Aus dem Briefwechsel zwischen Satara (Eltern, Christoph,
Michael und Lisa-Veronika im Lager) und Kodaikanal (Lore und Ulrike in der Schule) unter besonderer Berücksichtigung von
Lisa-Veronika.
11.02.44 Vati
Zu Lisa-Veronikas zweitem
Geburtstag wurden die kleinen Kinder der Missionare eingeladen: Gesa Helms,
Christoph Meyer, die italienischen Zwillinge Nocentini, Dorothee Lorch,
Friedhelm und Dorothea Weinert. Mitten drin wurde Lisa-Veronika so müde von den vielen
Gesichtern, dass Benedicta mit ihr spazieren gehen musste.
26.02.44 Lore
Mitte Januar hatte Dr. Freyhan die Zahnspangen aus
Lores Mund entfernt. Wo die Zähne Ringe drum hatten, mussten fünf Löcher
gefüllt werden.
Im Februar haben Lore und Ulrike eine Kur gegen
Amöben gemacht.
03.03.44 Vati
Lisa-Veronika ist seit
ihrem Geburtstag meist alleine und ist auch stolz darauf. Sie ist viel
ruhiger geworden, seitdem sie in den Kindergarten geht.
11.03.44 Mutti
Lisa-Veronika liegt
mit Mandelentzündung im Bett. Ihre Mandeln wurden im vergangenen Oktober
nicht entfernt (erst zehn Jahre später in Göttingen).
12.03.44 Lore
Es ist herrliches sonniges Wetter, Lore sonnt sich.
24.03.44 Lore
Regen und Sonne wechseln sich ab.
02.04.44 Ulrike
Ulrike bekommt zehn Leberspritzen; Lore hatte "worm treatment".
24.04.44 Mutti
Christoph kam endlich am Ende seines Keuchhustens
von seinem Besuch bei dem Rajah in Bezwada zurück und brachte einen
Koffer voller Geschenke mit. Für Lisa-Veronika war eine entzückende
Puppe darin mit Mama-Stimme. Aber nach einer ½ Stunde hatte Michael den
Knopf für die Mamma-Stimme auf dem Rücken der Puppe kaputtgedrückt, und
ein paar Tage später ließ Lisa-Veronika die Puppe im Esszimmer auf den
Zementfußboden fallen, so dass der Kopf Sprünge bekam. Das ist das Ende
von ihr!
Lisa-Veronikas hat Darmkrankheiten, alle zwei
Monate hat sie Leber- und Gallenschwierigkeiten. Der Arzt hat ihr
verboten, weiterhin Büffelmilch zu trinken, da sie dies nicht verdauen
kann. Kuhmilch gibt es nicht, und Dosenmilch ist in Satara nur selten zu
bekommen. Während der letzten zwei Wochen ist sie sehr dünn geworden.
28.04.44 Vati
Lisa-Veronika hat einen scheußlichen Husten.
13.05.44 Vati
Lisa-Veronika ist ganz
süß und auch schlau. Etwas Lustiges: Wenn sie sich zu sehr über etwas
ärgert (oder aufregt) und deshalb anfängt zu weinen, steht sie auf und
geht schnurstracks ins Schlafzimmer (ein etwas umständlicher Weg:
entweder über die Veranda oder durch das Bad), wo sie mit voller
Lautstärke brüllt, bis sie sich erleichtert fühlt. Dann hört sie auf und
kommt lächelnd zurück, als wäre nichts gewesen.
03.06.44 Mutti
Lisa-Veronika nimmt zu, seitdem sie Ostermilk (Dose) und Ziegenmilch bekommt, die nicht so fett sind und nicht so dick gerinnen wie Büffelmilch. Sie ist niedlich und komisch, aber zeitweise sehr widerspenstig.
16.06.44 Vati
Unser Hund Ole lebt
nicht mehr. Er hatte schlimme Geschwüre, die nicht heilten. Er hatte
Schmerzen, so dass wir ihn einschläfern ließen. Wir vermissen ihn sehr,
denn er war ein so feiner und gehorsamer Hund.
30.06.44 Vati
Christoph (fast 7
Jahre alt) verträgt sich sehr gut mit Lisa-Veronika; wenn einer ermahnt
wird, ist der andere sehr traurig. Michael (4½ Jahre) hat nicht so viel
Geduld mit ihr. Lisa-Veronika ist sehr fröhlich, spricht viel mehr,
obwohl noch nicht in ganzen Sätzen. Das Essen ist ihr größtes Vergnügen,
und täglich möchte sie unzählige Male Papier und Bleistifte haben.
12.07.44 Vati
Trotz Monsun noch keine Erkältungen, die Kinder bekommen viel Kalzium und Lebertran (Shark liver vil).
28.07.44 Vati
Lisa-Veronika hat oft
Kinderbesuch (Gesa und Inger); dann wird es laut. Kinder können wegen
des Wetters nicht draußen sein. Lisa-Veronika hat Puppen entdeckt, die
sie liebt und mit mütterlichem Eifer schlägt. Manchmal besteht sie
darauf, dass alle drei (die richtige Puppe, die indische Puppe und der
Hase) bei ihr im Bett liegen. Kein Wunder, dass sie bald auf ihnen
liegt. Es ist nur gut, dass die Puppen nicht weinen können, wenn sie
schlecht behandelt werden, sonst hätten wir bei uns viel mehr Krach.
25.08.44
Lisa-Veronika
Vati und Mutti haben
in dieser Woche keinen Brief mehr frei. So schreibt Mutti in
Lisa-Veronikas Namen. Die erwischt ständig Bleistifte und Buntstifte und
schreibt auf jedes Papier oder jedes erreichbare Buch. Alles scheint ihr
verboten zu sein. Das mag sie gar nicht.
09.09.44 Mutti
Lisa-Veronika hat seit Wochen eine Erkältung.
14.09.44 Mutti
Mutti bittet die Großen (Lore und Ulrike), eine
Thermosflasche mitzubringen, da die alten alle Thermosflaschen dank
Lisa-Veronikas Aktivitäten kaputt sind.
Wegen Lisa-Veronikas Bauchschmerzen gab es mehrere
schlaflose Nächte. Der Arzt diagnostizierte Würmer. Heute hat sie am
ersten Tag der Behandlung einen Rundwurm von 15 cm Länge zu Tage
gebracht!
14.10.44 Mutti
Lisa-Veronika hat einen Haut-Ausschlag.
19.01.45 Vati
Vati wird von heute an
drei Wochen im Krankenhaus isoliert wegen Husten (eventuell
Keuchhusten). Er kam am 10. Februar (am 17. Hochzeitstag) zurück.
21.01.45 Lore
Wir waren von Sonntag
bis Dienstag 22:30 Uhr nach Kodi unterwegs. Von Kodi Road bis oben in
die Stadt waren es vier Stunden. Es ist recht kalt und windig in
Kodaikanal.
23.01.45 Mutti
Jetzt ist die Dackelin
Topsy im Haus.
28.01.45 Lore
Flugzeuge fliegen jetzt öfter über Kodaikanal.
02.02.45 Vati
Der Keuchhusten grassiert im Lager und die Schule musste seit Weihnachten drei Wochen geschlossen werden (wo Vati dieses Jahr Englisch unterrichtet), vier und letztendlich fünf Wochen waren es.
11.02.45 Lore
Mittags wird es schon recht warm, Lore nahm ein Sonnenbad, dennoch war vor ein paar Tagen ganz Benderloch von Frost bedeckt, nachts ist es sehr kalt.
16.02.45 Mutti
Viele Kinder bekamen Keuchhusten, und unsere
Familie wurde als Verursacher angesehen, obwohl Michael und
Lisa-Veronika den Keuchhusten noch nicht bekommen haben. Alle Kinder im
Lager werden dagegen geimpft.
Lisa-Veronikas dritter Geburtstag wurde am Sonntag,
den 11. Februar, gefeiert, nachdem Vati wieder da war. Sie bekam zwei
Handtücher (pfirsichfarben), dazu zwei passende Waschlappen, einige
Spielsachen, ein Buch von Lore und Teetassen mit Untertassen von Ulrike
(eins davon ist schon zerbrochen).
23.02.45 09.03.45 Mutti
Endlich sind alle
hustenfrei, auch Mutti; sie verlor fünf Pfund, als Vati weg war, und
wiegt jetzt nur noch 47¼ kg. Anfang März wog sie unter 45 kg und war
immer sehr müde.
25.02.45 Lore
Es hat einige Tage geregnet, und es war nebelig.
13.03.45 Michael
Michael hat ein Gärtchen mit Bohnen. Christoph hilft ihm dabei.
Lisa-Veronika, die "Mali", muss ihm Wasser bringen.
16.03.45 Mutti
Ulrikes Füller wurde
in der Schule gestohlen. Muttis Tintenkuli hat durch Lisa-Veronika oder
Michael so gelitten, dass man ihn nicht mehr benutzen kann. Auch Muttis
Armbanduhr ist weg.
18.03.45 Ulrike
Letzte Woche war es
regnerisch, neblig und kalt. Ulrike und andere zelteten vom 9. bis 11.
beim Pillar Rock. Von dort aus machten sie einen Spaziergang nach Fairy
Falls und gingen schwimmen.
31.03.45 Vati
Lisa-Veronika wurde
ihrer Haarpracht, die keine war (ihre Haare waren so dünn und weich,
dass keine Haarspange darin hielt) beraubt und kahl geschoren, was Vati
scheußlich findet. Lisa-Veronika aber ist davon begeistert, und es ist
zu hoffen, dass es ihr gut tun wird. Die Prickelhitze (Hitzepocken) auf
ihrer Kopfhaut ist jedenfalls schon verschwunden, und es dürfte ihr
nicht schwer fallen, einen "kühlen Kopf" zu bewahren, was allerdings
noch ihre größte Schwäche ist.
01.04.45 07.04.45 25.04.45
Am 31. März und am 13.
bis 14. April hat es geregnet. Am 6. April hat Ulrike chicken-pox
bekommen, Lore hat die chicken-pox vom 25. April bis zum 22. Mai.
06.04.45 Vati
Vati und Mutti bemalten am Abend vor Ostern Eier
mit Bildern von Topsy, Kaninchen, Hahn und Hennen. Ostern wurden die
Ostereier von den drei Kindern gesucht und schnell im Garten gefunden
wurden. Die Eltern spielten den ganzen Nachmittag mit den Dreien.
Ostermontag ging Mutti nachmittags mit den Kindern ins Kino, und danach
bekam jedes Kind ein Pappkästchen mit Süßigkeiten, Keksen und zehn
Zigaretten, die mit professionellen Gesten "geraucht" wurden, sogar von
Lisa-Veronika, die erst drei Jahre alt ist.
Christoph geht seit ein paar Tagen wieder zur
Schule; seine Klasse fing verspätet an, weil noch zu viele Kinder
Keuchhusten hatten. Die Eltern mussten ihn seit Weihnachten selber
unterrichten.
28.04.45 Michael
Lisa-Veronika kann
jetzt gut Dreirad fahren.
05.05.45 Mutti 12.05.45 Vati
Die Eltern berichten
vom Kriegende, und dass ihre Geschwister in verschiedenen
Besatzungszonen oder im Ausland leben. Es wird lange dauern, bis sie
erfahren, was aus ihren Freunden geworden ist, und vor allem, was aus
unserer Familie werden wird.
28.07.45 Vati
Vati geht es nicht gut (auch Herzbeschwerden). Sein
Gewicht ging bis auf 53 kg (Normalgewicht 65 - 67,5 kg) zurück; er hatte
Malaria, sieht blass und sehr krank aus.
02.08.45 Mutti
Mutti blieb von Anfang Juni bis zum 27. Juli in
Kodaikanal, nachdem die Regierung ihren Erholungsantrag lange nicht
bearbeitet und die angeschriebenen Zimmer in Panchganni im April und
danach Mahableschwar im Mai wegen ihrem Fernbleiben an andere vermietet
wurden.
An Muttis Ankunftstag am 28. Juli in Satara wurden
alle gegen Cholera geimpft. Lisa-Veronika reagierte mit hohem Fieber
(40oC); sie hat wieder vereiterte Mandeln, und ihr Darm wurde auch
angegriffen, da sie scheußlichen Stuhlgang hatte. Solche Erkrankungen
sind schwer zu kurieren, da es keine richtige Nahrung dafür gibt. Zum
Glück hat Mutti etwas Reis aus Kodaikanal mitgebracht, so dass sie jetzt
Reisschleim kochen kann.
28.08.45 Mutti
Vati ist seit drei
Wochen zur Erholung im Hospital, er nimmt 3 kg zu!
12.09.45 Mutti
Mutti bekommt Malaria.
29.09.45 Mutti
Mutti hat Grippe,
vielleicht von Lisa-Veronika übertragen; rechts hat sie rasende Kopf-
und Ohrenschmerzen.
Lore und Ulrike kommen vor dem 20. Oktober von Kodaikanal nach Hause.
09.01.46 Lore
Es ist nachts sehr
kalt mit Frost auf Benderloch Field, aber mittags wird es sehr heiß.
20.01.46 Lore
Es regnete und ist nebelig am 18. und 20 Januar.
A place where there were daffodils: near Wyadra, a house on the way to
the observatory, just after the place behind the Swedish hill where
about 5 roads, (where we used to meet Mrs. Mettam in 1940 - 1942). From
this house, which is built on top of the hill, you can see almost the
whole lake down below and the school on the hill behind the boat house.
The owner of the house was Mr. Okley.
08.02.46 Vati
Lisa-Veronikas vierter
Geburtstag wurde mit einer großen Kinderparty gefeiert. Frl. Diller, die
Kindergärtnerin, kam auch. Lisa-Veronika bekam ein kleines Puppenhaus,
das Vati ihr gemacht hatte, ein neues Puppenkleid von Mutti, Heft und
Bleistift von Christoph.
19.02.46 Mutti
Annelene bekam von Christoph ein junges Häschen zum
Geburtstag.
Tauschers, Meyers, Stosch und Gräfes wurden am 14. Februar freigelassen.
Am 4. März ist Jürgen Heines Konfirmation, und am 5. März wollen sie
abfahren. Tauschers wollen die heiße Zeit in Kodaikanal verbringen und
danach die Kinder zur Highclerc in Kodaikanal schicken.
Die Eltern warten auf eine Entscheidung der Regierung über ihre
Freilassung (Visa zum Verbleib in Indien), das Warten nervt sie ganz
schön!
24.02.46 Lore
Es regnet ab und zu.
26.02.46 Vati
Am 24. Februar bekamen
die Eltern die Nachricht über das Office, dass die indische Regierung
beschlossen habe, sie zu repatriieren, aber nicht vor August. Auch viele
andere Deutsche bekamen diese Nachricht, es soll keine weiteren
Freilassungen geben.
20.03.46 Lore
Am 18. März camping trip to Marion Shola im Regen.
21.03.46 Mutti
Lisa-Veronika ist
entsetzt, als sie unerwartet zwei tote Babyhäschen im Klo schwimmen
sieht. Eine Häsin hatte 9 (!) Junge geworfen und konnte nicht alle
ernähren. Eins starb an Hunger, und zwei hat Mutti ertränkt! Die Häsin
war aus Versehen gedeckt worden, während sie noch die vorherigen Jungen
säugte.
02.04.46 Mutti
Vati war wieder im Hospital, diesmal mit
Drüsenschmerzen um das rechte Ohr herum.
Die Puppe, die Lisa-Veronika von Ulrike bekam, widersteht sogar der
rauen Behandlung eines kleinen Freundes. Mutti entdeckt, dass der Kopf
aus Stahl besteht, Sehr schlau, meinte sie dazu.
05.04.46 Mutti
Mutti ist im Hospital
mit Amöbenruhr. Vati musste deswegen das Krankenhaus wieder verlassen.
07.04.46 Lore
Es regnet und donnert. Ulrike hilft Karten für ein Schulkonzert zu verkaufen.
24.04.46 Mutti
Der schöne große Hahn
von Christoph ist tot, wahrscheinlich ist er an Tick fever gestorben. Er
hatte drei Tage hohes Fieber, der Tierarzt stellte 42,9
o C fest. Sonst
hatte der Hahn keine Krankheitssymptome. Er starb wie ein Held und trank
noch ein paar Stunden vor dem plötzlichen Tod stehend, was Hühner selten
tun. Zum Glück gibt es 13 Küken von ihm.
05.05.46 Vati
Die Erlaubnis für Vati
zur Fahrt nach Kodaikanal ist immer noch nicht da. "The May Play" ist am
4. und Graduation von Lore am 8. Mai.
09.05.46 Lore
Graduation ist vorbei und Vati war nicht da!
14.05.46 Vati
Am 13. Mai kam endlich
die Erlaubnis für Vati. Am 20. Mai will er in Kodaikanal ankommen. Am 9.
Juni muss er wieder in Satara sein. Ungefähr am 31. Mai möchte er mit
Lore nach Kumbakonam fahren, um einiges zu packen für die Repatriierung
nach Deutschland. Christoph und Michael sollen in ein paar Tagen aus
Bezwada zurückkommen, weil am 20. Mai die Schule beginnt.
30.05.46 Mutti
Es könnte sein, dass Michael und Christoph mit Vati
erst am 7. Juni in Satara ankommen, da Mutti herausgefunden hat, dass
Vati die Bus- und Bahnfahrten von Christoph und Michael noch bezahlen
muss.
Jungjohanns verlassen das Camp am Donnerstag, Herr
Stosch fuhr letzten Montag ab.
Es gibt täglich kurze Stürme mit Gewitter und
Regen.
Muttis Zahn mit der gebrochenen Wurzel wurde noch
nicht gezogen, da das Röntgenbild noch nicht angekommen ist. Sie hat
große Schmerzen.
3. Dezember 1946
von der Johan van Oldenbarnevelt an Martin Witte
von Paul Gäbler sowie von Ulrike an Lore
Nun sind wir tatsächlich im Anrollen begriffen, nachdem wir noch bis zuletzt auf Freilassung gehofft hatten. Außer Hellers sind im letzten Augenblick auch noch Rovers freigelassen worden. Wir sind nun der folgende Trupp Leipziger: Aus Satara Gerlachs, Weinters und meine Familie und aus Dehra Dun Tiedt. Wir wurden am 26. November in Bombay eingeschifft mit insgesamt etwa 500 Deutschen; Unterbringung: Truppenschiff, d.h. je 50 - 100 in einem Saal, in dem man kampiert und nachts in Schlafsäcken über den Tischen baumelt. Unsere Frauen und Kinder haben zwei getrennte, aber jederzeit zugängliche Säle mit gleicher Unterbringung, nur dass sie teilweise vorziehen, auf oder unter den Tischen zu schlafen. Stewards gibt es nicht, alles ist Selbstbedienung, nur dass wir nicht selber zu kochen brauchen. So gibt es allerhand Arbeitskommandos (Essenholen, Kartoffelschälen, Geschirrabwaschen, Gepäckschleppen, Zimmerreinigung etc.) Die Verpflegung ist ausgezeichnet. Wetter, Gott sei Dank, gut - was aber bei schlechtem Wetter wird mit einem Haufen seekranker Menschen, die sich bei Tage nirgends hinlegen können, stellen wir uns lieber nicht vor.. Der Dampfer hat 22.000 Tonnen, schwankt aber etwas wegen mangelnder Frachtladung. Reiseroute: Mombasa (wo wir 1.000 - oder nach anderen 2.500 - italienische Kriegsgefangenen an Board nehmen sollen) - Neapel (wo wir die Italiener wieder loswerden) - Southampton (wo etwa 400 englische Deckpassagiere aussteigen) - Hamburg. Daten sehr zweifelhaft. Mombasa Ankunft in der Nacht 4./5. Dezember, Weiterfahrt am 5. nachmittags, Southampton angeblich spätestens kurz vor Weihnachten oder gerade zum 24. Dezember und dann Hamburg, wo die Angaben zwischen 24. Dezember und 7. Januar schwanken.
Dear Lore, I suppose you were rather surprised when you found out that we are already being repatriated. On about the 18th Onkel Gerlach came storming into our house with every hair erect and told us that we were to go in four days. Our minds went blank at the thought. But! Nothing doing! We started to empty all the trunks at once. The last three nights Vati and Mutti hardly got any sleep: only about 3 hrs. each night. I helped the last night. In the end we went 2 days later, i.e. an the 27th.
We spent that night in the waiting-room in Poona till 3 o'clock the next morning. We left all the rabbits for Mr. Heller to sell for us. The house was in a terriffic mass when we left. The train (special for us only) took us right next to the ship. There Patsy, L. and Mrs. Thomas said goodbye. The whole time we were under the strict watch of english soldiers as we are now still.
When the ship started we saw the gate - way of India which, to my eyes does not look very much like anything. Here we were stuck in huge cabins, men and women with children in different ones. There are about 50 of us in this cabin which ia about 64 yds sq. At night we are supposed to hanh in Hammocks but Mutti and I sleep on our table (2 ft wide long end or 2 to sleep on) and the 3 little ones underneath us on the floor. We have to do some washing of clothes erery day because the 3 need new things almost every day. Can't iron, of course.
Guess what! Onkel Wilhelm and the rest of Wing (inclusive Tiedt) from Dehra Dun is here. He sleeps next - door, in the same room as Vati and about 100 others.
About 3 weeks ago we came very near release, but through the wicked influence of a cunning influential person who testified that we all, especially Mutti, were strong nazis (just think! and Vati and Mutti at that!, they who sent us to Highclerc to prevent us from becoming nazis!!!), we landed here. We only hope that that doesn't in any way affect our return to India (kind of hopeful, eh what?).
This morning at 5:00 we were supposed to have crossed the equator. The night was rather hot and sticky, but no more so, I think, than in Kodi.
Right now they are dousing all the little kids in soap and water. I have another boil sort of thing in my face, only this time on the other side. It is not half as bad as the last one. We've had super weather till now. My mind goes blank when I think os school now. In this cabin all the ladies (single especially) have hang up their clothes on the walls so that you would think you were in a dressing room. Not a soul has heaved yet no aecident has occured yet. We have one B for all in this cabin baths are next to impossible. All we do is wash, dress the 3 and knit, knit, knit, and buy chocolate. I'm longing to see snow. You can't imagine how dumm we feel. Our deck chairs landed by mistake in the bottom hold so we are rid of them. We have only the hard 1 ft wide benches to sit on when we knit.
Heaps of love ans kisses from Ulrike
Was nun unsere individuellen Reiseziele betrifft, so wollen alle Leipziger außer uns ins russische Gebiet: Gerlachs zu seinen oder ihren Eltern (wohl nach Plauen), Tiedt, der ja aus Mecklenburg ist, zunächst zu seiner Frau in der Leipziger Gegend, Weinerts sind sich aber noch nicht ganz endgültig schlüssig (schwanken zwischen Westfalen, wo sie wohl jetzt Verwandte haben, und Mecklenburg und Sachsen). Wir Gäblers fallen sozusagen in die Kategorie der Displaced Persons, da wir keine Verwandte haben, die unsere große Familie (Ulrike 16, Christoph 9, Michael 7, Veronika 5) auch nur auf wenige Tage aufnehmen könnte. Ins russische Gebiet möchten wir keinesfalls, denn in eine Mausefalle gehen wir freiwillig nicht, zumal wir gern wieder einmal nach Indien möchten. So ist es für uns das Natürliche, dass wir in der britischen Zone Unterschlupf suchen und möchten Dich nun dabei um Deine Hilfe bitten. Ich fürchte, dass wir zunächst einmal in ein Lager verfrachtet werden, bis unsere Zukunft geregelt ist, wenn wir nicht eine vorübergehende Unterkunft nachweisen können.
Bitte No. 1: Kannst Du uns da etwas ausmachen und nach Hamburg ans Schiff mitteilen? Wir dachten beispielsweise ans Henriettenstift in Hannover - oder ist es bereits voll besetzt? Oder gibt es eine andere Stelle bei irgendwelchen Missionsfreunden? Das müssen wir Dir ganz überlassen.
Bitte No. 2: Abgesehen von diesem allerersten Unterschlupf, dachte ich, ob es wohl möglich ist, dass ich eine Pfarrstelle entweder im Braunschweigschen oder Hannoverschen bekomme, habe aber keine Ahnung, ob Ihr mit Pastoren überschwemmt seid oder nicht. Jedenfalls wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du sofort Fäden anknüpfst mit
Hanns Lilje einerseits (er soll wohl Assistent Bishop von Hannover sein und hätte dann ja wohl bei der Vergabe von Pfarrstellen mitzureden), der uns persönlich kennt (war 1929 unser Gast in Madras) und mit dem Braunschweigschen Konsistorium andererseits (ich habe ja in Braunschweig meine Schul- und Gymnasialzeit verlebt und auch während meines Urlaubs 1933 - 1935 Vorträge dort gehalten und bin vielleicht einigen maßgebenden Leuten bekannt, kenne aber selbst niemand von den hohen Herren). Solltest Du also den Weg zu einer Pfarrstelle für mich ebnen können, so musst Du aber bedenken, dass wir einstweilen keinen einzigen Stuhl oder Tisch besitzen; wir hatten einen Teil Möbel in Bautzen; das ist beim Einrücken der Russen verbrannt; wir haben auch noch einige wenige Möbel in Schweta (Sachsen), aber daran kommen wir wohl nicht, solange wir nichts mit dem russisch besetzten Gebiet zu tun haben wollen. Mit Bekleidung sind wir leidlich ausgerüstet, es sei denn, dass wir entweder in einen besonders kalten Winter hineinkommen oder dass wir in eine kalte Gegend (z.B. in den Harz) gesetzt werden; denn einen Wintermantel besitzen weder meine Frau noch Michael noch ich (nur Ledermäntel).
Bitte No. 3: Willst Du uns auch bitte mit Mammon in Hamburg versorgen; denn das Geld, das wir noch in der Hand haben, langt nur noch bis zum Ende der Schiffsreise. Und wir brauchen ja Geld für die Weiterreise von Hamburg und fürs Leben (falls wir erst ins Lager kommen, brauchen wir es natürlich, wenn wir das Lager verlassen, vielleicht aber auch schon zum Leben im Lager, je nach dem, wie nun die Verhältnisse im Lager sein mögen. - Die anderen Leipziger haben hier unter den Sachsengängern gehört, dass vielleicht die Möglichkeit bestehen würde, dass sich die Sachsenfahrer zusammentun und sich mitsamt ihrem Gepäck auf Lastkraftwagen verladen und direkt von Hamburg nach ihren sächsischen Örtern abschwirren. Mir kommt das ja reichlich optimistisch vor; aber wenn etwas an der Sache ist und Du durch Hamburger Missionsfreunde vorneweg etwas organisieren kannst, wäre es glorreich. Das gewöhnliche Gepäck, das wir mit uns führen, ist 2 Zentner pro Person (ganz gleich ob Erwachsener oder Kind) d.h. also in unserem uns ebenso Weinters Falle, 12 Zentner. Dazu kommt das so genannte Excess-Luggage, für dessen Transport vom Gefangenlager nach Bombay (Mumbai) wir selber zu blechen hatten (abgesehen von einem Zuschuss der Federation); das beträgt bei uns Gäblers ca. 42 cbfeet (N.B. 27 cbf = 1cbyard), bei Gerlachs dito, bei Weinerts ca. 53 cbf, und bei Tiedt auch eine Kleinigkeit. Dazu kommt noch bei jedem pro Kopf ein pralles Bedding oder Reisesack und einiges leichtes Handgepäck. Das gibt Dir immerhin eine gewisse Vorstellung.
Von unterwegs später werde ich Dir noch einen oder mehrere Durchschläge dieses Briefes zusenden, um sicher zu gehen. Vielleicht telegraphiere ich Dir auch noch das Ankunftsdatum, sobald es feststeht. Gerlach schreibt jetzt noch an Herrn Direktor; aber es wäre gut, wenn Du auch Deinerseits die Hauptsachen dieses Briefes Herrn Direktor mitteilen würdest.
Und nun ein frohes Wiedersehen in Deutschland irgendwann einmal! Viele trauliche Grüße von uns allen, auch den anderen Leipzigern, vor allem auch von meiner Frau an Dich und die Deinen...
22. Dezember 1946
von der Johan van Oldenbarnevelt an Lore Paasche geb. Gäbler
von Paul Gäbler
sowie von Lisa Gäbler an Lore vom 14.12.1946
Meine liebe Lore, endlich sollst Du noch ein Lebenszeichen von mir haben, ehe unsere Reise zu Ende geht. Wir sind jetzt im Atlantischen Ozean westlich von Portugal und haben weiterhin eine herrlich ruhige Fahrt gehabt mit einer einzigen Ausnahme: es schaukelte einen halben Tag ziemlich übel, als wir Kreta passiert hatten, und eine ganze Anzahl Menschen wurden seekrank. Ich musste auch zweimal brechen und legte mich eine Zeitlang in die Liegestätte, und auch Christoph und
Michael waren nicht wohl und brachen, aber die weiblichen Glieder unserer Familie waren alle putzmunter, Ulrike stöhnte nur, dass sie infolge der Schiffsbewegungen nicht so bequem wie sonst sitzen konnte, sie half bei dem schlechten Wetter im Hospital, weil ein Teil des Pflegepersonals seekrank war. Dann stürmte es einmal noch nachts sehr stark, so dass haufenweise Geschirr zerbrach, man hörte es von Zeit zu Zeit immer wieder krachen und in tausend Stücke zerspringen. Herrn Dr. Wolfs Kinderwagen machte sich mitsamt dem Baby selbständig und fuhr davon, sauste die Treppe mit dem Baby elegant hinunter und sauste weiter auf dem nächsten Deck, um dann umzustürzen; in dem Augenblick kam jemand vorbei nachte um 1 Uhr, der das Baby gleich auffing. Und dann gibt es immer noch Leute, die behaupten, dass die Kinder keinen Schutzengel haben! - Wir sind bloß gespannt, wie das Wetter weiter sein wird. Morgen geht es durch die berüchtigte Biskaya, übermorgen sind wir in Southampton und sollen vielleicht am gleichen Tage weiterfahren - 40 Stunden bis Cuxhaven; angeblich sollen wir bereits dort aussteigen wegen Eisgang auf der Elbe; das Radio bringt täglich Nachrichten über eine wüste Kältewelle in Europa, und als wir an der Südspitze von Italien entlangfuhren, sahen wir oben auf den Bergzügen Schnee liegen - sicher sehr ungewöhnlich; wir froren bereits da wie die Schneider. Nachher wurde es aber wieder etwas wärmer.
Wir haben viel landschaftliche Schönheit gesehen. Besonders eindrucksvoll war Mombasa. Früh am Morgen kamen wir hin. Zuerst sah man im Dunkeln noch die Lichter und Leuchttürme. Als es Tag wurde, waren wir ganz dicht heran. Wir fuhren dann in einem breiten Flussarm eine ganze Weile flussaufwärts zwischen Siedlungen, sahen Autos fahren und entzückten uns an der tropischen Vegetation und vielen schmucken Bungalows der Europäer. Das Verladen der Italiener ging lächerlich schnell vor sich, sie kamen immer zu Abteilungen von rund fünfzig in fast ununterbrochenem Gänsemarsch anmarschiert, jeder am Knopfloch vorn eine Nummer mit großen Ziffern und auf der Schulter einen Seesack. In etwa 2 Stunden waren bereits die unter uns befindlichen "Sektoren", wie hier so schön gesagt wird, zum Überquellen voll, und bald quollen sie wie ein Lavastrom aufs Deck. Sie hatten alle eine tadellose Disziplin und waren nette Kerle; sie sollen schon seit 12 Jahren von Italien fort gewesen sein, den abessinischen Krieg von Anfang an mitgemacht haben, später nach ihrer Gefangennahme in Kenia als Farmgehilfen gearbeitet und sich so durchgeschlagen haben. Als sie dann in Neapel ausstiegen, ging es wieder mit der gleichen Schnelligkeit. Sie wurden auf der Quaimauer mit einer Musikkapelle und Märschen empfangen, von Roten-Kreuz-Leuten mit Liebesgaben überschüttet und gleich auf Lastkraftwagen verladen und zum Bahnhof gefahren. Manche wurden gleich von ihren Verwandten begrüßt. Unser Empfang in Deutschland wird wohl etwas anders sein; wahrscheinlich wird uns da überhaupt niemand außer vielleicht einem Rote-Kreuz-Vertreter sprechen dürfen und wir werden vermutlich direkt in ein Übergangslager geschickt werden.
Schön war auch die Fahrt von Suez durch den Suez-Kanal nach Port Said. Wir hielten abends kurz in Suez, und dann ging es über Nacht durch die Hälfte des Kanals; die zweite Hälfte des Kanals folgte bei Tage. Seit unserer letzten Fahrt 1935 ist der Kanal sehr ausgebaut worden, teilweise erweitert, vor allem ziehen sich jetzt streckenweise auf beiden Seiten Eisenbahnlinien am Kanal entlang, eine lange Strecke folgt auch eine Asphaltstraße dem Verlauf des Kanals. Wir kamen einmal an einem Kriegsgefangenenlager vorbei, wo Deutsche untergebracht sein sollen, wir winkten ihnen zu. Der Nachteil bei dieser Strecke von Suez bis Port Said war, dass wir Männer als Kriegsgefangene nicht auf das Deck hinaus durften, sondern nur vom Salon oder von den Kabinen aus die Welt betrachten durften, während die Frauen und Kinder es nach Leibeskräften genossen, einmal ganz nach Herzensbehagen die Gegend für sich allein zu haben. Mutti verbrachte ganze Stunden in Port Said damit, Sachen zu kaufen; Obst und Lederhandtaschen waren die großen Wertobjekte, die von den arabischen Händlern auf Booten herangerudert und dann an Leinen von Käufern empor geleiert wurden. Mutti hat einer ganzen Reihe von Menschen, die entweder im Hospital lagen oder als Männer nicht aufs Deck durften, etwas besorgt, auch selbst eine Handtasche besorgt, die wir recht nötig brauchen.
My dear Lore! Now we are "jenseits von Suez" already. Do you remember how we used to say in India that the people jenseits von Suez cannot understand the mind of living in India? Now we must hereafter try to understand the minds of the people in the west that is Europe after having been away from them for over 10 years. I am sure it will be very difficult to understand them as their and our experiences of war under such diffrent conditions has been so different! Just now we passed near Imaelia a German prisner of war camp and Mrs. Nocht waved her hands towards them, as her brother is supposed to be kept their. None of our man is allowed on deck since yesterday night when we came to Suez. They seem to think that some one might try to escape to Africa. Ulrike wrote air-mail to you from Monbasa in East Africa where our boat stopped on the 5th to take in 1.400 Italian prisoners of war, whom we trop again in Naples.
Since Mombasa we are teribly crowded on our small space on deck. One cannot walk any more, the men stand like sardines in a tin there. We German women and children have at least one small corner on deck for ourselves where we put our deck-chairs but the noise of the chatting Italians who stand like walls around us and the noise of children around us is so loud in our ears and so telling on our nerves, that you try simply try to stay the whole day in your room down-stairs with all the food-smell. Its better as you do not have so many people around. We had excellent weather up till now, nobody was seasick. Since the middle of the Red Sea it got very cold and Ulrike already changed her mind regarding warm underclothing. Christl gets very easily cold, its the cold north-west wind which freezes you till the bone.
Lisa-Veronika is in hospital since 2 days with Mittelohrentzündung and at this occasion the Dr. Urchs from Dehra Dun, who manages the ships hospital for the Germans and Italians during his repatration found out that her heart is in disorder and warned me not to beat or frighten the child any more in any way as she might collapse then. I always feared something like that when she was 2 years old but a doctor I think it was Heger said after examniation that nothing was wrong with her heart. It would explain to me why she is si changing in her temper. But happily she does not get these fits with getting Oma and difficult breathing, as she had often 2 years ago, now. The doctor thinks her heart got spoiled after an infections sisease like scarlet fever or the like and perpaps the several attacks og fever with rash she had in Satara have been no Röteln German measles as the doctors called them then but real Scarlet fever which did not show properly outside but did so much more trouble inside. Poor little
Lisa-Veronika.
Michael too in the hospital since yesterday. He ate "Schweinebraten mit Sauerkraut" zum 1. Mal in his life some 5 days ago and got bad diarrhoe after that and though he got Castor oil at once he had dyspesion since then, looks yellowula white and green at times and complains about tommy-ache. So the doctor took him in for abservation. The hospital is always full to the last bed, when new cases are coming in, those who are a little better must move out.
Ulrike ist a great help with mending and knitting, she has made friends with Reni Wittenberg now, after they have "sich nur berochen" für die Hälfte der Fahrt. They are the only bigger girls on the boat. Of course Helga Lampe pretends to be already 18 or 19 here. It is quite clear now that we will reach Sothhampton for Chrismas only with great difficulties. The tommies on our boat, who guard us day and night with guns and bayonnetts are very keen on beeing home then. So we must be glad if we are in Hamburg for New Year. We would rather go home to India into the heat than into the ice and snow of January near the north Sea in Germany. We are already feeling so cold with the desert on both sides. I think
Lisa-Veronika got her bad ear by sleeping under the table on the chaughty floor,
Michael too. Ulrike and Chrisl sleep over the table and I lie on the same table with the hammocks tough my head and feet. Such ist life. But the food is good and still plenty though the butter gets slowly less every day. We will get used to the 1.400 calories at home by and by it seems till New Year...
We did not jet sing Adventslieder except the 2, sunday in church here. We don't feel like Chrismas at all. We also have no presents for the children with us except a few small playthings. What a Chrismas ut will be. Yours Mutti
Von Kriegsverwüstungen sahen wir nur wenig, und zwar etwas in Neapel, wo ein Teil der Hafenanlagen gelitten hat; auch von der Stadt, die sich amphietheaterähnlich hinter dem Hafen erhebt, waren einige Häuser sichtbar, die Zerstörungen aufwiesen. Im Hafen lagen auch verschiedene amerikanische Kriegsschiffe, und man konnte einige Dampfer sehen, die untergegangen waren und auf der Seite lagen, halb im Wasser versunken. Die neapolitanischen Händler waren eine üble Gesellschaft, mit denen nicht gut anzubinden war, da sie entsetzlich betrügerisch waren, die tommies auf unserem Schiff kauften eifrig bei ihnen ein und zahlten wahnsinnige Preise und wurden dabei oft noch geprellt. Der Vesuv hatte sich ebenfalls verändert, man sah jetzt noch den Lavastrom - er erschien wie ein schwarzes Band - , der vor einigen Jahren vom Vesuv ausgespieen worden ist und damals die Zeitungen der Welt mit aufregenden Berichten erfüllte; er bedrohte einige Orte, richtete auch Schäden an, aber er kam dann schließlich zum Stillstand, ehe er wirklich größeres Unheil anrichten konnte.
Eine Überraschung erlebten wir gestern früh, weil wir da unerwartet ganz dicht an Gibraltar herangingen und unweit des Landes im freien Fahrwasser Halt machten, um einen blinddarmkranken Soldaten auszuladen, der schleunigst operiert werden musste; ich denke mir, dass man ihn nicht auf dem Schiff operieren wollte, weil man nie weiß, was für Wetter die Biskaya bringt, wo sicher als frisch Operierter ein tüchtiges Durchgeschütteltwerden lieber vermeidet. Der
Gibraltarfelsen stieg in imponierender Wucht in die Höhe, und selbst ohne; aber vorläufig ist das Schaukeln noch erträglich Fernglas konnte man sehen, dass er gespickt war mit mächtigen Geschützen, die sicher eine Menge unangenehme Sachen ausspucken können. An den Seiten des Felsens sind Kasernen gebaut, und man konnte auch sonst manches sehen, was z.B. nach Radargeräten aussah.
Am 23. Dezember sind wir mitten in der Biskaya. Wir sollen Dir ganz herzliche Grüsse von Gerlachs ausrichten, vor allem aber von Onkel Wilhelm Bräsens, der mit uns an unserem Tisch ißt und mit dem wir uns oft unterhalten, nicht selten der schönen Zeit in Kodaikanal gedenkend. Auch die ganze Familie grüßt Dich von Herzen...
Liebe Lore, in wenigen Stunden sollen wir am 24. mittags 2 Uhr in England ankommen. Hoffentlich nehmen sie uns da nicht noch die Männer weg, um sie in England zu behalten, wie es im vorigen Krieg Deinen Großeltern ging, als sie 1916 repatriiert wurden...