Aug 012014
 

 

Aufgaben der christlichen Jugend verschiedener Kirchen und verschiedener Gesellschaftsstrukturen in Europa im Hinblick auf Einheit und Versöhnung

Von Dietrich Gutsch

„Wenn Wahrheit und Güte sich verbinden, dann können wir menschlich leben.“ (Französisches Chanson)

Ich möchte mit meinem Beitrag nicht als irgendein Repräsentant verstanden werden. Jeder von uns kann nur sagen, was und wie er heute denkt – in Offenheit und bereit zu hören und zu lernen. Jeder hat seinen eigenen, ihn prägenden Hintergrund, seine persönliche Biographie. Ich lebe in einer sozialistischen Gesellschaft, und ich habe Anteil an dem Versuch, neue Werte menschlichen Lebens zu ermöglichen, einzuüben, und sie theologisch zu reflektieren. Meine Arbeit in der Kirche und in der Gesellschaft haben mich zu intensiven Kontakten mit der ökumenischen Bewegung gebracht, speziell zum Ökumenischen Rat der Kirchen, der Christlichen Friedenskonferenz und dem Ökumenischen Jugendrat in Europa. Ich möchte Ihnen meine Erfahrungen damit beschreiben und zugleich meine Position zu dem gestellten Thema.

Und eine zweite Vorbemerkung zu unserer gegenseitigen Verständigung. Ich möchte gern wissen, was bei Ihnen wirklich gedacht wird und geschieht, wie Ihre Situation ist, welche Aufgaben Sie erkennen und was Sie praktizieren. Aber ich möchte auch erfahren, was andere Christen von mir, meiner Kirche, meiner Gesellschaft erhoffen und erwarten. Wo muss ich mich ändern, korrigieren, anders verständlich machen aufgrund der Anforderungen und Anfragen von Christen anderer Kirchen, Länder und Gesellschaftsordnungen? Darum kann mein Beitrag nur Einleitung in das gemeinsame, notwendige Gespräch sein. Mehr nicht. Also ein Beitrag zur gegenseitigen Verständigung, für Wahrheit und Güte.

1. Mit ihrer Einladung zu dem heutigen Abend haben Sie selbst schon begonnen, Antwort auf das gestellte Thema zu geben.

In der ökumenischen Bewegung ist bisher kaum bestritten, dass wir zur Gemeinschaft verpflichtet seien. Kirchen verstehen wir als einen Grenzen überschreitenden Organismus. Klassen-, Rassen- und Ländergrenzen sind keine wirklichen Grenzen für die Kirche Christi. „In Christus ist nicht Ost noch West ..“ singen wir. Die Gemeinschaft in Christus relativiert Grenzen. Wir werden eins, ohne allerdings in Uniformität zu fallen.

Diese fast traditionelle Überzeugung wird jetzt nicht nur erheblich in Zweifel gezogen, sondern ein Widerspruch wird zur Sprache gebracht: „Christus vereint und trennt“. Nicht Konfessionen und Kulturen trennen, sondern der Gehorsam gegenüber Christus selbst trennt Christen voneinander. Es gibt keine Gemeinschaft zwischen Hungernden und Satten, zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten. Christus bringt uns an die Seite der Gedemütigten, der Diskriminierten, der zu Unrecht Unterdrückten – und damit in Gegensatz zu allen, die dies verursachen. Weil Christen aufgrund ihrer eigenen Systemverflochtenheit sehr oft auf der falschen Seite stehen, stehen Christen gegen Christen. Nachfolge Jesu führt zu Trennungen.

Einige Beispiele für solche Konflikte:

  • Das Antirassismusprogramm: Der verbale Konsens in der ökumenischen Bewegung, dass Rassismus Sünde gegen den Geist Jesu Christi sei, ist in der Aktion zur Unterstützung von Befreiungsbewegungen nicht zu halten gewesen. Die Gemeinschaft droht, durch die Aktion zu zerbrechen. 
  • Chile: Solidarität mit den jetzt Leidenden führt zur Bekämpfung der Befürworter der Militärjunta, darunter auch lutherische und katholische Christen. Wurmbrand feiert den Putsch als Sieg über die seelenverderbende Ausbreitung des Kommunismus. Ihm ist im Namen des Evangeliums abzusprechen, dass er sich für die Kirche Christi äußert. Er – und nicht nur er – verdreht das Evangelium zur antikommunistischen Ideologie und Phraseologie. 
  • Schwarze Theologie: Afrikaner sagen uns: Uns trennt von euch Europäern die weiße Verpackung des Christseins und der frohen Botschaft. Wir sind von euch überfremdet worden. Die Gemeinschaft mit euch hindert uns, unsere Identität als schwarze Christen zu finden. Das ist nicht nur ein verbaler Protest, sondern er wird zunehmend radikaler und deutlicher. 

Aber auch in meiner Kirche gibt es Konflikte. Wieder sind es nicht zuerst dogmatische Unterschiede. Diesbezüglich gibt es eine viel größere Toleranzbreite. Uns scheidet:

  • die Analyse unserer Gesellschaft und die damit gestellten Aufgaben; 
  • das bewusste und deutliche Ja zum Sozialismus ohne Sorge um den Bestand der Kirche auf der einen Seite und auf der anderen Seite die kritische Distanz oder Ablehnung aufgrund von Vorentscheidungen oder schlechten persönlichen Erfahrungen; 
  • die Frage, ob wir den 8. Mai feiern als Tag der Befreiung für uns Deutsche, Befreiung vom Zwang, unmenschlich zu denken und zu handeln, oder als Niederlage und Ende des deutschen Reiches, als Schande und verpasste Chance, als Unrecht gar, das uns angetan wurde.

Das sind zugespitzt und vereinfacht, Konflikte, die wir in unseren Kirchen auszutragen haben. Sie werden hier Ihre eigenen Gegensätze haben, die für die Praxis Ihres Glaubens entscheidend sind. 

Die Frage ist: Ist das Verbindende verpflichtender als das Trennende? Gibt es unter uns Trennungen um der Wahrheit des Evangeliums willen?

2. Mit Paulus verstehen wir Gemeinde als Leib Christi. Christus hat sich mit Leib und Leben für unsere Versöhnung mit Gott und untereinander geopfert – das ist die Mitteilung an uns alle. Dieser gekreuzigte Christus lebt weiter als ein die Welt umfassender Leib. Kirche ist dieser Leib in der Liebe Jesu Christi.

  • Römer 12, 5: So sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Glied. 
  • 1. Korinther 10, 16f: Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind wir viele ein Leib. 
  • Galater 3, 28: Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Knecht noch Freier, hier ist nicht Mann noch Weib, denn ihr seid allzumal einer in Christus Jesus. 

Die Unterschiede sind nicht mehr konstitutiv. Sie bleiben bestehen. Wichtig aber allein ist, was verbindet: Die Teilhabe am Leib. 

Kirche ist Mitteilung Gottes an alle Menschen. Weil Gott universal ist, die ganze Welt meint, darf Kirche nicht partikularistisch sein. Sie ist offen für alle. Sie hat aufmerksam zu hören, was andere zu sagen haben. Was Nichtchristen sagen und tun, könnte genau das sein, was Gott will. Christen sind angewiesen auf das Denken und Tun aller Menschen. Nur so können sie lernen und Gottes Mitteilung weitergeben. Der Dialog gehört zu ihrem Wesen, weil sie um ihre Begrenzung wissen, weil Gott es nicht auf die Kirche, sondern auf die Welt abgesehen hat. Kirche ist Leib in der Liebe Christi – aber sie ist nicht identisch mit Christus. Christus selbst haben wir ja nie unmittelbar – immer nur vermittelt, eingefärbt in kulturelle, politische und gesellschaftliche Vorstellungen und Überzeugungen.

3. Das Dilemma: Um uns mitzuteilen, benutzen wir Sprache und Kultur. Christlicher Glaube muss sich, so wie jede Religion, vergesellschaften, also Fleisch werden in Kulturen und Strukturen. Damit ist ein Substanzverlust gegeben. Die organisierte Kirche ist nicht identisch mit der Botschaft. Synoden oder Kirchenleitungen werden immer nur eine Durchschnittsmeinung formulieren können, die jede Radikalität umgeht. Deshalb braucht die Kirche, um ihrem Auftrag und ihrem Sinn gerecht zu werden, die Initiativgruppen, die Aktionsgruppen. Sie sind nicht „neben der Kirche“, sondern sie sind Kirche. Im Konfliktfall spricht vieles zu Gunsten der Gruppen, weil sie die Botschaft viel klarer sagen und leben können. Synoden und Bischöfe sind immer nur Vertreter der Unterschiede, die zusammengehalten werden sollen. Nur selten kommt es zur Klarheit und Trennung, wie z.B. zwischen Bekennender Kirche und Deutschen Christen.

Wir brauchen den Konflikt, weil er hilft, nicht zu nivellieren und die notwendige Botschaft zu sagen. Im Konflikt lernen wir. Deshalb sollen wir ihm nicht, „um des Friedens willen“ aus dem Wege gehen. Christen können nicht unabhängig von ihrer Geschichte und ihren gesellschaftlichen Bedingungen Christen sein. So ist der Konflikt von vornherein gegeben. Christen können im Streit ihr Christsein bewähren in der Art, wie sie miteinander umgehen. Sie werden sich trotz aller Gegensätze im Auge behalten müssen, einander mitteilen. Christus ist so zu verkündigen, dass er auch gegen andere Christen spricht. Das ist unser Problem in unseren Kirchen und in der ökumenischen Bewegung. Mit diesem Konflikt müssen wir leben. Ihn dürfen wir nicht umgehen. Gemeinschaft ist ein Weg und ein Ziel. Gemeinschaft ist kein statischer Zustand, in dem Christus zum Kitt zwischen den Gegensätzen wird.

Anmerkung Redaktion: In einem letzten Abschnitt dieses Vortrags hat Dietrich Gutsch den Ökumenischen Jugendrat in Europa vorgestellt als ein Beispiel dafür, wie unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch und gemeinsam zum Handeln kommen können. Die Notizen sind hier allerdings sehr knapp und weitgehend unverständlich, sodass wir darauf verzichten mussten.

Wien, 23.04.1975 


Gottes gute Nachricht für die Armen – Meditation zum Lobgesang der Maria Lukas 1, 46–55   Von Dietrich Gutsch

„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllet er mit Gütern und lässt die Reichen leer.

Haben wir das nicht längst abgeschwächt und verharmlost zum ‚Lobgesang der Maria‘, weil wir uns anders nicht mehr mit ihr identifizieren können? Unsere soziale Stellung verhindert, Marias Protest zu verstehen oder gar zu übernehmen. Sie protestierte gegen die ‚geordnete‘ Unordnung in ihrer Welt – jene Einordnung in Satte und Hungernde, Unterdrücker und Unterdrückte. Nicht von Sinneswandel, sondern von Enteignung und Veränderung der Besitz- und Machtverhältnisse spricht sie. Arme verstehen Maria unmittelbar, erkennen hier ihre eigene Hoffnung. Reiche sind am Status quo interessiert, nicht an Veränderungen, die zu ihren Ungunsten ausgehen.

In der ökumenischen Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi, zu der Arme und Reiche gehören, können wir lernen, die Bibel mit den Augen derer zu lesen, denen die Botschaft zuerst galt, der Armen. An ihrem Verständnis können wir entdecken, wie wir in unserem Zugang zur Bibel befangen sind durch unsere Geschichte, Kultur und unseren materiellen kirchlichen Reichtum.

Maria gehört zu den Armen ihres Volkes. Ihr Protest und ihre Hoffnung sind geprägt von ihrer eigenen ökonomisch-sozialen Situation. Auch wenn es keine zusammenhängende Darstellung der sozialen Verhältnisse in Palästina zur Zeit Jesu gibt – weil die Historiker vor allem die Geschichte der dünnen Oberschicht im Blick hatten – , ist doch ein genaues Bild zu gewinnen aus Urkunden, Inschriften und verstreuten Notizen in verschiedenen Quellen, einschließlich der synoptischen Evangelien.

Ein sehr großer Teil der Bevölkerung lebte an der Grenze des Existenzminimums. Die Armen waren oft bettelarm und auf Almosen angewiesen, darauf, dass ihnen etwas Essen oder Geld geschenkt wurde – z.B. Lk 16,19-31, der ‚arme Lazarus‚; Mk 14,7: ‚Ihr habt allezeit Arme bei euch‚; Mt 25,35f: ‚Ich bin hungrig, durstig, ein Fremdling, nackt, krank, gefangen gewesen‚. Die Sorge um das tägliche Leben war eine dauernde Beschäftigung: Mt 6,25-33: ‚Sorget nicht um euer Leben‘. Es gab Arbeitslosigkeit. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird erzählt, dass selbst in der Erntezeit noch am Nachmittag Arbeitslose auf dem Markt stehen und auf Beschäftigung und schmalen Verdienst warten – Mt 20,1-16. Wenn in der Erntezeit Arbeitslosigkeit die Regel war, wird man fragen müssen, wovon diese Menschen in der übrigen Zeit des Jahres gelebt haben.

Als Jesus zum ersten Mal an die Öffentlichkeit trat, öffnete er in der Synagoge das Buch Jesaja und las vor: ‚Der Herr hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu predigen und die Unterdrückten in Freiheit zu setzen‘ (Lk 4,18). Lukas setzt wohl bewusst dieses Zitat an den Anfang aller Reden Jesu, weil darin mit wenigen Worten seine Botschaft und Sendung beschrieben ist. Mit dem Kommen Jesu werden die alten, aber lebendigen Hoffnungen erfüllt. Er ist die gute Nachricht für die Armen gegen ihre Not und die Verachtung, der sie ausgesetzt sind. Er ist das Zeichen der anbrechenden Herrschaft Gottes: ‚Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt‘ (Mt 11,5). Kernstück der Ankündigung des beginnenden Gottesreiches ist der Zuspruch Jesu: ‚Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer‘ (Lk 6,20). In scharfem Gegensatz dazu wird über die Reichen geurteilt: ‚Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme‘ (Mt 19,24-26). Vor den Wohlhabenden und Einflussreichen warnt Jesus (Mk 12,38-44). Der reiche Kornbauer, der sein Getreide hortet, um den Preis höher zu treiben – eine damals übliche Praxis, und der so auf Kosten der Armen lebt, hat nichts mehr davon: ‚Du Narr …, so geht es dem, der Schätze sammelt und ist nicht reich für Gott‘ (Lk 12,20f).

Die Armen werden von Jesus selig genannt, nicht weil sie in Armut leben. Armut führt nicht zu Gott. Aber die Gottesherrschaft zielt auf die reale Veränderung der Besitz- und Machtverhältnisse. Damit die Armen und Unterdrückten befreit werden, sind sie die Menschen, an die Jesus sich wendet. Ihnen macht er in besonderer Weise das Angebot, sich in die Bewegung auf die Gottesherrschaft hin einbeziehen zu lassen. Er schließt die Reichen nicht grundsätzlich aus, aber er fordert, dass sie ihren Reichtum aufgeben oder zur Verfügung stellen, wenn sie mit ihm gehen wollen.

Maria nimmt in ihrem Lied Aussagen aus Gebeten ihres Volkes, den Psalmen, auf. Was sie hofft und in ihrem Kind kommen sieht, lebt als Sehnsucht und Hoffnung in ihrem Volk: Das Ende von Ausbeutung, Leid und Hunger (z.B. Jes 65,19-23), kein Krieg und keine Feindschaft (z.B. Micha 4, 1-4), ein neuer Himmel und eine neue Erde (Jes 65,17) und die sichtbare, von den Völkern angenommene Herrschaft Gottes (z.B. Jes 2,1-3). Mit der Geburt ihres Kindes wird eine neue Zeit beginnen, das Reich Gottes ist im Kommen.

Diese gute Nachricht ist zugleich Gericht. Ehe die Hungrigen satt und die Tränen der Leidenden abgewischt werden können, muss das Unrecht beseitigt, müssen seine Urheber und Verfechter überwunden sein. Gott „stößt die Gewaltigen vom Thron“, er bittet sie nicht, und sie gehen wohl auch nicht freiwillig. Ist uns das bewusst, wenn wir beten: „Dein Reich komme“? Sind wir bereit, so gegen unsere eigenen Privilegien zu beten, die wir gegenüber zwei Milliarden Menschen in der Dritten Welt besitzen? Wir können die Worte Marias nicht nachsprechen und als unsere Hoffnung ausgeben. Dazu müssten wir die Situation in der sie formuliert wurden, und die sozialen Unterschiede – Klassenunterschiede -, die uns von Maria trennen, verleugnen. ‚Die Existenz ohne Hunger ist den Hungrigen versprochen, nicht den Überfressenen‚ (Dorothee Sölle).

Es wäre Heuchelei, in unserem kirchlichen Reichtum davon zu reden, dass wir ‚geistlich arm‚ seien, die Seligpreisung der Armen darum auch uns gelte und wir so teil hätten an der Hoffnung Marias. Wir können nicht vergessen oder verdrängen, dass unsere Welt für die Mehrheit ihrer Bewohner eine Hölle ist. Ihnen gilt die gute Nachricht Jesu.

Weil die biblischen Schriftsteller nicht an der Beschreibung eines leidfreien Zustandes der Welt – für alle und ewig gültig – interessiert sind, sondern am Trost für die Verfolgten und Unrecht Leidenden, können sich noch heute Menschen mit ihren Aussagen identifizieren, die Armen und Unterdrückten, wir privilegierten Christen eben nicht.

Mit Recht sind wir unsicher geworden, ob die Botschaft vom kommenden Reich Gottes uns gilt, ob sie eine gute Nachricht für uns sei, die wir weitersagen können. Sie gilt uns auf einem „Umweg“, dann nämlich wenn wir sie nicht privatisieren und individualisieren zu unserem eigenen Heil, sondern wenn wir teilnehmen an den Hoffnungen und Kämpfen der Armen und Ausgebeuteten. Jesus Christus ist wohl für alle gestorben und will die Befreiung aller Menschen. Befreiung kann für uns nur heißen, uns an der Veränderung der Welt zu beteiligen für mehr Gerechtigkeit, mehr Menschlichkeit und Frieden. Dafür können wir unseren Reichtum an Häusern, Kirchen, Mitarbeitern, Tagungen, Autos … einsetzen. Vielleicht verlieren wir dabei auch Privilegien. ‚Weil Gott das ganze Elend des Menschen aufheben will, tut die Kirche nichts Sachfremdes, wenn sie sich mitbeteiligt an der Beseitigung des politischen Elends der Menschen‚ (Bischof Dr. Krusche).

Christen in der Dritten Welt sprechen davon, dass Theologie ein Ausdruck des Kampfes der Armen und Unterdrückten sein muss und zugleich ein Werkzeug für diesen Kampf. Theologie ist ein Instrument, sie zu befähigen, Wandel herbeizuführen. So ist Theologie keine akademische Theologie; sie geht von der Praxis aus und führt in die Praxis zurück. Ihr Test ist, wie sie sich auswirkt, und nicht wie sie sich anhört. Darum fragen diese Christen, ob das Verständnis der Bibel in den europäischen Kirchen nicht geprägt ist von europäischen Kulturen, von Besitz, Reichtum und Macht, und sie fragen danach, ob sie nicht befreit werden muss aus diesen Gefangenschaften.

Information des Ökumenischen Jugenddienst, Nr. 4/1981


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