Die Tage sind nicht übermässig heiss, die Nächte kühl. Das Lager ist etwa fünf km von Bandarawella und rd. 200 km von Colombo entfernt. Die Lageranlagen sind für 200 Mann errichtet. Sie dienten bis Kriegsausbruch als Militärlager, in dem britische Truppen, die in Colombo dienten, von Zeit zu Zeit zwecks Klimawechsel untergebracht wurden. Bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) waren dort 115 Deutsche, darunter 22 Frauen und 9 Kinder und 23 Italiener, interniert. Deutsche und Juden sind zwar in getrennten Baracken untergebracht, Speisesaal, Sportplätze usw. stehen aber nur gemeinsam zur Verfügung. Das Lager besteht aus 11 Baracken. Die Baracken No. 1, 2 und 7 dienen für die Unterbringung der Ehepaare. Die kinderlosen Ehepaare besitzen je einen grossen Raum, diejenigen mit Kindern zwei aneinander stossende Räume. Einzelne Familien haben ihre eigenen Möbel in das Lager schaffen lassen, die anderen haben Möbel von der Lagerleitung erhalten. Die Baracken No.3 und 4 sind unbewohnt. In den Baracken No. 5, 9, 10 und 11 wohnen die Junggesellen. Bas Fassungsvermögen jeder einzelnen dieser Baracken beträgt 40, doch sind darin nur je 20 Mann untergebracht. Baracke No. 8 ist zur Hälfte als Gemeinschaftsrum und zur anderen Hälfte als Plättraum eingerichtet. Alle Baracken sind von breiten Verandas umgeben. In den Junggesellenbaracken fehlen Möbel, vor allem Kleiderschränke. Für den Esssaal, Küche, letztere mit moderner Dampfkochvorrichtung und Abwaschraum, dient ein neu errichtetes Gebäude. Die Tische sind weiss gedeckt und teilweise von den Internierten mit Blumen geschmückt. Die meisten Internierten haben um ihre Baracken kleine Gärten angelegt. Ein Fussball-, ein Tennis- und ein Hockeyplatz stehen den Internierten zur Verfügung. Wasch- und Badegelegenheiten waren zunächst nicht ausreichend, wurden aber seit Beginn der Internierung neu errichtet und scheinen jetzt zu genügen. Die Hospitalfrage war zunächst ebenfalls äusserst mangelhaft geregelt. Es standen nur zwei Räume zur Verfügung und alle Internierten, die behandelt werden mussten, wurden nach Colombo verbracht, wo ein kranker Deutscher in die Eingeborenenabteilung des Spitals gelegt wurde. Energische Proteste der Reichsregierung führten dazu, dass das Lagerhospital verbessert und das Militärhospital in Dyatalawa den deutschen Internierten geöffnet wurde. Klagen hierüber sind bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters nicht geäussert worden. Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen normal. Der hochbetagte Reichsdeutsche John Hagenbeck, der trotz deutscher Proteste als Internierter festgehalten wurde, ist im Dezember 1940 im Lager Dyatalawa gestorben. Die zahnärztliche Behandlung liegt zunächst in den Händen eines eingeborenen Militärzahnarztes, dessen Einrichtung sehr primitiv ist, so dass die Schutzmachtvertretung die zuständigen Behörden auf diesen Missstand aufmerksam machen musste. Über die Verpflegung wurde von den Internierten anfangs lebhaft geklagt. Die Regierung hatte einen Kantinenwirt beauftragt, der für eine bestimmte Summe die Küche zu besorgen, die Internierten zu verpflegen und für deren Bedienung bei Tisch zu sorgen hatte. Die Internierten haben jetzt die Leitung der Küche selbst übernommen und bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters sind Klagen nicht geäussert worden. Für jeden Internierten wird jetzt eine gewisse Menge Lebensmittel sowie ein kleiner Geldbetrag zur Verfügung gestellt. Das Küchenpersonal wird von der Regierung gestellt und die Zubereitung des Essens wird von den Internierten geplant und überwacht. Einer der Internierten verwaltet die Lagerkantine, in der alle Artikel des täglichen Lebens gekauft werden können. Auf die Einkaufspreise werden 6% zugunsten eines Hilfsfonds aufgeschlagen. Eine Kantine, in der auch alkoholische Getränke ausgegeben werden, wie sie in Ahmednagar vorhanden ist, fehlt. Die Internierten können in der Verkaufskantine Bier kaufen, das in den Wohnräumen getrunken werden muss. Die Deutschen auf Ceylon haben durch rigorose Versteigerungsmassnahmen des so genannten "Custodian of Enemy Property", der das Privateigentum oft zu Schleuderpreisen weggab, vielfach erheblich Einbussen erlitten. Allen denjenigen Internierten, die noch über Geldmittel bei dem "Custodian" verfügen, ist gestattet, bis zu 65 Rs. im Monat als Taschengeld zu ziehen. Alle Internierten erhalten seit September 1940 eine monatliche Unterstützung von 20 Rs. für die Anschaffung von Toilettesachen, Rauchwaren usw. Die Lagerwache besteht aus zwei britischen Offizieren, (der Lagerkommandant war während des Weltkrieges 19 Monate in deutscher Kriegsgefangenschaft) zwei britischen Unteroffizieren und 150 Eingeborenensoldaten. Die Internierten haben den Reichsdeutschen Kottmeier zum Vertrauensmann bestellt; sie haben einen Interniertenausschuss gebildet, dem je zwei Reichsdeutsche von Ceylon, aus Hongkong und Singapore angehören. Die Internierten verbringen die Zeit mit Sport, lesen und Kartenspielen. Sprachkurse usw. waren bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters noch nicht eingerichtet. Jeden Tag morgens und nachmittags können die Internierten einen je anderthalbstündigen Spaziergang unter militärischer Begleitung ausserhalb des Lagers unternehmen. Postsendungen an die Internierten auf Ceylon können mit folgender Aufschrift durch den Postkasten eingeliefert werden:
Die deutschen Internierten auf Ceylon wurden zunächst durch einen schweizerischen Konsularagenten, der britischer Staatsangehöriger ist, vertreten. Dies führte zu berechtigten und erheblichen Klagen der Internierten, weshalb die Schutzmachtvertretung jetzt dem Schweizerischen Generalkonsulat in Bombay übertragen ist, das mindestens alle drei Monate einen Beamten nach Ceylon entsenden wird. KingstonEinige wenige auf Jamaica ansässige Deutsche wurden zusammen mit einer grösseren Anzahl deutscher Seeleute, die vor allem bei Beginn der Kampfhandlungen im Westen von den holländischen Behörden in Curacao (Niederländisch-Westindien) interniert und nach Jamaica verbracht wurden, in Kingston interniert. Ob die Ende des Jahres 1940 nach Jamaica verbrachten Deutschen aus Westafrika auch in dem Lager Kingston interniert sind, steht amtlich noch nicht fest, ist aber wahrscheinlich. Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerische Konsularagentur Kingston) im August 1940 waren insgesamt 418 deutsche Männer im Lager Kingston interniert. Das Lager ist neu errichtet worden. Die Internierten können sich ständig im Freien bewegen. Sie haben mehrere Stunden am Tag einen Sportplatz zur Verfügung. Spaziergänge ausserhalb des Lagers finden nicht statt. Über die Verpflegung wird lebhaft geklagt. Die Kost ist unzureichend, insbesondere wird zu wenig Fett, Gemüse und Obst zur Verfügung gestellt. Auch die Ausrüstung der Internierten mit Kleidungsstücken, insbesondere Unterwäsche und Schuhzeug, ist zwar seit Monaten versprochen, aber nicht erfolgt. Die sanitären Einrichtungen des Lagers sind angemessen. Über das Fehlen an Rauchwaren und Toiletteartikeln wird geklagt. Es kann angenommen werden, dass dieser Mangel durch die erfolgenden Taschengeldzahlungen an die internierten Seeleute weitgehend beseitigt wird. Eine kleine Lagerbücherei steht zur Verfügung. Radio, mit dem englische Stationen gehört werden können, steht zwar zur Verfügung, wird aber nicht benutzt. Die Internierten haben eine KdF-Bühne eingerichtet, die alle 14 Tage Vorstellungen gibt und Abwechslung in die Eintönigkeit der Internierungshaft bringt. Postsendungen an die Internierten auf Jamaica können mit folgender Aufschrift durch den Postkasten eingeliefert werden:
Luftpostsendungen an die Internierten in Kingston sind mit folgender Aufschrift zunächst ohne Briefmarken bei der Postanstalt zur Beförderung aufzugeben:
Hinsichtlich des Interniertenpostverkehrs wird allgemein folgendes mitgeteilt: Die Adresse auf Postsendungen an Internierte muss in lateinischen Druckbuchstaben geschrieben werden (am besten Schreibmaschine mit grossen Buchstaben). Gefütterte Briefumschläge dürfen nicht verwendet werden. Es empfiehlt sieh, die Briefbogen nur einseitig zu beschreiben (deutliche Schrift, am besten Schreibmaschinenschrift). Die Briefe dürfen nicht mit Freimarken beklebt werden. Fotografien können nicht eingelegt werden. Die Versendung von Ansichtspostkarten ist nicht zulässig. Die Versendung von Interniertenpost auf diplomatischem Wege ist nicht möglich. Etwa dem Auswärtigen Amt eingesandte Briefe an Internierte werden vom Auswärtigen Amt durch den Postkasten eingeliefert, erleiden also nur eine Verzögerung. Der Postverkehr mit den überseeischen feindlichen Gebieten ist bei der gegenwärtigen Kriegslage stark gestört. Das Ausbleiben von Nachrichten Internierter in überseeischen feindlichen Gebieten ist daher keinesfalls ein Grund zur Beunruhigung für die hiesigen Angehörigen. Bei den starken Störungen im Postverkehr sollten Liebesgaben Sendungen der Angehörigen selbst unterbleiben. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, bei dem Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes, Abteilung Liebesgabenversendung an Kriegsgefangene und Internierte, Potsdam - Babelsberg 2, kleine zweckmässige Liebesgabensendungen zu bestellen. Wenn auch seitens des Deutschen Roten Kreuzes keine Gewähr für die Bestellung der Sendungen an den Internierten übernommen werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass diese Päckchen, wenn auch häufig mit grossen Verzögerungen, ihr Ziel erreichen. Buchsendungen sind allein durch das Deutsche Rote Kreuz möglich. Einzelgeldüberweisungen - auch dies gilt für alle Internierten - sind nicht möglich. An die internierten Seeleute werden jetzt monatlich RM 10,- Taschengeld ausgezahlt, die die deutschen Reedereien gespendet haben. Darüber hinaus sind Zahlungen an diese nicht möglich. Für die deutschen Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon (nicht Jamaica) sammelt der Deutsche Orient-Verein, Berlin-Charlottenburg, Fasanenstr. 77 Geldmittel, die in Form von Buch- und Liebesgabensendungen und Geldunterstützungen dem Internierten zugeleitet werden. Das Auswärtige Amt bittet, alle Nachrichten von allgemeinem Interesse abschriftlich, möglichst auf einem besonderen Briefbogen, zu dem Geschäftszeichen, unter dem im Auswärtigen Amt der Internierungsfall bearbeitet wird, einzureichen. Dies allein ermöglicht die Auswertung privater Nachrichten für notwendige Weisungen an die Schutzmachtvertretung und für Berichte, wie den vorliegenden. Auch Internierungsmeldungen, die dem Auswärtigen Amt, noch nicht vorliegen, sind zur Vervollständigung der Interniertenkartei des Auswärtigen Amts, die auch dem Internierten selbst später zugute kommt, (z.B. für die Ausstellung von Internierungsbescheinigungen) unerlässlich. Alle Meldungen und Anträge sind zu richten an das Auswärtige Amt, Berlin W 8 , Kronenstrasse 10. Viertes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - September 1941Inhalt A. Die Lage der
Deutschen in Britisch-Indien III. Die Parolelager für Frauen B. Die Lage der Deutschen auf Ceylon A. Die Lage der Deutschen in Britisch-lndienI. Allgemeine ÜbersichtBei Kriegsausbruch wurden alle deutschen Männer in Britisch-lndien interniert. In. den Wintermonaten 1939/1940 wurde eine Anzahl Internierter gegen Abgabe einer Paroleerklärung aus dem Lager entlassen; sie wurden jedoch im Sommer 1940 erneut in Haft genommen. Seitdem befinden sich, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, alle deutschen Männer in Zivilgefangenschaft. Eine fast vollständige Namensliste der Internierten - am 11. August 1941 waren es 604 Männer - liegt dem Auswärtigen Amt vor. Die Unterbringung der internierten Männer erfolgte zunächst in kleineren Sammellagern, später in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar, 300 km östlich Bombay. Ende Februar 1941 wurden die Internierten von Ahmednagar nach Deolali, etwa 150 km nordöstlich Bombay, verbracht, wo sie nur vorübergehend bis zur Fertigstellung eines im Bau befindlichen Internierungslagers in Dehra Dun, etwa 200 km nordöstlich Delhi, am Fuße des Himalayagebirges, verbleiben sollten. Das Lager in Dehra Dun sollte schon im Juli 1941 fertig gestellt sein, seither ist die Verlegung der Internierten jedoch noch nicht erfolgt. Da die Internierung in Dehra Dun aus klimatischen Gründen wünschenswert erscheint, obwohl auch in Deolali die klimatischen Verhältnisse nicht ungünstig sind, ist die Schutzmachtvertretung ersucht worden, bei den britischen Behörden wegen der Verlegung des Internierungslagers vorstellig zu werden. Die deutschen Frauen wurden bei Kriegsausbruch nicht interniert. Zunächst zogen jeweils vier bis fünf Frauen in einem Haushalt zusammen, um die Unterhaltskosten zu verringern. Später erteilten die britischen Behörden den Frauen die Erlaubnis, in die Heimat zurückzukehren. Hiervon haben die meisten Frauen Gebrauch gemacht, nachdem die anfangs bestehende Hoffnung einer gemeinsamen Internierung mit den Männern in Familienlagern entfiel. Die in Britisch-lndien zurückgebliebenen Frauen wurden im Sommer 1940 in so genannten Parolelagern interniert, wo sie mit weitgehender Bewegungsfreiheit teils in Lagern, teils in einzelnen Häusern, die von den britischen Behörden gemietet wurden, untergebracht sind. Das deutsche Geschäfts- und Privatvermögen wurde bei Kriegsbeginn beschlagnahmt. Internierte, die Barvermögen besitzen, können hierüber jedoch in beschränktem Maße für kleinere Nebenausgaben für sich und die Familie und auch zur Unterstützung unbemittelter Kameraden verfügen. Im Laufe der Internierungszeit haben sich die Barguthaben der Internierten stark verringert, so dass der Schutzmachtvertretung (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) aus Spendenmitteln von Angehörigen und Freunden der Internierten (gesammelt bei dem Deutschen Orient-Verein, Berlin) größere Beträge zur Verfügung gestellt werden mussten, um hilfsbedürftige Internierte mit einem regelmäßigen kleinen Taschengeld zu unterstützen. Die ersten Auszahlungen erfolgten im März 1941 und seither laufend. Der Postverkehr mit den Internierten ist unregelmäßig. Aus den vorliegenden Berichten scheint hervorzugehen, dass die von Deutschland abgehenden Postsendungen schneller und regelmäßiger in den Internierungslagern eintreffen, als umgekehrt die Post der Internierten die Heimat erreicht. Das Auswärtige Amt empfiehlt den Angehörigen, weitgehend von der Möglichkeit der Luftpostsendungen an Internierte Gebrauch zu machen. Außer der gewöhnlichen Postanschrift, die jeweils bei der Beschreibung der Lager angegeben ist, muss die Sendung folgenden Vermerk tragen: »Mit Luftpost ab Bagdad«. Luftpostsendungen sind bei den Postanstalten aufzugeben, wobei sich der Absender auszuweisen hat und die Luftpostgebühr bezahlen muss. Es empfiehlt sich, Briefe an Internierte mit Schreibmaschine zu schreiben, zumindest muss die Anschrift in lateinischen Druckbuchstaben geschrieben sein. Gefütterte Briefumschlage sind unzulässig. Auf die Postsendungen dürfen keine Freimarken oder sonstige Zettel aufgeklebt werden (auch nicht bei Luftpostsendungen!). Fotografien, soweit es sich um Zimmeraufnahmen handelt, dürfen in Briefe eingelegt werden. Geldüberweisungen an Internierte sind leider nicht möglich. Auch in Briefen oder Paketen dürfen Geld oder Wertpapiere nicht versandt werden. Es liegen Nachrichten vor, dass die Liebesgabensendungen, die durch Vermittlung des Deutschen Roten Kreuzes, Abteilung Liebesgabensendung, Potsdam-Babelsberg 2, verschickt wurden, im allgemeinen die Internierten erreichen. Das Auswärtige Amt empfiehlt daher, von dieser Möglichkeit, die Internierten mit Liebesgaben zu versorgen, regelmäßig Gebrauch zu machen. Von persönlichen Liebesgabensendungen der Angehörigen - ohne Vermittlung des Roten Kreuzes - wird bei der Unsicherheit des Postverkehrs abgeraten. Das Auswärtige Amt bittet, alle Nachrichten von allgemeinem Interesse von den Internierten oder über die Internierten abschriftlich dem Auswärtigen Amt, Berlin W8, Kronenstr. 10, einzusenden. Dies ermöglicht die Auswertung persönlicher Nachrichten der Internierten für notwendige Weisungen an die Schutzmachtvertretungen und für Merkblätter wie das vorliegende. II. Die Internierungslager für MännerDas Lager in AhmednagarDie Unterbringung, Verpflegung und Behandlung in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar (300 km östlich Bombay), in dem die internierten Männer von Ende 1939 bis Anfang 1941 untergebracht waren, konnte als angemessen bezeichnet werden. Die Internierten hatten - von vorübergehenden Schwierigkeiten abgesehen - genügend Platz zur Bewegung im Freien, in den Schlafbaracken und den Gemeinschaftsräumen. Es gab keine Klagen über die Verpflegung, die sanitären Einrichtungen waren gut und ausreichend, die ärztliche Versorgung war sichergestellt. Todesfälle haben sich in Ahmednagar nicht ereignet. Von den Internierten angelegte Sportplätze, kleine Gartenanlagen und ernste und heitere Vorträge brachten Abwechselung in das Lagerleben. Die Behandlung durch die Lagerbewachung war - von gelegentlichen Schikanen abgesehen - korrekt. Die den Internierten ermöglichten Kinobesuche und Ausflüge in die Umgebung des Lagers zeigten, dass die Lagerleitung bemüht war, den Internierten kleine Erleichterungen der Gefangenschaft zu gewähren. Briefe aus AhmednagarNachfolgend werden einige Briefauszüge von Internierten in Ahmednagar mit Absendedaten von Februar 1940 bis Januar 1941 wiedergegeben. Sie werden den Angehörigen zeigen, dass es den Internierten dort den Umständen entsprechend gut ging und sie stets zuversichtlich, in treuer Kameradschaft zusammenhielten:
Das Lager DeolaliDie Verlegung der Internierten von Ahmednagar nach Deolali (etwa 150 km nordöstlich Bombay) erfolgte, ehe das Lager auch nur einigermaßen hergerichtet worden war, Ende Februar 1941. Der schweizerische Schutzmachtvertreter, der dem Lager Deolali bereits am 4. März 1941 seinen ersten Besuch abstattete, hat seinerzeit berichtet, dass die Unterkünfte völlig mangelhaft seien, die Internierten kein geeignetes Sportgelände zur Verfügung hätten, das Hospital noch im Bau, die Abwässerung unhygienisch sei; es fehlten die notwendigen Kochgeräte, so dass auch die Verpflegung mangelhaft war, es gab nicht genügend Wasser, keinerlei Badegelegenheit, und die Duschanlagen waren schlecht. Der schweizerische Schutzmachtvertreter hat sich darauf hin. dankenswerterweise sehr um die Verbesserung des Lagers bemüht und hierbei offenbar auch weitgehend Erfolg gehabt. Die Internierten sind jetzt in einem anderen Teil dieses früheren britischen Militärlagers untergebracht; sie bewohnen kühle Steinbaracken, haben offenbar auch genügend Platz für die verschiedenen Sportarten. Hospital, Küche und Essraum sollen jetzt berechtigten Anforderungen genügen. Schon von seinem Besuch im Mai 1941 berichtet der Schutzmachtvertreter, dass ihm von den Internierten keine Klagen mehr vorgebracht worden seien; es kann daher angenommen werden, dass damals bereits die Hauptmängel beseitigt waren. Nach dem Bericht des Schutzmacht Vertreters über seinen Besuch des Lagers im August 1941 sind die Internierten in Deolali jetzt angemessen untergebracht, werden ausreichend verpflegt und haben Gelegenheit zu sportlicher Betätigung. Gelegentlich werden Ausflüge in die Umgebung unternommen, ein in der Nähe befindliches Schwimmbad kann benutzt werden, und auch die Kinovorstellungen sind in Deolali, wie vormals in Ahmednagar, wieder eingeführt. Der Gesundheitszustand ist gut und die Stimmung - nach Beseitigung der unerträglichen Zustände - wieder ruhig und zuversichtlich. Der Reichsdeutsche Albrecht Eduard Schwarz ist verstorben; es ist der einzige Todesfall, der sich seither in dem Internierungslager in Britisch-Indien ereignet hat. Die Internierten erhalten in Deolali, wie bereits in Ahmednagar, von den britischen Behörden ein monatliches Taschengeld von 20 Rupies, soweit sie nicht zu der Gruppe A der Internierten, die ihre Verpflegung selbst bezahlen und dafür verbesserte Kost bekommen, gehören. Daneben erhalten die Hilfsbedürftigen von der schweizerischen Schutzmachtvertretung Taschengeld. Auch in Deolali können Internierte, die über ein Konto bei der Lagerverwaltung verfügen, monatlich 80 Rupies abheben. Internierte der Gruppe A erhalten monatlich 250 Rs. von ihrem Konto. Die Postanschrift der Internierten in Deolali lautet:
Briefe aus DeolaliNachstehend werden einige Briefe von Internierten aus dem Lager Deolali auszugsweise wiedergegeben:
(Anmerkung: Nach einem Drahtbericht des schweizerischen Schutzmachtvertreters von Anfang August 1941 haben die Internierten jetzt Gelegenheit zu Fußballsport, Faustball, Hockey und Decktennis.)
III. Die Parolelager für FrauenDie in Britisch-Indien zurückgebliebenen deutschen Frauen und Kinder befinden sich jetzt in so genannten Parolelagern. In einzelnen Fällen haben die britischen Behörden auch Männern - meist jedoch nur Juden - gestattet, gegen Abgabe einer Paroleerklärung in diesen Lagern mit ihren Familien zusammen zu leben. Die deutschen Frauen hoffen immer noch, dass die Parolelager doch noch Familienlager werden und alle in Deolali internierten Männer, deren Frauen sich in einem Parolelager befinden, dorthin verbracht werden. SataraDie Frauen aus der Provinz Bombay wurden im allgemeinen in Satara interniert. Das Lager ist mit dem Auto in 2½ Stunden von Poona aus zu erreichen (800 m ü.d.M.). Nach einem ausführlichen Bericht des schweizerischen Schutzmachtvertreters waren in dem Lager bei seinem Besuch im Februar 1941 62 Deutsche - davon neun Männer, 41 Frauen und 12 Kinder - interniert. Das früher in zwei örtlich getrennte Teile eingeteilte Lager ist zusammengezogen worden und befindet sich jetzt südlich der Hauptstraße. Die Unterbringung der Internierten erfolgte in 16 Blocks von Baracken. Vier dieser Blocks dienen für die Unterbringung von Frauen ohne Kinder, zehn Blocks für Ehepaare und Frauen mit Kindern, ferner für die Gemeinschaftsbaracken, das Hospital und den Essraum. Da genügend Raum zur Verfügung steht, haben Frauen ohne Kinder ein Zimmer in den Baracken für sich; je vier Internierten steht ein Baderaum zur Verfügung. In dem Lagerteil für Familien haben Ehepaare bzw. Frauen mit einem Kind je einen Raum, Frauen mit zwei Kindern zwei zusammenhängende Räume. Zu dem Schlaf räum gehört eine kleine Veranda und ein Badezimmer. Die Baracken sind renoviert und frisch gestrichen. Jeder Raum ist außer dem Bett mit zwei Stühlen, einem kleinen Teetisch, einem Tisch und einem Kleiderschrank ausgestattet. Einige Internierte haben sich über die mangelhafte Ausstattung der Räume beklagt. Die Internierten können jedoch ihre eigenen Möbel kommen lassen. Bettwäsche müssen die Internierten selbst mitbringen. Elektrische Beleuchtung gibt es in Satara nicht, die Internierten benutzen Petroleumlampen. Klagen hierüber sind nicht geäußert worden. Für die Reinhaltung des Lagers und der Baracken steht ausreichend eingeborenes Dienstpersonal zur Verfügung, so dass die Internierten keinerlei Arbeit zu verrichten brauchen. Während bei Herausgabe des letzten Merkblattes (Stand Januar 1941) einzelne deutsche Frauen außerhalb des Lagers in gemieteten Bungalows leben konnten und die Regierung den Mietpreis bezahlte, ist dies jetzt nur noch möglich, wenn die Frauen selbst die Miete aufbringen können. Möbel und Bedienungspersonal werden auch weiterhin, von den britischen Behörden aus dem beschlagnahmten deutschen Geschäftsvermögen bezahlt. Auch für die Lagerküche steht ausreichend Dienstpersonal zur Verfügung, die Internierten haben auch mit der Zubereitung der Mahlzeiten keine Arbeit. Von gelegentlichen begründeten Klagen abgesehen ist die Verpflegung angemessen. Internierte, denen der Arzt Diätkost verschreibt, erhalten 60 Rupies monatlich, um sich selbst zu beköstigen; gelegentlich wird dieser Betrag auch erhöht. Für Säuglinge erhalten die Mütter monatlich 30 Rupies, von denen sie selbst für die Verpflegung der Kinder sorgen. Am- Tage des Besuches des Schutzmachtvertreters wurde den Internierten folgende Verpflegung verabreicht: 1. Frühstück: Tee, Brot, Butter, Früchte; 2. Frühstück: 2 Eier nach .Wunsch, Brot, Butter, Marmelade, Tee oder Kaffee; Mittag: Fleisch, Curreyreis, Gemüse, Nachtisch; Tee: Brot, Butter, Marmelade, Tee; Abendbrot: Suppe, Cornedbeef, Gemüse, Kartoffeln, Nachtisch. Gelegentliche Klagen betreffen nur mangelnde Abwechslung in der Verpflegung. Der Platz im Essraum reicht nicht aus; die Internierten müssen daher in zwei Gruppen essen. Die Internierten erhalten ein monatliches Taschengeld von 10 Rupies, das für die notwendigen kleinen Nebenausgaben viel zu gering ist. Kinder erhalten monatlich 3 Rupies. Das Hospital ist ausgebaut und aus Heeresbeständen ergänzt worden. Über die ärztliche Versorgung liegen jetzt keine Klagen mehr vor. In ernsten Fällen können die Kranken in das Hospital nach Poona verbracht werden. Der Gesundheitszustand der Internierten ist gut. Einmal im Monat kommt ein Zahnarzt aus Poona zur Behandlung in das Lager. In dringenden Fällen können die Internierten den Zahnarzt auch in Poona aufsuchen. Die Internierten können sich in einem Umkreis von 3 Meilen frei bewegen. Ein Schwimmbad, Sport- und Tennisplätze stehen zur Verfügung.
PurandharEinzelne deutsche Frauen aus der Provinz Bombay sind in Purandhar (50 km von Poona entfernt, 1.500 hoch) interniert. Die Unterbringung erfolgte auch hier in einem Lager; die Internierten werden aus der Lagerküche verpflegt. Ein Lagerhospital, das angemessen ausgestattet ist, steht zur Verfügung. Im Lager befinden sich zahlreiche aus Deutschland emigrierte Ärzte und Zahnärzte. Die Internierungsbedingungen entsprechen denen des Parolelagers Satara. Die Postanschrift lautet:
KatapaharDie Frauen und Kinder der nordöstlichen Provinzen Britisch-Indiens befinden sich in Katapahar, einem Höhenkurort (2.000 m), einige Kilometer südwestlich Darjeeling. Es sind dort 37 Frauen und 4 Kinder interniert; hinzukommen 36 Männer, meist Emigranten. Die Unterbringung erfolgte in einer Anzahl kleiner Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut auf dem Katapaharplateau errichtet wurden. Die Internierten können sich in einem Umkreis von fünf bis sechs Meilen vom Internierungsort entfernen. Für die Verpflegung müssen sie von der ihnen zur Verfügung gestellten bescheidenen Unterstützung (Ehepaare erhalten 120 Rs., Einzelpersonen 70 Es., Kinder über 3 Jahre 30 Rs., Kinder unter 3 Jahren 15 Rs.) selbst sorgen. Die Postanschrift lautet:
Unter ähnlichen Bedingungen erfolgte die Unterbringung deutscher Frauen in den nachfolgenden Orten:
Die Postanschrift für die beiden Parolelager lautet:
Naini Tal Briefe aus ParolelagernNachstehend werden einige Briefauszüge aus Briefen deutscher Frauen in Briefe aus Parolelagern abgedruckt, die die Berichterstattung des Schutzmachtvertreters beleben:
B. Die Deutschen auf CeylonDie Deutschen auf Ceylon wurden zusammen mit einer kleinen Anzahl deutscher Familien aus Hongkong und Singapore in Dyatalawa, etwa fünf km von Bandarawella und rund 200 km von Colombo auf Ceylon entfernt, interniert. Das Internierungslager wurde während des Burenkrieges für die von Südafrika dorthin verschleppten Buren eingerichtet. Das Lager befindet sich in etwa 1.500 m Höhe in klimatisch einwandfreier Lage. Die Tage sind nicht übermäßig heiß, die Nächte kühl. Bei dem letzten Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) vom 14. bis 16. Juli 1941 waren in Dyatalawa 67 Männer, 16 Frauen und Kinder, eine Anzahl italienischer Staatsangehöriger und einige Juden interniert. Es stehen genügend Unterkunftsräume zur Verfügung. Die Internierten haben die Baracken wohnlicher gemacht und rings um die Baracken Blumen- und Gemüsegärten angelegt. Dem Mangel an Möbeln, vor allem in den Baracken für Junggesellen, haben die Internierten selbst abgeholfen. Sie haben sich Stühle, Tische, Bänke und Regale selbst gezimmert. Die Verpflegung ist ausreichend, aber gelegentlich ergeben sich Schwierigkeiten daraus, dass aus der gleichen Küche Deutsche und Italiener versorgt werden müssen. Während die Deutschen lieber auf Teigwaren verzichten und dafür mehr Gemüse wünschen, legen die Italiener vor allem auf Teigwaren Wert. Auch über mangelnde Abwechslung - vor allem in der Fleischversorgung - wird von den Internierten geklagt. Die unzureichende Diätkost für kranke Internierte veranlasste den Schutzmachtvertreter zu Vorstellungen bei der Lagerverwaltung. Die Kinderkost ist gut. Küche, Kücheneinrichtung und Vorratsräume, die von den Internierten selbst verwaltet werden, sind in ordentlichem Zustand. Im Lager befindet sich ein Verkaufsladen, der von den Internierten selbst geführt wird, wo fast sämtliche Bedarfsartikel des täglichen Lebens zum -Selbstkostenpreis erhältlich sind. Internierte, die bei der Lagerverwaltung über ein Konto verfügen, erhalten monatlich 65 Rs. für die kleinen Nebenausgaben. Infolge der rigorosen Versteigerungsmaßnahmen deutschen Eigentums auf Ceylon durch die britischen Behörden hat sich die Zahl der Konteninhaber stark verringert. Die britischen Behörden zahlen an Hilfsbedürftige ein monatliches Taschengeld von 20 Rupies aus dem beschlagnahmten deutschen Geschäftsvermögen. Daneben hat der schweizerische Schutzmachtvertreter Geldmittel zur Verfügung, um die Hilfsbedürftigen mit regelmäßigen kleinen Taschengeldzahlungen zu unterstützen. Auch aus neutralen überseeischen Gebieten haben die Internierten auf Ceylon wertvolle Hilfe durch Liebesgabensendungen erfahren. Außer Bier - wöchentlich 3 Flaschen für jeden Internierten - wird im allgemeinen Alkohol nicht ausgegeben. Weihnachten konnten die Internierten Wein oder Whisky kaufen. Im Lager befindet sich auch eine Kaffeekantine, in der stets Tee und Kaffee sowie leichte Speisen, wie Spiegeleier, Omeletten usw., erhältlich sind. Die sanitären Verhältnisse geben zu keinen Klagen Anlass. Es finden regelmäßige ärztliche und zahnärztliche Untersuchungen statt. Ein Lagerhospital ist zur Verfügung. In ernsten Krankheitsfällen werden die Internierten zur Behandlung nach Colombo gebracht. Klagen wurden vorgebracht, dass es häufig an Arzneimitteln und dem mitinternierten Zahnarzt an Behandlungsmaterial fehlt. Für Zahnfüllungen wird übrigens nur Amalgam, nicht Gold oder Silber geliefert. Die Tagesordnung der Internierten ist folgende: 6 Uhr Wecken, 8.30 Uhr Appell und Frühstück, 9.30 Uhr Arzt-Visite im Lagerspital, 11 bis 12 Uhr Besuchszeit, 13 Uhr Mittagessen, 16.30 Uhr Tee, 19.30 Uhr Abendbrot, 22.15 Uhr Lichtlöschen. Irgendwelche Arbeit wird von den Internierten nicht gefordert; sie können daher über ihre Zeit nach Gutdünken verfügen. Diese wird meist durch Lesen und Sport ausgefüllt. Ferner können sie täglich unter Bewachung Spaziergänge unternehmen. Im Lager steht ein Musikzimmer mit Klavier zur Verfügung. Ab und an veranstalten die Internierten ein Konzert im Speisesaal. Die Lagerbücherei besteht aus 1.500 Bänden, die aus Singapore, Hongkong und Colombo stammen. Es werden Sprachkurse in Italienisch, Spanisch, Russisch, Französisch und Englisch abgehalten. Der Postverkehr ist auch mit den Internierten in Dyatalawa unregelmäßig. Die Angehörigen der Internierten haben eingegangene Briefsendungen leider nicht dem Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellt, wiewohl zahlreiche Briefe in Deutschland eingetroffen sind. Ein Internierter hat dem Schutzmachtvertreter mitgeteilt, dass von 50 Briefsendungen, die er an Angehörige in Deutschland gerichtet hat, nur drei Sendungen verloren gegangen sind. Die Stimmung der Internierten hat anfänglich unter der mangelhaften Schutzmachtvertretung, durch den früheren schweizerischen Konsularagenten auf Ceylon, der britischer Staatsangehöriger ist, gelitten. Dank des freundlichen Entgegenkommens der schweizerischen Regierung wurde dieser Missstand mit möglichster Beschleunigung behoben. Die Internierten werden nun regelmäßig durch einen Beamten des Schweizerischen Generalkonsulates in Bombay besucht, der ihre Wünsche und etwaigen Klagen entgegennimmt und sich um Beseitigung von Mängeln bemüht. Dies trägt fraglos zur Verbesserung der Lagerverhältnisse und auch der Stimmung der Internierten bei.
Für Luftpost- und Liebesgabensendungen gilt das auf Seite 2 und 3 dieses Merkblattes Ausgeführte entsprechend. Fünftes Merkblatt über die Lage der Deutschen in Britisch-Indien und auf Ceylon - Dezember 1941Inhalt III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-Indien und auf Ceylon I. Britisch-IndienAllgemeine LageBei Kriegsausbruch wurden die etwa 600 in Britisch-Indien ansässigen deutschen Männer nach vorübergehender Unterbringung in kleineren Sammellagern in dem Zentralinternierungslager Ahmednagar (300 km östlich Bombay) interniert. Dorthin wurde auch eine kleine Anzahl im Irak ansässiger Deutscher verbracht. Die Unterbringung und Versorgung der Internierten in Ahmednagar war nach anfänglichen Schwierigkeiten durchaus angemessen. Am 23. Februar 1941 wurde das Lager nach Deolali (150 km nordöstlich Bombay) verlegt; hier erfolgte die Unterbringung zunächst in einem zu engen Lager mit äußerst mangelhaften Unterkünften. Den besonderen Bemühungen des Schweizerischen Schützmachtvertreters in Bombay ist es zu danken, dass die Internierten am 2. Mai 1941 ein anderes, wesentlich besseres Lager in Deolali beziehen konnten. In Deolali sind seit dem Sommer 1941 auch eine kleinere Anzahl deutscher Seeleute, die in Italienisch-Ostafrika in Gefangenschaft gerieten, untergebracht. Deolali war nur als vorübergehender Internierungsort vorgesehen; die britischen Behörden hatten bei Auflösung des Lagers Ahmednagar die Errichtung eines endgültigen Internierungslagers in Dehra Dun (etwa 200 km nordöstlich Delhi) angekündigt. Da die klimatischen Bedingungen dieses am Fuße des Himalayagebirges gelegenen Internierungsortes günstiger sind als in Deolali, hat die Reichsregierung sich den Vorstellungen der Internierten, sie in Deolali zu belassen, nicht angeschlossen. Nachdem bereits Ende August einige Vertrauensleute der Internierten unter Führung des früheren Landesgruppenleiters und jetzigen Lagerleiters Dr. Urchs in das noch im Bau befindliche Lager Dehra Dun abgereist waren, erfolgte Ende Oktober die Verlegung des gesamten Lagers. Die in Britisch-Indien ansässigen deutschen Frauen wurden bei Kriegsausbruch zunächst nicht interniert, sondern nur unter Polizeiaufsicht gestellt. Ende 1939 erteilten die britischen Behörden den Frauen die Erlaubnis, in die Heimat zurückzukehren. Die Reichsregierung hat den Frauen durch die Schutzmachtvertretumg die Abreise dringend nahegelegt, und der größte Teil der Frauen kehrte bis zum Sommer 1940 mit italienischen Schiffen zurück. Die freiwillig Zurückgebliebenen (etwa 150 Frauen und Kinder) wurden im Sommer 1940 in so genannten Parolelagern interniert, wo sie mit einiger Bewegungsfreiheit von Unterstützungszahlungen der britischen Behörden leben. Die Hoffnung dieser Frauen auf Einrichtung eines Familienlagers für Deutsche hat sich seither nicht erfüllt, wenn die britischen Behörden auch neuerdings wieder die Einrichtung eines solchen Lagers erwägen. Nur in Einzelfällen erhielten deutsche Männer die Erlaubnis, mit ihren Familien in Parolelagern zu leben; im allgemeinen wird diese Genehmigung nur Juden und Emigranten erteilt. Das deutsche Geschäfts- und Privatvermögen wurde bei Kriegsbeginn beschlagnahmt. Über die privaten Bankguthaben dürfen die Deutschen nur mit Genehmigung der britischen Behörden bzw. der Leitung des Internierungslagers verfügen. Die Guthaben sind weitgehend erschöpft. Zwei deutsche Männer wurden von einem britischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie angeblich bei Kriegsausbruch deutsches Vermögen vor dem feindlichen Zugriff in Sicherheit gebracht hatten. Das Urteil wurde in der Berufungsinstanz aufgehoben. Lager DeolaliBei einem Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters im Internierungslager Deolali (150 km nordöstlich Bombay) am 11. und 12. August 1941 waren dort 604 Reichsdeutsche interniert. Landschaft und KlimaÜber die Lagerverhältnisse berichten die Internierten selbst: Am 23. Februar setzte man, uns alle auf 25 Lastwagen. Mit all unserm Gepäck und der Bewachung bildeten wir einen Wagenzug von 35 Autos. Es war für uns eine aufregende Abwechslung, so ins Land hinein zu fahren und etwas mehr von Indien zu sehen. Nur der Staub war schrecklich. Nach annähernd sieben Stunden Fahrt erreichten wir Deolali. Hier kann ich nur den Ausblick nach Süden bewundern. Berge der verschiedensten Gestalt erheben sich am Horizont, Teile der Western Chats. Schaut man durch das wacklige Fenster unserer Bambusbaracke, so sieht man den zackigen Gipfel eines 1.300 m hohen Berges. (1. März 1941.) Deolali liegt etwa 100 Meilen entfernt von Ahmednagar... Ein Charakteristikum unseres Lagers ist die Nähe der Haupteisenbahnlinie Bombay-Nagpur-Kalkutta. Nur einen Steinwurf vom Lager entfernt fahren die vielen Güter- und D-Züge vorüber mit ihren hell erleuchteten Abteilen und den Speisewagen mit gut gekleideten Menschen. Dies alles lässt mein Gefühl für Kultur und Bequemlichkeit wieder aufleben, gar nicht zu sprechen von meinem Wunsch, selbst zu reisen. In Richtung Bombay steigt das Gelände an, so dass die Lokomotive stöhnt und faucht. Die Züge kriechen dann mit lautem Gekreisch unter ihrer Last dahin. ... Das Lager liegt etwa 2.000 Fuß hoch. ... Schon jetzt im Februar ist es hier so heiß wie bei Euch vielleicht in den Hundstagen im Hochsommer. Aber daran sind wir längst gewöhnt. (Februar 1941.) Die Nächte sind hier angenehmer als in Ahmednagar; dafür sind die Tage um so heißer und staubiger... Deolali liegt näher an Bombay und hat schon Seeklima. (März 1941.) Deolali ist sehr heiß gegenwärtig... Die Nächte sind angenehm kühl, und mittags sind wir nicht wieder auf 41° im Raum gekommen. Man kann auch ohne Fächer leben, wie es sich hier zeigt. Kalte Getränke kann man sich mit dem Eis zubereiten, das wir täglich bekommen. (April 1941.) Die Hitze lässt sich recht gut ertragen, da dauernd ein angenehmer Wind bläst und es abends ziemlich abkühlt. (Mai 1941.) Der Monsun,
dessen Feuchtigkeit uns schon jetzt beschert ist, steht vor der Tür. Alles ist
feucht und klebrig, dafür ist es aber kühler geworden, und es bläst ein heftiger
Wind. Er bringt auch wieder die Mücken- und Malariagefahr. ... Es ist Regenzeit und kühl. Wie auf Verabredung grünt es in allen Ecken, und die erholte Landschaft zeigt ein prächtiges Bild. Innerhalb der ersten drei oder vier Tage des Monsun hat es hier ungefähr 500 mm geregnet, also soviel, als es bei Euch während des ganzen Jahres regnet. (Juli 1941.) Wir haben in diesem Jahr einen schwachen Monsun gehabt... Wir haben ganz angenehmes Wetter mit plötzlichen Regenschauern, so dass es beinahe wie zu Haus ist. .... (August 1941.) Hier ist es, nachdem der Monsun fast vorüber ist, recht nett. Seit ein paar Tagen scheint die Sonne wieder. An der durchs Lager führenden Straße sind ein paar schöne alte Bäume. Dort suche ich mir einen Schattenplatz und freue mich über das Grün ringsherum. (September 1941.) Die Ochsen, die den Bullock-cart des Dhobies (Wäscher) ins Lager ziehen, haben sich wieder ein Bäuchlein angefuttert und sehen wieder munterer aus, und der kleine Esel, der gelegentlich den Stacheldraht hinter unserer Baracke patrouilliert, schreit mit viel kräftigerer Stimme seine Sehnsucht zu uns herüber als vor drei Monaten. Indessen bald wird das saftige Grün wieder einem toten Braun Platz machen, und der lustige Esel wird wieder missmutig wie ein Tropen-Europäer und sich jede überflüssige Bewegung, auch das Schreien, sparen. (Oktober 1941.) LagereinrichtungenWir sind schon wieder umgezogen (1); diesmal in das schönste Lager, das wir seit unserer Internierung haben: sehr groß und ausgedehnt und daher viel Platz. Was das bedeutet, kann nur der ermessen, der selbst mal eingesperrt war. (6. Mai 1941.) Wir wohnen jetzt wieder in Steinbaracken (2) und haben uns soweit gemütlich eingerichtet. (7. Mai 1941.) Vergangene Woche waren wir sehr mit der Einrichtung unseres Heimes beschäftigt. Schemel und kleine Arbeitstische zimmern, eine Eiskiste bauen, aus Moskitonetzen Vorhänge für die Fenster schneidern - gut, dass kein weibliches Wesen diese Arbeit kontrollieren kommt - und außerdem das öde Gelände vor unserer Behausung durch eine kleine Grünfläche verschönern. (8. Mai 1941.) Ich bin hier in einem geräumigen Zimmer mit noch 5 Kameraden untergebracht. (30. Juli 1941.) Bin auch wieder Koch geworden, diesmal allerdings nicht in der allgemeinen Küche, sondern in einem neu eingerichteten Lagerrestaurant (3), dessen Gewinn der NSV-Kasse und dem Budget der allgemeinen Küche zugute kommt. Habe hier im Lager ein eigenes Cafe und Eiskonditorei, d. h. ich leite das Unternehmen, und der Überschuss kommt wieder den Kameraden zugute, die gar nichts haben. (25. August 1941.) (4) Wir blieben ganz gern hier im Lager, wo es eine ganze Menge Nebenraum gibt. Nur fehlt der große Sportplatz innerhalb des Lagerzaunes (5). (20. August 1941.) VerpflegungJeden Morgen gibt es zum Frühstück einen Grieß-, Reis- oder Haferflockenbrei, manchmal auch Mehlschleimsuppe. Dann jeden Tag eine Unze (6) Butter, Brot und Tee. Zum Mittag meistens einen Eintopf oder einfach Fleisch mit Sauce, Kartoffeln oder Reis. Zum Abendbrot vor allem reichlich Gemüse und wieder Fleisch und Kartoffeln. Außerdem kann man sich, wenn man Geld hat, so viel Milch, Butter usw. dazu kaufen, als man. will. Jeden Tag gibt es frisches Obst, vor allem Orangen und Bananen. (30. März 1941.) Das Essen ist, wie immer, gut und reichlich. (8. Mai 1941.) Die Verpflegung ist ausreichend und schmackhaft. (21. August 1941.) Gesundheitszustand der InterniertenDie Hauptsache ist, dass es uns allen gesundheitlich noch gut geht. (24. März 1941.) Mit wenigen Ausnahmen, die eben alte Leiden haben, sind wir alle in bestem körperlichen Gesundheitszustand. (30. März 1941.) Seit meiner Krankheit habe ich keinerlei Beschwerden mehr gehabt. Ich habe mein altes Gewicht wieder und fühle mich körperlich wohler als je zuvor. Wenn eines der vielen Bilder, die wir geschickt haben, zu Haus ankommt, wird es auch zu Dir gelangen, das ist der beste Beweis von unserer strahlenden Gesundheit. (8. Mai 1941.) Gesundheitlich geht es uns allen verhältnismäßig gut. Es gibt zwar vereinzelte Malariafälle, aber im allgemeinen ist der Gesundheitszustand befriedigend. In unserem Zimmer mit 14 Mann sind zur Zeit zwei Sportverletzte (7), H. mit einem gebrochenen Hockeyfinger und ich mit einer angeschlagenen Fußballzehe. Das sind ja aber weniger tragische Angelegenheiten, die sich bei unserem Kampfsporteifer nicht vermeiden lassen. (12. Juni 1941.) Eine schnell bezwungene Malaria ließ mich letzte Woche nicht zum Schreiben kommen. Malaria hat nichts Aufregendes mehr an sich. Zur Behandlung haben unsere deutschen Ärzte genügend Atebrin und Plasrnochin vorrätig (8). (4. August 1941.) Hierzulande kommt es vor allen Dingen darauf an, sich die Gesundheit zu bewahren. In dieser Hinsicht bin ich jetzt, gleich den anderen Kameraden, ganz gut durchgekommen. Da wir voraussichtlich in allernächster Zeit nach Dehra Dun in kälteres Klima übersiedeln, wird uns gesundheitlich eine wertvolle Hilfe zuteil (9). (22. September 1941.) LagerarbeitenEin Drittel der Zeit geht durch häusliche Pflichten verloren, da wir ohne Dienerschaft leben, und ein weiteres Drittel wird durch eine ehrenamtliche Tätigkeit - jeder Internierte hat irgendeinen Gemeinschaftsdienst übernommen - beansprucht... In meinem Beruf als Gefangener habe ich schon sehr viele Stellungen innegehabt, angefangen vom Sportplatzerdarbeiter und -walzer, Kartoffelschäler und Zwiebelschneider, Kellner und Nudelfabrikant, bin ich jetzt nach einer Zwischenstellung als Teekesselheizer seit längerer Zeit Hilfskoch... Meine Hauptbeschäftigung ist alle 6 Tage Küchendienst... In unserer Selbstverwaltung im Lager habe ich die Küchen- und Wirtschaftsführung. ... SportSportgelegenheit haben wir auch hier. Täglich wird Fußball oder Hockey gespielt. Alle paar Tage geht eine Gruppe zum Schwimmen in den Godavarifluß. ... Allerdings mit Tennis ist es seit Ahmednagar aus, und da hatten wir ja nur das letzte halbe Jahr Gelegenheit dazu. Ringtennis, Fußball und Schwimmen im Fluss, wozu ein guter Marsch gehört, genügt auch... Dann habe ich meine Golf Sachen zurückbekommen. Hier im Camp müssen wir uns natürlich beschränken, aber bei den Ausflügen finden wir wohl mal große Wiesen, wo wir uns austoben können. AusflügeWir dürfen einmal in der. Woche halbtags und einmal (10) ganztägige Ausflüge machen in die teilweise sehr hübsche Umgebung. Wir fahren immer in ein oder, zwei Omnibussen (11) je nach der Beteiligung (12). Ein Soldat fährt als Begleitung mit. Wir mussten eine Parole unterschreiben, dass wir während eines Ausfluges nicht -fliehen. Wenn wir unser Ausflugsziel erreicht haben, können wir gehen, wohin wir wollen, und zu einer vorher verabredeten Zeit treffen wir uns wieder... Den ganzen Tag sieht man keinen Menschen, und es ist eine richtige Erholung für uns. Wir laufen den ganzen Tag, um uns richtig auszuarbeiten und kommen des Abends totmüde nach Hause. Dann noch ein Gläschen kühles Bier, und man schläft wie ein Herrgott... Über braun-graue Steppe, an Lehmhütten vorbei, längs bewaldeten Flussläufen, durch hohes gelbes Gras auf weite Basaltterrassen hinauf, wo meist eine unbändige Aussicht über das unendlich weite Land die heiße Mühe lohnt. Man legt sich dann ins Gras unter die vom Wind gefächelten Halme und sieht nur den blauen Himmel über sich und glaubt allein auf einer heimischen Alm zu liegen... In meinem letzten Brief versprach ich, über einen Besuch in den Höhlentempeln zu schreiben: Diese Höhlen wurden vor 16 bis 17 Jahrhunderten von buddhistischen Mönchen auf einem der umgebenden Hügel gebaut, von denen eine Anzahl hier in dem sonst mehr oder weniger flachen Land hervorragen. (Nur in weiterer Entfernung sind einige Berge.) Die Mönche schnitten ungefähr auf halbem Wege zum Gipfel des Hügels eine große Stufe in den Felsen und schnitten und schnitzten ihre Tempel (ungefähr 25 im ganzen) aus oder noch besser in den Felsen des Hügels hinein. Diese Höhlen aus dem Gestein herauszuschneiden, alles mit der Hand ohne ordentliches Werkzeug oder gar Dynamit, muss Jahre gedauert haben. Eine der Höhlen ist ungefähr 20 m im Quadrat. An der Vorderseite war etwas Felsen stehengelassen und zu Säulen mit wunderschöner Schnitzerei modelliert, auf den Säulen Köpfe von Elefanten und Stieren. Innen schnitzten die Mönche etwa 20 kleine Zellen, jede gerade groß genug für einen Mann, darin zu leben. In der Rückseite der Höhle schnitzten sie ein Zimmer mit einem Bild des sitzenden Buddha, herausgeschnitten aus dem Felsen in ungefähr doppelter Lebensgröße, umgeben von anderen Steinbildnissen. Bastelarbeiten, Lesen, Lernen und MusikSeit September 1939 sind wir Deutsche in Indien unser aller »Ideal«: Leben ohne zu arbeiten - ziemlich nahe gekommen, und doch scheint es nicht das Ideal zu sein, zumindest nicht für uns Deutsche... Manchmal staune ich, was unsere Leute an Basteleien usw. hervorbringen. Wir haben nur zwei wirkliche Tischler, aber was Ingenieure, Kaufleute, Chemiker in der Tischlerei leisten, ist einfach erstaunlich. Die haben sich z. B. eine eigene Drehbank konstruiert mit den einfachsten und primitivsten Werkzeugen, und da macht nun einer den ganzen Tag Schachfiguren und Schachbretter; der andere hat seine Liebe zur Intarsiaarbeit entdeckt und produziert die reizendsten Kästchen, Nähzeug, Schmuckteller usw.. Der Dritte ist nützlich veranlagt und macht Möbel, Tische, Lehnstühle, Spinde - überall wird gehämmert, gesägt und geschraubt. Der Erlös geht in unsere Unterstützungskasse; es arbeitet niemand für sich, nur für die Allgemeinheit... Außerdem haben wir uns neben der Baracke zu Dritt ein Gärtchen in der Wüste geschaffen, das uns bescheidenen Brüdern jetzt während des Monsun eine Pracht deucht. Auf unserer Gartenbank wird manche Stunde verplaudert... Auch das bei dem indischen Klima leicht zur Trägheit neigende Hirn wird, so gut es geht, regelmäßig beschäftigt. Mein persönliches Steckenpferd ist immer noch Kunst- und Kulturgeschichte. Bücher über dieses Thema gibt es genug im Lager. Neuerdings mache ich in einer kleinen, sehr netten kunstgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft mit. Das Spanienstudium ruht zur Zeit etwas, wird aber wieder aufgenommen. Hindustani in Schrift und Sprache übe ich schon seit einiger Zeit und als Allerneuestes Französisch... Jeder hat sich mit Feuereifer wieder an seine Arbeit begeben. S. schreibt seine Lebenserinnerungen, und ich bemühe mich um Statik, Chemie usw... Ich gebe zur Abwechslung mal Buchhaltungsunterricht. K. lernt eben unter großem Stöhnen Russisch. Mit unserem Japanisch-Unterricht haben wir mal wieder Semesterferien eingelegt... Man sollte meinen, bei so viel Freizeit ließe sich ein ungeheures Wissen erarbeiten. Aber hier erfährt man, dass Zeit allein noch nicht genügt. Vielleicht können Sie das nachempfinden, wenn Sie sich vorstellen, dass der Einzelne in diesem Lager seit zwei Jahren nicht eine Stunde für sich allein gewesen ist... Meine Zeit ist voll ausgefüllt mit Arbeiten, Lernen, Lesen, Zeichnen und Aquarellieren... Ausgezeichnete Werke über alle Wissensgebiete und fast alle klassischen Werke sowie viele schöne und wertvolle moderne Bücher stehen uns zur Verfügung, und ich darf sagen, dass ich davon reichlich Gebrauch mache... Das Musizieren macht viel Freude, jetzt mit 6 Geigen, 2 Celli, Klavier, 1 Akkordeonspieler, dann eine Flöte und bald noch eine Klarinette, so bilden wir schon ein ganz nettes Orchester... Auch unsere prima Schallplattenkonzerte erfreuen sich großer Beliebtheit, da eine Menge guter Sachen im Lager sind... FesteVorgestern hatten wir eine nette Geburtstagsfeier, und wir haben seit langer Zeit auch mal wieder ordentlich ins Glas geschaut und an unsere Lieben daheim gedacht... Gestern feierten wir den Geburtstag unseres geliebten Führers. An der Feier, die im Freien stattfand, nahmen auch die italienischen Gefangenen, die nur durch Stacheldraht von uns getrennt sind, teil. Den Abschluss bildete ein Kameradschaftsabend, wobei deutsche und italienische Lieder gesungen wurden. Unsere Lagerkapelle spielte deutsche Märsche, und der Badenweiler Marsch wurde ganz besonders kräftig geschmettert... Schön war unser 1. Mai - ein richtiges Volksfest wie daheim -: Zunächst in der Frühe um 6 Uhr musikalisches Wecken durch unsere Kapelle mit Aufmarsch der Turner, die anschließend ein kurzes Propagandaschauturnen gaben; um 10 Uhr leichtathletische Wettkämpfe, nachmittags ein Fußballspiel und 400 m Staffellauf; abends eine kurze Feierstunde und anschließend ein Kabarett mit Darbietungen, die sich überall hätten sehen lassen können, ein zweistündiges Programm, aber nicht eine Zote oder Zweideutigkeit, nicht eine Darbietung, die Ihr Frauen nicht auch hättet sehen können. Darauf bin ich immer besonders stolz, dass dieses Niveau gewahrt bleibt. Wir haben mal alle zwei Stunden von Herzen gelacht, und das soll uns einer nach 20 Monaten »Internat« nachmachen. Geld und LiebesgabenDurch den Schweizer Konsul wurden im Auftrage des Reiches nun schon zweimal 40 Rupies (13) an die Kameraden ausbezahlt, die inzwischen mittellos geworden sind. Ich habe bis jetzt noch keinen Gebrauch davon machen müssen, denn ich habe von allem Anfang an mein in Indien erspartes Geld so eingeteilt, dass ich noch einige Zeit von meinen eigenen Mitteln leben kann... Wenn ich auch kein Geld mehr habe, leide ich deshalb keine Not. Ich bekam am 1. Mai 1941 40 Rupies, die aus Deutschland kamen, und demnächst soll es wieder 40 Rupies geben, und wenn ich da etwas sparsam lebe, komme ich schon wieder eine Zeit mit aus. Ich musste natürlich vieles unter meinen Wünschen streichen und auf vieles verzichten, aber diese kleinen Opfer bringe ich ganz gern, denn ich weiß genau, dass meine Brüder und noch viele andere größere Opfer bringen müssen. Ich habe bis jetzt noch keinen Hunger gelitten, und das ist letzten Endes die Hauptsache... Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, weil Ihr kein Geld nach hier senden könnt. Bis jetzt habe ich monatlich angemessene Beträge (14) aus eigenen Mitteln ziehen können. Wenn dieser Vorrat erschöpft sein wird, hoffe ich, den englischen Regierungszuschuss von 20 Rupies pro Monat zu erhalten (15)... Sende mir bitte keine Rauchwaren, keine Wäsche und keine Lebensmittel. Diese Sachen sind im Lager erhältlich; lediglich deutsche Bücher sind sehr erwünscht (16)... Wir haben zwar eine große Menge deutscher Literatur hier doch sind leider eine Zahl bedauerlicher Lücken vorhanden, und zwar handelt es sich in der Hauptsache um klassische deutsche Literatur, die uns fehlt, also Goethe, Schiller, Lessing usw. Jetzt ist die Zeit zum Studium dieser Meister vorhanden, später im Gedränge des Berufslebens wird nur noch spärlich Zeit für diese Dinge vorhanden sein. Darf ich also mal eine Bitte äußern, dieses oder jenes zu besorgen, Du würdest mir und vielen anderen eine große Freude damit machen (17)... Post und RadiogrüßeEin Jahr ohne Nachrichten ist auch keine Kleinigkeit. Vielleicht habt Ihr das Schreiben aufgegeben, weil Ihr von mir nichts gehört habt, aber hoffentlich ist in der Zwischenzeit nun doch etwas bei Euch angekommen, und Ihr habt dann auch wieder geschrieben. Ich schreibe Euch trotz allem regelmäßig, tut das auch... Nach längerer Unterbrechung will ich wieder einmal schreiben, nachdem ich erfahren habe, dass die Briefe, die wir von hier nach Deutschland geschrieben haben, doch ankommen. Wir alle glaubten nämlich, dass es überhaupt keinen Wert mehr habe, nach Hause zu schreiben, weil uns so lange keine Post von zu Hause bestätigt wurde. Jedoch haben jetzt viele von uns Briefe aus Deutschland erhalten, aus welchen wir ersehen können, dass unsere Post bis zum Juli 1940 dort angekommen ist. (März 1941.) Von meinen Angehörigen erhalte ich jetzt regelmäßig Nachricht, teilweise etwas verspätet. Meine Briefe nach Hause sind auch nur teilweise eingetroffen. (Mai 1941.) Nun habe ich inzwischen alle Eure Briefe bis Nr. 28 außer den Briefen Nr. 13 und 18... Es ist für mich und meine Kameraden sehr erfreulich, dass die Nachrichten aus Deutschland in verhältnismäßig kurzer Zeit zu uns gelangen... Vor einiger Zeit erhielt ich zu meiner großen Freude 2 Luftpostbriefe (18) aus der Heimat... In solcher Zeit vollkommener Abgeschlossenheit sind Briefe die einzigen dem äußeren Sinn zugänglichen Boten zwischen Menschen, die zueinander gehören. Wohl spannt sich die Brücke der Gedanken auch über weiteste Entfernungen. Aber Gedanken allein bringen keinen Trost, wenn im Unterbewusstsein das Gefühl der Ungewissheit über das Schicksal der Lieben besteht. (August 1941.) Für Deine reizende Idee, mir Radiogrüße zu übermitteln, danke ich Dir herzlichst; doch wird es Dich enttäuschen, wenn ich Dir sagen muss, dass ich erst durch deine Briefe davon erfahren habe. Bisher sind solche Grüße erst in einem einzigen Fall einem Kameraden zugestellt worden. dass die Heimat uns auf diese Weise schon seit langem grüßen lässt, wissen wir jedoch von Kameraden, die erst kürzlich hier eingeliefert wurden (19). Wir haben warten gelernt, ohne ungeduldig zu werden, in festem Vertrauen auf die Zukunft... Es gibt im Augenblick nur einige wenige Gedanken, die für uns wichtig sind: die Zukunft der Heimat und unser Wiedersehen. Aber wie gesagt, unser Wiedersehen kommt erst in zweiter Linie. Wir wollen darauf geduldig warten, wenn nur alles andere gut wird... Jeder hat sich nur ein Gelöbnis gemacht: Nach Kriegsende stellt jeder seinen ganzen Willen und alle Kraft dem Deutschen Vaterland zur Verfügung, um einen kleinen Teil von dem gutzumachen, was uns durch die Gefangenschaft nicht möglich war! Lager Dehra DunÜber das Internierungslager Dehra Dun (etwa 200 km nordöstlich Delhi), in dem die Internierten seit Ende Oktober 1941 untergebracht sind, liegt nun ein erster telegraphischer Bericht der Schutzmachtvertretung, die das Lager am 18. und 19. November 1941 besucht hat, vor; einzelne Nachrichten des Vortrupps geben einen kleinen Einblick in die Verhältnisse im neuen Lager. Die Internierten schreiben: ReiseWir sollten als Vortrupp das neue Lager in Dehra Dun fertig einrichten, ehe die anderen im September nachkommen (20). Wir hatten einen jener schönen großen 2. Klasse-Wagen, je 2 bis 3 von uns in einem Abteil mit einem englischen Soldaten oder Unteroffizier. Vom Italienerflügel fuhren auch fünf Mann mit. Wir wurden mit unseren zwei Gepäckwagen im Gefolge an einen fahrplanmäßigen Bummelzug angehängt, und los ging es im Schneckentempo, Aufenthalt auf jeder Station. Und doch, wir haben diese Fahrt sehr genossen. Weiter Blick, kein Draht vor Augen, fremde Landschaft, andere Menschen, »Freiheit«. Essen gab es auf vorher vereinbarten Stationen gut und reichlich. Welch ein Genuss etwa, in einem kühlen schönen Warteraum an gedecktem Tisch richtiggehend wieder einmal zu tafeln... Am dritten Tag vormittags in Delhi, heiß und trocken. Am vierten Tag vormittags in Dehra Dun. Die Landschaft änderte sich von Deolali bis Delhi wenig, nur dass alles flacher und öder wurde. Danach jedoch wurde es langsam üppiger, mehr noch als in Bengalen, grün in vielen Schattierungen, Saft und Kraft überall... Landschaft und KlimaNun sitze ich in unserem neuen Lager am Rand des Himalaya... Wir sind ungefähr im Mittelpunkt eines riesigen Talkessels (21), im Norden, Osten und Westen hohe Berge; die im Norden liegen, bleiben jetzt noch immer in den Wolken verborgen. Wohltuend ist das unendlich viele Grün, das wir auch vom Lager selbst aus unmittelbarer Nähe erleben können. Wälder, Felder, Wasserläufe, Berge, Hügel und Teeplantagen. Wir liegen hier entlang einer großen Straße, in gutem Abstand von dieser; hohe alte Bäume stehen vereinzelt im Lager... Es regnet, was vom Himmel herunter will (01.09.1941), und vorläufig ist es noch dumpf und heiß; aber ich glaube, dass in wenigen Wochen das Klima ganz wundervoll wird, und dass uns dann die grandiose Natur ringsum uns für manches entschädigt. LagereinrichtungenDas Lager selbst ist lustig, ich wollte, Du könntest es sehen. Rote Ziegelbaracken mit tief überhängenden Strohdächern, die sehr gut gegen Hitze und Kälte isolieren; es sieht fast aus wie ein niedersächsisches Dorf. Ich muss sehen, dass ich ein paar Pferdeschädel bekomme, um sie an meinem First zu kreuzen, dann ist die Illusion noch echter. Im Notfall tun es auch zwei Kuhschädel, die leichter zu haben sind, und in Indien, dem Lande der Kuh, vielleicht dem genius loci besser angepasst... Die Hütten, lang, schmal, für 40 Mann, Veranden auf beiden Seiten (22)... Von meiner Veranda und aus dem Fenster habe ich einen wundervollen Fernblick über ein grünes Tal und dahinter die majestätische Kette der Vorberge, alles mit grünem Wald bedeckt, nur die höchsten Zacken ragen als kahler Fels in die Höhe. Die Schneeberge wird man wohl kaum sehen können, dazu sind wir zu weit... Der Sportplatz (23) liegt innerhalb des Drahtzaunes; es gibt Duschen, drei Speisesäle und Leseraum, die sogar mehrere Kamine (offene Feuerstellen) aufweisen. So wird es im Winter gemütlich werden, wenn es mal auf 0 Grad heruntergehen sollte... Wir leben vorläufig im Italienerlager, aber jeden Tag sind wir eifrig beim Planen und Helfen in unserem eigenen Lager dabei. Gerade hören wir, dass die Umsiedlung der großen Meute auf Ende September verschoben wurde, damit wirklich alles vor Ankunft fertig gestellt werden kann. Gut so! Aus Deolali schrieb ein Internierter kurz vor der Übersiedlung nach Dehra Dun: Ich werde mir dann wieder einen kleinen Garten anlegen und meine Blumen züchten. Zwischen Kakteen und Löwenmaul und den prächtigsten Blumen des Ostens steht auch die Kornblume. Und wenn dann alles in bester Blüte steht, dann werdet Ihr Weihnachten feiern. - Grüßt dann bitte die Heimat! Die ParolelagerEtwa 150 in Britisch-Indien zurückgebliebene deutsche Frauen und Kinder befinden sich in sieben Parolelagern, die von den britischen Behörden, über das Land verteilt, angelegt wurden. Die dort Internierten haben weitgehende Bewegungsfreiheit; sie sind nur in den Lagern Purandhar und Satara in einem eigentlichen Lager untergebracht, während sie in den anderen Internierungsorten in mehr oder weniger geräumigen Häuschen der Ortschaften einquartiert wurden. Auch für die Beköstigung müssen die Internierten im allgemeinen selbst sorgen. Da die meisten Frauen durch die Internierung der Männer mittellos sind, müssen sie von den britischen Behörden unterstützt werden. Die sehr bescheidene Unterstützung beträgt für Familien - einzelne Männer erhielten die Erlaubnis, mit ihren Familien in den Parolelagern zu leben - 120 Rupies, für erwachsene Personen 70 Rupies und für Kinder 30 Rupies. Hiervon müssen die Frauen Kost, Kleidung und kleine Nebenausgaben bezahlen. Einzelne bisher noch bemittelte Internierte haben seither die Mittellosen in bescheidenem Umfang unterstützt. Die Reichregierung hat die Schweizerische Schutzmachtvertretung ermächtigt, auch an die mittellosen Internierten in Parolelagern das übliche Taschengeld von 10 RM monatlich auszuzahlen. Schon davor hat die Schutzmachtvertretung bereits in besonderen Fällen Unterstützungen auszahlen können, so dass Notstände seither nicht eingetreten sind. Postalisch stehen die Internierten in Parolelagern den anderen Internierten gleich. Die Frauen, deren Männer sich im Internierungslager Dehra Dun befinden, nutzen verständlicherweise die beschränkte Schreiberlaubnis voll aus, um ihren Männern zu schreiben. Daher ist das Ausbleiben von Nachrichten aus den Parolelagern keinesfalls ein Grund zur Beunruhigung. Namenslisten der internierten Frauen liegen dem Auswärtigen Amt leider noch nicht vor. Parolelager KatapaharBei einem Besuch des Schweizerischen Schutzmachtvertreters im September 1941 waren Parolelager :n dem (einige Kilometer südwestlich Darjeeling 29 Männer Katapahar - meist Emigranten -, 34 Frauen und 5 Kinder untergebracht. Das Lager dient zur Aufnahme der Frauen und Kinder aus den nordöstlichen Provinzen Britisch-Indiens. Katapahar liegt auf einem Bergrücken, 40 Meilen südlich vom Kinchinjangaberg, im Himalayagebirge, etwa 2.000 m hoch. Das Klima vergleicht der Schweizerische Schutzmachtvertreter mit dem der Voralpen im späten Frühling oder frühen Herbst. In den Monaten Dezember bis Februar sinkt die Temperatur gelegentlich unter Null. Das Lager besteht aus einer Reihe kleiner Bungalows, die in kleinen Gruppen verstreut auf dem Katapaharplateau errichtet wurden. Die Internierten können sich im Umkreis von fünf bis sechs Meilen frei bewegen. Zweimal am Tage müssen sie sich jedoch bei einem früheren Polizeioffizier aus Kalkutta, dem die Überwachung des Lagers anvertraut wurde, melden. Die Bungalows - einfachste Bauart für Europäer - haben drei bis sechs Räume mit schmalen Verandas und sehr primitiven Badeeinrichtungen. Auch die Einrichtung der Räume war anfänglich außerordentlich einfach; der Schutzmachtvertreter berichtet jedoch von seinem letzten Besuch im Lager, dass vielfache Verbesserungen durchgeführt wurden. In jedem Bungalow leben ein bis zwei Ehepaare oder vier bis sechs Personen. Für die Reinhaltung der Bungalows stehen eingeborene Bedienste zur Verfügung, die von den britischen Behörden besoldet werden. Die Internierten erhalten die übliche bescheidene Unterstützung. Hiervon müssen sie selbst für ihre Verpflegung sorgen und auch ein kleines Taschengeld erübrigen. In Fällen ernster Erkrankung werden die Internierten in das nahe gelegene Hospital in Darjeeling verbracht, wo sie angemessene Pflege erfahren. Leichtere Fälle werden von einem mitinternierten Arzt behandelt. Die zahnärztliche Behandlung findet in Darjeeling statt. In zwei Kantinen - eine der üblichen Armeekantinen und eine Kantine von einem Geschäftshaus in Kalkutta - können die Internierten alles Notwendige kaufen. Die Internierten können Spaziergänge in die landschaftlich schöne Umgebung machen, sie treiben ein wenig Sport, lesen und treffen sich zu Geselligkeiten in ihrem Gemeinschaftsraum. Parolelager Naini TalÜber das Lager (etwa 200 km nordöstlich Delhi), in dem nur sieben deutsche Frauen untergebracht sind, liegt ein Bericht der Schweizerischen Schutzmachtvertretung nicht vor, da er im Einvernehmen mit der Reichsregierung von einem Besuch dieses Lagers zunächst abgesehen hat. Die Frauen sind dort unter gleichen Bedingungen interniert wie die Frauen in Katapahar. Unter den Internierten anderer Nationalität, die in Naini Tal untergebracht sind, befinden sich auch mehrere Ärzte. Parolelager SataraBei einem Besuch des Schweizerischen Scbutzmachtvertreters im Februar 1941 waren im Parolelager Satara (etwa 100 km südlich Poona) 9 Männer, meist Emigranten, 41 Frauen und 12 Kinder interniert. Das Lager dient zur Aufnahme der Frauen und Kinder aus Bombay. Die Internierten sind in einem Barackenlager untergebracht und werden auch gemeinsam verpflegt. Sie können sich jedoch in einem Umkreis von 3 Meilen frei bewegen. Da in den Baracken genügend Raum zur Verfügung steht, haben auch Frauen ohne Kinder je einen Raum zur Verfügung; in dem Lagerteil für Familien haben Ehepaare bzw. Frauen mit einem Kind je einen Raum, Frauen mit zwei Kindern zwei zusammenhängende Räume. Zu den Schlafräumen gehört jeweils eine kleine Veranda und im Familienteil des Lagers ein Badezimmer; in dem anderen Lagerteil haben je vier Frauen ein Bad gemeinsam. Mit der Zubereitung der Mahlzeiten in der Lagerküche haben die Internierten keine Arbeit, wie auch für die Reinhaltung des Lagers durch eingeborenes Dienstpersonal gesorgt wird. Das von den britischen Behörden zur Verfügung gestellte Verpflegungsgeld entspricht dem anderer Parolelager; 10 Rupies erhalten die Internierten monatlich für kleine Nebenausgaben bar ausgezahlt. Der Schutzmachtvertreter hat in letzter Zeit erneut - bisher leider vergeblich - versucht, eine Erhöhung der britischen Unterstützungszahlungen zu erreichen. Einzelne Frauen, die über Eigenmittel verfügen, wohnen in selbstgemieteten Bugalows. Sie erhalten einen kleinen Zuschuss zu den Verpflegungs- und Bedienungskosten. In diesem Lager befindet sich auch der berühmte deutsche Tibetforscher Professor Filchner mit seiner Tochter. Parolelager PurandharDie Unterbringungsverhältnisse in dem Parolelager Purandhar (50 km von Poona entfernt) entsprechen denen des Lagers Satara. Auch hier sind einige Frauen und Kinder aus Bombay untergebracht. Der Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hat dieses und das Lager Satara im November 1941 besucht und berichtet, dass Unterbringung und Behandlung gut seien. Eine Internierte schreibt aus dem Lager: Das Lager liegt auf dem Gipfel eines hohen Berges und hat ein gutes und gesundes Klima. Die Unterkunft ist sehr gut und das Essen ausgezeichnet. Ihr braucht Euch in keiner Weise Sorge zu machen. (12. Mai 1941.) Parolelager YercaudIn dem Parolelager Yercaud (etwa 40 km von der Stadt Salem im gleichnamigen Distrikt) sind 38 Deutsche aus Madras und eine Anzahl von Juden und Emigranten, interniert. Die Ortschaft Yercaud, in der mehrere Bungalows für die Unterbringung der Internierten gemietet wurden, liegt etwa 1.600 m hoch und zählt 4.000 Einwohner. Den Internierten war es freigestellt, ihre eigenen Möbel, Bilder und andere Haushaltungsgegenstände auf Kosten der britischen Behörden in das Lager zu bringen. Abgesehen davon, dass die Internierten von abends acht Uhr bis morgens sechs Uhr ihre Häuser nicht verlassen dürfen, haben sie volle Bewegungsfreiheit. Es gibt keine Gemeinschaftsküche; genau wie in den Parolelagern Katapahar und Naini Tal müssen sich die Internierten von einer bescheidenen Unterstützung selbst versorgen. Jeweils mehrere Internierte haben sich zu einem Haushalt zusammengeschlossen. In einem kleinen Ortshospital stehen zwei Zimmer für die Internierten zur Verfügung; unter den Internierten befinden sich einige Ärzte. Parolelager KodaikanalUnter gleichen Bedingungen sind die deutsche Frauen aus Madras in Kodaikanal, nach Bericht des Schweizerischen Schutzmachtvertreters vom 18. April 1941, einer der schönsten Ferienorte Südindiens, interniert. Die Ortschaft liegt etwa 2.000 m hoch. inmitten von Orangen- und Zitronenplantagen. Parolelager HazaribaghIn dem Parolelager Hazaribagh (nördlich Ranchi, etwa 350 km nordwestlich Kalkutta in der Provinz Bihar) sind 6 deutsche Frauen und 4 Kinder in 2 Häusern interniert; sie werden gemeinsam verpflegt und haben weitgehend Bewegungsfreiheit. II. CeylonDie bei Kriegsausbruch auf Ceylon ansässigen Deutschen wurden zusammen mit einer Anzahl deutscher Männer, die von Hongkong bzw. Singapore dorthin verbracht worden waren, in Diyatalawa (5 km von Bamdarawella und 200 km von Colombo entfernt) interniert. Bei einem Besuch des Schutzmachtvertreters (Schweizerisches Generalkonsulat in Bombay) Mitte Juli 1941 waren außer einigen Italienern 67 deutsche Männer und 16 deutsche Frauen mit 12 Kindern in diesem Lager; auch eine kleinere Anzahl von Juden ist mit den Deutschen zusammen interniert. Über die Lagerverhältnisse berichten die Internierten selbst: Landschaft und KlimaSeit einigen Tagen sitze ich nun in Ceylon. Das Lager befindet sich hoch oben in den Bergen. 9 Stunden dauerte die Eisenbahnfahrt, erst durch Sümpfe und Kokospalmenwälder, dann schraubte sich der Zug allmählich höher, Gummi- und Teeplantagen erschienen, so weit das Auge reichte. Dann wurde es sehr kalt und neblig; wir befanden uns 2.000m ü. d. M. Die Berge waren teilweise kahl, teilweise mit mächtigen Zypressen bestanden. Dann tauchten wieder Teeplantagen auf, und schließlich landeten wir nachmittags gegen 5 Uhr in unserem Lager. Dieses liegt etwa 1.500 hoch. Infolgedessen ist das Klima gesund, bedeutend kühler als unten in Colombo. Das Lager liegt an einem kahlen Bergabhang; man könnte annehmen, man sei in Hongkong. Ringsumher kahle Hügel mit kurzem Gras bewachsen, in den Schluchten üppiger Baum- und Buschwuchs, Kobraschlangen und anderes Zeug ist auch reichlich vorhanden. - Hier haben auch die Buren vor vierzig Jahren gewohnt. Das Lager ist tief im Inland. Ein Sturm braust hier (24); man hat tatsächlich Angst, dass einem das Wellblechdach über dem Kopf wegfliegt. ... Niemals kommt die Temperatur der Frostgrenze nahe, wenn wir auch leicht frieren... Obwohl Ceylon Tropenklima hat, ist es hier nicht allzu warm. Nachts ist es sogar sehr kalt, tagsüber ist es sehr angenehm... LagereinrichtungenEs ist das gleiche Lager wie das, das uns im Jahre 1914 beherbergte. Wir befinden uns zwar in einem anderen Teil; aber da er freier und sonniger gelegen ist, sind wir mit der Veränderung sehr einverstanden... Das Lager besteht aus Wellblechbaracken, die je etwa 35 m lang und 7 m breit und auf drei Seiten von Veranden umgeben sind. Innen sind die Baracken meist mit Holz verkleidet. Von den uns zugewiesenen 8 Baracken sind 4 Wohnbaracken, eine beherbergt das Hospital, eine andere ist die Speisehalle mit angeschlossener Küche, eine dritte Baracke gilt als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum... Bade- und Duschräume sind vorhanden mit warmem und kaltem Wasser... Das Lager ist aber noch weit umfangreicher, aber größtenteils unbenutzt... Sie wissen schon, dass wir Ehepaare je in einem kleinen Zimmer in einer Baracke wohnen, die eine wunderschöne Aussicht auf die Berge und die kleine Station von Diyatalawa hat. Wir haben, uns mit Erfolg bemüht, auf dem Schutt, den wir vorfanden, kleine Blumengärtchen anzulegen, während an anderen Teilen des Lagers Tomaten, Radieschen, Kohlrabi usw. angebaut werden... Es ist wirklich ganz gemütlich, wie wir uns hier eingerichtet haben: Ein nettes kleines Tischchen - wie unsere Rauchtischchen zu Haus - mit Lehnstühlen mit flachen Kissen in Kastenform, alles selbst gemacht (25) und mit grüner Farbe gestrichen. Eine Lampe in 1½ m Höhe mit einem netten Lampenschirm. Hinter uns an der Wand Bilder, darunter ein Bücherbord, etwa 1½ m vom Fußboden, das nach beiden Seiten als Fensterbord ausläuft, darauf Zigaretten, Pfeifen, und Tabak, Bleistift und Federhalter. Darunter ist ein anderes Bord hinter einem Vorhang - auch in Grün gehalten -, worauf in einer Abteilung Geschirr, in einer anderen Briefpapier, Briefordner usw. sind. Die Fenster mit Gardinen, und unter dem Geschirrbord steht eine flache Kiste mit einer Decke darauf, das kann man als Notsitz gebrauchen (26). Danach setzen wir uns in unser Cafe (27), wo es Kaffee, Limonade, Sodawasser, Kakao und andere Getränke usw. gibt. Alles alkoholfrei!!! (28)... Das Lagergelände selbst ist sehr gedrängt, deshalb sind auch Spaziergänge außerhalb des Lagers unter Bewachung erlaubt.... Verpflegung - GesundheitszustandWir werden seit Oktober 1940 nicht mehr durch den Kontrakter (29) verpflegt, sondern erhalten Armeerationen mit kleinen Verbesserungen, als da sind Tee, Reis und Curry, ein Ei zum Frühstück, na ja, das ist auch nicht jedermanns Geschmack. Wenn das Essen auch eintönig ist, es ist nicht nötig, zu verhungern... Vor einiger Zeit schrieb ich Dir, dass ich mir den Arm eben über dem Handgelenk gebrochen hatte. Drei Wochen war der Arm in Gips, und nun bin ich wieder im General-Hospital (30) in Colombo, wo ich wieder geröntgt und dann massiert und bestrahlt wurde. Tageseinteilung - Beschäftigung - FesteTrompetensignale geben das Zeichen zum Aufstehen (6 Uhr früh), zu den Mahlzeiten: Frühstück mit vorhergehendem Appell 8 Uhr 30, Mittagessen 1 Uhr, Tee 4 Uhr, Abendessen 7 Uhr 30 und zum Zubettgehen tim 10 Uhr... Wenn man als Familie mit Kind hier in seinem winzigen Zimmerchen wohnt, hat man es ja noch verhältnismäßig gut, zu tun habe ich viel, Bediente gibt es natürlich nicht. Da stehe ich jeden Morgen um 6 Uhr auf, wasche, mache die Zimmer, nachher wird genäht, geflickt, geplättet usw. K. darf hier in die Schule gehen, und ich arbeite außerdem noch extra mit ihm. Wir dürfen kurze Spaziergänge machen. Der Tag geht schon hin... Meine Freunde haben mir einen Garten angelegt, da baute ich Radieschen, Kohlrüben und Salat an, es wächst alles ganz schön. Eine Frau bekam ein Baby, da half ich ihr die erste Zeit, so habe ich immer eine Beschäftigung. Ab und zu gehe ich spazieren, oder wir dürfen einem Fußballspiel beiwohnen. Die übrige Zeit verbringe ich mit Stricken und Nähen für die Junggesellen... Ich bin seit einigen Wochen der Sportminister im Camp, habe aber letzthin bei den leichtathletischen Wettkämpfen aktiv mitgemacht, und zwar so, dass alle gestaunt haben. Auch sonst ist mir der Sport vom Tennis bis Fußball gut bekommen. Und wenn Ihr meine Küchentätigkeit einrechnet, meine Bemühungen um die italienische Sprache und die üblichen Arbeiten für Sauberhalten der Baracke oder des Eigentums berücksichtigt, so ist der Tag ganz gut ausgefüllt, um nicht Zeit zu Trübsal oder Müßiggang zu lassen. Aber auch die Zeitung wird mit Interesse verfolgt... Seit ich Dir zuletzt schrieb, liegt ein für die augenblickliche Art des Daseins unerhört wichtiges Ereignis hinter mir: die erste Radieschenernte. Nun ist die viele Mühe und Arbeit, die ich in die Beete gesteckt habe, doch nicht an mangelnder Sachkenntnis im Gartenbau zunichte geworden, wie ich selbst befürchtete und wie böse Zungen behaupteten. Klima und Boden sind zu starke Gegenkräfte... Letzthin habe ich in einer unbewohnten Baracke eine Tischlerwerkstatt aufgemacht, und da arbeite ich jetzt fast den ganzen Tag. Ich verdiene mir mein Zigarettengeld dabei... Die Eintönigkeit in diesem kleinen Lager, das ewige Eingeschlossensein und der dauernde Blick auf den Stacheldraht wirken natürlich auf die Nerven, wenn man auch versucht, durch Tennis, Fußball, Schlagball, Pingpong, Gartenarbeit usw. sich körperlich gesund zu halten... Wir lernen Sprachen, lesen, und dazu treibt jeder noch seine eigene kleine Liebhaberei... Es findet, wenn möglich, jeden Sonntagabend ein so genannter Unterhaltungsabend statt. Meistens machen die Musiker Konzert... Wir haben drei Berufsmusiker in unserer Mitte, sie besitzen eine Geige, ein Saxophon und eine Konzertharmonika, einer spielt gut Klavier. Unter diesen Umständen haben sich die Internierten auf eigene Kosten ein Klavier aus Colombo zur Miete bestellt... Mutters Geburtstag feierte ich durch eine kleine Abendgesellschaft. Es gab belegte kleine Schnitten und ein Glas kaltes Bier... Gestern erlebten wir hier eine Lagerhochzeit. So etwas bringt Abwechslung in unser Leben hier... Jetzt ist Ostern vor der Tür, da werden wir ein wenig feiern, damit wir eine Zeitlang vergessen, dass wir interniert sind... Weihnachten haben wir nett verlebt... So verbringen wir denn unsere kurzen Tage, schmieden Pläne, sprechen von daheim und hoffen auf bessere Tage in hoffentlich naher Zukunft. Kinder im LagerDie Kinder verbringen hier eine schöne Zeit. Sie können auf dem ganzen Lagergelände umhertoben, sind von früh bis spät an der Luft und sind über Stacheldraht und Krieg weit erhaben. Den Unterricht lassen sie nolens volens über sich ergehen, aber ansonsten ist diese Art der Lebensphilosophie unter den gegebenen Umständen sicher nicht die schlechteste... Mein Rechenunterricht blüht und gedeiht, und selbst die Kleinen wollen zum Onkel Doktor in die Schule... Post - Liebesgaben - GeldmittelIch habe mich mal wieder aufgerafft, einen Brief zu schreiben. Man muss sich tatsächlich dazu aufraffen hier. Von Dir erwarte ich täglich Post. Das letzte war Nr. 67; es fehlen nur noch, die Nr. 63, 64 und 48 von den neueren Sachen... Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr geschrieben und seit langer Zeit von Dir keine Post erhalten. dass ich nicht schrieb, beruht teilweise darauf, dass es nichts zu schreiben gibt, außer, dass es uns gut geht... Mit der letzten Post kam Ihre so außerordentlich liebe und umfangreiche Büchersendung hier an, und ich beeile mich, nicht nur in meinem eigenen Namen, sondern auch in dem aller hiesigen Lagerkameraden und -kameradinnen Ihnen für dieses hochherzige und willkommene Geschenk allerbesten Dank zu sagen. Sie haben uns damit eine große Freude gemacht. Die Bücher werden uns über manche Stunde hinweghelfen, sie geben uns die hier sehr benötigte neue geistige Anregung, und sie werden uns vielfach - besonders was die Sprachbücher anbetrifft - für das Leben von dauerndem Nutzen sein. Sie zeigen uns aber auch, dass unserer dort gedacht wird; auch dafür danken wir (31)... Schickt bitte nichts. Die meisten Pakete, die von zu Haus kommen, haben sicher viel Geld gekostet, und hier erfüllen sie ihren Zweck nicht, da wir ja genügend haben und die Sachen durch die lange Tropenreise leiden... Übrigens hat die Frage der Bedürftigen insofern eine Regelung erfahren, als alle solche von der Regierung (32) eine monatliche Unterstützung von 20 Rupies bekommen; da dies auch für Kinder gilt, erhalten wir 60 Rupies im Monat, und damit kommen wir aus, solange wir keine Extraausgaben haben...
Geld habe ich bisher, wie jeder andere vom Reich, einmal 40 Rupies und einmal 20 Rupies bekommen (33). StimmungWieder einmal kommen Feiertage heran, an denen ich nicht bei Euch sein darf. Doch ich will nicht ungeduldig und undankbar sein, denn ich denke an die vielen, vielen Kameraden, die es vielleicht noch schwerer haben, die zum Teil fern der Heimat sind, vielleicht unter einer ebenso heißen Sonne und unter viel härteren Bedingungen die Feste verleben, müssen... Die Zeit ist ernst, wir können daran nichts ändern und müssen das Beste daraus machen, und dazu gehört, der Wirklichkeit ins Auge zu sehen... Die Ereignisse haben unsere Zuversicht nur bestärkt und unsere Hoffnungen für die Zukunft vermehrt... III. Postverkehr mit den Internierten in Britisch-lndien und CeylonDas Hauptthema bildet in fast allen Briefen unserer Internierten die Post aus der Heimat. »Post ist unsere einzige und schönste Freude«; dieser Satz spricht so oder in abgeänderter Form aus allen Grüßen aus dem Feindesland. Der Interniertenpostverkehr mit Britisch-lndien ist im Laufe der Zeit ständig verbessert worden; dennoch gehen immer noch Briefe durch Kriegseinwirkung oder durch Eingriffe des Zensors verloren. Wenn die Angehörigen jedoch regelmäßig schreiben, können diese Verluste leicht ausgeglichen werden. Es gibt Internierte in Britisch-lndien, die weit über 50 Briefsendungen erhalten haben; die kleine Zahl der verloren gegangenen Postsachen ist für diese Gefangenen unbedeutend. »Wenn der Postverkehr schlecht ist, sollte man noch mehr schreiben als sonst.« Dieser Aufforderung eines Internierten im überseeischen Gebiet schließt sich das Auswärtige Amt an und bittet dringend, regelmäßig, wenigstens aber allmonatlich, an die Internierten zu schreiben. Jeder Brief aus der Heimat, jede Buchsendung bedeutet für den Internierten unendlich viel. Schon mit regelmäßigen Briefen kann der Angehörige die Stimmung der Internierten lenken. Es kann nur an die Internierten geschrieben werden, deren genaue Interniertenanschrift bekannt ist. Soweit dies nicht der Fall ist, sind zunächst amtliche Ermittlungen bei dem Auswärtigen Amt, Berlin W 8, Kronenstraße 10, einzuleiten. Bei Briefen an Internierte sind die Briefbogen nur einseitig zu beschreiben, um nicht beide Seiten zu gefährden, wenn die Zensorschere in Tätigkeit tritt. Es können Photographien, soweit es sich um Personen- und Zimmeraufnahrnen handelt, beigelegt werden; die Bilder dürfen jedoch nicht aufgeklebt werden. Es ist verboten, gefütterte Briefumschläge zu verwenden. Die Internierten in Britisch-lndien haben durch ihren Lagerführer und auch selbst gebeten, von Liebesgabensendungen, soweit es sich nicht um Buchsendungen handelt, abzusehen, da sie keinen Bedarf haben und die Liebesgaben im allgemeinen infolge des weiten Weges in unbrauchbarem Zustand in Britsch-Indien eintreffen. Außer Büchern sollte den Internierten daher nur das geschickt werden, worum sie ausdrücklich bitten. Buchsendungen sind über das Deutsche Rote Kreuz, Präsidium, Potsdam-Babelsberg 2, Abteilung für Liebesgabensendung, möglich. Die Bücher müssen bei der Buchhandlung bestellt und dem Roten Kreuz durch den Verlag oder die Buchhandlung zugeleitet werden. Pakete an Internierte sind offen bei den Postzollämtern aufzuliefern, wobei sich der Absender auszuweisen hat. Rauchwaren, alkoholische Getränke, Bücher und Zeitschriften dürfen an Internierte nicht versandt werden, (Bücher nur durch das Rote Kreuz.) Geldsendungen an Internierte sind nicht möglich. Die Schutzmachtvertretungen haben Geldmittel zur Verfügung, um in Fällen der Not zu helfen. Dank des Entgegenkommens der YMCA (Young Men's Christian Association) und der Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz war es dem Auswärtigen Amt möglich, einen größeren Geldbetrag in die verschiedenen Internierungslager in Britisch-Indien und auf Ceylon zu überweisen, der den Internierten zu einer festlichen Ausgestaltung der Feier zum Kriegsweihnachten 1941 gedient haben wird und ihnen zugleich ein Gruß der Heimat sein soll. Post an deutsche Internierte in Britisch-Indien und Ceylon ist mit folgenden Adressenangaben durch den Postkasten einzuliefern.
Luftpostsendungen an Internierte in Britisch-Indien und auf Ceylon sind gegen Entrichtung eines entsprechenden Luftpostzuschlages möglich. Die Sendungen sind mit der Lageranschrift und dem zusätzlichen Vermerk »Mit Luftpost ab Bagdad« zu versehen. Anmerkungen
Anmerkungen
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