Jun 242023
 
Erste deutsche Klage gegen BioNTech wegen Nebenwirkungen des COVID-19-Impfstoffs

Vor dem Land­ge­richt Ham­burg wird die Kla­ge ge­gen das Main­zer Bio­tech­no­lo­gie-​Un­ter­neh­men BioNTech ver­han­delt. Es geht um die Ne­ben­wir­kun­gen sei­nes mRNA-​ba­sier­ten COVID-​19-​Impf­stoffs. Ge­klagt hat­te ei­ne Ham­bur­ger Ärz­tin, de­ren Iden­ti­tät ge­mäß des Da­ten­schut­zes ge­heim bleibt. Die Mit­ar­bei­te­rin ei­nes Kran­ken­hau­ses for­dert 150 000 € (164 000 $) Schmer­zens­geld we­gen der er­lit­te­nen Kör­per­ver­let­zung. Auch sol­le der Phar­ma­her­stel­ler sämt­li­chen ma­te­riel­len Scha­den er­set­zen. Sie be­rich­tet, dass sie nach der Imp­fung Schmer­zen im Ober­kör­per, ge­schwol­le­ne Ex­tre­mi­tä­ten, Mü­dig­keit und Schlaf­stö­run­gen hat­te. Der Fall gilt als der ers­te von mög­li­cher­wei­se Hun­der­ten in Deutsch­land.

Der An­walt der Frau kün­dig­te an, das po­si­ti­ve Nut­zen-​Ri­si­ko-​Pro­fil an­zu­fech­ten, wel­ches der BioNTech-​In­jek­tion von den EU-​Be­hör­den so­wie den deut­schen Impf­stoff­prü­fern aus­ge­stellt wur­de. Nach deut­schem Arz­nei­mit­tel­recht sind Impf­stoff­her­stel­ler nur dann scha­dens­er­satz­pflich­tig, wenn nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass die Imp­fung im Ver­gleich zu ih­rem pos­tu­lier­ten Nut­zen ei­nen un­ver­hält­nis­mä­ßig gro­ßen Scha­den ver­ursacht oder wenn die An­ga­ben auf dem Eti­kett falsch sind.

BioNTech, das den Impf­stoff zu­sam­men mit Pfi­zer ent­wickelt hat und die Zu­las­sung für das Pro­dukt in Deutsch­land be­sitzt, be­haup­tet, dass der Fall der Frau un­be­grün­det sei. Die Eu­ro­pä­i­sche Arz­nei­mit­tel-​Agen­tur ver­tritt den Stand­punkt, dass der BioNTech-​Impf­stoff nur sehr we­ni­ge Ne­ben­wir­kun­gen ha­be. Dem wi­der­spricht je­doch deut­lich ei­ne neue­re Stu­die, die be­stätigt, dass mRNA-​COVID-​19-​Impf­stof­fe mit schwer­wie­gen­de­ren Schä­den ver­bun­den sind als ur­sprüng­lich an­ge­nom­men.

Da ei­ni­ge der Groß­ab­nah­me­ver­trä­ge der EU mit Impf­stoff­her­stel­lern Be­rich­ten zu­fol­ge ei­nen Haf­tungs­ver­zicht ent­hal­ten, wirft der BioNTech-​Pro­zess wich­ti­ge Fra­gen hin­sicht­lich der Ver­ant­wor­tung für Pro­zess­kos­ten und Ent­schä­di­gung auf. Be­ob­ach­ter ver­mu­ten, dass in ju­ris­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die in EU-​Län­dern an­ge­strengt wer­den, die Re­gie­run­gen und da­mit letzt­lich die Steu­er­zah­ler ge­zwun­gen sein könn­ten, für et­wa­i­ge Schä­den auf­zu­kom­men.

Ei­ne wach­sen­de Zahl von Ge­richts­ver­fah­ren

Der jet­zi­ge Pro­zess in Deutsch­land ist ei­ne von vie­len Kla­gen, die welt­weit ver­mehrt auf­grund des COVID-​19-​Impf­stoffs ein­ge­reicht wer­den.

In Groß­bri­tan­nien sol­len rund 90 Fa­mi­lien recht­li­che Schrit­te ge­gen den Impf­stoff­her­stel­ler As­tra​Ze­ne­ca ein­ge­lei­tet ha­ben. Vie­le der Klä­ger ge­ben an, der COVID-​19-​Impf­stoff des Un­ter­neh­mens ha­be bei ihnen ei­ne impf­stoff­be­ding­te throm­bo­ti­sche Throm­bo­zy­to­pe­nie aus­ge­löst, ei­ne Er­kran­kung, die töd­li­che Blut­ge­rinn­sel ver­ur­sa­chen kann. An­de­re ent­wickel­ten das Guil­lan-​Bar­ré-​Syn­drom, das zu Läh­mun­gen füh­ren kann. Ei­ni­gen muss­ten so­gar Glied­ma­ßen am­pu­tiert wer­den.

Im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich be­trifft der Fall der­zeit über zwei Dut­zend To­des­op­fer, von de­nen ei­ni­ge erst 18 Jah­re alt wa­ren. Die Ent­schä­di­gungs­sum­me für die bri­ti­schen Op­fer, die durch den Impf­stoff von As­tra​Ze­ne­ca ge­tö­tet oder ver­stüm­melt wur­den, könn­te theo­re­tisch 1 Mil­li­ar­de Pfund (1,28 Mil­li­ar­den Dol­lar) über­stei­gen. Da der Ver­trag der bri­ti­schen Re­gie­rung mit dem Un­ter­neh­men je­doch ei­ne Ent­schä­di­gungs­klau­sel ent­hielt, wird die end­gül­ti­ge Rech­nung letzt­lich vom Steu­er­zah­ler be­gli­chen wer­den.

Auch in Aus­tra­lien wur­de ei­ne Kla­ge ge­gen COVID-​19-​Impf­stof­fe ein­ge­reicht. Die­se um­fasst Be­rich­ten zu­fol­ge 500 Be­tei­lig­te und ver­langt Wie­der­gut­ma­chung für Bür­ger, die durch COVID-​19-​Impf­stof­fe ge­schä­digt wur­den oder ei­nen An­ge­hö­ri­gen ver­lo­ren ha­ben. Die aus­tra­li­sche Re­gie­rung, die aus­tra­li­sche Arz­nei­mit­tel­zu­las­sungs­be­hör­de und das aus­tra­li­sche Ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um so­wie ei­ne Rei­he hoch­ran­gi­ger Be­am­ter sind als be­klag­te Par­tei­en der Sam­mel­kla­ge be­nannt.

Zu den Haupt­be­schwer­de­füh­rern im aus­tra­li­schen Fall ge­hö­ren ein Mann, der nach der In­jek­tion des Impf­stoffs von BioNTech/​Pfi­zer ein schwe­res Herz­lei­den ent­wickel­te, ein an­de­rer, der nach der As­tra​Ze­ne­ca-​Sprit­ze an En­ze­pha­lo­my­e­li­tis (Ent­zün­dung im Ge­hirn und Rücken­mark) er­krank­te, und ein drit­ter, der nach der Mo­der­na-​Imp­fung kog­ni­ti­ve Stö­run­gen und chro­ni­sche Mü­dig­keit ent­wickel­te.

Wei­te­re Län­der, in de­nen kürz­lich Kla­gen ein­ge­reicht wur­den, sind Ita­lien, Ka­na­da und die USA. Er­war­tet wird, dass in wei­te­ren Län­dern Kla­gen fol­gen wer­den.

Bei ei­nem welt­wei­ten Ge­samt­um­satz mit COVID-​19-​Impf­stof­fen von 64,4 Mil­li­ar­den Dol­lar im Jahr 2021 und 60,9 Mil­li­ar­den Dol­lar im Jahr 2022 hat die Pro­fit­ma­xi­mie­rung der Un­ter­neh­men zu er­heb­li­chem mensch­li­chen Leid ge­führt. Wei­ter­hin steigt die Zahl der To­ten und Ver­letz­ten an. Es ist un­ab­ding­bar, dass die Impf­stoff­her­stel­ler und ih­re In­te­res­sen­ver­tre­ter zur Ver­ant­wor­tung ge­zo­gen wer­den.