Johanna Bleidorn, 18811946 (65 Jahre alt)

Name
Johanna /Bleidorn/
Nachname
Bleidorn
Vornamen
Johanna
Auch bekannt als
Diehl
Familie mit Eltern
Vater
sie selbst
Diehl, Johanna und Wilhelm
18811946
Geburt: 19. März 1881 Deutschland
Tod: 18. Dezember 1946Deutschland
Familie mit Wilhelm Diehl
Ehemann
Diehl, Wilhelm
18741940
Geburt: 15. Februar 1874 35 36 Deutschland
Tod: 12. Januar 1940Deutschland
sie selbst
Diehl, Johanna und Wilhelm
18811946
Geburt: 19. März 1881 Deutschland
Tod: 18. Dezember 1946Deutschland
Heirat Heirat9. Juli 1907Friedrich-Wilhelmshafen, Neuguinea
10 Monate
Tochter
8 Jahre
Sohn
19162003
Geburt: 20. April 1916 42 35 Deutschland
Tod: 18. August 2003Deutschland
7 Jahre
Sohn
Wilhelm Diehl + Luise Neuhaus
Ehemann
Diehl, Wilhelm
18741940
Geburt: 15. Februar 1874 35 36 Deutschland
Tod: 12. Januar 1940Deutschland
Partners Partnerin
18751905
Geburt: 6. Juni 1875 Deutschland
Tod: 21. September 1905Neuguinea
Notiz

Am Schicksal der ersten Frau ihres Mannes kann man sehen mit welchen Gefahren und Schwierigkeiten die Missionare in dieser Zeit zu kämpfen hatten und welch ein Glaube und Gottvertrauen dazu gehörte, diese schwierigen Aufgaben zu übernehmen. Luise Diehl geb. Neuhaus starb 10 Monate nach ihrer Ankunft in Bogadjin, der Station ihres Mannes am 21.09.1905 an Schwarzwasserfieber. Neu-Guinea war für die Rheinische Mission eine regelrechte Todesfalle. In den ersten 20 Jahren der Mission in Neu-Guinea verloren mehr als die Hälfte der Missionare, ihrer Frauen und Kinder das Leben.

Johanna Diehl stammte aus einfachen und wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen. Ihre Erziehung war durch strenge christliche Grundsätze geprägt. Der Vater, Wilhelm Bleidorn war Dorfschullehrer in Eiserfeld im Siegerland. In ihrem 19. Lebensjahr nahm sie verschiedene Stellungen als Hausgehilfin und Erzieherin an, um die Eltern finanziell zu unterstützen, zwei weitere Töchter mussten miternährt werden. Sie hatte stets großes Interesse an der Mission und die vage Absicht, für diese irgendwie tätig zu sein. Sie wurde am 19.03.1881 in Dorsten geboren, an Weihnachten 1906 sah sie sich mit dem väterlichen Wunsch konfrontiert, sich mit dem Rheinischen Missionar Wilhelm Diehl zu verbinden. Dieser Mann kannte Johanna Bleidorn überhaupt nicht. Doch zu dieser Zeit war es gar nicht ungewöhnlich, Ehen zwischen unbekannten Partnern zu vermitteln.

Der Vorgänger von Missionar Wilhelm Diehl in Bogadjin war Missionar Albert Hoffmann, der aus Gesundheitsgründen von Neu-Guinea nach Deutschland zurückgekehrt war, er wusste, dass Wilhelm Diehl eine neue Lebensgefährtin suchte und er kannte als Siegerländer die Familie Bleidorn mit ihren unverheirateten Töchtern. So fragte er Ende des Jahres den Vater, ob er es für möglich halten würde, ob eine seiner Töchter den Missionar Wilhelm Diehl in Neu-Guinea heiraten würde. Nach kurzer Bedenkzeit und Austausch von Fotos willigte Johanna in die Verlobung ein, sie war 25 Jahre alt. Wilhelm stimmte per Telegramm kurz und bündig zu „jawohl - gruss Wilhelm.“ Johanna besuchte in aller Eile einen Vorbereitungskurs im Missionshaus der RMG in Barmen. Hier wurde sie auf ihre Rolle als Missionarsfrau vorbereitet und schon am 18.05.1907 begann sie ihre Ausreise über Genua mit dem Dampfer Preussen durch den Suezkanal über Ceylon und Singapur nach Hongkong. Dort musste sie auf den Dampfer Sigismund umsteigen und nach 6 ½ Wochen kam sie am 3. Juli in Neu-Guinea an.

Am 12. Juli 1907 heiratete sie Wilhelm Diehl, den sie jetzt gerade 9 Tage kannte, davon war Wilhelm Diehl noch 5 Tage abwesend, weil er dringende Arbeiten erledigten musste. Die Missionare mussten in ihren Stationen auch die Post für die Kaiserliche Post erledigen.

Der erste Eindruck von Johanna Diehl von Neu-Guinea und seinen Bewohnern war: „Es sieht so hässlich aus, dass die Frauen nackt gehen. Die Frauen müssen tüchtig arbeiten, die Männer ruhen lieber!“ Sie hatte am Anfang Angst vor den Eingeborenen, ihr wurde viel von Aufständen erzählt, 1904 waren 4 kath. Missionare und 5 Ordensschwestern auf der Insel Neupommern, heute New Britain, im Bismarck-Archipel ermordet worden. Am 12.05.1908 wurde Hanni Diehl, die Mutter von Johanna, Martha, Elisabeth und Magdalena, geboren; sie wurde am 03.06.1905 auf den Namen Johanna Ida getauft, sie war das einzige weiße Kind in Friedrich-Wilhelmshafen und Stephansort und deshalb eine Sensation für die Papuas.

Die Einstellung der Weißen, und auch oft der Missionare und ihrer Frauen gegenüber den Eingeborenen war die von Kolonialherren; wenn die Papuas nicht wollten wie die weißen Herren, gab es Strafexpeditionen, d. h. Häuser wurden verbrannt, Schweine erschossen und junge Männer zwangsrekrutiert zum Straßenbau.

Es gab eine Menge von Problemen für die Europäer - die Einnahme von Chinin, es wurde einem schlecht darauf -Sprachschwierigkeiten mit Hausangestellten - Fleisch einwecken wegen der Hitze - Ameisen, Schlangen, Dauerregen, schwüle Hitze, Fieber. Johanna hatte Nierenprobleme, sie musste oft Gäste bewirten - Besuche anderer Familien auf den anderen Stationen waren nur per Schiff möglich - Haushaltsgeräte reparieren. Besonderheiten waren Pakete aus Deutschland, z. B. Wurst aus Ehringshausen. Mit den Eingebo-enen sprach man Tok Pisin, das ist Pidgin, ein Mischmasch aus Papua, Englisch, Malaiisch, Holländisch, Deutsch und Chinesisch. Hanni Diehl hat als Kind mehr Bogadjim und Tok Pisin als Deutsch gesprochen, sie wuchs mit Papua-Kindermädchen und Kindern auf.

Am 17.03.1913 verließ das Ehepaar Diehl Bogadjim und reiste über Manila und Hongkong, wo sie einen Zwischenaufenthalt in Taipeng bei Friedrich Diehl, dem Bruder, machten, und Singapur, Colombo, Aden, den Suezkanal, Neapel und Genua. Von dort ging es mit der Bahn über Zürich nach Tübingen ins Tropeninstitut, dort hielten sie sich vom 30. Mai bis zum 14. Juni auf wegen Fieber. Missionar Helmich und Bruder Delboi (aus Ehringshausen) holten sie in Barmen ab.
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Quelle: http://www.ehringshausen.de/uploads/media/Missionare_und_Missionarsfrauen_aus_Ehringshausen_in_aller_Welt.pdf
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Weitere Einzelheiten über das Leben von Johanna Bleidorn verh. Diehl sind zu finden in dem Buch "Die Tagebücher der Johanna Diehl", Harrassowitz Verlag, 2005. Klappentext: "Johanna Diehl (1881-1946), aus einem abgelegenen Dorf im Siegerland stam­mend, wurde von der Rheinischen Mission in Barmen am Anfang des 20. Jahrhunderts nach Neuguinea in die Astrolabebucht gesandt. Sie sollte dort den ihr unbekannten Missionar Wilhelm Diehl heiraten, der 1904 seine erste, an Schwarzwasserfieber erkrankte Frau verloren hatte. Johanna Diehls Tagebücher (1907-1913) berichten auf eindrucksvolle Weise, wie sie dennoch den nicht gerade einfachen kolonialen Alltag im wilhelminischen Neuguinea meisterte. Der Leser begleitet sie auf ihrem Werdegang hin zur verläßlichen Gefährtin ihres Mannes, die sich auch als Vertraute der melanesischen Frauen ihres Wirkungsfeldes unentbehr­lich macht. In einem Anhang wird das tragische Schicksal des Melanesiers Takari geschildert, den Johanna und ihr Mann mit nach Deutschland nahmen und der dort 1917 starb."
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Leseprobe: http://gaebler.info/lesen/diehl.htm

Notiz

Trauzeugen: Missionar Heinrich Helmich und Missionar Ernst Weber. Am 12.07.1907 fand die Trauung in Ragetta (Papua-Neuguinea) statt. Johanna berichtet in ihrem Tagebuch:

"Der wichtigste Tag war angebrochen, man merkte es an dem Laufen und Rennen. Da wurden Hühner gekocht und Gänse gebraten. Kartoffelsalat zubereitet und oft, sehr oft dachte ich den ganzen Tag heim, doch ich konnte keinen erwarten. Schwester Helmich kam schon früh, um zu helfen, und die kleinen Schwarzen gingen einem so nett zur Hand, und doch verging der Morgen wie im Nu. Legte mich noch ein wenig aufs Ohr, denn es war recht schwül und des Abends war es immer spät geworden. Um Vi 3 Uhr fuhren wir im bekränzten Boot nach Ragetta, wo uns die Hochzeitsgäste empfingen, und wir dann in die Kirche gingen. Als wir noch auf dem Wasser waren, fingen die Glocken an zu läuten. Und erst die Kirche, so mit Palmen ge­schmückt und der Altar ganz mit Blumen ausstaffiert, einzig schön! Vor dem Altare standen zwei bekränzte Stühle, auf denen wir Platz nahmen. An der einen Seite des Altars war ein Kranz gewunden in einem großen Bouquett, an der anderen ein Herz von Rosen. Bruder Helmich legte der Ansprache Psalm 25,10 ('Alle Wege Jahwes sind Gnade und Treue für jene, die seinen Bund und seine Gebote bewah­ren.') zu Grunde. Eine nette, kurze Ansprache, danach mußten wir aufstehen und die Hände wurden ineinandergelegt und der Augenblick war gekommen, wo ich oder wo wir in den Hafen der Ehe eingelaufen waren. Danach beglückwünschte man uns, und wir schritten wieder unseren Booten zu. In noch anderen vier Booten kamen die Gäste nach, das sah nett aus, hatten fast alle eine Flagge. Auch auf Siar war geflaggt und reizend ge­schmückt. Als wir in Siar wieder ankamen, läuteten auch da die Glocken des Kirchleins. Die Feier war wirklich schöner als sie zu Hause sein konnte. Mein Herz hatte den einen Ton „wünsche nichts mehr" und auch Wilhelm sagte „ich bin glücklich". Zunächst wurde nun fotografiert, und es war schon ziemlich dunkel. Danach kam das Dinieren. Zuerst gabs Hühnerbouillon in Tassen und im Nebenzimmer waren Tische gestellt mit einem kalten Büfett, wo ein jeder nach Belieben sich traktieren konnte an Gänsebraten, gekoch­tem Schinken, Kartoffelsalat, Käse, Brot, Weißwein und Kuchen, (Apfelku­chen, Auflegekuchen und Rosinenkuchen) und Plätzchen, verschiedenes Obst (Kirschen, Mirabellen, Gurken) und Most und Wein und Bier, es ging sehr nett her. Beim Essen wurde Feuerwerk angezündet und so kleine Bom­ben und Schreckschüsse fielen unzählige. Gegen 8 Uhr gingen die Herrschaften ( Offensichtlich waren Beamte der Regierungsstation in Friedrich-Wilhelmshafen eingeladen.) und wir waren unter uns Missi­onsgeschwistern und blieben noch bis 1 Uhr zusammen. Nun bin ich Frau, ein komisch Gefühl, daß ich nicht mehr alleine fahre, jetzt geht es zweispän-nig durchs Leben, und gebe der Herr Stunde um Stunde für ihn zu seiner Ehre. Möchten wir ihm stets näher kommen und uns täglich inniger lieben. Es wird ja nicht immer auf Rosen gehen, aber gerade die Wege, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht, mögen mir die gesegnetsten sein. Möge der Herr mir schenken, wo ich stehe, ein Licht und ein Salz zu sein. Er segne die kurze Zeit unserer Pilgerschaft für die Ewigkeit."

Quellenzitat
Medienobjekt
Diehl, Johanna und Wilhelm
Diehl, Johanna und Wilhelm
Notiz: Missionsehepaar Diehl mit einheimischen Personal um 1908~~
Medienobjekt
Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: Walega 1912
Medienobjekt
Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: 14.07.1912 in Walega~~Hinten die Herren Paul Mayer, Felix Gronau und Friedrich Tenzer, Angestellte der Neu­guinea-Kompagnie sowie ganz rechts Missionar Georg Eiffert. Vorne Johanna Diehl geb. Bleidorn, Tochter Hanni und Johannes Bleidorn.
Medienobjekt
Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: hinten:Wilhelmine + Friedrich und Wilhelm + Johanna Diehl; vorne das Kind Hanni 1913 in China~~
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Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: Walega 1912
Medienobjekt
Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: 14.07.1912 in Walega~~Hinten die Herren Paul Mayer, Felix Gronau und Friedrich Tenzer, Angestellte der Neu­guinea-Kompagnie sowie ganz rechts Missionar Georg Eiffert. Vorne Johanna Diehl geb. Bleidorn, Tochter Hanni und Johannes Bleidorn.
Medienobjekt
Diehl Familie
Diehl Familie
Notiz: hinten:Wilhelmine + Friedrich und Wilhelm + Johanna Diehl; vorne das Kind Hanni 1913 in China~~
Medienobjekt
Diehl, Johanna und Wilhelm
Diehl, Johanna und Wilhelm
Notiz: Missionsehepaar Diehl mit einheimischen Personal um 1908~~