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Das Ziel: Ein Islam - Staat im Herzen Europas

Von Sever Plocker

Nachfolgender Artikel wurde im Wochenmagazin der größten israelischen Tageszeitung "Jedioth Ahronoth" vom 09.04.2004 veröffentlicht. Der Autor ist einer der prominentesten Journalisten des Landes. Aus dem Hebräischen übersetzt von Thomas Wieder.

Bilder können in die Irre führen. Auf den TV Bildschirmen waren vergangene Woche Feuer und Tod im Irak als zentrales Ereignis im gewalttätigen Zusammenprall zwischen Islam und Westen zu sehen. Aber diese waren nicht das Wesentliche.

Das wirklich wichtige Ereignis wurde von einer Heimvideokamera eines Bewohners einer der südwestlichen Vorstädte der spanischen Hauptstadt Madrid aufgezeichnet: Ein zwanzig Sekunden langer Kurzfilm dokumentierte die Explosion in einer Wohnung. Wie sich herausstellte, diente die Wohnung als Versteck für fünf Terroristen, die einer der unzähligen Fraktionen von Al-Kaida angehörten. Als die Polizisten an die Tür der Unterschlupf-Wohnung klopften, sprengten sich die Terroristen mittels Sprengstoff-Gürtel in die Luft; neben Religionsbüchern, Karten und Zündern wurden in der zerstörten Wohnung weitere Sprengstoff-Gürtel gefunden.

Dieses Datum ist zu merken: 3. April 2004, der Tag an dem der erste islamische Selbstmörder zusammen mit seinen Jihad-Kollegen sich auf europäischem Boden in die Luft sprengte.

Dieser ist ein schicksalsträchtiger Tag: Die Terror-Intifada hat das Mittelmeer überquert. Auf den Spuren der islamistischen Selbstmörder werden weitere nachkommen. Diese werden sich wie Pilze nach dem Regen vermehren. Islam gegen die Welt, die nächste Runde ist bereits eingeläutet.

Selbstverständlich begreifen die Europäer diese Wende nicht. Genauer gesagt, wer die Bedeutung nicht begreift sind die öffentlichen Meinungsbilder: Vertreter der Medien und Kultur, die Kunstschaffenden und Intellektuellen. Über sie hat sich die gleiche mittägliche Geistestrübung gelegt, wie die, die in den Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts das europäische Denken vernebelte, als sich ein (kleiner) Teil der europäischen Intellektuellen dem Hitlerismus und ein anderer (nicht geringer) Teil dem Stalinismus hingaben.

Totalitäre Ideologien entfalten eine gewaltige Anziehungskraft. Sie erklären alles, lösen alles, befreien den Menschen von der Bürde der freien Entscheidung. Aber auch wer sich ihnen nicht offen hingibt, kann Opfer ihrer vergiftenden Anmut werden. Dies geschieht nämlich dann, wenn ein normaler Mensch damit anfängt, für ihre Wahnsinnstaten logische Erklärungen zu suchen. Wenn er versucht, die Taten radikaler, irrationaler und grausamer Weltanschauungen zu verstehen, mit Ihnen auf der Grundlage von Geben und Nehmen verhandelt, im Bestreben auf gegenseitigen Nutzen. Aber sie nehmen immer nur, niemals geben sie.

Winston Churchill beschrieb die Honigfalle des politischen Dialoges mit Hitler als einen "schlüpfrigen Abhang"; daher lehnte er es ab, mit ihm in Verhandlungen zu treten. Es gilt, den Nazismus total zu besiegen, sagte er, nicht ihn einzugrenzen und nicht, ihn zu mäßigen. Ihn zu besiegen.

Über Europa schwebt die Gefahr des schlüpfrigen Abhanges bezüglich der islamistischen Jihadisten. Die Europäer sind so sehr damit beschäftigt, die USA zu kritisieren, dass sie nicht wahrnehmen, was sich direkt vor ihren Nasen abspielt. Oder aber sie nehmen es wahr und verdrängen es. Vergebens: Das Verdrängte wird wiederkommen. Mit doppeltem und dreifachem Schmerz.

Die öffentliche Meinung in Europa ist verblendet; nicht so seine Geheimdienste.

Nur wenige Stunden nach dem Selbstmordanschlag vom 3. April in Madrid führten die europäischen Sicherheitspolizeien massive Razzien gegen Al-Kaida Zellen durch ("Al-Kaida" als Logo, als Markenzeichen für den muslimischen Terror und nicht unbedingt als eine Befehlsstruktur des Untergrundes). Dies gab es noch niemals in Europa. Tausende wurden verhört, hunderte festgenommen. Es wurden Sprengstoff, improvisierte Bomben, Anleitungs-Kurzfilme, Waffen und Sakralgegenstände sichergestellt. Die Aktion war koordiniert und umfassend, von Krakau bis Paris, von London bis Mailand. Nicht alles wurde der breiten Öffentlichkeit mitgeteilt, aber das Mitgeteilte ,die Spitze des Eisberges, genügte um Schaudern auszulösen und Angst zu entfachen. Umfang und Tiefe der geheimen Organisation des muslimischen Terrors in Europa sind ohne Präzedenz. Dieser Terror hat sich in der unterstützenden Umgebung des europäischen Islam angepasst, ist mächtig geworden und hat darin Wurzeln getrieben. Der Terror ist die bevorzugte Waffe der sich unterdrückt, entfremdet und ausgebeutet vorkommenden Minderheit, dazu genötigt, die Gebote ihrer Religion zu brechen. Eine große Minderheit, eine noch anwachsende Minderheit.

Was hat die europäischen Sicherheitspolizeien dazu angetrieben derart energisch vorzugehen? Was wurde nach den Anschlägen von Madrid entdeckt, das sämtliche europäischen Anti-Terror Einheiten auf die Beine brachte?

Es stellte sich heraus, dass das unmittelbare Ziel von Al-Kaida nicht der Irak ist, auch nicht Israel. Das Ziel ist Europa.

Auf europäischem Boden entstehen heute zwei muslimische Staaten: Der eine auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens (in Bosnien, im Kosovo und in Mazedonien) und der zweite "muslimische Minderheiten Staat" verstreut in den Ländern der EU. Entgegen dem äußeren Eindruck, hat sich der balkanische Islam keineswegs mit seiner gegenwärtig untergeordneten Stellung abgefunden. Hat sich damit nicht abgefunden und wird sich damit auch nicht abfinden. Der Krieg in Bosnien wird an dem Tag wieder entflammen, an dem die Nato Soldaten von dort abziehen werden; die Kämpfe im Kosovo sind bereits wieder entbrannt. Nur, dass nunmehr Millionen junger Muslime, die nach Europa einwanderten, sie und ihre Kinder, die darin bereits geboren wurden, sich mit aller Kraft dazu rekrutieren werden. Diese beiden Staaten – der geographische und der religiöse – werden sich vereinen, um die islamische Revolution Europas anzuführen.

In den Augen derjenigen europäischen Führung, die bei Sinnen ist, stellt dies eine vergleichslos ernste strategische Bedrohung für die Sicherheit, die Volkswirtschaft und den Lebenswandel des Kontinents dar.

Das erträumte Fernziel von Al-Kaida ist unverändert: Die Juden aus Israel zu werfen, die Amerikaner aus Saudi-Arabien und die Christen aus Teilen von Spanien ( und auch die quasi-demokratischen Regime in den arabischen Staaten zu Fall zu bringen). Das konkrete Nahziel: Die Errichtung eines Islam-Staates im Herzen Europas. Das neue Afghanistan nur eine Autotagesfahrt von Zürich und Wien entfernt.

Die Mehrheit der spanischen Bürger glaubt, dass die Anschläge in ihrem Lande – zuerst auf die Züge und danach die Selbstmörder – ein sehr logisches politisches Ziel hatten, nämlich die Regierung Spaniens dazu zu nötigen, ihre Soldaten aus dem Irak abzuziehen. Sie glauben, dass mit der Erfüllung der Forderungen der Terroristen alles wieder seinen gewohnten und friedlichen Gang nehmen wird. Wenn sich die Armee zurückzieht, kehrt wieder Ruhe ein. Man wird wieder ohne Befürchtung am jährlichen Stierrennen teilnehmen können.

Nur, dass eine Beendigung der europäischen Militär- Präsenz im Irak die fanatische islamistische Front nicht interessiert. Im Gegenteil, die jihadistische Bewegung will, dass Spanier, Italiener, Polen und Ungarn im Irak gebunden sind; dies kommt sowohl gelegen, schadet nicht und entflammt obendrein die Feindseligkeit der arabischen Welt gegen sie.

Was Al-Kaida wirklich als erster Abschnitt im weltumfassenden Heiligen Krieg interessiert, ist die Etablierung eines muslimischen Staates an den Küsten der Adria. Ein Staat, der sich über das Gebiet von Bosnien, Albanien, Kosovo und Teilen Mazedoniens erstreckt. Ein Staat in dem striktes Religionsgesetz herrscht und der aus allen Städten Europas verbitterte junge Moslems anzieht, der diesen ihren lädierten Stolz wieder aufrichtet. Der zwei Fingerbreit von Rom die Fahne des Islam stolz wehen lässt.

Um dies zu erreichen, wird Al-Kaida nicht zögern, jedmögliche Art von Terror anzuwenden. Zu irgendeinem Zeitpunkt wird sie auch ihre Absichten bekannt machen. Bis dahin aber wird sie das Chaos und das Töten vorziehen. Willkommen zu den Mega-Anschlägen in Europa.

Es wird Zeit vergehen, bis die Europäer begreifen werden, was sich vor ihren Haustüren abspielt. Es wird Zeit vergehen, bis der zehnte Selbstmord-Attentäter oder der zwanzigste ein Videoband hinterlassen wird, mit der Forderung nach einem islamischen Staat im Balkan. Al-Kaida hat keine Eile. Um die Bereitschaft einer europäischen Zustimmung zu ihren Forderungen zu erzielen, muss man Europa erst gründlich verängstigen. Zerstörung und Tod müssen gesät werden: Zufällig, unvorhersehbar, grundlos. Man muss verwirren, aus der Bahn werfen und bezweckten Horror verbreiten. Weiterhin auf Spanien einschlagen (das bereits als Schwachstelle entblößt wurde), danach andere Anschlagsziele wählen und hierfür andere Rechtfertigungsgründe erfinden. Die Widerstandskraft der europäischen Öffentlichkeit schwächen, allmählich ihr das Rückrad brechen.

Der einzige Sinn im Terror liegt im Stiften des Terrors. Erst wenn in Europa die Panik herrschen und zu neuen Höhen aufsteigen wird, wird "Al-Kaida" ihre Karten zeigen. Aber dann wird es für ein Ablehnen bereits zu spät sein. Zu spät politisch und öffentlich: Die Herzen sind dann für eine Kapitulation bereit. Das Abgleiten auf dem schlüpfrigen Abhang ist bereits voll im Gange.

Dies ist das Horror Szenario ,welches den Führungen der europäischen Staaten vermittelt wurde. Diese sind nicht gewillt, ich hiermit abzufinden. Keinesfalls. Nach dem 11.März 2004 sind die Würfel gefallen: Kompromissloser Kampf gegen den islamischen Terror. Kompromisslos und mit allen Mitteln. Liquidierungen und gezielte Verhinderung (Anm. d. Übersetzers: Synonym für präventive Tötung) eingeschlossen. Wie bekannt, ist bisher noch kein europäischer Einwohner wegen des Verdachtes irgendeiner Verwicklung an den Anschlägen vom 11. September ins Gefängnis gekommen. Fast alle sind inzwischen freigekommen. Europäische Gerichte haben Mitgefühl. Sind menschlich. Die Sicherheitsdienste haben daraus ihre Lehre gezogen. Nach dem nächsten Anschlag werden sie handeln.

Musikalisch Feinsinnige haben bereits eine neue offizielle europäische Tonlage gegenüber den USA und sogar gegenüber Israel registriert. Die Kritik ist gemäßigter, ruhiger, verständnisvoller. Die Verurteilungen der Liquidierung von Scheich Jassin waren verhalten. Nicht zufällig. Die regierende politische Führung in Europa – im Gegensatz zur öffentlichen Meinung und der Opposition - erkennt nämlich, dass es ums Ganze geht.

Eigentlich ist es heute bereits unwichtig, wie sich dieser oder jene europäische Regierungschef oder Außenminister äußert. Allein wichtig ist, was seine Polizei tut.

Ich hatte Vorbehalte gegen den amerikanischen Krieg im Irak noch bevor er ausbrach und auch noch am Tag seines Beginns. Nicht weil er nicht gerecht wäre, sondern wegen der Gefahren, die er barg: Gefahren für die Stabilität des Nahen Ostens und die Fortsetzung des großen Kampfes gegen den muslimischen Terror. Wie ich vorbrachte, litt der Krieg im Irak unter fehlender allgemeiner Zustimmung und unter schlaffer und nur teilweiser internationaler Legitimierung. Die wirtschaftlichen Kosten der Eroberung und Beherrschung des Irak erschienen mir als zu große Bürde selbst für die breiten Schultern Amerikas.

Es reizt heute zu behaupten, dass dieser Krieg verfehlt war. Ist dem wirklich so? Der Ausbruch des fanatischen und gewalttätigen Islam im Irak muss zum Überdenken und erneuter Prüfung der Rechtfertigung des Krieges führen. Wäre Sadam Hussein nicht von der Koalition unter Führung der USA zu Fall gebracht worden, wäre dies durch eine interne muslimische Revolte geschehen. Nicht mehr sehr lange wäre der überkochende religiöse Fanatismus im Irak zu kontrollieren gewesen; Die islamische Revolution hätte Bagdad eher früher als später erobert. Und was dann? Hätten dann amerikanische Streitkräfte auf irakischem Boden landen können und in deren Hauptstadt und heiligen Städten kämpfen können? Sie erobern? Zu welchem Zweck? Im Namen welcher Gerechtigkeit?

Ohne Absicht finden sich die Soldaten der USA nicht im Nahkampf gegen die Schrott-Armee von Sadam ,sondern gegen die Armee des muslimischen Jihad. Dies ist nicht der vorherige Krieg, gegen den sie auszogen, dies ist der neue Krieg, zu dem sie ankamen. Wenn sie kapitulieren, nachgeben, sich zurückziehen, öffnet sich für die muslimischen Brigaden der Weg nach Riad, Doha und Amman.

Nunmehr ist der Vergleich zwischen Irak und Vietnam nicht mehr an den Haaren herbeigezogen. In Vietnam versuchten die Amerikaner den sowjetischen Kommunismus zu stoppen, im Irak versuchen sie den islamistischen Jihadismus zu stoppen. Die amerikanische Entschlossenheit in Vietnam hat sich ausgezahlt; die sowjetische Führung wurde davon überzeugt, dass sie den Kommunismus nicht gewaltsam über ganz Asien verbreiten kann. Das Domino ist nicht gefallen. Es ist nicht sicher, dass dies auch im Irak so sein wird. Nicht sicher, dass dies auch in Europa so geschieht.

Die öffentliche Meinung in Europa behauptet, dass, hätte sich Spanien nur nicht im Irak verwickelt, hätte es kein einziger Jihadist angegriffen. Daher seien an allem die Amerikaner schuld: Sie seien es, die Spanien in den überflüssigen Irak-Krieg hineinzogen. Die ausgeklügelteren unter den Politikwissenschaftlern gehen dabei sogar noch weiter. Nicht die Amerikaner sind schuld, erklären sie, die Juden sind schuld. Ein Klüngel amerikanischer Juden mit magischem Einfluss auf Präsident Busch und seine Umgebung (die "Gruppierung der Neo-Konservativen") haben die USA in den Irak-Krieg hineingezogen. Sie taten dies nicht für amerikanische Interessen, sondern für die Interessen von Israel. Hier liegt der Hund begraben. Die Kausalkette führt von Israel zu den Juden, von Bush nach Europa – und zu Al-Kaida.

Nach dem Geflüster, welches sich über die Städte und Dörfer Spaniens, Italiens, Frankreichs, Polens und Britanniens verbreitet, sind die israelischen Juden an den Anschlägen von Madrid schuld und sie werden auch an der nächsten Anschlagswelle in Europa schuld sein. Aber Ihr werdet diese scheinheiligen Juden nicht sehen, wie sie im Irak ihr eigenes Blut vergießen; wie im Film von Mel Gibson über die Leiden Jesu bleiben, die Juden Israels nur im Hintergrund. Hetzen, denunzieren, verwickeln, aber sich selbst nicht beschmutzen.

Gibt es nicht eine große Ähnlichkeit zwischen dem, wie die Juden bei Mel Gibson den römischen Statthalter zur Kreuzigung Jesu drängen und dem, wie die Juden beim europäischen Intellektuellen Präsident Bush zum Einmarsch in den Irak drängten?

Eine an den Haaren herbeigezogene Analogie? Nein. Ein europäischer Dialog anno 2004.

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