Jun 082014
 

Jainismus (Jinismus)

Von Paul Gäbler Evangelisches Kirchenlexikon – Kirchlich-theologisches Handwörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2. Auflage 1962, Band H-O, Spalte 231

Der Jainismus ist eine indische Religion, trotz Ähnlichkeiten vom Buddhismus und Hinduismus geschieden. Sein Neugründer war Vardhamāna („Wachsender“), später Mabāvȋra („großer Held“) genannt, angeblich ein Königssohn in Bihar; er wurde Asket, dann als Erlöster ein Jina („Sieger“) und bis zu seinem Eingang ins Nirvana Wanderprediger und Lehrer. Er lebte z. Z. Buddhas um 500 vor Christus und gilt als der 24. Tȋrthankara („Furtbereiter“, Bahnbrecher) des Jainismus. Er fußt auf den Lehren des Pārshva (falls geschichtlich, um 750 vor Christus), des 23. Tȋrthankara, dessen 22 Vorgänger legendär sind. Nach der Lehre des Jainismus ist die Welt ewig; einen Gott oder Allgeist gibt es nicht. Das Karma lässt die ebenfalls ewigen Seelen je nach den Taten immer wieder als Höllenwesen, Tiere, Menschen oder Götter (sterblich) wiedergeboren werden. Die Erlösung besteht in der Befreiung von diesem Kreislauf vermöge sittlichen Handelns und strenger Askese im Verlauf zahlreicher Wiedergeburten; die Seele genießt dann in ewiger Ruhe seliges Glück.

Seit dem Ende des 1. Jahrhunderts ist der Jainismus in die Shvetambaras („Weissgekleideten“) und Digambaras („Luft­gekleideten“, Nacktgehenden – geschieht nur noch selten) gespalten. Nach einer Verbreitung über ganz Indien kam es besonders seit dem Eindringen des Islam zu einem Rückgang; der Jainismus hat aber jetzt wieder wachsende Bedeutung und zählt heute 1,6 Mill. Anhänger, darunter viele Kauf- und Bankleute. Er legt noch immer besonderen Wert auf ahimsa (Nichttöten von Lebewesen) und eine Erfassung der Laien (Laienbrüder und -schwestern neben Mönchen und Nonnen).

Literatur

  • H. v. Glasenapp: Der Jainismus, 1925  Ders.: Die Religionen Indiens, 1943, S. 183ff.
  • H. Jacobi, in: SBE Bd. 22, 1884; Bd. 45, 1897
  • W. Kirfel: Die Religion des Jainas, in: Bilderatlas zur Religionsgeschichte, hrsg. von Haas, Lieferung. 12, 1928
  • Sten Konow: Die Jainalehre, in: Chant ll, 89ff.
  • E. Leumann: Buddha und Mahavira, 1921
  • W. Schubring: Worte Mahaviras, 1927 Ders.: Die Lehre des Jainas, 1935  
  • C. J. Shah: Jainism in North India, 1932
  • M. Stevenson: The Heart of Jainism, 1915 (Schluss: Der Jainismus und das Evangelium).
  • M. Winternitz: Gesch. d. ind. Lit. II, 1920. 

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