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Dokumentation 2 nach den Terroranschlägen vom 11.09.01


Amerikas verstümmelte Helden

Eine Fotoausstellung mit Bildern von Irak-Veteranen schockiert die Heimatfront - und spaltet sie

Von Markus Günther

Der Krieg hat ein Gesicht. Dass es hässlich ist, kann niemanden überraschen. Warum also genau hinschauen? Man weiß doch, was Sache ist. Bomben, Blut, Leichen. Verletzt, verstümmelt, tot. Der Voyeurismus des Grauens macht es ja nicht besser.

Vom Krieg im Irak sehen die meisten Amerikaner nur das Bildmaterial der Abendnachrichten und Tageszeitungen. Wieder ein schlimmer Anschlag in Bagdad. Sirenen heulen, Rauch steigt auf, ein Iraker läuft mit einem blutverschmierten Hemd durchs Bild. Hubschrauberabsturz, sieben tote US-Soldaten. Keine Bilder. Nur Aufnahmen aus der Pressekonferenz. Ein Armeesprecher hinter dem Stehpult, der die Nachricht verliest. Später werden die Gefallenen auf der wöchentlichen Ehrenseite der „Washington Post“ veröffentlicht. Passfotogröße, Paradeuniform, einspaltig, 60 Millimeter Höhe pro Kopf. Das ist der Krieg in Bildern.

Doch nun sind ein paar Dutzend andere Bilder hinzugekommen. Nina Berman, eine der großen amerikanischen Dokumentarfotografinnen mit einem verbissenen Anspruch, sich mit der Vordergründigkeit der Medienwelt nicht abzufinden, hat sich mit den Trägern der „Purple Hearts“ beschäftigt, nicht über Stunden, sondern über Jahre. Die Träger des berühmtesten Ordens der USA sind alle kriegsversehrt, denn die „violetten Herzen“ gibt es nicht für Tapferkeit an sich, sondern für die Verwundung im Gefecht.

„Purple Heart“, schon das Wort hat in den USA einen fast mythischen Klang. Es ist der verbriefte Heroismus, die geadelte Jugend, die mit diesem Wort und dem Bild des Ordens assoziiert werden. Über Politik kann man streiten, aber ein „Purple Heart“ und sein Träger gebieten Respekt.

Adam Zaremba ist erst 20 Jahre alt und schon Vollinvalide. Eine Mine riss ihm ein Bein ab und zertrümmerte seinen Rücken. „Man hört immer so viel vom ,Purple Heart’“, sagt er heute, „aber was ich nicht richtig verstanden hatte, war, dass dafür irgend etwas geschehen muss. Und dann ist es geschehen. Der Stabschef kam zu mir und hat es mir an die Brust geheftet. Dann musste er schnell zu einem Termin.“

Mehr als 27.500 amerikanische Männer und Frauen sind bislang im Irak verwundet worden. Tausende haben das „Purple Heart“ bekommen. Es gibt Unfälle, kaum nennenswerte leichte Verletzungen, Verwundung durch eigene Kameraden, dann auch schwere Verletzungen, Verstümmelungen, Amputationen, Verbrennungen, Spätfolgen, Behinderungen aller Art. Das „Purple Heart“ differenziert dabei nicht weiter nach erster bis dritter Klasse, Eichenlaub oder Schwertern. Im Herzen sind alle amerikanischen Helden gleich. So stellt man sich das jedenfalls vor.

Joseph Mosner ist einer von ihnen. Er ist 35 Jahre alt, Unteroffizier, Berufssoldat. Mit 19 Jahren ging er zur Armee. „Es gab bei uns keine guten Jobs, da dachte ich: Das ist vielleicht eine gute Idee.“ Aber es war keine gute Idee. Am 16. Dezember 2003 richtete Mosner gerade einen Posten bei Khalidya ein, als eine ferngesteuerte Bombe neben ihm gezündet wurde. „An den Knall erinnere ich mich nicht mehr. Ich erinnere mich daran, wie ich ins Haus gekrabbelt bin, auf allen vieren. Mein Skalp war abgerissen, die linke Hälfte vom Gesicht, mein Ohr hing lose herunter. Beide Beine waren gebrochen. Von den Knien abwärts alles voller Splitter.“

Mosner ist einer von vielen, die frühere Kriege kaum überlebt hätten. Aber die moderne Medizin und die hoch entwickelten Rettungsaktionen im Kriegsgebiet machen vieles möglich. Der Vater von vier Kindern lebt und geht aufrecht, er redet über den Krieg und ist sich nicht einmal sicher, ob er ihn für falsch hält. Nina Berman zeigt ihn in Paradeuniform mit all seinen Orden, auch dem „Purple Heart“, an der Brust. Er sieht aus wie ein Held, aber seine linke Gesichtshälfte muss erst noch restauriert werden. Er steht unter einem großen Himmel. Er schaut ernst und entschlossen, gerade so, als sei er bereit, nächste Woche wieder an die Front zu gehen.

Tatsächlich sind die geschlagenen Helden von Nina Berman keinesfalls alle zu Kriegsgegnern mutiert. Ihre Meinung, auch jetzt noch, im fünften Kriegsjahr und nach allem, was ihnen widerfahren ist, variiert zwischen Stolz, Trotz, Entsetzen, Enttäuschung, Wut und Ratlosigkeit. Jeremy Feldbusch, 24, ein hoffnungsvoller Medizinstudent, dessen Einheit gleich bei der ersten Offensive im April 2003 unter Artilleriebeschuss kam, sagt: „Ich bereue gar nichts. Es hat sogar Spaß gemacht. Und jetzt will ich nicht mehr darüber reden.“ Die Orden hängen an seiner Wand. Sehen kann er sie nicht mehr, denn er ist blind. Manchmal ertastet er mit den Fingern sein „Purple Heart“.

Ty Ziegel ist auch 24 Jahre alt. Er sieht nicht gut aus. Wenn man will und die natürliche Scham abschüttelt, kann man auch die Wahrheit sagen: Er sieht wie ein Monster aus oder wie eine Puppe ohne Gesicht. Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Als sein beschossener Lastwagen Feuer fing, kam er nicht mehr aus dem Führerhaus. Haare, Kopf- und Gesichtshaut sind verbrannt. Teile der Schädeldecke mussten mit Plastik ersetzt werden. 19-mal ist er inzwischen operiert worden. Demnächst soll er eine Nase bekommen und ein Kinn. Nina Berman fotografierte den Marineinfanteristen an seinem Hochzeitstag, in Paradeuniform, das „Purple Heart“ an der Brust. Neben ihm steht die Braut, Renee Kline, 21, ganz in Weiß, eine hübsche junge Frau mit entrücktem Blick. In der Highschool hat sie sich in einen athletischen jungen Typen verknallt. Jetzt steht ein Mann ohne Gesicht neben ihr. Tapfer sieht sie aus und sprachlos. Sie hält das Blumenbouquet fest in der Hand.

Das Hochzeitsfoto aus Bermans Ausstellung hat inzwischen fast ikonographischen Charakter bekommen. Es ist die eindringlichste Antikriegsbotschaft, die Amerika bislang ins Gesicht geschleudert wurde und noch in Jahrzehnten in Museen hängen wird. Das Foto ist so schlimm, dass viele Zeitungen in den USA den Abdruck verweigerten. Nicht, weil sie etwas unter den Teppich kehren wollen, sondern weil sie sich ernsthaft fragen, ob man das den Lesern zumuten kann. In Jen Bekmans Galerie auf der Lower East Side von Manhattan, wo Bermans Ausstellung derzeit zu sehen ist, bevor sie als Wanderausstellung weiter durchs Land geht, hängt das Bild etwas versteckt und kleiner als die anderen in der Ecke. „Die Leute wollen dieses Foto sehen“, berichtet die Galeristin, „aber es ist auch schwer, sich darauf einzulassen.“ Viele Besucher sagen, dass sie den Irak-Krieg noch nie aus dieser Perspektive gesehen haben. „Mich macht dieser Krieg verrückt, und diese Ausstellung ist natürlich auch als Antikriegsbotschaft gemeint“, sagt Bekman.

So werden die verstümmelten Helden noch einmal politisch benutzt. Für die Front sind sie unbrauchbar geworden, aber für die Heimatfront und die Irak-Debatte kommen sie gerade recht. Ihre Bilder bewegen und schockieren Amerika mehr als jede Statistik. Was bleibt für sie? Für alle, außer ihnen selbst, sind ihre Schicksale so wie Bermans Fotos: Momentaufnahmen. Der Rest ist Einsamkeit.

haz vom 07.09.2007


Arundhati Roy: Ein Kontinent brennt

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2001, Nr. 226 / Seite 49 f.

Nach den skrupellosen Selbstmordanschlägen auf das Pentagon und das World Trade Center erklärte ein amerikanischer Nachrichtensprecher: "Selten zeigen sich Gut und Böse so deutlich wie am letzten Dienstag. Leute, die wir nicht kennen, haben Leute, die wir kennen, hingemetzelt. Und sie haben es voller Verachtung und Schadenfreude getan." Dann brach der Mann in Tränen aus.

Hier haben wir das Problem: Amerika führt einen Krieg gegen Leute, die es nicht kennt (weil sie nicht oft im Fernsehen zu sehen sind). Noch bevor die amerikanische Regierung den Feind richtig identifiziert, geschweige denn angefangen hat, sein Denken zu verstehen, hat sie, mit großem Tamtam und peinlicher Rhetorik, eine "internationale Allianz gegen den Terror" zusammengeschustert, die Streitkräfte und die Medien mobilisiert und auf den Kampf eingeschworen. Allerdings wird Amerika, sobald es in den Krieg gezogen ist, kaum zurückkehren können, ohne eine Schlacht geschlagen zu haben. Wenn es den Feind nicht findet, wird es, der aufgebrachten Bevölkerung daheim zuliebe, einen Feind konstruieren müssen. Kriege entwickeln ihre eigene Dynamik, Logik und Begründung, und wir werden auch diesmal aus dem Blick verlieren, warum er überhaupt geführt wird.

Wir erleben hier, wie das mächtigste Land der Welt in seiner Wut reflexartig nach einem alten Instinkt greift, um einen neuartigen Krieg zu führen. Nun, da Amerika sich selbst verteidigen muss, sehen die schnittigen Kriegsschiffe, die Cruise Missiles und F-16-Kampfjets auf einmal ziemlich alt und schwerfällig aus. Amerikas nukleares Arsenal taugt nicht zur Abschreckung. Teppichklingen, Taschenmesser und kalte Wut sind die Waffen, mit denen die Kriege des neuen Jahrhunderts geführt werden. Wut ist der Schlüssel. Ihn bekommt man unbemerkt durch den Zoll, durch jede Gepäckkontrolle.

Gegen wen kämpft Amerika? In seiner Rede vor dem Kongress bezeichnete Präsident Bush die Feinde Amerikas als "Feinde der Freiheit". "Die Bürger Amerikas fragen, warum sie uns hassen", sagte er. "Sie hassen unsere Freiheiten - unsere Religionsfreiheit, unsere Redefreiheit, unsere Freiheit zu wählen, uns zu versammeln und nicht immer einer Meinung zu sein." Zweierlei wird uns abverlangt. Zum einen sollen wir glauben, dass der Feind der ist, der von dieser Regierung als Feind deklariert wird, obwohl sie keine konkreten Beweise vorlegen kann. Und zum anderen sollen wir glauben, dass die Motive des Feindes genau so aussehen, wie sie von der Regierung dargestellt werden, obwohl es auch dafür keine Beweise gibt.

Aus strategischen, militärischen und ökonomischen Gründen muss die amerikanische Öffentlichkeit unbedingt davon überzeugt werden, dass Freiheit und Demokratie und der American way of life bedroht sind. In der gegenwärtigen Atmosphäre von Trauer, Empörung und Wut ist derlei leicht zu vermitteln. Wenn das tatsächlich stimmt, stellt sich jedoch die Frage, warum die Anschläge den Symbolen der wirtschaftlichen und militärischen Macht Amerikas galten. Warum nicht der Freiheitsstatue? Könnte es sein, dass die finstere Wut, die zu den Anschlägen führte, nichts mit Freiheit und Demokratie zu tun hat, sondern damit, dass amerikanische Regierungen genau das Gegenteil unterstützt haben - militärischen und wirtschaftlichen Terrorismus, Konterrevolution, Militärdiktaturen, religiöse Bigotterie und unvorstellbaren Genozid (außerhalb Amerikas)?

Für die trauernden Amerikaner ist es gewiss schwer, mit Tränen in den Augen auf die Welt zu schauen und eine Haltung zu bemerken, die ihnen vielleicht als Gleichgültigkeit erscheint. Doch es handelt sich nicht um Gleichgültigkeit. Es ist eine Ahnung, ein Nicht-Überraschtsein. Es ist eine alte Erkenntnis, dass jede Saat irgendwann auch aufgeht. Die Amerikaner sollten wissen, dass der Hass nicht ihnen gilt, sondern der Politik ihrer Regierung. Ihnen kann unmöglich entgangen sein, dass ihre außergewöhnlichen Musiker, ihre Schriftsteller, Schauspieler, ihre phänomenalen Sportler und ihre Filme überall auf der Welt beliebt sind. Wir alle waren bewegt von dem Mut und der Würde der Feuerwehrleute, der Rettungskräfte und der gewöhnlichen Büroangestellten in den Tagen und Wochen nach den Anschlägen.

Amerikas Trauer ist immens und immens öffentlich. Es wäre grotesk, von den Amerikanern zu erwarten, dass sie ihren Schmerz relativieren oder mäßigen. Aber es wäre schade, wenn sie, statt zu versuchen, die Ereignisse des 11. September zu begreifen, das Mitgefühl der gesamten Welt beanspruchten und nur die eigenen Toten rächen wollten. Denn dann wäre es an uns, unangenehme Fragen zu stellen und harte Worte zu sagen. Und weil wir zu einem unpassenden Zeitpunkt von unseren Schmerzen sprechen, wird man uns tadeln, ignorieren und am Ende vielleicht zum Schweigen bringen. Doch die Zeichen stehen auf Krieg. Was gesagt werden muss, sollte rasch gesagt werden.

Bevor Amerika das Steuer der "internationalen Allianz gegen den Terror" übernimmt, bevor es andere Länder auffordert (und zwingt), sich an seiner nachgerade göttlichen Mission - der ursprüngliche Name der Operation lautete "Grenzenlose Gerechtigkeit" - aktiv zu beteiligen, sollten vielleicht ein paar Dinge geklärt werden. Führt Amerika Krieg gegen den Terror in Amerika oder gegen den Terror ganz allgemein? Was genau wird gerächt? Der tragische Verlust von fast siebentausend Menschenleben, die Vernichtung von vierhundertfünfzigtausend Quadratmetern Bürofläche in Manhattan, die Zerstörung eines Flügels des Pentagon, der Verlust von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen, der Bankrott einiger Fluggesellschaften und der Absturz der New Yorker Börse? Oder geht es um mehr?

Als Madeleine Albright, die ehemalige Außenministerin der Vereinigten Staaten, im Jahr 1996 gefragt wurde, was sie dazu sage, dass 500 000 irakische Kinder infolge des amerikanischen Wirtschaftsembargos gestorben seien, sprach sie von einer sehr schweren Entscheidung, doch der Preis sei, alles in allem, nicht zu hoch gewesen. Die Sanktionen gegen den Irak sind übrigens noch immer in Kraft, und noch immer sterben Kinder. Genau darum geht es: um die willkürliche Unterscheidung zwischen Zivilisation und Barbarei, zwischen "Ermordung unschuldiger Menschen" oder "Krieg der Kulturen" und "Kollateralschäden". Die Sophisterei und eigenwillige Algebra grenzenloser Gerechtigkeit: Wie viele tote Iraker sind notwendig, damit es besser zugeht auf der Welt? Wie viele tote Afghanen für jeden toten Amerikaner? Wie viele tote Frauen und Kinder für einen toten Mann? Wie viele tote Mudschahedin für einen toten Investmentbanker?

Eine Koalition der Supermächte der Welt schließt nun einen Ring um Afghanistan, eines der ärmsten und am stärksten verwüsteten Länder der Welt, dessen Taliban-Regierung Usama Bin Ladin Unterschlupf gewährt. Das einzige, was in Afghanistan überhaupt noch zerstört werden könnte, sind die Menschen. (Darunter eine halbe Million verkrüppelte Waisenkinder. Es wird berichtet, dass es zu wildem Gedrängel der Humpelnden kommt, wenn über entlegenen, unzugänglichen Dörfern Prothesen abgeworfen werden.) Die afghanische Wirtschaft ist ruiniert. Aus Bauernhöfen sind Massengräber geworden. Das Land ist übersät mit Landminen - nach jüngsten Schätzungen zehn Millionen. Eine Million Menschen sind aus Furcht vor einem amerikanischen Angriff zur pakistanischen Grenze geflohen. Es gibt keine Nahrungsmittel mehr, Hilfsorganisationen mussten das Land verlassen, und nach Berichten der BBC steht eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der jüngsten Zeit bevor.

An der heutigen Lage in Afghanistan war Amerika übrigens in nicht geringem Maße beteiligt (falls das ein Trost ist). Im Jahr 1979, nach der sowjetischen Invasion, begannen die CIA und der pakistanische Militärgeheimdienst ISI die größte verdeckte Operation in der Geschichte der CIA. Beabsichtigt war, den afghanischen Widerstand zu steuern und das islamische Element so weit zu stärken, dass sich die muslimischen Sowjetrepubliken gegen das kommunistische Regime erheben und es am Ende destabilisieren würden. Diese Operation sollte das Vietnam der Sowjetunion sein. Im Laufe der Jahre rekrutierte und unterstützte die CIA fast 100.000 radikale Mudschahedin aus vierzig islamischen Ländern für den amerikanischen Stellvertreterkrieg. Diese Leute wussten nicht, dass sie ihren Dschihad für Uncle Sam führten. (Welche Ironie, dass die Amerikaner ebenso wenig wussten, dass sie ihre späteren Feinde finanzierten!)

Nach zehn Jahren erbitterten Kampfes zogen sich die Russen 1989 zurück und hinterließen ein verwüstetes Land. Der Bürgerkrieg in Afghanistan tobte weiter. Der Dschihad griff über nach Tschetschenien, in das Kosovo und schließlich nach Kaschmir. Die CIA lieferte weiterhin Geld und Waffen, doch die laufenden Kosten waren so enorm, dass immer mehr Geld benötigt wurde. Auf Befehl der Mudschahedin mussten die Bauern Opium (als "Revolutionssteuer") anbauen. Der ISI richtete in Afghanistan Hunderte von Heroinlabors ein, und zwei Jahre nach dem Eintreffen der CIA war das pakistanisch-afghanistanische Grenzgebiet der weltweit größte Heroinproduzent geworden. Die jährlichen Gewinne, zwischen einhundert und zweihundert Milliarden Dollar, flossen zurück in die Ausbildung und Bewaffnung von Militanten.

Im Jahr 1995 kämpften sich die Taliban, seinerzeit eine marginale Sekte von gefährlichen Fundamentalisten, in Afghanistan an die Macht. Finanziert wurden sie vom ISI, dem alten Freund der CIA, und sie genossen die Unterstützung vieler Parteien in Pakistan. Die Taliban errichteten ein Terrorregime, dessen erstes Opfer die eigene Bevölkerung war, vor allem Frauen. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen der Taliban spricht wenig dafür, dass sich das Regime durch Kriegsdrohungen einschüchtern ließe oder einlenken wird, um die Gefahr für die Zivilbevölkerung abzuwenden. Kann es nach allem, was passiert ist, etwas Ironischeres geben, als dass Russland und Amerika mit vereinten Kräften darangehen wollen, Afghanistan abermals zu zerstören? Auch Pakistan, Amerikas treuer Verbündeter, hat enorm gelitten. Die amerikanischen Regierungen haben noch stets Militärdiktatoren unterstützt, die kein Interesse an demokratischen Verhältnissen im Land hatten. Vor dem Auftauchen der CIA gab es einen kleinen ländlichen Markt für Opium. Zwischen 1979 und 1985 stieg die Zahl der Heroinsüchtigen von Null auf anderthalb Millionen an. In Zeltlagern entlang der Grenze leben drei Millionen afghanische Flüchtlinge. Die pakistanische Wirtschaft liegt danieder. Gewaltsame soziale Konflikte, globalisierungsbedingte Transformationsprozesse und Drogenbosse zerreißen das Land. Die Madrasas und Ausbildungslager für Terroristen, ursprünglich eingerichtet zum Kampf gegen die Sowjets, brachten Fundamentalisten hervor, die in Pakistan großen Rückhalt haben. Die Taliban, von der pakistanischen Regierung seit Jahren unterstützt und finanziert, haben in den pakistanischen Parteien materielle und strategische Verbündete. Auf einmal bittet (bittet?) Amerika die pakistanische Regierung, den Schoßhund, den es in seinem Hinterhof jahrelang großgezogen hat, abzustechen. Präsident Musharraf, der den Amerikanern Unterstützung versprochen hat, könnte sich bald mit einer bürgerkriegsähnlichen Situation konfrontiert sehen.

Indien kann von Glück reden, dass es, dank seiner geographischen Lage und der Weitsicht früherer Politiker, bislang nicht in dieses Great Game hineingezogen wurde. Unsere Demokratie hätte das höchstwahrscheinlich nicht überlebt. Heute müssen wir entsetzt mit ansehen, wie die indische Regierung die Amerikaner inständig darum bittet, ihre Operationsbasis in Indien statt in Pakistan zu errichten. Jedes Land der Dritten Welt mit einer schwachen Wirtschaft und einem unruhigen sozialen Fundament müsste wissen, dass eine Einladung an eine Supermacht wie die Vereinigten Staaten (ganz gleich, ob die Amerikaner für länger bleiben oder nur kurz vorbeischauen wollen) fast so ist, als würde ein Autofahrer darum bitten, ihm einen Stein in die Windschutzscheibe zu werfen.

In dem Medienspektakel nach dem 11. September hielt es keiner der großen Fernsehsender für nötig, ein Wort über die Geschichte des amerikanischen Engagements in Afghanistan zu verlieren. Für all jene, die von diesen Dingen nichts wissen, hätte die Berichterstattung über die Anschläge informativ und aufrüttelnd sein können, wenn Zyniker sie vielleicht auch übertrieben gefunden hätten. Für uns aber, die wir die jüngste Geschichte Afghanistans kennen, sind die amerikanische Berichterstattung und das Gerede von der "internationalen Allianz gegen den Terror" einfach eine Beleidigung. Amerikas "freie Presse" ist dafür genauso verantwortlich wie der "freie Markt".

Die bevorstehende Operation wird angeblich zur Aufrechterhaltung amerikanischer Werte durchgeführt. Doch sie wird noch mehr Zorn und Angst in der ganzen Welt erzeugen, und am Ende dürften diese Werte völlig diskreditiert sein. Für die gewöhnlichen Amerikaner bedeutet das, dass sie in einem Klima schrecklicher Ungewissheit leben werden. Schon warnt CNN vor der Möglichkeit eines biologischen Krieges (Pocken, Beulenpest, Milzbrand), der mit harmlosen Sprühflugzeugen geführt werden kann.

Die Regierung Amerikas, und wohl Regierungen überall auf der Welt, werden die Kriegsatmosphäre als Vorwand benutzen, um Meinungsfreiheit und andere Bürgerrechte einzuschränken, Arbeiter zu entlassen, ethnische und religiöse Minderheiten zu schikanieren, Haushaltseinsparungen vorzunehmen und viel Geld in die Militärindustrie zu stecken. Und wozu? Präsident Bush kann die Welt ebenso wenig "von Übeltätern befreien", wie er sie mit Heiligen bevölkern kann. Es ist absurd, wenn die US-Regierung auch nur mit dem Gedanken spielt, der Terrorismus ließe sich mit noch mehr Gewalt und Unterdrückung ausmerzen. Der Terrorismus ist ein Symptom, nicht die Krankheit. Der Terrorismus ist in keinem Land zu Hause. Er ist ein supranationales, weltweit tätiges Unternehmen wie Coke oder Pepsi oder Nike. Beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten brechen Terroristen die Zelte ab und ziehen, genau wie die Multis, auf der Suche nach besseren Möglichkeiten mit ihren "Fabriken" von Land zu Land.

Der Terrorismus als Phänomen wird wohl nie verschwinden. Will man ihm aber Einhalt gebieten, muss Amerika zunächst einmal erkennen, dass es nicht allein auf der Welt ist, sondern zusammen mit anderen Nationen, mit anderen Menschen, die, auch wenn sie nicht im Fernsehen gezeigt werden, lieben und trauern und Geschichten und Lieder und Kummer haben und weiß Gott auch Rechte. Doch als der Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gefragt wurde, was er als einen Sieg im neuen amerikanischen Krieg bezeichnen würde, meinte er, ein Sieg wäre, wenn er die Welt davon überzeugen könne, dass es den Amerikanern möglich sein müsse, an ihrem way of life festzuhalten.

Die Anschläge vom 11. September waren die monströse Visitenkarte einer aus den Fugen geratenen Welt. Die Botschaft könnte, wer weiß, von Usama Bin Ladin stammen und von seinen Kurieren übermittelt worden sein, aber sie könnte durchaus unterzeichnet sein von den Geistern der Opfer von Amerikas alten Kriegen.

Die Millionen Toten in Korea, Vietnam und Kambodscha, die 17.500 Toten, als Israel (mit Unterstützung Amerikas) 1982 im Libanon einmarschierte, die 200.000 Iraker, die bei der Operation Wüstensturm starben, die Tausenden Palästinenser, die im Kampf gegen die israelische Besetzung des Westjordanlands den Tod fanden. Und die Millionen, die in Jugoslawien, Somalia, Haiti, Chile, Nikaragua, El Salvador, Panama, in der Dominikanischen Republik starben, ermordet von all den Terroristen, Diktatoren und Massenmördern, die amerikanische Regierungen unterstützt, ausgebildet, finanziert und mit Waffen versorgt haben. Und diese Aufzählung ist keineswegs vollständig. Für ein Land, das an so vielen Kriegen und Konflikten beteiligt war, hat Amerika außerordentlich viel Glück gehabt. Die Anschläge vom 11. September waren erst der zweite Angriff auf amerikanischem Territorium innerhalb eines Jahrhunderts. Der erste war Pearl Harbor. Die Revanche dafür endete, nach einem langen Umweg, mit Hiroshima und Nagasaki. Heute wartet die Welt mit angehaltenem Atem auf den Schrecken, der uns bevorsteht.

Unlängst sagte jemand, dass, wenn es Usama Bin Ladin nicht gäbe, die Amerikaner ihn erfinden müssten. In gewissem Sinne haben sie ihn tatsächlich erfunden. Er gehörte zu den Kämpfern, die 1979 nach Afghanistan gingen, als die CIA mit den Operationen begann. Usama Bin Ladin zeichnet sich dadurch aus, dass er von der CIA hervorgebracht wurde und vom FBI gesucht wird. Binnen zweier Wochen avancierte er vom Verdächtigen zum Hauptverdächtigen, und inzwischen will man ihn, trotz des Mangels an Beweisen, "tot oder lebendig" haben.

Nach allem, was über seinen Aufenthaltsort bekannt ist, könnte es durchaus möglich sein, dass er die Anschläge nicht persönlich geplant hat und an der Ausführung auch nicht beteiligt war - dass er vielmehr der führende Kopf ist, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. Die Reaktion der Taliban auf die amerikanische Forderung, Bin Ladin auszuliefern, war ungewöhnlich realistisch: Legt Beweise vor, dann händigen wir ihn euch aus. Präsident Bush erklärte seine Forderung für nicht verhandelbar. (Da gerade über die Auslieferung von Vorstandsvorsitzenden gesprochen wird - dürfte Indien ganz nebenbei um die Auslieferung von Warren Anderson bitten? Der Mann war als Chef von Union Carbide verantwortlich für die Katastrophe von Bhopal, bei der sechzehntausend Menschen umkamen. Wir haben die nötigen Beweise zusammengetragen, alle Dokumente liegen vor. Also gebt ihn uns bitte!).

Wer ist Usama Bin Ladin aber wirklich? Ich möchte es anders formulieren: Was ist Usama Bin Ladin? Er ist das amerikanische Familiengeheimnis. Er ist der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten. Der brutale Zwilling alles angeblich Schönen und Zivilisierten. Er ist aus der Rippe einer Welt gemacht, die durch die amerikanische Außenpolitik verwüstet wurde, durch ihre Kanonenbootdiplomatie, ihr Atomwaffenarsenal, ihre unbekümmerte Politik der unumschränkten Vorherrschaft, ihre kühle Missachtung aller nichtamerikanischen Menschenleben, ihre barbarischen Militärinterventionen, ihre Unterstützung für despotische und diktatorische Regimes, ihre wirtschaftlichen Bestrebungen, die sich gnadenlos wie ein Heuschreckenschwarm durch die Wirtschaft armer Länder gefressen haben. Ihre marodierenden Multis, die sich die Luft aneignen, die wir einatmen, die Erde, auf der wir stehen, das Wasser, das wir trinken, unsere Gedanken.

Nun, da das Familiengeheimnis gelüftet ist, werden die Zwillinge allmählich eins und sogar austauschbar. Ihre Gewehre und Bomben, ihr Geld und ihre Drogen haben sich eine Zeitlang im Kreis bewegt. (Die Stinger-Raketen, die die amerikanischen Hubschrauber begrüßen werden, wurden von der CIA geliefert. Das Heroin, das von amerikanischen Rauschgiftsüchtigen verwendet wird, stammt aus Afghanistan. Die Regierung Bush ließ der afghanischen Regierung unlängst 43 Millionen Dollar zur Drogenbekämpfung zukommen.) Inzwischen werden sich die beiden auch in der Sprache immer ähnlicher. Jeder bezeichnet den anderen als "Kopf der Schlange". Beide berufen sich auf Gott und greifen gern auf die Erlösungsrhetorik von Gut und Böse zurück. Beide sind in eindeutige politische Verbrechen verstrickt. Beide sind gefährlich bewaffnet - der eine mit dem nuklearen Arsenal des obszön Mächtigen, der andere mit der glühenden, zerstörerischen Macht des absolut Hoffnungslosen. Feuerball und Eispickel. Keule und Axt. Man sollte nur nicht vergessen, dass der eine so wenig akzeptabel ist wie der andere.

Präsident Bushs Ultimatum an die Völker der Welt - "Entweder ihr seid für uns, oder ihr seid für die Terroristen" - offenbart eine unglaubliche Arroganz. Kein Volk will diese Wahl treffen, kein Volk braucht diese Wahl zu treffen und keines sollte gezwungen w erden, sie zu treffen.


"Nichts ist ärgerlicher als der Patriotismus der Amerikaner"

Die Unfähigkeit, Kritik zu ertragen, gilt auch, wenn Amerika Selbstkritik übt - Über den Umgang mit der öffentlichen Meinung nach dem 11. September

Von Uwe Schmitt

Alexis de Tocqueville ist einer der wenigen Ausländer und der einzige Franzose, von dem sich die Amerikaner etwas sagen lassen. Zum einen, weil sein Buch "Demokratie in Amerika" an Hellsichtigkeit kaum zu übertreffen ist. Zum anderen, weil er sein exquisites Psychogramm in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts erstellte und so den gereiften USA erlaubt, über seine Pubertät zu lächeln: "Nichts ist ärgerlicher im alltäglichen Umgang des Lebens als dieser reizbare Patriotismus der Amerikaner", notierte de Tocqueville jedenfalls nach der Parade zum Unabhängigkeitstag in Albany (New York) am 4. Juli 1831. "Ein Ausländer wird gerne bereit sein, vieles in ihrem Land zu rühmen, aber er würde gerne etwas kritisieren dürfen, und das wird ihm absolut verwehrt." Der Meister irrte in einem Punkt. Die Unfähigkeit, Kritik zu ertragen, gilt auch, wenn Amerikaner Selbstkritik üben. Vor allem in Krisenzeiten und im Kriege. Aber wenn nicht alle Zeichen trügen, die auf köstlichen Parteienstreit, betrügerische Bankrotte und andere gedeihliche Skandale deuten, endete mit dem Jahreswechsel eine bleierne Zeit in Amerika. Und jeder, der es gut meint mit Amerika, muss frohlocken. Es war die Zeit der Trauer, des zornigen Unglaubens über die Verwundbarkeit und der Inquisition. Es war die Zeit eines beleidigten Patriotismus, den Politik, Medien, Akademia uniform und in strammer Haltung annahmen. Man hörte keine Zwischentöne, nur noch Brusttöne, es gab keine Zweifel, nur noch Treueschwüre in einem dunklen Flirt mit totalitärer Intoleranz. Pazifisten wurden von einem namhaften Kolumnisten pauschal Lügner, Heuchler, Verräter geheißen. Justizminister John Ashcroft warf seinen Kritikern vor, friedliebende Bürger aufzuhetzen und eigentlich die Sache der Terroristen zu betreiben. Der rechte Flügel der Republikaner bezichtigte die Networks der Neutralität und des Defätismus in der Maske von Fairness. Man verlangte in schwerer Zeit Propaganda und bekam sie recht ungezwungen und aus vollem Herzen. Wenngleich kaum je von so reiner vaterländischen Gesinnung wie der des ABC-Anchors Dan Rather, der eines Tages mit bebender Stimme den Präsidenten bat, seinem Befehl - gerade dem Einberufungsbefehl - folgen zu dürfen. "Fast niemand widersprach ... zum Teil wegen Selbstzensur", notierte Michael Kinsley in der "Washington Post" in seiner letzten Kolumne vor dem Jahreswechsel. "John Ashcroft kann beruhigt sein, weil die Leute auf ihren inneren Ashcroft hören. Ich weiß genau, wovon ich rede, denn ich bin einer von ihnen." Die erstaunliche Selbstbezichtigung Kinsleys, der sich Feigheit vor Freunden, Lesern, Kollegen vorwirft, beklagt auch, dass der Talkshow-Host Bill Maher ("Politically Incorrect") als einer der wenigen, die sich nicht zensierten, unter dem Druck von Werbespot-Kündigungen Kreide fressen und sich entschuldigen musste. Maher hatte am 17. September in seiner Sendung bemerkt, dass die Anschläge alles, nur nicht "feige" gewesen seien, wie Präsident Bush sage. Eher sei es wenig mutig, Marschflugkörper um die halbe Welt zu schicken. Das kam nicht gut an; vor allem das Militär fühlte sich schwer beleidigt. Bill Maher wurde zusammen mit der Essayistin Susan Sontag, die Tage zuvor Ähnliches geschrieben und der Regierung noch obendrein "Verdummung" der Bürger vorgehalten hatte, in Acht und Bann geschlagen. Sie waren personae non gratissimae im eigenen Land. Dies war das Zeichen, sich in den Medien und an den Hochschulen auf die Seite auch der geschmacklosen Meinungsäußerung zu schlagen oder für Grenzen dieser Freiheit nach dem gesunden Empfinden einer Krieg führenden Nation zu plädieren. Es waren nicht viele "fifth columnists", die sich mit Protesten gegen einen neuen McCarthyismus den Mund verbrannten. Bei manchen Intellektuellen, die sich exponierten, wünschte man, sie hätten geschwiegen. Noam Chomsky wäre einer, als er am 11. Oktober, Tage nach den ersten Bombenabwürfen, im MIT sein Publikum beschwor, die USA begingen "stillen Völkermord" in Afghanistan, "wir sind im Begriff, offenbar zu versuchen, drei bis vier Millionen Menschen umzubringen". Noch viel dicker hatte es nach Informationen des liberalen Magazins "New Republik" am 11. September kurz nach den Anschlägen der frühere Schach-Weltmeister Bobby Fischer in einem Radio-Interview auf den Philippinen aufgetragen: "Das sind wunderbare Nachrichten. Es ist Zeit, die USA ein für alle Mal zu erledigen; all die Verbrechen, die sie begangen haben. Die USA und Israel haben seit Jahren Palästinenser abgeschlachtet. Jetzt rächt sich das alles." Es schien tatsächlich, als wähnten sich US-Dissidenten im Ausland sicher genug vor der (eigenen) Rufschädigung, ein Glaube, der im Internet-Zeitalter rührend anmutet. Norman Mailer war einer davon, der am 29. Oktober in Amsterdam behauptete, die Türme des World Trade Center seien nicht nur eine architektonische Monstrosität gewesen, sondern Amerikas Turmbau zu Babel, der "zerstört werden musste". Die Anschläge bewiesen außerdem, so Mailer, dass Amerikas Feinde brillant waren und das eigene Ego aufgeblasen. Die Amerikaner könnten noch nicht einmal zugeben, "dass man Mut braucht, um so etwas zu machen". Da war sie wieder, wie bei Maher und Sontag, die empörte Zurückweisung der "feigen Anschläge". Als gäbe es nichts Wichtigeres. Das hatte schon Anfang Oktober der Filmregisseur und begnadete Verschwörungstheoretiker Oliver Stone bei einer Podiumsdiskussion in New York gefunden, als er "die Revolte des 11. September" gegen die Globalisierung und die Verschwörer in Hollywood ausrief. Die Palästinenser, die zu den Bildern des 11. September in den Straßen getanzt hätten, hätten reagiert wie das Volk auf die Französische Revolution. Das mag man hellen Irrsinn nennen und Oliver Stone einen "moralischen und intellektuellen Idioten, der jeden Realitätsbezug verloren hat" (Christopher Hitchens). Um so drängender stellt sich die Frage, warum die US-Medien, zumal das Fernsehen, sich als Zensor aufspielen, denen all diese Dissidenten, vernünftige wie spinnerte Sonderlingen zu subversiv sind oder zu wenig zackig, um sie den Amerikanern zuzumuten. Es wird ungeheuer viel Aufhebens gemacht in Amerika um die säkulare Reliquie des ersten Verfassungszusatzes (Freedom of speech), aber die Kulturkrieger des Landes sind höchst intolerant bei von der Norm abweichenden Meinungen. In England etwa, schrieb Michael Kinsley in seiner Kolumne "Listen To Our Inner Ashcrofts", sei zwar der gesetzliche Schutz der Meinungsfreiheit schwächer, aber ihr sozialer Schutz um so stärker: "Sie haben ein dickeres Fell und eine größere Akzeptanz von Exzentrizität aller Art." Und sie, sagen wir: die Europäer, haben in der Tat auch wenige Intellektuelle von derart reiner Vaterlandsliebe wie den Liberalen Richard Cohen, der nach Sichtung des Bin-Laden-Videos Mitte Dezember mit all der Prahlerei vom Terror eher schrie als schrieb: "Unsere Wut ist so pur, so rein, so eindeutig das Produkt dessen, was uns angetan wurde, dass es unsere Menschlichkeit verhöhnen würde, uns dafür zu schämen." Großartig. Wozu aber musste Regierungssprecher Ari Fleischer die Amerikaner (und Bill Maher im Besonderen) ermahnen, künftig darauf "zu achten, was sie sagen und was sie tun"? Wie ging es zu, dass Condi Rice die TV-Industrie mit einigen Telefonaten zum Boykott von Bin-Laden-Videos bewegte? Warum endlich musste der konservative Hochschul-Wachverband American Council of Trustees and Alumni (ACTA) am 11. November eine Internet-Liste mit 117 angeblich unpatriotischen Statements von Professoren unter dem Titel "Die Zivilisation verteidigen" veröffentlichen? "Unwissenheit schürt Hass" war eine der indizierten Äußerungen. "Wir müssen unsere Rolle bei der Erschaffung von Monstern in dieser Welt anerkennen" soll eine andere jugendverderbende Parole gelautet haben.

An der Spitze der ACTA-Diffamierungsliste steht ein, zugegeben, widerwärtiges Statement, das Freude bei dem Angriff auf das Pentagon bekannt und das Sternenbanner als Symbol des Hasses zum Teufel wünscht. Das Zitat stammte nicht von einem Professor, sondern von einem "freelancer" an der Brown Universität. Diesmal war es also nicht die Gedankenpolizei der Linken, die Amerikas Universitäten mit politischen Korrektheitsgeboten versteinert. Die Selbstzensur lässt nach; die erste Schlacht des Kriegs scheint gewonnen. Amerika lässt wieder mit sich über sich reden. Es bleibt eine leidige Kleinigkeit, die Alexis de Tocqueville so beschrieb: "Seit 50 Jahren wurden den Einwohnern der Vereinigten Staaten wiederholt und ständig gesagt, dass sie das einzig fromme, aufgeklärte und freie Volk seien. Sie ... haben eine immens hohe Meinung von sich selbst, und es fehlt nicht viel, dass sie glauben, eine Art von Species jenseits der menschlichen Rasse zu sein." Wie man wünschte, über 200 Jahre nach der Geburt der USA sei das überholt.

Die Welt vom 29.01.02

Auszug aus der Uno-Resolution gegen Irak vom 08.11.2002

Das ist in Auszügen der entschärfte Resolutionsentwurf, den die USA und Großbritannien im Sicherheitsrat zur Abstimmung stellen (in einer dpa-Übersetzung).

Der Sicherheitsrat

  • stellt fest, dass der Irak schwerwiegende Verstöße gegen seine Verpflichtungen begangen hat und weiter begeht, die in relevanten Resolutionen festgeschrieben sind, unter anderem in Resolution 687 (von 1991), und insbesondere wegen seiner Verweigerung seiner Kooperation mit Inspekteuren der Vereinten Nationen und der IAEA (Internationalen Atomenergie-Agentur) (...)

  • entscheidet, dem Irak eine letzte Möglichkeit zur Erfüllung seiner Abrüstungspflichten zu gewähren (...) und dafür ein verstärktes Inspektionsregime mit dem Ziel der vollständigen und verifizierten Beendigung des Abrüstungsprozesses einzusetzen (...)

  • entscheidet, dass (...) die Regierung des Irak dem Sicherheitsrat spätestens 30 Tage nach dieser Resolution eine aktuelle, genaue und vollständige Aufstellung (seiner Waffenprogramme) vorlegt (...)

  • entscheidet, dass falsche Angaben oder Auslassungen (...) einen weiteren «schwer wiegenden Verstoß» gegen Iraks Pflichten darstellen würden und dass dies dem Sicherheitsrat zur Bewertung berichtet wird

  • entscheidet, dass der Irak den (Waffeninspekteuren) (...) sofortigen, ungehinderten, bedingungslosen und unbeschränkten Zugang (...) gewährt. (...) weist die UNMOVIC an und bittet die IAEA, die Inspektionen nicht später als 45 Tagen nach der Annahme dieser Resolution wieder aufzunehmen und nach weiteren 60 Tagen den Sicherheitsrat über den neuesten Stand zu informieren.

  • weist den Exekutivdirektor von UNMOVIC und den Generalsdirektor der IAEA an, jegliche Behinderung der Inspektionen durch den Irak oder mangelnde Befolgung der Abrüstungsauflagen sofort an den Sicherheitsrat zu melden (...)

  • entscheidet, bei Erhalt einer solchen Meldung sofort zusammenzukommen und die Situation und die Notwendigkeit uneingeschränkter Erfüllung der entscheidenden Resolutionen zu überprüfen, um den internationalen Frieden und die Sicherheit zu gewährleisten

  • ruft in diesem Zusammenhang in Erinnerung, dass der Sicherheitsrat den Irak wiederholt gewarnt hat, dass er im Ergebnis seiner fortgesetzten Verletzungen dieser Pflichten mit ernsten Konsequenzen zu rechnen hat.


Auszug aus der Rede des amerikanischen Präsidenten zur Lage der Nation am 28.01.2003

This nation can lead the world in sparing innocent people from a plague of nature. And this nation is leading the world in confronting and defeating the man-made evil of international terrorism. (Applause.)

There are days when our fellow citizens do not hear news about the war on terror. There's never a day when I do not learn of another threat, or receive reports of operations in progress, or give an order in this global war against a scattered network of killers. The war goes on, and we are winning. (Applause.)

To date, we've arrested or otherwise dealt with many key commanders of al Qaeda. They include a man who directed logistics and funding for the September the 11th attacks; the chief of al Qaeda operations in the Persian Gulf, who planned the bombings of our embassies in East Africa and the USS Cole; an al Qaeda operations chief from Southeast Asia; a former director of al Qaeda's training camps in Afghanistan; a key al Qaeda operative in Europe; a major al Qaeda leader in Yemen. All told, more than 3,000 suspected terrorists have been arrested in many countries. Many others have met a different fate. Let's put it this way -- they are no longer a problem to the United States and our friends and allies. (Applause.)

We are working closely with other nations to prevent further attacks. America and coalition countries have uncovered and stopped terrorist conspiracies targeting the American embassy in Yemen, the American embassy in Singapore, a Saudi military base, ships in the Straits of Hormuz and the Straits the Gibraltar. We've broken al Qaeda cells in Hamburg, Milan, Madrid, London, Paris, as well as, Buffalo, New York.

We have the terrorists on the run. We're keeping them on the run. One by one, the terrorists are learning the meaning of American justice. (Applause.)

As we fight this war, we will remember where it began -- here, in our own country. This government is taking unprecedented measures to protect our people and defend our homeland. We've intensified security at the borders and ports of entry, posted more than 50,000 newly-trained federal screeners in airports, begun inoculating troops and first responders against smallpox, and are deploying the nation's first early warning network of sensors to detect biological attack. And this year, for the first time, we are beginning to field a defense to protect this nation against ballistic missiles. (Applause.)

I thank the Congress for supporting these measures. I ask you tonight to add to our future security with a major research and production effort to guard our people against bioterrorism, called Project Bioshield. The budget I send you will propose almost $6 billion to quickly make available effective vaccines and treatments against agents like anthrax, botulinum toxin, Ebola, and plague. We must assume that our enemies would use these diseases as weapons, and we must act before the dangers are upon us. (Applause.)

Since September the 11th, our intelligence and law enforcement agencies have worked more closely than ever to track and disrupt the terrorists. The FBI is improving its ability to analyze intelligence, and is transforming itself to meet new threats. Tonight, I am instructing the leaders of the FBI, the CIA, the Homeland Security, and the Department of Defense to develop a Terrorist Threat Integration Center, to merge and analyze all threat information in a single location. Our government must have the very best information possible, and we will use it to make sure the right people are in the right places to protect all our citizens. (Applause.)

Our war against terror is a contest of will in which perseverance is power. In the ruins of two towers, at the western wall of the Pentagon, on a field in Pennsylvania, this nation made a pledge, and we renew that pledge tonight: Whatever the duration of this struggle, and whatever the difficulties, we will not permit the triumph of violence in the affairs of men -- free people will set the course of history. (Applause.)

Today, the gravest danger in the war on terror, the gravest danger facing America and the world, is outlaw regimes that seek and possess nuclear, chemical, and biological weapons. These regimes could use such weapons for blackmail, terror, and mass murder. They could also give or sell those weapons to terrorist allies, who would use them without the least hesitation.

This threat is new; America's duty is familiar. Throughout the 20th century, small groups of men seized control of great nations, built armies and arsenals, and set out to dominate the weak and intimidate the world. In each case, their ambitions of cruelty and murder had no limit. In each case, the ambitions of Hitlerism, militarism, and communism were defeated by the will of free peoples, by the strength of great alliances, and by the might of the United States of America. (Applause.)

Now, in this century, the ideology of power and domination has appeared again, and seeks to gain the ultimate weapons of terror. Once again, this nation and all our friends are all that stand between a world at peace, and a world of chaos and constant alarm. Once again, we are called to defend the safety of our people, and the hopes of all mankind. And we accept this responsibility. (Applause.)

America is making a broad and determined effort to confront these dangers. We have called on the United Nations to fulfill its charter and stand by its demand that Iraq disarm. We're strongly supporting the International Atomic Energy Agency in its mission to track and control nuclear materials around the world. We're working with other governments to secure nuclear materials in the former Soviet Union, and to strengthen global treaties banning the production and shipment of missile technologies and weapons of mass destruction.

In all these efforts, however, America's purpose is more than to follow a process -- it is to achieve a result: the end of terrible threats to the civilized world. All free nations have a stake in preventing sudden and catastrophic attacks. And we're asking them to join us, and many are doing so. Yet the course of this nation does not depend on the decisions of others. (Applause.) Whatever action is required, whenever action is necessary, I will defend the freedom and security of the American people. (Applause.)

Different threats require different strategies. In Iran, we continue to see a government that represses its people, pursues weapons of mass destruction, and supports terror. We also see Iranian citizens risking intimidation and death as they speak out for liberty and human rights and democracy. Iranians, like all people, have a right to choose their own government and determine their own destiny -- and the United States supports their aspirations to live in freedom. (Applause.)

On the Korean Peninsula, an oppressive regime rules a people living in fear and starvation. Throughout the 1990s, the United States relied on a negotiated framework to keep North Korea from gaining nuclear weapons. We now know that that regime was deceiving the world, and developing those weapons all along. And today the North Korean regime is using its nuclear program to incite fear and seek concessions. America and the world will not be blackmailed. (Applause.)

America is working with the countries of the region -- South Korea, Japan, China, and Russia -- to find a peaceful solution, and to show the North Korean government that nuclear weapons will bring only isolation, economic stagnation, and continued hardship. (Applause.) The North Korean regime will find respect in the world and revival for its people only when it turns away from its nuclear ambitions. (Applause.)

Our nation and the world must learn the lessons of the Korean Peninsula and not allow an even greater threat to rise up in Iraq. A brutal dictator, with a history of reckless aggression, with ties to terrorism, with great potential wealth, will not be permitted to dominate a vital region and threaten the United States. (Applause.)

Twelve years ago, Saddam Hussein faced the prospect of being the last casualty in a war he had started and lost. To spare himself, he agreed to disarm of all weapons of mass destruction. For the next 12 years, he systematically violated that agreement. He pursued chemical, biological, and nuclear weapons, even while inspectors were in his country. Nothing to date has restrained him from his pursuit of these weapons -- not economic sanctions, not isolation from the civilized world, not even cruise missile strikes on his military facilities.

Almost three months ago, the United Nations Security Council gave Saddam Hussein his final chance to disarm. He has shown instead utter contempt for the United Nations, and for the opinion of the world. The 108 U.N. inspectors were sent to conduct -- were not sent to conduct a scavenger hunt for hidden materials across a country the size of California. The job of the inspectors is to verify that Iraq's regime is disarming. It is up to Iraq to show exactly where it is hiding its banned weapons, lay those weapons out for the world to see, and destroy them as directed. Nothing like this has happened.

The United Nations concluded in 1999 that Saddam Hussein had biological weapons sufficient to produce over 25,000 liters of anthrax -- enough doses to kill several million people. He hasn't accounted for that material. He's given no evidence that he has destroyed it.

The United Nations concluded that Saddam Hussein had materials sufficient to produce more than 38,000 liters of botulinum toxin -- enough to subject millions of people to death by respiratory failure. He hadn't accounted for that material. He's given no evidence that he has destroyed it.

Our intelligence officials estimate that Saddam Hussein had the materials to produce as much as 500 tons of sarin, mustard and VX nerve agent. In such quantities, these chemical agents could also kill untold thousands. He's not accounted for these materials. He has given no evidence that he has destroyed them.

U.S. intelligence indicates that Saddam Hussein had upwards of 30,000 munitions capable of delivering chemical agents. Inspectors recently turned up 16 of them -- despite Iraq's recent declaration denying their existence. Saddam Hussein has not accounted for the remaining 29,984 of these prohibited munitions. He's given no evidence that he has destroyed them.

From three Iraqi defectors we know that Iraq, in the late 1990s, had several mobile biological weapons labs. These are designed to produce germ warfare agents, and can be moved from place to a place to evade inspectors. Saddam Hussein has not disclosed these facilities. He's given no evidence that he has destroyed them.

The International Atomic Energy Agency confirmed in the 1990s that Saddam Hussein had an advanced nuclear weapons development program, had a design for a nuclear weapon and was working on five different methods of enriching uranium for a bomb. The British government has learned that Saddam Hussein recently sought significant quantities of uranium from Africa. Our intelligence sources tell us that he has attempted to purchase high-strength aluminum tubes suitable for nuclear weapons production. Saddam Hussein has not credibly explained these activities. He clearly has much to hide.

The dictator of Iraq is not disarming. To the contrary; he is deceiving. From intelligence sources we know, for instance, that thousands of Iraqi security personnel are at work hiding documents and materials from the U.N. inspectors, sanitizing inspection sites and monitoring the inspectors themselves. Iraqi officials accompany the inspectors in order to intimidate witnesses.

Iraq is blocking U-2 surveillance flights requested by the United Nations. Iraqi intelligence officers are posing as the scientists inspectors are supposed to interview. Real scientists have been coached by Iraqi officials on what to say. Intelligence sources indicate that Saddam Hussein has ordered that scientists who cooperate with U.N. inspectors in disarming Iraq will be killed, along with their families.

Year after year, Saddam Hussein has gone to elaborate lengths, spent enormous sums, taken great risks to build and keep weapons of mass destruction. But why? The only possible explanation, the only possible use he could have for those weapons, is to dominate, intimidate, or attack.

With nuclear arms or a full arsenal of chemical and biological weapons, Saddam Hussein could resume his ambitions of conquest in the Middle East and create deadly havoc in that region. And this Congress and the America people must recognize another threat. Evidence from intelligence sources, secret communications, and statements by people now in custody reveal that Saddam Hussein aids and protects terrorists, including members of al Qaeda. Secretly, and without fingerprints, he could provide one of his hidden weapons to terrorists, or help them develop their own.

Before September the 11th, many in the world believed that Saddam Hussein could be contained. But chemical agents, lethal viruses and shadowy terrorist networks are not easily contained. Imagine those 19 hijackers with other weapons and other plans -- this time armed by Saddam Hussein. It would take one vial, one canister, one crate slipped into this country to bring a day of horror like none we have ever known. We will do everything in our power to make sure that that day never comes. (Applause.)

Some have said we must not act until the threat is imminent. Since when have terrorists and tyrants announced their intentions, politely putting us on notice before they strike? If this threat is permitted to fully and suddenly emerge, all actions, all words, and all recriminations would come too late. Trusting in the sanity and restraint of Saddam Hussein is not a strategy, and it is not an option. (Applause.)

The dictator who is assembling the world's most dangerous weapons has already used them on whole villages -- leaving thousands of his own citizens dead, blind, or disfigured. Iraqi refugees tell us how forced confessions are obtained -- by torturing children while their parents are made to watch. International human rights groups have catalogued other methods used in the torture chambers of Iraq: electric shock, burning with hot irons, dripping acid on the skin, mutilation with electric drills, cutting out tongues, and rape. If this is not evil, then evil has no meaning. (Applause.)

And tonight I have a message for the brave and oppressed people of Iraq: Your enemy is not surrounding your country -- your enemy is ruling your country. (Applause.) And the day he and his regime are removed from power will be the day of your liberation. (Applause.)

The world has waited 12 years for Iraq to disarm. America will not accept a serious and mounting threat to our country, and our friends and our allies. The United States will ask the U.N. Security Council to convene on February the 5th to consider the facts of Iraq's ongoing defiance of the world. Secretary of State Powell will present information and intelligence about Iraqi's legal -- Iraq's illegal weapons programs, its attempt to hide those weapons from inspectors, and its links to terrorist groups.

We will consult. But let there be no misunderstanding: If Saddam Hussein does not fully disarm, for the safety of our people and for the peace of the world, we will lead a coalition to disarm him. (Applause.)

Tonight I have a message for the men and women who will keep the peace, members of the American Armed Forces: Many of you are assembling in or near the Middle East, and some crucial hours may lay ahead. In those hours, the success of our cause will depend on you. Your training has prepared you. Your honor will guide you. You believe in America, and America believes in you. (Applause.)

Sending Americans into battle is the most profound decision a President can make. The technologies of war have changed; the risks and suffering of war have not. For the brave Americans who bear the risk, no victory is free from sorrow. This nation fights reluctantly, because we know the cost and we dread the days of mourning that always come.

We seek peace. We strive for peace. And sometimes peace must be defended. A future lived at the mercy of terrible threats is no peace at all. If war is forced upon us, we will fight in a just cause and by just means -- sparing, in every way we can, the innocent. And if war is forced upon us, we will fight with the full force and might of the United States military -- and we will prevail. (Applause.)

And as we and our coalition partners are doing in Afghanistan, we will bring to the Iraqi people food and medicines and supplies -- and freedom. (Applause.)

Many challenges, abroad and at home, have arrived in a single season. In two years, America has gone from a sense of invulnerability to an awareness of peril; from bitter division in small matters to calm unity in great causes. And we go forward with confidence, because this call of history has come to the right country.

Americans are a resolute people who have risen to every test of our time. Adversity has revealed the character of our country, to the world and to ourselves. America is a strong nation, and honorable in the use of our strength. We exercise power without conquest, and we sacrifice for the liberty of strangers.

Americans are a free people, who know that freedom is the right of every person and the future of every nation. The liberty we prize is not America's gift to the world, it is God's gift to humanity. (Applause.)

We Americans have faith in ourselves, but not in ourselves alone. We do not know -- we do not claim to know all the ways of Providence, yet we can trust in them, placing our confidence in the loving God behind all of life, and all of history.

May He guide us now. And may God continue to bless the United States of America. (Applause.)

 

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