Albert Johannes Joachim Müller, 1909–2006?> (96 Jahre alt)
- Name
- Albert Johannes Joachim* /Müller/
- Nachname
- Müller
- Vornamen
- Albert Johannes Joachim
- Auch bekannt als
- Jochen
Geburt
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Beruf
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Pfarrer
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Ruhestand
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Tod einer mütterlichen Großmutter
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Tod eines Bruders
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Ursache: gefallen |
Tod einer Mutter
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Heirat eines Elternteils
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Tod eines Vaters
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Tod einer Schwester
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Tod einer Ehefrau
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Bestattung einer Ehefrau
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Umzug
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Tod
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Bestattung
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Adresse
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Name des Empfängers: Sadisdorf
Adresszeile 1: Nr. 12 |
Vater |
1878–1956
Geburt: 3. August 1878
— Deutschland Tod: 12. Februar 1956 — Deutschland |
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Mutter |
1883–1947
Geburt: 2. September 1883
47
28
— Deutschland Tod: 25. Januar 1947 — Sachsen Deutschland |
Heirat | Heirat — 3. Oktober 1905 — Leipzig, Stadt Leipzig, Sachsen, Deutschland |
19 Monate
ältere Schwester |
1907–1986
Geburt: 16. April 1907
28
23
— Tschechien Tod: 1986 — Deutschland |
2 Jahre
er selbst |
1909–2006
Geburt: 28. Mai 1909
30
25
— Tschechien Tod: 10. Mai 2006 — Deutschland |
8 Jahre
jüngerer Bruder |
1917–1942
Geburt: 11. Juni 1917
38
33
— Deutschland Tod: 25. März 1942 |
Vater |
1878–1956
Geburt: 3. August 1878
— Deutschland Tod: 12. Februar 1956 — Deutschland |
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Stiefmutter | |
Heirat | Heirat — 1950 — |
er selbst |
1909–2006
Geburt: 28. Mai 1909
30
25
— Tschechien Tod: 10. Mai 2006 — Deutschland |
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Ehefrau |
1910–1997
Geburt: 11. Mai 1910
31
28
— Finnland Tod: 3. Juli 1997 — Deutschland |
Tochter |
1939–2018
Geburt: 15. November 1939
30
29
Tod: 13. September 2018 — Deutschland |
Tochter |
Vertraulich
–
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Sohn |
Vertraulich
–
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Sohn |
Vertraulich
–
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Tochter |
Vertraulich
–
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Tochter |
Vertraulich
–
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Notiz
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Von 1945 bis 1967 Pfarrer in Röcknitz und von 1967 bis 1974 in Sadisdorf. Ruhestand von 1974 bis 1993 in Sadisdorf, 1993 zogen Joachim und Ingeborg Müller nach Leipzig zur Tochter Thekla. Sie wohnten dort zunächst in der Ludolf-Colditz-Str. 22, ab etwa 2002 wohnte Joachim in der Gletschersteinstraße 37. Traueransprache von Tochter Dr. Magareta Seifert Losung am 10.05.2006: „Jesus fing an, zu ihnen zu reden: Am Mittwoch ist Jochen Müller, unser Vater, eingeschlafen und wir dürfen hoffen, dass er aufgewacht ist im Himmel zu Mutters Geburtstag. Das war dann am Donnerstag. Heute sind wir versammelt, um Leben und Sterben von Jochen Müller zu bedenken. Gottes Wort, Lieder helfen uns dabei, auch dieser Ort, diese Kirche, eine ganz besondere Kirche, in der viele von uns von „Pastormüller" getauft, konfirmiert oder getraut wurden. Und wie vielen hat er Gottes Wort am Grab gesagt. Zitat: „Viele Jahre lang habe ich andere beerdigt, jetzt kann ich es mir nicht vorstellen, wie der liebe Gott mich zu sich holt!" Wie kommen Wort, Zeit und Ort zusammen? Das richtige Wort zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sagen, das ist Lebenskunst oder eben Gnade. Oder „Kairos", der richtige Moment. Das war unserem Vater immer wichtig. Das, was er tat und sagte, das sollte stimmen, zusammen passen. In den letzten Jahren hat er oft Geschichten aus seinem Leben erzählt, wo etwas fehlte. Das hat ihn bedrückt. Und bei Abschieden ging es immer um unvollendete Gespräche oder nicht angesprochene Themen. Auch wir fragen uns, haben wir alles gesagt und getan? Haben wir diese lange Zeit mit ihm genutzt? Doch, Gott sei dank, hat er insgesamt über sein langes Leben sagen können: „Ich habe es immer gut gehabt." Damit hat er allen danken wollen, die ihm kurze oder lange Strecken seines Lebensweges begleitet haben. Und hat diese Geschichte dazu erzählt: Bei seiner Ordination, am 11.06.1936, vor fast 70 Jahren, wünschte ihm ein Superintendent „Ullen Gottes Sägen". Später hat der ihn erinnert: „Das ist doch eingetruffen, sie sind unverletzt aus dem Krieg gekommen, sie haben ein schönes Pfarrhaus, eine tüchtige Frau, sie haben gesunde Kinder - was wullnse denn, das is doch Gottes Sägen!" Nur Stichworte: Der begann in Bodenbach, dem heutigen Decin, in Böhmen, noch im kuk.Österreich, für uns eine längst vergangene Zeit. Aufgewachsen hierin Röcknitz, seine Schulzeit in Grimma in der Fürstenschule, davon konnte er bis zuletzt lebhaft Anektoden erzählen. Studium in Erlangen und Leipzig. Zwei Kriege miterlebt, ja auch im Krieg ging es mir doch gut, im Gegensatz zu seinem Bruder Christoph, der gefallen ist. Vikar in Radebeul-Zitschewig, der Heimat seiner Vorfahren Müller. Hochzeit 1939 mit Ingeborg geb. Ostarhild. Pfarrer in Röcknitz 1945 bis 1967, der Heimat von uns sechs Kindern. Pfarrer in Sadisdorf 1967 bis 1974, im Ruhestand noch bis 1993 in Sadisdorf, dem Ferienparadies der Enkel. Alterswohnung in Leipzig bei der ältesten Tochter mit ihrer Familie Junghans. 6 Kinder, 17 Enkel, 12 (+3) Urenkel, 1997 Mutti gestorben) Jeden Tag hat er die Losungen der Hermhuter gelesen für sich oder auch für uns. Am Mittwoch hieß es da: „Jesus fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren." (Lk.4,21) Jesus war in seinen Heimatort zurückgekehrt. In der Synagoge las er aus dem Propheten Jesaja. In Jesu Wirken erfüllte sich die Prophezeiung: Arme hören das Evangelium, Gefangene sind frei, Blinde sehen und ich ergänze: Lahme gehen und Taube hören. Alles stimmt, die richtigen Personen, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, alles heil. Alles gut, alles Gott. Drei Themen: Zeit - Wort - Ort Heute: die richtige Zeit Unserem Vater war die richtige Zeit wichtig, die richtigen Zeitpunkte. Denn Gottes Wirken, Gottes Heil passiert nicht irgendwann. Wr haben Zeiten, die uns helfen. Viele Jahre hat er den sächsischen Amtskalender geschrieben. Jeder Tag hat seine Einteilung. Früh, Mittag und Abends läuten die Glocken und helfen uns den Tag einteilen. Jeder Tag hat sein bestimmtes Gedenken, Tage, die uns an Jesus erinnern, an andere biblische Geschichten, an Heilige oder besondere Ereignisse oder Personen der Gegenwart. Jede Woche hat ihren Rhythmus. Das steht schon in der Bibel. Die 7 Tage der Schöpfung haben durch Jesu Auferstehung eine neue Rangordnung bekommen. Der Sonntag, der Auferstehungstag ist der erste Tag der Woche, und nicht etwa der Montag, wie in neumodischen Kalendern. Und der Ostertermin wird nach alter jüdischer Tradition berechnet, damit das Kirchenjahr sein Rhythmus behält und wir den Zusammenhang mit unseren Glaubensvorfahren nicht verlieren. In der Familie gaben besondere Zeitpunkte: Geburtstage und Jubiläen oft Anlass, sich zu treffen, schöne Feste zu feiern, an Vorfahren zu denken oder das Leben und Gedeihen der größer werdenden Familie zu begehen. Seine Hochzeit war 1939 in Leipzig, die Silberne hier in Röcknitz und die Goldene in Sadisdorf. Fast alle der 70 Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten seiner Kinder, Enkel und Urenkel hat miterlebt. Auch für seine eigene Lebenszeit hat er Deutungen gesucht. Die Geburtsjahre und Alter seines Vaters und Großvaters mussten dafür herhalten. Wird der 1909 geborene nun mit 90 oder 99 Jahren sterben. Gott hat ein anderes Alter bestimmt. Und wenn ich an die letzten Wochen denke, hat Vater das nun trotzdem angenommen, dass es nun der richtige Zeitpunkt war. Und ich denke, auch wir können diesen Zeitpunkt annehmen. Bei anderen war es schwer, den Zeitpunkt anzunehmen. Das Wort ist erfüllt Das Wort und die Wörter. Da ist zunächst an das Wort zu denken, an Gottes Wort. Wer kann die sächsischen Pfarrhäuser zählen, in denen seine Vorfahren gewirkt haben, die Müllers, Poetzschs, Pauls, Heymes in Skäßchen, Pausitz, Lorenzkirch, Geising und wie sie alle hießen. Unser Vater ist in eine Welt hineingewachsen, in der Gottes Wort ganz selbstverständlich war. (Für mich, und ich denke für viele von euch sind das ganz feste tiefe Wurzeln, die uns gar nicht immer so richtig bewusst sind. Denn der Glaube war so selbstverständlich, dass vielleicht manchmal zu wenig darüber geredet wurde, was das für einen so ganz persönlich heißt.) Und so ist er in die Fußtapfen seiner Vorväter getreten und hat die Verkündigung des Wortes Gottes zum Beruf gemacht. Auch bei der Ausübung des Berufs hat er treu die vorgegebenen Traditionen bewahrt. Ein Familiengottesdienst war für mich als Kind keinGottesdienst in neuen Formen, sondern ein Gottesdienst, der nur von Familie Müller und Voß besucht war. Seine Vorfahren im Beruf waren auch alles Männer, wie konnte es auch anders sein. Erst in der Gnade des hohen Alters hat er sich daran gewöhnt, dass seine Töchter und Schwiegertöchter sich mit der Theologie beschäftigen und ich heute hier stehe. Sein Anliegen war es, dass das Wort nicht nur mit Worten gesagt wurde. Die Zeiten, die Bilder, die Kirchengebäude predigen ebenso. Z.B. beim Weihnachtsspiel bilden Wort, Gesang, Bewegung und Bild eine Einheit. So hat er gern die Tradition der studentischen Mensa-Helferschaft aufgegriffen, zumal der Verkündigungsengel, von dem er den Text hatte, 1939 bei ihm als Hausfrau einzog. Letzteres hat er selbst einmal so beschrieben. Das Weihnachtsspiel wurde über Jahre hinweg in seinen Gemeinden gespielt: „Das alles werdet ihr hören und sehen vor euren Augen allhier geschehen." Hier in Röcknitz lebt das Spiel weiter. Auch für uns Geschwister ist es wichtiger Bestandteil des Heiligen Abend geworden. Zu Weihnachten ist die Verheißung erfüllt: „Heut schließt er wieder auf die Tür zu schönen Paradeis". Als Kind war für mich die Bescherung das Paradies. Heute denken wir an eine andere Tür, die sich unserem Vater aufgeschlossen hat, die Tür zum Himmel. Gottes Wort besteht aus vielen menschlichen Wörtern. Um Gottes Wort richtig zu verkündigen, muss man viele menschliche Worte richtig gebrauchen, ihre Entstehung und Deutung verstehen. Da hat er manche lustigen Wortspiele erfunden, aber auch tiefsinnige Erörterungen angestellt. Als letztes hat ihn die Bedeutung des griechischen Wortes „parresia" beschäftigt. Heißt es nun Freidigkeit, Freimut, Standhaftigkeit oder Unbefangenheit, vielleicht modern, und ich ergänze, Zivilcourage? Jedenfalls gelingt es dem Petrus und Johannes, wie in der Apostelgeschichte berichtet, das richtige Wort an richtigen Ort zur richtigen Zeit den richtigen Menschen zu sagen. Das ist wie im Paradies, Vollendung, Erfüllung, das wünschen wir unserem Vater, dass er das nun erfahren darf, dass sich alle Rätsel geklärt haben. Vor euren Ohren - der richtige Ort Das war sein großes Problem, seine Ohren. Worte muss man hören können, zumal Gottes Worte. Ein Pfarrer muss den Menschen zuhören können, aber wie geht das, wenn die Ohren nicht funktionieren. Er hatte ein feines Gespür dafür entwickelt und Worte zu finden, trotzdem mitzureden. Das war nicht immer einfach. Ein Grund für den Umzug nach Sadisdorf war ja die Veränderung seines Dienstes, weniger Hörenmüssen im Unterricht z.B. mehr andere Arbeiten wie den Amtkalender und das Pfarrerverzeichnis zu machen. Unsere Mutter war da ihm da wirklich Verkündigungsengel. Nach einem Besuch oder Familienfest hat sie ihm alles in Ruhe erzählt. Da hat sie nun all die letzten Jahre besonders gefehlt. Und so waren ihm Briefe, Bücher und eben Bilder und Bauten ganz wichtig, auch kunstgeschichtliches hat er studiert. Bilder hat er selbst viele gezeichnet. Seit seiner Schülerzeit hat er bis fast zuletzt in Linol geschnitten Kirchen und Landschaften, eines der letzten ist die Straße zum Friedhof hier in Röcknitz. Ja eine Kirche muss predigen, auch wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet. Gerade in dieser Kirche ist das anschaulich: Vom Schiff führt der Weg durch die Bögen unter dem Turm in den lichten Chorraum. Am Altar, im Chorraum begegnen sich Himmel und Erde. Der Pfarrer als einfacher Mensch / Prediger hat seinen Platz auf der seitlichen Kanzel, die eben nicht auf den Altar gehört. Auch Wohnhäuser brauchen eine Richtung, das Wohnzimmer braucht Sonne. So wurde dies Pfarrhaus umgebaut. Wege hat er gern gebaut, damit wir gehen können, hier um das Pfarrhaus, in Sadisdorf von der Straße zum Haus. Wege durch Land wurden gegangen, geradelt, mit dem Motorrad oder dann mit dem himmelblauen Trabant, zuletzt mit dem Zug gefahren; am Sonntag Nachmittag zum Hasenbruch oder an die elf Kurven, oder im Urlaub nach Niewisch oder Grünhufe. Und das „Hotel Enkelglück" brauchte ja einen Weg für die Schlitten, da ging es mit Schwung durchs Schneehaus und um die Hausecke. Und auch der Trümmerberg der Unikirche in Stötteritz brauchte Wege und eine Rodelbahn. Da hat er sich weder von seinem Alter noch von Sonnenhitze abschrecken lassen. In dieser Ausrichtung des Wortes in Raum und Zeit sind wir verbunden mit den Menschen, den Generationen vor, neben und nach uns. Seine Anliegen hinterlässt er als Stolpersteine, als Denkaufgaben auf unseren Wegen, für uns die Kinder und Enkel, für die Gemeinden und die in der Kirche Wrkenden. Was so altmodisch klingt, ist wichtig für unsere Zukunft: Das richtige Wort zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf Gottes Wegen anzustreben. Vollkommen und Heil hat Gott die Welt geschaffen und er wird sie auch vollenden. Von Osten kommt uns allen das Licht entgegen, die aufgehende Sonne bezeugt uns das neue Leben der Auferstehung. Anfang Mai, wenige Tage vor seinem Tod, hat er in seinen Kalender geschrieben: „Ich sehe Lichthaufen aufgehen." Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne durch Christus unseren Herrn. Amen Brief von Paul Georg Poetzsch (1882 - 1968) zur Familiengeschichte der Nachkommem der Familie Heyme und Paul in Lorenzkirchn an seinen Neffen Christian Georg Poetzsch-Heffter (1926 - 2013) vom 22.02.1958. |
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Müller, Joachim
Notiz: 1909 - 2006 |
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Müller, Johannes und Familie
Notiz: von links nach rechts:~~Johannes, Katharina geb. Poetzsch, Joachim, Veronika~~Bild: 16.11.1916 |
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Müller, Joachim
Notiz: von links nach rechts: ~~Margareta Seifert geb. Müller, Lore Paasche geb. Gäbler, Jochen Müller und Reinhard Müller ~~August 1998 in Wolfen |
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Müller, Jochim Gemälde
Notiz: Pfarrhaus Lorenzkirch~~© Jochen Müller ~~ |
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Müller, Jochim Linolschnitt
Notiz: Blick vom Pfarrhaus Lorenzkirch nach Strehla~~© Jochen Müller |
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Müller, Johannes und Familie
Notiz: von links nach rechts:~~Johannes, Katharina geb. Poetzsch, Joachim, Veronika~~Bild: 16.11.1916 |
Medienobjekt
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Müller, Joachim
Notiz: 1909 - 2006 |
Medienobjekt
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Müller, Joachim
Notiz: von links nach rechts: ~~Margareta Seifert geb. Müller, Lore Paasche geb. Gäbler, Jochen Müller und Reinhard Müller ~~August 1998 in Wolfen |
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Müller, Jochim Gemälde
Notiz: Pfarrhaus Lorenzkirch~~© Jochen Müller ~~ |
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Müller, Jochim Linolschnitt
Notiz: Blick vom Pfarrhaus Lorenzkirch nach Strehla~~© Jochen Müller |