Friedrich Albert Ludwig August Thomä, 18811955 (73 Jahre alt)

Thomä, Friedrich
Name
Friedrich* Albert Ludwig August /Thomä/
Nachname
Thomä
Vornamen
Friedrich Albert Ludwig August
Namens-Präfix
Dr. med.
Auch bekannt als
Fritz
Geburt
Scheidung
Beruf
Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe
Tod einer Schwester
Tod einer mütterlichen Großmutter
Quelle: Wagner 1935
Tod eines Vaters
Ursache: Lungenentzündung nach Hämorrhoidenop.
Heirat
Tod einer Mutter
Ursache: Schlaganfall und Schwermut
Bestattung einer Mutter
Tod einer Ehefrau
Heirat
vor 1920 (38 Jahre alt)
Heirat
Tod einer Schwester
Tod einer Schwester
Quelle: Tod
Tod einer Schwester
Bestattung eines Vaters
Quelle: Grab
Tod
Bestattung
Quelle: Gäbler 1971
Familie mit Eltern
Vater
Mutter
Heirat Heirat27. April 1870Wrisbergholzen, Westfeld, Kreis Hildesheim, Niedersachsen, Deutschland
10 Monate
ältere Schwester
18711949
Geburt: 15. Februar 1871 32 21 Deutschland
Tod: 1. Juni 1949Deutschland
3 Jahre
älterer Bruder
Thomä, Johannes
18731959
Geburt: 14. Oktober 1873 35 24 Deutschland
Tod: 14. September 1959Deutschland
2 Jahre
ältere Schwester
18751883
Geburt: 18. Dezember 1875 37 26 Deutschland
Tod: 27. August 1883Deutschland
3 Jahre
ältere Schwester
Gäbler, Else
18781943
Geburt: 17. Juni 1878 40 29 Deutschland
Tod: 7. Dezember 1943Deutschland
3 Jahre
er selbst
Thomä, Friedrich
18811955
Geburt: 23. Oktober 1881 43 32 Deutschland
Tod: 10. August 1955Deutschland
4 Jahre
jüngere Schwester
Thomä, Käthe und Nichten und Neffe
18851971
Geburt: 11. August 1885 47 36 Deutschland
Tod: 4. März 1971Deutschland
7 Jahre
jüngere Schwester
18911943
Geburt: 27. Dezember 1891 53 42 Deutschland
Tod: 27. Januar 1943Deutschland
Familie mit Magarete Melanie Meyer
er selbst
Thomä, Friedrich
18811955
Geburt: 23. Oktober 1881 43 32 Deutschland
Tod: 10. August 1955Deutschland
Ehefrau
18791913
Geburt: 13. Dezember 1879Deutschland
Tod: 12. Dezember 1913
Heirat Heirat2. Juni 1906Leipzig, Stadt Leipzig, Sachsen, Deutschland
11 Monate
Tochter
3 Jahre
Tochter
Familie mit Ada von Flotow
er selbst
Thomä, Friedrich
18811955
Geburt: 23. Oktober 1881 43 32 Deutschland
Tod: 10. August 1955Deutschland
Ex-Frau
Heirat Heiratvor 1920
Scheidung Scheidung
Familie mit Stefanie Martha Magdalene Koschate
er selbst
Thomä, Friedrich
18811955
Geburt: 23. Oktober 1881 43 32 Deutschland
Tod: 10. August 1955Deutschland
Ehefrau
Heirat Heirat18. August 1921
Geburt
Heirat
Heirat
Heirat
Beruf
Tod
Quelle: Tod
Bestattung
Quelle: Gäbler 1971
Notiz

Ein Leben im Dienst am Leben. Am 23. Oktober wird Dr. med. Friedrich Thomä 70 Jahre alt - Vier Jahrzehnte rastloser Arbeit im Spiegel der Zeit.
Lüdenscheider Nachrichten vom 20.10.1951 (Dr. Eb.):
"Die Tatsache, dass ein Mensch altert, ist an sich nicht weiter erwähnenswert, sie stellt das Natürlichste von der Welt dar. Es müssen deshalb Wirken und Wirkung innerhalb der gelebten Zeitspanne bemerkenswert sein, um, über den Familien- und Freundeskreis hinaus, die öffentliche Beachtung eines Geburtstages zu rechtfertigen. Wir glauben; dass diese Voraussetzung auf Dr. Friedrich Thomä zutrifft, denn nicht nur als Frauenarzt und langjähriger Leiter der gynäkologischen Station des Städtischen Krankenhauses, hat sich dieser Mann um seine Wahlheimat verdient gemacht, sondern auch als Stadtverordneter und durch nachhaltige Förderung des künsterlischen und kulturellen Lebens unserer Stadt.

Am 23. Oktober 1881 wurde Fritz Thomä als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Destedt in Braunschweig geboren. Die Pfarrei war eine Patronenstelle, Patron war der Baron von Veltheim. Mit dessen Sohn zusammen wurde der Pfarrerssohn erzogen, eine sorgfältige Erziehung durch Hauslehrer. (Dem Jugendgespielen konnte Fritz Thomä am 5. Sept. dieses Jahres seinerseits zum 70sten gratulieren). Es folgten die medizinischen Studienjahre in Marburg, Kiel and Leipzig vom 1898 bis 1903 anschließend, bis 1906, die fachärztliche Ausbildung in Leipzig, an der städtischen Frauenklinik in Dresden sowie in Karlsruhe.

In Leipzig war Thomä bereits als Student Mitglied des Chors im Riedelverein geworden, eifrig sang er in dem großen Konzerten mit und nahm auch an den Gastspielreisen des Chors und Orchesters teil, deren eine in das vom deutsch-tschechischen Nationalitätenstreit ergriffene Prag führte. Eine nicht endenwollende Begeisterung dankte den deutschen Musikern nach der triumphalen Aufführung der neunten Symphonie - für den jungen Thomä eine seiner schönsten Erinnerungen!

1881-1996: Das deutsche Kaiserreich erfreut sich des durch Bismarck begründeten Friedens. Wirtschaft1ich geht es unaufhaltsam bergauf. 1888 ist Wilhelm II. Kaiser geworden, er führt ein Regiment, dessen Glanz die Spannungen im Innern und Äußeren überdeckt: Aufkommen des vom Marxismus geführten 4. Standes, Entlassung Bismarcks (1890), Nichterneuerung das Rückversicherungsvertrages mit Russland, Bildung dar Entente cordiale zwischen Frankreich und England (1904). Der einzelne Bürger aber kann sich geborgen fühlen, studieren, seine Berufswahl treffen, eine Familie gründen.

Das tut auch unser Jubilar, er heiratete 1906 eine Leipzigerin und sah sich dann auf den Rat seines Schwiegervaters, eines Fabrikanten, "im Westen" nach der Möglichkeit um, sich als Frauenarzt niederzulassen. Die Wahl fiel zunächst auf Iserlohn, aber dort war ihm ein Kollege gerade zuvorgekommen. Se fuhr er weiter nach Lüdenscheid und fand, dass es sich hier leben lassen würde! Thomä erwarb ein Haus in der Humboldtstraße, das er im Laufe der Jahre ausbaute und modernisierte und in dem sich so bis zum heutigem Tage die Privatklinik befindet (man konnte damals von der Privatpatientenpraxis leben. Bald hatten sich das Können und die Zuverlässigkeit des neuen Doktors in der Frauenwelt Lüdenscheids herumgesprochen, um seinem jugendlichen Aussehen eine würdigere Note zu verleihen, ließ sich der 25-jährige einen Bart wachsen!Im Jahre 1910 holte sich der Chefarzt des Städt. Krankenhauses Dr. Struck, den fähigen Kollegen zur Gründung einer gynäkologischen Station. Thomä behielt daneben seine Privatklinik, und mehr als drei Jahrzehnte ist er täglich zwischen Humboldt- und Philippstraße seinen ärztlichen Pflichten nachgegangen, unermüdlich, ungezählte Male nach harter Tagesarbeit auch nachts, sich so allmählich aufreibend im Dienst am Leben.

1906-1914: In der großen Politik spitzen sieh die Dinge über Algeciraskrise, Casablanca-Zwischenfall, 1., 2. und 3. Balkankrieg und der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Serajewo zum Ansbruch des 1. Weltkrieges zu. - Lüdenscheid hat damals 25.000 Einwohner. Bei den Reichtagswahlen 1906 erringt die Sozialdemokratie im Wahlkreis Lüdenscheid-Iserlohn erstmalig die Mehrheit. 1907 erhält die Stadt ihr erstes Kino, das "Centraltheater", 1909 wird das Parkhaus fertig, 1910 das neue Amtshaus, 1912 das Altersheim für Frauen am Breitenloh. Im großen Krieg von 1914-1918 fallen von rund 6.000 Lüdenscheider Kriegsteilnehmern 910 vor dem Feind, rund 100 Sterbender werden vermisst, 517 geraten in Kriegsgefangenschaft, aus der der letzte 1921 zurückkehrt.

In diesem Jahr gründete Dr. Thomä, der während des ganzen Krieges, als unabkömmlich reklamiert, seinen Dienst am Ort versehen hatte, die Kunstgemeinde. Schon bald, nachdem er sich hier niedergelassen hatte, war Thomä dem von Franz Louwerse geleiteten Musikverein beigetreten und hatte in dessen Chor mitgewirkt. Seine Liebe zur Kunst, vor allem zur Musik, ließ ihn nun die Initiative ergreifen, um das Kunstleben der Stadt auf eine breitere Basis zu stellen. Als "Vergnügungsdirektor" der "Concordia" hatte er bereits manches Konzert arrangiert und dabei u.a. die junge Geigerin Steffi Koschate verpflichtet, die dann, nach dem schon vor Jahren erfolgten Tode der ersten Lebensgefährtin, seine Frau wurde.

Als Zweck der Kunstgemeinde wurde statutengemäß festgesetzt, "das gesamte Kunstleben der Stadt zusammenzufassen und zu fördern". Sie hat unter Thomäs tatkräftiger Leitung bis zum Jahre 1933 bestanden und in diesen 12 Jahren insgesamt 157 Veranstaltungen gebracht, darunter 63 Konzerte, 53 Theateraufführungen, 27 Vorträge, 8 Tanzabende, 8 Kunstausstellungen, 5 Opern.

In ihren besten Jahren zählte die Kunstgemeinde 1.200 Mitglieder, bis 1925 erhielt sie keinerlei öffentliche Zuschüsse, so dass die Vorstandsmitglieder und ihre Helfer so viele Arbeiten wie möglich selber verrichteten, z.B. im Erholungssaal vor jeder Vorstellung die Stuhlreihen aufstellten, die Sitze nummerierten. Von bekannten Namen, die bei den Veranstaltungen auftraten, seien nur einige genannt: Merz-Trummer, Roswaenge, Brodersen, Adolf Busch, Frederic Lamond, Elly Ney, Jasef Pembaur, Hindemith, Prizca, Wendlimg, Braunfels, Abendroth, Ludwig Wüllner, Börries v. Münchhausen, Thomas Mann, Julius Bab. In Sonntagmatineen wurde ferner auch der moderne Film mit auserlesenen Werken zur Diskussion gestellt.

1919-1933; Während der Weimarer Republik unter der politischen Führung von Männern wie Ebert, Wirth, Stresemann, Hindenburg, Brüning wurde langsam und mühselig Deutschland, nach dam Versailler Diktatfrieden, wieder eine gleichberechtigte Stellung im Konzert dar Volker zu erarbeiten versucht, steht das geistige Leben im Zeichen Zeichen lebhafter Impulse. Der Expressionismus erobert sich seinen Platz, es wird, vor allem in Berlin, ausgezeichnet Theater gespielt, die Literatur ist interessant und voll anregender Problematik, als neue die Massen beeinflussende Faktoren treten Rundfunk und Film auf. Von der Psychoanalyse bis zum Sport befindet sich alles in lebhafter Bewegung. - 1921 Rapallo (Vertrag mit Russland) und 1925 Locarno sind Etappen im deutschen Aufstieg. - In Lüdenscheid vollzieht sich der Umschwung von der monarchistischen zur demokratischen Lebensform im großen und ganzen ruhig. Im Vordergrund steht der wirtschaftliche Wiederaufbau. Die Volkszählung von 1925 ergibt 32.758 Einwohner mit rund 9.000 Haushalten. Trotz aller Schwierigkeiten wird viel gebaut, vor allem Wohnungen, bis dann die steigende Wirtschaftskrise (1932 rund 4.400 Arbeitslose) der Stillstand bringt. 1924 wird die sozialdemokratische Mehrheit der ersten demokratischen Stadtverordnetenversammlung von 1919 durch eine bürgerliche abgelöst.

Mit ihr zog auch Dr. Thomä, als Kandidat der Deutschen Volkspartei, der Partei Gustav Stresemanns, in das Rathaus ein. Oft kam es zu streitbaren Sitzungen, Thomä war aktiv und blieb auch die Antwort nicht schuldig, aber Stadtverordnetenvorsteher Theodor Schulte, seit 1901 im Stadtparlament tätig, glättete die Wogen. (Wenn sie einmal allzu hoch gegangen waren, ließ er einen Zettel von Bank zu Bank kursieren: "Nachher bei Panne ...").
Der Stadtverordnete Thomä führte 1925 den einstimmigen Beschluss herbei, der Kunstgemeinde jährlich 50.000 Mark aus städtischen Mitteln zur Verfügung zu stellen. Als Mitglied des Schulausschusses war er 1926 der Initiator des Beschlusses, die Mädchenschule an der Sauerfelder Straße durch die "Aufstockung" der drei Oberklassen zur Mädchenoberschule fortzuentwickeln, wodurch die Töchter der Stadt ihr Abitur nun nicht mehr auswärts zu machen brauchten. 1928 nahm er den Ausbau der modernen Kreisstation im Neubau des Städt. Krankenhauses vor und richtete 1929 die Abteilung für moderne Röntgentiefentherapie ein (und 1939 durch den Ankauf von 100 mg Radium die seitdem unschätzbare Dienste leitende Radium-Station).

1933-1946: Diese Zeitspanne ist noch gut in aller Erinnerung, als dass sie hier selbst stichwortartig aufgerufen zu werden braucht. Lüdenscheids Einwohnerzahl hat sich seit 1906 auf 52.000 erhöht, also verdoppelt und statt eines Frauenarztes praktizieren heute vier.

1933 aus dem Stadtparlament ausscheidend, 1934 den Vorsitz in der Kunstgemeinde niederlegend, hat Dr. Thomä seitdem nur noch seinen ärztlichen Pflichten gelebt und dies bis zur völligen Erschöpfung. Auch im letzten Krieg arbeitete er ohne einen Tag Unterbrechung im Krankenhaus und Klinik, die Mangelzeit nach 1945 tat das übrige, im November 1946 brach der Rastlose zusammen. Langsam nur konnte er sich erholen, doch heute fesselt er den Besucher wieder durch reges geistiges Interesse, durch seine lebendige Anteilnahme an allen Dingen der Politik und der Kunst und durch seine in einem langen tätigen Leben herangereifte unbestechliche Urteilskraft."

Friedrich Thomä ist der Verfasser der Chronik der Familie Thomae: http://www.gaebler.info/2013/10/thomae/

Im dem Tagebuch vom 15.07.1919 schreibt Paul Gäbler: "Onkel Friedrich muss die Zentralheizung anmachen lassen, so kalt und unfreundlich ist es!"

Tod
Medienobjekt
Thomä, Friedrich
Thomä, Friedrich
Notiz: 1881 - 1955